Die Schlacht bei Gorlice-Tarnow

Die Schlacht von Gorlice-Tarnow feiern wir Deutschen heute. Diese wurde 1915 von unserem Feldmarschall August von Mackensen und seinem Generalstabschef Hans von Seeckt gegen die Russen geschlagen. Mit unserer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee durchbrachen unsere beiden Helden die russische Front und warfen in die Folge die Russen weit nach Osten zurück. Uns standen dabei 19 Divisionen und 880 Geschütze zur Verfügung, während die Russen 24 Divisionen und 680 Geschütze ins Feld stellen konnten. In der Schlacht von Gorlice-Tarnow erlitten die Russen einen Verlust von 100,000 Toten und Verwundeten und büßten zudem 250,000 Gefangene ein, während sich unsere deutschen Verluste mit 40,000 Verwundeten und Toten durchaus im annehmbaren Rahmen hielten – besonders im Vierjährigen Krieg. Nachdem sich die Russen gegen uns Deutsche, in den Schlachten von Tannenberg, an den Masurischen Seen und in der Winterschlacht, die Zähne ausgebissen hatten, richteten sie ihre Angriffe auf die Österreicher. Den Ernst der damaligen Lage und unseren Entschluß zum Gegenangriff schildert uns unser alter Generalstabschef Erich Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Der im Januar von General von Conrad beschlossene Angriffe hatte keinen Erfolg gehabt. Im ersten Anlauf war auf dem ganzen Karpatenkamm Gelände gewonnen, dann aber Stillstand eingetreten. Der Russe schritt zu seinem Gegenangriff und setzte der k.u. k. Armee hart zu, nur die tapfere deutsche Südarmee unter General von Linsingen arbeitete sich immer weiter vor. Ohne diese deutschen Truppen wäre die Lage nicht gehalten worden. Die Schwierigkeiten des Kriegsschauplatzes im Winter waren gewaltige. Sie erlegten der Truppe, die Wunderdinge leistete, ungeheure Anstrengungen auf. Der Abgang durch Frostschäden war groß. Przemysl wurde nicht entsetzt, es fiel am 19. März. Während die Angriffe gegen das deutsche Land östlich der Weichsel Anfang April abflauten, setzte der Großfürst seine Angriffe gegen die k. u. k. Armee mit dem ausgesprochenen Ziel fort, über die Karpaten nach Ungarn hinabzusteigen und damit Österreich-Ungarn zu Boden zu werfen. Bei dem Oberkommando in Teschen wurde im April die militärische Lage der Doppelmonarchie als ungemein bedenklich angesehen. Italiens Haltung war immer zweifelhafter geworden. Es hatte alle weitgehenden Angebote Österreich-Ungarns, die auch ich beim General von Conrad befürwortet hatte, abgelehnt und war ganz in die Netze der Entente geraten. Diese brauchte trotz ihrer Überlegenheit neue Hilfskräfte, um unser Herr zu werden. Mit dem Eintritt Italiens in den Kampf auf seiten unserer Feinde mußte immer bestimmter gerechnet werden. Österreich-Ungarn sah sich genötigt, seine Truppen an der italienischen Grenze erheblich zu verstärken; auch die serbische Armee schien wiederum mehr Beachtung zu fordern. Ein russischer Angriff mußte die k. u. k. Armee um so empfindlicher treffen, je mehr sie sich zugunsten anderer Fronten in Ungarn und Galizien zu schwächen genötigt war. Die Stimmung in Teschen sank immer mehr. Der k. u. k. Verbindungsoffizier schilderte uns auf Befehl des Generals von Conrad hin die Lage als hochernst. Nach meiner Kenntnis des österreichisch-ungarischen Heeres traf dies zu. Wir gaben die ernsten Äußerungen und unsere Auffassungen an die Oberste Heeresleitung weiter. Mitte April wurde die Lage in den Karpaten noch gespannter. Die Armee des General Boroevic wurde über den Kamm zurückgeworfen, während weiter östlich die deutsche Südarmee standhielt. Es war jetzt der Augenblick gekommen, wo durchaus geholfen werden mußte. Wir setzten die bei der IX. Armee bereitstehende XXV. Reservedivision mit der Eisenbahn in Bewegung. Sie kam noch gerade rechtzeitig, um das schlimmste Unheil zu verhüten. Der Obersten Heeresleitung meldeten wir unsere Maßnahme. Sie schloß sich unserer Auffassung an. Sie bildete das Beskiden-Korps unter dem General von der Marwitz, der bisher das XXXVIII. Reservekorps bei uns geführt hatte. Der Oberbefehlshaber Ost gab außerdem noch die IV. und eine neugebildete Division zur Verstärkung der Karpatenfront ab. Die Lage dort blieb aber ernst. Gleichzeitig mußten wir Verstärkungen an die serbische Front senden. Sie unterstützten später den General von Linsingen bei seinem Angriff im Mai. Die deutsche Oberste Heeresleitung faßte nunmehr den Entschluß, die Entscheidung gegen Rußland zu suchen. Der Plan war großzügig, der Gedanke, sich im Westen trotz der dort herrschenden Spannung zu schwächen, zeugte von großer Verantwortungsfreudigkeit. Seit den Kämpfen im November um Ypern hatte sich auf der ganzen Westfront der Schützengrabenkrieg entwickelt. Das Einstellen des Vormarsches in Frankreich, das Zurückbiegen des rechten Flügels im September und die geringen Ergebnisse der Kämpfe in Flandern hatten auf die Armeen des Westens einen starken Stimmungsdruck ausgeübt, der durch den Munitionsmangel noch verstärkt wurde. Ein Angriff des III. Armeekorps unter seinem verdienstvollen und bedeutenden Kommandierenden General von Lochow bei Soissons im Januar hatte ungemein belebend gewirkt und ein gleich darauf folgender Angriff der Sachsen bei Craonne schöne Erfolge gezeitigt. In schwerem Ringen war es endlich gelungen, einen großangelegten Durchbruchsversuch der Franzosen in der Champagne im Februar und März zum Scheitern zu bringen. Auf seiten der Entente ruhte die Hoffnung auch weiterhin vorläufig allein auf Rußland. In England befanden sich die Kitchener-Armeen noch in Aufstellung; sie waren eine große Schöpfung eines bedeutenden Organisators. Von den 32 Divisionen konnten die ersten 12 vom Mai ab fertig sein. Der Kriegsbetrieb der Industrie der Entente erweiterte sich. Auch die Vereinigten Staaten traten als ihre Lieferanten auf. Wenn es uns auch zunächst durch wirtschaftliche Maßnahmen gelang, die Kriegsmaterialausfuhr aus Amerika zu erschweren, so konnte dies doch nicht von Dauer sein. In unserem schweren Kampf konnten wir diese Handlungsweise der Vereinigten Staaten nur als einseitige Begünstigung unserer Feinde auffassen; ihr Verhalten mußte tiefe Bitterkeit bei uns erzeugen. Es stand zu erwarten, daß dem deutschen Angriff gegen Rußland feindliche Entlastungsangriffe an der Westfront folgen würden. Die spannungsvollen und krisenreichen Kämpfe bei La Bassee und Arras im Mai zeigen, was die Oberste Heeresleitung auf sich nahm, als sie den Entscheidungskampf im Osten wagte. General von Mackensen erhielt mit der neu zu bildenden XI. Armee, die im wesentlichen aus Truppen aus dem Westen bestand, die Weisung, Anfang Mai in Westgalizien in die Flanke der in den Karpaten mit großer Todesverachtung angreifenden Russen zu stoßen und sie zu schlagen. Er war ein großzügiger, vornehmer Mann und glänzender Soldat, dessen Taten in der Geschichte aller Zeiten fortleben werden. Sein Chef des Generalstabes wurde Oberst von Seeckt, der bisherige Chef des Generals von Lochow, durch seine Geistesschärfe und klare Gemessenheit eine der am stärksten hervortretenden Erscheinungen des Krieges. Die IX. Armee übernahm Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern, der diese höchste militärische Würde mit Recht trug. Er unterstellte sich bereitwillig dem dienstlich erheblich jüngeren Generalfeldmarschall von Hindenburg. Der Oberbefehlshaber Ost erhielt den Auftrag, an seiner Front zu demonstrieren, um feindliche Kräfte zu binden.“

18 Gedanken zu “Die Schlacht bei Gorlice-Tarnow

  1. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow nahm zwar schon am 2. Mai ihren Anfang, gefeiert wird sie aber erst heute. Als Ostschlacht des Vierjährigen Krieges zog sie sich nämlich ganz schön hin und außerdem mußte man abwarten, ob man nur ein paar Anfangserfolge errungen und die russische Front etwas eingedrückt hatte oder ob deren Durchbrechung gelungen war. Dies war zum Glück der Fall und so mußten die Russen im Verlauf der weiteren Kämpfe Polen gänzlich räumen und vorerst alle ihre Angriffe auf die etwas angeschlagenen Österreicher einstellen. Erfochten haben diesen großen deutschen Sieg im Osten unser Feldmarschall August von Mackensen und unser Generaloberst Hans von Seeckt, sein Stabschef, mit unserer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee. Eine wahrhaft gewaltige Schlacht: 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Geschützen gegen 24 russische Divisionen mit 680 Geschützen. Die Verluste der Russen beliefen sich an Toten, Verwundeten und Gefangenen auf 350,000 Mann, wogegen wir Deutschen nur 40,000 Verluste zu beklagen hatten. Es ist also mal wieder Zeit für die Wacht am Rhein, da unsere deutschen Grenzen einmal mehr mit diesem kühnen Streich erfolgreich verteidigt worden sind: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw
    „Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
    wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
    Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
    Wer will des Stromes Hüter sein?
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
    und aller Augen blitzen hell:
    der deutsche Jüngling, fromm und stark,
    beschirmt die heilige Landesmark.
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Er blickt hinauf in Himmelsauen,
    wo Heldengeister niederschaun,
    und schwört mit stolzer Kampfeslust:
    „Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    „Und ob mein Herz im Tode bricht,
    wirst du doch drum ein Welscher nicht.
    Reich wie an Wasser deine Flut
    ist Deutschland ja an Heldenblut.“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    „So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
    noch eine Faust den Degen zieht,
    und noch ein Arm die Büchse spannt,
    betritt kein Feind hier deinen Strand.“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
    die Fahnen flattern hoch im Wind:
    Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!
    Wir alle wollen Hüter sein!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    So führe uns, du bist bewährt;
    In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,
    Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!
    Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!“
    Unser Feldmarschall Paul von Hindenburg erzählt uns in seinen Denkwürdigkeiten ein wenig von der Schlacht bei Gorlice-Tarnow: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut
    „Der Winterschlacht folgt als russische Antwort ein umfassender Angriff auf unsere Stellungen vorwärts der altpreußischen Grenzgebiete. Gewaltige Blöcke wälzt der feindliche Heerführer gegen uns heran, Blöcke von übermächtiger Größe, jeder einzelne schwerer, als alle unsere Kräfte zusammen. Aber der deutsche Wille überwindet auch diese Belastung. Ströme russischen Blutes fließen in den mörderischen Kämpfen bis Frühjahrsbeginn nördlich des Narew und westlich des Njemen; dem Himmel sei Dank, auf russischem Boden! Der Zar mag viele Soldaten haben, auch ihre Zahl schwindet bei solchen Massenopfern merklich dahin. Die russische Kraft, die vor unseren Linien zugrunde geht, wird nachher fehlen, wenn der große deutsch-österreichisch-ungarische Stoß weit im Süden die ganze russische Heeresfront erbeben macht. Nicht nur in den preußischen Grenzgebieten, sondern auch in den Karpaten wird in dieser Zeit mit äußerster Erbitterung gefochten. Dort versucht der Russe auch über den Winter hinaus den Grenzwall Ungarns um jeden Preis zu bezwingen. Er fühlt wohl mit Recht, daß ein Einbruch der russischen Flut in die magyarischen Länder den Krieg entscheiden könnte, daß das Donaureich einen solchen Schlag nimmermehr überwinden würde. War es zu bezweifeln, daß der erste russische Kanonenschuß in der ungarischen Tiefebene seinen Widerhall in den oberitalienischen Gebirgen und in den transsilvanischen Alpen finden würde? Der russische Großfürst wußte wohl, für welch hohes Ziel er von dem Zarenheere die furchtbaren Opfer auf den schwierigen Kampffeldern des Waldgebirges forderte. Die andauernd große Spannung der Kampflage in den Karpaten und ihre Rückwirkung auf die politischen Verhältnisse forderten gebieterisch eine Lösung. Die deutsche Oberste Heeresleitung fand eine solche. Sie durchbrach in den ersten Tagen des Mai die russische Heeresfront in Nordgalizien und faßte die gegnerische Schlachtfront an der ungarischen Grenze in Flanke und Rücken. Mein Oberkommando war zunächst an der großen Operation, die bei Gorlice ihren Anfang nahm, nur mittelbar beteiligt. Unsere Aufgabe im Rahmen dieser großzügigen Unternehmung war es vorerst, starke feindliche Kräfte zu binden. Das geschah zunächst durch Angriffe im großen Weichselbogen westlich Warschau und an der ostpreußischen Grenze, in Richtung Kowno, dann aber im größeren Stile durch ein am 27. April begonnenes Reiterunternehmen nach Litauen und Kurland. Der Vorstoß von drei Kavalleriedivisionen, unterstützt von der gleichen Zahl Infanteriedivisionen, berührte eine empfindliche Stelle russischen Kriegsgebietes. Der Russe fühlte wohl zum ersten Male, daß die wichtigsten Eisenbahnen, die russisches Heer und russisches Kernland verbanden, durch ein solches Vorgehen ernstlich gefährdet werden konnten. Er warf unserem Einbruch starke Kräfte entgegen. Die Kämpfe auf litauischem Boden zogen sich bis zum Sommer hin. Wir sahen uns veranlaßt, weitere Kräfte dorthin zu werfen, um die besetzten Landesteile zu behaupten und unseren Druck auf den Gegner auch in jenen vom Krieg bisher unberührten Gebieten dauernd zu erhalten. So entstand dort allmählich eine neue deutsche Armee. Sie erhielt nach dem Hauptstrom des Gebietes die Bezeichnung „Njemenarmee“. Es fehlt mir an Raum, um auf den Heereszug einzugehen, der am 2. Mai in Nordgalizien begann, um dann, auf unsere Linien übergreifend, in den Herbstmonaten östlich Wilna zu enden. Wie eine Lawine aus scheinbar kleinen Anfängen entsteht, immer neue und neue Teile auf ihrem verheerenden Weg mit sich reißt, so beginnt und verläuft dieser Zug in nie gesehener und nicht mehr wiederholter Ausdehnung. Wir werden zu unmittelbarem Eingreifen in seinen Gang veranlaßt, als der Durchstoß über Lemberg hinaus gelang. Jetzt schwenken nämlich die deutsch-österreichisch-ungarischen Armeen zum Vorgehen in nördlicher Richtung zwischen oberen Bug und Weichsel ein. Man halte sich das Bild der Lage vor Augen: Die russische Heeresfront ist in der südlichen Hälfte fast bis zur Zersprengung eingedrückt. Ihr Nordteil, nach Westen und Nordwesten festgehalten, hat eine neue mächtige Flanke zwischen der Weichsel und den Pripetsümpfen nach Süden gebildet. Eine Katastrophe droht der Masse des russischen Heeres, wenn ein neuer Durchbruch von Norden her gegen den Rücken der russischen Heeresmacht gelingt…“

    Like

  2. Mag auch die Schlacht von Tannenberg berühmter sein, so ist die Schlacht von Gorlice-Tarnow, deren Jahrestag wir heute feiern, nicht minder entscheidend gewesen: An Toten, Verwundeten und Gefangenen kostete sie die Russen 350,000 Kriegsknechte und in der Folge dieser schweren Niederlage wurden die Russen aus Polen ganz und gar hinaus geschlagen. Den Sieg verdanken wir unserem Feldmarschall August von Mackensens und seinem Stabschef, unserem Generaloberst Hans von Seeckt. Beide führten unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee zum Sieg. Wir Deutschen waren mal wieder deutlich in der Unterzahl: Gegen unsere 19 Divisionen boten die 24 Divisionen auf. Mit dem alten Gesang „Im Osten steht unser Morgen“ soll dieser große deutsche Schlachtensieg gefeiert werden: https://www.youtube.com/watch?v=a_SJvL7LDlA
    „Im Osten steht unser Morgen,
    Steht Deutschlands kommendes Jahr,
    Dort liegt eines Volkes Sorgen,
    Dort wartet Sieg und Gefahr.
    Dort hielten Brüder die Treue,
    Daß niemals die Fahne sank,
    Ein halbes Jahrtausend Treue,
    So wachten sie ohne Dank.
    Dort wartet gute Erde,
    Die niemals Saaten trug,
    Dort stehn keine Höfe und Herde,
    Dort ruft das Land nach dem Pflug.
    Dort müssen wir Fremde gewinnen,
    Die einmal schon Deutschen gehört,
    Dort gilt es ein neues Beginnen,
    Nun rüstet euch, Deutsche hört!
    Im Osten steht unser Morgen,
    Steht Deutschlands kommendes Jahr,
    Dort liegt unsres Volkes Sorgen,
    Dort wartet Sieg und Gefahr.“
    Damit der Durchbruch unserer XI. Armee bei Gorlice-Tarnow auch gelingen kann, gehen auch unsere anderen Armeen im Norden zum Angriff über, um die Russen zu beschäftigen und abzulenken. Genaueres weiß unser alter Generalstabschef Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen zu berichten: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die IX. Armee hatte eine ruhige Zeit hinter sich. Anfang März glaubte sie, nördlich der Pilitza einen Erfolg erringen zu können, und griff unter vielen Reibungen örtlich an; sie war aber bald genötigt, davon Abstand zu nehmen. In Ausführung der Weisung der Obersten Heeresleitung sollte sie jetzt bei Stiernjewitze angriffen. Wir hatten Gas erhalten und erwarteten durch dessen Verwendung einen großen taktischen Erfolg, da der Gasschutz der Russen noch nicht durchgebildet war. Auch bei der X. Armee örtlich Suwalki konnten wir uns von einem Angriff örtliche Vorteile versprechen. Er wurde demgemäß befohlen. Der Gasangriff der IX. Armee, der am 2. Mai stattfand, glückte nicht. Der Wind war günstig, aber die Anweisung der Truppe war nicht richtig Das Gas strich wie beabsichtigt ab, die Truppe aber wähnte, der Feind dürfe sich nicht mehr rühren. Als er nun doch schoß und auch die eigene Artillerie anscheinend nicht ordentlich in Wirkung trat, griff die Infanterie nicht an. Sie nahm an, das Gas habe nicht gewirkt. Die IX. Armee hatte mit Gas Unglück. als sie später, nicht mehr im Rahmen dieser großen Lage, den Gasangriff an gleicher Stelle wiederholte, schlug der Wind um. Wir hatten schmerzlichen Abgang an Gaskranken. Das Gas war bei der Truppe nicht beliebt. Der Einbau dauerte zu lange, und das Warten auf den Wind mit gefüllten Gasbehältern im Schützengraben widerstrebte Offizieren und Mannschaften. Der Angriff der X. Armee bei Suwalki hatte taktischen Erfolg. Ob diese Angriffe der großen Operation wirklich genützt haben, weiß ich nicht, da sie aber taktischen richtig waren, so erschienen sie gerechtfertigt. Wirksamer mußte eine Unterstützung der Operation des Generals von Mackensen werden, wenn wir selbst zur freien Bewegung gegen den Feind kamen. Das war auf den Fronten der IX., der Armeeabteilung Gallwitz der VIII. und X. Armee unmöglich und nur nördlich des Njemen nach Litauen und Kurland hinein ausführbar. Wir hatten Ende März, Anfang April die III. und bayerische Kavalleriedivision aus dem Westen bekommen und bei Gumbinnen ausgeladen, da der linke Flügel der X. Armee immer noch recht schwach war. Diese beiden Divisionen und die schon nördlich des Pregel stehende VI. Kavalleriedivision sollten Ende April nach Litauen und Kurland hineinreiten, gestürzt auf die VI., XXXVI. und LXXVIII. Reservedivision. Die Kavalleriedivision übernahm hier General von Lauenstein. Am 27. April begann unser Zug nach Litauen und Kurland. General von Lauenstein trat aus dem von dem Oberbefehlshaber Ost festgelegten Aufmarsch heraus in drei Kolonnen den Vormarsch auf Schaulen an: mit der rechten – bayerischen und III. Kavalleriedivision und XXXVI. Reservedivision – über Jurborg, mit der mittleren – LXXVIII. Reservedivision – auf der großen Chaussee von Tauroggen, mit der linken – VI. Kavalleriedivision und VI. Reservedivision – aus der Gegend von Memel. Schon am 27. abends stand die III. Kavalleriedivision dicht südöstlich der Straße Tauroggen – Kjelmy, unweit Skaudvile, während die bayerische Kavalleriedivision auf Rossieny geritten war. Die VI. Kavalleriedivision mußte hart östlich der Grenze kämpfen und kam am 27. nicht allzu weit vor. Der Gegner, dessen Hauptkräfte seit Ende März unverändert nordöstlich Tauroggen standen, wich auf Kjelmy aus und entkam, da die III. Kavalleriedivision nicht zugriff. Am 28. April standen die bayerischen und III. Kavalleriedivision bei Kjelmy und östlich, die VI. bei Worny. 75 Kilometer waren in zwei Tagen zurückgelegt. Am 29. nährten sich die Kavalleriedivisionen Schaulen und Kurschany. Am 30. wurde Schaulen besetzt, das die Russen in Brand gesteckt hatten. Die VI. und die III. Kavalleriedivision setzten die Bewegung in Richtung Mitau fort, vor dem die VI. Kavalleriedivision am 3. Mai eintraf. Sie konnte den feindlichen Widerstand hier nicht mehr brechen und blieb zunächst südwestlich Mitau stehen. Sie wich später längs der Eisenbahnstrecke Mitau – Moscheiki hinter die Windau aus. Die III. Kavalleriedivision wurde bald angehalten und der bayerischen Kavalleriedivision nachgezogen. Beide stießen nunmehr gemeinsam von Schaulen in südöstlicher Richtung über Beissagola auf Keidany vor. Hier aber verdichtete sich der feindliche Widerstand. Sie gingen nun langsam vor dem vordrückenden Gegner hinter die Dubissa in Richtung Kjelmy zurück…“

    Like

  3. Bei Gorlice-Tarnow hat unsere XI. Armee 1915 – im Verbund mit der IV. österreichischen Armee – die 3. russische Armee vernichtend geschlagen und die russische Front durchbrochen. Zum Sieg führten sie unser Feldmarschall August von Mackensen und sein Stabschef Generaloberst von Seeckt. Es standen 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Geschützen und 24 russische Divisionen mit 680 Geschützen gegenüber. Die Russen verloren in der Schlacht 100,000 Tote und Verwundete sowie 250,000 Gefangene, während wir Deutschen nur 40,000 Mann Verlust erlitten. Der Sieg konnte dieses Mal recht gut ausgenützt werden und führte zur Vertreibung der Russen aus Polen. Die Grenzwacht im Osten hat also mal wieder ganze Arbeit geleistet und bekommt daher auch ihr altes schönes Lied von der Karo gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=NlqyBIQ-Cac
    „Die Grenzwacht hielt im Osten dem Feinde lange stand
    Heut kehrt ihr letzter Posten zurück ins Vaterland
    Erschöpft und aufgerieben in treuer Ritterschaft
    Die Besten sind geblieben, uns andern brach die Kraft
    Doch bringen wir die Fahne, die wehend vor uns stritt
    Von Rigas blutgen Planen in allen Ehren mit
    Die sturmbewährt sich nimmer vor einem Feind geneigt
    Und heute noch und immer den Weg nach Osten zeigt
    Es rauscht dort hin zu mahnen, zu ihr der Väter Geist
    Trotz aller Not ein Ahnen, das deutsche Zukunft heißt
    Sind wir auch fremd geworden euch Brüdern aus dem Reich
    Aus West und Süd und Norden, das Banner blieb sich gleich
    Ob wir auch hier verderben, das kümmere euch nicht
    Die Fahne zu vererben ist unsere letzte Pflicht
    Ich darf nicht länger zagen, bald zwingt sie euren Sinn
    Nach Ostland sie zu tragen, sie will, sie muß dort hin“
    Das Vorgeplänkel im Norden geht nun munter weiter und unser General Ludendorff und sein bewährter Schlachtenhelfer Max Hoffmann erstürmen die Stadt Libau: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Auch die Infanteriedivision hatten außerordentliche Marschleistungen aufzuweisen. Die XXXVI. Reservedivision wurde zur Sicherung gegen Kowno an die untere Dubissa vorgeschoben, während die LXXVIII. und VI. Reservedivision bei Schaulen vereinigt wurden. Der Zweck des kühnen Unternehmens war erreicht. Zusehens verstärkte sich der Russe. Es kam für die Folge an der Dubissa von der Mündung bis Kjelmy hin, um Schaulen und nordwestwärts bei ausgedehnten Fronten zu einer Reihe spannungsreicher und für Führung und Truppen aufreibender Kämpfe, die sich über die Monate Mai und Juni hinzogen. Sie wurden unserseits in großer Unterlegenheit verteidigungs- und angriffsweise geführt, veranlaßten uns aber allmählich, um das Gewonnene zu halten und den Feind weiter zu fesseln, noch die VIII. Kavalleriedivision der IX. Armee, die I. Reservedivision und II. Kavalleriedivision der Armeeabteilung Gallwitz und die schwache Division Beckmann der X. Armee nördlich des Njemen einzusetzen. Die Truppen verstärkten sich damit derartig, daß sie unter einem Armeeoberkommando mit seinen zahlreichen Verwaltungsbehörden zusammengefaßt werden mußten; ein Generalkommando genügte nicht mehr. General Otto von Below wurde Oberbefehlshaber, die Armee erhielt den Namen „Njemenarmee“. An seiner Stelle erhielt General von Scholtz den Befehl über die VIII. Armee. Die Dubissa-Linie behaupteten wir in harten Kämpfen. Schaulen konnte auf die Dauer nicht gehalten und nur ein Teil der sehr reichen und für uns so überaus wichtigen Ledervorräte zurückgeschafft werden. Wir mußten die Stadt schon im Mai dem Feinde wieder überlassen und blieben hart südlich von ihr. An der Windau von Kurschany abwärts bis in Höhe von Hasenpot stand unsere Kavallerie, sie wurde zuweilen vom Gegner durchbrochen, hielt aber doch schließlich die Flußlinie. Die III. Kavalleriebrigade hatte am 7. Mai abends Libau genommen. Wir wußten wohl, daß die russischen Truppen dort nur höchst geringen Wert hatten, aber nicht, wie der Zustand der Werke war. Als Kriegshafen war Libau schon vor dem Kriege aufgegeben. Die weiten militärischen Hafenanlagen zeigten die Großzügigkeit des zaristischen Rußlands auf allen Gebieten, auf denen es sich um Machtentfaltung handelte. Die Stadt enthielt wichtige industrielle Anlagen, darunter eine der größten Stacheldrahtfabriken Rußlands. Oberstleutnant Hoffmann schlug einen Handstreich vor. Ich ging darauf ein. Viel Truppen hatten wir nicht. Die III. Kavalleriebrigade unter Oberst von der Schulenburg, zwei bis drei Bataillone und einige Batterien der bereits dort befindlichen Reservedivisionen sollten sich der Stadt von Osten nähern, während ein Landsturmbataillon sollten sich der Küste von Süden her anrückte und Torpedoboote von See her angriffen. Die Festung wurde nicht ernstlich verteidigt. Die Werke wurden von der Besatzung gesprengt, Küstengeschütze stellten sich als Attrappen heraus. Die schwache Besatzung von 1500 Mann ergab sich, als unsere Truppen von Süden und Osten her eindrangen. Die Einnahme von Libau war keine Waffentat, von der später die Weltgeschichte reden wird, sie war aber ein glückliches Unternehmen, an das alle Beteiligten sich gern erinnern. Daß es ohne Verluste ausgeführt wurde, war besonders wertvoll; das entsprach meinem Bemühen, Erfolge mit geringen Einbußen zu erreichen. Die Truppe kann stolz sein, wenn sie hohe Verluste ertragen kann und dadurch siegt. Der Führer hat anders zu denken…“

    Like

  4. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow wurde Anno 1915 geschlagen. In dieser besiegten unsere Feldherren August von Mackensen und Hans von Seeckt mit ihrer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee die 3. russische Armee. Sprich, schlug mit 19 Divisionen und 880 Feldgeschützen 24 russische Division mit 680 Feldgeschützen. Bedeutend wurden die Folgen dieser Schlacht. Die Russen mußten nämlich nicht nur aus Polen weichen, sondern auch ihre Angriffe auf Österreich aufgeben. Das sich dadurch zur Abwehr der bundesbrüchigen Italiener rüsten. In den Kriegserinnerungen von unserem alten Generalstabschef Erich Ludendorff wird die Schlacht von Gorlice-Tarnow wie folgt umrissen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „General von Mackensen hatte in den Morgenstunden des 2. Mai die russische Front am mittleren Dunajek in einem wohlvorbereiteten und von den Truppen glänzend ausgeführten Angriff durchbrochen. In den nächsten Tagen wurde die zweite und dritte russische Stellung genommen. Darauf ging der Russe aus Ungarn über den Karpatenkamm nach Norden zurück. Ungarn war befreit und die k. u. k. Armee nunmehr entscheidend entlastet. Es war Zeit, denn Italien trat in diesen Tagen in den Krieg. Seine Armee zählte über 600,000 Mann ohne die vielen Formationen zweiter Linie, die nicht unmittelbar für den Kampf in Betracht kamen. Es bildete einen ungeheuren Kräftezuwachs für die Entente. Im September war die Gesamtstärke der italienischen Fronttruppen schon auf 900,000 Mann gestiegen. General von Mackensen drang unaufhaltsam gegen den San auf Jaroslau vor und erstürmte den Brückenkopf am 15. Mai. Die k. u. k. Nachbararmeen hingen sich zu beiden Seiten den vorwärtsdrängenden deutschen Truppen an, auch die deutsche Südarmee griff an und gewann nordwärts über Stryj hinaus Gelände. Przemysl wurde Anfang Juni den Russen wieder entrissen. Nördlich der oberen Weichsel gab der Russe die Nida auf, um gegen die Weichsel zurückzuweichen. General von Woyrsch konnte sich Mitte Mai unter Festhaltung seines linken Flügels bis Kielce vorschieben. Die russischen Armeen zwischen den Karpaten und der Pilitza hatten somit ihre Stellung aufgeben müssen und dabei viel verloren. Die Verbündeten konnten im wesentlichen aber nur frontal folgen, so sehr sie sich auch bemühten, zu örtlichen Flankierungen zu kommen und namentlich die russische Karpaten-Armee in ihrer westlichen Flanke zu fassen. Ein Umklammerungsversuch auf dem rechten Flügel der k. u. k. Armee in der Bukowina scheiterte. Es fehlte ihm an Kraft. Er endete hier schließlich in einem Zurückgehen vor feindlichem Druck. Die ungünstigen rückwärtigen Verbindungen geboten dem Vormarsch am San zunächst einen Halt. Die Schwierigkeiten waren Anfang Juni behoben. Der Angriff wurde nunmehr fortgesetzt. Immer lasteten die Hauptkampfaufgaben auf deutschen Truppen. Am 22. Juni wurde Lemberg wiedererobert, bald darauf Rawa-Ruska erstürmt und der Russe zum weiteren Rückzug gegen den Bug gezwungen. Er ging nunmehr auch weichselabwärts weiter in Richtung Lublin – Iwangorod zurück. Wir hatten in Lötzen naturgemäß in höchster Spannung den Ereignissen in Galizien zugesehen und uns dauernd ein Bild gemacht, wie wir die Operationen gegen Rußland weiterhin tatkräftig unterstützen könnten. Unsere Kräfte waren zunächst verausgabt. Der Russe schwächte sich indes vor unserer Front, insbesondere vor der IX. Armee. Auch von der Südgrenze West- und Ostpreußens zog er Truppen für Galizien ab. Aus der Front vor der X. Armee hatte er bei unserem Einfall in Litauen Truppen dorthin geschoben. Er war also vor uns überall dünner geworden. Auch wir hatten bereits viel herausgezogen und nach und nach für die Operationen im Südosten abgegeben. Allmählich konnten wir noch weitergehen. Bei der ungeheuer langen Front war das Herausnehmen der Truppen jedoch schließlich begrenzt. Die Stellungen mußten zum mindesten so besetzt werden, daß die Ablösung des einzelnen Mannes ermöglicht blieb. Erst als uns die Oberste Heeresleitung im Juni einige neugebildete Landsturm-Regimenter zuwies, konnten wir daran denken, Divisionen für eigene Angriffshandlungen bereitzustellen…“

    Like

  5. Anno 1915 wurde die Schlacht von Gorlice-Tarnow geschlagen. Ein großer deutscher Sieg im Osten, den man eine kleine Entscheidungsschlacht nennen darf. Die russische 3. Armee mußte nämlich ganz schön Federn lassen und hat einen Verlust von 350,000 Mann erlitten (bei 40,000 Mann deutschen Verlusten). Die Folgen können sich auch sehen lassen: Die Russen wurden aus Polen vertrieben und den Österreichern hinreichend Luft verschafft, um den heimtückischen Angriff Italiens abwehren zu können. Errungen haben diesen Sieg unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee. Angeführt haben sie unser Feldmarschall August von Mackensen und unser Generalobers Hans von Seeckt. Beim General Ludendorff wird nun in den Kriegserinnerungen munter der errungene Erfolg ausgenutzt: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Das frontale Zurückdrängen der Russen in Galizien, so empfindlich es für sie war, brachte keine Kriegsentscheidung. Sie wichen kämpfend so weit aus, als wir in Rücksicht auf unsere Verbindungen vordringen konnten. Sie schlugen sich noch nicht auf ihrem eigenen Grund und Boden und konnten bis dahin noch weite Strecken aufgeben. Es kam hinzu, daß bei diesem frontalen Kämpfen unsere Verluste nicht unerheblich waren. Es mußte geprüft werden, ob nicht andere Operationen bessere Aussichten böten. Wir konnten vielleicht 9 bis 10 Divisionen bei der Armeeabteilung Gallwitz, die mittlerweile zur XII. Armee ausgestaltet war, zum Stoß gegen den unteren Narew vereinigen, aber wir versprechen uns davon nicht viel. Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß der Russe günstigstenfalls Widerstand leisten, dann aber ebenso ausweichen würde wie in Galizien. In der Theorie vorteilhafter erschien wieder die Operation, an die wir nach der Winterschlacht gedacht hatten: Vordringen über die Linie Ossowjetz – Grodno, vielleicht auch noch über Lomsha. Ein solcher Vormarsch hätte eine entscheidende Wirkung haben können. Er führte auf räumlich kürzestem Wege in den Rücken des aus Ostgalizien zwischen Weichsel und Bug zurückweichenden russischen Heeres. Wir erkundeten die Sumpfniederung zu beiden Seiten von Ossowjetz für einen Übergang, aber das Ergebnis war, wie vorauszusehen, ein ungünstiges. Die Bodenverhältnisse schlossen dort einen Übergang aus. Wir mußten mit ernstem Widerstand in der taktisch schon an und für sich sehr starken und vermutlich auch stark besetzten Linie Ossowjetz – Grodno rechnen. Daß wir hier diesen Widerstand und die sonstigen Schwierigkeiten überwinden würden, war nicht zu erwarten. Ich habe tief bedauert, daß ich einen solchen Angriff auch auf eine Anfrage der Obersten Heeresleitung hin nicht befürworten konnte. Jede Operation weiter nördlich entfernte sich räumlich von der entscheidenden Stelle südöstlich Grodno. Dieser Nachteil mußte dann durch Schnelligkeit ausgeglichen werden, zumal wenn der feindliche Rückmarsch rascher als bisher vor sich ging. Die feindliche Flanke mußte in diesem Fall immer mehr und mehr in Richtung Wilna – Minsk getroffen werden. Ein großer deutscher Vormarsch zwischen Grodo – Kowno allein war nicht wirkungsvoll genug, wir liefen in einen Sack. Günstiger erschien es, zunächst Kowno von der X. Armee von Westen her, bei gleichzeitiger Umfassung von Norden durch die Njemen-Armee, zu nehmen. War diese Festung, der Eckpfeiler der russischen Njemen-Verteidigung, gefallen, so war der Weg auf Wilna und in den Rücken der Hauptkräfte des russischen Heeres geöffnet. Es mußte daraufhin einen gewaltigen Sprung nach rückwärts ausführen. Konnten die Njemen- und X. Armee auch nur geringe Verstärkungen rechtzeitig erhalten und mit Kolonnen und Trains reichhaltig ausgestattet werden, so war zu hoffen, diesen Sprung derart von Norden über Wilna in der Flanke zu fassen, daß der Sommerfeldzug 1915 mit einer entschiedenen Einbuße des russischen Heeres endigen würde. Das war um so eher zu erreichen, je schärfer die Operationen aus Ostgalizien in den Raum östlich des Bug gelegt wurden. In Ausführung dieses Gedankens wurde die Njemen-Armee durch die XLI. Infanteriedivision, LXXVI. Reservedivision und IV. Kavalleriedivision der VIII. Armee verstärkt. Der Angriff auf Kowno war dadurch einfacher geworden, daß Mitte Mai nach einem gescheiterten Vorstoß der Russen aus den Waldungen westlich Kowno auf Schaki unsere Linien in diesen Wäldern auf Entfernungen vorgeschoben waren, die das Instellungbringen unserer schwersten Artillerie gestatteten. Dieser russische Vorstoß war überraschend gekommen und gewann zuerst gegen die Grenze erheblich Boden. Es war nicht zu übersehen, ob er einen größeren Angriff gegen den nur schwachen Nordflügel der X. Armee einleiten sollte. Das Oberkommando dieser Armee zog schnell Teile verschiedener Divisionen bei Wilkowischki unter dem General Beckmann zusammen, der den Feind sehr bald zurückschlug. Wir fühlten eine gewisse Erleichterung, als die Lage sich dort wieder entspannte. General Beckmann zog später über den Njemen, wo er der Armee gleichen Namens unterstellt wurde…“

    Like

  6. Unser Feldmarschall August von Mackensen und unser Generaloberst Hans von Seeckt haben im Jahre 1915 die Schlacht von Gorlice-Tarnow gegen die Russen geschlagen. Letztere wurden mal wieder wahrhaft vernichtend geschlagen und erlitten einen Verlust von 350,000 Kriegsknechten, denen 40,000 Verluste auf unserer Seite gegenüberstanden. Gekämpft haben 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Geschützen gegen 24 russische mit 680 Geschützen. Die Folgen der Schlacht sind vor allem bedeutend geworden. Zum einen wurde Österreich bedeutend entlastet und zum anderen die Russen aus Polen hinausgedrängt. Den Fortgang unserer Offensive schildert uns unser General Ludendorff in seinen berühmten und sehr lesenswerten Kriegserinnerungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Vorarbeiten für die Operationen über Kowno sollten beginnen, als Seine Majestät den Generalfeldmarschall und mich für den 1. Juli nach Posen beschied. Der Kaiser bestimmte hier auf Vorschlag des Chefs des Generalstabes nach Anhörung des Vortrages des Generalfeldmarschalls die Fortführung der Offensive in Polen, insonderheit daß die XII. Armee den vor ihr befindlichen Feind zu durchbrechen und gegen den Narew vorzudringen habe, während die IX. Armee und General von Woyrsch gegen die Weichsel vorgehen sollten. Die verbündeten Armeen würden im übrigen den Vormarsch zwischen Bug und Weichsel fortsetzen. Die Oberste Heeresleitung glaubte durch diese Operationen einen Teil der noch im Weichselbogen stehenden russischen Armee vernichtend zu treffen. Ich mußte meine Gedanken zurückstellen und hoffte, daß die von mit gewünschte Operation durchgeführt würde, wenn General von Gallwitz den Narew erreicht hatte und auch zum frontalen Nachdrängen gekommen war. Es schien selbst dann für ihre Ausführung noch Zeit zu sein. Das Vordringen unserer Linien in Litauen und Kurland durch die dort schon befindlichen Truppen konnte die Operation günstig einleiten. Allerdings mußten wir darauf verzichten, andere Kräfte, die schon für Kurland in Aussicht genommen waren, dorthin zu verschieben und Kowno zu nehmen. Den Weisungen der Obersten Heeresleitung entsprechend, wurde nun der Narewübergang in umfassendster Weise vorbereitet und nicht nur die XII., sondern auch der rechte Flügel der VIII. Armee hierzu derart bereitgestellt, daß die XII. Armee zwischen Weichsel und Schkwa mit dem Schwerpunkt auf Pultusk – Roshan vorzudringen, die VIII. Armee zwischen Schkwa- und Pissamündung den Fluß zu erreichen habe. General von Gallwitz beschloß, den ersten Angriff zu beiden Seiten von Prassnysch zu legen. Ihm standen zum Stoß zur Verfügung: I. Armeekorps mit der II. und XXXVII. Infanteriedivision, XIII. Armeekorps mit der III. und XXVI. Infanteriedivision und IV. Gardedivision, XVII. Armeekorps mit der XXXV. und XXXVI. Infanteriedivision und der I. Gardereservedivision, XI. Armeekorps mit der XXXVIII. Infanteriedivision und der Division von Wernitz, General von Scholtz griff mit der LXXV. Reservedivision und der X. Landwehrdivision an. Zur Vorbereitung des Angriffs hatten wir eine bis dahin für östliche Verhältnisse starke Artillerie, namentlich bei der XII. Armee, zusammengezogen. Der Angriff begann bei beiden Armeen am 13. Juli. Dank den sehr sorgsamen Anordnungen der Armeeoberkommandos und dem vortrefflichen Angriffsgeist der Truppen hatte er vollen Erfolg. Die Divisionen des Generals von Gallwitz gewannen im feindlichen Stellungssystem weit nach vorn Gelände und drangen unaufhaltsam vor. Am 15. wurde eine starke hintere Stellung in heftigen Kampf erstürmt und schon am 17. der Narew erreicht, während der rechte Flügel hart nordwestlich Nowo Georgiewsk eingetroffen war. Der Generalfeldmarschall und ich wohnten der Schlacht am 13. und 14. bei der XII. Armee bei; wir gewannen den günstigsten Eindruck von Führung und Truppe. Die XII. Armee hatte ähnlich wie die XI. Armee in Westgalizien im ersten Anlauf weit Gelände gewonnen. Wie seinerzeit am San, so trat hier am Narew eine Pause in den Bewegungen ein. Pultusk und Roshan wurden am 23. Juli, Ostrolenka erst am 4. August erstürmt und damit der Narewübergang auf breiter Front erzwungen. Andere Teile wandten sich gegen Serotzk und Segershe, um nach Wegnahme der dortigen Werke Nowo Georgiewsk von Nordosten einzuschließen. Neben der 12. hatte auch die VIII. Armee nach heftigen Kämpfen den Narew zwischen Schkwa und Pissa erreicht, aber nur mit schwachen Kräften auf dem Südufer des Narew in der Nähe der Schkwamündung Fuß gefaßt. Der Russe leistete überall hartnäckigen Widerstand und hatte die schwersten Verluste…“

    Like

  7. Ein jeder kennt unser berühmtes Feldherrenzweigespann des Vierjährigen Krieges, unseren Feldmarschall Paul von Hindenburg und seinen Generalstabschef, unseren General Erich Ludendorff. Beide schlugen schließlich die Schlachten von Tannenberg, an den Masurischen Seen, der Winterschlacht von Masuren und der Schlacht am Naratschsee, woraufhin sie zuerst den Oberbefehl im Osten erhielten und ab 1916 mit der Obersten Heeresleitung betraut wurden. Weniger bekannt ist das Feldherrenzweigespann aus unserem Feldmarschall August von Mackensen und unserem Generaloberst Hans von Seeckt als dessen Stabschef. Deren größter Streich war die Schlacht von Gorlice-Tarnow, deren Jahrestag wir heute feiern. Geschlagen wurde sie 1915 und geschlagen hat sie unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee gegen die 3. russische Armee. Schlimm mußte diese Federn lassen und die Russen erlitten einer Verlust von 350,000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen (bei 40,000 Mann eigenen Verluste). Ein tiefer Vorstoß nach Osten folgte auf die Schlacht bei Gorlice-Tarnow. „Lützows wilde verwegene Jagd“ darf dabei nicht fehlen, wenn das Jagen im Vierjährigen Krieg – aufgrund des Ausfalls der Reiterei auf dem Schlachtfeld und dem Fehlen von Panzerkampfwagen – auch etwas langsam vor sich ging: https://www.youtube.com/watch?v=VNm32pLK_AU
    „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
    Hör´s näher und näher brausen.
    Es zieht sich herunter in düsteren Reihn
    und gellende Hörner schallen darein
    erfüllen die Seele mit Grausen
    Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
    und streift von Bergen zu Bergen?
    Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
    das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt
    es fallen die fränkischen Schergen
    Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,
    der Wütrich geborgen sich meinte
    Da naht es schnell mit Gewitterschein
    und wirft sich mit rüstigen Armen hinein
    und springt an das Ufer der Feinde.
    Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was braust dort im Tale die laute Schlacht
    was schlagen die Schwerter zusammen?
    Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht
    und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
    und lodert in blutigen Flammen.
    Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht
    unter winselnde Feinde Gebettet?
    Es zucket der Tod auf dem Angesicht
    doch die wackern Herzen erzittern nicht
    das Vaterland ist ja gerettet!
    Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
    Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
    auf Henkersblut und Tyrannen!
    Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
    Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt
    wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.
    Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:
    Das war
    Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“
    Es geht bei unserem General Ludendorff in den Kriegserinnerungen mit der Offensive ein wenig weiter: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „In dem polnischen Weichselbogen waren auch die IX. Armee und die Armeeabteilung des Generals von Woyrsch angetreten. Letzterer hatte die Russen an der Ilshanka und bei Radom geschlagen, am 19. Juli Radom besetzt und die Russen zum Rückzug hinter die Weichsel veranlaßt. Daraufhin ging der Russe am 21. auch nördlich der Pilitza hinter die Weichsel und in eine Außenstellung von Warschau zurück. Jetzt trat auch die nur noch schwache IX. Armee an und schritt zum Angriff auf diese Stellung. Sie sollte auch Nowo Georgiewsk von Süden her abschließen. Zwischen oberem Bug und Weichsel gewannen die verbündeten Armeen in steten frontalen Angriffen weiter Gelände nach Norden. Weitab von dem großen Kampffelde in Polen hatte die Njemen-Armee Mitte Juli ebenfalls den Angriff begonnen und war weit in östlicher Richtung vorgedrungen. Ich vertrat nunmehr die Ansicht, daß es Zeit sei, die von mir gewünschte Operation am unteren Njemen auf Kowno und von da in den Rücken der Russen mit starken Kräften auszuführen. Die Truppen konnten der Armeeabteilung Woyrsch, der IX., XII. und VIII. Armee entnommen werden. Schon war es spät geworden, die Wegnahme von Kowno erforderte Zeit, und der russische Rückzug in Galizien war bereits weit gediehen. Es erschien aber noch möglich, Großes, jedenfalls Größeres zu erreichen als bei der im Gange befindlichen Operation. Diese konnte nicht anders enden als mit einem rein frontalen westöstlichen Zurückdrängen des Feindes. Die Oberste Heeresleitung behielt ihren bisherigen Standpunkt bei. Es blieb bei einer Operation über Wechsel und Narew. Wir durften die dabei beteiligten Armeen nicht zugunsten der X. und Njemen-Armee schwächen. Der XII. und VIII. Armee wurde durch die Oberste Heeresleitung je eine neue Division aus dem Westen zugeführt. Ob die Oberste Heeresleitung aus Gründen, die der allgemeinen Kriegslage entsprangen, sich nicht mehr in eine so weite Operation einlassen wollte, wie sie von uns vorgeschlagen wurde, vermag ich nicht zu übersehen. Die IX., XII. und VIII. Armee blieben in ihrer von der Obersten Heeresleitung festgelegten Stärke in der früheren Vormarschrichtung. Die Wegnahme von Nowo Georgiewsk wurde eingeleitet. Zugleich beschlossen wir Kowno anzugreifen und die Njemen-Armee in ihrem Angriffe zu belassen; beides so gut es ging. Die Bewegungen der verbündeten Armeen in Polen östlich der Weichsel führten, wie ich erwartet hatte, zu einem frontalen Nachdringen mit ununterbrochenen Kämpfen. Auch hier wurden immer wieder vergeblich Versuche gemacht, zu einer Umfassung der Russen zu kommen. Die russische Armee wurde zwar in Bewegung erhalten, aber sie entkam. Sie machte häufig mit starken Kräften erbitterte Gegenangriffe und fand in den vielen versumpften Fluß- und Bachabschnitten immer wieder Gelegenheit sich zu ordnen und erfolgreich längeren Widerstand zu leisten. Die Anstrengungen unserer Truppen waren allein durch die ununterbrochene Bewegung während vieler Wochen auf schlechten Wegen und bei meistens ungünstiger Witterung außerordentlich groß. Bekleidung und Schuhzeug rissen ab. Die Verpflegung wurde schwierig, Unterkunft gab es kaum, da der Russe systematisch Verpflegungsmittel und Ortschaften zerstörte oder verbrannte. Er trieb das Vieh mit sich fort, um es dann an der Landstraße verenden zu lassen. Die mitgeschleppte Bevölkerung wurde in die Sümpfe neben der Straße gejagt, wenn sie die Wege sperrte. Viele Szenen der russischen Kriegführung prägten sich dem Gedächtnis ein…“

    Like

  8. Der Jahrestag der Schlacht von Gorlice-Tarnow. Geschlagen 1915 von unserem Feldmarschall August von Mackensen mit unserer XI. Armee (Stabschef Generaloberst Hans von Seeckt). Eine wahrhaft vernichtende Niederlage für die Russen, mit einem Verlust von 350,000 Mann und dem Durchbruch von deren Front. Auf die Leinwand hat es die Schlacht von Gorlice-Tarnow nicht geschafft und daher sehen wir uns mal wieder den Klassiker Stoßtrupp 1917 an (unsere Stoßtruppen haben schließlich auch beim Durchbrechen der russischen Front bei Gorlice-Tarnow eine entscheidende Rolle gespielt): https://archive.org/details/Stosstrupp19171934 Dazu bringen nun Erschöpfung und schlechte Nachschubverbindungen beim General Ludendorff die Ausnützung des Sieges weitgehend zum Erliegen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Nachschubverhältnisse wurden von Tag zu Tag ungünstiger, namentlich bei der XII. Armee, die sich von ihren Eisenbahnendpunkten immer weiter entfernte. Die rückwärtigen Verbindungen besserten sich nach der Wegnahme von Lomsha – Ossowjetz für die VIII. Armee. Eine Verfolgung von der Seite her wurde möglich, aber trotzdem blieb sie schwierig. Was wir an Fahrzeugen hatten, wurde vornehmlich zur Munitionsnachfuhr benutzt. Unsere erschöpfte Infanterie brauchte, wenn sie angreifen sollte, um so mehr artilleristische Unterstützung, je weiter sie nach Osten kam. Mit zunehmender Entfernung wuchs die Schwierigkeit, Munition vorzubringen. So verlangsamten sich die Kampfhandlungen und ermatteten. Ein hoher russischer Offizier sagte mir später nach dem Friedensschlusse mit Rußland, er habe nicht verstanden, daß wir nicht schärfer gedrängt hätten, die russische Armee würde sich aufgelöst haben. Führung und Truppen haben alles getan, um dies Ziel zu erreichen, aber wenn in voller Mannszucht bei bestem Willen und höchster Energie des einzelnen Mannes die Kräfte nachlassen, hilft auch der Führerwille nichts. Wir bauten eine Eisenbahnverbindung von Willenberg über Chorshele nach Ostrolenka und stellten auch die anderen Bahnen verhältnismäßig schnell her, aber die Landetappenverbindungen wurden immer länger; sie überschritten jene 120 Kilometer, die wir als Höchstbegrenzung angesehen hatten, bei weitem. Besser hatte es die Entente bei ihren großen Angriffen im Sommer 1918. Sie hatte zahlreiche Eisenbahnverbindungen direkt hinter ihrer Front und konnte ihr ungeheures Kriegsmaterial immer wieder nach vorn schaffen und ihre Infanterie damit wirksam unterstützen. Dieser konnte durch Kraftwagenkolonnen die Möglichkeit gegeben werden, sich in guter Unterkunft und bei guter Verpflegung zu erholen und mit frischen Kräften immer wieder von neuem in den Kampf zu treten. In Ausführung der von der Obersten Heeresleitung gegebenen Weisung nahmen die Bewegungen ihren Fortgang. Cholm und Lublin fielen noch Ende Juli in unsere Hand. Weiter östlich drängten wir nicht scharf vor. Der Russe fand so Zeit, aus dem umfaßten Bogen heraus Truppen nach Süden abfließen zu lassen und hier eine neue Front zu bilden. General von Woyrsch nahm den westlichen Brückenkopf von Iwangorod, überschritt nördlich davon im Angesicht des Feindes am 28. Juli die Weichsel und wurde hier scharf angegriffen. Ich hatte diesen Übergang als sehr schwierig angegriffen. Ich hatte diesen Übergang als sehr schwierig angesehen, taktisch war er geglückt, die große strategische Lage aber nicht geändert. Gegenüber der IX. Armee ging der Russe aus der Außenstellung von Warschau und aus Warschau selbst Anfang August zurück…“

    Like

  9. Einen großen deutschen Schlachtensieg gibt es heute zu feiern: Die Schlacht von Gorlice-Tarnow. Im Jahre 1915 schlugen dort nämlich unser Feldmarschall August von Mackensen und sein Stabschef Hans von Seeckt mit unserer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee die 3. russische Armee vernichtend. 19 deutsche und österreichische Divisionen traten mit 880 Geschützen gegen 24 russische Divisionen mit 680 Geschützen an. Das Ende vom Lied war ein russischer Verlust von 350,000 Toten, Verwundeten und Gefangenen. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 40,000 Mann. Getreu nach Clausewitz war die Schlacht von Gorlice-Tarnow nicht das Verpuffen eines Pulverhaufens im Freien, sondern die Explosion einer gut verbauten Mine. Will heißen, daß in der Folge davon die Russen aus Polen hinausgedrängt wurden. Das Lied vom Argonnerwald darf bei unserer heutigen Siegesfeier natürlich nicht fehlen. Die Russen waren nämlich damals mit den Galliern verbündet und obendrein sind wir Deutschen in ihre Stellungen eingebrochen: https://www.youtube.com/watch?v=jK035HYZJv0
    „Argonnerwald, um Mitternacht,
    Ein Pionier stand auf der Wacht.
    Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
    Bringt ihm ’nen Gruß aus fernem Heimatland.
    Und mit dem Spaten in der Hand
    Er vorne in der Sappe stand.
    Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:
    Ob er sie wohl noch einmal wiedersieht?
    Und donnernd dröhnt die Artillerie.
    Wir stehen vor der Infanterie.
    Granaten schlagen bei uns ein,
    Der Franzmann will in unsere Stellung ‚rein.
    Er frug nicht warum und nicht wie,
    Tat seine Pflicht wie alle sie.
    In keinem Liede ward es gehört,
    Ob er geblieben oder heimgekehrt.
    Bedroht der Feind uns noch so sehr,
    Wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr.
    Und ob er auch so stark mag sein,
    In unsere Stellung kommt er doch nicht ‚rein.
    Der Sturm bricht los, die Mine kracht,
    Der Pionier gleich vorwärts macht.
    Bis an den Feind macht er sich ran
    Und zündet dann die Handgranate an.
    Die Infanterie steht auf der Wacht,
    Bis daß die Handgranate kracht,
    Geht dann mit Sturm bis an den Feind,
    Mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein.
    Der Franzmann ruft: Pardon Monsieur!
    Hebt beide Hände in die Höh,
    Er fleht uns dann um Gnade an,
    Die wir als Deutsche ihm gewähren dann.
    Bei diesem Sturm viel Blut auch floß,
    Manch junges Leben hat’s gekost´.
    Wir Deutsche aber halten stand,
    Für das geliebte, teure Vaterland.
    Und droht der Feind uns noch so sehr,
    wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr,
    und ob er auch so stark mag sein,
    in unsere Stellung kommt er doch nicht rein.
    Argonnerwald, Argonnerwald,
    Ein stiller Friedhof wirst du bald!
    In deiner kühlen Erde ruht
    So manches tapfere Soldatenblut.
    Und komm‘ ich einst zur Himmelstür,
    Ein Engel Gottes steht dafür:
    Argonnerkämpfer, tritt herein,
    Hier soll für dich der ewige Friede sein.
    Du Pionier um Mitternacht,
    Heut‘ steht ganz Deutschland auf der Wacht.
    In Treue fest, im Wollen rein,
    Als eine neue starke Wacht am Rhein!“
    In den Kriegserinnerungen von unserem General Ludendorff wird nun Warschau erstürmt und die russischen Festungen in Polen belagert: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die IX. Armee besetzte am 5. August die Hauptstadt Polens. Die Armee schied aus unserem Befehlsbereiche aus und trat unmittelbar unter die erhielt zugleich den Befehl über die Armeeabteilung Woyrsch. Die Oberste Heeresleitung hatte sicher ihre guten Gründe zu dieser neuen Befehlsgliederung. Für mich erwuchs hieraus keine Vereinfachung, um so mehr, als uns die Etappe der IX. Armee unterstellt blieb. Auch für den weiteren Vormarsch mußte ich sehr viele Verabredungen mit dieser Armee unmittelbar treffen. Die Bewegungen der IX. und XII. Armee berührten sich sehr nahe. Die Oberste Heeresleitung war viel sehr beschäftigt, als daß ich sie mit allen den sich hieraus ergebenden Einzelheiten behelligen durfte. Die Einnahme von Warschau erfüllte uns mit besonderer Genugtuung. Hatten wir doch im Herbste 1914 schwer darum gerungen. Durch jene Feldzüge war die Grundlage zu den jetzigen Erfolgen gelegt, für die die Besetzung Warschaus das äußere Wahrzeichen bildete. In den folgenden Tagen ging die Heeresgruppe Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern zwischen Iwangorod und Warschau auf breiter Front mit allen ihren Teilen über die Weichsel. Noch einmal versuchte die Oberste Heeresleitung zu einer Umfassung zu kommen, indem diese Heeresgruppe auf Brest-Litowsk angesetzt wurde, während starke russische Kräfte noch nördlich Lublin standen. Aber es war vergeblich. Der Russe wich aus. Während der Generalfeldmarschall von Mackensen Brest-Litowsk zustrebte, wurde die Heeresgruppe Prinz Leopold gegen den Bug unterhalb der Festung vorgeführt. Nach dem Narewübergang der XII. Armee in den letzten Julitagen waren die Augen des Generals von Gallwitz scharf nach Süden gegen den Bug gerichtet. Noch hoffte er zu einer Umfassung des damals bei Warschau stehenden Feindes zu kommen. Er legte dementsprechend seinen Schwerpunkt scharf auf seinen rechten Flügel nach Wyschkow zu gegen den Bug. Wie ich befürchtet und das auch General von Gallwitz vorgestellt hatte, erfüllten sich die Hoffnungen nicht. Etwa vom 10. ab erhielt die XII. Armee die ausgesprochene Marschrichtung nach Osten, mit ihrem rechten Flügel bugaufwärts. Sie trat so in enge Beziehung zur VIII. Armee, die nach dem Fall von Ostrolenka am 5. August mehr Gelände auf dem südlichen Narewufer gewonnen hatte und nun mit dem Schwerpunkt auf Lomsha vorging. Inzwischen waren Serotzk und Segershe, auch Dombe gefallen, die Einschließung von Nowo Georgiewsk auf allen Seiten beendet. General von Beseler war vom Generalfeldmarschall mit der Einnahme der Festung betraut worden. Die von der IX. und XII. Armee von Nowo Georgiewsk eingesetzten Truppen wurden ihm unterstellt. Auch erhielt er eine größere Zahl schwerster österreichisch-ungarischer Steilfeuergeschütze…“

    Like

  10. „General von Mackensen erhielt mit der neu zu bildenden XI. Armee, die im wesentlichen aus Truppen aus dem Westen bestand, die Weisung, Anfang Mai in Westgalizien in die Flanke der in den Karpaten mit großer Todesverachtung angreifenden Russen zu stoßen und sie zu schlagen. Er war ein großzügiger, vornehmer Mann und glänzender Soldat, dessen Taten in der Geschichte aller Zeiten fortleben werden. Sein Chef des Generalstabes wurde Oberst von Seeckt, der bisherige Chef des Generals von Lochow, durch seine Geistesschärfe und klare Gemessenheit eine der am stärksten hervortretenden Erscheinungen des Krieges.“
    So umschreibt unser General Ludendorff unsere beiden Helden. Mackensen und Seeckt erfochten 1915 bei Gorlice-Tarnow einen gewaltigen und folgenreichen Sieg. Mit ihren 19 Divisionen zerschmetterten sie 24 russische Divisionen und brachten dabei den Russen einen Verlust von 350,000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen bei. Polen war daraufhin für Rußland verloren. Die Kämpfe zogen sich zwar über die nächsten Monate hin, aber wirklich aufhalten konnten die Russen vorerst unseren Vormarsch nicht. Nachzulesen ist die Geschichte der Schlacht von Gorlice-Tarnow – unter anderem – in den Kriegserinnerungen von unserem General Ludendorff und darin geht die Ausnutzung des Erfolges weiter. Die russische Festung Nowo Georgiewsk fällt: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Weisungen für die Wegnahme von Nowo Georgiewsk, die einheitliche Leitung der VIII. und X. Armee, der Angriff auf Kowno, die Verhältnisse in Litauen und Kurland stellten weiterhin hohe Anforderungen an meinen Stab und mich. Auch wenn wir die Operationen während des Sommerfeldzuges 1915 nicht in der Selbstständigkeit leiteten wie die bisherigen Feldzügen, sondern in ihren Grundzügen den Weisungen der Obersten Heeresleitung folgten, so blieb mir doch eine außerordentliche Arbeitsfülle und die Notwendigkeit, neben einer erheblichen Zahl kleiner auch große Entschließungen herbei- und durchzuführen. Es kamen Meinungsverschiedenheiten mit dem General von Falkenhayn hinzu, wie sie bei selbstständigen Charakteren nur zu natürlich sind, die mir aber die besondere Verpflichtung auferlegten, von den meinigen abweichende Gedanken der Obersten Heeresleitung wenn möglich mit noch größerer Sorgfalt zur Tat umzusetzen, als übereinstimmende oder eigene. Die Wegnahme von Nowo Georgiewsk berührte die Fortsetzung der Operation nicht unmittelbar. Sie war eine Handlung für sich im Rücken der nach Osten vordrängenden Armeen. General von Beseler, der Bezwinger Antwerpens, und sein überaus tatkräftiger Chef, Oberst von Sauberzweig, bürgten dafür, daß jeder Gedanke an eine sogenannte Belagerung mit allen ihren Umständlichkeiten abgewiesen wurde. Schon eine Einschließung hätte Nowo Georgiewsk zu Fall gebracht. Die 80,000 Mann Kriegsbesatzung der Festung konnten sich nicht lange behaupten. Es ist erstaunlich, daß der Großfürst es hierauf ankommen ließ, während später Brest-Litowsk und Grodno aufgegeben wurden. Er mußte sich sagen, daß die Festung nicht zu halten und der Zustand der Werke wirklich nicht ausreichend war, schweren Steilfeuer zu widerstehen. General von Beseler beschloß, den Angriff gegen die Nordostorts durchzuführen; die Eisenbahn Mlawa – Zjechanow – Nasjelsk, die frühzeitig hergestellt war, wies in diese Richtung. Es kam vor allem darauf an, für den Anmarsch der mit der Bahn heranzufahrenden Artillerie und für deren Munitionsversorgung kurze Landwege zu haben, um zeitraubende Bauten von Feld- und Förderbahnen zu vermeiden. Die Stärke der Front spielte keine Rolle, zahlreiche schwere Munition glich alles zugunsten des Angriffs aus. Die Artillerie wurde sofort vorgeführt, als die Bahn bis Nasjelsk fertig war. Am 9. August war die Einschließung beendet, das Instellungbringen der Artillerie und deren Munitionierung begann bald darauf. Mitte August konnten die Batterien das Feuer eröffnen. Ihre Wirkung schien nicht genügend. Stimmen, die nachher klüger sind als vorher, ließen sich nun vernehmen, daß es mit dem abgekürzten Angriffsverfahren nichts wäre; was in dem einen Fall richtig sei, sei in dem anderen falsch. Dies Schwanken wurde schnell überwunden. Die Nordostwerke wurden unter nachhaltiges Feuer genommen und erstürmt. Dann erfolgte der Angriff auf der ganzen Front nördlich der Weichsel. Unsere Truppen, die im wesentlichen nur aus Landsturm und Landwehr bestanden, faßten fest zu; Nowo Georgiewsk fiel am 19 August…“

    Like

  11. Einen großen deutschen Sieg haben unsere Feldherren August von Mackensen und Hans von Seeckt bei Gorlice-Tarnow im Jahre 1915 über die Russen erfochten. Mit unserer XI. Armee und der IV. österreichischen Armee durchbrachen sie bei diesen beiden Ortschaften die Front der Russen und brachten deren 3. Armee einen Verlust von 350,000 Mann bei. Von diesem Schlag haben sich die Russen so schnell nicht erholt und wurden aus Polen hinausgeworfen. Bei unserer kleinen Siegesfeier darf mal wieder das schöne, alte Lied „O Deutschland hoch in Ehren“ nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=zLwnvVuGqYc
    „O Deutschland hoch in Ehren,
    Du heiliges Land der Treu,
    Stets leuchte deines Ruhmes Glanz
    In Ost und West aufs neu!
    Du stehst wie deine Berge
    Fest gen Feindes Macht und Trug,
    Und wie des Adlers Flug
    Vom Nest geht deines Geistes Flug.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Gedenket eurer Väter!
    Gedenkt der großen Zeit
    Da Deutschlands gutes Ritterschwert
    Gesiegt in jedem Streit!
    Das sind die alten Schwerter noch,
    Das ist das deutsche Herz:
    Die schlagt ihr nimmermehr ins Joch,
    Sie dauern fest wie Erz!
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Zum Herrn erhebt die Hände:
    Er schirm‘ es immerdar,
    Das schöne Land, vor jedem Feind.
    Hoch steige, deutscher Aar!
    Dem teuren Lande Schirm und Schutz!
    Sei, deutscher Arm, bereit!
    Wir bieten jedem Feinde Trutz
    Und scheuen keinen Streit.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Zum Herrn erhebt die Herzen,
    Zum Herrn erhebt die Hand,
    Gott schütze unser teures geliebtes Vaterland.
    Es sind die alten Schwerter noch,
    Es ist das deutsche Herz,
    Man zwingt sich nimmermehr ins Joch,
    Sie dauern aus wie Erz.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!“
    Bei unseren General Ludendorff geht der Vormarsch in Polen noch immer weiter: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Seine Majestät der Kaiser besichtigte gleich drauf die Festung und dankte den Truppen. Der Generalfeldmarschall und ich waren dazu befohlen. Ich konnte mich von der verheerenden Wirkung der schweren Artillerie ebenso überzeugen, wie von der schlechten Bauart der Werke. Die freigewordenen Truppen wurden jetzt mit Zustimmung der Obersten Heeresleitung der X. Armee zugeführt, die dadurch die gebotene Verstärkung leider sehr spät erhielt. Die schwersten Batterien sollten gegen Grodno eingesetzt werden. Kowno war inzwischen bereits gefallen. Das russische Generalgouvernement Polen war Ende August ganz in den Händen der Verbündeten. Deutschland und Österreich-Ungarn teilten sich, wie bisher schon, in die Verwaltung. Die Grenze westlich der Weichsel war die Pilitza, östlich ging sie etwa am unteren Wjepsch. Es entstand das deutsche Generalgouvernement Warschau, das General von Beseler erhielt, und das k. u. k. Militärgouvernement Lublin. Die Teilung ist den gemeinsamen Interessen der Verbündeten schädlich gewesen: viele dringend erforderliche Maßnahmen sind an ihr gescheitert. Der Oberbefehlshaber Ost hatte seit dem Herbste 1914 die Verwaltung des besetzten Polens geführt. Er trat sie jetzt an General von Beseler ab und bekam dafür im Nordosten überreichlich mit Verwaltungssorgen zu tun. Nowo Georgiewsk wird vielleicht die letzte Gürtelfestung gewesen sein, die nach einer Einschließung genommen wurde. Nicht, daß ich an Abrüstung glaube. Über diesen Wahn wird die Welt recht bald belehrt werden. Die Menschheit kommt, man mag dies bedauern, nie dahin. Aber die Zeit der Gürtelfestung ist vorüber. Sie kann er modernen Artillerie und deren ungeheuern Munitionsmengen Gleichwertiges nicht entgegenstellen und muß erliegen. Landesbefestigungen werden nötig bleiben, sie werden aber mehr den Charakter lang ausgedehnter Grenzstellungen tragen. Als am 10. August die XII. Armee die Marschrichtung mit dem rechten Flügel bugaufwärts erhielt, hing sie gegen die VIII. Armee nach Westen zurück, die zu beiden Seiten des Narew in Vorgehen gegen Lomsha war. Ich versuchte beim Weitermarsch diese Staffelung beizubehalten, um die gegenseitigen Flankierungsmöglichkeiten auszunutzen. Aber allmählich kamen beide Armeen mit den inneren Flügeln an der Bahn Ostrolenka – Lapy in gleiche Höhe. Südlich des Bug bewegte sich die Heeresgruppe Generalfeldmarschall Prinz Leopold entsprechend vor…“

    Like

  12. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow wurde 1915 geschlagen und führte zum Durchbruch der russischen Front und fügte der 3. Armee der Russen einen Verlust von 350,000 Mann zu. Errungen hat diesen Sieg unsere XI. Armee, geführt von unserem Feldmarschall August von Mackensen und seinem Stabschef Generaloberst Hans von Seeckt. Zur Feier des Tages lese ich ein weiteres Stück aus den Kriegserinnerungen unseres Ludendorffs vor, in welchem unsere Truppen weiter nach Osten vorstoßen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Der Oberbefehlshaber Ost hatte für den Vormarsch taktische Einzelheiten zu regeln, die für den großen Krieg ohne Bedeutung waren. Oberstleutnant Hoffmann und ich sprachen viel mit den Armeen. Die beiden Armeechefs. Oberst Marquard und Major Graf Schwerin, waren vortreffliche Soldaten, die ihre Oberbefehlshaber wirkungsvoll unterstützten. Lomsha wurde am 9. August von Südwesten her genommen. Wir hatten längere Zeit ein Fliegerbombengeschwader zu unserer Verfügung in Ostpreußen. Die Sperrseite, in der ein feindliches Generalkommando oder Armeeoberkommando Quartier hatte, wurde oft beworfen, glänzende Wirkung wurde gemeldet; als ich jetzt den Schaden nachprüfen ließ, war er nicht feststellbar. Im Interesse der Truppen war ich froh: sie fanden Unterkunft daselbst. Erst später wurden unsere Bomben wirksamer, die Flieger gewannen auch mehr Interesse am Bombenabwurf. Bei der weiteren Fortführung des Vormarsches machte es sich fühlbar, daß die Heeresgruppen Mackensen und Prinz Leopold nach Norden drückten, dadurch wurden auch die XII. und VIII. Armee nach links verschoben. Am 18. August traf Generalfeldmarschall von Mackensen vor Brest-Litowsk ein, die Heeresgruppe Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern näherte sich der Bjalowieser Heide und die XII. Armee Bialystok, dem früheren Sitz der vortrefflichen preußischen Verwaltung in Neuostpreußen am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts; die VIII. Armee schob sich in dem engen Raum zwischen Bialystok und dem Narew in nordöstlicher Richtung auf Grodno vor, um Ossowjetz von Süden zu bezwingen. Es wurde am 22. August besetzt. Wir hatten es von Osten und Norden her nehmen wollen und von Süden her bekommen. Das ist der Krieg. Beide Armeen blieben auch weiterhin in den letzten Augusttagen über die Linie Bialystok – Ossowjetz hinaus in mehr nordöstlicher Richtung im Vormarsch, die XII. Armee nach der Gegend nördlich Wolkowysk, die VIII. auf Grodno. Beide Armeen kamen damit immer mehr aus dem taktischen Zusammenhange mit den beiden südlichen Heeresgruppen, die nach der Besetzung von Brest-Litowsk am 25./26. August auf Pinsk und Baranowitschi weiter marschierten. Sie traten nach und nach in die Operationen ein, die weiter nördlich in Vorbereitung waren. Anfang September erreichten die VIII. und XII. Armee die Gegend von Grodno und südöstlich, etwa 14 Tage später sollten sie nach Lida nördlich des Njemen gelangen. Sie brauchten hierzu seit Beginn der Offensive etwa acht Wochen. Die XII. Armee mußte dabei weit nach Süden ausholen. Wieviel günstiger wäre es gewesen, wenn an Stelle dieser Bewegung sich der Angriff über Lomsha – Grodno ermöglicht hätte. Das konnte nicht sein. Aber auch eine Operation nördlich Grodno vorbei, mit der Wegnahme von Kowno verbunden, hätte erheblich schneller und wirkungsvoller diese Gegend erreicht und mehr bewirkt, wenn sie mit voller Kraft selbst erst in der ersten Augusthälfte geführt worden wäre. Vorübergehend schien es, als ob die Oberste Heeresleitung in dieser Lage den Vormarsch nach Osten einstellen wollte. Sie führte starke Teile der Armee des Generalfeldmarschalls von Mackensen, später auch der XII. und VIII. Armee, nach dem Westen und Südungarn. Sie ließ aber den einmal durch die inzwischen erfolgte Wegnahme von Kowno und unser Vordringen in Litauen und Kurland begonnenen Operationen freien Lauf…“

    Like

  13. Bei Gorlice-Tarnow fand 1915 ein ganz schönes Gemetzel statt. Niedergemetzelt wurden die Russen oder vielmehr deren 3. Armee, die 100,000 Tote und Verwundete und 250,000 Gefangene einbüßte. Angerichtet haben das Gemetzel unser Feldmarschall August von Mackensen und sein Stabschef, unser Generaloberst Hans von Seeckt. Gemetzelt haben unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee. 19 deutsche und österreichische Divisionen haben 24 russische bei Gorlice-Tarnow geschlagen. Das muß natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met gefeiert werden. In Ermangelung von Panzerkampfwagen, Schützenpanzern, Lastkraftwagen und Krafträdern mußten unsere Truppen im Vierjährigen Krieg ganz schön marschieren und deshalb gibt es nun das Kriegslied „O du Deutschland ich muß marschieren“ zur Feier des Sieges bei Gorlice-Tarnow: https://www.youtube.com/watch?v=0Xjie1kSpZE
    „O du Deutschland, ich muß marschieren
    o du Deutschland, du machst mir Mut
    Meinen Säbel will ich schwingen
    meine Kugel die soll klingen
    gelten soll’s des Feindes Blut
    Nun ade, fahr wohl, Feinsliebchen
    Wein nicht die Augen rot
    trage dieses Leid geduldig
    Leib und Leben bin ich schuldig
    es gehört zum Erstern Gott
    Nun ade, herzliebster Vater
    Mutter, nimm den Abschiedskuß
    Für das Vaterland zu streiten
    mahnt es mich nächst Gott zum Zweiten
    daß ich von euch scheiden muß
    Auch ist noch ein Klang erklungen
    mächtig mir durch Herz und Sinn
    Recht und Freiheit heißt das dritte
    und es treibt aus eurer Mitte
    mich in Tod und Schlachten hin
    O wie lieblich die Trommeln schallen
    und die Hörner blasen drein
    Fahnen wehen frisch im Winde
    Roß und Männer sind geschwinde
    und es muß geschieden sein
    O du Deutschland ich muß marschieren
    o du Deutschland, du machst mir Mut
    Meinen Säbel will ich schwingen
    meine Kugel, die soll klingen
    gelten soll’s des Feindes Blut“
    In den Kriegserinnerungen von unserem General Ludendorff geht das Gemetzel im Osten weiter und erreicht nun den Njemen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Erstürmung von Kowno war eine unerschrockene Tat. Um sie zu ermöglichen, mußte die X. Armee in der Mitte und auf dem rechten Flügel ihrer so überaus weiten Stellung noch immer mehr und mehr verdünnt werden; nur so konnten wir westlich Kowno Angriffstruppen von einer gewissen Stärke zusammenziehen. Der Oberbefehlshaber Ost und General von Eichhorn nahmen diese Spannung an den übrigen Teilen ihrer Front auf sich. Der General hatte sich bei mir schon dauernd beklagt, daß die X. Armee zu lange untätig wäre, und ging nun mit Freude an die neue Aufgabe heran. Er und sein Chef, Oberst Hell, waren Männer von hoher Verantwortungsfreudigkeit und Kühnheit. General von Eichhorn war ein Offizier mit blendenden geistigen Eigenschaften und ein Erzieher seiner Truppen im vorbildlichem Sinne. Das verstärkte XL. Armeekorps unter General Litzmann sollte den Angriff durchführen. Der General war ein Feuerkopf mit großer Einwirkung auf den Soldaten. Seinen Kriegsruhm begründete er bei dem Durchbruch von Brsheshiny am 22. bis 25. November 1914. Er hatte einst gegen das Gardeoffizierskorps geschrieben, aber bei diesem Durchbruch doch erkannt, welche Kraft von diesem Offizierskorps ausging. Ich selbst bin mit Stolz Linieninfanterist gewesen und habe in dem Leibgrenadierregiment Nummer VIII ein Regiment kennen gelernt, in dessen Offizierskorps eine besondere Tradition wie in den Gardeoffizierskorps sich forterbte. Solche Traditionen sind berechtigt, dürfen aber nicht zur Bevorzugung und Überhebung führen; dann fangen sie an, verstimmend zu wirken und sind zu verwerfen. Erschwerend für den Angriff auf Kowno war der Mangel an schwerstem Steilfeuer. Das, was die Oberste Heeresleitung Ende Juli zuwies, mußte vor Nowo Georgiewsk eingesetzt werden. Wir behielten im wesentlichen nur einige Batterien übrig, die auf Schienen in Stellung gebracht werden konnten und nur geringe Schußweiten hatten. Wir ließen uns indes durch keine Schwierigkeiten abhalten und bauten die Bahnen. Daß der Angriff nur zwischen der Eisenbahn Wirballen – Kowno und dem Njemen geführt werden konnte, ergab sich aus der ganzen Lage. Der rechte Flügel des Angriffs war dauernd ganz außerordentlich bedroht und um so mehr, je weiter wir an Gelände gewannen. Der Russe konnte ihn jeden Augenblick artilleristisch sehr wirksam flankieren. Der linke Flügel wurde nördlich des Njemen durch eine Landsturmbrigade gedeckt, die in Verfolg der Offensive der Njemen-Armee über die Dubissa bis an die Nordwestwerke von Kowno vorgeschoben wurde. Anfang August waren die Eisenbahnen fertig. Nun fehlte es an Munition für die schweren Feldhaubitzen. Ich gab meine Reserve aus; der Feldmunitionschef-Ost, Oberstleutnant Rostock, hatte immer etwas vorrätig. So war endlich am 8. August alles mit Not und Mühe zusammengebracht, und der Angriff konnte beginnen. Mit geringeren Mitteln ist noch keine Festung angegriffen worden, aber die Truppe, die es tun sollte, war von dem frischen Geist ihrer Führer beseelt. In dieser Zeit stand der Russe, wie ich rückschauend erwähne, noch nahe der Weichsel gegenüber Warschau. Am 6. August wurde bereits die Infanterie in dem Angriffsstreifen weiter nach vorn geschoben, um bessere artilleristische Beobachtung zu bekommen. Am 8. begann der Artilleriekampf. Eine Reihe starker Stellungen mußte in den nächsten Tagen gestürmt werden. Die Kraft der Angriffstruppen schien zu erlahmen. General Litzmann arbeitete sich trotzdem vis zum 15. an die Fortlinie heran. Zum Glück erwies sich der Russe gegen das Feuer der schwersten Artillerie wenig widerstandsfähig. Dadurch gelang es dem frischen Zugreifen einer Kompanie, der sich die anderen Truppen anschlossen, am 16. in die westliche Frontlinie einzubrechen. Am 17. setzte General Litzmann über den Njemen und nahm die Stadt und die Ostforts. Die Beute war geringer als bei der Einnahme von Nowo Georgiewsk. Es war kein Angriff auf eine eingeschlossene Festung, ihr Rücken blieb offen. Über die Ostfront stand sie in Verbindung mit ihrem Heere. Warum dieses nicht geholfen hat, ob der schnelle Fall der Werke ihm überraschend kam, ist mir nicht bekannt geworden. Sämtliche Brücken, auch die so wichtige Eisenbahnbrücke, und der Tunnel auf dem östlichen Ufer waren zerstört, dieser zum Glück nicht nachhaltig. Er wurde bald wieder hergestellt. Wir konnten darauf einen gewissen Verkehr östlich des Njemen in Richtung Wilna eröffnen, noch bevor die Eisenbahnbrücke fertig war. Ihre Wiederinbetriebnahme war eine Lebensfrage für die Armee bei dem erhofften Fortschreiten der Operation…“

    Like

  14. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow kann man getrost eine weitere Entscheidungsschlacht an der Ostfront des Vierjährigen Krieges nennen. Unser Sieg im Jahre 1915 warf die Russen nicht nur aus Polen hinaus, sondern schaffte auch den bedrängten Österreichern wieder Luft. Diese standen mit dem Rücken zur Wand: Die Russen drohten ins ungarische Kernland einzubrechen und der Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Ententante war nur noch eine Frage der Zeit. So aber wendeten unser Feldmarschall August von Mackensen und sein Stabschef Generaloberst Hans von Seeckt das Blatt. In der gewaltigen Schlacht kämpften 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Feldschlangen gegen 24 russische Divisionen mit 680 Feldschlangen. Am Ende verloren die Russen 350,000 Kriegsknecht, denen ein deutscher Verlust von 40,000 Recken gegenüberstand. Der Durchbruch der russischen Front bei Gorlice-Tarnow wurde umfangreich strategisch ausgenützt und in den Kriegserinnerungen unseres alten Generalstabschefs Ludendorff lese ich dazu ein weiteres Stück zur Feier des Tages: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Stadt Kowno selbst war bis auf die Fabrikanlagen erhalten. Diese waren niedergebrannt, die Bevölkerung geflohen. Ich sah hier, in welch schwierige Lage die Truppen kamen, wenn sie sich ohne Mitwirkung der Bewohner unterbringen mußten. General von Eichhorn schob unverzüglich nach der Einnahme Kownos General Litzmann mit seinen Angriffstruppen an der Eisenbahn nach Wilna vor und zog die zunächststehenden Truppen über den eroberten Njemenübergang nach. Gleichzeitig setzte er die übrigen Teile der X. Armee, das XXI. Armeekorps, General von Hutier, mit dem Hauptdruck auf Olita und schwächere Truppen durch den Augustower Wald auf Grodno an; sie handelten in engster Fühlung mit der bereits beinahe in gleicher Höhe dorthin vorgehenden VIII. Armee. General von Eichhorn beabsichtigte, den Njemenübergang auf der ganzen Linie zu erzwingen, um so im Rahmen der von uns gedachten Operation zu wirken. Die Maßnahmen entsprachen durchaus unseren Ansuchten. Blieb auf der einen Seite und namentlich da, wo die Armeen zusammenstießen, viel anzuordnen übrig, so wurde nach der anderen Richtung hin durch selbständige Entschließungen der Armeen der ganze Geschäftsgang erleichtert. Es war nur ihre Aufgabe, rechtzeitig mitzuteilen, wie sie die Lage auffaßten und was sie wollten. Die Armeegrenzen sind immer besondere Reibungspunkte. Im Osten, namentlich im Stellungskriege, trat es nicht so in Erscheinung wie später im Westen. Die Abschnittsgrenzen wurden dort bisweilen zu hohen Zäunen, an denen man nur entlang, aber über die man nicht hinüber sah. Es war eine wichtige Aufgabe der höheren Führung, hier auszugleichen und die Abschnittsgrenzen nicht zu taktisch schwachen Punkten werden zu lassen. Das Vorrücken der Mitte und des rechten Flügels der X. Armee fand unter heftigen Kämpfen statt. Unter dem Druck der Ereignisse bei Kowno räumte der Russe nach gründlicher Zerstörung der Eisenbahnen und der Njemenbrücken zunächst das linke Ufer dieses Stromes und wich bald darauf auch weiter auf Orany aus. Das XXI. Armeekorps nahm bereits am 26. August Olita. Ende August hatte die X. Armee den Njemen überschritten und war in langsamen Vorgehen gegen die Bahn Grodno – Wilna. Noch bevor sie die Bahn erreichte, stieß sie auf sehr heftigen Widerstand, der zunächst nicht zu brechen war. Der Russe fing an, aus dem östlichen Polen Kräfte nach Norden zu verschieben. Die taktische Einwirkung des Vorgehens der X. Armee über den Njemen in Richtung Grodno war wegen des ungeheuren Waldgebietes im Nordosten dieser Festung gering. Der Russe war aber doch empfindlich geworden. Er gab Grodno vor dem Angriff des rechten Flügels der X. Armee und namentlich der VIII. Armee überraschend schnell auf. General von Scholtz nahm mit der LXXV. Reservedivision schon am 1. September die Südwestwerke der Stadt, am 2. nach heftigen Straßenkämpfen diese selbst. Unweit östlich Grodno an der Kotra und dem nördlichen Zufluß aus dem Osjerysee traf auch er auf starken feindlichen Widerstand.“

    Like

  15. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow, die 1915 von unserem Feldmarschall August von Mackensen und seinem Stabschef Generaloberst Hans von Seeckt gegen die Russen geschlagen wurde, ist leider nicht ganz so bekannt wie die Schlacht von Tannenberg, aber war trotzdem ähnlich entscheidend und verlustreich für die Russen. Deren 3. Armee büßte nämlich 350,000 Tote, Verwundete und Gefangene ein. Wir Deutschen dagegen erlitten einen Verlust von 40,000 Mann. An Feldgeschützen waren wir mit 880 den 680 russischen Kanonen zwar deutlich überlegen, aber zahlenmäßig befanden wir uns mit 19 Divisionen gegenüber 24 russischen im Nachteil. Der Hinweis auf die übergroße Stärke der Verteidigung im Vierjährigen Krieg soll nicht fehlen… Zur Feier dieses großartigen Schlachtensieges bekommen unser Feldmarschall August von Mackensen, unser Generaloberst Hand von Seeckt und unsere XI. Armee den Kriegsgesang „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ (den unser Arndt weiland gegen Napoleon gedichtet hat) gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=onPDNBYIm-Q
    „Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
    der wollte keine Knechte,
    drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
    dem Mann in seine Rechte;
    drum gab er ihm den kühnen Mut,
    den Zorn der freien Rede,
    dass er bestände bis aufs Blut,
    bis in den Tod die Fehde.
    So wollen wir, was Gott gewollt,
    mit rechter Treue halten
    und nimmer im Tyrannensold
    die Menschenschädel spalten.
    Doch wer für Tand und Schande ficht,
    den hauen wir zu Scherben,
    der soll im deutschen Lande nicht
    mit deutschen Männern erben.
    O Deutschland, heil’ges Vaterland!
    O deutsche Lieb’ und Treue!
    Du hohes Land, du schönes Land!
    Dir schwören wir aufs neue:
    Dem Buben und dem Knecht die Acht!
    Der fütt’re Krähn und Raben.
    So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht
    und wollen Rache haben.
    Lasst brausen, was nur brausen kann,
    in hellen, lichten Flammen!
    Ihr Deutschen alle, Mann für Mann
    fürs Vaterland zusammen!
    Und hebt die Herzen himmelan
    und himmelan die Hände,
    und rufet alle, Mann für Mann:
    Die Knechtschaft hat ein Ende!
    Lasst klingen, was nur klingen kann,
    Trompeten, Trommeln, Flöten!
    Wir wollen heute Mann für Mann
    mit Blut das Eisen röten,
    mit Henker- und mit Knechteblut,
    o süßer Tag der Rache!
    Das klinget allen Deutschen gut,
    das ist die große Sache.
    Lasst wehen nur, was wehen kann,
    Standarten wehn und Fahnen!
    Wir wollen heut uns Mann für Mann
    zum Heldentode mahnen:
    Auf, fliege, stolzes Siegspanier,
    voran dem kühnen Reihen!
    Wir siegen oder sterben hier
    den süßen Tod der Freien.“
    So, ein weiteres Stück gibt es von unserem General Ludendorff aus seinen Kriegserinnerungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die Belagerungsartillerie war unnötig geworden. Sie wurde nun der Obersten Heeresleitung zur Verfügung gestellt. General von Gallwitz erreichte kämpfend den Swislotsch. Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern hatte den Bjalowieser Forst durchschritten, der übrigens kein ungangbares Sumpfgebiet, sondern von Wegen gut durchschnitten ist. Weiter südlich befanden sich die Truppen noch im Vorrücken auf Pinsk. Die Kämpfe der Njemen-Armee in den Monaten Juli und August hatten bisher nur insofern in unmittelbarem Zusammenhang mit den großen Operationen gestanden, als sie feindliche Kräfte auf sich zogen. Ein taktisches Zusammenwirken der X. und Njemen-Armee auf ihren inneren Flügeln am Njemen war naturgemäß vorhanden. Mit dem Beginn des Angriffs auf Kowno wurde dies Zusammenarbeiten immer enger und führte bei der Einnahme der Festung zum Kampf auf dem gleichen Schlachtfelde, um sich wieder zu lockern. Nunmehr sollte der operative Zusammenhang scharf in den Vordergrund treten. General Otto von Below führte den Krieg auf einem abgesonderten Kriegsschauplatz und war daher in seinen Maßnahmen selbständiger als die anderen Armeeoberbefehlshaber, die in engerem Rahmen fochten. Wir konnten uns mit allgemeinen Weisungen für die Kampfführung begnügen. Die Njemen-Armee hatte bis Mitte Juli die Linie der Dubissa bis südlich Schaulen, die Wenta und Windau bis in Höhe von Hasenpot und hinüber bis zur Küste gehalten. Für den Beginn der Operationen wurde General von Below befohlen, den bei Schaulen stehenden starken Feind umfassend anzugreifen und, unter Sicherung seines linken Flügels gegen Riga, nördlich des Njemen nach Osten Gelände zu gewinnen. Die Operation lag in besonders guten Händen. General von Below, der schon im Frieden für einen besonders tüchtigen Offizier und einen selbständigen Charakter galt, hatte während der Schlacht von Tannenberg mit klarer Umsicht geführt und sich in der Schlacht an den masurischen Seen durch seine zweckmäßigen Anordnungen ausgezeichnet. Generalfeldmarschall von Hindenburg schätzte seinen männlichen und geraden Charakter ganz besonders hoch ein und schlug ihn auch im November Seiner Majestät als Oberbefehlshaber der VIII. Armee vor, obschon er im Dienstalter zu den jüngsten Kommandierenden Generalen gehörte. General von Below hat das von seinem Obersten Kriegsherrn in ihn gesetzte Vertrauen voll gerechtfertigt, er hatte im Kriege sich als Truppenführer bewährt und das Zeug zu einem guten Armeechef. Beide Männer arbeiteten in voller Harmonie zusammen. Wir durften im Hauptquartier in Lötzen überzeugt sein, daß aus den Operationen nördlich des Njemen das herausgeholt würde, was mit den dorthin geführten Kräften erzielt werden konnte…“

    Like

  16. „Wenn eine Spannung stattfindet, so wird die Entscheidung immer wirksamer sein, teils weil sich darin mehr Willenskraft und mehr Drang der Umstände kundtun wird, teils weil alles schon auf eine große Bewegung vorbereitet und zugerichtet ist. Die Entscheidung gleicht da der Wirkung einer wohl verschlossenen und verdämmten Mine, während eine an sich vielleicht ebenso große Begebenheit im Zustande der Ruhe einer in freier Luft verplatzten Pulvermasse mehr oder weniger ähnlich ist.“
    Lesen wir im Buche vom Kriege und die Schlacht von Gorlice-Tarnow fand im Jahre 1915 in einem solchen Zustand der Spannung statt. Standen die Russen davor auf dem Sprung ins ungarische Kernland einzubrechen, wurden sie im Nachgang der Schlacht bei Gorlice-Tarnow aus Polen verdrängt. Zu verdanken haben wir Deutschen diesen großen Sieg unserem Feldmarschall August von Mackensens und seinem Stabschef Hans von Seeckt. Die sich für ihre schöne Waffentat den Marsch Preußens Gloria verdient haben: https://www.youtube.com/watch?v=-TEGPelS3Ac Unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee gingen mit 19 Divisionen und 880 Geschützen gegen 24 russische Divisionen mit 680 zum Angriff vor. Nach mehreren Tagen Kampf waren die russischen Linien ganz und gar durchbrochen und die Russen suchten ihr Heil in der Flucht. Auf dem Schlachtfeld ließen sie 350,000 Tote, Verwundete und Gefangene zurück. Unsere Verluste hielten sich mit 40,000 Mann in einem annehmbaren Rahmen. Die Schlacht von Gorlice-Tarnow und die daran sich anschließenden strategischen Bewegungen und weiteren Kämpfe schildert uns unser verehrter General Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen und darin lese auch ich ein Stück weiter: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Die rückwärtigen Verbindungen der Njemen-Armee waren schwierig. Die Vollbahnen hörten bei Laugzargen, nördlich Tilsit und bei Memel, auf. Der zwar schiffbare Njemen kam als Nachschubstraße nur für den rechten Armeeflügel in Betracht, war aber so wenig reguliert, daß auf seine Ausnutzung kein Verlaß war. Der Versuch, Truppen auf Njemenkähnen seinerzeit zu einer dringend notwendig gewordenen Verstärkung des rechten Flügels den Strom hinaufzuschleppen, endete mit einem Mißerfolg. Die Schleppzüge liefen auf russischen Gebiet auf Sandbänke. Libau konnte als Versorgungshafen nur mit großer Vorsicht benutzt werden. Die russische Flotte und englische Unterseeboote beherrschten damals noch den östlichen Teil der Ostsee. Immerhin hatten wir mit vorgefundenem Material auf der von Libau nach Osten führenden Eisenbahn einen schwachen Betrieb eingerichtet. Schon früh hatten wir den Bau einer Feldbahn Laugzargen – Tauroggen – Kjelmy begonnen; bei dem Mangel an Arbeitskräften schritt er aber nur langsam vorwärts. Als die Gedanken zu einer großen Operation sich verdichteten, mußte an einen umfassenderen Ausbau des Eisenbahnnetzes gedacht werden. Die kürzeste Verbindung der russischen Eisenbahnen führte von Memel nach Prekuln östlich Libau. Der Bau dieser Strecke wurde begonnen, aber später wieder zurückgestellt, als der Oberbefehlshaber Ost Eisenbahnarbeitskräfte für den Bau der Eisenbahn Willenberg – Ostrolenka abgeben mußte. Anfang Juli wurde die Bahn nach Prekuln fertig. Sie war von unendlichen Wert, obschon ihr Betrieb noch viel zu wünschen übrig ließ. Die Bahn Libau – Moscheiki wurde nun umgenagelt. Später kamen wir auch über Koschedary östlich Kowno an das litauische Eisenbahnnetz heran. Endlich begannen wir den Bau der Vollbahn Tauroggen – Radsiwilischki (südöstlich Schaulen). Die hölzerne Dubissabrücke dieser Bahn sollte ein Kunstwerk werden. Um Mitte Juli war die Gruppierung bei der Njemen-Armee nach Eintreffen der schon im Juni gesandten Verstärkungen beendet. Das Oberkommando empfand es schwer, daß es wegen des Angriffs gegen den Narew nicht alle Truppen erhielt, auf die es gehofft hatte. Trotzdem hielt es an dem Grundgedanken der Operation fest. Die Dubissa bis Kjelmy hinauf ließ es nur ganz schwach besetzt. Zwischen Kjelmy und Schaulen wurde das I. Reservekorps als Stoßtruppe zusammengezogen. Es folgte dann Windau abwärts wiederum eine nur dünne Besetzung, der sich eine starke Gruppe nördlich der Eisenbahn nach Libau anschloß. Hier standen zwei bis drei Infanterie- und ebensoviel Kavalleriedivisionen.“
    Von der Schlacht bei Gorlice-Tarnow selbst uns die fachkundige Hand unseres Generalobersts Arthur Arz von Straußenberg, der dabei das VI. Korps führte:
    „Stürzende Kreuze, verfallende Gräber kennzeichnen die Stätten, an denen vor noch kurzer Zeit die Söhne aller Länder der verbündeten Reiche gekämpft und geblutet haben, wo Helden gefallen sind in treuer Erfüllung ihrer beschworenen Pflicht. Des Lebens Alltag, die Hast und die Not der Gegenwart lässt wenig Muße für die Erinnerung an Vergangenes, besonders in einer Zeit, in der alles Bestandene als schlecht negiert, alle Einrichtungen, die die Völker zum Reiche geeint, als verfehlt bezeichnet und die Maßnahmen zum Schutze derselben verurteilt werden. Doch diese Schlagworte können uns nicht irremachen; der Geist, der uns geeint, der uns mit unseren Bundesgenossen siegreich über alle Schlachtfelder geführt, läßt uns die bewunderungswürdigen Taten, die die Armeen im schwierigen Ringen durch vier Jahre gegen eine Welt von Feinden vollbrachten, nicht vergessen – sie werden fortleben von Generation zu Generation. Alle Völker des in Trümmer zerfallenen Reiches haben Anteil daran, die Erinnerung an die Heldentaten ihrer Söhne wird niemals erlöschen. Im Sinne der in der ehrwürdigen alten Armee stets hochgehaltenen Tradition kann der Tag des Beginnes einer der bedeutendsten Operationen gegen Rußlands Riesenmacht – der Tag von Gorlice-Tarnow – nicht unbeachtet bleiben. War doch dieser Ausgangspunkt für die gewaltige Offensive, den Siegeszug Mackensens durch Galizien und Polen – ein Wendepunkt im Kriege gegen das übermächtige Zarenreich. In aller Stille, ohne Aufsehen wurden Österreich-Ungarns Streitkräfte in Mittelgalizien umgruppiert – das VI. Korps in seinem Stellungsraume zusammengeschoben; rechts davon hinter Gorlice das XLI. deutsche Reservekorps unter General der Infanterie v. Francois, das in Ostpreußen ruhmvoll gekämpft, links vom VI. Korps die prächtigen Regimenter des Gardekorps unter General der Infanterie von Plettenberg hinter Staszkowka – nördlich davon die österreich-ungarische IV. Armee. Vor dem VI. Korps liegt – zum mächtigen Hauptstützpunkt ausgebaut – der steil aufsteigende, alles überragende Pusztki-Berg. Durch überwältigendes Feuer zahlloser Geschütze aller Kaliber in Staub und Rauch gehüllt, verschwindet er bald den Blicken der Beobachter, die zeitlich früh den Gefechtsstand bezogen – spannend erwarten diese den Schlag der 10. Vormittagsstunde, zu der die in den Sturmstellungen gedeckt liegende Infanterie zum Sturme vorbrechen soll. Zielbewußte Feuerleitung verlegt zur Stunde das Feuer nach rückwärts – Rauch und Staub heben sich und das Bild der in Trümmer gelegten Stellung hält den Blick gefangen – Tod und Sterben, so weit er reicht. Im feindlichen Artilleriefeuer arbeiten sich unsere Truppen der XII. Division an den Hang des Pusztki-Berges hinauf -, während links der XII. die Regimenter der XXXIX. Honved-Division zum Sturme gegen die Wiatrowki-Höhe ansetzen. Schlesier und Mährer, Polen und Ruthenen dringen stürmend in die Stellungen ein, im blutigen Handgemenge dieselben erobernd und behauptend, allen voran Regiment58 und 100 unter ihrem tapferen Brigadier Generalmajor v. Metz; südlich davon durchbrechen Francois´ sturmerprobte Reserve-Regimenter die Gorlice-Stellungen, indes die Helden der Garden Staszkowka erobern. Gehobenen Gefühles verfolgt das VI. Korpskommando das siegreiche Vordringen seiner tapferen Truppen – doch welch plötzliche Wandlung! Bereits in die Gräben Eingedrungene scheinen wieder hinausgeworfen – bald rollen ganze Schwärme den Hang herunter, ein Rückschlag schien alle errungenen Erfolge zunichte zu machen. Die Zahl der als geworfen Erscheinenden wächst – bald ist sie größer als die der Eingedrungenen und wächst immer mehr – da klärt sich die Lage – die Herbeieilenden sind – Russen; die ganze Besatzung, soweit sie noch am Leben geblieben, gerät in Gefangenschaft – bald zählen diese nach Tausenden. Den Gipfel der Höhe überschreitend, nimmt die XII. Division, Feldmarschalleutnant Krestanek, die Verfolgung auf – mit dem rechten Flügel einschwenkend und dem beim Kamienec-Wald in Flankenfeuer geratenen Flügel des deutschen Reservekorps Luft machend. Nun hat auch die XXXIX. Division, Feldmarschalleutnant Hadfy, die Höhe in Besitz und folgt im Anschlusse der siegreich vorstürmenden Garde. Am Abende des 2. Mai haben die verbündeten Truppen die ganze russische Front in Westgalizien von nahe der ungarischen Grenze bis zur Mündung des Dunajec in die Weichsel durchbrochen. Hunderttausende von Gefangenen und eine unermeßliche Beute fielen in ihre Hände. Die österreichische XII. Division hatte den Schlüssel der feindlichen Stellung – den Pusztki-Berg -, die ungarische XXXIX. Division die anschließende Höhe erobert; das deutsche Reservekorps das Tor zum Vormarsche bei Gorlice geöffnet, die Garde die feste Wand bei Staszkowka durchbrochen – der Weg zum siegreichen Vormarsche war frei. Energische Verfolgung führte nun zur Rückeroberung Przemysls und zur Befreiung Lembergs. Volle Bewunderung müssen wir dem kühnen Schöpfer des großzügigen Planes zollen, höchste Anerkennung aber auch der mit der Durchführung des herrlichen Planes betrauten Leitung nicht versagen, die in reichlichster Weise alles für die den Erfolg sichernde Vorbereitung der Offensive beschafft und zugewiesen, alles bedacht und erwogen hat, um Verteilung der Kraft und Einklang zu gewährleisten. Alles aber überbot die Tapferkeit und der Heldenmut der Truppen, die den Angriff zu führen hatten. Ich war Augenzeuge, mit welchem Todesmute, mit welcher Tollkühnheit dieselben immer wieder zum Sturm ansetzten, wie unermüdlich die Artillerie die vordringende Infanterie unterstützte, wie technische Truppen sich mühten, den Sturmkolonnen den Weg zu bahnen, wie Flieger die feindliche Artillerie schädigten. Ich habe dieselben Truppen – fünf mährische, schlesische, polnische und vier oberungarische Regimenter – durch vier Monate an der Seite der besten Truppen der Welt im Zuge Mackensens durch Galizien und Polen geführt -, ihre Zähigkeit, Ausdauer, ihre Tapferkeit und ihr Heldenmut waren stets über jedes Lob erhaben -, der Erfolg krönte ihre Ausdauer und Kampfesfreude und die Anerkennung des ruhmgekrönten Feldmarschalls belohnte ihre zum Siege beitragende Haltung. Der Geist, der diese braven Regimenter im Siegeszug von Gorlice bis Brest-Litowsk zu bewunderungswerten Leistungen befähigte, beseelte dieselben auch im weiteren Verlaufe des Krieges – bis ihnen der in Trümmer stürzende Staat die Waffen aus der Hand schlug. Am Tage von Gorlice-Tarnow aber wollen wir stets all der Helden gedenken, die dort gekämpft und geblutet haben, und jener, die dort auf dem Felde der Ehre gefallen sind!“

    Like

  17. „Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme.“
    Sagt Friedrich der Große und dies trifft in erhöhtem Maße auf die Schlacht von Gorlice-Tarnow zu, deren Jahrestag wie heute feiern. Im Vierjährigen Krieg stand nämlich im Mai 1915 Österreich mit dem Rücken zur Wand. Der Kriegseintritt Italiens war nur noch eine Frage der Zeit und die Russen waren dabei ins ungarische Herzland einzubrechen, also den Österreichern den Todesstoß zu versetzten. Doch dann traten unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee mit 19 Division und 880 Geschützen bei Gorlice und Tarnow zum Angriff gegen 24 russische Divisionen, denen 680 Geschütze zur Verfügung standen, zum Angriff an. Geführt wurden sie von unserem Feldmarschall August von Mackensen und seinem Stabschef Generaloberst Hans von Seeckt. Als sich die Pulverschwaden lichteten war die russische Front durchbrochen und die Russen hatten an Toten, Verwundeten und Gefangenen 350,000 Kriegsknechte verloren. Dem stand ein deutscher Verlust von 40,000 Mann entgegen. Entsprechend konnten wir unseren Sieg umfassend ausnutzen und die Russen aus Polen hinauswerfen und auch im Baltikum deutlich an Boden gewinnen. Der recht umfangreiche Nachgang der Schlacht von Gorlice-Tarnow zieht bei unserem General Ludendorff noch immer weite Kreise: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „Am 14. Juli, als im nördlichen Polen Prassnysch gerade gefallen war und weiter südlich der Russe noch westlich der Weichsel und südlich Lublin – Cholm stand, überschritt General von Below die Windau in der Absicht, die bei Schaulen stehenden starken russischen Kräfte durch Vorgehen in Richtung Mitau von Norden zu umfassen und von Südosten durch das I. Reservekorps stark zu drängen, die schwache Mitte sollte sich zurückhalten. Der rechte Flügel der Armee an der Dubissa hatte vorläufig abzuwarten und erst beim Fortschreiten der Operation anzutreten. Der Russe hatte anscheinend keinen Angriff erwartet und auch dessen Ausdehnung nach Norden nicht erkannt. Er stieß in Richtung Okmjany gegen die in der Mitte vorgehende VI. Reservedivision vor und zwang sie zum Ausweichen nach Westen. Er war aber in seiner rechten Flanke derart bedroht, daß er seinen Erfolg nicht ausnutzen konnte. Die Infanteriedivisionen des linken Flügels schlugen bereits am 17. den Russen bei Autz, ließen sich dann aber durch die Ereignisse bei der VI. Reservedivision nach Süden ziehen; die Umfassung verlor dadurch an Wirkung. In ununterbrochenen Kämpfen, die sich bis zum 23. Juli ausdehnten und unter dem Namen der „Schlacht bei Schaulen“ zusammengefaßt sind, wurde die 5. russische Armee über Schaulen hinaus auf Ponjewjesh zurückgeworfen. Sie vermochte mit Teilen zu entkommen, da es der in ihren Rücken gelangten deutschen Kavallerie an Feuerkraft fehlte. Ponjewjesh wurde von uns bereits am 29. Juli besetzt. Auf dem linken Flügel streifte die Kavallerie bis an den rigaischen Meerbusen und schloß sich dem Vorgehen der Infanterie auf Mitau an, das am 1. August genommen wurde. Weiter südlich war die Dubissa überschritten und bis zum 29. Juli die Linie Kowno – Ponjewjesh erreicht. Die rückwärtigen Verbindungen waren jetzt wieder zu festigen und die Truppen mit Munition auszustatten. Die Kolonnen waren in großer Zahl bei der XII. und VIII. Armee eingesetzt und fehlten daher bei der Njemen-Armee. Ihr weiteres Vorrücken ging jetzt langsamer vor sich. Am Tage der Einnahme von Kowno stand sie an der Swjenta und Jara. Hier kam es zu einem langen Halt, während der linke Flügel sich weiter gegen die Düna vorschob. Südlich Riga behielt der Russe einen großen Brückenkopf, der für uns lange ein Gefahrsmoment bleiben sollte, dagegen wurde in den ersten Septembertagen die Düna zwischen Üxküll und Friedrichstadt erreicht und der hier stehende Feinde auf das jenseitige Ufer geworfen. Der Russe hatte sich inzwischen verstärkt. Die schwachen Kräfte der Njemen-Armee waren auf sehr weite Räume verteilt, so daß sie aus eigener Kraft zunächst nicht mehr weiter vorwärts konnte. Sie stand in Fühlung mit dem linken Flügel der X. Armee, als dieser nach der Einnahme von Kowno halbwegs Wilna wieder auf starken Feind stieß. Eine Unternehmung der Flotte im Rigaischen Meerbusen am 8. August hatte auf die Operationen zu Lande keinen Einfluß. Das schnelle Vorgehen der Njemen-Armee zeigt, daß bei größerer Stärke und besserer Ausstattung der Armee, namentlich mit Kolonnen, noch mehr zu erreichen war.“
    Der Schlachtbericht unserer Obersten Heeresleitung über die Schlacht von Gorlice-Tarnow sollte auch nicht fehlen: http://www.stahlgewitter.com/15_05_06.htm
    „Völlig überraschend für den Feind hatten sich Ende April größere deutsche Truppentransporte nach Westgalizien vollzogen. Diese Truppen, den Befehlen des Generals v. Mackensen unterstellt, hatten die russische Front zwischen dem Kapathenkamm und dem mittleren Dunajec im Verein mit den benachbarten Armeen unseres österreichischen Verbündeten zu durchbrechen. Das Problem war ein neues, die Aufgabe keine leichte. Der Himmel bescherte unseren Truppen wundervollen Sonnenschein und trockene Wege. So konnten Flieger und Artillerie zu voller Tätigkeit gelangen und die Schwierigkeiten des Geländes, das hier den Charakter der Vorberge der deutschen Alpen oder des Hörselberges in Thüringen trägt, überwunden werden. Unter den größten Mühsalen mußten an verschiedenen Stellen Munition auf Tragtieren herangeschafft und Kolonnen und Batterien über Knüppeldämme vorwärts gebracht werden. Alle für den Durchbruch nötigen Erkundungen und Vorbereitungen vollzogen sich reibungslos in aller Stille. Am 1. Mai nachmittags begann die Artillerie sich gegen die russischen Stellungen einzuschießen. Diese waren seit fünf Monaten mit allen Regeln der Kunst ausgebaut. Stockwerkartig lagen sie auf den steilen Bergkuppen, deren Hänge mit Hindernissen wohl versehen waren, übereinander. An einzelnen für die Russen besonders wichtigen Geländepunkten bestanden bis zu sieben Schützengrabenreihen hintereinander. Die Anlagen waren sehr geschickt angelegt und vermochten sich gegenseitig zu flankieren. Die Infanterie der verbündeten Truppen hatte sich in den Nächten, die dem Sturm vorangingen, näher an den Feind herangeschoben und die Sturmstellungen ausgebaut. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai feuerte die Artillerie in langsamem Tempo gegen die feindlichen Anlagen. Eingelegte Feuerpausen dienten den Pionieren zum Zerschneiden der Drahthindernisse. Am 2. Mai um sechs Uhr morgens setzte auf der ausgedehnten, viele Kilometer langen Durchbruchsfront ein überwältigendes Artilleriefeuer von Feldkanonen bis hinauf zu den schwersten Kalibern ein, das vier Stunden lang ununterbrochen fortgesetzt wurde. Um zehn Uhr morgens schwiegen plötzlich die Hunderte von Feuerschlünden, und im gleichen Augenblick stürzten sich die Schwarmlinien und Sturmkolonnen der Angreifer auf die feindlichen Stellungen. Der Feind war durch das schwere Artilleriefeuer derart erschüttert, daß an manchen Stellen sein Widerstand nur ein sehr geringer war. In kopfloser Flucht verließ er, als die Infanterie der Verbündeten dicht vor seine Gräben gelangte, seine Befestigungen, Gewehre und Kochgeschirre fortwerfend und ungeheure Mengen Infanteriemunition und zahlreiche Tote in seinen Gräben zurücklassend. An einer Stelle durchschnitt er selbst die Drahthindernisse, um sich den Deutschen zu ergeben. Vielfach leistete er in seinen nahegelegenen zweiten und dritten Stellungen keinen nennenswerten Widerstand mehr, dagegen wehrte sich der Feind an anderen Stellen der Durchbruchsfront verzweifelt. Mit den österreichischen Truppen griffen bayerische Regimenter den 250 Meter über ihren Sturmstellungen gelegenen Zameczyko-Berg, eine wahre Festung, an. Ein bayerisches Infanterieregiment errang sich dabei unvergleichliche Lorbeeren. Links der Bayern stürmten schlesische Regimenter die Höhen von Selowa und Sokol. Junge Regimenter entrissen dem Feinde die hartnäckig verteidigte Friedhofshöhe von Gorlice und den zäh gehaltenen Eisenbahndamm von Komienitza. Von den österreichischen Truppen hatten galizische Bataillone die steilen Höhenstellungen des Pustki-Berges angegriffen und erstürmt, ungarische Truppen in heißem Kampfe die Wiatrowkahöhen genommen. Preußische Garde-Regimenter warfen den Feind aus seinen Höhenstellungen östlich Biala und stürmten bei Staszkowka sieben hintereinander gelegene, erbittert verteidigte russische Linien. Entweder von den Russen angesteckt, oder von einer Granate getroffen, entzündete sich eine hinter Gorlice gelegene Naphthaquelle. Haushoch schlugen die Flammen aus der Tiefe, Rauchsäulen von mehreren hundert Meter stiegen gegen den Himmel. Am Abend des 2. Mai, als die heiße Frühlingssonne allmählich der Kühle der Nacht zu weichen begann, war die erste Hauptstellung ihrer ganzen Linie und Tiefe nach in einer Ausdehnung von etwa 16 Kilometern durchbrochen und ein Geländegewinn von durchschnittlich vier Kilometern erzielt. Mindestens 20000 Gefangene, mehrere Dutzend Geschütze und 50 Maschinengewehre blieben in der Hand der verbündeten Truppen, die im Kampfe um die Siegespalme gewetteifert hatten. Außerdem wurde eine noch unübersehbare Menge von Kriegsmaterial erbeutet, darunter große Massen von Gewehren und Munition…“

    Like

  18. Einen wahrhaft entscheidenden Sieg erfochten wir Deutschen 1915 bei Gorlice-Tarnow über die Russen. Die russische Front wurde durchbrochen, Österreich nachdrücklich entlastet und obendrein die Ostfront ein gehöriges Stück nach Osten verschoben. Geführt wurden unsere Truppen von unserem Feldmarschall August von Mackensen und unser Generaloberst Hans von Seeckt, seinem Stabschef. Unseren beiden Feldherren standen 19 deutsche und österreichische Divisionen mit 880 Geschützen zur Verfügung, denen die Russen 24 Divisionen und 680 Geschütze entgegenstellen konnten. Geholfen hat diese Übermacht den Russen aber nicht. Denn mit einem Verlust von 350,000 Mann mußten sie das Schlachtfeld räumen. Von der Ausnützung des Durchbruchs bei Gorlice-Tarnow lese ich ein weiteres Stück bei unserem Generalstabschef Ludendorff in den Kriegserinnerungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen
    „In der zweiten Augusthälfte hatte der Gedanke an die Weiterführung der Operation östlich des Njemen festere Gestalt angenommen. Die Flanke des aus Polen zurückweichenden Heeres konnte, wenn überhaupt, nur noch in der allgemeinen Stoßrichtung Kowno – Wilna – Minsk getroffen werden. Dieser Stoß war von der X. Armee zu führen, während die VIII. und XII. Armee und die südlichen Heeresgruppen dicht am Feinde blieben. Die Operationen der X. Armee bedurften im Norden des Flankenschutzes gegen die Bahnlinie Riga – Dünaburg, in die mehrere Schienenwege von Nordosten und Osten her einmünden, sowie gegen die Strecken Polotzk – Molodetschno und Orscha – Borissow – Minsk. Die Njemen-Armee mußte ihr Vorgehen mit dem Schwerpunkt auf Dünaburg fortsetzen, während gegen die beiden letztgenannten Bahnen starke Reitergeschwader vorgingen. Der Russe, der vor der X. und Njemen-Armee in zusammenhängender, aber nordöstlich Kowno nur dünn besetzter Front stand, mußte demnach durchbrochen, das heißt über Wilna und nach Dünaburg zurückgeworfen werden, während die Kavalleriedivision auf Polotzk – Minsk vorgingen. Es blieb die Frage, ob bei dem sehr weit nach Osten fortgeschrittenen Rückzug der Russen die Operation jetzt noch gewinnbringend sein konnte. Es war kein Zweifel, daß jeder Tag, um den sie hinausgeschoben wurde, sie weniger aussichtsreich machte. Ich erwog, ob wir uns nicht mit einem Stoß über Olita – Orany auf Lida begnügen sollten. Ich verwarf dies, weil alle ähnlichen Versuche, zu einer Flankierung zu kommen, in dem vergangenen Sommerfeldzuge zu keinem Erfolge geführt hatten. Somit blieb ich in meinen Gedanken bei der großen Operation, weil sie noch einen größeren Erfolg haben konnte. Wir waren auch hier gezwungen, in das Ungewisse zu handeln. Es war klar, daß die X. Armee der Verstärkung bedurfte. Es wurden ihr die Einschließungstruppen von Nowo Georgiewsk zugeführt. Die VIII. und XII. Armee hatten sich im Laufe der Operationen so zusammengeschoben, daß es möglich geworden war, außer den für den Westen bestimmten Abgaben noch andere Divisionen heranziehen. Sie wurden nach Kowno gefahren und von hier auf dem linken Flügel der X. oder auf dem rechten der VIII. Armee eingesetzt. Inzwischen war die X. Armee von Wilna her sehr stark angegriffen worden. Der Feind hatte Kräfte aus Polen nach Norden gezogen. In dem Wunsche, zu flankieren, hatten sich die X. Armee wie ihr Gegner nach Norden in Richtung Wilkomir verstärkt. Der Kampf wurde auf dem nördlichen Wilijauufer mit besonderer Heftigkeit geführt. Es kamen wieder ungemein spannungsvolle Tage. Gern hätte ich den Operationsbeginn beschleunigt, aber die Bahn Wirballen – Kowno konnte nun einmal nicht mehr leisten, als bei ihrem noch unfertigen Zustand möglich war. Alles kostete eine unendliche Zeit, die Wege waren zudem schlecht und die Truppen nicht mehr frisch. Am 9. September begann endlich der Vormarsch. Die Njemen-Armee kam gegen Dünaburg – Jakobstadt gut vorwärts. Ihr rechter Flügel setzte sich etwa bei Uzjany auf die Straße Kowno – Dünaburg und warf den Feind über Nowo Alexandrowsk sehr bald zurück. In beiden Brückenköpfen hielt der Gegner stand. Es kam hier zu langen, erbitterten Kämpfen. Der linke Flügel der X. Armee, der südlich Wilkomir stand, gewann an den ersten beiden Tagen gegen die Wilija Wilna aufwärts gut Gelände. Weiterhin gelang es jedoch nur nach und nach, den Russen über diesen Fluß zurückzudrücken. Zwischen den inneren Flügeln beider Armeen, von Dünaburg bis an die Wilija, hatten die Kavalleriedivisionen freiere Bahn. Sie mußten sich zunächst unter steten Kämpfen durch das Seengelände zwischen Wilkomir und Swentzjany durcharbeiten. Am 13. war dieser Ort genommen. Von hier aus wandten sich die Divisionen auf Smorgon, Molodetschno und gegen die Bahn Molodetschno – Polotzk, halbwegs beider Orte. Kavalleriedivisionen der VIII. Armee konnten jetzt nachgeschoben werden. Schon am 14. war die Bahn Wilna – Molodetschno – Polotzk bei Smorgon, Wileika und östlich Glubokoje erreicht und der rechte russische Flügel an der Wilija nordöstlich Wilna stark gefährdet. Auch die Bahn Orscha – Minsk wurde in der Gegend Borissow unterbrochen. Die Kavalleriedivisionen fanden hier, wie schon so oft im Osten, ein neues Feld ihrer Betätigung. Der frische Reitergeist der deutschen Kavallerie hat sich allerorts glänzend bewährt.“
    In gewohnt epischer Breite schildert uns unser Geschichtsschreiber Max Schwarte in seinem Werk „Der Weltkampf um Ehre und Recht“ auch die Schlacht von Gorlice-Tarnow. Von deren Eröffnung wir nun hören: https://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/weltkampf/wer0212.html
    „Mit dem Einschießen auf die feindlichen Stellungen begann am 1. Mai mittags der Kampf, aus dem sich ein anfangs bescheidenes Ziel mit fortschreitendem Erfolge zu einer der größten Operationen des Weltkrieges auswachsen sollte. Nach beendetem Einschießen folgten sich in wechselnden Zwischenräumen Feuerwellen gegen die den Batterien zugewiesenen Ziele; in den Feuerpausen schob sich die Infanterie an die Drahthindernisse, bei deren Zerstörung Pioniere erfolgreiche Hilfe brachten. Noch bevor die XI. Armee selbst zum Angriff antrat, setzte die k. u. k. 4. Armee sich mit dem linken Flügel in Bewegung, um den vor ihrer Front fließenden Dunajec zu überschreiten und durch den Stoß die Aufmerksamkeit des Gegners vom eigentlichen Einbruchspunkt abzulenken. Nach gleichgestellten Uhren begann am 2. Mai auf der ganzen Front ein vierstündiges Wirkungsschießen von einer bis dahin im Osten unbekannten Wucht; nach eineinhalbstündiger Dauer traten auch die Minenwerfer in Tätigkeit. Während weittragende Flachbahngeschütze die Anmarschstraßen hinter der feindlichen Front befeuerten und Luftgeschwader die Unterkunftsorte des Hinterlandes mit Bomben belegten, vereinigte sich das Feuer aller anderen Batterien auf die Hauptstützpunkte und die ausgewählten Einbruchsstellen sowie auf die anscheinend nicht zahlreichen Batterien. Aus den brennenden Ortschaften und einer Anzahl von offenliegenden Gräben flüchteten die aufgeschreckten Russen; die Masse der Grabenbesatzung fand aber in den gut ausgebauten Unterständen der Gräben und im hinteren Hang der Kuppen und Wellen gedeckten Unterschlupf. Um zehn Uhr brach das Feuer einen Augenblick ab, um sofort gegen die hinteren Linien der vorderen Stellung und die Wege wieder einzusetzen. Und gleichzeitig schritt, überall von Zügen der Feldartillerie-Regimenter begleitet, die Infanterie zum Angriff. – Das auf dem rechten Flügel stehende kombinierte Korps Kneußl (XI. bayerische und CXIX. Infanteriedivision) sah als Einbruchsstelle den Zamczysko-Berg und die Höhen nördlich Sokol vor sich; das XXXXI. Reservekorps setzte seine Divisionen gegen den Kirchhof von Gorlice und den Kaminiec-Wald, das k. u. k. VI. Armeekorps gegen den Pustki-Berg und die Wiatrowo-Höhe an; das Gardekorps stieß auf Staszkowka und die Höhen nördlich des Ortes vor. Wo das Artillerie- und Minenfeuer die feindlichen Gräben wirksam hatte fassen können, da war der innere Halt der Russen derart erschüttert, daß sie den Angriff nicht abwarteten, sondern mit hochgehobenen Armen sich ergaben; tatsächlich hatte das gut geleitete Feuer auch mörderisch gewirkt. An vielen anderen Stellen aber kam es zu erbitterten Kämpfen; die Tapferkeit des russischen Soldaten, sein Opferwille, aber auch seine Geschicklichkeit im Verteidigungskampfe zeigten sich in hellem Licht. Gleichzeitig mit der I. Armee trat auch die linke Flügel – (XXI. Infanteriertruppen) Division der k. u. k. III. Armee südlich des Przegonina-Baches zum Angriff an; in unwiderstehlichem Anlauf nahm sie die Höhen östlich Malastow und erleichterte der XI. bayerischen Infanteriedivision ihren schweren Kampf um die steilhangigen Höhen östlich der Sekowa; die dichte Bewaldung hatte eine ausreichende Beobachtung und Wirkung gegen die dort in mehreren Stockwerken angelegten Schützengräben verhindert. Aber was anderen, der deutschen Tiefebene entstammenden Truppen eine besondere Schwierigkeit bereitet hätte, der ausgeprägte Gebirgscharakter des Abschnitts, war den bayerischen Hochländern eine Lust. Am Nachmittag waren der Zamczysko-Berg und die südlich anschließenden Höhen, am Abend auch der Ort Wapienne in der Bayern Hand. An sie anschließend ging mit starkem, rechtem Flügel die CXIX. Infanteriedivision gegen die stark befestigten und zäh verteidigten Höhen von Sokol vor. Ein während des blutigen Ringens von Biecz her vorbrechender russischer Gegenangriff wurde rechtzeitig erkannt und durch die Divisionsreserve, Infanterie-Regiment XLVI, aufgefangen. Durch sofortigen Nachstoß hinter den zurückflutenden Russen konnte es sich in den Besitz der hinter den Höhen liegenden Orte Kryg und Kobylanka setzen und den Kampf um die Höhen zur siegreichen Entscheidung bringen. Die rechte Flügeldivision (LXXXII.) des XXXXI. Reservekorps setzte ein Regiment gegen das von der Artillerie stark unter Feuer gehaltene Städtchen Gorlice an, richtete aber den Hauptstoß gegen die beherrschende Kirchhofshöhe nördlich davon. In energischem Anlauf und zähem Ringen konnte sich Reserve-Infanterie-Regiment 272 in den Besitz der Höhe setzen und gegen Gorlice einschwenkend, dem Regiment 271 den Weg in die brennende Stadt (die Russen hatten alle Naphtha-Tanks in Brand gesetzt) bahnen helfen. Ein russischer Gegenstoß konnte vom Regiment 272 und der beschleunigt auf die eben eroberte Kirchhofshöhe vorjagenden Artillerie vor der Entwicklung abgewiesen werden…“

    Like

Hinterlasse einen Kommentar