Meister Eckhart, seines Zeichens großer deutscher Mystiker, ist am heutigen Tag im Jahre 1328 heimgegangen. Daher wollen wir Panzertiere ihm heute ein wenig gedenken und tun dies dort das Vortragen seiner mystischen Schriften. Die allerdings einen kleinen Schönheitsfehler namens Christentum haben. Daher müssen wir uns statt Gottvaters unseren Göttervater Wodan, statt des Jesusrindes unseren Lichtgott Baldur, statt der Engel unsere Walküren und statt des Jüngsten Gerichtes unsere Götterdämmerung denken. Außerdem müssen die lebens- und weltverneinende Auffassungen des Christentums durch das Gegenteil ersetzt werden… Doch zu unserem Meister Eckhart, der eigentlich Eckhart von Hochheim heißt und um 1260 bei Gotha als Sproß eines ritterlichen Geschlechtes geboren worden ist. Er wurde Mönch und erlangte 1302 den Meistertitel in der Gottesfurcht. Ab 1325 störten allerlei Neider seine mythischen Kreise und bescherten unserem Meister Eckhart einen Prozeß wegen Ketzerei. Im Rahmen desselbigen mußte sich unser Meister Eckhart von seinen Lehren lossagen. Die Bruchstücke unseres Meister Eckharts trage ich zur Feier des Tages vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Fragmente+und+Spr%C3%BCche/Fragmente
„1. Alle Kreaturen sind ein Fußstapfen Gottes. 2. Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, er vollbringt sie vielmehr. 3. Der Mensch kann nicht wissen, was Gott ist. Etwas weiß er wohl: was Gott nicht ist. 4. So gewaltig liebt Gott meine Seele, dass sein Wesen und sein Leben daran liegt, dass er mich lieben muss, es sei ihm lieb oder leid. Wer Gott das nähme, dass er mich liebt, der nähme ihm seine Gottheit. 5. Wer Gott seinen Willen gänzlich gibt, der fängt und bindet Gott, dass Gott nichts kann als was der Mensch will. 6. Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe. 7. Gott ist nirgends. Gottes Geringstes, dessen ist alle Kreatur voll, und sein Größtes ist nirgends. 8. Wäre nicht Gott in allen Dingen, die Natur wirkte oder begehrte in keinem Dinge etwas; denn es sei dir lieb oder leid, magst du es wissen oder nicht: die Natur in ihrem Innigsten sucht und meinet Gott. Nie würde ein Mensch, der Durst hat, so sehr nach etwas zu trinken begehren, wenn nicht etwas von Gott darin wäre. Die Natur meinte weder Essen noch Trinken, noch Kleider, noch Bequemlichkeit, noch sonst etwas, wenn nicht Gott darin wäre, und sie jagt und bohrt immer mehr danach, Gott darin zu finden. 9. Verginge das Bild, das nach Gott gebildet ist, so verginge auch das Bild Gottes. 10. Die Vernunft ist eindringend, sie begnügt sich nicht mit Güte oder Weisheit oder Wahrheit und auch nicht mit Gott selbst. Es ist gute Wahrheit, sie begnügt sich so wenig mit Gott wie mit einem Stein oder einem Baum. 11. So wahr das ist, dass Gott Mensch geworden ist, so wahr ist der Mensch Gott geworden. 12. Das ist Gottes Natur, dass er ohne Natur ist. 13. Gott kann, was er will, darum hat er dich sich selbst völlig gleich gemacht und dich zu einem Bild seiner selbst gemacht. Aber »ihm gleich«, das klingt wie etwas Fremdes und etwas Entferntes; darum ist die Seele Gott nicht gleich, sie ist ganz und gar das Gleiche wie er und dasselbe was er ist. Ich weiß und kann nicht weiter, damit sei diese Rede zu Ende. 14. Wenn ich Gott nicht zwinge, dass er alles tut, was ich will, dann gebricht es mir entweder an Demut oder an Sehnsucht. 15. Wo sieht man Gott? Wo nicht Gestern noch Morgen ist, wo ein Heute ist und ein Jetzt, da sieht man Gott. Was ist Gott? Ein Meister spricht: Wenn das notwendig sein muss, dass ich von Gott rede, so sage ich, dass Gottes etwas ist, was kein Sinn begreifen oder erlangen kann: sonst weiß ich nichts von ihm. Ein anderer Meister sagt: Wer das von Gott erkennt, dass er unbekannt ist, der erkennt Gott. Wenn ich in Paris predige, so sage ich und darf es wohl sagen: alle hier in Paris können mit all ihrer Wissenschaft nicht begreifen, was Gott in der geringsten Kreatur, auch nur in einer Mücke, ist. Aber ich sage jetzt: die ganze Welt kann es nicht begreifen. Alles was man von Gott denken kann, das ist Gott ganz und gar nicht. Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist. Was Gott den Engeln ist, das ist gar fern und niemand weiß es. Was Gott in einer gottliebenden Seele ist, das weiß niemand als die Seele, in der er ist. Was Gott in diesen niedern Dingen ist, das weiß ich ein wenig, aber sehr schwach. Wo Gott in der Erkenntnis wohnt, da fällt alle natürliche Sinnlichkeit ab. Dass wir so in ein Licht entrückt werden, das Gott selber ist, um darin in Ewigkeit selig zu sein, das walte Gott, Amen. 16. Das Wort, das Augustin spricht: Was der Mensch liebt, das ist der Mensch, ist folgendermaßen zu verstehen: Liebt er einen Stein, so ist er ein Stein, liebt er einen Menschen, so ist er ein Mensch, liebt er Gott – nun traue ich mich nicht weiter zu sprechen, denn sage ich, dass er dann Gott ist, so könntet ihr mich steinigen wollen. 17. Den gerechten Menschen ist es so ernst mit der Gerechtigkeit, dass sie, gesetzt den Fall, Gott: wäre nicht gerecht, nicht eine Bohne sich um Gott kümmerten. 18. Alle Liebe dieser Welt ist auf Eigenliebe gebaut. Hättest du die gelassen, so hättest du alle Welt gelassen…“