Die Einnahme der gallischen Hauptstadt Paris

Im Jahre 1871 streckte die gallische Hauptstadt Paris zum dritten Mal die Waffen. Zu Fall gebracht hat sie dieses mal unser Feldmarschall Helmuth von Moltke der Ältere, der hier wahrhaft in die Fußstapfen von unserem Blücher getreten ist. Alle Versuche zum Ausbruch und Entsatz seitens der Gallier schmetterten wir Deutschen ab. Hunger und Beschuß taten ein übriges. Mit dem Fall von Paris fand auch der gallische Krieg von 1870-71 ein Ende. Das gallische Feldheer war nämlich schon vorher fast gänzlich zerschlagen und mit dem Freiwerden unserer Belagerungsarmeen sah es für die Gallier zappenduster aus. Wir Deutschen waren also am Ziel und konnten unser Herzogtum Lothringen nach fast 200 Jahren gallischer Fremdherrschaft endlich befreien. Die Aufgabe von Paris schildert uns Moltke der Ältere zur Feier des Tages: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Seitdem Herr Thiers von seiner diplomatischen Rundreise zurückgekehrt war, wußte man, daß ein vermittelndes Einschreiten der auswärtigen Mächte nicht zu erwarten sei. Die Bedrängnis der Hauptstadt war mehr und mehr gestiegen. Längst schon hatten Mangel und Teuerung auf den Bewohnern gelastet. Ihre Vorräte waren erschöpft, und selbst die Bestände der Besatzungsarmee bereits stark in Anspruch genommen. Bei der andauernden Kälte fehlte es an Heizmitteln, und die Gaserleuchtung konnte nur unzureichend durch Petroleum ersetzt werden. Vor der vom Gegner lange verzögerten Maßregel des Bombardements bargen sich im südlichen Teil von Paris die Einwohner in den Kellern oder flüchteten in entfernte Stadtviertel, während bei der nun auch im Norden beginnenden Beschießung die Bevölkerung von Sankt Denis massenweise zuströmte. Der große Ausfall am 19. war vollständig gescheitert, ein Entsatz von außerhalb nicht mehr zu hoffen, seitdem Gambetta den Mißerfolg bei Le Mans mitgeteilt hatte. Die Armee von Paris, welche er der Untätigkeit anklagte, war durch Frost, Krankheit und Desertion um ein Drittel ihrer Stärke vermindert und durch verunglückte Unternehmungen geistig herabgedrückt. Um Fleisch zur Ernährung der Einwohner zu beschaffen, hatte sie ihre Pferde hergeben müssen, auch erklärte General Trochu jede weitere Angriffsunternehmung für hoffnungslos, selbst für den passiven Widerstand seien die Mittel erschöpft. Bisher hatte die Regierung durch schöngefärbte Berichte die Bevölkerung bei guter Laune zu erhalten gewußt, aber die schlimme Lage der Dinge ließ sich nicht mehr verschleiern. Jetzt wurden alle ihre Maßregeln getadelt. Es gab in Paris eine zahlreiche Klasse, welche vor der allgemeinen Not wenig berührt war. Die aus der Zivilbevölkerung bewaffneten Vaterlandsverteidiger wurden von der Regierung ernährt und reichlich besoldet, ohne daß sie sich allzu sehr auszusetzen gehabt hätten. Ihnen schlossen sich alle die unsicheren Elemente an, welche bei ungeordneten Zuständen ihre Rechnung fanden. Diese waren mit den Verhältnissen ganz zufrieden, wie sie der 4. September geschaffen, und wenig später traten sie in der Schreckensgestalt der Kommune auf. Schon zuvor hatten Volksaufläufe nur mit Waffengewalt zerstreut werden können, und selbst ein Teil der Nationalgarde war meuterischen Kundgebungen nicht ferngeblieben. Unterstützt durch die Presse, forderten die demagogischen Klubs auch jetzt noch neue Unternehmungen, ja selbst einen Massenausfall aller Bewohner von Paris. So befand sich die schwache, weil nur auf Volksgunst ruhende Regierung im Gedränge zwischen unerfüllbaren Forderungen der einsichtslosen Menge und dem unerbittlichen Ernst der wirklichen Tatsachen. Unzweifelhaft gab es keinen Ausweg mehr als die Kapitulation der Hauptstadt, jede Zögerung steigerte die Not und zwang zur Annahme härterer Bedingungen. Wurden nicht ungesäumt alle Eisenbahnen freigegeben, um aus weitestem Umkreise Lebensmittel heranzuführen, so mußten unausbleiblich die Schrecknisse einer wirklichen Hungersnot über mehr als zwei Millionen Einwohner hereinbrechen, denen später nicht mehr zu begegnen war. Aber Niemand wagte das verhängnisvolle Wort Kapitulation auszusprechen, Niemand die Verantwortlichkeit für das unausweichlich Gewordene zu übernehmen. Am 21. wurde ein großer Kriegsrat gehalten. Da alle älteren General weitere Angriffsunternehmungen für unausführbar erklärten, glaubte man, sich auch bei den jungen Militärs Rat erholen zu sollen, kam jedoch zu keinem Entschluß. Weil aber doch irgend Jemand an allem Unheil schuldig sein mußte, so wurde nun General Trochu, das ursprünglich populärste der Regierungsmitglieder, seiner Stellung als Gouverneur enthoben und dem General Vinoy der Befehl über sämtliche Truppen verliehen. General Ducrot legte sein Kommando nieder. Gebessert wurde dadurch in den Verhältnissen nichts, und so erschien denn am 23. Herr Jules Favre in Versailles, um Verhandlungen, zunächst wegen Waffenstillstandes, anzuknüpfen. Auf deutscher Seite kam man diesem Wunsche entgegen, mußte aber selbstverständlich Bürgschaft dafür fordern, daß nach erfolgter Versorgung der Hauptstadt dort nicht der Widerstand fortgesetzt werde. Die Übergabe sämtlicher Forts, einschließlich des Mont Valerien und der Stadt Sankt Denis, sowie die Entwaffnung des Hauptwalles wurden gefordert und zugestanden. Am 26. abends sollten die Feindseligkeiten vor Paris eingestellt und alle Zufuhren freigegeben werden. Ein allgemeiner einundzwanzigtägiger Waffenstillstand würde dann mit dem 31. Januar in Kraft treten, ausgeschlossen von demselben aber würden die Departements Doubs, Jura und Cote d’Or sowie die Festung Belfort bleiben, wo zur Zeit noch Operationen sich im Gang befanden, von denen beide Teile sich Erfolg versprachen. Dieser Waffenstillstand gewährte der Defense Nationale die nötige Zeit, um eine drei gewählte Versammlung nach Bordeaux zu berufen, welche zu entscheiden haben werde, ob der Krieg fortzusetzen oder unter welchen Bedingungen der Friede zu schließen sei. Auch in den von den Deutschen Besetzen Landesteilen blieb die Wahl der Abgeordneten völlig ungehindert und unbeeinflußt. Die Kriegsbesatzung von Paris, Linientruppen, Marinesoldaten und Mobilgarden, hatten sofort die Massen auszuliefern, nur 12,000 Mann und die Nationalgarde durften sie zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern der Stadt behalten. Während des Waffenstillstandes blieb die Besatzung dort interniert, nach Ablauf desselben trat sie in Gefangenschaft. Von sofortiger Abführung nach Deutschland, wo schon alle irgend geeigneten Orte mit Gefangenen überfüllt waren, nahm man bei der nahen Friedensaussicht einstweilen Abstand. Ohne Störung erfolgte am 29. Januar die Besetzung der Forts. Ausgeliefert wurden von der Feldarmee 603 Geschütze, 1,770,000 Gewehre und über 1000 Munitionswagen, von der Festung 1362 schwere Geschütze, 1680 Lafetten, 860 Protzen, ferner 3,500,000 Patronen, 4000 Zentner Pulver, 200,000 Granaten und 100,000 Bomben. Die 132tägige Einschließung von Paris war beendet, der größere Teil der vor seinen Mauern festgehaltenen deutschen Streitkräfte frei geworden, um im offenen Felde das Ende des Krieges zu erkämpfen…“

Der Schlacht um Monte Cassino

Mit der Schlacht von Monte Cassino hat unser Feldmarschall Albert Kesselring ein kleines Meisterstück abgeliefert. Da der italienische Kriegsschauplatz, wegen seinem schwierigen Gelände und der überlegen Feuerkraft der westlichen Landfeinde sowie deren Luftherrschaft, ein Schlagen aus der Rückhand nicht erlaubte, behalf sich unser Kesselring mit einem verhältnismäßigen Widerstand und zog sich daher nach und nach auf immer neue Stellungen und Verteidigungslinien zurück. Damit erhielt er einigermaßen die Kampfkraft seiner schwachen Heeresgruppe C und band bedeutende Kräfte der Landfeinde. Bei Monte Cassino waren diese 1944 mit 240,000 Kriegsknechte zum Sturm auf unsere Gustav-Stellung angetreten. Fünf Monate lang trotzte ihnen unsere X. Armee mit ihren 140,000 Mann und brachte den Landfeinden einen Verlust von 55,000 Kriegsknechten bei, erlitt aber selbst leider auch eine Einbuße von 20,000 Mann. Im Schlachtbericht unseres Kesselring lese ich ein weiteres Stück weiter:

„Vier Unbekannte hielten die Führung in Italien in Spannung: Wann treten die Alliierten in dem Brückenkopf an? Wo und in welcher Stärke greift das F. E. C. an? Wird der Angriff durch eine Luftlandung im Lirital unterstützt? Findet eine neue Invasion etwa in Gegend Rom oder nördlich davon statt? Die Einleitung des Angriffs der 5. amerikanischen und der 8. britischen Armee durch Artilleriefeuer und Bombenangriffe, unter anderem auf den Gefechtsstand des Armeeoberkommandos, ließ die Härte der kommenden Kämpfe erahnen. Wie ich mich selbst am Vormittag des 12. Mai 1944 überzeugen konnte, waren zu diesem Zeitpunkt das Armeeoberkommando X und das Generalkommando XIV, die, beide verwaist, stellvertretend geführt wurden, weitgehend ausgeschaltet. Doch ließen die ersten Angriffstage erkennen, daß Befürchtungen hinsichtlich einer Luftlandung oder einer neuen Invasion gegenstandslos waren; Bewegung und Einsatz der operativen Reserven waren also gefahrloser geworden. Die ersten Kampftage bestätigten auch unsere Annahme über die feindlichen Angriffsschwerpunkte. Die Kämpfe waren schwer und verlustreich; bedauerlich, daß die Heeresgruppe keine Klarheit über die Zusammensetzung der 5. VS-Armee und besonders des F. E. C. erhalten konnte. Während die Front südlich vom Liri-Ufer bis zum Monte Cairo im schwersten, aber ausgeglichenen Kampf auf den gut ausgebauten „Senger-Riegel“ zurückwich, waren die Bewegungen am rechten Flügel des XIV. Panzerkorps der Führung entglitten. Die XCIV. und LXXI. Division hatten tapfer gekämpft, sie waren aber den überlegenen alliierten Kräften gegenüber zu schwach; es zeigte sich bald, daß auch die Stellungen nicht das hielten, was sie versprachen. Die für diesen Flügel angeordneten Maßnahmen vollzogen sich dazu unter einem besonderen Unstern. Ganz abgesehen davon, daß die Heeresgruppe brauchbare Unterlagen für eine weiterreichende Entschlußfassung erst am 14. oder 15. Mai erhielt, traten bei der Heranführung der XXVI. Panzerdivision und bei deren Einsatz unerwartete Schwierigkeiten auf. Das Vorgehen des F. E. C. konnte nicht abgefangen werden. Als auch noch die XCIV. Infanteriedivision ihre Reserven gegen meinen ausdrücklichen Befehl statt auf dem Petrella-Massiv im Küstenstreifen bereitstellte, konnte die auf dem Petrella-Massiv entstandene Frontlücke nicht mehr geschlossen werden. Die gebirgsgewohnten Verbände des F. E. C. hatten freie Bahn. Während sich am rechten Flügel beim XIV. Panzerkorps die Verhältnisse immer ungünstiger entwickelten, kam es auf seinem linken Flügel und beim LI. Gebirgskorps allmählich zum stehenden Gefecht; die I. Fallschirmjägerdivision dachte gar nicht daran, „ihren“ Monte Cassino aufzugeben. Um den Zusammenhang mit dem XIV. Panzerkorps zu wahren, mußte ich am 18. Mai persönlich der etwas widerspenstigen I. Fallschirmjägerdivision den Befehl zum Ausweichen geben, ein Beispiel für den Nachteil starker Persönlichkeiten als Unterführer. Darauf ist auch zurückzuführen, daß eine Rechtsstaffelung der Reserven der I. Fallschirmjägerdivision hinter dem offenen Flügel der X. Panzergrenadierdivision und ein rechtzeitiges Zurücknehmen des LI. Gebirgskorps unterblieb…“

Die Schlacht an der Lisaine

Im Jahre 1871 wurde die Schlacht an der Lisaine geschlagen. Eine beachtliche Waffentaten von unserem August von Werder und seinem XIV. Armeekorps. Einer vierfachen Übermacht trotzen diese nämlich in der dreitägigen Schlacht an der Lisaine, spricht wehrten mit 37,000 Mann den Angriff von 150,000 Galliern ab. Am Ende hatten die Gallier 5000 Mann verloren, während wir Deutschen 1200 Recken eingebüßt haben. So schön Schlachtensiege im Krieg auch sind, so wichtig ist eine nachdrückliche Verfolgung des geschlagenen Feindes. Denn sonst rappelt sich dieser wieder auf und man muß den Sieg noch einmal erkämpfen. Die Schlacht an der Lisaine ist ein schönes Beispiel für eine gelungene Verfolgung. Den Galliern hat dabei nämlich die Südarmee unseres späteren Feldmarschalls von Manteuffel Beine gemacht und zwar so sehr, daß die Gallier mit ihrer Ostarmee in die neutrale Schweiz fliehen mußten, wo sie entwaffnet und festgesetzt worden sind. Vom Vorstoß Manteuffels lesen wir nun in Moltkes Geschichte des gallischen Krieges von 1870-71: https://archive.org/details/bub_gb_49waAAAAMAAJ

„Die Generale erklärten, daß sie kaum mehr als die Hälfte ihrer Mannschaften unter den Waffen hätten und daß diese geneigter zum Fliehen als zum Fechten wären. Nur General Pallu glaubte, für die Leute der Armeereserve entstehen zu können. Der Generalintendant berichtete, daß, ohne die Bestände des Platzes anzugreifen, höchstens noch für vier Tage die Lebensmittel ausreichen würden. General Billot zwar stimmte für den Versuch, sich nach Auxonne durchzuschlagen, lehnte aber das ihm dabei angebotene Oberkommando ab. Die Ermattung der Truppen und die sichtbar einreißende Unbotmäßigkeit derselben ließen wenig Erfolg von Angriffsunternehmungen hoffen. So blieb denn nur der vom Kommandierenden vorgeschlagene Rückzug nach Pontarlier. Aber auch dieser war schon ernstlich bedroht. Um sich gegen Norden Luft zu machen, befahl General Bourbaki dem 24. Korps, nochmals vorzugehen und die Lomont-Pässe zu behaupten. Im Süden sollte das 15. den tiefen Gebirgseinschnitt der Loue verteidigen, hauptsächlich aber General Cremer den Abzug des Heeres in der rechten, am meisten bedrohten Flanke schützen. Für diesen schwierigen Auftrag wurden ihm, außer seiner eigenen, noch eine Division des 20. Korps und die Armeereserve als die zuverlässigsten Truppen unterstellt. Das 18. und der Rest des 20. Korps hatten sich bei Besancon des Befehls zum Abmarsch gewärtig zu halten. Im deutschen Hauptquartier, wo man natürlich die Entschließungen des Gegners nicht kannte, mußte auf verschiedene Möglichkeiten gerechnet werden. Verblieben die Franzosen bei Besancon, so brauchte man sie dort nicht anzugreifen. Der Platz war zur Aufnahme einer großen Armee nicht geeignet und deren Ernährung dort auf längere Dauer nicht möglich. Daß sie aufs Neue gegen Norden vordringen würden, konnte kaum angenommen werden. Sie hätten sich dabei von allen ihren Hilfsmitteln entfernen und am Ognon auf den größten Teil des XIV. Korps stoßen müssen. Möglicher erschien ein Versuch, sich nach Dijon durchzuschlagen. Dem stand bei Sankt Vit bis XIII. Division, bei Pesmes die Abteilung des Obersten von Willisen und schließlich General von Kettler entgegen. Am wahrscheinlichsten blieb der Rückzug auf Pontarlier, und den Weitermarsch von dort zu verhindern, fiel, solange noch das VII. Korps den bei Besancon versammelten Feind zu beobachten und seinen Ausfällen an beiden Flußufern entgegenzutreten hatte, zunächst dem II. Korps zu. Der Oberkommandierende beschränkte sich darauf, seinen Generalen allgemeine Direktiven zu erteilen, ermächtigte sie aber ausdrücklich, bei den nicht im Voraus zu übersehenden Eventualitäten nach eigenem Ermessen selbständig zu handeln. General von Werder war angewiesen, sich über Marnay mit der badischen Division und der Brigade von der Goltz der XIV. Division zu nähern, um diese demnächst am Rechten Ufer des Doubs abzulösen. Die IV. Reservedivision stellte die Brücken bei L’Isle und Baume wieder her und trat auf das linke Ufer des Flusses über. Oberst von Willisen wurde zum VII. Korps herangezogen, um dort den Mangel an Kavallerie abzuhelfen. Das II. Korps sammelte sich hinter Villers Farlay…“

Kapitänleutnant Günther Prien, unser Stier von Scapa Flow

Am heutigen Tag im Jahre 1908 erblickte im sächsischen Osterfeld unser Kapitänleutnant Günther Prien das Licht der Welt. Seine kriegerische Laufbahn begann er 1933 bei unserer deutschen Kriegsmarine und schon 1938 beförderte ihn diese zum Kapitänleutnant und vertraute ihm unser Uboot XLVII an. Er brachte es im Sechsjährigen Krieg auf stolze 32 Versenkungen, darunter auch das englische Schlachtschiff Royal Oak. Das er im Hafen von Scapa Flow erwischte. Und wäre unser Prien nicht im März 1941 vor Irland verschollen, so hätte er wohl noch sehr viel mehr Beute gemacht. Seine Angebetete Ingeborg führte er 1939 zum Traualtar und hatte mit ihr zwei Töchter (Birgit und Dagmar). Die Versenkung der Royal Oak brachte ihm das Ritterkreuz mit Eichenlaub ein, nachdem er zuvor schon das Eiserne Kreuz erhalten hatte. Mit „Mein Weg nach Scapa Flow“ gibt es ein sehr schönes Ubootfahrerbuch von unserem Kapitänleutnant Prien zu lesen. Von der Suche nach einer abgeschossenen Flugzeugbesatzung in den eisigen Fluten der Nordseehören wir daraus nun: https://archive.org/details/tntvillage_428294
„Blick zum Kreuzer: Schläft weiter. Der Ausguck Backbord meldet: „Herr Kapitänleutnant, der Schatten ist ein Fischdampfer.“ Ich sehe hin. Wahrhaftig, er hat recht. Ein bewaffneter Fischdampfer. Er liegt gestoppt gerade vor dem Eingang unserer Bucht. Also gefangen, wie eine Maus in der Falle. Hilflos. Ohne Torpedo. Zielscheibe für zwei Gegner, von denen jeder einzelne über Wasser stärker ist als wir. Die Stimme des Obersteuermanns: „Boot nimmt Rückwärtsgang auf.“ Im selben Augenblick merken wir es alle. Ein knirschendes Geräusch, das Boot rutscht nach hinten weg, taucht vorn ein und kommt dümpelnd wieder auf ebenen Kiel. Frei! Gott sei Dank, frei! „Alle Mann unter Deck bis auf Brückenwache!“ kommandiere ich. „Sofort Tauchklarzustand wiederherstellen!“ Wie halten gerade auf den Fischdampfer zu, der, eine schmale, dunkle Silhouette, unsere Ausfahrt blockiert. Kaum tausend Meter vor ihm tauchen wir. Direkt unter ihm durch. Als er uns entdeckt, sind wir schon weit, und hinter uns klingt das wütende Wummern seiner Wasserbomben. Als ich in die Zentrale komme, hören ich, wie ein Mann gerade sagt: „Na, das war mal ’ne Angstpartie!“ Und ich denke: Wahrhaftig, wenn mir Zeit geblieben wäre, ich hätte auch Angst gehabt. Nachts zwei Uhr. Ich liege auf meiner Koje in unruhigem Halbschlaf. Gegenüber aus der Funkbude tönt das Tüüt tüüüt des Morseapparates. Ganz dicht neben meinem Ohr, nur durch einen grünen Friesvorhang getrennt. Es ist ein bißchen eng im Boot. Steinhagen meldet: Herr Kapitänleutnant, Funkspruch an alle Boote: Deutsches Flugzeug in der mittleren Nordsee notgelandet!“ Dann genau Positionsangabe. Ich fahre heraus aus der Koje, ein Griff nach der Mütze und hinüber zur Zentrale. Schneller Blick auf die Karte. Der angegebene Standort liegt dicht an unserem Marschweg. Ich steige auf den Turm. Die Brückenwache steht fröstelnd in ihren Mänteln da. Es ist kalt, die durchdringende Kälte er ersten Morgenstunden. Ich gebe kurze Anweisung an die Brückenwache: „Gut aufpassen auf notgelandetes Flugzeug!“ Dann gehe ich wieder in die Zentrale hinunter, gebe den neuen Kurs an und befehle, mich morgen früh um sieben Uhr zu wecken, falls sich nicht vorher etwas ereignet. Morgens um sieben schaltet Roth das Licht über mir an und sagt laut: „Es ist sieben Uhr, Herr Kapitänleutnant.“ Als ich auf die Brücke komme, treibt der Morgennebel in dünnen Schwaden über das Wasser. Von den Fliegern ist nichts gesichtet worden. Auch sonst gibt es nichts Neues zu melden. Eine dumme Geschichte. Wir sind schon an der angegebenen Position vorbei. Die Männer treiben nun hilflos weiter auf See. Ganz in Gedanken gehe ich wieder in die Messe hinunter. Barendorff sitzt schon am Tisch und verzehrt sein Frühstück. Begrüßung. Wir sitzen einander gegenüber, dicht neben uns Spinde und Kojen. Barendorff erzählt irgend etwas. Ich höre kaum hin. Meine Gedanken sind immer noch bei den Fliegern, die dort draußen irgendwo im Bach schwimmen. Wir müssen sie kriegen, wir müssen. Es ist wie eine Eingebung: Ich springe auf, renne die paar Schritte zur Zentrale und rufe: „An Brücke: Hart Backbord, neuer Kurs, zweihundertfünfundvierzig Grad!“ Ich kehre zum Tisch zurück. Barendorff pliert mich von der Seite an, sagt aber nichts. Dann steht er auf und geht auf den Turm. Seine Wache beginnt. Ich kaue mein Brot weiter. Mit einem mal Meldung von der Brücke. „An Kommandant, voraus ein Stern.“ Ich klettere zum Turm hoch. Barendorff deutet voraus in den Nebel: „Dort war… ein weißes Licht!“ Wir halten gerade auf die Stelle zu. Ein rundes Ding treibt dunkel auf den Wellen – eine Treibmine. Wir umfahren sie, und dann taucht gerade vor uns ein grauer Körper auf, der sich langsam auf uns zu bewegt. Ein Schlauchboot mit Männern an Bord. Drei sind darin. Es sind die Flieger. Ein paar Mann von der Besatzung stehen klar an der Back, um die Ankommenden wahrzunehmen. Die Leute sind erregt und froh wie noch nie bei einer Unternehmung zuvor. „Junge, Junge“, sagt Bootsmaat Meier mit seiner hellen Trompetenstimme, „was werden die sich freuen!“ …“

Franz Grillparzer

Den Geburtstag von unserem großen deutschen Dichter Franz Grillparzer gibt es heute zu feiern. Wir verdanken im die Lust- und Trauerspiele „Die Ahnfrau“, „Sappho“, „Das goldene Vlies“, „König Ottokars Glück und Ende“, „Ein treuer Diener seines Herrn“, „Des Meeres und der Liebe Wellen“, „Weh dem, der lügt!“ oder „Ein Bruderzwist in Habsburg“; die Geschichten „Das Kloster bei Sendomir“ und „Der arme Spielmann“ sowie zahlreiche Gedichte. Im Jahre 1791 wurde unser Grillparzer in Wien geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften, trat er 1813 in den österreichischen Staatsdienst, in dem er es immerhin bis zum Archivdirektor. Mit ihren Werken wollen und sollen unsere deutschen Dichter gefeiert werden und so wollen wir es auch bei unserem Grillparzer halten. Das Trauerspiel „Ein Bruderzwist in Habsburg“ möchte ich vorstellen. Wir begeben uns an den Hof unseres Kaisers Rudolfs II., wo uns so einige Verwicklungen erwarten: http://www.zeno.org/Literatur/M/Grillparzer,+Franz/Dramen/Ein+Bruderzwist+in+Habsburg

„Gerichtsperson.

Im Namen kaiserlicher Majestät

Ruf ich Euch zu: Lasst ab!

Don Caesar.

Ich nicht, fürwahr!

Ihr gebet den Gefangnen denn heraus,

Den man zurückhält ohne Fug und Recht.

Gerichtsperson.

Nach Recht und Urteil wie’s der Richter sprach.

Don Caesar.

So war das Urteil falsch, der Richter toll.

Der Mann hat einen anderen erschlagen,

Weil jener ihn erschlug, kam er zuvor nicht.

Gerichtsperson.

Der Richter kam zuvor, hätt‘ er’s geklagt.

Don Caesar.

Ha, Feiger Schutzwehr, die von Feigen stammt,

Wer hat ein Schwert und bettelt erst um Schutz?

Dann: wenn Belgioso fiel von seiner Hand,

Geschah’s auf mein Geheiß.

Russworm.

Mit Gunst, Don Caesar.

Ich war Euch stets mit Neigung zugetan,

Als einem wackern Herrn von raschen Gaben,

Wohl auch erkennend und mich gerne fügend

Dem was in Euch von höherm Stamm und Ursprung,

Doch hat Feldmarschall Russworm seiner Tage

Befehl gegeben andern oft und viel,

Empfangen nie, als nur vom Heeresfürsten.

Ob falsche Nachricht, Ohrenbläser Tücke

Mich trieb zur Tat, die nun mich selbst verdammt,

Ob meine Dienst‘ in mancher Türkenschlacht

Rücksicht verdienen, Mildrung und Gehör,

Das mag der Richter pruefen und erwägen;

Allein, dass Belgiojoso Euch im Weg,

Euch Nebenbuhler war in Euerm Werben,

Hat seinen Tod so wenig ihm gebracht,

Als, war er’s nicht, es ihn vom Tod errettet.

Don Caesar.

Nun denn, so fasst mich auch und führt mich mit!

Denn wahrlich, hätt‘ ihn dieser nicht getötet,

Belgioso fiel‘ durch mich, ich hatt’s gelobt.

Gerichtsperson.

Wir richten ob der Tat, den Willen Gott.

Don Caesar.

Ich aber duld es nicht! Mit diesem Schwert

Entreiß ich euch die Beute, die euch lockt.

Setzt an! Auf sie! Macht den Gefangnen frei!

Gerichtsperson.

Zu Hilfe der Gerechtigkeit!

Russworm.

Lasst ab!

Ihr seid zu schwach und bringt die Stadt in Aufruhr.

Steht meinen Feinden offen, nun wie vor,

Des sonst so güt’gen, meines Kaisers Ohr,

So rettet mich kein Gott. Lasst ab, lasst ab!

Zu beten scheint jetzt nöt’ger als zu fechten.

Wo ist der Minorit?

Don Caesar.

Und ich soll’s ansehn,

Es ansehn, ich, mit meinen eignen Augen?

Don Caesar.

Ha Heuchlerin, so kommst du, dich zu weiden

Am Unheil, das durch dich, um deinetwillen da?

Sieh, dieser ist’s, der deinen Buhlen schlug,

–Er tat’s, nicht ich, doch freut mich was er tat–

Ein Ende setzte jenem nächt’gen Flüstern,

Den Ständchen, dem Gekos‘, drob Ärgernis

Den Nachbarn kam, besorgt um scheue Töchter;

Er tat’s, und statt dafür ihn zu belohnen,

Schleppt man ihn vor den Richter und verdammt ihn.

Prokop.

Ist es gestattet, Herr,

Auf offner Straße Ehrbare Mädchen zu beschimpfen also?

Don Caesar.

Ehrbare Mädchen? Ha sie täuscht dich Alter,

So wie sie mich getäuscht und alle, alle Welt!

Wohin nur geht ihr? Ja, zur Kirche wohl!

Da weift sie ab die volle Sündenspule,

Um neue drauf zu winden, still bemüht.

Warum gehst du in Schwarz? Dir starb kein Blutsfreund.

Register führ ich über alles Unheil,

Das dich bedroht und das dich schon betraf.

Kein Blutsfreund starb dir. Warum denn in Schwarz?

Klagst du ob dem, den dieser Mann erschlug?

Sprich ja, und dieses Schwert — O Nacht und Grüel!

Warum in Schwarz?

Prokop.

Komm lass uns gehn mein Kind!

Don Caesar.

Geh nicht, und du! — Bleib noch! — Lukrezia!

Ich will ihr nach! — Und doch! — Russworm verzeih,

Mich übermannte, blendete der Zorn.

Doch soll darob nicht deine Sache leiden.

Zum Kaiser geh ich, fordre deine Freiheit,

Und weigert er’s — Glaub nur, er wird es nicht!–

So werf ich vor ihm ab die Gnaden alle,

Die Lasten, die mir seine Laune schuf,

Gönn andern das Bemühn ihm zu gefallen

Und such in Ungarn Türkensäbel auf.

Leb wohl! Ihr andern aber merkt euch dieses Wort:

Wird ihm ein Haar gekrümmt, eh‘ neue Botschaft,

Des Kaisers eigener Befehl es heischt,

Zahlt euer Kopf für jede rasche Regung

Haus, sei verdammt, du Hölle mir von je! …“

Heinrich Schliemann

„Es gab einige bei ihnen, die sich an Herkules erinnern, und sie besangen den ersten der tapferen Männer, wenn sie in die Schlacht zogen. (…) Außerdem glauben einige, daß auch Odysseus auf jener langen und sagenhaften Irrfahrt in dieses Weltmeer fort getragen wurde und die Länder Germaniens betreten hatte und dass Asciburg, das am Ufer des Rheines liegt und noch heute bewohnt wird, von jenem gegründet und benannt worden ist. Ja sogar der Tempel wurde von Odysseus geweiht und mit dem Namen des Vaters, Laertius, versehen, und es wurden Denkmäler und Grabhügel gefunden, die mit griechischen Buchstaben beschrieben waren und die im Grenzgebiet zwischen Germanien und Raetien noch immer vorhanden sind.“ (Publius Cornelius Tacitus)

Kann man den Herkules noch mit unserem Donnergott Donar erklären, so ist die Sache mit dem Odysseus und den altgriechischen Schriftzeugnissen doch rätselhafter. Es könnte also, daß unser großer deutscher Altertumsforscher Heinrich Schliemann nicht nach fremden Dingen in Griechenland suchte. Sind die alten Griechen und wir Deutschen in der indogermanischen Völkerfamilie zudem auch noch recht ähnlich veranlagt: Im Krieg, in der Wissenschaft und in der Kunst leisten beide Völker außergewöhnliches und neigen dazu zur Zersplitterung und Selbstzerfleischung… In der mecklenburgischen Stadt Neubukow erblickte unser Schliemann 1822 als Sohn eines Klerikers und einer Bürgermeistertochter das Licht der Welt. Der Verlust der väterlichen Pfründe verwehrte unseren Altertumsforscher den Besuch der höheren Schule und so mußte dieser lange Jahre als Kaufmann seinen Lebensunterhalt bestreiten. Der Erfolg blieb nicht aus und im Krimkrieg machte unser Schliemann ein Vermögen durch die Umgehung der englischen Handelssperre gegen Rußland. Im Jahr 1864 verkaufte unser Schliemann seine Unternehmungen und studierte die Altertumskunde in Paris. Vier Jahre später rüstete unser Schliemann seine erste Expedition nach Griechenland aus. Der altgriechische Dichter Homer war sein Wegweiser und gemäß dessen Beschreibung fand er die Stadt Troja. Allerdings stellte sich heraus, daß die Stadt wohl mehrmals zerstört und wiederaufgebaut wurde und so streiten sich die Gelehrten noch immer, welche Schicht nun die Richtige. Was dadurch erschwert wird, daß wir weder die Lebenszeit Homers noch die Zeit seines Trojanischen Krieges kennen… Fünf Kinder vergönnten die Nornen unserem Schliemann von seinen zwei Frauen Jekaterina und Sophia. „Trojanische Altertümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja“, „Mykenae. Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen in Mykenae und Tiryns“, „Ithaka, der Peloponnes und Troja. Archäologische Forschungen“, „Troja. Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen auf der Baustelle von Troja“, „Orchomenos. Bericht über meine Ausgrabungen im böotischen Orchomenos“, „Ilios, Stadt und Land der Trojaner. Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja“, „Reise in der Troas im Mai 1881“, „Tiryns. Der prähistorische Palast der Könige von Tiryns“, „Troja und seine Ruinen“ oder „Heinrich Schliemanns Selbstbiographie. Bis zu seinem Tode vervollständigt“ nannte unser Altertumsforscher die Berichte über seine Ausgrabungen. Seine letzte Ausgrabung führte unser Schliemann im Jahre 1890 durch und so blieb sein Bericht darüber ein Bruchstück: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schliemann1891

„Das Urteil der zehn Archäologen und Gelehrten ersten Ranges, welche an den beiden Konferenzen in Troja teilgenommen und die Protokolle unterschrieben haben, wird hoffentlich hinreichen, jedem nicht Voreingenommenen die Gewissheit zu geben, dass wir es in Hissarlik mit einem befestigten Platze zu tun haben, der Jahrtausende lang bewohnt gewesen ist. Wir erwarten dies um so mehr, als wir außerdem im Frühjahr und Sommer durch den Besuch von mehr als hundert andern Gelehrten und Altertumsfreunden erfreut worden sind, von denen die Feuernekropolentheorie aufs entschiedenste zurückgewiesen ist und von denen mehrere dies seitdem durch Rede und Schrift zur öffentlichen Kunde gebracht haben. Sollte übrigens Herr Boetticher fortfahren, die Pergamos als Feuernekropole darzustellen und bei irgend einem Sachverständigen den Gedanken erregen, die ganze gelehrte Welt hätte sich geirrt und nur er allein hätte Recht, so ist ein solcher Zweifler aufs freundlichste eingeladen, uns während der Zeit der nächsten Ausgrabungen, also zwischen dem 1. März und 1. August 1891, in Troja zu besuchen, um sich an Ort und Stelle von der Sachlage zu überzeugen. Anfangs April gab uns der Kronprinz von Italien mit seinem Gefolge die Ehre seines Besuchs in Hissarlik. Unter den vielen Männern der Wissenschaft, die uns später beehrten, waren der berühmte Georges Perrot von Paris, der Verfasser der „Histoire de l’Art“, und der vielbekannte Oberbaudirektor Doktor Josef Durm aus Karlsruhe; auch sie theilten die Überzeugung aller andern Gelehrten über die Feuernekropolentheorie in vollstem Maße. Letzterer hat seitdem in einem „Zum Kampf um Troja“ überschriebenen Aufsatze (im. „Zentralblatt der Bauverwaltung“, X, 1890, Nummer 40 und 41) seine Ansichten auch öffentlich ausgesprochen. Sehr interessant sind seine Bemerkungen über die geringe Größe der Pergamos und seine Zusammenstellung der verschiedenen Akropolen und Burgen (auf Seite 410). Trotz der verhältnismäßigen Kleinheit der Burg von Ilios findet auch er es nicht etwa unwahrscheinlich, dass Priamos auf dem Hügel von Hissarlik Platz gefunden hat für sich und sein Geschlecht. Das Volk muss natürlich hier, wie anderswo, außerhalb der Burg gewohnt haben, und diese selbst konnte deshalb einen geringern Umfang haben, als wir vielleicht erwarten. Ich will als Parallele zu dieser Erscheinung die erst ganz kürzlich geschehene Entdeckung und teilweise Ausgrabung der einst berühmten Stadt Lachisa (Ayetoa) durch Flinders Petrie erwähnen, der durch seine Studien über die Pyramiden von Gizeh, seine Erforschung der Pyramide von Howara, des angrenzenden Labyrinths und Gräberfeldes, durch seine Ausgrabungen in der alten Stadt bei der Pyramide von Ilahun und von Naukratis allgemein bekannt ist. Lachisa, jetzt Tell Hesy genannt, in Palästina im District Daromas, war ein alter kananitischer Königssitz (Josua X, 3) und wurde von Josua erobert (Josua X, 31). Flinders Petrie beschreibt (in der „Contemporary Review“) die Baustelle als einen 60 Fuß (also 19 Meter) hohen Hügel von auf einander gebauten Städten, der einen Flächenraum von 40,000 Quadratfuß (also ungefähr 4000 Quadratmeter) hat und somit nur zwei Fünftel so groß ist als die Pergamos der zweiten Stadt von Troja, die 10,000 Quadratmeter misst. Da der vorbeifließende Fluss etwas von der Ruine fortgeschwemmt hatte, so lag ein Durchschnitt des Trümmerberges von oben bis unten vor Augen. Ganz oben fand der glückliche Entdecker archaisch-griechische Topfware vom 6. und 5. Jahrhundert vor Chr.; auf halber oder dreiviertel Höhe entdeckte er phönikische Terrakotten, die er nach seiner ägyptischen Erfahrung der Zeit von 1100 vor zuschreibt. Die wichtigste Stadt von allen ist die unterste, der er ein Alter von 1500 Jahren vor gibt. Ihre Ringmauer besteht, wie die trojanische, aus ungebrannten, nur an der Sonne getrockneten Ziegeln; sie ist 28 Fuß acht Zoll (also etwa neun Meter) dick und noch jetzt 21 Fuß (also etwa 6,60 Meter) hoch. Aus gleichem Material bestehen die Hausmauern. Geradeso wie in der Pergamos von Troja ist also in der Königsstadt Lachisa Ansiedelung auf Ansiedelung gefolgt und ist die Bauart identisch. Auf den Ruinen der alten Gebäude wurden neue errichtet und bildete sich im Laufe der Jahrhunderte eine Schuttanhäufung, die jener von Troja äußerst ähnlich ist, ja sie noch übersteigt. Die letzten Ausgrabungen auf Hissarlik dauerten vom 1. März bis zum 1. August 1890. Wir beabsichtigen, dieselben am 1. März 1891 wieder aufzunehmen und das angefangene Werk zu Ende zu führen. Nach Beendigung der Ausgrabungen werden wir die Resultate derselben ausführlich veröffentlichen. Es schien aber angemessen, schon jetzt über die Ergebnisse des ersten Ausgrabungsjahres einen vorläufigen Bericht zu erstatten und diesem einen Plan der Pergamos beizugeben. Ausführliche Pläne werden später der Hauptpublikation beigefügt werden. Wie ein Blick auf Plan VII in Troja“ zeigt, war durch die frühern Arbeiten, namentlich durch die Ausgrabungen von 1882, die Pergamos innerhalb der Ringmauer der zweiten, der in einer furchtbaren Katastrophe untergegangenen Stadt schon an mehrern Stellen bis zu den Hausmauern derselben abgegraben. Aber an vielen Stellen waren diese noch von den Mauern und dem Schutt der dritten Ansiedelung bedeckt; hie und da, wie zum Beispiel östlich vom Tore O X, stand der Schutthügel noch unangerührt. Wir haben es uns daher angelegen sein lassen, die Hausmauern der zweiten Stadt gänzlich bloßzulegen, womit wir, da die Arbeit sorgfältig geschehen musste, erst gegen Ende Juli fertig geworden sind. An der Westseite haben wir das mit HS bezeichnete Gebäude der dritten Ansiedelung stehen lassen, jedoch sind auch hier die sich unterhalb desselben erstreckenden Hausmauern der zweiten Stadt hinlänglich aufgedeckt, um einen Plan davon machen zu können. Auch die Veränderungen, welche die Gebäude im Laufe der verschiedenen Perioden der zweiten Stadt erfahren haben, konnten genau festgestellt werden. Ich mache aufmerksam auf die große Ähnlichkeit der trojanischen Gebäude mit dem 1884 und 1885 von uns ausgegrabenen prähistorischen Palast der Könige von Tiryns. Es tritt diese Ähnlichkeit ganz besonders ans Licht bei den beiden Gebäuden A und B, deren Plan fast identisch ist mit dem des tirynther Königshauses (siehe „Tiryns“, Seite 253 und 254). Auch eine neben der Festungsmauer emporsteigende Rampe, genau so wie die in Tiryns von uns ausgegrabene (siehe „Tiryns“, Plan I), haben wir in Troja entdeckt. Als eine solche erwies sich nämlich die auf Plan VII in „Troja“ und auf dem neuen Plane (Tafel III) mit BC bezeichnete Mauer, in der wir früher eine Mauer der Unterstadt vermutet hatten. Ebenso wie die in Tiryns besteht auch diese trojanische Rampe aus großen unbehauenen, mit Lehmmörtel verbundenen Blöcken. Gleichwie in Tiryns muss auf dem Höhepunkt der Rampe ein Thor in der Nordmauer sein, welches wir im nächsten Frühjahr ans Licht zu bringen hoffen. Sehr interessant sind die am Fuße der Rampe befindlichen Stufen. Eine zweite, dem Anscheine nach noch viel ältere Rampe fanden wir vor dem großen Südostthor (FO im Plane auf Tafel III). Diese Rampe besteht aus kleinern, mit Lehmmörtel verbundenen Steinen und bildet einen treppenartigen Aufgang. Sie beweist, dass auch an dieser Seite die Pergamos von dem Plateau der Unterstadt durch eine Senkung getrennt war. Dieses Südostthor haben wir bis auf den Grund sorgfältig ausgegraben und dabei konstatiert, dass es zu verschiedenen Zeiten umgebaut ist. Anfänglich hatte dasselbe zwei gleichmäßig vorspringende Flankierungstürme; später wurde der Torweg schmäler gemacht und verstärkte man die Flankierungstürme durch neue Mauern. Jahrtausende lang ist an dieser Stelle einer der Hauptaufgänge zur Pergamos gewesen, und man sieht noch jetzt hoch über dem Südostthor die Reste zweier, aus griechischer und römischer Zeit stammender Propyläen. Von dem römischen Propyläon haben sich zahlreiche marmorne Säulentrommeln korinthischen Stils gefunden…“

Kaiser Karl der Dritte

Unzweifelhaft litt unser alter deutscher Kaiser Karl der Dritte unter der merowingischen Krankheit. Jene unheimliche Erscheinung, die dafür sorgt, daß die Sprößlinge einstmals großer und mächtiger Herrscherhäuser zunehmend regierungsunfähig werden. Sie werden dann zum Spielball ihrer Ratgeber und schließlich von diesen gestürzt. Die Merowinger sind das erste deutsche Herrscherhaus, das auf diese Weise dahingerafft wurde. Friedrich der Große vermutet die Ursache davon im schädlichen Einfluß der Ratgeber und Geistlichen auf den königlichen Nachwuchs:

„Angesichts der schlechten Erfolge der durchschnittlichen Erziehung der Prinzen souveräner Häuser habe ich mich oft gefragt, welche Wege einzuschlagen seien zur Heranbildung eines Mannes, der würdig ist, anderen zu gebieten. Der Grund für die schlechte Erziehung, die die Söhne der Könige erhalten, ist jedenfalls in der Politik der Minister und der Selbstsucht der Geistlichen zu suchen. Die finden ihre Rechnung dabei, wenn sie die Prinzen in Furcht und Abhängigkeit aufwachsen lassen. Eifersüchtig auf ihr Ansehen und ihre Macht, möchten die Minister den Herrschern nur die äußere Repräsentation lassen. Sie selbst wollen despotisch regieren, aber ihr Herr soll sich mit der leeren Prärogative begnügen, ihre Befehle in seinem Namen zu erlassen. Um einen Prinzen von klein auf an das Joch zu gewöhnen, das sie ihm zudenken, erziehen sie ihn unter dem Gepränge der Größe und Majestät und schließen ihn von der Gesellschaft unter dem Vorwande ab, daß sein hoher Rang ihm nicht gestatte, sich zum Niveau der Sterblichen herabzulassen. Sie flößen ihm eine so törichte hohe Meinung von seiner erlauchten Geburt ein, daß er sich wie ein göttliches Wesen vorkommt, dessen Wünsche Gesetze sind und das, wie die Götter Epikurs, in ewiger Untätigkeit dahinleben soll. Sie bringen ihm die Meinung bei, daß es seiner unwürdig sei, sich mit Einzelheiten abzugeben. Er brauche nur zu sagen, es werde Licht, und es wird Licht. Seinen Bedienten komme es zu, zu arbeiten, er aber habe in glücklichem Nichtstun die Frucht ihrer Mühen zu genießen. Zu allen diesen Chimären von seiner Herrlichkeit gesellt sich der Zwang der Etikette. Seine Schritte werden mit dem Zirkel des Zeremoniells abgemessen. Seine Äußerungen und Unterhaltungen sind von seinem Gouverneur diktiert. Seine Begrüßungen richten sich sklavisch nach dem Titel derer, die er empfängt. Seine Vergnügungen sind im Etikettenbuch verzeichnet, nebst Tag und Stunde, wo er sie genießen darf. Sein Gouverneur flößt ihm großes Mißtrauen gegen sich selbst ein. Er wagt nicht das kleinste zu unternehmen, ohne um Rat zu fragen und Erlaubnis einzuholen. Schließlich macht diese fortgesetzte Gewohnheit den Zögling verlegen gegenüber der Welt, die er nicht kennt, mißtrauisch gegen seine eigenen Kräfte, scheu, furchtsam. Er wird träge, die Geschäfte langweilen ihn, und statt ein Herr zu werden, wird er ein Sklave. Die Geistlichen ihrerseits trachten, ihn abergläubisch und bigott zu machen. Sie suchen ihn zu einem Wesen heranzubilden, das den Gründern der Mönchsorden gleicht. Seine geringfügigsten Handlungen rechnen sie ihm zum Verbrechen an, damit sein geängstigtes Gewissen in steter Furcht vor der ewigen Höllenqual schwebe und sich desto williger von ihnen beherrschen lasse. Sie prägen ihm tiefe Verehrung für das Priestertum ein, heiligen Abscheu gegen jede andere Religion als die seiner geistlichen Erzieher. Kurz, indem sie ihm geschickt den Teufel an die Wand malen, gelingt es den Priestern, ihn nach ihrem Gutdünken zu beherrschen. Zu den ehrgeizigen und selbstsüchtigen Plänen der Minister und Geistlichen treten die guten Absichten seiner Eltern, die ihn vollends verderben. Sie wollen ihren Sohn zum Musterbild machen. Die guten Leute begreifen nicht, daß er ein Trottel wäre, wenn er keine Leidenschaften hätte. Trotzdem wünschen sie sehnlichst, daß er leidenschaftslos sei. Sie wollen ihn zum Gelehrten erziehen und pfropfen ihm wahllos Gelehrsamkeit in den Kopf. Damit verleiden sie ihm die Wissenschaften für immer oder machen ihn zum vollständigen Pedanten. Um seine Sitten zu bessern, unterdrücken sie tyrannisch seine kleinsten Wünsche. Sie verlangen, daß er mit fünfzehn Jahren die Geistesbildung und die Reife des Urteils besitze, die die Franzosen nicht vor dem vierzigsten Jahre erlangen. Ja, er soll sich sogar in dem Augenblick verlieben, wo sein Vater es wünscht, in die Person, die er ausgewählt hat, und gegen die übrigen Frauen so kühl bleiben wie Priamos gegen die schöne Helena. Die Folge solcher weisen Erziehung ist, daß der Prinz nach dieser Bevormundung ein ganz gewöhnlicher Mensch wird und nach seines Vaters Tode als Herrscher unter der Last der Regierung erliegt. Dergleichen habe ich während meines Lebens oft gesehen. Ja, mit Ausnahme der Königin von Ungarn und des Königs von Sardinien deren Geist über ihre schlechte Erziehung triumphiert hat, sind alle Fürsten Europas nur erlauchte Trottel.“

So mag es sich auch bei unserem Kaiser Karl verhalten, dem wir heute gedenken. Er ging nämlich 888 heim. Regiert hat er von 876 an und mußte die Einfälle der Wikinger abwehren, was im allerdings mißlang. Dazu wurde sein Reich beständig größer, da seine beiden Brüder vor ihm starben und als 884 sein Neffe Karlmann in Neustrien heimging, hatte er das Reich Karls des Großen beisammen. Noch zu seinen Lebzeiten erhob sich Arnulf von Kärnten gegen ihn. Seine Gattin Richardis gebar ihm keine Kinder, aber von einer Nebenfrau hatte er einen Sohn namens Bernhard. In den Nachfolgekämpfen konnte der sich aber nicht behaupten – was Karl der Hammer keine 150 Jahre früher noch konnte. Werfen wir nun noch einen Blick in die Jahrbücher von Fulda und Xanten, in welchem die Regierungszeit unseres Kaiser Karls niedergeschrieben ist: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015821_00001.html

„Ein rauer Winter und länger als gewöhnlich ausgedehnt; der Rhein und Main von Kalte zugefroren gestatteten lange Zeit eine Betretung. König Ludwig feierte den Geburtstag des Herrn in Frankfurt darauf nach Gallien abgereist empfing er die zu ihm kommenden Söhne Ludwigs und unterwarf seiner Gewalt das ganze Reich Lothars. Von da sandte er ein Heer zur Vertreibung der Nordmannen, welche sich in dem Scheide Fluß lange Zeit festgesetzt. Eine Schlacht fand Statt und er streckte mehr als 5000 von ihnen nieder. In diesem Treffen fiel des Königs Sohn Hugo. In Sachsen wurde unglücklich gegen die Nordmannen gekämpft: denn die Nordmannen, Sieger geblieben, töteten zwei Bischöfe, deren Namen sind: Thiotrih und Markwart und zwölf Grafen, also genannt: Brun Herzog und Bruder der Königin, Wichmann, Bardo, einen anderen Bardo, einen dritten Bardo, Thiotheri, Gerrich, Liutolf, Folcwart, Allan, Thiotric, Liuthar, samt allen welche ihnen folgten. Außerdem streckten sie achtzehn königliche Trabanten mit allen ihren Leuten nieder, deren Namen folgende sind: Aderam, Alfwini, Addasta, Aida, ein anderer Aida, Dudo, Bodo, Wal, Haulf, Hildiwart, Ruodtag, Hitti. desgleichen Wal, Ratheri, Adalwini, Werinhart, Thiotrih, Ailwart, abgerechnet Unzählige welche sie in die Gefangenschaft führten. Der König aber aus Gallien nach Franken zurückgekehrt, feierte Ostern in Frankfurt. Die Slawen welche Dalmatier heißen und die Böhmen und Sorben und die übrigen Nachbarn ringsum scharten, auf die Kunde von der Niederlage der Sachsen durch die Nordmannen, sich zusammen und suchten wieder in das Land der Thüringer einzudringen; sie rauben und sengen bei den Slawen an dem Saale Fluß, welche den Thüringern treu waren. Ihnen rückt Poppo, Graf und Herzog der Sorbischen Grenze, entgegen und im Vertrauen auf Gottes Hilfe schlägt er sie dergestalt nieder, daß von einer so großen Menge Keiner übrig blieb. Karlmann, Bruder Ludwigs und Karls, verschied am 22. März. Ludwig hatte in Mitte des Monats August bei Worms eine Unterredung mit den Seinigen, und schickte von seinen Getreuen einige den Gesandten seiner Neffen nach Gondreville entgegen, einige auch ordnete er gegen Hugo ab, welcher in Gallien die Tyrannis ausübte. Aber Heinrich und Adelhard und die Übrigen, die mit ihnen waren, begannen ein Treffen gegen Thiotbald, den Führer von Hugos Streitmacht, welcher den Kern des Heeres bei sich behielt, und es fielen von beiden Seiten Viele verwundet. In diesem Kampf gewann Heinrich einen blutigen Sieg. Und als die von Gondreville und die aus dem Treffen Zurückkehrenden sich vereinigt hatten, zogen sie in gleicher Absicht mit den Söhnen Ludwigs gegen Boso zu kämpfen nach Gallien, erobern die Stadt Macon und nehmen die Unterwerfung Bernhards an, welcher in dieser die Herrschaft führte. Boso jenseits des Rhone Flusses geflohen sicherte sich in der Stadt Bienne, Die Normannen richten in Gallien Raub und Brand an; unter den sehr vielen Orten und Klöstern, die sie verwüsteten, verbrannten sie auch Viorzuna wo der größte Teil der Friesen wohnte; von da zurückgekehrt umzogen sie Nimwegen mit einem sehr festen Wall und mit Mauern, und bereiteten sich ein Winterquartier in der Pfalz des Königs. Ihnen rückt König Ludwig mit einer starken Mannschaft entgegen, kehrte aber um, als die Sache wegen der Härte des Winters und Festigkeit des Ortes wenig günstig ausfiel. In diesem Jahr drückte im Wormschen und Nitischen und in sehr vielen Orten von Ludwigs Reich eine schlechte Ernte und Mangel an allen Dingen nicht wenig auf das germanische Volk…“

Reichsmarschall Hermann Göring, der zweite Gründer unserer deutschen Luftwaffe

Man könnte jetzt auf der Dünkirchen-Geschichte, den Luftwaffen-Felddivisionen oder der Versorgung unserer VI. Armee aus der Luft herum hacken, aber man muß nicht. Schließlich muß man den Reibereien und Eifersüchteleien zwischen den verschiedenen Waffen nicht auch noch Vorschub leisten. Wenn unser Reichsmarschall Hermann Göring schon einmal Geburtstag hat (1893 in Rosenheim). Nachdem er im Vierjährigen Krieg als Jagdflieger 22 Abschüsse erzielt und beim Sturz der Novemberverbrecher fleißig mitgeholfen hatte, wurde ihm 1933 die Neuaufstellung unserer deutschen Luftwaffe übertragen. Aus dem Nichts stellte er diese in kaum sechs Jahren auf die Beine und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Obwohl noch nicht fertig, schlug sie dennoch die Engländer, Gallier und Russen aus dem Feld und wären die Amerikaner diesen nicht zu Hilfe geeilt, so wären deren Luftstreitkräfte wohl nicht mehr auf einen grünen Zweig gekommen. An Auszeichnungen erhielt unser Reichsmarschall Göring das Eiserne Kreuz (mit Großkreuz – was dann schon etwas Günstlingswirtschaft war, weil sich dieses gar viele verdient haben, es aber nur unser Göring verliehen bekommen hat), den Hausorden der Hohenzoller, das Ritterkreuz und den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Sein Leben entsprach mehr dem eines Renaissancefürsten als eines Staatsmannes oder Heerführers des XX. Jahrhunderts, aber wenn ich mir da so unsere Gegner ansehe, ist das eine lässliche Sünde. Geheiratet hat unser Göring 1923 Carin von Fock und 1935 Emmy Sonnemann, mit der er die Tochter Edda hatte. Von der Anmaßung der Novemberverbrecher berichtet uns unser Göring nun in seinem Buch „Aufbau einer Nation“ noch: https://archive.org/details/GoeringHermannAufbauEinerNation193461Doppels.ScanFraktur

„Die marxistisch-demokratische Nationalversammlung von Weimar jedoch schämte sich nicht, den Versailler Vertrag zum Fundament der neuen deutschen Staatsverfassung zu machen. Der Staat von Weimar, aus Verrat geboren, aus Feigheit entstanden, baute Not und Schande als den Grundpfeiler seines Systems ein. Dem neuen Deutschland aber wurden nun die Segnungen dieser Demokratie in der Form des hemmungslosen Parlamentarismus im vollen Umfange zuteil. Es fand eine vollständige Umkehrung aller Begriffe statt. Das Kennzeichen des Parlamentarismus ist im Gegensatz zum Führerprinzip Autorität von unten nach oben und Verantwortung von oben nach unten, das heißt unzählige Parteien und deren Sendlinge üben Autorität gegenüber der Regierung aus, und die Regierung diesen Parteien und somit ein Spielball ihrer Interessen, während das Naturgesetz es gebieterisch fordert, daß die Autorität von oben nach unten geht und die Verantwortung von unten nach oben. Der Führer hat die Autorität und er befiehlt den unter ihm stehenden Instanzen und Gefolgsleuten. Die Verantwortung aber hat er nach oben gegenüber seinen Vorgesetzten und als oberster Führer gegenüber seinen ganzen Volke und der Zukunft seines Volkes. Nur nach diesem Prinzip konnten Staaten entstehen, nur nach diesem Prinzip konnten Geschichte machen. Jetzt aber regierte in Deutschland das Parlament, regierte der anonyme Begriff der Majorität, regierte letzten Endes die Feigheit der Zahl. Inmitten der Klassenspaltungen und Parteizerklüftungen konnten sich die Interessen zahlloser Gruppen auf Kosten des Volkes austoben. Der Marxismus feierte höchste Triumphe. Man hatte die Fürsten verjagt, und die roten Herrschaften waren selbst in die leer gewordenen Throne hineingeklettert, aber deshalb noch lange keine Herrscher geworden. Über ihnen allen throne das Goldene Kalb, und die Parteien vollführten um dasselbe ihren grotesken Tanz. Auf allen Gebieten sehen wir einen erschreckenden Verfall, die Auflösung der Nation schreitet von Jahr zu Jahr fort und das Reich ist nur mehr ein Schatten, ein noch mühsam zusammengehaltener Rahmen, schon brüchig an vielen Stellen und ohne jeden Inhalt. Korruption, Unsitte und Unmoral sind die äußeren Zeichen der „stolzen“ Republik. Und mit der geistigen Zersetzung beginnt der Verfall der Kultur…“

Heinrich Pestalozzi

„So in der bloßen und allgemeinen Nationalerziehung. Etwas anderes ist es mit dem künftigen Gelehrten. Dieser soll einst nicht bloß über das Alleingeltende sich aussprechen, wie es ihm ums Herz ist, sondern er soll auch in einsamem Nachdenken die verborgene und ihm selber unbewußte eigentümliche Tiefe seines Gemüts in das Licht der Sprache erheben, und er muß darum früher an der Schrift das Werkzeug dieses einsamen und dennoch lauten Denkens in die Hände bekommen und bilden lernen; doch wird auch mit ihm weniger zu eilen sein, als es bisher geschehen. Es wird dies zu seiner Zeit bei der Unterscheidung der bloßen Nationalerziehung von der gelehrten deutlicher erhellen. In Gemäßheit dieser Ansicht ist alles, was der Erfinder über Schall und Wort, als Entwicklungsmittel der geistigen Kraft spricht, zu berichten und zu beschränken. In das Einzelne zu gehen, erlaubt mir nicht der Plan dieser Reden. Nur noch die folgende tief in das Ganze greifende Bemerkung. Die Grundlage seiner Entwicklung aller Erkenntnis enthält sein Buch für Mütter, in dem er unter andern gar sehr auf häusliche Erziehung rechnet. Was zuvörderst diese, die häusliche Erziehung, selbst anbelangt, so wollen wir zwar mit ihm keineswegs über die Hoffnungen, die er sich von den Müttern macht, streiten; was aber unsern höhern Begriff einer Nationalerziehung anbelangt, so sind wir fest überzeugt, daß diese, besonders bei den arbeitenden Ständen, im Hause der Eltern, und überhaupt ohne gänzliche Absonderung der Kinder von ihnen, durchaus weder angefangen, noch fortgesetzt, oder vollendet werden kann. Der Druck, die Angst um das tägliche Auskommen, die kleinliche Genauigkeit und Gewinnsucht, die sich hierzu fügt, würde die Kinder notwendig anstecken, herabziehen und sie verhindern, einen freien Aufflug in die Welt des Gedankens zu nehmen. Dies ist auch eine der Voraussetzungen, die bei der Ausführung unsers Plans unbedingt ist, und auf keine Weise zu erlassen.“ (Gottlieb Fichte)

Die Grundlage der neuen deutschen Nationalerziehung unseres Fichtes bilden die Lehren unseres großen Schulerneuerers Heinrich Pestalozzis und so schadet es nicht, dessen Schriften hin und wieder in Erinnerung zu rufen. Der heutige Geburtstag unseres Pestalozzis eignet sich dafür natürlich ganz besonders gut. Als Sohn des Arztes Johann Pestalozzi und seiner Gattin Susanna erblickte unser Schulerneuerer 1746 in Zürich das Licht der Erdenwelt. Dort studierte er auch die Gotteslehre und die Rechtskunde, verließ aber schon sehr bald die Gelehrtenlaufbahn. Denn er wollte tätig dem Volk helfen und nahm sich 1773 vierzig Waisenkindern an. Diese sollten auf seinem Hof unterrichtet und ausgebildet werden. Das rührende Vorhaben scheiterte aber schon 1779 am Geldmangel. Unser Pestalozzi griff daraufhin zur Feder, um seine Gedankengänge in zahlreichen Schriften zu verbreiten. Einen zweiten Versuch unternahm er 1800 mit einer Schulgründung in Burgdorf. Allerdings mußte diese 1825 ebenfalls aus Geldmangel wieder schließen. Im Jahre 1769 führte unser Pestalozzi seine Herzensdame Anna Schulthess zum Traualtar. Aus der Verbindung ging der Sohn Hans hervor. „Meine Lebensschicksale als Vorsteher meiner Erziehungsinstitute in Burgdorf und Iferten“, „Schwanengesang“, „An die Unschuld, den Ernst und den Edelmut meines Zeitalters und meines Vaterlandes“, „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt“, „Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts“, „Ja oder Nein“, „Lienhard und Gertrud“ oder „Die Abendstunde eines Einsiedlers“ lauten einige der Namen der Werke unseres Pestalozzis und wer sich mit Erziehungsfragen aller Art zu befassen hat, der sollte diese zu Rate ziehen. Aus der Schrift „Meine Lebensschicksale als Vorsteher meiner Erziehungsinstitute in Burgdorf und Iferten“ trage ich einen weiteren Teil vor: http://www.zeno.org/Kulturgeschichte/M/Pestalozzi,+Johann+Heinrich/Meine+Lebensschicksale+als+Vorsteher+meiner+Erziehungsinstitute

„Diese Ansicht wird noch von einer anderen Seite ganz klar. Der Mensch wird nicht, wie das Tier, zu dem, was er sein und werden soll, geboren, er wird, was er werden soll, nicht von sich selbst, er wird es nur durch die Erhebung seiner Natur zur Wahrheit und Liebe. Diese Erhebung aber setzt wesentlich die Ausbildung des ganzen Umfangs der Kräfte voraus, durch die sich unsere Menschlichkeit ausspricht, das ist, durch die wir den innerlich belebten gereinigten und geheiligten Sinn derselben äußerlich in göttlichen Taten der Liebe, der Selbstverleugnung und der Aufopferungskraft unserer selbst für Wahrheit, Recht und Menschensegen darzustellen vermögen. Diese Ausbildung des Geschlechts sowohl in Rücksicht der inneren Reinheit als der äußeren Fertigkeiten, deren Vereinigung das wirkliche Leben mit Wahrheit und Liebe allein möglich macht, geht indessen durchaus nicht aus der Massenbildung unseres Geschlechts, es geht wesentlich aus der Individualbildung des einzelnen Menschen als solchen hervor. Die Anmerkung dieser Wahrheit ist in Rücksicht auf die Bildung unseres Geschlechts und in Rücksicht auf die Ansicht und Beurteilung des ganzen Umfangs ihrer Mittel von der höchsten Wichtigkeit, und es ist notwendig, die Wahrheit dieses Grundsatzes in ihren psychologischen Ursachen und Folgen, in ihrem ganzen Umfang, in ihrer ganzen Tiefe und in aller Vielseitigkeit seiner Anwendungsmittel, Anwendungskräfte und Anwendungspflichten ins Auge zu fassen. Es ist klar, wie weit diese Ansicht hinführt. Ich beschränke mich aber hierin auf den einzigen Gesichtspunkt, zu dem mir die Darstellung des Tierklubs Veranlassung gibt. Die Ausbildung der Gemeinkraft mehrerer vereinigter Menschen führt durch ihr Wesen vorzüglich überwiegend zu der Stärkung der Kräfte, die wir mit dem Tier gemein haben, und es ist unstreitig, daß die vorzügliche und einseitige Verstärkung der diesfälligen Kräfte die höheren Anlagen der Menschennatur schwächt und hingegen den entgegengesetzten niederen, tierischen Kräften überwiegende sinnliche Reize, Nahrung und Spielraum verschafft und dadurch die Fundamente, auf denen das eigentümliche und wesentliche Heil unseres Geschlechts ruht, untergräbt und in unserem Innersten auslöscht. Man kann durchaus nicht in Abrede sein, daß das lebhafte Gefühl der Gemeinkraft unseres Geschlechts, wie es sich durch die Zusammenstellung von vielen ausspricht, der Reinerhaltung des Selbstgefühls der menschlichen Schwäche im hohen Grade nachteilig ist und daß es dadurch die zur Ausbildung der Menschlichkeit so wesentlichen Eigenschaften der Demut, der Teilnahme, der Bescheidenheit, der Geduld und des Mitleidens gegen die Schwächeren und Hilfsbedürftigen im innersten Heiligtum unserer Natur, unter beinahe allgemein eintretenden Umständen, zu schwächen und zu untergraben geeignet ist. So wie der Sinn der Menschlichkeit, der von Liebe und Vertrauen ausgeht, vom Gefühl der Schwäche des einzelnstehenden Menschen unterstützt und in seiner ursprünglichen Natürlichkeit und Reinheit erhalten wird, so wird hingegen dieser reine, unschuldige Sinn der Menschlichkeit mit dem ganzen Umfang seiner Segensfolgen durch jede Art des Zusammenstehens der Menge untergraben, geschwächt und im Heiligtum seines inneren Wesens gestört. Das Wahre, Heilige der Menschenbildung geht im Wesen aller seiner Mittel von der Einheit der Menschennatur aus und bewährt seine Wahrheit und Kraft ebenso wesentlich im ganzen Umfang seiner Resultate durch seinen Einfluss auf die Erhaltung, Stärkung und Belebung dieser Einheit. Sie, diese Basis der Harmonie unserer Kräfte, ist indessen für jeden Menschen die Sache seiner Individualität. Wo auch nur zwei beieinander stehen, da ist, so weit sie zusammenstehen, diese Einheit nicht mehr in ihrer individuellen Reinheit da, sie ist in Zweiheit hinübergegangen und steht in ihr also gebrochen und geteilt da; so wie mehrere zusammenstehen, geht sie in Dreiheit, Vierheit und endlich in Vielheit hinüber. Mit jeder Vermehrung der also verbundenen Menschen, mit jeder Ausdehnung ihrer Vielheit, vermehrt sich das Übergewicht der Bedürfnisse und Neigungen, die aus der Masse der Vielheit ihres Zusammenstehens hervorgehen und durch sie erzeugt und veranlasst werden, auf Gefahr und zum Nachteil dessen, was die Menschheit, als Individuum, zu solider Begründung ihres Wohlstandes allgemein und einzeln bedarf. So weit ist es gewiss, daß das Heilige der menschlichen Individualveredlung und aller seiner Mittel durch die Folgen ihrer sinnlichen und physischen Vereinigung, durch den Einfluss, den die Massenbedürfnisse und die Massenneigungen vermöge der Menschennatur allgemein auf den ésprit du corps der Vereinigten unausweichlich haben und haben müssen, geschwächt und gefährdet wird, und zwar in jedem Fall in dem Grade, als das Gefühl der sinnlichen Massenbedürfnisse und der sinnlichen Massenneigungen und Massenkräfte noch in den Verhältnissen und Umständen der vereinigten Menschen durch große, sinnliche Reize und Mittel unterstützt, belebt und erhöht wird…“

Feldmarschall Ernst Rüdiger von Starhemberg, unser zweiter Verteidiger Wiens

„Ein vollkommener Feldherr besteht nur in der Idee, wie die Republik Platos, das Gravitationszentrum der Philosophen und der Stein der Weisen. Vollkommenheit ist den Menschen in nichts beschieden. Allein das Bewußtsein unsrer Unvollkommenheit darf uns nicht abhalten, Ideale aufzustellen, damit edle, von Ehrgefühl und Wetteifer beseelte Geister ihnen nahe kommen, wenn sie sie auch nicht ganz erreichen können. Überhaupt sind es die großen Beispiele und Muster, die die Menschen bilden. Wenn schon Helden wie Eugen, Conde, Turenne oder Cäsar unsre Bewunderung erregen, wieviel mehr muß uns dann erst ein Bild ergreifen, das ihre verschiedenen Vollkommenheiten vereinigt darstellt!“ (Friedrich der Große)

Zu der Reihe der großen Feldherren, die man sich zum Vorbild nehmen soll, muß man auch unseren Feldmarschall Ernst Rüdiger von Starhemberg zählen. Wir verdanken ihm nämlich die Verteidigung unserer alten deutschen Reichshauptstadt Wien im Jahre 1683 gegen die Türken. Mit kaum 16,000 Mann vermochte er dem Ansturm von über 300,000 Türken standzuhalten. Volle zwei Monate behauptete er sich. Zeit genug, um unserem Kaiser Leopold I. das Zusammenbringen eines Entsatzheeres zu ermöglichen. Am Kahlenberg führte dieses unser Herzog Karl V. von Lothringen zum Sieg über die Türken. Mit der Abwehr begnügte sich Leopold I. freilich nicht und befahl den sofortigen Gegenangriff. Bei diesem befehligte unser Feldmarschall von Starhemberg, der sich seinen Marschallstab mit der Verteidigung Wiens wahrhaft verdient hat, unser Fußvolk. Glänzend hätte seine kriegerische Laufbahn noch werden können, aber eine Verwundung beendete diese jäh im Jahre 1686. Doch als Präsident des Hofkriegsrates wurde er unserem Prinzen Eugen und unserem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, was später unser Feldmarschall Albrecht von Roon Moltke dem Älteren werden sollte. Er sorgte nämlich für Nachschub, Verstärkung und Ergänzung unserer Feldheere. Begonnen hat unser Starhemberg seine kriegerische Laufbahn im Jahre 1659. Raimund von Montecuccoli wurde sein Lehrmeister und unter diesem focht er 1664 in der Schlacht von Mogersdorf und später auch am Rhein und in den Niederlanden. Seine Teilnahme an der blutigen Schlacht von Seneffe im Jahre 1674 und seine Verdienste bei der Rückeroberung von Philippsburg verdienen bessere Erwähnung. Seit 1680 war er Festungskommandant von Wien und verstärkte dessen Befestigungsanlagen nach Kräften. Geboren wurde der Sohn Konrads von Starhembergs und der Elisabeth von Zinzendorf im Jahre 1638. Geehelicht hat er 1658 Helena Dorothea von Starhemberg und schloß 1689 eine zweite Ehe mit Maria von Jörger. Aus beiden Verbindungen gingen elf Kinder hervor. Bei unserem Geschichtsschreiber Andreas von Thürheim kommen wir in „Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg“ nunmehr zur Vorgeschichte der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken. Angestiftet vom Gallierkönig Ludwig XIV. wälzt sich ein riesiger Heerwurm der Türken auf unsere alte deutsche Reichshauptstadt zu: https://archive.org/details/feldmarschallern01thur

„Der neue Stadtkommandant Graf Starhemberg widmete seine volle Aufmerksamkeit und Tätigkeit insbesondere der Befestigung der Residenzstadt, leider scheiterten viele seiner zweckmäßigsten Entwürfe an der Leere der Kassen. Doch erzählt uns Schenkels Diarium Leopoldi 1702, daß Feldmarschall-Leutnant Graf Starhemberg am 2. Mai 1681 den Festungsbau um die ganze Stadt Wien eifrig fortzusetzen befahl; es mußten bei allen Toren Brücken angebracht werden, damit man schwere Geschütze überführen und leichter in die Außenwerke bringen könne, ebenso wurden die Außenwerke, welche bisher von Wasen angefertigt waren, von nun an mit Quaderstücken und Ziegelsteinen eingefaßt. Wir nähern uns jetzt der Glanzepoche in Ernst Rüdiger Starhembergs viel bewegtem, ruhmvollen Leben: es ist jene, wo er durch die Verteidigung Wiens, wie der Geschichtsschreiber Majlath so treffend sagt: „die letzte Sturmflut des Islam von Europa abwehrte!“ – Die harte Belagerung und die tapfere Verteidigung der deutschen Kaiserstadt an der Donau sind ein weltgeschichtliches Ereignis, und ehe wir zur Schilderung dieses wichtigen Abschnittes in der biographischen Skizze unseres Helden schreiten, sei uns ein flüchtiger Rückblick und eine kurze Umschau auf die damalige Lage des heutigen österreichischen Kaiserstaates gestattet. Der durch Montecuccolis Sieg bei Sankt Gotthard 1664 herbeigeführte zwanzigjährige Waffenstillstand, der sogenannte Väsvarer Friede, nahte seinem Ende. Um die Pforte zur Erneuerung des selben zu bewegen, hatte Kaiser Leopold I. den Grafen Albrecht Caprara (Bruder des spätern Feldmarschalls) als kaiserlichen Internuntius nach Konstantinopel gesendet. Derselbe ging mit einem Gefolge von 60 Personen auf 17 Schiffen am 3. Februar 1682 von Wien dahin ab, führte prachtvolle Geschenke mit sich und hatte den Auftrag, alles mit der Ehre des Reiches Vereinbare zu versuchen, um einen Krieg abzuwenden. – Die Antwort auf diese Friedensbestrebungen, enthielt aber Forderungen, deren Anmaßung und Unerfüllbarkeit sie zu einer förmlichen Kriegserklärung stempelte: „der Kaiser sollte eine Million Dukaten zahlen, ganz Ungarn bis an die Theiß und überdies alles Land zwischen Neuhäusel und Trentschin abtreten, die Festung Leopoldstadt schleifen, und endlich den ungarischen Rebellen die eingezogenen Güter wieder zurückgeben“. – Die Ulemas widersprachen zwar mit Nachdruck dem Bruche des Waffenstillstandes; allein der Gesandte des allerchristlichen Königs von Frankreich und das Haupt der ungarischen Malkontenten (dieser Titel war ihnen amtlich beigelegt worden), Graf Emerich Tökely), sprachen für den Krieg und siegten im Divan, wo ihre Vorschläge und Lockungen bei dem damaligen Großvezier Kara Mustapha, dem mächtigen Günstlinge des schwachen Mahomed IV., nur zu geneigtes Gehör fanden, und bald sammelte sich unter Kara Mustaphas Oberbefehl eine Heeresmacht, wie sie seit des großen Solimans Zeiten sich nimmer gegen Westen bewegte. Die Situation des Reiches – der Kaiser und die deutschen Fürsten hatten schon auf dem Reichstage in Frankfurt 1682 „eifrigst an dem Puncto securitatis publulicae und perpetui militis laboriert“ – war eine sehr ernste geworden. Indeß gelang es der kaiserlichen Regierung schon zu Anfang 1683, mehrfache Bündnisse zu schließen, welche die Kriegsmacht des Kaisers einigermaßen verstärkten. So jenes mit dem Kurfürsten von Sachsen, ferner die am 26. Januar ratifizierte Allianz mit dem Kurfürsten von Bayern, Max Emanuel. Auch eine Reichsarmee war ausgerüstet worden. Den wichtigsten Dienst aber hatte dem Kaiser sein Gesandter in Warschau, Graf Carl Waldstein geleistet, indem er, die Verstimmung der Königin Maria Casimira gegen Ludwig XIV. mit diplomatischer Schlauheit benützend, am 31. März mit dem Könige von Polen, Johann Sobieski, ein Schutz- und Trutzbündnis zu Stande gebracht hatte, wonach Polen 40,000 Mann gegen die Türken ins Feld stellte. Papst Innozenz XI., der wesentlichen Einfluß auf die Vermittlung dieses Allianzvertrages übte, übernahm die Garantie für sich und seinen Nachfolger. Während der Dauer der erfolglosen Verhandlungen mit dem kaiserlichen Internuntins machte die Pforte die ausgedehntesten Zurüstungen zu dem Zuge gegen Wien, und als dieser jene weiter oben angeführten schimpflichen Anträge mit Entrüstung zurückgewiesen, erklärte der Sultan den Krieg, und zugleich wurde dem Grafen Caprara gegen alles Völkerrecht bedeutet, daß er Gefangener und dazu bestimmt sei, den Zug des großen Heeres zu begleiten, um Zeuge von dessen siegreichem Vorrücken, ja von der Einnahme Wiens, an die man unbezweifelt glaubte, zu werden. Man erlaubte Caprara nicht einmal, Kuriere nach Wien abzuschicken, und nur mit vieler Mühe gelang es ihm durch ein paar vertraute Diener, die heimlich über Venedig nach Wien eilten, dem Kaiser die Kunde der zerstörten Friedenshoffnungen und Nachricht von dem bevorstehenden, mit so großen Rüstungen betriebenen Kriege zu bringen, eines blutigen Kampfes, der fünfzehn Jahre währen sollte. – Am 8. Dezember 1682 waren diese in der Residenzstadt angelangt und hatten durch ihre Botschaft unter den Bewohnern derselben die größte Bestürzung verbreitet. An demselben Tage (30. März 1683), an welchem Kaiser Leopold I. das Bündnis mit dem Polenkönige Sobieski unterzeichnete, brach das türkische Heer von Adrianopel auf. Sultan Mahomed hatte es von Stmnbul aus bis dahin begleitet und noch einmal Heerschau gehalten über das zahllose Kriegsvolk, das seinem Großwezier Kara Mustapha, dem er die heilige Standarte des Propheten übergeben hatte, folgte. Caprara war Augenzeuge dieser Musterung; nach dessen eigenen Angaben und anderen glaubwürdigen Berichten bestand das vor Adrianopel gemusterte Heer aus über 270,000 Mann, darunter 230,000 reguläre Truppen, ungerechnet des übrigen unermeßlichen Trosses, der bei der Bagage, dem Proviant, den Kamelen und Pferden angestellt war und der nie gezählt wurde. Wenn man noch die Streitkräfte, welche unter Tökely bereits in Ungarn standen, dazurechnet, so ergibt sich eine Zahl von mehr als 400,000 Mann, und die Angabe ist beglaubigt, daß seit den Tagen Solimans kein so zahlreiches türkisches Heer in das Feld gezogen ist. – Denn Tökelys eigene Armee war bereits auf 60,000 Mann angewachsen, unter welchen sich 12,000 Tataren, gegen 13,000 Janitscharen und 2000 Spahis befanden…“