Feldmarschall Albert Kesselring

„Wir haben den Wunsch ausgesprochen, sie möchten den Zufluß der feindlichen Reserven, zumal der motorisierten und gepanzerten, zur Entscheidung aufhalten. Die Lähmung des Bahn- und Straßenverkehrs, der Befehlszentren, und damit der Nachrichtenverbindungen, kann ebenso erforderlich werden, wie der Angriff auf Truppenunterkünfte, erkannte Bereitstellungen, Batterien und Panzerabwehrtruppen. Wir verkennen dabei nicht die Schwierigkeiten, die sich dem Luftangriff auf kleine, gut getarnte Ziele oder auf bewegliche Ziele, deren Aufenthaltsort zur voraussichtlichen Angriffszeit nicht genau angegeben werden kann, entgegenstellen. Aber die lähmende Wirkung des Auftretens von Kampffliegern war schon 1918 so erheblich, daß der Angreifer heute erst recht nicht auf ihre Mitwirkung verzichten wird.“

Heißt es da im Buch namens „Achtung Panzer!“ und damit die Luftwaffe diese Aufgabe auch erfolgreich lösen kann, braucht sie fähige Anführer. So wie unseren Feldmarschall Kesselring, der heute Geburtstag hat. Anno 1885 im fränkischen Marktsteft, um genau zu sein. Besonders schön ist das Zusammenwirken unserer Flieger in Polen, dem Welschenland und in Rußland gelungen. Besonders die großen Kesselschlachten des Jahres 1941 und daraus sehen wir nun den Wochenschaubericht: https://www.youtube.com/watch?v=XN49vKtGQsw Und lesen ein wenig in den Erinnerungen eines Soldaten, wo auch unser Geburtstagskind erwähnt wird:

„Angesichts der Angriffe auf beiden Flanken und des starken russischen Druckes in der Front, besonders bei der X. motorisierte Infanteriedivision, schien es mir zweifelhaft, ob die vorhandenen Kräfte zur Fortsetzung des Angriffs genügen würden. Ich bat daher die Heeresgruppe erneut um Freigabe des XXXXVI. Panzerkorps. Fürs erste wurde aber am 30. 8. nur das Infanterieregiment Großdeutschland freigegeben, dem dann am 1. 9. die I. Kavalleriedivision und am 2. 9. die SS-Division „Das Reich“ von Smolensk aus folgten. Ein zehn Kilometer tiefer Einbruch der Russen bei der XXIII. Infanteriedivision südlich Jelnja führte zum Einsatz der X. Panzerdivision in frontalem Gegenstoß. Das Infanterieregiment Großdeutschland wurde nach Nowgorod Sewerskij geleitet, die SS-Division „Das Reich“ nach dem rechten Flügel des XXIV. Panzerkorps. Das Infanterieregiment „Großdeutschland“ traf am 2. September im Brückenkopf von Nowgorod Sewerskij ein, die SS-Division „Das Reich“ vom 3. September an auf dem rechten Flügel. Das tropfenweise Freigeben der Kräfte hatte mich am 1. September zu einem Funkspruch an die Heeresgruppe veranlaßt, in welchem ich um Freigabe des ganzen XXXXVI. Panzerkorps und darüber hinaus um Zuführung der VII. und XI. Panzerdivision und der XIV. motorisierte Infanteriedivision bat, von denen ich wußte, daß sie zur Zeit nicht eingesetzt waren. Mit diesem ausreichenden Maß an Kräften wäre meiner Ansicht nach die Operation gegen Kiew zu einem schnellen Ende zu bringen gewesen. Die unmittelbare Folge des Funkspruchs war die Freigabe der SS-Division „Das Reich“. Darüber hinaus aber hatten die Funküberwachungsstellen des Oberkommando des Heeres den Spruch mitgehört, und er schlug nun haushohe Wellen. Dies zeigte sich am 3. September gegenüber dem Verbindungsoffizier des Oberkommandos des Heeres, Oberstleutnant Nagel, führte zu einem Vortrag bei Hitler und zu Maßnahmen des Oberkommandos der Wehrmacht, die für mich recht bedauerlich waren. Hiervon wird noch die Rede sein. Am 2. September erschien Feldmarschall Kesselring, Befehlshaber einer Luftflotte, zu einer Aussprache bei der Panzergruppe. Er brachte die Nachricht, daß es bei der Heeresgruppe „Süd“ anscheinend vorwärts ginge, und sie mehrere Brückenköpfe über den Dniepr gewonnen habe. Über die zukünftige Operationsrichtung herrschte Unklarheit; die Ansichten schwankten zwischen Charkow und Kiew.“

Das Panzerbuch von unserem Kesselring heißt „Soldat bis zum letzten Tag“ und darin hören wir nun vom Vorband des Sechsjährigen Krieges:

„Am Spätnachmittag des 25. August 1939, dem Tag, an dem Hitler den Angriff auf Polen befohlen hatte, befand ich mich auf der Flugleitung des Flugplatzes Kolberg zu einer Besprechung mit den Kommandeuren der dort liegenden Geschwader, als mir mein Chef meldete, Hitler habe bestimmt, den Angriff auf Polen wieder anzuhalten. Die Freude über diese Willensänderung Hitlers auf unseren Gesichtern war unverkennbar. Ich gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Krieg, der unvermeidlich geschienen hatte, endgültig abgesagt würde. Bewegten Herzens saß ich am Steuerknüppel meiner Maschine und flog in die sinkende Sonne zu meinem Gefechtsstand in Henningsholm bei Stettin zurück. Meine Gedanken gingen zu jenem 23. August in Hitlers Bergheim, wohin Hitler vor zwei Tagen die Oberbefehlshaber und Kommandierenden Generale der drei Wehrmachtteile mit ihren Stabschefs zu einer Besprechung unbekannten Inhaltes befohlen hatte. Der Ansprache Hitlers war eine Besprechung beim Reichsmarschall in der SS-Kaserne vorausgegangen, in der sich dieser nochmals über den Stand der Vorbereitungen für den Luftkrieg gegen Polen unterrichten ließ und unsere Wünsche und Bedenken anhörte. Göring sprach in dieser Stunde noch nicht vom unabänderlichen Entschluß, mit Waffengewalt vorzugehen, wußten wir ja, daß er immer noch auf legalen und illegalen Wegen daran arbeitete, den Frieden zu erhalten. Die sich anschließende Ansprache Hitlers fand in dem großen Empfangsraum mit dem wundervollen Ausblick auf die zum Greifen nahen Berge statt. Er sprach lange in beherrschter Ruhe. Ich kann mir die Einzelheiten des Vortrags schenken, da die Niederschrift allgemein seit Nürnberg bekannt ist. Ich war froh, zu hören, daß auch er noch nicht vom endgültigen Bruch sprach; nach den Darlegungen Hitlers war aber mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen. Was mich beunruhigte, war zweierlei: einmal die Tatsache, daß die aus dem Krieg mit Polen entstehenden Weiterungen mit den Westmächten nicht zu übersehen waren. Man mußte schon ein uferloser Optimist sein, wenn man etwas anderes annehmen wollte, als daß England die kriegerische Lösung der deutsch-polnischen Frage als eine nicht mehr gut zu machende Brüskierung ansehen würde (deswegen ja auch die unermüdlichen Bemühungen Görings, den Krieg zu vermeiden). Die belastendste Überlegung aber betraf Rußlands Verhalten. Wenn ich auch der Ansicht war, daß die Luftflotte oder die Wehrmacht im Ganzen trotz ihrer nur sehr bedingten Kriegsbereitschaft ihre Überlegenheit gegenüber Polen beweisen würde, so war doch die deutsche Wehrmacht der Rüstung Rußlands nicht gewachsen. Diese Erkenntnis beunruhigte mich stark. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als Hitler gegen Ende seines Vortrags Rußlands Neutralität und den Abschluß eines gegenseitigen Nichtangriffspaktes bekannt gab. Noch an dem gleichen Abend flog ich voller Gedanken nach Berlin zurück. Die Erinnerung an die Tage vor dem Ersten Weltkrieg wurde wach, in denen mich die gleiche Ungewißheit und Spannung erfüllt hatte, die damals aber mich nur persönlich berührte und für mich keine allgemeine Verantwortung in sich schloß…“

Theodor Mommsen

Unser Theodor Mommsen hat auch mal wieder Geburtstag (Anno 1817 in Garding) und so wollen wir uns eine schöne Stelle aus seiner Römischen Geschichte aussuchen. Zuvor aber einige Worte zu unserem großen deutschen Geschichtsforscher. Seine Gelehrtenlaufbahn begann er Anno 1838 mit dem Studium der Rechtskunde in Kiel. Von Anno 1844 bis Anno 1847 bereiste er Gallien und Italien, um die altrömischen Inschriften zu untersuchen. Lehrstühle erhielt er in Leipzig (Anno 1848), Basel (Anno 1852) und Berlin (Anno 1861). Die Erforschung und Unterrichtung der Geschichte füllte unseren Mommsen nicht aus und so war er auch als Ratsherr im Preußischen Landtag und im Bismarckschen Reichstag tätig. Wenn er dort mit seinen liberalen Ansichten wohl mehr geschadet als genützt hat – doch ist der Liberalismus ein allgemeines Verhängnis des Abendlandes und so wollen wir ihm diesen nicht zur Last legen. Wenn er es am Beispiel des Untergangs der alten Römer eigentlich hätte besser wissen müssen… Seine Herzensdame Auguste Reimer führte er Anno 1854 zum Traualtar und zeugte mit ihr 16 Kinder. Meine Wahl fällt auf die Maßregeln der Römer nach der Schlacht von Cannä. Der Kampf des Genies Hannibals gegen das römische Gemeinwesen ist ein geschichtliches Trauerspiel von höchstem Range und noch immer lehrreich. Wir sehen hieran auch die Größe Roms, denn kaum ein anderer Staat hätte eine solche Niederlage überhaupt militärisch verkraften, geschweige denn einen vollständigen Sieg erfechten können: http://www.zeno.org/Geschichte/M/Mommsen,+Theodor/R%C3%B6mische+Geschichte/Erster+Band/Drittes+Buch.+Von+der+Einigung+Italiens+bis+auf+die+Unterwerfung+Karthagos+und+der+Griechischen+Staaten

„Das waren die Folgen des Tages von Cannae, an dem die Blüte der Soldaten und Offiziere der Eidgenossenschaft, ein Siebentel der gesamten Zahl der kampffähigen Italiker zu Grunde ging. Es war eine grausame, aber gerechte Strafe der schweren politischen Versündigungen, die sich nicht etwa bloß einzelne törichte oder elende Männer, sondern die römische Bürgerschaft selbst hatte zu Schulden kommen lassen. Die für die kleine Landstadt zugeschnittene Verfassung paßte der Großmacht nirgend mehr; es war eben nicht möglich über die Frage, wer die Heere der Stadt in einem solchen Kriege führen solle, Jahr für Jahr die Pandorabüchse des Stimmkastens entscheiden zu lassen. Da eine gründliche Verfassungsrevision, wenn sie überhaupt ausführbar war, jetzt wenigsten nicht begonnen werden durfte, so hätte zunächst der einzigen Behörde, die dazu im Stande war, dem Senat die tatsächliche Oberleitung des Krieges und namentlich die Vergebung und Verlängerung des Kommandos überlassen werden und den Komitien nur die formelle Bestätigung verbleiben sollen. Die glänzenden Erfolge der Scipionen auf dem schwierigen spanischen Kriegsschauplatz zeigten, was auf diesem Wege sich erreichen ließ. Allein die politische Demagogie, die bereits an dem aristokratischen Grundbau der Verfassung nagte, hatte sich der italischen Kriegführung bemächtigt; die unvernünftige Beschuldigung, daß die Vornehmen mit dem auswärtigen Feinde konspirierten, hatte auf das ‚Volk’ Eindruck gemacht. Die Heilande des politischen Köhlerglaubens, die Gaius Flaminius und Gaius Varro, beide ‚neue Männer’ und Volksfreunde vom reinsten Wasser, waren demnach zur Ausführung ihrer unter dem Beifall der Menge auf dem Markt entwickelten Operationspläne von eben dieser Menge beauftragt worden, und die Ergebnisse waren die Schlachten am trasimenischen See und bei Cannae. Daß der Senat, der begreiflicherweise seine Aufgabe jetzt besser faßte als da er des Regulus halbe Armee aus Afrika zurückberief, die Leitung der Angelegenheiten für sich begehrte und jenem Unwesen sich widersetzte, war pflichtgemäß; allein auch er hatte, als die erste jener beiden Niederlagen ihm für den Augenblick das Ruder in die Hand gab, gleichfalls nicht unbefangen von Parteiinteressen gehandelt. So wenig Quintus Fabius mit jenen römischen Kleonen verglichen werden darf, so hatte doch auch er den Krieg nicht bloß als Militär geführt, sondern seine starre Defensive vor allem als politischer Gegner des Gaius Flaminius festgehalten und in der Behandlung des Zerwürfnisses mit seinem Unterfeldherrn getan was an ihm lag um in einer Zeit, die Einigkeit forderte, zu erbittern. Die Folge war erstlich, daß das wichtigste Instrument, das eben für solche Fälle die Weisheit der Vorfahren dem Senat in die Hand gegeben hatte, die Diktatur ihm unter den Händen zerbrach; und zweitens mittelbar wenigstens die cannensische Schlacht. Den jähen Sturz der römischen Macht verschuldeten aber weder Quintus Fabius noch Gaius Varro, sondern das Mißtrauen zwischen dem Regiment und den Regierten, die Spaltung zwischen Rat und Bürgerschaft. Wenn noch Rettung und Wiedererhebung des Staates möglich war, mußte sie daheim beginnen mit Wiederherstellung der Einigkeit und des Vertrauens. Dies begriffen und, was schwerer wiegt, dies getan zu haben, getan mit Unterdrückung aller an sich gerechten Rekriminationen, ist die herrliche und unvergängliche Ehre des römischen Senats. Als Varro – allein von allen Generalen, die in der Schlacht kommandiert hatten – nach Rom zurückkehrte, und die römischen Senatoren bis an das Tor ihm entgegengingen und ihm dankten, daß er an der Rettung des Vaterlandes nicht verzweifelt habe, waren dies weder leere Reden, um mit großen Worten das Unheil zu verhüllen, noch bitterer Spott über einen Armseligen; es war der Friedensschluß zwischen dem Regiment und den Regierten. Vor dem Ernst der Zeit und dem Ernst eines solchen Aufrufs verstummte das demagogische Geklatsch; fortan gedachte man in Rom nur, wie man gemeinsam die Not zu wenden vermöge. Quintus Fabius, dessen zäher Mut in diesem entscheidenden Augenblick dem Staat mehr genützt hat als all seine Kriegstaten, und die anderen angesehenen Senatoren gingen dabei in allem voran und gaben den Bürgern das Vertrauen auf sich und auf die Zukunft zurück. Der Senat bewahrte seine feste und strenge Haltung, während die Boten von allen Seiten nach Rom eilten um die verlorenen Schlachten, den Übertritt der Bundesgenossen, die Aufhebung von Posten und Magazinen zu berichten, um Verstärkung zu begehren für das Potal und für Sizilien, da doch Italien preisgegeben und Rom selbst fast unbesetzt war. Das Zusammenströmen der Menge an den Toren ward untersagt, die Gaffer und die Weiber in die Häuser gewiesen, die Trauerzeit um die Gefallenen auf dreißig Tage beschränkt, damit der Dienst der freudigen Götter, von dem das Trauergewand ausschloß, nicht allzulange unterbrochen werde – denn so groß war die Zahl der Gefallenen, daß fast in keiner Familie die Totenklage fehlte. Was vom Schlachtfeld sich gerettet hatte, war indes durch zwei tüchtige Kriegstribune, Appius Claudius und Publius Scipio den Sohn, in Canusium gesammelt worden; der letztere verstand es durch seine stolze Begeisterung und durch die drohend erhobenen Schwerter seiner Getreuen diejenigen vornehmen jungen Herren auf andere Gedanken zu bringen, die in bequemer Verzweiflung an der Rettung des Vaterlandes über das Meer zu entweichen gedachten. Zu ihnen begab sich mit einer Handvoll Leute der Konsul Gaius Varro; allmählich fanden sich dort etwa zwei Legionen zusammen, die der Senat zu reorganisieren und zu schimpflichem und unbesoldetem Kriegsdienst zu degradieren befahl. Der unfähige Feldherr ward unter einem schicklichen Vorwand nach Rom zurückberufen; der in den gallischen Kriegen erprobte Prätor Marcus Claudius Marcellus, der bestimmt gewesen war mit der Flotte von Ostia nach Sizilien abzugehen, übernahm den Oberbefehl. Die äußersten Kräfte wurden angestrengt um eine kampffähige Armee zu organisieren. Die Latiner wurden beschickt um Hilfe in der gemeinschaftlichen Gefahr; Rom selbst ging mit dem Beispiel voran und rief die ganze Mannschaft bis ins Knabenalter unter die Waffen, bewaffnete die Schuldknechte und die Verbrecher, ja stellte sogar achttausend vom Staate angekaufte Sklaven in das Heer ein. Da es an Waffen fehlte, nahm man die alten Beutestücke aus den Tempeln und setzte Fabriken und Gewerbe überall in Tätigkeit. Der Senat ward ergänzt – nicht, wie ängstliche Patrioten forderten, aus den Latinern, sondern aus den nächstberechtigten römischen Bürgern. Hannibal bot die Lösung der Gefangenen auf Kosten des römischen Staatsschatzes an; man lehnte sie ab und ließ den mit der Abordnung der Gefangenen angelangten karthagischen Boten nicht in die Stadt; es durfte nicht scheinen, als denke der Senat an Frieden. Nicht bloß die Bundesgenossen sollten nicht glauben, daß Rom sich anschicke zu transigieren, sondern es mußte auch dem letzten Bürger begreiflich gemacht werden, daß für ihn wie für alle es keinen Frieden gebe und Rettung nur im Siege sei…“

Kaiser Heinrich der Siebte

Man kann unseren deutschen Kaiser Heinrich den Siebten durchaus zu den großen Herrschern unseres alten Reiches zählen. Er regierte zwar nur fünf Jahre (1308 bis 1313), vermochte aber in dieser kurzen Zeit seine Regierung zur allgemeinen Anerkennung zu bringen und 1310 Böhmen für sein Haus zu erwerben. In Italien machte er trotz seines kleinen Heeres gewaltige Fortschritte. Er eroberte Cremona und Brescia und ließ sich 1312 in Rom zum Kaiser krönen. Der Feldzug gegen Neapel sollte sein Werk krönen, aber Krankheit oder Gift beriefen ihn von der Weltbühne ab. Sein Heer zerstreute sich und anstatt seines Sohnes Johann wurde Ludwig der Bayer zu seinem Nachfolger gewählt. Zu Valenciennes im Gallierland wurde er 1262 beziehungsweise 1269 geboren. Seine Herzensdame Margarete von Brabant führte er 1292 zum Traualtar. Drei Kinder gingen aus der Verbindung hervor. Zum König der Langobarden wird unser Luxemburger nun beim Geschichtsschreiber Albertinus Mussatus („Das Leben Kaiser Heinrich des Siebenten“) gekrönt: https://archive.org/details/bub_gb_NikqAQAAMAAJ

„In dieser unentschiedenen Lage verharrte man fast dreißig Tage: beide Teile hatten ein Heer aufgebracht; der König hoffte, daß in Mailand selbst Unruhen entstehen und so Guidos Herrschaft ohne offenen Kampf in sich selbst zusammenstürzen würde; Guido dagegen erwartete mutig die Hilfstruppen Lombardischer und Tuscischer Städte, ja er verstieg sich zu Der Hoffnung daß das Beer des Königs auf die Dauer nicht zusammenbleiben werde. Reines von beiden Berechnung war ohne Grund; die Sache stand sonder Zweifel auf der Spitze und es war noch durchaus unentschieden wem sich das Glück zuwenden würde. Endlich, als der König den günstigen Augenblick gekommen glaubte, marschierte er, von dem erwähnten Erzbischof, von Matthäus und den übrigen, welche zu der Gegenpartei im Innern der Stadt Beziehungen unterhielten, gedrängt, mit Zurücklassung einer Besatzung in Asti und in Begleitung von siebzig Männern aus den Vornehmen dieser Stadt nach Casale Salvazium, wo er einige Tage Rast machte, um durch Boten Guido auffordern zu lassen, den königlichen Befehlen nachzukommen. Als dieser aus Besorgnis vor dem leicht erregbaren Volte zwar schwankte, schließlich aber doch nicht gehorchte, sondern Ausflüchte suchte um die Sache in die Länge zu ziehen, ging der König aufgebracht nach Vercellä, in der Erwartung daß seine Annäherung Guido in Schrecken setzen, dessen Feinden im Innern aber Mut machen werde. Während dann die Hoffnung Mailand zu gewinnen seine Schritte beschleunigte, ließ er Novara hinter sich, machte, während er sich das Ansehen gab auf Pavia marschieren zu wollen, eine Schwenkung und eilte wider Guidos Vermutungen gegen Mailand heran. Da endlich sandte Guido, durch die unerwartete Bewegung im höchsten Grade erschreckt, Boten zum König um seinen Gehorsam zu melden, kam selbst, nachdem er das Beer und die Wachen entlassen, dem König unbewaffnet entgegen und überlieferte sich, und das ganze Machtgebiet der Stadt in Heinrich Hände. XI. Übergabe von Mailand. Die Übergabe von Mailand vergrößerte Heinrichs des römischen Königs Ruf in ganz Italien umso mehr, als man die Stadt als das zweite Rom betrachtete und er mit ihr halb Italien zu beherrschen schien. Neuer, erhöhter Schrecken ergriff diejenigen welche dem Kaisertum feindlich waren; die Hoffnungen der Willfährigen und Ergebenen aber hoben sich. Auf der einen Seite herrschte versteckt lautlose Trauer, auf der anderen trat die Freude offen und ungefährdet an den Tag, und wunderbar zu sagen fast alle Gemeinden der Lombarbei von den Alpen an, hier bis Verona, dort bis Mutina hin, leisteten dem König wetteifernd den Eid der Treue. Heinrich ordnete die Verfassungen und setzte Statthalter mit Macht über Leben und Tod. Nur Alessandria machte eine Ausnahme. Hier nämlich lag eine Besatzung König Roberts von Apulien. Ihr wich Heinrich freiwillig, vielleicht weil sie nicht ohne sein Wissen dorthin gelegt war; denn nicht alle Pläne der Könige werden den Völkern kund. Die Paduaner und Vicentiner, welche durch die Grausamkeit Kaiser Friedrichs und unter dem Schreckensregiment des Ecerinus de Romano seines Statthalters beinahe ausgerottet, dann aber, durch andauernde friedliche Zustände begünstigt, wieder emporgekommen waren, zeigten zwar keine Anmaßung oder Geringschätzung, aber auch feine Unterwürfigkeit gegen den König; doch war zu hoffen, daß das Beispiel der Anhänger desselben und seine großen Erfolge sie veranlassen würden heilsame Entschlüsse zu fassen. Anders die Bolognesen. Diese umgaben ihre Stadt mit neuen Mauern und gingen mit Erlassen und Gesetzen gegen den König und dessen Anhänger vor, indem sie für jeden, der sich als kaiserlich gesinnt bezeichne, die Todesstrafe festsetzten. XII. Durch seine Erfolge gehoben, beschloß König Heinrich sich in Mailand nach heiligem altem Kaisergesetz die eiserne Krone auf das Haupt zu setzen und überallhin Edikte ausgehen zu lassen, welche die Völker auf einen bestimmten Tag nach Mailand zur Kirche des Heiligen Ambrosius zusammenberufen sollten. Man hatte zwar erwogen und darüber gestritten ob die Feierlichkeit nicht in Monza stattfinden müsse, wohin das Beispiel der meisten Vorgänger des Königs zu weisen schien, doch entschied man sich schließlich dahin, daß es nichts austrage, wenn die Krönung in Mailand selbst vor sich gehe. Dieselbe fand denn auch hier unter großer und eifriger Beteiligung von Fürsten, Edlen und gemeinem Volk statt. Aus der Zahl derer, welche noch nicht gehuldigt, waren, der Ladung gehorsam, unter anderen Gesandte der Paduaner und Vicentiner erschienen, welche die Krönung durch ihre Gegenwart ehrten und die Erklärung abgaben, sie seien unter des Königs Getreuen nicht die geringsten an löblichem Eifer, und sie würden ihren Eifer auch durch die Tat beweisen, sobald sich Gelegenheit darbiete. Der König entgegnete leutselig, er werde ihnen gnädig sein, sobald sie sich ihm und dem Reiche, wie es sich gebühre, unterworfen haben würden. – So wurden der Cäsar Heinrich und die Augusta Margaretha nach Christi Geburt im dreizehnhundert und elften Jahre am 6. Januar mit der eisernen Krone, welche man die Lorbeerkrone nannte, gekrönt, und zeigten sich dem Volte auf köstlich aufgezäumten, mit Scharlachdecken und purpurfarbigen Tüchern behangenen Rossen, der König mit dem Szepter, einem goldenen Stab, welcher oben in eine Lilie auslief, in der Rechten. Hier wird es am Platze sein die äußere Erscheinung des königlichen Paares zu beschreiben…“

Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob

Keinen kleinen Anteil an unserer deutschen Dichtkunst haben unsere alten Minnesänger und daher sollen ihre Werke auch gehegt und gepflegt sein. Und da heute unser Frauenlob, mit adligen Namen Heinrich von Meißen genannt, heimgegangen ist, wollen wir ihn mit seinen Werken ehren. Von (ungefähr) 1250 bis 1318 hat er gelebt und wir finden ihn am Hofe von unserem Kaiser Rudolf I. und an so manch anderem Fürstenhof. Seinen Lebensabend verbrachte er in Mainz, wo sich auch seine Grablege befindet. Festgehalten wurden seine Minnegesänge in den alten Liederhandschriften wie der von Manesse. Dem Heimgang des ersten Habsburgers auf dem deutschen Thron gedenkt unser Frauenlob in seinem Lied „Auf den Tod des Kaisers Rudolf von Habsburg“: https://archive.org/details/bub_gb_vHNDAQAAIAAJ

„Du hast den Knaben oft

Durch sanfte Red‘ entzücket,

Wann er in’s Auge Dir

Vertrauend hat geblicket.

Ich hing an Deinem Worte,

Die Biene an der Blum‘,

Der Reif am goldnen Horte,

Der Ritter an dem Ruhm.

Was ich gekannt von Dir,

O Rudolf, Du mein Kaiser!

War ein Karfunkel mir,

In Nacht ein Wegweiser;

War oft ein Kraftverleiher,

Ward mir das Herz zu schwer,

Und oft Gedankenfeier,

Im Kampfe starke Wehr. –

Du aller Sälde Grund

Und aller Ehre Zeiger,

Du biedren Suchens Fund

Und edler Spenden Reicher,

Als goldner Fürstenspiegel

Stehst Du vor meinem Blick,

Er läßt ein heilig Siegel

In meiner Brust zurück.

Empfang‘, o großer Geist,

An Deinem stillen Grabe

Die Träne, die da fleußt

Als Herzens Weihegabe.

Das Kind gerechter Schmerzen,

Ja ganz gehör‘ ich Dir,

Du trugst ja stets im Herzen

Maria auch gleich mir.“

Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande

„Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme.“

Lesen wir bei Friedrich dem Großen in seinen Generalprinzipen des Krieges. Das Schicksal Galliens hat die Schlacht von Beaune-la-Rolande zwar nicht in jenem Maße entschieden wie dies die Schlachten von Sedan oder Gravelotte taten, aber das Scheitern des Entsatzes von Paris durch die gallische Loirearmee war kein kleiner Sargnagel für Gallien. Große Truppenmassen hatten die Gallier nach dem nahezu vollständigen Verlust ihrer stehenden Kriegsmacht in den Grenzkämpfen aufgestellt, aber die Menge stand in keinen Verhältnis zu der Güte der Truppen. Die Schlacht von Beaune-la-Rolande ist daher ein schlagender Beweis. Mit seinen nur 11,000 Mann vermochte unser General Konstantin von Voigts-Rhetz einer sechsfachen Übermacht der Gallier zu trotzen. Ja diese sogar vom Schlachtfeld zu fegen als unser III. Armeekorps zur Verstärkung eintraf. Der Verlust der Gallier belief sich auf über 3000 Mann, während wir Deutschen 900 Gefallene und Verwundete zu beklagen hatten. Nach allen Maßstäben der Kriegskunst hätten die Gallier bei Beaune-la-Rolande siegen müssen. Schließlich vermögen im Abendland sonst nur die größten aller Feldherren – wie Friedrich der Große oder unser Prinz Eugen – eine doppelte Übermacht bisweilen zu schlagen. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Beaune-la-Rolande finden wir bei unserem Major von Scherff („Die Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November 1870“): https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11004243_00005.html

„Die XI. Kompanie, welche das Dorf östlich umfaßte, sah sich bald ihrerseits auf’s heftigste von dicken feindlichen Tirailleurschwärmen aus der Richtung von Lorcy her angegriffen und von mehreren Bataillonen in der linken Flanke bedroht. Auch der X. und XII. Kompanie gegenüber leistete der Feind hartnäckigen Widerstand; auf der ganzen Linie mußten dichte feindliche Schützenschwärme oft mit dem Bajonett gegen die Lisiere zurückgedrängt werden und als dieselbe von der XII. Kompanie mit dem Premier-Leutnant Jordan an der Spitze, auf dem Eingange von Les Cotelles her erreicht war, galt es, sich auch ferner den Weg von Haus zu Haus zu bahnen. Inzwischen war dem Bataillon, geführt vom Regimentskommandeur Oberstleutnant von Hagen, das Füsilierbataillon Nummer XCI, wie oben bemerkt, vom kommandierenden General der Brigade Valentini zugesendet, ohne Aufenthalt zu machen, gefolgt. Bei Les Cotelles östlich vorbeigehend, wandte sich das Bataillon mit vorgezogener IX. und X. Kompanie gegen die West- und Südwestlisiere von Juranville, gleichfalls starke feindliche Schützenschwärme vor sich her treibend. Die XII. Kompanie verlängerte bald den rechten Flügel, gefolgt von der geschlossenen XI. Kompanie. Als die Umfassung weit genug vollendet, warfen sich die Kompanien mit aller Macht gegen die Südlisiere des Dorfes, während gleichzeitig links neben ihnen Major von Kölichen auch seine IX. Kompanie der von der XII. gewiesenen Bahn tambour battant folgen ließ. Von drei Seiten arbeiteten sich die Oldenburger und Westfalen in dem auf’s hartnäckigste verteidigten und mit französischer Gewandtheit in unglaublich kurzer Zeit in Verteidigungszustand gesetzten Dorfe vorwärts, Haus für Haus ward erstürmt, Barrikade auf Barrikade, der besetzte Kirchturm genommen und endlich der Feind – etwa um zwölfeinhalb Uhr – gänzlich aus dem Dorfe geworfen. 250 unverwundete Gefangene, nur Linientruppen angehörend, konnten die siegreichen Bataillone zurücksenden, die ihren glänzenden Erfolg gegen bedeutende Überlegenheit mit einem Verlust von circa 200 Mann erkauft hatten. Während aus der Lisiere die XI. Kompanie Nummer XCI und Abteilungen der anderen Kompanien den in südöstlicher Richtung weichenden Feind durch ihr Feuer verfolgten, hatte sich indessen nordöstlich des Dorfes gegen die XI. Kompanie Nummer LVI die Situation immer bedenklicher gestaltet. Aus der Richtung von Lorcy her waren neue Verstärkungen mit Artillerie vorgebracht und hatten, als der Kampf in Juranville noch tobte, den Ort schon in nordöstlicher Richtung umgangen. Oberst von Valentini, in der richtigen Erkenntnis, daß es bei seiner numerischen Schwäche nicht angängig sei, den vorgeschobenen und exponierten Posten von Juranville trotz seiner momentanen Wiedereroberung zu behaupten, hatte dem Ansuchen der Oberstleutnant von Hagen um Verstärkung mit dem Rückzugsbefehl in die Hauptposition geantwortet. Er hatte die Zeit, welche ihm der glückliche Vorstoß der Füsiliere verschafft, dazu benutzt, seiner Position auf den Windmühlen von Venouille die möglichste Stärke zu geben, das I. Bataillon Nummer XCI hatte in der Mühle des Hommes Libres das II. Bataillon des Regiments in Reserve ersetzt, welches auf den rechten Flügel gezogen, nun das Windmühlengehöft von Venouille besetzte. Das zurückgezogene I. Bataillon Nummer LVI übernahm mit den beiden Kompanien des I. Bataillons Nummer LXXIX den linken Flügel an der Chaussee. Während, dem gegebenen Befehle entsprechend, die Füsiliere Nummer LVI nicht ohne lebhaftes Gefecht mit dem seine Überflügelung immer weiter ausdehnenden Feinde zurückgingen und auf dem rechten Flügel der Position hinter der Windmühle von Venouille in Reserve gestellt wurden, hatte das Füsilier Bataillon Nummer XCI das Dorf Juranville zur Deckung des Abzuges noch kurze Zeit besetzt gehalten. Die X. und XI. Kompanie setzten zunächst das Feuer aus der Lisiere gegen den wieder vordringenden Feind fort, bis Hauptmann von Taysen die beiden andern Kompanien seines Bataillons geschlossen bis an die nächsten Büsche zurückgeführt hatte, wo sie dann wieder eine Aufnahmestellung für die beiden ersteren nahmen. Mit großer Ruhe und Präzision setzte dann trotz des verfolgenden Feindes das Bataillon bei Les Cotelles wieder vorbei seinen Abzug fort, ohne daß der Feind es wagte direkt aufzudrängen. Es war etwa zwei Uhr, als es bei der Stellung des II. Bataillons des Regiments an den Windmühlen von Venouille eintraf und in die Schlachtordnung eindoublierte. Während dieser mehrstündigen Vorgänge um Juranville war französischerseits das Vorgehen gegen Les Cotelles gänzlich eingestellt geblieben. Es ist oben erwähnt, wie eine bei Beginn des Gefechtes auf der Chaussee gegen diesen Ort vorgehende starke Kolonne sich alsbald dem Feuer der Batterie Burbach entziehend, halbrechts auf Juranville gewendet hatte. Nur eine schwache Tirailleurlinie war seitdem gegen das Dorf auf etwa 800 Schritt von der Südlisiere in einem Graben gedeckt liegen geblieben und hatte von dort wohl ununterbrochen, aber fast ganz ohne Erfolg, das Feuer unterhalten. Major von Steinäcker hatte die ihm gelassene Muße benutzt, die Verteidigungseinrichtungen möglichst zu verstärken und die Besetzung zu regeln. Die tiefe Lage von Les Cotelles am Westabfall eines zwischen dem Dorfe und Juranville gelegenen Rückens hatte die dortigen Ereignisse sowohl den Blicken, als der Mitwirkung der Besatzung entzogen. Major von Steinäcker hatte die Südfront des Dorfes gegen Bellegarde mit der IX. und ein Zug der X. Kompanie, als der Feind gegen Juranville vordrang, die Offiziere mit zwei Zügen X. und der XI. Kompanie besetzt, die XII. Kompanie in Reserve…“

Die Schlacht bei Amiens

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“

Sagt unser preußischer Kriegsphilosoph Carl von Clausewitz in seinem Buch „Vom Kriege“ und mögen bei Amiens 1870 auch kaum ein Zehntel der Streiter gefochten haben wie zuvor in den Schlachten von Gravelotte und Sedan, so ist deren Bedeutung trotzdem nicht gering anzusetzen. Denn mit dem Sieg von Sedan nahm der gallische Krieg von 1870-71 eine neue Gestalt an. Die Zeit der kühnen Operationen und großen Angriffsschlachten war vorbei und ein Großteil unserer Truppen waren durch die Belagerung der gallischen Hauptstadt Paris gebunden. Deren weite Ausdehnung und starke Besatzung dünnte unsere Linien stark aus und so war es von entscheidender Bedeutung, daß unsere Bedeckungsarmeen die Annäherung der gallischen Entsatzheere zu verhindern. Diese wurden recht zahlreich in der gallischen Provinz aufgestellt und so fochten unsere Bedeckungsarmeen vielfach gegen eine erhebliche Übermacht, schlugen jedoch die Gallier mit Hilfe ihrer starken Stellungen, guter Führung und Kriegserfahrung meist zurück. Bei der Schlacht von Amiens befand sich unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel mit seiner I. Armee jedoch in der Überzahl. Denn er vermochte 30,000 Soldaten ins Feld zu stellen, während der gallische Monty Farre nur über 25,000 Kriegsknechte verfügte. Am Ende des Tages mußten die Gallier das Schlachtfeld räumen und erlitten dabei einen Verlust von 2700 Mann. Wir Deutschen hatten 1400 Verwundete und Gefallene. Zu den gallischen Verlusten kann man noch die 400 Mann Besatzung der Festung von Amiens rechnen, die sich zwei Tage später unserem General August von Goeben ergab. Mit seinem VIII. Armeekorps trug unser General von Goeben übrigens die Hauptlast des Kampfes bei Amiens. Die Einzelheiten der Schlacht von Amiens entnehmen wir dem Buch „Feldzug 1870-71. Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne“ von unserem Geschichtsschreiber Hermann von Wartensleben: https://archive.org/details/feldzugdieopera00wartgoog

„Während dieser Vorgänge beim I. Armeekorps war das Gros der Kavalleriedivision schon Morgens acht Uhr von Rosieres nach Bayonvillers vorgerückt; ihre gestern bei Fresnoy und Beaucourt verbliebene Avantgarde dirigierte sich weiter links nach Lamotte. Zwei Eskadrons waren mit Rekognoszierungen der Sommeübergänge von Corbie bis Bray beauftragt, Patrouillen streiften gegen Marcelcave, Villers-Bretonneux und Corbie. Die eingehenden Meldungen ließen auf Vorhandensein starker feindlicher Abteilungen bei Villers-Bretonneux schließen und konstatierten die Besetzung der Sommelinie Seitens des Feindes auf beiden Ufern. Nur bei Cerisy gelang es einer Patrouille, die Somme Brücke zu überschreiten. Eine andere Meldung, daß bei Morcourt sich feindliche Infanterie gezeigt habe, sowie das Auftreten stärkerer Abteilungen bei Abancourt gab Veranlassung, die Front nach Norden zu nehmen. Die Avantgarde blieb bei Lamotte, das Gros wurde nach Marcelcave in Bewegung gesetzt. Auf diesem Marsch, etwa um ein Uhr Mittags, wurde starkes Geschützfeuer aus der Richtung von Cachy hörbar. General Goeben ließ nun Verbindung mit den dort fechtenden Truppen aufnehmen, besetzte um halb drei Uhr mit sieben Jägercompagnien Marcelcave und ging mit zehn Geschützen, zwölf Eskadrons nördlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vor. Es wurde hier ein wirksames fast einstündiges Geschützfeuer auf die in der linken feindlichen Flanke befindlichen Batterien, sowie gegen die in unserer rechten Flanke vorgehenden Schützenschwärme unterhalten, mit anscheinend großem Erfolg. Demnächst nahm die Kavalleriedivision auf General Bentheims Befehl Anschluß an den rechten Flügel der III. Brigade, welche jetzt südlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vorrückte. General Goeben folgte dieser Bewegung bis an den Mont du Bois l’Abbe und rückte nach vollständigem Erlöschen des Kampfes in Alarmquartiere nach Marcelcave, Wiencourt und Guillaucourt. Die beiden Jägerbataillone, welche nicht zur Aktion gekommen waren, wurden kurz vor Beendigung des Gefechts nach der vom Regiment Nummer XLIV genommenen Schanze bei Villers gezogen. – Das VIII. Armeekorps stand bekanntlich am 26. Abends wie folgt: Von der XV. Division (Kummer) die XXX. Brigade (Strubberg) an der Luce, die 29. (Bock) bei Moreuil (Oberst von Bock, bisher im Stabe des General von Obernitz bei der Württembergischen Division, hatte das ihm übertragene Kommando der XXIX. Brigade in Reims übernommen. Er führte sie mit großer Auszeichnung während des ganzen Nordfeldzuges, starb aber im Frühjahr 1871 unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Heimat); die XVI. Division (Barnekow) bei Ailly und deren linkes Seitendetaschement bei Essertaux. In Folge Armeebefehls vom 26. hatte General Goeben für den 27. folgende Anordnungen getroffen: Es sollte die XV. Division mit einer Brigade bis Fouencamps, mit der andern bis Sains marschieren, die XVI. Division mit ihrem Gros bis Hebecourt vorgehen und ihr linkes Flügel Detaschement nach Plachy – Baconel schieben, um die Eisenbahn nach Rouen zu zerstören. Avantgarden sollten nach Sankt Fuscien und Dury vorgehen, und von letzterem Orte aus die angeblich in dortiger Gegend vom Feinde errichteten Verschanzungen rekognoszieren. Bei Ausführung dieser Bewegungen stieß die XXX. Brigade um zehneinhalb Uhr Vormittags auf den Feind, welcher die Holzungen auf dem linken Talrand der Roye bei Fouencamps und le Paraclet stark besetzt hatte. Er wurde durch eine zwischen Dommartin und Fouencamps auffahrende Batterie beschossen und dann kräftig angegriffen. In der Mittagsstunde war Paraclet genommen, der Feind in der Richtung auf Boves zurückgeworfen. Inzwischen hatte die XXIX. Brigade Sains erreicht. Während ihre Avantgarde Sankt Fuscien besetzte, erhielt sie Befehl, ein starkes Detaschement auf Boves zu dirigieren, um in das, nach dem lebhaften Kanonendonner zu urteilen, ernste Gefecht der XXX. Brigade einzugreifen. Oberst Bock führte in Folge dessen vierzehn Kompanien und zwei Batterien teils über le Cambos Ferme, teils in der weiter rechts gelegenen Terrainsenkung vor. Die Wirkung war groß. Die Infanterie beider Brigaden erstürmte den Ruinenberg von Boves und den Ort Boves selbst. Die Brigade Strubberg nahm dann auch Sankt Nicolas mit Sturm. Starke feindliche Infanterie Kolonnen nebst zwei Batterien, zum Teil von Gentelles herkommend, versuchten zwar das Gefecht herzustellen, zogen aber bald, von unserer Artillerie wirksam beschossen, eiligst auf Amiens ab. Eisenbahnzüge, welche unzweifelhaft mit Infanterie beladen von Amiens her vorzufahren suchten, wurden gleichfalls durch Geschützfeuer zur Umkehr gezwungen, während eine auffahrende feindliche schwere Batterie unsere Truppen erfolglos beschoß…“

König Friedrich Wilhelm der Zweite von Preußen

„Um einem überlegenen Feinde die Spitze zu bieten und bei gleicher Zahl im Vorteil zu sein, müssen Eure Truppen besser sein als die der Nachbarn. Man muß also dauernd ein Auge auf ihre Ausbildung haben. Die Offiziere muß man durch alle möglichen Auszeichnungen anfeuern. Mehr noch: ist der Herrscher nicht selbst Soldat, kümmert er sich nicht selbst um den Dienst, gibt er nicht in allem ein Beispiel, ficht er nicht an der Spitze seiner Truppen, so kann man unfehlbar daraufrechnen, daß das ganze Gebäude, das unsere Vorfahren mit soviel Mühe, Sorge und Ausdauer errichtet haben, eines Tages zusammenstürzt.“ (Friedrich der Große)

Diesen Ratschlag seines Onkels hätte unser Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Zweite besser befolgen sollen. Dann hätte er seine Truppen 1793 bei Valmy womöglich zum Sieg geführt und dafür gesorgt, daß die gallische Staatsumwälzung von 1789 ebenso unrühmlich geendet hätte wie der Aufstand der Freistaatler 1787 geendet hat. Doch ließ er seine Heere vom Herzog von Braunschweig führen. Der war zwar nicht der schlechteste aller möglichen Feldherren, aber fehlt nicht grundlos in den Reihen unserer großen deutschen Kriegsmeister. So aber bildet der Baseler Frieden von 1794 ein schwarzer Fleck in seiner Regierungszeit. Umso mehr als schon 1796 dessen schlimme Folgen sichtbar wurden und Österreich von Gallien geschlagen und zum nachteiligen Frieden von Campo Formio gezwungen wurde. Ansonsten ist die Haushaltung Friedrich Wilhelms des Zweiten zu tadeln. Friedrich der Große hinterließ seinem Neffen einen Staatsschatz von 51 Millionen Talern. Dieser jedoch vermachte seinem Sohn Friedrich Wilhelm dem Dritten eine Schuldenlast von 48 Millionen Talern. Nur ein Bruchteil davon hat der Gallierkrieg verschlungen. Der Rest ging für die Hofhaltung, die Künste und die Freigiebigkeit drauf. Vermehrt hat Friedrich Wilhelm der Zweite unser altes Preußen um Danzig, Thorn und Südpreußen im Osten und im Süden um Ansbach und Bayreuth. Das Licht der Welt erblickte er 1744 in Berlin und kämpfte als junger Offizier im Siebenjährigen Krieg. Friedrich Wilhelm der Vierte schloß vier Ehen, aus denen 15 Kinder hervorgingen. Zum Feldzug von 1787 gegen Holland kommt unser Geschichtsschreiber Friedrich Paulig nun in seinem Buch „Friedrich Wilhelm II., König von Preußen“: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/8363104

„Ihm gegenüber fühlte sich Friedrich Wilhelm in keiner bequemen Lage. Als seinem Freunde mochte er ihm nicht mit Härte begegnen, aber als westfälischer Kreisfürst war er verpflichtet, eine Unbill aufzunehmen, die allem Rechte Hohn sprach. Auch erwog er, daß er durch sein erstes öffentliches Auftreten in Deutschland sich sowohl Feinde als auch Freunde erwerben könne. Aber trotz der schwierigen Lage, welche die Ansprüche beider Parteien an seinen Beistand noch erhöhten, rettete er dennoch beides: den Ruf der Milde und den Ruf der Gerechtigkeit. Dem hessischen Gesandten von Veltheim, der persönlich bei ihm erschien, legte er die Rechtsgründe, die ihnen widersprachen, mit großer Klarheit dar, dann schrieb er einen Brief an den Landgrafen und als immer noch keine Räumung erfolgte und auch der Kaiser mit Gewalt drohte, richtete er nochmals ein eigenhändiges, mit großer Herzenswärme verfaßtes Schriftstück an den Landgrafen. Nun ward seine Mühe belohnt. Am 17. April räumen die Hessen das fremde Gebiet und der junge Graf gelangte zu seinem Eigentum. Ebenso schnell und ruhmvoll beendete Friedrich Wilhelm die Unruhen in Holland. Von jeher war die Würde der Statthalterschaft in diesem Freistaate der Gegenstand des Zwiespaltes gewesen. Die Fürsten aus dem Hause Oranien, die diese Würde bekleideten, waren zwar als Retter der äußeren Freiheit geachtet, aber als Widersacher der inneren gefürchtet. Wilhelm V. empfing die Statthalterwürde als Knabe, und als er mündig wurde, verriet er den ganzen Ehrgeiz seiner Vorfahren, ohne deren rühmliche Vorzüge zu besitzen. Nachdem er die Schwester Friedrich Wilhelms geheiratet, wuchs dieser Stolz und seine Verachtung der ihm durch die Verfassung gesetzten Schranken immer mehr. Auf der andern Seite über das Beispiel der Vereinigten Staaten von Nordamerika einen starken Einsturz auf die holländischen Republikaner. Warum, fragte man, ist unsere Republik nicht auch so volkstümlich und wohlfeil regiert wie jene? Wozu brauchen wir einen Prinzen, der gern den souveränen König spielen möchte und der uns viel Geld kostet? Wir hätten an einem Washington, einem Präsidenten genug. Das übrige tat der französische Gesandte, um das Feuer in Holland gegen England und Preußen zu schüren. Bald entstand Meuterei in mehreren Städten. Man kämpfte für und gegen Oranien. Das Land wurde der Schauplatz des Bürgerkrieges. Friedrich Wilhelm wußte, daß Frankreich die Freigesinnten auf alle Weise begünstigte. Der Prinz war nach Nimwegen geflohen. Am 28. Juni 1787 wagte es seine Gemahlin, nach Den Haag zurückzukehren. Kaum aber hatte sie einige Meilen zurückgelegt, so trat ihr eine Feldwache entgegen, und erklärte, sie sei so lange verhaftet, bis der Befehlshaber sie freigebe. Als nach zwei Tagen ein Bescheid nicht einging, kehrte die Fürstin nach Nimwegen zurück. Sofort gingen Eilboten nach Berlin, um den König zur Einsprache zu bewegen. Friedrich Wilhelm verlangte nun, daß der Holländische Freistaat ein Entschuldigungsschreiber an seine Schwester richten und daß derselbe seinen Streit gegen den Prinzen beilegen solle. Holland hat nun in Paris dringend um Hilfe. Gleichzeitig gab der preußische Gesandte die Erklärung ab, daß preußische Truppen die Grenze überschreiten würden, wenn innerhalb vier Tagen die Genugtuung für die Prinzessin und die Bestrafung der Patrioten nicht ausgeführt sei. Die Holländer glaubten nun, daß bei Friedrich Wilhelm der Verlust ihrer Unabhängigkeit beschlossen sei. Sie gerieten in die größte Bestürzung, und alle Kampffähigen griffen zu den Waffen. Friedrich Wilhelm ließ 20,000 Mann in Holland einrücken. Er gab hierdurch Frankreich zu verstehen, daß er nicht gewillt sei, sich von ihm Bedingungen vorschreiben zu lassen. In der Nacht auf den 16. September floh die Besatzung von Utrecht, 8000 Mann stark; Oberyssel, Gröningen und Friesland ergaben sich gleichfalls. Amsterdam, die bedeutendste Schutzwehr, wurde am 1. Oktober durch Sturm genommen. Nun erst hat man um Einstellung der Feindseligkeiten. So unterdrückten die Waffen Preußens einen Parteikampf, der seit zehn Jahren Holland zerrüttete. Friedrich Wilhelm hatte in diesem, seinem ersten Feldzuge seine Gerechtigkeit, aber auch seine Milde bezeigt. Seinem Worte, daß er nur um der Beleidigung seiner Schwester willen zum Schwerte gegriffen, blieb er treu. Mit Großmut verzichtete er auf den Ersatz der Kriegskosten. Er wollte die Holländer, die er mit Recht als deutsche Verwandte ansah, nicht bedrücken, sondern sie zu Bundesgenossen gewinnen. Dies ist ihm wohl gelungen. Auch England schloß ein Bündnis mit ihm. Dieser Vorteil war groß genug für die Opfer, die Preußen dem Kriegszuge gebracht. Sein Ansehen war gehoben, dasjenige Frankreichs gedemütigt, der gegnerischen Politik war der Vorrang abgewonnen, und die isolierte Stellung, aus der herauszukommen sich Friedrich Jahre lang vergeblich bemüht hatte, war jetzt durch ein festes Band mit England und mit Holland, den Feinden Frankreichs und Rußlands, beseitigt. „In meiner ganzen politischen Laufbahn“, schrieb Hertzberg am 6. Oktober 1787, habe ich auf den Moment gelauert, Preußen diese Ehre zu verschaffen, nun bin ich endlich dazu gelangt. Es hat Mühe gekostet, und seit zwei Jahren hat der neue König dies System allein gegen alle Welt aufrecht erhalten. Frankreich verliert jetzt die Allianz mit Holland und den Rest seines Ansehens in Europa.“ Es ist ein gewichtiges Zeugnis, das hier ein bewährter Staatsmann der Willensstärke und der Einsicht des Königs zollt…“

Aristoteles

„Wenn Plato von der Menschheit redet, so meint er den Hellenen im Gegensatz zum Barbaren. Das entspricht durchaus dem ahistorischen Stil des antiken Lebens und Denkens und führt unter dieser Voraussetzung zu Ergebnissen, welche für Griechen richtig und bedeutsam sind. Wenn aber Kant philosophiert, über ethische Ideale zum Beispiel, so behauptet er die Gültigkeit seiner Sätze für die Menschen aller Arten und Zeiten. Er spricht das nur nicht aus, weil es für ihn und seine Leser selbstverständlich ist. Er formuliert in seiner Ästhetik nicht das Prinzip der Kunst des Phidias oder der Kunst Rembrandts, sondern gleich das der Kunst überhaupt. Aber was er an notwendigen Formen des Denkens feststellt, sind doch nur die notwendigen Formen des abendländischen Denkens. Ein Blick auf Aristoteles und dessen wesentlich andere Resultate hätte lehren sollen, daß hier nicht ein weniger klarer, sondern ein anders angelegter Geist über sich reflektiert. Dem russischen Denken sind die Kategorien des abendländischen ebenso fremd wie diesem die des chinesischen oder griechischen. Ein wirkliches und restloses Begreifen der antiken Urworte ist uns ebenso unmöglich wie das der russischen und indischen, und für den modernen Chinesen und Araber mit ihren ganz anders gearteten Intellekten hat die Philosophie von Bacon bis Kant lediglich den Wert einer Kuriosität.“ (Oswald Spengler, „Der Untergang des Abendlandes“)

Wir Panzertiere wollen trotzdem einen Blick in die Schriften des Aristoteles werfen. Immerhin ist auch unser Spengler nicht unfehlbar und die indogermanische Völkerfamilie gibt es dann ja auch noch. Und gerade die Ähnlichkeit der altgriechischen und altdeutschen Götterwelt ist sehr groß, gerade die Götterväter Zeus und Odin und ihre Umtriebe gleichen sich bisweilen gar sehr… Doch zum Aristoteles: Dieser wurde 384 in Stageira geboren, besuchte Platons Akademie, unterrichtete Alexander den Großen und eröffnete schließlich in Athen seine eigene Denkschule, die Wandler oder so ähnlich. Das Abendland verdankt ihm wegweisende Schriften über die Naturwissenschaft, Dichtkunst, Logik, Redekunst, Sittenlehre, Metaphysik und Staatskunst. Aus diesen suchen wir Panzertiere uns ein paar schöne Stellen aus und haben damit unsere Pflicht getan. Den steinigen Weg zur Tugend zeigt uns Aristoteles in seiner Nikomachischen Sittenlehre: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Aristoteles/Nikomachische+Ethik

„Da die gegenwärtige Untersuchung keine bloße Erkenntnis verfolgt, wie es sonst bei den Untersuchungen der Fall ist (denn wir betrachten die Tugend nicht, um zu wissen, was sie ist, sondern um tugendhaft zu werden; sonst wäre unsere Arbeit zu nichts nütze), so müssen wir unser Augenmerk auf die Handlungen und auf die Art ihrer Ausführung richten. Denn die Handlungen sind es, wie wir gesagt haben, durch welche die Beschaffenheit des Habitus bestimmt wird. Daß man nun nach der rechten Vernunft handeln muß, ist eine allgemeine Regel, die wir hier zu Grunde legen, um hernach zu bestimmen, was die rechte Vernunft ist, und wie sie sich zu den anderen Tugenden verhält. Das aber möge im voraus als zugestanden gelten, daß jede Theorie der Sittlichkeit nur allgemeine Umrisse liefern und nichts mit unbedingter Bestimmtheit vortragen darf. Darum haben wir ja auch gleich eingangs bemerkt, daß die Anforderungen an eine Erörterung sich je nach dem Stoffe richten müssen. Was aber dem Bereiche des sittlichen Handelns und des im Leben Nützlichen angehört, hat nichts an sich, was ein für alle mal feststände, so wenig als das Gesunde. Und wenn das schon für die allgemeinen Regeln gilt, so läßt das Einzelne und Konkrete noch weniger genaue und absolut gültige Vorschriften zu, da es unter keine Kunst und keine Lehrüberlieferung fällt. Hier muß vielmehr der Handelnde selbst wissen, was dem gegebenen Fall entspricht, wie dies auch in der Heilkunst und in der Steuermannskunst geschieht. Aber trotz dieses Charakters unserer Disziplin müssen wir sehen, wie zu helfen ist. Zuerst kommt in Betracht, daß Dinge dieser Art ihrer Natur nach durch Mangel und Übermaß zu Grunde gehen. Man kann das, wenn man für Unbekanntes Bekanntes als Beweis benutzen soll, an der Stärke und der Gesundheit sehen. Übertriebene Körperübungen ebenso wie unzureichende führen den Verlust der Leibeskraft herbei. Desgleichen verdirbt ein Übermaß oder ein unzureichendes Maß von Speise und Trank die Gesundheit, während das rechte Maß sie hervorbringt, stärkt und erhält. Ebenso ist es nun auch mit der Mäßigkeit, dem Starkmut und den anderen Tugenden. Wer alles flieht und fürchtet und nichts erträgt, wird feig, dagegen wer gar nichts fürchtet und gegen alles angeht, tollkühn. Desgleichen wird wer jede Lust genießt und sich keiner enthält, zügellos, wer aber jede Lust flieht, wie die sauertöpfischen Leute, verfällt in eine Art Stumpfsinn. Denn Mäßigkeit und Starkmut wird durch das Zuviel und Zuwenig aufgehoben, durch die rechte Mitte aber erhalten. Aber nicht bloß die Entstehung, das Wachstum und der Untergang kommt aus denselben und durch dieselben Ursachen; auch die Tätigkeiten werden mit diesen Ursachen auf einem Felde liegen. So ist es ja auch bei den Dingen, die uns bekannter sind, wie bei der Stärke: sie entsteht dadurch, daß man viele Nahrung zu sich nimmt und viele Anstrengungen erträgt, und der Starke vermag wieder am besten dergleichen zu tun. Ebenso verhält es sich mit den Tugenden: durch die Enthaltung von sinnlichen Genüssen werden wir mäßig, und sind wir es geworden, so können wir uns ihrer am besten enthalten. Desgleichen mit dem Mute: indem wir uns gewöhnen, Gefahren zu verachten und zu bestehen, werden wir mutig, und sind wir es geworden, werden wir am leichtesten Gefahren bestehen können. Als ein Zeichen des Habitus muß man die mit den Handlungen verbundene Lust oder Unlust betrachten. Wer sich sinnlicher Genüsse enthält und eben hieran Freude hat, ist mäßig, wer aber hierüber Unlust empfindet, ist zuchtlos. Und wer Gefahren besteht und sich dessen freut oder wenigstens keine Unlust darüber empfindet, ist mutig, wer aber darüber Unlust empfindet, ist feig. Denn die sittliche Tugend hat es mit der Lust und der Unlust zu tun. Der Lust wegen tun wir ja das sittlich Schlechte, und der Unlust wegen unterlassen wir das Gute. Darum muß man, wie Plato sagt, von der ersten Kindheit an einigermaßen dazu angeleitet worden sein, über dasjenige Lust und Unlust zu empfinden, worüber man soll. Denn das ist die rechte Erziehung. Die Tugenden bewegen sich ferner um das Tun und Leiden. Da aber mit allem, was man tut und leidet, Lust und Unlust verbunden ist, so wird die Tugend sich um Lust und Unlust bewegen. Dies zeigen auch die Strafen an, die darin bestehen, daß Genußbringendes entzogen und Schmerzliches angetan wird. Sie sind gleichsam ein Heilverfahren; die Heilung eines Übels aber pflegt von seinem Gegenteil auszugehen…“

Heinrich von Veldeke

Als Volk der Dichter und Denker gedenken wir Deutschen gerne unserer großen Geister und so haben wir Panzertiere heute eine Gedenkfeier für unseren großen deutschen Minnesänger Heinrich von Veldeke angesetzt. Der Sprößling eines Adelsgeschlechts an der Maas lebte wohl von 1140 bis 1210. Sein Heldenlied „Eneid“ greift die Sage vom Helden Aeneas auf. So wie einiger Lieder unseres Heinrich von Veldekes ist es uns in der Heidelberger Liederhandschrift überliefert. Wie gewohnt tragen wir Panzertiere die Werke unseres Dichters zu dessen Ehren vor. Dazu gibt es passende Bilder, Tondichtungen und natürlich unser altdeutsches Panzergetränk Met. Ich habe mir für unsere heutige Panzergedenkfeier ein paar der kleineren Lieder unseres Heinrich von Veldekes ausgesucht: https://archive.org/details/liederundsprch08heinuoft

„In dem aberellen

so die blůmen springen

so lǒben die linden

vnd grvͤnen die bůchen

so haben ir wellen

da die vogel singen

wan si minne vinden

alda si si sv̊chen

reht an ir genos

wan ir blidescaft ist gros

der mich nie verdros

doch si ir singen an den winter stellen

Moͤht ich erwerben

miner frowen hvlde

koͤnde ich die gesv̊chen

als es ir gezeme

ich sol verderben

al von miner schvlde

sine wolte růchen

das si von mir nême

bv̊sse svnder tot

vf genade vnd dvr not

wan es got nie gebot

Das dehein man gerne solte sterben

Got sende ir zemv̊te

das si es meine ze gv̊te

wan ich vil gerne behv̊te

das ich ir iht spreche zeleide

vnd iemer von ir gescheide

mich bindent so vaste die eide

minne vnd trúwe beide

des fúrhte ich si als das kint die růte

Si ist so gv̊t vnd ǒch so schoͤne

die ich nv lange han gelobt

solt ich ze rome tragen die crone

ich sastes vf ir hopt

maniger spreche seht er tobt

got gebe das si mir lone

wan ich tete ich weis wol wie

lebt si noch als ich si lie

so ist si dort vnd bin ich hie

Si tet mir dos mir sin gvnde

vil zeliebe vnd ouch zegv̊te

das ich noch zeteslicher stvnde

singe so mir sin wirt ze mv̊te

sid ich sach das si die hv̊te

so betriegen kvnde

sam der hase tůt den wint

so gesorget ich niemer sint

vmb mines svnes tohter kint“

Feldmarschall Erich von Manstein, unser Panzerstratege

Das Panzergeburtstagskind bedankt sich für die Glückwünsche und erklärt euch zur Feier des Tages unseren Schlachtplan gegen Polen im Sechsjährigen Krieg:

„Die deutsche Führung ging das oben erwähnte Risiko im Westen voll ein. Das Oberkommando des Heeres setzte gegen Polen 42 aktive Divisionen (darunter eine neu zusammengestellte Panzerdivision, die X. Panzerdivision) und eine aus Festungstruppen des Oder-Warthe-Bogens neugebildete Infanteriedivision (L. Infanteriedivision) ein. Es waren dies 24 Infanteriedivisionen, drei Gebirgsdivisionen, sechs Panzerdivisionen, vier leichte Divisionen, vier motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade. Dazu kamen noch sechs erst bei der Mobilmachung neuaufgestellte Divisionen (zweite bis vierte Welle – Die neuaufgestellten Divisionen der zweiten und vierten Welle hatten nur geringe, die der dritten Welle gar keine aktiven Stämme und waren schwächer als die aktiven Divisionen. Sie wurden langsamer mobil), die jedoch vorerst nicht als vollwertig anzusehen waren. Außerdem waren dem Ostheer die Leibstandarte und ein oder zwei weitere verstärkte SS-Regimenter zugeteilt. Demgegenüber blieben für den Westen nur elf aktive Infanteriedivisionen. Festungstruppen in Stärke etwa einer Division (später LXXII. Infanteriedivision) und an Neuaufstellungen 35 Divisionen (zweite bis vierte Welle). Panzer- oder motorisierte Verbände standen im Westen nicht zur Verfügung. Insgesamt also 46 Divisionen, von denen aber 3/4 nur bedingt einsatzfähig waren. Die als Luftlandedivision ausgebildete und ausgerüstete XXII. Infanteriedivision blieb als Reserve des Oberkommandos des Heeres im Innern des Reiches. Auch die Masse der Luftstreitkräfte wurde – in zwei Luftflotten gegliedert – gegen Polen eingesetzt, während eine dritte, schwächere Luftflotte im Westen verblieb. Das Risiko, das die deutsche Führung mit dieser Kräfteverteilung einging, war zweifellos recht hoch. Infolge des überraschend schnellen Verlaufs des polnischen Feldzuges, an dem auch die Fehler des Unterliegenden teilhatten, und vor allem infolge der völligen Untätigkeit, mit der Polens Westalliierte der polnischen Niederlage zusahen, ist dieses Risiko kaum je richtig gewürdigt worden. Man muß aber bedenken, daß die deutsche Führung damals mit einer französischen Armee von rund 90 Divisionen zu rechnen hatte. Tatsächlich hat Frankreich (nach von Tippelskirch) im Herbst 1939 innerhalb von drei Wochen 108 Divisionen auf die Beine gebracht! Es waren dies 57 Infanteriedivisionen, fünf Kavalleriedivisionen, eine Panzerdivision und 45 Reserve- beziehungsweise Territorialdivisionen, dazu starke Heerestruppen an Panzern und Artillerie. (Ein Teil der französischen Kräfte verblieb allerdings zunächst in Nordafrika und an der Alpengrenze.) Die letzteren hatten vor den deutschen Kriegsaufstellungen den Vorteil, daß sie aus voll ausgebildeten Reservisten bestanden, während die deutschen Neuaufstellungen weitgehend Kurzausgebildete oder Reservisten aus dem Ersten Weltkrieg enthielten. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß das französische Heer vom ersten Kriegstage an an den deutschen Westkräften mehrfach überlegen war. Die britische Beteiligung zu Lande war allerdings recht geringfügig. Nur vier Divisionen stellte Großbritannien hierfür bereit und auch diese trafen erst in der ersten Hälfte des Oktober auf dem Kriegsschauplatz ein. Der deutsche Operationsplan gegen Polen beruhte auf voller Ausnutzung der durch den Grenzverlauf dargebotenen Möglichkeit, den Gegner von vornherein in beiden Flanken zu umfassen. Das deutsche Heer marschierte unter nahezu völligem Versagen in der Mitte (Oder-Warthe-Bogen) in zwei weit getrennten Flügelgruppen auf. Die Heeresgruppe Nord (Generaloberst von Bock, Chef des Generalstabs General von Salmuth) umfaßte in zwei Armeen insgesamt fünf Infanterie- und ein Panzerkorps mit zusammen neun aktiven Infanteriedivisionen (einschließlich der aus Festungstruppen neugebildeten nicht vollen L. Infanteriedivision), acht bei der Mobilmachung aufgestellten Infanteriedivisionen, zwei Panzerdivisionen (dazu ein neu zusammengestellter Panzerverband Kempf), zwei motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade, insgesamt also 21 Divisionen. Hinzu kamen noch in Ostpreußen die Festungstruppen von Königsberg und Lötzen, in Pommern die Brigade Netze. Die Heeresgruppe marschierte mit der III. Armee (General von Küchler) in Ostpreußen, mit der IV. Armee (Generaloberst von Kluge) in Ostpommern auf. Aufgabe der Heeresgruppe war es, zunächst den Korridor zu durchstoßen, dann die Masse ihrer Kräfte ostwärts der Weichsel schnell nach Südosten beziehungsweise Süden vorzuwerfen, um nach Überwinden der Narew-Linie einer etwaigen polnischen Weichselverteidigung in den Rücken zu gehen. Die Heeresgruppe Süd (Generaloberst von Rundstedt, Chef des Generalstabs General von Manstein) war wesentlich stärker. Sie bestand aus drei Armeen (XIV. Armee Generaloberst List, X. Armee Generaloberst von Reichenau, VIII. Armee Generaloberst Blaskowitz). Insgesamt verfügte die Heeresgruppe über acht Infanteriekorps, vier Panzerkorps mit zusammen fünfzehn aktiven Infanteriedivisionen, drei Gebirgsjägerdivisionen, acht neuaufgestellten Divisionen sowie über die Masse der motorisierten Verbände mit vier Panzerdivisionen, vier leichten Divisionen und zwei motorisierten Infanteriedivisionen. Insgesamt also 36 Divisionen. Die Heeresgruppe marschierte mit der XIV. Armee im oberschlesischen Industriegebiet, im Ostteil Mährens und in der westlichen Slowakei, mit der X. Armee in Oberschlesien um Kreuzburg und südlich, mit der VIII. Armee in Mittelschlesien ostwärts Oels auf. Ihre Aufgabe war es, den Gegner im großen Weichselbogen und in Galizien zu schlagen, mit starken motorisierten Kräften schnell auf Warschau vorzustoßen und möglichst bald die Weichselübergänge in breiter Front in Besitz zu nehmen, um im Zusammenwirken mit der Heeresgruppe Nord den Rest der polnischen Armee zu vernichten…“