„Die Kriege im Zeitalter des Weltfriedens sind Privatkriege, furchtbarer als alle Staatenkriege, weil sie formlos sind. Denn der Weltfriede – der oft schon dagewesen ist – enthält den privaten Verzicht der ungeheuren Mehrzahl auf den Krieg, damit aber auch die uneingestandene Bereitschaft, die Beute der andern zu werden, die nicht verzichten. Es beginnt mit dem staatenzerstörenden Wunsch einer allgemeinen Versöhnung und endet damit, daß niemand die Hand rührt, sobald das Unglück nur den Nachbar trifft. Schon unter Marc Aurel dachte jede Stadt und jeder Landstrich nur an sich, und die Tätigkeit des Herrschers war eine Privatsache neben den andern. Den Fernwohnenden waren er, seine Truppen und Ziele ebenso gleichgültig wie die Absichten der feindlichen germanischen Heerhaufen. Auf dieser seelischen Voraussetzung entfaltet sich ein zweites Wikingertum. Das „in Form sein“ geht von den Nationen auf die Scharen und Gefolgschaften von Abenteurern über, mögen sie Cäsaren, abtrünnige Heerführer oder Barbarenkönige heißen, für welche die Bevölkerung zuletzt nichts als ein Bestandteil der Landschaft ist. Es besteht eine tiefe Verwandtschaft zwischen den Helden der mykenischen Vorzeit und den römischen Soldatenkaisern, zwischen Menes vielleicht und Ramses II. Für die germanische Welt werden die Geister Alarichs und Theoderichs wieder erwachen, wovon die Erscheinung Cecil Rhodes‘ eine erste Ahnung gibt.“ (Oswald Spengler)
Nicht vergessen werden sollte hierbei unser Langobardenkönig Alboin, der in Italien – nach dem Untergang des Ostgotenreiches – ein zweites deutsches Königreich gründete. War es auch nicht so groß wie das Theoderichs des Großen, so ist es doch ungleich dauerhafter gewesen. Mit der Lombardei besteht es gleichsam noch immer, wenn unsere Langobarden leider ihre deutsche Mundart verlernt haben… Das Licht der Welt erblickte unser Alboin vor 526 und um 560 folgte er seinem Vater Audoin nach. Wir wissen von einem großen Sieg über die Gepiden im Jahre 567. Warum er 568 sein Land den Awaren überließ wissen wir nicht, doch zog er 568 mit seinem Stamm nach Italien. Hier fand er zählen Widerstand, konnte aber im Norden die Städte großen Mailand und Verona schon 569 bezwingen. Pavia bot ihm länger Trotz und öffnete erst 572 seine Tore. Großes hätte unser Alboin wohl noch getan, doch wollten es die Nornen anders. Unser Langobardenkönig zwang nämlich seine zweite Frau – die Gepidin Rosamunde – aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken. Deren Rache bestand in seiner Ermordung, wozu sie den Vasallen Helmichis verleitete. Was unseren Sachsen ihr Widukind von Corvey ist, das ist unseren Langobarden ihr Paul Warnefried. In seiner „Geschichte der Langobarden“ berichtet er uns die sagenhaften Ursprünge und Heerfahrten seines Volkes, welches in der alten Zeit nicht nur mit unseren Wandalen sondern auch mit den Amazonen gefochten haben soll: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11248153_00003.html
„X. Die Winiler oder Langobarden stritten nun tapfer mit den Wandalen, da es den Ruhm der Freiheit galt, und trugen den Sieg davon. Nachher aber wurden sie durch eine Hungersnot, die sie im Lande Skoringa durchmachten, schwer heimgesucht.
XI. Wie sie nun hier auszogen und sich nach Mauringa wandten, so stellten sich ihnen die Assipiter in den Weg und verwehrten ihnen auf alle Weise den Zug durch ihr Gebiet. Als die Langobarden die gewaltigen Scharen ihrer Gegner erblickten und wegen der geringen Anzahl ihres eigenen Heers sich nicht mit ihnen in eine Schlacht einzulassen wagten, da schaffte die Not endlich Rat. Sie taten, als hätten sie in ihrem Lager Kynokephaler, das heißt Menschen mit Hundsköpfen, und breiteten bei den Feinden aus, diese kämpfen mit großer Hartnäckigkeit, trinken Menschenblut und, wenn sie den Feind nicht in ihre Gewalt bekommen, ihr eigenes. Und um dieser Aussage Glauben zu verschaffen, dehnten sie ihre Zelte weiter aus und zündeten sehr viele Feuer im Lager an. Als das die Feinde sahen und hörten, so glaubten sie es und wagten die Schlacht nicht, mit der sie gedroht hatten.
XII. Sie hatten jedoch unter sich einen ungemein tapfern Mann, durch dessen Kraft sie was sie wollten sicher zu erreichen glaubten: den allein stellten sie für alle in den Kampf. Den Langobarden ließen sie sagen, sie sollten einen von ihren Leuten, welchen sie wollten, stellen, daß er mit jenem einen Zweikampf ausfechte und zwar unter der Bedingung, daß wenn ihr Kämpfer den Sieg davon trüge, die Langobarden auf dem Wege, den sie gekommen, wieder umkehrten; sollte er dagegen von dem andern überwunden werden, so wollten sie den Langobarden den Zug durch ihr Gebiet nicht mehr verwehren. Als nun die Langobarden nicht wußten, wen sie von den Ihrigen jenem gewaltigen Manne entgegenstellen sollten, da bot sich einer aus dem Sklavenstande von freien Stücken dazu an: er versprach mit dem herausfordernden Feinde zu streiten, nur sollten sie, im Fall er Sieger bleibe, ihn und seine Nachkommen aus den Banden der Knechtschaft befreien. Gerne versprachen sie seiner Bitte zu willfahren. Er zog aus gegen den Feind, kämpfte und siegte. So erwarb er den Langobarden ungehinderten Durchzug, sich und seinen Nachkommen aber, wie er gewünscht hatte, die Freiheit.
XIII. Als die Langobarden nun endlich nach Mauringa kamen, so entrissen sie viele Sklaven ihrem Joche und machten sie zu Freien, um die Zahl ihrer Streiter zu vergrößern; und damit sie für freigeboren gelten könnten, bekräftigten sie ihnen in herkömmlicher Weise vermittelst eines Pfeils die Weihe und murmelten dabei noch einige Worte in ihrer Sprache, um der Sache Festigkeit zu verleihen. Die Langobarden zogen nun aus Mauringa und gelangten nach Golanda, wo sie nach der Erzählung längere Zeit verweilten. Hierauf sollen sie mehrere Jahre lang Anthaib, Banthaib und gleichermaßen auch Burgundhaib besessen haben, was wir für Gaunamen oder Ortsnamen ansehen können.
XIV. Mittlerweile starben die Herzoge Ibor und Agio, welche die Langobarden aus Skandinavien hergeführt und bis dahin regiert hatten. Jetzt wollten aber die Langobarden nicht länger unter Herzögen stehen, sondern sie setzten sich einen König nach dem Muster der übrigen Völker. Es herrschte nun zunächst über sie Agelmund, der Sohn Agios, der seinen Stamm herleitete von dem Geschlecht der Gunginger, das bei ihnen für besonders edel galt. Er war, wie von den Voreltern überliefert wird, drei und dreißig Jahre lang König der Langobarden.
XV. In diesen Seiten gebar eine feile Dirne auf einmal sieben Kinder und, jedes Tier an Grausamkeit übertreffend, warf sie dieselben in einen Fischteich, um sie da umkommen zu lasten. Wenn dies jemanden unmöglich scheint, so lese er die Geschichtsbücher der Alten nach, und er wird finden, daß ein Weib nicht bloß sieben, sondern sogar neun Kinder auf einmal geboren habe, und es ist sicher, daß gerade der Fall bei den Ägyptern vorkam. Es geschah nun, daß König Agelmund unterwegs an den nämlichen Fischteich kam: er hielt sein Pferd an, wie er aber verwundert die armen Kinder mit dem Speer, den er in der Hand trug, hin und her wandte, so ergriff eines derselben mit dem Händchen den Speer des Königs. Dieser von Mitleid bewegt und sich höchlich darüber verwundernd sprach, das werde ein großer Mann werden, ließ das Knäblein aus dem Fischteich ziehen und einer Amme übergeben und befahl es auf das sorgsamste zu pflegen; und weil er es aus einem Teich, der in ihrer Sprache Lama (Lehm, Schlamm) heißt, gezogen hatte, so gab er ihm den Namen Laimssio. Als der Knabe groß geworden, wurde er ein tapferer und kriegerischer Mann, also daß man ihn nach Agelmunds Tode zum König machte. Es wird erzählt, daß, als die Langobarden auf ihrem Zug unter Agelmund an einen Fluß kamen und ihnen von den Amazonen der Übergang verwehrt wurde, er mit der tapfersten derselben im Flusse schwimmend gekämpft, sie getötet und so sich großen Ruhm, den Langobarden aber den Übergang erstritten habe. Denn zuvor sei zwischen beiden Teilen ausgemacht worden, daß wenn die Amazone den Lamissio überwinde, die Langobarden umkehren, wenn dieselbe aber, wie es denn wirklich geschah, von Lamissio besiegt werde, freien Übergang über den Fluß haben sollten. Es ist nun aber offenbar, daß diese Erzählung wenig Wahrscheinlichkeit hat. Denn alle, die in der alten Geschichte bewandert sind, wissen, daß das Volk der Amazonen schon lange, ehe dies hätte geschehen können, untergegangen war, wenn es nicht etwa bis auf diese Zeit ein derartiges Weibergeschlecht daselbst gegeben haben könnte; denn die Gegend, wo sich dies zugetragen haben soll, war den Geschichtsschreibern nicht hinlänglich bekannt und ist kaum von einem derselben beschrieben. Habe ich aber doch von etlichen gehört, daß bis auf den heutigen Tag im hintersten Deutschland das Volk dieser Weiber noch bestehe…“