Alboin, König der Langobarden

„Die Kriege im Zeitalter des Weltfriedens sind Privatkriege, furchtbarer als alle Staatenkriege, weil sie formlos sind. Denn der Weltfriede – der oft schon dagewesen ist – enthält den privaten Verzicht der ungeheuren Mehrzahl auf den Krieg, damit aber auch die uneingestandene Bereitschaft, die Beute der andern zu werden, die nicht verzichten. Es beginnt mit dem staatenzerstörenden Wunsch einer allgemeinen Versöhnung und endet damit, daß niemand die Hand rührt, sobald das Unglück nur den Nachbar trifft. Schon unter Marc Aurel dachte jede Stadt und jeder Landstrich nur an sich, und die Tätigkeit des Herrschers war eine Privatsache neben den andern. Den Fernwohnenden waren er, seine Truppen und Ziele ebenso gleichgültig wie die Absichten der feindlichen germanischen Heerhaufen. Auf dieser seelischen Voraussetzung entfaltet sich ein zweites Wikingertum. Das „in Form sein“ geht von den Nationen auf die Scharen und Gefolgschaften von Abenteurern über, mögen sie Cäsaren, abtrünnige Heerführer oder Barbarenkönige heißen, für welche die Bevölkerung zuletzt nichts als ein Bestandteil der Landschaft ist. Es besteht eine tiefe Verwandtschaft zwischen den Helden der mykenischen Vorzeit und den römischen Soldatenkaisern, zwischen Menes vielleicht und Ramses II. Für die germanische Welt werden die Geister Alarichs und Theoderichs wieder erwachen, wovon die Erscheinung Cecil Rhodes‘ eine erste Ahnung gibt.“ (Oswald Spengler)

Nicht vergessen werden sollte hierbei unser Langobardenkönig Alboin, der in Italien – nach dem Untergang des Ostgotenreiches – ein zweites deutsches Königreich gründete. War es auch nicht so groß wie das Theoderichs des Großen, so ist es doch ungleich dauerhafter gewesen. Mit der Lombardei besteht es gleichsam noch immer, wenn unsere Langobarden leider ihre deutsche Mundart verlernt haben… Das Licht der Welt erblickte unser Alboin vor 526 und um 560 folgte er seinem Vater Audoin nach. Wir wissen von einem großen Sieg über die Gepiden im Jahre 567. Warum er 568 sein Land den Awaren überließ wissen wir nicht, doch zog er 568 mit seinem Stamm nach Italien. Hier fand er zählen Widerstand, konnte aber im Norden die Städte großen Mailand und Verona schon 569 bezwingen. Pavia bot ihm länger Trotz und öffnete erst 572 seine Tore. Großes hätte unser Alboin wohl noch getan, doch wollten es die Nornen anders. Unser Langobardenkönig zwang nämlich seine zweite Frau – die Gepidin Rosamunde – aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken. Deren Rache bestand in seiner Ermordung, wozu sie den Vasallen Helmichis verleitete. Was unseren Sachsen ihr Widukind von Corvey ist, das ist unseren Langobarden ihr Paul Warnefried. In seiner „Geschichte der Langobarden“ berichtet er uns die sagenhaften Ursprünge und Heerfahrten seines Volkes, welches in der alten Zeit nicht nur mit unseren Wandalen sondern auch mit den Amazonen gefochten haben soll: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11248153_00003.html

„X. Die Winiler oder Langobarden stritten nun tapfer mit den Wandalen, da es den Ruhm der Freiheit galt, und trugen den Sieg davon. Nachher aber wurden sie durch eine Hungersnot, die sie im Lande Skoringa durchmachten, schwer heimgesucht.

XI. Wie sie nun hier auszogen und sich nach Mauringa wandten, so stellten sich ihnen die Assipiter in den Weg und verwehrten ihnen auf alle Weise den Zug durch ihr Gebiet. Als die Langobarden die gewaltigen Scharen ihrer Gegner erblickten und wegen der geringen Anzahl ihres eigenen Heers sich nicht mit ihnen in eine Schlacht einzulassen wagten, da schaffte die Not endlich Rat. Sie taten, als hätten sie in ihrem Lager Kynokephaler, das heißt Menschen mit Hundsköpfen, und breiteten bei den Feinden aus, diese kämpfen mit großer Hartnäckigkeit, trinken Menschenblut und, wenn sie den Feind nicht in ihre Gewalt bekommen, ihr eigenes. Und um dieser Aussage Glauben zu verschaffen, dehnten sie ihre Zelte weiter aus und zündeten sehr viele Feuer im Lager an. Als das die Feinde sahen und hörten, so glaubten sie es und wagten die Schlacht nicht, mit der sie gedroht hatten.

XII. Sie hatten jedoch unter sich einen ungemein tapfern Mann, durch dessen Kraft sie was sie wollten sicher zu erreichen glaubten: den allein stellten sie für alle in den Kampf. Den Langobarden ließen sie sagen, sie sollten einen von ihren Leuten, welchen sie wollten, stellen, daß er mit jenem einen Zweikampf ausfechte und zwar unter der Bedingung, daß wenn ihr Kämpfer den Sieg davon trüge, die Langobarden auf dem Wege, den sie gekommen, wieder umkehrten; sollte er dagegen von dem andern überwunden werden, so wollten sie den Langobarden den Zug durch ihr Gebiet nicht mehr verwehren. Als nun die Langobarden nicht wußten, wen sie von den Ihrigen jenem gewaltigen Manne entgegenstellen sollten, da bot sich einer aus dem Sklavenstande von freien Stücken dazu an: er versprach mit dem herausfordernden Feinde zu streiten, nur sollten sie, im Fall er Sieger bleibe, ihn und seine Nachkommen aus den Banden der Knechtschaft befreien. Gerne versprachen sie seiner Bitte zu willfahren. Er zog aus gegen den Feind, kämpfte und siegte. So erwarb er den Langobarden ungehinderten Durchzug, sich und seinen Nachkommen aber, wie er gewünscht hatte, die Freiheit.

XIII. Als die Langobarden nun endlich nach Mauringa kamen, so entrissen sie viele Sklaven ihrem Joche und machten sie zu Freien, um die Zahl ihrer Streiter zu vergrößern; und damit sie für freigeboren gelten könnten, bekräftigten sie ihnen in herkömmlicher Weise vermittelst eines Pfeils die Weihe und murmelten dabei noch einige Worte in ihrer Sprache, um der Sache Festigkeit zu verleihen. Die Langobarden zogen nun aus Mauringa und gelangten nach Golanda, wo sie nach der Erzählung längere Zeit verweilten. Hierauf sollen sie mehrere Jahre lang Anthaib, Banthaib und gleichermaßen auch Burgundhaib besessen haben, was wir für Gaunamen oder Ortsnamen ansehen können.

XIV. Mittlerweile starben die Herzoge Ibor und Agio, welche die Langobarden aus Skandinavien hergeführt und bis dahin regiert hatten. Jetzt wollten aber die Langobarden nicht länger unter Herzögen stehen, sondern sie setzten sich einen König nach dem Muster der übrigen Völker. Es herrschte nun zunächst über sie Agelmund, der Sohn Agios, der seinen Stamm herleitete von dem Geschlecht der Gunginger, das bei ihnen für besonders edel galt. Er war, wie von den Voreltern überliefert wird, drei und dreißig Jahre lang König der Langobarden.

XV. In diesen Seiten gebar eine feile Dirne auf einmal sieben Kinder und, jedes Tier an Grausamkeit übertreffend, warf sie dieselben in einen Fischteich, um sie da umkommen zu lasten. Wenn dies jemanden unmöglich scheint, so lese er die Geschichtsbücher der Alten nach, und er wird finden, daß ein Weib nicht bloß sieben, sondern sogar neun Kinder auf einmal geboren habe, und es ist sicher, daß gerade der Fall bei den Ägyptern vorkam. Es geschah nun, daß König Agelmund unterwegs an den nämlichen Fischteich kam: er hielt sein Pferd an, wie er aber verwundert die armen Kinder mit dem Speer, den er in der Hand trug, hin und her wandte, so ergriff eines derselben mit dem Händchen den Speer des Königs. Dieser von Mitleid bewegt und sich höchlich darüber verwundernd sprach, das werde ein großer Mann werden, ließ das Knäblein aus dem Fischteich ziehen und einer Amme übergeben und befahl es auf das sorgsamste zu pflegen; und weil er es aus einem Teich, der in ihrer Sprache Lama (Lehm, Schlamm) heißt, gezogen hatte, so gab er ihm den Namen Laimssio. Als der Knabe groß geworden, wurde er ein tapferer und kriegerischer Mann, also daß man ihn nach Agelmunds Tode zum König machte. Es wird erzählt, daß, als die Langobarden auf ihrem Zug unter Agelmund an einen Fluß kamen und ihnen von den Amazonen der Übergang verwehrt wurde, er mit der tapfersten derselben im Flusse schwimmend gekämpft, sie getötet und so sich großen Ruhm, den Langobarden aber den Übergang erstritten habe. Denn zuvor sei zwischen beiden Teilen ausgemacht worden, daß wenn die Amazone den Lamissio überwinde, die Langobarden umkehren, wenn dieselbe aber, wie es denn wirklich geschah, von Lamissio besiegt werde, freien Übergang über den Fluß haben sollten. Es ist nun aber offenbar, daß diese Erzählung wenig Wahrscheinlichkeit hat. Denn alle, die in der alten Geschichte bewandert sind, wissen, daß das Volk der Amazonen schon lange, ehe dies hätte geschehen können, untergegangen war, wenn es nicht etwa bis auf diese Zeit ein derartiges Weibergeschlecht daselbst gegeben haben könnte; denn die Gegend, wo sich dies zugetragen haben soll, war den Geschichtsschreibern nicht hinlänglich bekannt und ist kaum von einem derselben beschrieben. Habe ich aber doch von etlichen gehört, daß bis auf den heutigen Tag im hintersten Deutschland das Volk dieser Weiber noch bestehe…“

Das Nibelungenlied, unser deutsches Nationalepos

Was den alten Griechen ihre Ilias und den Spaniern ihr Gesang von meinem Cid ist, das ist uns Deutschen unser Nibelungenlied. Unser Nationalepos wurde im hohen Mittelalter gedichtet und erfreute sich bis ins XVI. Jahrhundert einiger Beliebtheit – zumindest hat niemand geringeres als Hans Sachs noch ein Trauerspiel auf dessen Grundlage geschrieben. Danach geriet es etwas in Vergessenheit, bis es 1755 von Hermann Obereit im Schloß Hohenems wiedergefunden wurde. Seitdem wird es gehegt und gepflegt und viele unserer deutschen Dichter, Musiker und Maler haben bedeutende Kunstwerke auf seiner Grundlage geschaffen. Wir Panzertiere halten uns aber ans Original und suchen uns zur Feier des Tages ein paar schöne Auszüge heraus. Heimtückisch würden die Knechte unserer Burgunder von Etzels Bruder Blödel, auf Anstiften Kriemhilds, überfallen und niedergemacht, jedoch kann sich Hagens Bruder Dankwart zum Festsaal von König Etzel durchschlagen und auf seine Kunde hin kommt es auch dort zum schlimmen Gemetzel: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Als der kühne Dankwart unter die Türe trat

Und Etzels Ingesinde zurückzuweichen bat,

Mit Blut war beronnen all sein Gewand;

Eine scharfe Waffe trug er bloß an seiner Hand.

Gerade in der Stunde, als Dankwart trat zur Tür,

Trug man Ortlieben im Saale für und für

Von einem Tisch zum andern den Fürsten wohlgeboren:

Durch seine schlimme Botschaft ging das Kindlein verloren.

Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu:

„Ihr sitzt, Bruder Hagen, hier zu lang in Ruh.

Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Not:

Ritter und Knechte sind in der Herberge tot.“

Der rief ihn hin entgegen: „Wer hat das getan?“

„Das tat der Degen Blödel und Die ihm untertan.

Auch hat ers schwer entgolten, das will ich euch sagen:

Mit diesen Händen hab ich ihm sein Haupt abgeschlagen.“

„Das ist ein kleiner Schade“, sprach Hagen unverzagt,

„Wenn man solche Märe von einem Degen sagt,

Daß er von Heldenhänden zu Tode sei geschlagen:

Den sollen desto minder die schönen Frauen beklagen.

„Nun sagt mir, lieber Bruder, wie seid ihr so rot?

Ich glaube gar, ihr leidet von Wunden große Not.

Ist der wo hier im Lande, von dem das ist geschehn?

Der üble Teufel helf ihm denn: sonst muß es ihm ans Leben gehn.“

„Ihr seht mich unverwundet: mein Kleid ist naß von Blut.

Das floß nur aus Wunden andrer Degen gut,

Deren ich so Manchen heute hab erschlagen,

Wenn ichs beschwören sollte, ich wüste nicht die Zahl zu sagen.“

Da sprach er: „Bruder Dankwart, so hütet uns die Tür

Und laßt von den Heunen nicht Einen Mann herfür.

So red ich mit den Recken, wie uns zwingt die Not:

Unser Ingesinde liegt ohne Schuld von ihnen tot.“

„Soll ich Kämmrer werden?“ sprach der kühne Mann,

„Bei so reichen Königen steht mir das Amt wohl an:

Der Stiege will ich hüten nach allen Ehren mein.“

Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein.

„Nun nimmt mich doch Wunder“, sprach wieder Hagen,

„Was sich die Heunen hier in die Ohren sagen:

Sie möchten sein entbehren, der dort die Tür bewacht

Und der die Hofmären den Burgunden hat gebracht.

„Ich hörte schon lange von Kriemhilden sagen,

Daß sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen.

Nun trinken wir die Minne und zahlen Etzels Wein:

Der junge Vogt der Heunen muß hier der allererste sein.“

Ortlieb das Kind erschlug da Hagen der Degen gut,

Daß vom Schwerte nieder zur Hand ihm floß das Blut

Und das Haupt herabsprang der Köngin in den Schoß.

Da hob sich unter Degen ein Morden grimmig und groß.

Darauf dem Hofmeister der des Kindes pflag,

Mit beiden Händen schlug er einen schnellen Schlag,

Daß vor des Tisches Füße das Haupt ihm niederflog:

Es war ein jämmerlicher Lohn, den er dem Hofmeister wog.

Er sah vor Etzels Tische einen Spielmann:

Hagen in seinem Zorne lief zu ihm heran.

Er schlug ihm auf der Geigen herab die rechte Hand.

„Das habe für die Botschaft in der Burgunden Land.“

„Ach meine Hand“, sprach Werbel, Etzels Spielmann

„Herr Hagen von Tronje, was hatt ich euch getan?

Ich kam in großer Treue in eurer Herren Land:

Wie kläng ich nun die Töne, da ich verlor meine Hand?“

Hagen fragte wenig, und geigt‘ er nimmermehr.

Da kühlt‘ er in dem Hause die grimme Mordlust sehr

An König Etzels Recken, deren er viel erschlug:

Er bracht in dem Saale zu Tod der Recken genug.

Volker sein Geselle von dem Tische sprang,

Daß laut der Fiedelbogen ihm an der Hand erklang.

Ungefüge siedelte Gunthers Fiedelmann:

Hei! was er sich zu Feinden der kühnen Heunen gewann!

Auch sprangen von den Tischen die drei Könge hehr.

Sie wolltens gerne schlichten, eh Schadens würde mehr.

Doch strebten ihre Kräfte umsonst dawider an,

Da Volker mit Hagen so sehr zu wüten begann.

Nun sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht den Streit:

Da schlug der König selber manche Wunde weit

Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein.

Der Held war behende, das zeigte hier der Augenschein.

Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot:

Wohl schlug er den Heunen manchen Helden tot

Mit dem scharfen Schwerte, das Rüdiger ihm gab:

Damit bracht er Manche von Etzels Recken ins Grab…“

Peter Paul Rubens

Für die Freunde der Barockmalerei ist heute ein großer Freudentag, denn unser Peter Paul Rubens hat heute Geburtstag. Dessen Gemälde eine wahre Augenweide für die Freunde dieser Kunstrichtung sind. In Siegen wurde unser alter Meister 1577 geboren und erlernt hat er die Malerei in Antwerpen von 1592 bis 1598. Danach ging er auf Reisen in Italien und Spanien. Im Jahre 1608 kehrte er nach Antwerpen zurück und heiratete Isabella Brant, mit der er drei Kinder zeugte. In den nächsten Jahren entstanden viele Meisterwerke, die unserem alten Meister Bewunderung und Wohlstand bescherten. Wie groß sein Ruhm schon zu seinen Lebzeiten war, zeigt die Einladung der gallischen Königin Maria de Medicis an ihren Hof in Paris. Unser alter Meister wurde 1623 sogar zum spanischen Gesandten ernannt und brachte als solcher 1629 einen Frieden mit England zustande. Im Jahre 1630 heiratete er seine zweite Frau Helene Fourment, mit der er vier Kinder zeugte. Werfen wir im Zuge unserer kleinen Werkschau noch einen weiteren Blick in Rudolf Oldenbourgs „Peter Paul Rubens“, um mehr über die Kunst unseres alten Meisters zu erfahren: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Wenn auch der größere Teil dieser Arbeiten von Schülern ausgeführt wurde, so blieb doch die beständige Aufsicht und tätige Mithilfe des Meisters unerläßlich. Es ist daher um so erstaunlicher, daß in das Jahrzehnt von 1618-1628 noch eine stattliche Anzahl profaner Gemälde und vor allem großer, meist ganz eigenhändig ausgeführter Kultbilder fällt. Die geschlossene, linienhaft umschriebene Abrundung des großen Bacchanals in München (um 1617) lockert sich in dem Silen-Zug der Londoner Nationalgalerie zu weniger gebundenem Aufbau und führt um 1620 zu der prachtvollen „Befreiung der Andromeda“ in Berlin, die schon fast die freie Bewegung der Medicibilder besitzt. Von einer Gruppe im früheren klassizistischen Sinn ist hier nicht mehr die Rede, sondern das verbindende Element liegt, ähnlich wie in der Flucht des Loth von 1625 im Louvre, im Schmelz der Farbe und ihren vermittelnden Tonwerten. An kirchlichen Aufträgen beschäftigte den Künstler zunächst das große Triptychon mit der Anbetung der Könige für St. Jean in Mecheln (1617-1619); zugleich entstand mit weitgehender Teilnahme von Gehilfen der tiefleuchtende Altar der Fischergilde von Mecheln, dessen Mittelstück den wunderbaren Fischzug darstellt, und der große Flügelaltar mit der Geschichte des Stephanus in Valenciennes. 1619 folgt, ganz von des Meisters Hand, die Kommunion des hl, Franz im Museum von Antwerpen, das ergreifendste unter allen seinen religiösen Bildern; im gleichen Jahr dürfte auch das weihevolle Ambrosiusbild im Wiener Hofmuseum entstanden sein. Den Übergang zu einer leichteren, schillernden Färbung, die mit dem Beginn der zwanziger Jahre einsetzt, läßt zuerst der Engelsturz in München erkennen, den Rubens laut ausdrücklicher Verpflichtung 1622 ganz eigenhändig für den Kurfürsten Wolfgang Wilhelm von der Pfalz ausführte. Noch leichter und blumiger im Kolorit ist die Bekehrung des hl. Bavo von 1623 in Gent, zwei Jahre später folgt das in der Auffassung zwar etwas äußerliche, aber in seiner Farbenpracht hinreißende Dreikönigsbild im Antwerpener Museum. Die Überlieferung, Rubens habe diese 4 1/2 111 hohe Tafel in 6 Tagen gemalt, ist, wenn auch kaum glaublich, so doch recht bezeichnend für die unerhörte Leichtigkeit seines Schaffens, 1626 entstand der Hochaltar der Antwerpener Kathedrale, eine Himmelfahrt Maria, in der bereits alle starken Lokalfarben nach dem zarten violetten Gesamtton hin gebrochen sind, und 1628 der Hochaltar der Augustinerkirche in Antwerpen, eine reich gegliederte Komposition, die die Madonna, umgeben von den vierzehn Nothelfern, darstellt. Welche Sorgfalt Rubens an dieses Werk wandte, erhellt aus dem Umstand, daß noch drei Skizzen dazu vorliegen, von denen die Frankfurter den Bildgedanken in einem früheren Stadium zeigt als die Berliner. Die zahlreichen weiteren Altarbilder dieser Jahre, deren Ausführung Rubens teilweise oder ganz seinen Gehilfen überließ, vor allem verschiedene Varianten der Himmelfahrt Maria und der Anbetung der Könige, können hier nicht einzeln erwähnt werden. Das Jahr 1627 brachte der Schaffensfreude des Meisters eine jähe Stockung durch den Tod seiner Gemahlin, die 18 Jahre lang das arbeitsreiche Leben ihres Mannes in selbstverleugnender Treue verständnisvoll begleitet und erleichtert hat. Nur die tiefe Verstimmung und Entmutigung, die diesem Verlust folgte, wird Rubens veranlaßt haben, in politischen Geschäften, mit denen er sich auf Drängen der Statthalterin bisher schon gelegentlich, aber nur in beschränktem Umfang befaßt hatte, Ablenkung zu suchen, ja im Sommer 1628 sogar seinen Wirkungskreis ganz im Stich zu lassen, um in Madrid Verhandlungen wegen der Verständigung mit England einzuleiten. Man hat von jeher geltend gemacht, die Kopien, die Rubens damals in Madrid während der langen Monate des Wartens und Parlamentierens nach den Meisterwerken Tizians angefertigt habe (die besten befinden sich heute in Stockhohn, Madrid und Wien) seien für den farbigen Charakter seines letzten Dezenniums entscheidend geworden. Allein der fünfzigjährige Meister war doch schon eine zu ausgeprägte, abgeschlossene Persönlichkeit, als daß eine bloße äußere Anregung einen so entscheidenden Wandel seiner Anschauung hätte hervorrufen können. Der Einfluß Tizians muß vielmehr dahin beschränkt werden, daß er ihn in einer bereits eingeschlagenen Richtung noch bestärkte und förderte; denn wie schon erwähnt, war seit dem Beginn der zwanziger Jahre mit der Bereicherung des Tones eine fühlbare Milderung der früher noch harten Lokalfarben und zugleich eine Auflösung der zeichnerischen Strenge, besonders in den Umrissen, eingetreten; die Himmelfahrt Maria und das Augustinerbild stehen sogar in ihrem reichen tonigen Gehalt den Werken der dreißiger Jahre viel näher als etwa dem Franziskus von 1619 oder dem gleichzeitigen Ambrosius. Wenn also der Madrider Aufenthalt in dieser Hinsicht nicht so einschneidend war, als man anzunehmen pflegt, so wurde er anderseits für Rubens bedeutungsvoll durch die Bekanntschaft mit Philipp IV., der seither sein eifrigster Bewunderer und unersättlicher Auftraggeber war. Auch mit Karl I. von England, dem er ebenfalls durch seine diplomatische Mission 1629 in London vorgestellt wurde, knüpften sich ersprießliche Beziehungen an; der König erhob Rubens in den Adelstand und übertrug ihm die Ausschmückung der Decke im Bankettsaal des neuen Whitehall-Palastes mit Apotheosen seines Vaters Jakob I. Die Skizzen zu dieser Arbeit in den Museen von Petersburg, Wien, Brüssel sowie in Pariser, Kölner und Berliner Privatbesitz zählen zu den feurigsten Improvisationen von Rubens‘ Pinsel, die Ausführung wurde jedoch, augenscheinlich wegen der Unlust des Meisters, bis 1634 hingezogen und trotzdem fast nur von Schülern besorgt…“

Unser Königstiger

„Schwere Panzer werden nur in verhältnismäßig geringen Mengen vorhanden sein und je nach der beabsichtigten Verwendung selbstständig oder im Rahmen von Panzerverbänden auftreten. Sie sind ein höchst gefährlicher Gegner und sollten nicht unterschätzt werden.“

Diese Worte unseres Generaloberst Guderian gelten natürlich auch für unseren Königstiger, der mit seinen 70 Tonnen einiges an Gewicht auf die Wage bringt. Jedoch verfügte er dafür über eine Panzerung von bis zu 185mm und konnte 80 Schuß für seine 8,8cm-Kampfwagenkanone mitführen. Zusätzlich war er auch noch mit zwei Maschinengewehren ausgerüstet, um sich die feindliche Infanterie vom Leib halten zu können. Die Reichweite ist mit 120 bis 170 Kilometer annehmbar, ebenso wie die Geschwindigkeit von 17 bis 38 Stundenkilometern. Man muß eben mit schweren Panzern auch taktisch und strategisch umzugehen wissen und sollte nicht seine Panther für den Frontdurchbruch ansetzen, um dann den fliehenden Feind mit unseren Königstigern jagen zu wollen. Mit 500 Stück wurden übrigen recht viele Königstiger geschmiedet, besonders unter den erschwerten Bedingungen der letzten Kriegsjahre. Unser Königstiger ist wahrlich ein Hammer und das alte Scheißhaus Monty kann nur hoffen, daß unsere Karo nicht Wind vom Film „Königstiger vor El Alamein“ bekommt. https://www.youtube.com/watch?v=rEcAY_X1OC8 Die panzerdichterischen Folgen wären entsetzlich… Wie sich der Einsatz mit unserem Königstiger so gestaltet hat, schildert uns unser Oberleutnant und Panzergeschichtsschreiber Richard von Rosen in seinem Panzerbuch „Als Panzeroffizier in Ost und West“ – von den Vorbereitungen zum Einsatz unserer Königstiger in der Normandie hört ihr nun:

„Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie. Die schwere Panzerabteilung DIII hatte nach der Operation Zitadelle im Sommer 1943 die bis Frühjahr 1944 dauernden schweren Rückzugskämpfe der Heeresgruppe Süd durch die Ukraine und Rumänien bis zur ungarischen Grenze zu bestehen. Sie hatte Erfolge und Verluste. Graf Kageneck, unser Kommandeur, erhielt das Ritterkreuz mit Eichenlaub. Jetzt lag die Abteilung zur Auffrischung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen, wo ich Anfang Juni 1944 wieder zur ihr stieß. Neuer Kommandeur war inzwischen Hauptmann Fromme, während die III. Kompanie immer noch von Scherf geführt wurde, der mittlerweile Hauptmann und Träger des Ritterkreuzes war. Manch altes Gesicht fand ich nicht mehr vor, als ich wieder zur Abteilung kam. Die Männer der III. Kompanie, die als letzte Kompanie der Abteilung von der Ostfront nach Ohrdruf gekommen war, befanden sich jetzt zum größten Teil auf Urlaub. Hauptmann Fromme verwendete mich daher zunächst als Offizier zur besonderen Verwendung im Abteilungsstab. Ich hatte den Besuch von Generaloberst Guderian, der Inspekteur der Panzerwaffe war, vorzubereiten und als sein Begleitoffizier für den reibungslosen Ablauf des Besuchsprogramms zu sorgen. Am 15. Juni hatten wir ihn bei unserem Herrenabend zu Gast. Im Verlauf des Abends kam er zu unserer Leutnantsrunde an den Tisch. Er sprach sehr ernst über die Lage an den Fronten, im Westen wie Osten. Er verdeutlichte uns, wie schwer die vor uns liegende Aufgabe in dem für uns vorgesehenen Einsatzraum der Invasionsfront in Frankreich sein werde: „Wenn es nicht gelingt, den feindlichen Landekopf in den nächsten vierzehn Tagen zu beseitigen, ist der Krieg für uns verloren.“ Diese Worte des Generalobersts gingen mir nicht aus dem Kopf. Am 14. Juni hatte der V-Waffen-Beschuss (Vergeltungswaffen) auf London begonnen. Unsere Propaganda überschlug sich: Immense Schäden in England! Dies werde die Wende im Westen bringen! Und weitere V-Waffen würden zum Einsatz kommen! Nach der V1 auch die V2 mit noch verheerenderer Wirkung … Im fünften Kriegsjahr war man nun skeptischer und nahm nicht mehr alles für bare Münze, was uns in den Medien oder durch gezielt in Umlauf gebrachte Gerüchte vorgesetzt wurde. Doch irgendetwas musste schon dran sein, sagte man sich; alles konnte nicht aus der Luft gegriffen sein. Das redete man sich zumindest gerne ein. Und doch war man tief beunruhigt, dass die Alliierten so schnell festen Fuß in der Normandie hatten fassen können. Und ihre Luftüberlegenheit! Wo war denn nur unsere Luftwaffe? Warum hörte man nichts von dem sonst so großspurigen Göring? Gleichzeitig begann am 22. Juni die russische Großoffensive gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte. Erschreckend, wie die deutsche Front dort ins Wanken geriet. Man versuchte, sich abzulenken. Die baldige Einsatzbereitschaft der Abteilung herzustellen, nahm uns voll in Anspruch. An einem Sonntag sahen wir noch in Erfurt das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1944. Ich weiß nicht mehr, wer gegen wen spielte, das Spiel fand auf einem normalen Fußballplatz statt, nicht etwa wie heute in einem Stadion. Es hat mich weder beeindruckt noch interessiert, aber es tat gut, den Tag außerhalb des Übungsplatzes zu verbringen. Man kann es sich heute wohl kaum vorstellen, der Fußball spielte damals noch keine große Rolle. Die viel beliebtere Sportart war Feldhandball, der in den Sportstunden aller Kompanien eine feste Größe war. Am 26./27. Juni 1944 wurde die Abteilung in acht Transporten in Richtung Invasionsfront verlegt. Ich führte wieder einen Transport als Transportführer. Am Abend des 27. Juni wurde mein Transport zunächst in Ohrdruf verladen. Die Abfahrt war für 6.00 Uhr des nächsten Morgen, der mein zweiundzwanzigster Geburtstag war, vorgesehen. Nach beendeter Verladung ließ ich mich noch einmal im VW-Kübelwagen nach Erfurt bringen. Eine vor einigen Tagen erfolgte Zufallsbekanntschaft wollte mit mir den Abschied und meinen Geburtstag begießen. Der Wecker war auf 4.00 Uhr früh gestellt und funktionierte nicht. Als ich aufwachte, war es schon 5.30 Uhr, dreißig Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt meines Transports in Ohrdruf! Es wurde eine irre Fahrt dorthin. Von weitem konnte man in Richtung Verladebahnhof schon eine hohe Dampfwolke sehen, eine Lok blies pausenlos in Intervallen Dampf ab. Noch schien der Transport dort zu stehen. Zehn Minuten später nahmen wir mit Karacho die letzte Kurve und auf der Seitenrampe kam der Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Ich sprang aus dem Fahrzeug, sagte dem nervös wartenden Bahnbeamten, dass es losgehen könne und sprang in einen Waggon. Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung. Das war gerade nochmal gutgegangen. Wieder waren wir Blitztransport mit Vorrang vor allen anderen. Die systematischen alliierten Luftangriffe hatten gerade in der Anfangszeit der Invasion das Bahnnetz immer wieder unterbrochen. Mehrmals hielten wir stundenlang in einem Tunnel, wenn die Luftlage sich zuspitzte und immer wieder kam es zu weiträumigen Umleitungen, wenn zerstörte Brücken oder Bahnanlagen dies erzwangen. Alle Transporte erreichten schließlich unversehrt ihre Zielbahnhöfe, allerdings erst am 2. und 3. Juli. Wir wurden in Dreux ausgeladen, circa siebzig Kilometer westlich von Paris. In mehreren Nachtmärschen verlegten wir über Vemeuil – L’Aigle – Argentan – Falaise in den zukünftigen Einsatzraum östlich von Caen. Märsche am Tag waren wegen der feindlichen Jagdbomberaktivitäten ganz und gar unmöglich. So wurde jede Nacht je nach Wetterlage etwa von 23.00 Uhr bis 3.00 Uhr morgens marschiert, dann in einem Wald in Deckung untergezogen und in der folgenden Nacht eine weitere Etappe zurückgelegt. Wir waren froh, dass der Himmel oft wolkenverhangen war und den Einsatz der feindlichen Luftwaffe verhinderte. Auf unserem Marsch kamen wir an einer V1-Stellung vorbei: Die Flügelbomben stiegen mit einem Feuerschweif in den Himmel und entschwanden Richtung Westen. Es war schon beeindruckend. Doch ob dies die Wende herbeiführen oder gar kriegsentscheidend sein könnte, wie es die Propaganda uns vorgaukeln wollte? Daran kamen mir starke Zweifel. Bisher hatte der V1-Einsatz anscheinend nichts bewirkt. Wann würde die V2, eine angeblich sehr viel stärkere und präzisere Waffe, kommen? Waren das alles Hirngespinste oder gab es eine solche Wunderwaffe wirklich? Wenn dies nur Propaganda war, um uns bei der Stange zu halten, dann wäre es wohl das größte Verbrechen am deutschen Soldaten, das man sich vorstellen kann. Noch wollte ich dies nicht glauben…“

Willy Messerschmitt

Nicht nur mit vielen großen Feldherren, sondern auch mit zahlreichen begnadeten Waffenbaumeister haben die Nornen unser altes deutsches Reich zu Zeiten des Sechsjährigen Krieges gesegnet. Und man muß sagen: Ohne unsere hervorragenden Waffen und vorzügliches Kriegsgerät hätten wir weder unsere Feldzüge durchführen noch so zäh Widerstand leisten können. Mit zu den größten Waffenbaumeistern zählt unser Willy Messerschmitt, dem wir unsere Jäger Me 109, Me 262 und Me 163 und den Zerstörer Me 110 verdanken. Ohne die Me 109 hätten wir die Luftherrschaft in den ersten Jahren des Sechsjährigen Krieges nicht erringen können. Geboren wurde unser Willy Messerschmitt 1898 in Frankfurt am Main. Von 1918 bis 1923 studierte er an der Technischen Hochschule in München die Ingenieurswissenschaft und war seitdem als Flugzeugbauer tätig. Es folgten zahlreiche Ehrungen wie eine Ehrenprofessur 1937, die Ernennung zum Wehrwirtschaftsführung 1938 und die Verleihung des Titels Pionier der Arbeit 1941. Leider war unser Messerschmitt etwas schreibfaul und hat uns daher keinen Bericht über den Flugzeugbau im Sechsjährigen Krieg hinterlassen; doch können wir uns mit Armand van Ishovens Buch „Willy Messerschmitt. Der Konstrukteur und seine Flugzeuge“ behelfen. Darin macht sich unser Messerschmitt nun an die Entwicklung seines Strahljägers Me 163:

„Eine wachsende Anzahl von Unternehmen bestellte nun die Me 108 als Firmenflugzeug, wobei sie oft die ältere Klemm Kl 32 ersetzte. D-IFJC, D-IBBM, D-IBRJ, D-ICNK und D-IBGR gingen an die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, D-IGTM und D-IHMY an das NS-Fliegerkorps, D-IPPN, D-IAFL und D-IPMF an die Reichsluftfahrtverwaltung, D-INCE an den deutschen Luftfahrtatcach6 in Paris und D-ITLN an seinen Kollegen in Budapest, D-IHPN an den Aero-Club von Deutschland, D-IDBT an die Firma Gütermann in Gutach, D-IQKK an die Argus-Motorenwerke in Berlin und D-IWAN an die Scheidt AG in Kettwig. Willy Messerschmitt war inzwischen von der Technischen Hochschule in München für außergewöhnliche Verdienste um die deutsche Luftfahrtindustrie zum Doktoringenieur ehrenhalber ernannt worden. Seine Privatadresse zu dieser Zeit lautete Augsburg, Gentnerstraße 24. Doktor Alexander Lippisch, einer der Mitarbeiter der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug, hatte sich seit langem mit Nurflügelflugzeugen mit Raketenantrieb beschäftigt. Nach ergebnislosen Versuchen, mit Heinkel zusammenzuarbeiten, trat er am 2. Januar 1939 mit einem Team von zwölf Wissenschaftlern in das Unternehmen Messerschmitts ein, bildete mit ihnen die ziemlich unabhängige Abteilung L und arbeitete zunächst am Entwurf eines schwanzlosen Raketenflugzeuges in Holzbauweise, das der DFS 194 nachfolgen sollte. Ihm wurde, nachdem die Entwicklung der Bf 163 eingestellt worden war, die Nummer Me 163 gegeben, um das Projekt so geheim wie möglich zu halten. Das Interesse von Professor Doktor Alexander Lippisch an Nurflügelkonstruktionen war zum ersten Male erwacht, als er bei der Flugwoche 1910 in Berlin-Johannisthal die Etrichtaube fliegen sah. Im Weltkrieg war er Angehöriger eines Luftbildkommandos, und Anfang 1918s wurde er zu Claudius Dornier geschickt, wo er Aerodynamiker wurde. Später entwickelte Nurflügelflugzeuge, wie „Ente“, „Storch“, „Motor-Storch“, „Delta 1“ und so weiter. Er starb am 11. Februar 1976 in Cedar Rapid Iowa, USA. Messerschmitt kannte Lippisch schon von der Rhön her. Auch Lippisch und Theo Croneiß waren befreundet, hatte doch Croneiß 1931 den Bristol-Cherub-III-Motor zur Verfügung gestellt, den Lippisch in seine Delta 1 einbaute. Am 4. Januar 1939, zu einer Zeit, da in Deutschland noch kein serienreifes Strahltriebwerk entwickelt war, gab das Reichsluftfahrtministerium bereits die „Vorläufigen Technischen Richtlinien für schnelle Jagdflugzeuge mit Strahltriebwerk“ aus. Man forderte immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 900 Kilometerstunden! Am 30. Januar 1939 wurden Messerschmitt, Heinkel, Porsche und Todt, die im September des Vorjahres den Nationalpreis für Wissenschaft und Kunst erhalten hatten, von Hitler in der Reichskanzlei empfangen. Er überreichte ihnen den mit dem Preis verbundenen Orden, der einen Durchmesser von zehn Zentimeter hatte und von vierzig Brillanten umgeben war. Am 5. März verließ Diplomingenieur Lusser die Bayrischen Flugzeugwerke. Eine Zusammenarbeit zwischen ihm und Messerschmitt war nicht länger möglich. Diplomingenieur Woldemar Voigt folgte Lusser als Leiter des Projektbüros. Lusser war am Entwurf der Bf 108, Bf 109, Bf 110, Bf 161, Me 209, Me 210 und an der Beginnphase des Entwurfes der Me 262 beteiligt gewesen. Nach seinem Abgang von den Bayrischen Flugzeugwerken wurde er Technischer Direktor bei den Ernst-Heinkel-Flugzeugwerken in Rostock und wechselte 1942 zu den Gerhard-Fieseler-Werken in Kassel, wo er die Fi 103, später V 1 genannt, entwickelte. Nach dem Anschluß vom 13. März 1938 war Österreich ein Teil des Deutschen Reiches geworden, und seine Produktionsstätten wurden in das deutsche Rüstungsprogramm eingegliedert. In Wiener Neustadt, einem Industrieort südlich Wiens, errichteten die Wiener Neustädter Flugzeugwerke eine neue Fabrik für den Lizenzbau von Jägern vom Typ Me 109. Messerschmitt transferierte seine eigene Me 109-Produktion von Augsburg in die neue Fabrik nach Regensburg, da die Augsburger Anlagen nunmehr völlig für die Serienproduktion der Me 110 benötigt wurden. Bis zum Jahresende wurden in Augsburg 537 Me 110 gebaut. Im Frühsommer begann der Lizenzbau der Me 110 bei Focke-Wulf und Gotha, so daß noch vor dem Krieg die beiden Messerschmitt-Jäger Me 109 und Me 110 gleichzeitig in nicht weniger als acht Fabriken gebaut wurden. Messerschmitt entwickelte nicht nur Flugzeuge, sondern auch die einfachen, stufenlos verstellbaren Luftschrauben Me P1 bis Me P7 für verschiedene Motorleistungen. Für die Me 108 wurde eine Verstellschraube, Musterbezeichnung VP7, geschaffen. „Der Deutsche Sportflieger“ vom Mai 1939 beschrieb sie folgendermaßen: „Diese Schraube ist außergewöhnlich leicht und zeigt einen äußerst einfachen Aufbau; ihre Blätter werden auf mechanischem Wege von Hand verstellt. Sie besteht aus zwei Schwarz-Leichtholzmantel-Schraubenblättern mit genormter Schwarz-Flügellagerung. Die aus Stahl gefertigte Nabe ist ungeteilt und durch Hirth-Verzahnung und Differentialmutter mit der Nabenhals verbunden. Auf dem Nabenhals sitzt ein in der Längsrichtung verschiebbarer Verstellring, der über kurze Hebel mit den Blattwurzeln verbunden ist und diese im Sinne einer Anstellwinkeländerung verstellen kann. Das Verschieben des Verstellringes erfolgt durch eine am Motorgehäuse kardanisch gelagerte, hebelartig wirkende Verstelltraverse mit innenliegendem Radiax-Kugellager. Diese Verstelltraverse wird vom Flugzeugführer von Hand (Kurbel) über eine Wellenleitung mit Werner-Gelenken und eine Verstellspindel an der Nabe betätigt; die Spindel ist selbsthemmend. Mit der am Instrumentenbrett angeordneten Handkurbel ist eine Anzeigevorrichtung verbunden, auf der die Stellungen für Start und Reise besonders gekennzeichnet sind. Alle Teile der Verstellschraube sind austauschbar. Zur Nabe gehört eine leicht zerlegbare Haube. – Durchmesser der Luftschraube 2,35 Meter, Verstellbereich zehn Grad plus zwei Grad Reserve, Gewicht 37,5 Kilogramm (nur etwa 20 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber einer Festschraube).“ …“

König Adolf

„Gegenwärtig hat eine Sturmflut wilder politischer Leidenschaften und tönender Redensarten unsere ganze frühere staatliche Auffassung unter sich vergraben, anscheinend alle heiligen Überlieferungen vernichtet. Aber diese Flut wird sich wieder verlaufen. Dann wird aus dem ewig bewegten Meere völkischen Lebens jener Felsen wieder auftauchen, an den sich einst die Hoffnung unserer Väter geklammert hat, und auf dem vor fast einem halben Jahrhundert durch unsere Kraft des Vaterlandes Zukunft vertrauensvoll begründet wurde: Das deutsche Kaisertum! Ist so erst der nationale Gedanke, das nationale Bewußtsein wieder erstanden, dann werden für uns aus dem großen Kriege, auf den kein Volk mit berechtigterem Stolz und reinerem Gewissen zurückblicken kann als das unsere, so lange es treu war, sowie auch aus dem bitteren Ernst der jetzigen Tage sittlich wertvolle Früchte reifen. Das Blut aller derer, die im Glauben an Deutschlands Größe gefallen sind, ist dann nicht vergeblich geflossen. In dieser Zuversicht lege ich die Feder aus der Hand und baue fest auf Dich – Du deutsche Jugend!“ (Paul von Hindenburg)

Damit diese alte Weissagung unseres Siegers von Tannenbergs auch verstanden wird, rufen wir Panzertiere hin und wieder unsere alten deutschen Könige und Kaiser in Erinnerung. So wollen wir es auch bei unserem König Adolf tun. Dieser entstammt dem Haus Nassau und wurde um 1250 geboten und wurde 1292 zum deutschen König gewählt. Nachdem er seiner Regierung die allgemeine Anerkennung verschafft hatte, machte er sich an die Gewinnung von Thüringen. Dort griff er in den Erbstreit der Wettiner ein und beanspruchte namentlich die Markgrafschaft Meißen als Reichslehnen. Unkluger Weise wütete sein Kriegsvolk im Thüringerland und er brachte auch sein Unternehmen nicht zu Ende. Stattdessen ließ er sich durch englische Hilfsgelder zum Krieg mit Gallien bewegen. Das führte zu einem großen Ansehensverlust und brachte keinen Gewinn. Dazu sahen sich die Kurfürsten in ihren Hoffnungen getäuscht und wählt nun doch Albrecht von Österreich, den Sohn Rudolfs des Ersten, zum deutschen König. Der zog ein starkes Heer zusammen und stellte unseren König Adolf bei Göllheim zur Schlacht. In welcher unser Nassauer den Heldentod fand. Hätte er gesiegt und länger gelebt, so würden die Nassauer vielleicht eines unserer großen deutschen Herrscherhäuser geworden sein. So aber griffen sie niemals mehr wieder nach der deutschen Krone, wenn auch Wilhelm von Oranien später unsere Niederländer im Freiheitskampf gegen die Spanier führen sollte… Stolze acht Kinder zeugte unser König Adolf mit seiner Gattin Imagina von Isenburg. Von den Kurfürsten wird unser König Adolf nun bei unserem Geschichtsschreiber Hektor Wilhelm von Günderrode („Geschichte des Römischen Königs Adolphs“) für abgesetzt erklärt: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015938_00005.html

„Diese Antwort und der Mangel an Lebensmitteln, veranlaßten den römischen König, dem Markgrafen von Ufenberg Das Eigentum oder wenigstens das Besatzungsrecht des Schlosses Kenzingen abzukaufen, um hierdurch seiner Armee den Übergang über die Elz, und den Angriff der Österreicher zu erleichtern Albrecht wurde von dem Erzbischof von Mainz, welcher jeden dem völligen Untergang des Königs vorher gehenden Tag für verloren hielt, ermahnet, sich nicht so lang aufzuhalten. Er hielt es aber noch nicht für ratsam, die Entscheidung seines Schicksals, einem Treffen mit dem starken Heer seines Gegners auszusetzen. Deswegen schloß er mit demselben einen Waffenstillstand. auf vier und zwanzig Stunden, und bediente sich dieser Zeit, sich, nachdem er sein Lager in Brand gesteckt hätte mit seinen Truppen heimlich nach Straßburg zu ziehen. Adolph erhielt zu seinem Unglück falsche Nachrichten; er vermutete, der Herzog habe sich nach Breisach zurückgezogen; und glaubte also, daß er immer noch Zeit genug, ihm den Weg gegen Mainz zu, abzuschneiden, haben würde. Er ging deswegen über den Rhein und belagerte die dem Bischof von Straßburg gehörige Orte Rufach und Egisheim vergeblich. Als er aber erfuhr daß Albrecht ihm schon zuvor gekommen sei, und sich in der Gegend von Mainz aufhalte, ging er weil er das straßburgische Gebiet vermeiden wollte bei Breisach über den Rhein, um den Herzog einzuholen. Unterdessen hatten sich bei dem Erzbischof von Mainz, die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, nebst denen Gesandten des Königs von Böhmen und des Herzogs Ludwig von Bayern, als des einzigen dem Herzog von Österreich ergebenen Fürstens seines Hauses, versammlet. Der Pfalzgraf, der Erzbischof von Köln. Und der Kurfürst von Trier kamen nicht zu ihnen. Das Betragen dieses Prälaten war der Aufführung des Erzbischofs von Mainz gerade entgegen gesetzt. Dieser erhob den König Adolph, um seine Privatabsichten zu erreichen auf den Thron, und kündigte ihm nachher aus der nämlichen Ursache Freundschaft und Gehorsam auf; jener wollte einen mächtigern Fürsten zum König wählen, blieb aber nachher ein standhafter Anhänger des gegen seine Absichten gewählten Königs, weil er wohl wußte wie nachteilig seinem Vaterland, die Uneinigkeiten zwischen dem König und denen Fürsten, und wie unverbrüchlich die Ergebenheit sei, welche die Stände dem Monarchen zugeschmoren hatten. Die zu Mainz versammlete Kurfürsten ernennten den Herzogen von Sachsen zu dem Kläger gegen den König, und den Erzbischof von Mainz zu dem Richter. Dieser Prälat lud den Römischen König dreimal nach Mainz vor, um sich wegen der Beschwerden welche man gegen ihn führte, zu verantworten. Dem König erlaubte seine Würde nicht, vor einem so unrechtmäßigen Gericht zu erscheinen; er ließ vielmehr ausdrücklich dagegen protestieren. Die Kurfürsten nahmen deswegen gegen ihn, als gegen einen ungehorsam ausgebliebenen, die Klagen für eingestanden an. Man beschuldigte ihn, er sei dadurch, daß er auf die an ihn ergangenen Ladungen ausgeblieben, meineidig geworden, er habe durch die Annehmung der englischen Subsidiengelder seiner Würde zuwider gehandelt, dem König von Engelland die versprochene Hilfe nicht geleistet, Jungfrauen genotzüchtiget, Nonnen entehrt, Kirchen verwüstet und geplündert, seine schriftliche Versprechungen, besonders die welche er dem König von Böhmen gegeben, gebrochen, Bestechungen angenommen, die Güter des Reichs mehr veräußert als vermehrt, nicht den Rat der Kurfürsten sondern anderer geringerer Personen befolgt, und seine Beamte hätten den Landfrieden nicht gehandhabet. Ja, wenn man einem neueren Geschichtsschreiber glauben beimeßen will, so hat man ihm auch den lächerlichen Vorwurf gemacht, daß er erst nach neun Uhr von dem Bett aufstehe und sich alsdann erst eine Messe lesen lasse; der Erzbischof von Mainz sprach nach einer kurzen Beratschlagung mit denen Kurfürsten, das schon lang vorher beschlossene Urteil aus, daß Adolph der königlichen Würde verlustig sei. Dieses Urteil ließ sich auf keine Weise rechtfertigen: Es waren bei dessen Abfassung die Erzbischofe von Trier und von Köln, sowohl als der Pfalzgraf, welcher doch damals berechtiget war das Richteramt über den römischen König auszuüben, abwesend: die übrige Kurfürsten konnten das Recht einen von allen Kurfürsten und Ständen anerkannten König von dem Thron zu stoßen, nicht haben. Und, gesetzt sie hätten es gehabt, so ist doch die königliche Würde allzu heilig, als daß Adolph, auf die eben erzählte Art derselben hätte beraubt werden dürfen. Die Kurfürsten hätten wenigstens, ehe sie zu Prag, Cadan und Wien die Absetzung des Königs beschlossen, und ehe sie den Herzog von Österreich mit seinem Heer an den Rhein beriefen, dem König ihre Beschwerden vorstellen, und um Verbesserung seiner Regierung bitten sollen. Ihre Beschwerden waren überdies so beschaffen, daß man, ohne eine persönliche Feindschaft gegen den König zu hegen, ihn nicht für unwürdig die Krone länger zu tragen, halten konnte…“

Konrad Zuse, der Vater des Computers

„Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer.“

Was uns Konrad Zuse, der Erfinder des Computers (der heute übrigens Geburtstag hat – 1910 in Wilmsdorf), damit zu sagen versucht, vermag ich zwar nicht zu erklären, hoffe aber daß die Computer die Feldherren und Staatsmänner nicht ersetzen werden. Die Chancen dazu sind übrigens recht gut, denn – wie im Falle Konrad Zuses – wurde der Computer von Leuten gebaut, die zu faul zum Rechnen sind. Der Krieg aber ist – laut Carl von Clausewitz – eine ganz besonders schwierige Rechenaufgabe:

„Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen. Da hier die Mannigfaltigkeit und die unbestimmte Grenze aller Beziehungen eine große Menge von Größen in die Betrachtung bringen, da die meisten dieser Größen nur nach Wahrscheinlichkeitsgesetzen geschätzt werden können, so würde, wenn der Handelnde dies alles nicht mit dem Blick eines die Wahrheit überall ahnenden Geistes träfe, eine Verwicklung von Betrachtungen und Rücksichten entstehen, aus denen sich das Urteil gar nicht mehr herausfinden könnte. In diesem Sinne hat Bonaparte ganz richtig gesagt, daß viele dem Feldherrn vorliegende Entscheidungen eine Aufgabe mathematischer Kalküls bilden würden, der Kräfte eines Newton und Euler nicht unwürdig. Was hier von höheren Geisteskräften gefordert wird, ist Einheit und Urteil, zu einem wunderbaren Geistesblick gesteigert, der in seinem Fluge tausend halbdunkle Vorstellungen berührt und beseitigt, welche ein gewöhnlicher Verstand erst mühsam ans Licht ziehen und an denen er sich erschöpfen würde. Aber diese höhere Geistestätigkeit, dieser Blick des Genies würde doch nicht zur historischen Erscheinung werden, wenn die Gemüts- und Charaktereigenschaften, von denen wir gehandelt haben, ihn nicht unterstützten.“

Einen weiteren Auszug aus Zuses „Der Computer – Mein Lebenswerk“ gibt es natürlich auch von mir:

„Während des Krieges war meine Firma die einzige, die in Deutschland Rechengeräte entwickeln durfte. Dennoch hatten wir gegenüber den USA einen Entwicklungsvorsprung. Heute wissen wir, welch ein gewaltiger wirtschaftlicher Nutzen darin hätte liegen können. Damals sah man die Dinge anders. Kaum jemand konnte sich geschäftliche Aussichten für unsere Geräte vorstellen. Eine zivile Fertigung wäre auch gar nicht möglich gewesen; sie war offiziell verboten. Zwar hatte ich einige Förderer und Freunde, wie Professor Teichmann und Professor Wagner; aber die waren doch auch mit ihren eigenen Ideen beschäftigt und mehr als ausgelastet. Der Rechenmaschinenfabrikant Dr. Pannke wiederum, der mich in meiner Frühzeit unterstützt hatte, sah in unserer Arbeit letztendlich eher eine Konkurrenz für seine traditionellen mechanischen Geräte. Aus dieser Zeit stammt meine Erfahrung, daß sich ein Erfinder innerhalb seines Ideenkreises nach Möglichkeit auf kurzfristig erreichbare Ziele beschränken sollte. Über angewandte Logistik oder unglaubliche Geschwindigkeiten elektronischer Geräte konnte ich, wie schon berichtet, nur mit wenigen Vertrauten reden, wollte ich nicht als unseriös gelten. Zu diesen wenigen Vertrauten gehörte Professor Teichmann. Auf seine Unterstützung konnte ich, gegen alle Widerstände, rechnen. Und Widerstände gab es damals genug. Lange nach Kriegsende schrieb er mir einmal: „Für uns war es ein Lichtblick, als uns angekündigt wurde, ein Dipl. Ing. Zuse könne uns helfen. Die Direktion der damaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und das zuständige Ministerium wurden in Bewegung gesetzt; Geld wurde bewilligt. Aber dornenvoll war das Gestrüpp der Probleme rein technischer Art, das der damalige Dipl. Ing. Zuse durchdringen oder überwinden mußte. Von prominenter Seite wurde mir eines Tages ganz offen erklärt, ich sei wohl ein recht guter Wissenschaftler, aber hier sei ich auf einen a priori klar erkennbaren Schwindler hereingefallen. Als es dieserhalb zu einer harten Aussprache kam, bat ich, Herrn Prof. Dr. Ing. Wagner zu befragen. Ein Telefonanruf erfolgte, und Prof. Wagner sagte etwa: „Bei uns arbeitet Herrn Zuses Gerät in der zunächst entwickelten Stufe bereits.“ Das war für die kleine statisch-dynamische Arbeitsgruppe ein Triumph, weniger deshalb, weil wir die Unterstützung von Herrn Zuses Entwicklung befürwortet hatten, als deshalb, weil nun vor den Vertretern der höchsten Zweifler feststand, daß Herr Zuse Großes mit Erfolg zu entwickeln begonnen hatte.“ Teichmann hätte am liebsten schon während des Krieges einen Auftrag über ein großes elektronisches Rechengerät mit zweitausend Röhren befürwortet. Wegen der mangelnden Dringlichkeitsstufe hätten wir aber weder Personal noch ausreichendes Material dafür bekommen. Es war schon schwierig genug, Geräte in der verhältnismäßig einfachen und robusten Relaistechnik zu bauen. Schreyer erhielt immerhin den Auftrag, am Lehrstuhl von Professor Stäblein ein Versuchsmodell eines Rechenwerks für 10 Binärstellen zu bauen. Das Modell war Ende des Krieges funktionsfähig, ist dann aber in den Wirren der Nachkriegszeit verlorengegangen…“

Die Erstürmung der englischen Festung Tobruk

Nicht nur die russische Seefestung Sewastopol wurde im Sommer 1942 erstürmt, sondern auch die englische Festung Tobruk fiel unter den Streichen unseres Rommels, der dafür übrigens seinen Marschallstab erhielt. Mit dem Unternehmen Theseus zerschmetterte unser Rommel zuerst die englische 8. Armee in der Marmarica und erstürmte dann Tobruk im Handstreich. Die Engländer erlitten dabei einen Verlust von 45,000 Gefangenen, 1000 Panzern und 400 Geschützen und tauschten einmal mehr ihren Monty aus. Mit der Einnahme von Tobruk hat unser Wüstenfuchs Rommel übrigens einmal mehr gezeigt, daß seine Planungen keine eitle Prahlerei waren. Doch lassen wir dazu am Besten unseren alten Panzerhelden selbst zu Wort kommen:

„Mit weiteren motorisierten Truppen und einer gesicherten Versorgung hätten wir von Anfang 1941 bis Sommer 1942 ungefähr folgendes erreichen können: a) Wir hätten die britische Feldarmee schlagen und vernichten können. Damit wäre der Weg über den Suezkanal frei gewesen. Die Briten hätten dann mindestens zwei Monate gebraucht, um frische Truppen in den Nahen Osten zu verbringen. Dieser Zeitraum wäre uns für Operationen jeglicher Art zur Verfügung gestanden. (Die Briten hätten dann sicherlich auf die Entsendung weiterer Truppenkontingente in den Nahen Osten verzichtet.) b) Nach Inbesitznahme der gesamten Mittelmeerküste hätte der Transport von Nachschubgut nach Nordafrika so gut wie ungestört erfolgen können. Dann wäre es möglich gewesen, in den persische und irakischen Raum mit dem Ziel vorzustoßen, die Russen von Basra abzuschneiden, die Ölfelder in Besitz zu nehmen und uns eine Angriffsbasis gegen den Süden des russischen Reiches zu schaffen. Die Russen hätten sicherlich nicht in aller Eile eine motorisierte Truppe aus der Erde stampfen können, die uns organisatorisch und taktisch irgendwie in den offenen Flächen gewachsen gewesen wäre. c) Während man noch im Begriff gewesen wäre, den mesopotamischen Raum für einen groß angelegten Angriff auf die russische Südfront zu bevorraten, hätte man durch einen Vorstoß aus Finnland heraus Murmansk von dem übrigen russische Reich abschneiden und wenn möglich nehmen müssen. Dies hätte den Einsatz von motorisierten und gepanzerten Verbänden im hohen Norden bedingt. Sicher wären hier außerordentlich hohe Anforderungen an das Transportwesen gestellt worden, gelohnt hätte sich aber ein derartiges Unternehmen auf jeden Fall. Dann wären die Russen praktisch von den Amerikanern isoliert gewesen. Im Stillen Ozean hätten die Japaner auf die amerikanische Handelsschiffe Jagd gemacht und die beiden wichtigsten Plätze, Basra und Murmansk, wären für den amerikanischen Transport ausgefallen. Der einzige Hafen, der für die Russen noch übrig geblieben wäre, Archangelsk, ist während langer Monate des Jahres nicht eisfrei und auch sonst ungünstig gelegen. d) Als letztes strategisches Ziel hätte man einen Angriff gegen die Südfront des Kaukasus einleiten müssen, um Baku samt Ö1feldern zu nehmen. Damit hätte man die Russen an ihrem Lebensnerv getroffen. Große Teile der russischen Panzerwaffe, die auf russischer Seite die Hauptlast des Kampfes zu tragen hatten, wären aus Benzinmangel nicht mehr einsatzbereit gewesen. Auch die russische Luftwaffe hätte unter einschneidenden Mangelerscheinungen gelitten. Eine ausreichende amerikanische Hilfe hätten die Russen nicht mehr erwarten können. Damit wären die strategischen Voraussetzungen gegeben gewesen, um den russischen Koloß mit konzentrischen Schlägen zusammenzuschlagen. Als dieser Plan in seinen wesentlichen Zügen von mir vorgetragen wurde, wurde er als Phantasiegebilde abgelehnt. Er ist jedoch in keinem Punkt auf unbegründeten Annahmen und schwer vertretbaren Hypothesen basiert. Hier hätte man die hundertprozentige Sicherheit gehabt, die man sonst immer forderte. Wer gegen eine ganze Welt kämpft, muß in Kontinenten denken. Es kam nicht darauf an, wieviel Millionen Quadratkilometer sich hinter dem dünnen Damm befanden, den die britische 8. Armee in der libyschen Wüste errichtet hatte, es kam darauf an, den dünnen Damm zu durchbrechen und hinwegzuspülen, um dann wie eine Flutwelle in den ungeschützten Raum zu fließen…“

Gottfried Wilhelm Leibniz

„In Preußen führte die Fürstin den geselligen Geist ein, echte Höflichkeit und die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Sie schuf, wie schon erwähnt, die Königliche Akademie. Sie berief Leibniz und viele andere Gelehrte an ihren Hof. Ihre Wissbegierde suchte den letzten Grund aller Dinge zu erfassen. Leibniz sagte ihr eines Tages, als sie ihn auf diesem Gebiet in die Enge trieb: „Es gibt keine Möglichkeit, Madame, Sie zufriedenzustellen. Sie wollen das Warum vom Warum wissen.“ Charlottenburg war der Sammelpunkt des guten Geschmacks. Ergötzlichkeiten jeder Art, unerschöpflich abwechselnde Feste machten den Aufenthalt genußreich und verliehen dem Hofe Glanz. Sophie Charlotte war eine starke Seele. Ihre Religion war veredelt, ihre Gemütsart sanft, ihr Geist bereichert durch die Lektüre aller guten französischen und italienischen Bücher.“ (Friedrich der Große, „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“)

Eben jener Gottfried Wilhelm Leibniz erblickte im Jahre 1646 im sächsischen Leipzig das Licht der Erdenwelt. Er sollte als Naturforscher, Denker, Rechenkünstler, Rechtsgelehrter, Sprachkundiger und Ratsherr von sich reden machen. Sein Vater Friedrich war schon als Denker und Rechtsgelehrter tätig und seine Mutter Catharina entstammte ebenfalls einer Gelehrtenfamilie. Viele Dinge wurden unserem Leibniz also von den Nornen schon in die Wiege gelegt. Studiert hat er an den Hochschulen von Leipzig und Jena die Denkerei, Gotteskunde und Rechenkunst. Seine ersten Anstellungen fand er in Mainz und Hannover und folgte Sophie Charlotte nach Preußen, welches damals noch Brandenburg genannt wurde. Im Zuge der Erhebung unseres Kurfürsten Friedrichs des Vierten zum König von Preußen, wurde auch die berühmte Akademie der Wissenschaften zu Berlin gegründet. Der unser Leibniz lange vorstand. Mit seinen Forschungen legte er unter anderem die Grundlage für die EDV und noch so manche andere nützliche Erfindung. Seine Bücher tragen so erhabene Namen wie „Metaphysische Abhandlung“, „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“, „Die Theodizee“, „Monadologie“, „Die Vernunftprinzipien der Natur und der Gnade“, „Protogaea oder Abhandlung von der ersten Gestalt der Erde“, „Ermahnung an die Deutschen. Von deutscher Sprachpflege“ oder „Die Grundlagen des logischen Kalküls“ und sollten in der heimischen Panzerbüchersammlung nicht fehlen. Aus den „Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ unseres Leibniz gibt es nun noch ein paar weitere Betrachtungen über die einfachen Vorstellungen zu lesen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Leibniz,+Gottfried+Wilhelm/Neue+Abhandlungen+%C3%BCber+den+menschlichen+Verstand

„§ II. Philalethes. Was werden wir von den Vorstellungen der negativen Eigenschaften sagen? Mir scheint, daß die Vorstellungen der Ruhe, der Finsternis und der Kälte ebenso positiv sind, wie die der Bewegung, des Lichtes und der Wärme. Wenn man indessen diese Negationen als Ursachen der positiven Vorstellungen hinstellt, bin ich der gewöhnlichen Meinung, aber im Grunde wird es zu bestimmen schwer sein, ob wirklich eine Vorstellung dabei ist, welche aus einer negativen Ursache stammt, bis man nämlich bestimmt hat, ob die Ruhe eher als die Bewegung eine Negation ist.

Theophilus. Ich hätte nicht geglaubt, daß man an dem negativen Wesen der Ruhe zu zweifeln Veranlassung haben könnte. Es genügt dazu, daß man die Bewegung beim Körper aufhebt, aber zur Bewegung genügt nicht, daß man die Ruhe aufhebt, denn man muß noch etwas anderes hinzufügen, um den Grad der Bewegung zu bestimmen, weil es zu ihrem Wesen gehört, davon mehr oder weniger zu erhalten, während alle Arten Ruhe gleich sind. Etwas anderes ist es, von der Ursache der Ruhe zu reden, welche in der zweiten Materie oder Masse positiv sein muß. Ich möchte auch glauben, daß selbst die Vorstellung der Ruhe negativ ist, das heißt. daß sie nur in einer Negation besteht. Allerdings ist die Handlung des Verneinens etwas Positives.

§ IX. Philalethes. Da die Eigenschaften der Dinge die Vermögen sind, in uns die Wahrnehmung der Vorstellungen hervorzubringen, so ist es zweckmäßig, sie voneinander zu unterscheiden. Es gibt erste und zweite Eigenschaften. Die Ausdehnung, die Dichtigkeit, die Gestalt, die Zahl, die Beweglichkeit sind ursprüngliche und vom Körper untrennbare Eigenschaften, welche ich erste nenne.

§ X. Aber zweite Eigenschaften nenne ich die Vermögen oder Kräfte des Körpers, gewisse sinnliche Empfindungen in uns oder gewisse Wirkungen in anderen Körpern hervorzubringen, wie zum Beispiel das Feuer im Wachs hervorbringt, indem es dasselbe schmelzt.

Theophilus. Man könnte, glaube ich, sagen, daß, wenn die Kraft wohl zu verstehen ist und deutlich erklärt werden kann, sie unter die ersten Eigenschaften gerechnet werden müsse, wenn sie aber nur sinnlich ist und nur eine verworrene Vorstellung bietet, wird man sie unter die zweiten Eigenschaften setzen müssen.

§ XI. Philalethes. Diese ersten Eigenschaften zeigen, wie die Körper aufeinander wirken. Nun wirken die Körper nur durch Anstoß, wenigstens soweit, als wir es begreifen können; denn unmöglich ist zu begreifen, daß die Körper auf das, was sie nicht berühren, wirken können, was ebensoviel wäre, als sich einbilden, der Körper könne wirken, wo er nicht ist.

Theophilus. Ich bin auch der Ansicht, daß die Körper nur durch Anstoß wirken. Indessen liegt in dem soeben vernommenen Beweis noch eine Schwierigkeit, denn die Anziehung findet nicht immer ohne Berührung statt, und man kann berühren und fortbewegen ohne sichtbaren Anstoß, wie ich oben, als ich von der Härte sprach, gezeigt habe. Wenn es die Atome des Epikur gäbe, so würde ein angestoßener Teil den anderen mit sich fortbewegen und ihn berühren, indem er ihn ohne Anstoß in Bewegung setzte; und bei der gegenseitigen Anziehung der einander naheliegenden Dinge kann man nicht sagen, daß das, was ein anderes mit sich fortbewegt, da, wo es nicht ist, wirkt. Dieser Grund würde nur gegen die Anziehung aus der Ferne streiten, wie auch hinsichtlich dessen, was man die vires centripetas (zentripetalen Kräfte) nennt, die von einigen Gelehrten vorgebracht worden sind.

§ XIII. Philalethes. Gewisse Teile, die auf eine gewisse Art unsere Organe treffen, verursachen in uns gewisse Empfindungen von Farben oder Geschmäcken oder anderen sekundären Eigenschaften, welche das Vermögen haben, diese Empfindungen hervorzubringen. Und es ist nicht schwerer zu begreifen, daß Gott solche Vorstellungen (wie die der Wärme) mit Bewegungen verknüpfen könne, mit denen sie keine Ähnlichkeit haben, als zu begreifen schwer ist, daß er die Vorstellung des Schmerzes mit der Bewegung eines Stückes Eisen verbunden hat, das unser Fleisch zerteilt, einer Bewegung, welcher der Schmerz in keiner Weise gleicht.

Theophilus. Man darf sich nicht einbilden, daß diese Vorstellungen der Farbe oder des Schmerzes willkürlich und ohne Beziehung oder natürliche Verbindung mit ihren Ursachen sind; mit so wenig Ordnung und Vernunft zu handeln, ist nicht Gottes Gewohnheit Ich möchte vielmehr sagen, daß dabei eine Art von Ähnlichkeit ist, zwar keine gänzliche und sozusagen in terminis, aber doch eine in Ausdruck zu fassende oder eine Art von Beziehung der Anordnung, wie eine Ellipse und selbst eine Parabel oder Hyperbel in gewisser Beziehung dem Kreise gleichen, dessen Projektion auf der Ebene sie sind, da zwischen dem, was projiziert wird, und der Projektion, die davon gemacht wird, jeder Punkt des einen jedem Punkte der anderen nach einer gewissen Beziehung entspricht. Dies beachten die Kartesianer nicht genüge und Sie haben diesmal ihnen mehr als gewöhnlich nachgegeben und mehr, als Grund dazu war.

§ XV. Philalethes. Ich nehme an, was mir richtig er scheint und der Augenschein lehrt, daß die Vorstellungen der ersten Eigenschaften der Körper diesen Eigenschaften gleichen, aber daß die in uns durch die zweiten Eigenschaften erzeugten Vorstellungen ihnen in keiner Weise gleichen.

Theophilus. Ich habe eben bemerkt, wie in Hinsicht der zweiten ebensogut als in Hinsicht der ersten Eigenschaften Ähnlichkeit und genaue Beziehung stattfindet. Es ist ganz vernünftig, daß die Wirkung ihrer Ursache entspreche, und wie kann man das Gegenteil versichern, da man weder die sinnliche Empfindung des Blauen, noch die Bewegungen, welche sie hervorrufen, genau kennt? Allerdings gleicht der Schmerz nicht den Bewegungen einer Nadel, er kann aber sehr wohl den Bewegungen, welche diese Nadel in unserem Körper verursacht, gleichen und diese Bewegungen in der Seele darstellen, wie ich gar nicht zweite, daß es der Fall ist. Deswegen sagen wir auch, daß der Schmerz in unserem Körper und nicht in der Nadel ist. Wir sagen aber, das Licht ist im Feuer, weil es im Feuer Bewegungen gibt, die zwar nicht auf bestimmte Art besonders wahrnehmbar sind, aber deren Vermischung oder Verbindung wahrnehmbar wird und durch die Vorstellung des Lichtes sich uns darstellt.

§ XXI. Philalethes. Wenn aber die Beziehung zwischen Gegenstand und sinnlicher Empfindung natürlich wäre, wie könnte es doch geschehen, daß, wie wir in der Tat wahrnehmen, das nämliche Wasser der einen Hand warm und der andern kalt erscheinen kann? Was auch zeigt, daß die Wärme nicht mehr im Wasser ist, als der Schmerz in der Nadel.

Theophilus. Das Angeführte zeigt höchstens, daß die Wärme keine sinnlich empfindbare Qualität oder Kraft ist, welche ganz und gar für sich empfunden werden kann, sondern daß sie sich auf die ihr angemessenen Organe bezieht: denn eine eigene Bewegung in der Hand kann sich damit verbinden und ihre Erscheinung ändern. Auch erscheint das Licht Augen von schlechter Beschaffenheit nicht, und wenn sie selbst schon von starkem Licht erfüllt sind, ist ein schwächeres für sie nicht mehr empfindbar. Selbst die nach Ihrer Bezeichnung ersten Eigenschaften, zum Beispiel die Einheit und die Zahl, brauchen nicht immer in gehöriger Weise zu erscheinen. Denn, wie schon Descartes erwähnt hat, erscheint eine mit den Fingern auf eine gewisse Art berührte Kugel doppelt, und die fazettiert geschliffenen Spiegel oder Gläser vervielfältigenden Gegenstand. Es folgt daraus also nicht, daß das, was immer ebenso erscheint, eine Beschaffenheit des Gegenstandes sei und daß sein Bild ihm gleiche. Und was die Wärme anbetrifft, so läßt sich, wenn unsere Hand sehr heiß ist, die mittlere Wärme des Wassers nicht bemerken und mäßigt vielmehr die der Hand, und das Wasser erscheint uns folglich kalt, wie das Salzwasser des Baltischen leeres, wenn es mit dem Wasser des Portugiesischen leeres gemischt wird, dessen spezifischen Salzgehalt vermindert, obgleich das erstere selbst salzhaltig ist. So kann man in einer Hinsicht sagen, daß die Wärme dem Wasser eines Bades angehört, obgleich es jemand kalt erscheinen kann, wie der Honig schlechthin süß genannt wird und das Silber weiß, obgleich manchem Kranken der eine bitter, das andere gelb erscheint, denn die Bezeichnung geschieht nach dem Gewöhnlichsten. Dennoch bleibt es wahr, daß, wenn das Organ und das Mittel gehörigermaßen beschaffen sind, die inneren Bewegungen und die der Seele sie darstellenden Vorstellungen den Bewegungen des Gegenstandes gleichen, welche die Farbe, den Schmerz usw. bewirken, oder, was hierbei dasselbe ist, ihn durch einen ganz genauen Rapport ausdrücken, obgleich dieser Rapport uns nicht deutlich erscheint, weil wir jene Menge kleiner Eindrücke weder in unserer Seele, noch in unserem Körper, noch in dem, was außer uns ist, voneinander unterscheiden können…“

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

„Die Tatarenschwärme suchen neue Wohnsitze. Sie ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind, sie sind also zahlreich wie verhältnismäßig kein anderes Heer, und ihr Ziel ist Unterwerfung oder Vertreibung des Gegners. Sie würden mit diesen Mitteln bald alles vor sich niederwerfen, ließe sich damit ein hoher Kulturzustand vereinigen.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)

Es verwundert also nicht, daß wir Deutschen uns im Jahre 451 mit den Römern gegen die Hunnen verbündet haben. Deren König Etzel war nämlich damals drauf und dran ganz Europa zu unterwerfen, fand jedoch im römischen Heermeister Flavius Aetius und unserem Westgotenkönig Theoderich seine Meister. Auf beiden Seiten sollen 180,000 Streiter gefallen sein, so berichtet es uns zumindest unser Geschichtsschreiber Jordanes. Auf Seiten der Römer und Westgoten fochten noch die Sachsen, Burgunder und Franken. Auf Seiten Etzels standen die Ostgoten, Gepiden, Alanen und weitere Stämme. Gebrochen wurde die Macht Etzels durch seine Niederlage auf den Katalaunischen Feldern allerdings nicht und so lauert beim Jordanes alles auf Etzels tot: https://archive.org/details/jordanesgotheng00jordgoog

„Wir aber müssen, damit die Reihenfolge, welche wir begonnen haben, eingehalten wird, zu den Nachfahren des Vandalarius, nämlich drei kleinen Jungen, kommen. Dieser Vandalarius nämlich, ein Urgroßneffe Ermanarichs und Nachkomme des oben erwähnten Thorismunds, hatte drei Kinder gezeugt und rühmte sie der Zugehörigkeit zu den Amalern, nämlich Valamer, Thiudimer und Vidimer. Von diesen folgte durch Erbschaft Valamer in das Königsamt des Vaters, als die Hunnen noch immer die Goten neben anderen Völkern unter ihrer Herrschaft hielten. Damals herrschte unter diesen drei Brüdern eine schöne Eintracht, als der unvergleichliche Thiudimer für die Herrschaft seines Bruders Valamer kämpfte, Valamer aber anordnete, dass sein Bruder ausgerüstet wurde und Vidimer damit zufrieden war, seinen Brüdern zu dienen. So regierten sie, wie schon oft gesagt wurde, indem sie der Herrschaft des Hunnenkönigs Attila unterstanden. Ihnen war es aber nicht erlaubt, einen Kampf gegen die westgotischen Verwandten zu verweigern, sondern sie mussten die Bedürfnisse ihres Herrn erfüllen, auch wenn er den Verwandtenmord befahl. Und nicht anders konnte sich ein Volk Skythiens von der Herrschaft der Hunnen losreißen, als daß der von allen Völkern einschließlich der Römer gewünschte Tod Attilas einträte, welcher ebenso unspektakulär war, wie sein Leben bemerkenswert war…“