Kaiser Maximilian der Zweite

„Friedrich der Große hat sein Blut nicht fortgepflanzt; seine Stellung in unserer Vorgeschichte muß aber auf jeden seiner Nachfolger wirken als eine Aufforderung, ihm ähnlich zu werden. Ihm waren zwei einander fördernde Begabungen eigen, des Feldherrn und eines hausbackenen, bürgerlichen Verständnisses für die Interessen seiner Untertanen. Ohne die erste würde er nicht in der Lage gewesen sein, die zweite dauernd zu betätigen, und ohne die zweite würde sein militärischer Erfolg ihm die Anerkennung der Nachwelt nicht in dem Maße erworben haben, wie es der Fall ist – obschon man von den europäischen Völkern im Allgemeinen sagen kann, daß diejenigen Könige als die volkstümlichsten und beliebtesten gelten, welche ihrem Lande die blutigsten Lorbeeren gewonnen, zuweilen auch wieder verscherzt haben. Karl XII. hat seine Schweden eigensinnig dem Niedergange ihrer Machtstellung entgegen geführt, und dennoch findet man sein Bild in den schwedischen Bauernhäusern als Symbol des schwedischen Ruhmes häufiger als das Gustav Adolfs. Friedliebende, zivilistische Volksbeglückung wirkt auf die christlichen Nationen Europas in der Regel nicht so werbend, so begeisternd wie die Bereitwilligkeit, Blut und Vermögen der Untertanen auf dem Schlachtfelde siegreich zu verwenden. Ludwig XIV. und Napoleon, deren Kriege die Nation ruinierten und mit wenig Erfolg abschlossen, sind der Stolz der Franzosen geblieben, und die bürgerlichen Verdienste anderer Monarchen und Regierungen treten gegen sie in den Hintergrund. Wenn ich mir die Geschichte der europäischen Völker vergegenwärtige, so finde ich kein Beispiel, daß eine ehrliche und hingebende Pflege des friedlichen Gedeihens der Völker für das Gefühl der letzteren eine stärkere Anziehungskraft gehabt hätte als kriegerischer Ruhm, gewonnene Schlachten und Eroberungen selbst widerstrebender Landstriche.“ (Otto von Bismarck)

Daher wollen wir Panzertiere auch unserer weniger kriegerischen deutschen Kaiser und Könige gedenken und ein solcher war auch unser Kaiser Maximilian der Zweite, der unser altes Reich von 1564 bis 1576 regiert hat. Geboren wurde der Sohn Kaiser Ferdinands des Ersten und der Anna von Ungarn 1527 in unserer alten Reichshauptstadt Wien. Geprägt von der lutherischen Glaubensspaltung und gewarnt durch das Scheitern seines Onkels Karls des Fünften führte er eine umsichtige Regierung und versuchte die streitenden Konfessionen miteinander zu versöhnen. So manche innere Neuerung brachte er zustande, jedoch wachten die Reichsstände eifersüchtig über ihre Macht und fürchteten stets das Übergewicht des Kaisertums. In Ungarn mußte sich unser Kaiser Maximilian der Zweite einmal mehr der Türken erwehren. Wäre sein Feldherr Lazarus von Schwendi ein Prinz Eugen gewesen, so wäre Ungarn wohl nicht erst 1687 befreit worden. Denn mit 86,000 Recken hätte ein großer Feldherr die 100,000 Türken wohl vernichtend geschlagen. So aber kam es nur zum Kampf um einige Grenzfestungen und einem nachteiligen Frieden. Denn für 30,000 Gulden im Jahr erkaufte sich unser Kaiser Maximilian der Zweite einen brüchigen Waffenstillstand. Im Streit unserer Niederländer mit den Spaniern versuchte unser Kaiser Maximilian der Zweite zu vermitteln, vermochte aber nur den Streit vom Rest unseres alten deutschen Reiches fernzuhalten. Aus seiner Ehe mit Maria von Spanien gingen sechs Töchter und neun Söhne hervor. Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Kaisers Maximilians des Zweiten bei unserem Geschichtsschreiber Karl Adolf Menzel („Neure Geschichte der Deutschen seit der Reformation“) und darin kommen wir zur Erlaubnis des Luthertums in der Ostmark: https://archive.org/details/neuregeschichte01menzgoog

„Die Ratgeber, welche den Kaiser bewogen, die protestantische Religionsübung dergestalt auf die Schlösser, Häuser und Güter des Herren- und Ritterstandes zu beschränken, und die Bewohner der Städte und Märkte von derselben auszuschließen, hatten nicht bedacht, daß der Eifer dieser Ausgeschlossenen für das ihnen entzogene Gut hierdurch nur desto heftiger entzündet werden würde. Noch unglücklicher gewählt war die Maßregel, daß man von der ersten Absicht, für das protestantische Kirchenwesen ein landesherrliches Konsistorium zu errichten, aus Rücksicht auf den Papst und auf Spanien, abging, und anstatt nach dem Beispiele der protestantischen Fürsten, die Staatsgewalt durch Aneignung der Kirchengewalt zu verstärken, diese Kirchengewalt den Aristokraten überließ, die dem Throne gegenüber nach Selbständigkeit strebten, und deshalb gern an das kirchliche Parteienwesen als an einen willkommenen Stützpunkt sich anlehnten. Indem den Ständen ins Geheim erlaubt war, zur Leitung ihrer kirchlichen Angelegenheiten Deputierte zu ernennen und einen Superintendenten zu berufen, entstand eine von der Regierung unabhängige Behörde, an welche nicht nur die protestantische Geistlichkeit selbst gewiesen war, sondern auch die protestantische Bewohnerschaft der Städte, denen die Regierung die gewünschte Religionsfreiheit versagte, als an ihre kirchlichen Beschützer sich anschloß. Daß die Herren und Ritter die Kirchen auf ihren Gütern den Bürgern aus den benachbarten Städten öffneten, daß sie selbst, von ihren Geistlichen begleitet, in den Städten erschienen und da selbst in ihren Wohnungen Gottesdienst halten ließen, erhöhete ihr Ansehen bei dem Volke, und es befeuerte wiederum ihren Eifer für die Sache, die mehr und mehr das Leben erfüllte, wenn die Prediger, mit denen sie zur Stadt kamen, von den Bewohnern wie Glaubensboten empfangen wurden. Die in die Assekurations-Urkunde eingeschlossene Klausel, nach welcher in den landesherrlichen Städten und Märkten dergleichen Gottesdienst nicht gehalten werden sollte, fiel bei den geringen Mitteln, welche den damaligen Regierungen zur Ausführung ihrer Verordnungen zu Gebote standen, bald außer Beachtung. In Wien selbst bildete sich, jener Klausel zum Trotz, im Landhause ein stehender Gottesdienst. Zum Unglücke waren die meisten Prediger Anhänger des Flacius, welche einerseits durch heftige Ausfälle auf den Papst und die katholische Geistlichkeit bei der letztern Unwillen erregten, andrerseits durch ausschweifende Behauptungen über das gänzliche Verderben der menschlichen Natur die protestantische Kirchenlehre ihren Gegnern immer widersinniger und unvernünftiger erscheinen ließen, obwohl die Mehrzahl ihrer Zuhörer gerade durch solche Behauptungen am stärksten ergriffen ward. Dabei fehlte es gänzlich an einer sachkundigen Aufsicht und Leitung, weil es den Ständen nicht gelang, für die Stelle des Superintendenten den Mann zu finden, den sie brauchten und suchten. Sowohl Chyträus, als der Braunschweigische Theolog Martin Chemnitz trugen Bedenken, sich aus ihrer sichern Lage in eine so schwankende zu versetzen, was sie vielleicht nicht getan haben würden, wenn das Kirchenamt, welches sie übernehmen sollten, ihnen vom Kaiser, anstatt von den Religionsdeputierten der Stände, an getragen worden wäre. Die Verwirrung stieg, als die Agende, auf welche der Kaiser die Assekuration erteilt hatte, im übrigen Deutschland bekannt und wegen vieler katholischer Bestandteile von mehrern Seiten angegriffen ward. Chyträus wollte nun in der Agende seine Arbeit nicht wieder erkennen, indem der von ihm verfaßte Entwurf an mehrern Stellen auf eine höchst unverständige Weise auseinander gerissen, zum Teil verkürzt und zum Teil mit ganz zweckwidrigen Zusätzen und Einschiebseln vermehrt worden sei. „Er habe es oft mit Schmerzen bereut, schrieb er an Leiser, daß eine so ungeschickte und abgeschmackte Sammlung von Kirchengebräuchen herausgegeben worden, und sei erstaunt gewesen, daß der Kaiser den Herren und der Ritterschaft auf diese Agende eine Assekuration erteilt habe.“ Daß er in gleicher Weise auch nach Österreich schrieb, trug bei, das Ansehen der Agende zu untergraben, die nicht wenigen Geistlichen gleich anfangs mißfällig gewesen war, und nun um so lieber beseitigt ward, als der, welcher für den Verfasser galt, sich selbst gegen sie erklärte. Die von den Ständen übernommene Verpflichtung auf diese Agende wurde hierbei nicht in Betracht gezogen, sondern jeder Geistliche richtete sich mit den Kirchenzeremonien ein, wie es ihm und seiner Gemeinde gut däuchte. Der Kaiser hatte sich dadurch, daß er die protestantische Kirchenbehörde nicht im Namen und unter der Autorität seiner Regierung, sondern als selbständigen Gemeindevorstand, ins Leben treten und walten ließ, die Mittel benommen, diese anarchische Entwickelung zu hemmen. Der größte Teil, ja vielleicht das Ganze der Mißgeschicke, an welche nachmals die kirchlichen Verhältnisse in Österreich sich anknüpften, entsprang aus jenem Mißgriff. Derselbe muß jedoch mit Nachsicht beurteilt werden, da allerdings der Gedanke, das protestantische Kirchenwesen mit der Staatsgewalt zu waffnen, und als katholischer Fürst einen protestantischen Bischof abzugeben, für den damaligen Standpunkt zu neu und zu fremdartig war, als daß ein katholischer Hof sich in denselben zu finden vermocht hätte…“

Walter Schuck, unser Adler der Tundra

Walter Schuck, seines Zeichens Oberleutnant und deutsches Fliegerass des Sechsjährigen Krieges, hat heute Geburtstag. Im saarländischen Frankenholz kam er 1920 auf die Welt. Er trat 1937 in unsere deutsche Luftwaffe ein und erzielte über Polen, Gallien, Holland, Dänemark, Norwegen und unserem alten deutschen Reich 236 Abschüsse, wobei er besonders im hohen Norden zugeschlagen hat und deshalb der „Adler der Tundra“ genant wird. Gekämpft hat er in unseren Jagdgeschwadern III, V und VII und für seine Waffentaten das Ritterkreuz mit Eichenlaub erhalten. Die meisten seiner Abschüsse hat er mit unserer Me 109 erzielt, einige feindliche Flugzeuge aber auch mit unserer Me 262 abgeschossen. Einmal sogar gleich vier amerikanische B17 Bomber. Unter die Panzergeschichtsschreiber ist unser Walter Schuck auch gegangen und so gibt es von ihm das Panzerbuch „Abschuß! – Von der Me 109 zur Me 262 Erinnerungen an die Luftkämpfe beim Jagdgeschwader V und VII“ zu lesen. So manchen Panzerfliegerschwank weiß er uns darin zu berichten:

„Durch die vorangegangenen Manöver hatten wir etwas an Höhe verloren. In 1500 Metern konnte ich eine Kittyhawk auskurven und beschoss sie. Anscheinend wollte der Pilot seine Maschine notlanden, aber kurz über dem Boden bäumte sich die Kittyhawk nochmals auf und krachte in die Felsen. Dann meldete Oberfeldwebel Kischnik den Abschuss einer Il-2. Die Gefechte hatten bewirkt, dass die Bomber immer weiter von ihrem Ziel abgedrängt wurden und fluchtartig den Schauplatz verließen. Daraufhin gaben wir die Höhendeckung auf, Schöppler und ich stürzten nach unten. Als ich gerade das Feuer auf eine tief fliegende Il-2 eröffnet und Treffer in ihren Kühler gesetzt hatte, hörte ich Schöpplers Warnruf: „Achtung Walter, Indianer hinter Dir!“ Ich flog ein schnelles Ausweichmanöver, und der Russe schoss daneben. Jetzt beauftragte ich Schöppler, sich um die angeschossene Il-2 zu kümmern. Als der russische Begleitjäger das sah, brach er den Angriff gegen mich ab und jagte Schöppler hinter her. Aber das Schicksal der Il-2 war schon besiegelt: Obwohl ihr Motor lichterloh brannte, konnte der Pilot noch eine Notlandung hinlegen. Danach kehrten wir sicher zu unserem Platz zurück. Am Morgen des 24. Januars flogen wir Begleitschutz für Ju 88 Bomber auf ihrer nördlichen Route zur Fischer Halbinsel, und kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, tauchte in 2000 Meter Höhe eine Gruppe Kittyhawks auf. Weil mein Rottenflieger und ich ungefähr 500 Meter über unseren Bombern flogen, konnten wir aus der Überhöhung auf sie herunterstürzen, und nach vier Minuten hatte ich zwei Kittyhawks abgeschossen. Eines Abends kam Feldwebel Heinrich Bartels von der VIII. Staffel in meine Stube. Ich konnte den Österreicher Bartels, der sich selbst lieber Heinz nannte, von uns aber nur „Heiner“ gerufen wurde, wegen seiner umsichtigen aber auch verwegenen Art zu fliegen gut leiden. Er hatte im November 1942 das Ritterkreuz bekommen und erschien in Begleitung seines Rottenfliegers Kurt Dylewski, der eine Gitarre unter dem Am trug. Weil Bartels, der auch für sonstige Eskapaden bekannt war, gerne mal einen zur Brust nahm, war mir sofort klar, dass er mir nicht nur einen Höflichkeitsbesuch abstatten wollte. Er wußte, dass ich immer einen gewissen Vorrat an alkoholischen Getränken aufbewahrte und kam auch gleich zur Sache. Ohne zu fragen öffnete er meinen Spind und nahm eine der dort am Boden stehenden Flaschen Cognac heraus. Ich lag bereits im Bett und hatte überhaupt keine Lust zum Feiern: „Heiner, ich bin müde. Du kannst Dich ruhig bedienen, aber lass‘ mich aus dem Spiel“, bat ich fast flehentlich und gähnte dabei demonstrativ. „Nix do, jetzt werd a Fassl aufgmacht. Du bekommst eh bald s‘ Ritterkreiz und des werd scho amol nass gmacht“, befahl Bartels in seinem Linzer Dialekt. Sein entschlossenes Vorgehen sagte mir, dass er keinen weiteren Widerstand dulden würde, und ergab mich daher in mein Schicksal. Er holte drei Wassergläser aus einem Regal und hängte mir sein Ritterkreuz um den Hals. Dann hing er das Ritterkreuz in ein Glas, schüttete Cognac darüber und setzte mir die ungewöhnliche Mixtur an den Mund. Danach füllte er auch die beiden anderen Gläser randvoll, und ich musste mit ihm und seinem Katschmarek anstoßen. Nach den ersten Schlucken war ich schon ziemlich benebelt, aber er zwängte mir gleich die nächste Füllung auf und dann die dritte hinterher. Dabei wiederholte er jedes Mal die Prozedu mit dem Überschütten des im Glas hängenden Ritterkreuzes, dessen Band schon bald wie ein Schnapsladen roch. Nachdem die erste Flasche leer war, holte er eine zweite und kurz darauf noch eine aus dem Spind. Weil ich nach den ersten drei Gläsern schon geistig weggetreten war, konnte ich jetzt beim besten Willen nicht mehr mittrinken. Das ganze Gelage dauerte nur eine knappe Stunde, in der sein Rottenflieger Dylewski pausenlos und wie irre auf der Gitarre klimperte: „Und sein Reichskatschmaaaa-rek, und sein Reichskatschmaaaa-rek, und sein Reichs…“ Zu mehr Text reichte es bei Unteroffizier Dylewski wahrscheinlich nicht. Endlich schienen die beiden genug zu haben, und als sie abzogen, ließ mir Bartels noch sein Ritterkreuz da. Er meinte, ich solle es so lange behalten, bis ich mein eigenes bekäme. Während ich im Bett krampfhaft versuchte, das sich in mir drehende Karussell Heinrich Bartels wird von General Holle mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet anzuhalten, ging mir das blöde Gedudel „und sein Reichskatschmaaaa-rek“ nicht mehr aus dem Kopf. Am nächsten Tag hörte ich, dass Bartels in der Nacht doch noch einige andere Dinge angestellt haben muss, die letztlich der Anlass für seine Versetzung vom Eismeer waren und ihn noch vor ein Kriegsgericht bringen sollten: Zunächst hatte er nach dem Verlassen meiner Unterkunft vergeblich versucht, einen vor der Mannschaftsbaracke abgestellten Lastkraftwagen zu starten. Weil nur der Anlasserdorn im Schloss steckte, den Zündschlüssel hatte der Fahrer mitgenommen, machte der Lastkraftwagen bei jedem Startversuch lediglich einen Hüpfer, und das auch nur so lange, bis er in einem Schneehaufen hängen blieb. Von dem Lärm geweckt, war der für das Fahrzeug verantwortliche Fahrer aus seinem Bett gesprungen, hatte sich seine Filzstiefel angezogen und war nach draußen geeilt. Dort zog er den betrunkenen Bartels, der ihm fast von alleine entgegen fiel, aus der Fahrerkabine und verpasste ihm einen Kinnhaken. Als er merkte, wen er da getroffen hatte, sauste der Fahrer in die Unterkunft zurück, schwang sich in sein Bett und tat so, als ob er schlief. Aber Bartels, der nicht gerade zimperlich war, lief hinterher, machte das Licht in der Mannschaftstube an und ging auf die Suche nach dem Übeltäter. Bartels muss noch so viel Durchblick gehabt haben, daß er nur nach Filzstiefeln unter den doppelstöckigen Betten suchte, die noch nass waren. Als er Stiefel fand, an denen noch Schneereste hingen, schnappte er sich den im unteren Bett liegenden Mann und gab ihm den Kinnhaken zurück. Er hatte aber den Falschen getroffen: Der eigentliche Täter lag nämlich in der oberen Etage des Stockbetts und verhielt sich natürlich mucksmäuschenstill…“

Die Schlacht bei Warschau

Gemeinhin gilt die Schlacht von Fehrbellin (1676) als Anfangspunkt des Aufstieges unseres alten Preußens zur ersten Kriegsmacht des Abendlandes. Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn vor Fehrbellin wurde die Schlacht von Warschau geschlagen, in der ein schwedisch-brandenburgisches Heer von nur 18,000 Mann ein polnisches Heer von 80,000 Mann schlug. Gut, ich würde zehn Polen als Gegenwert für einen alten Schweden ansetzen, aber das würde heutzutage als Rasentisch verdammt werden. Die Schlacht von Warschau zog sich übrigens drei volle Tage hin, ehe die Polen in die Flucht geschlagen und Warschau mal wieder erstürmt war. Die Verluste der Polen beliefen sich auf 6000 Mann und 39 Geschütze, unsere Einbußen sind mit 700 Gefallenen und Verwundeten zu beziffern. Die Hauptfrucht des Sieges war die Rückgewinnung der Oberhoheit über unser Herzogtum Preußen im Frieden von Oliva. Die Polen machen bei unserem Geschichtsschreiber August Riese den Schweden vor Warschau schwer mit dem Kleinkrieg zu schaffen, während sich unser Kurfürst – getreu dem Wahlspruch, daß die Preußen so schnell nicht schießen – mit seiner Ankunft Zeit läßt: https://archive.org/details/diedreitgigesch00riesgoog

„Carl Gustav muß anfangs in Bezug auf seine Operationen, welche er zunächst gegen die Polen unternehmen wollte, geschwankt haben, da er dieselben bald auf dem rechten, bald auf dem linken Weichsel-Ufer anzugreifen beabsichtigte, jedoch schließlich von diesem Offensivplane Abstand nahm und für seine Person das Lager nicht verließ. Dagegen entsandte er, wahrscheinlich in der Absicht, den unermüdlichen und kecken Czametzki auf dem linken Weichsel-Ufer festzuhalten, in den ersten Tagen des Juli den Generalmajor Bötker über die Weichsel und befahl ihm seine Streifereien sogar bis nach Blonie (10. Juli) drei Meilen westlich von Warschau auszudehnen. Der König wurde im Lager hauptsächlich durch die Rücksicht auf die Deckung Preußens, so wie auf die Erhaltung der Verbindung mit demselben und den in Litauen stehenden Truppen zurückgehalten; er musste vorzugsweise die durch Gonsiewski bedrohte Narew-Linie von hier aus sichern. Die wichtigsten Punkte an der Narew-Linie waren die Städte Pultusk, Ostrolenka und Tykoczyn; die letztere, dem Fürsten Bogislav Radziwill angehörige Feste wurde zur Zeit von dem Adel Masowiens und Podlachiens seit 9 Wochen belagert. Der König detachierte daher am 10. Juli Douglas und Radziwill mit acht Reiter-, zwei Dragonerregimentern (nach Rauchbar 120. 3000 Pferde) und einigen leichten Stücken mit dem Auftrage diese Feste zu entsetzen und unterwegs sämtliche Brücken und Fahrzeuge zu zerstören. – Gleichzeitig forderte er den Kurfürsten auf, seine nächsten Truppen, die des Oberst Wallenrodt bei Johannisburg zur Deckung von Douglas Marsch zu verwenden, so wie 800 – 1000 Dragoner zu demselben Zwecke nach Ostrolenka zu senden. Und in der Tat versuchten die Polen hier einen Einbruch nach Preußen, sie belagerten unter Gonsiewski Pultusk und besetzten Ostrolenka; dem Könige aber erschien die Gefahr so dringend, dass er unter dem 13. Juli sich erneut mit dem Ansuchen an den Kurfürsten wendete, Wallenrodt oder andere Hilfe vorrücken zu lassen, vor allem aber selbst schnell herbeizueilen, „da nur, wenn sie vereint wären, der Feind von seinem geschwollenen Hochmute nachlassen würde“; überhaupt scheint den König die Verzögerung dieser Konjunktion durch den Kurfürsten damals sehr beunruhigt und er denselben bis zum letzten Augenblick in geheimen Unterhandlungen mit Johann Kasimir begriffen geglaubt zu haben. Die Ankunft des Kurfürsten verzögerte sich in der Tat und bewirkte, dass der König einen zur Ergreifung der Offensive günstigen Moment unbenutzt vorübergehen lassen musste. Am 16. Juli hatte nämlich die durch starke Regengüsse hoch angeschwellte Weichsel die Brücke bei Warschau zerstört und Carl Gustav teilte diesen günstigen Umstand noch an demselben Tage dem Kurfürsten mit, so wie seine Absicht, sich gegen die „nun mehr von der andern getrennte“ litauische Armee, welche damals zwischen Bug und Narew, nämlich zwischen Wyszkow – Brock und Pultusk – Ostrolenka stand, zu wenden und hierfür zwischen Sierock und Pultusk den Narew zu passieren. Inzwischen war auch Tykoczyn glücklich entsetzt worden; Gonsiewski hatte von Pultusk aus 2000 Mann nach diesem Punkte detaschiert, um denselben gegen den anrückenden Douglas zu halten, jedoch erschien diese Verstärkung zu spät, so dass es inzwischen Douglas gelungen war Tykoczyn zu entsetzen, den Masowischen und Podiachischen Adel zu zersprengen, ihm 2 Geschütze 8 Fahnen und gegen 1500 Gefangene (Th. Eur. VII 963) abzunehmen und am 19. Juli unangefochten wieder zu seinem Könige zu stoßen. Schon am 18. hatte Carl Gustav den glücklichen Entsatz der Feste dem Kurfürsten anzeigen können…“

Stefan George

Zahlreiche Gedichte verdanken wir unserem Stefan George. Deren Wert zu bestimmen muß freilich dem Leser und Kunstrichter anheimgestellt werden, wir Panzertiere können diese nur vom Staub der Vergessenheit befreien und wieder ans Licht bringen. Ob diese fortan in den heimischen Büchersammlungen Eingang finden und durch die Zeit getragen werden, liegt außerhalb unserer Macht… Viel zu sagen gibt es zum Leben unseres Dichters nicht: Er wurde 1868 im hessischen Dorf Büdesheim bei Bingen als Sohn eines Gastwirtes geboren, ging in Darmstadt zur Schule und studierte ein wenig in Berlin. Anschließend trat er als freischaffender Dichter in Erscheinung, unternahm einige Reisen und sammelte um sich einen Künstlerkreis. Noch zu seinen Lebzeiten verlieh ihm die Stadt Frankfurt den Goethepreis. Die (((amerikanische))) Umerziehung ist sich nicht ganz einig, was sie über unseren George vermelden soll. Bisweilen ist dieser ein geistiger Vorläufer der Autobahnbewegung und dann wieder deren heimlicher Widersacher. Doch soll dies uns Getreue nicht weiter kümmern… In seinem Gedicht „Frauenlob“ besingt unser George den alten Minnesänger und dieses Werk unseres Dichters traf meine Wahl: http://www.zeno.org/Literatur/M/George,+Stefan/Gesamtausgabe+der+Werke/Die+B%C3%BCcher+der+Hirten-+und+Preisgedichte+%C2%B7+der+Sagen+und+S%C3%A4nge+und+der+h%C3%A4ngenden+G%C3%A4rten/Das+Buch+der+Sagen+und+S%C3%A4nge

„In der Stadt mit alten Firsten und Giebelbildern

Den Schneckenbögen an Gebälk und Tür

Gemalten Scheiben, Türmen die an die Sterne rühren

Mit hohlen Gängen und verwischten Wappenschildern

Bei den Brunnen wann Morgen und Abend graut

Bei der Gelächter und der Wasser silbernem Laut:

Ein Leben voll zäher Bürden

Ein ganzes Leben dunklen Duldertumes

War ich der Herold eurer Würden

War ich der Sänger eures Ruhmes:

Weiße Kinder der Bittgepränge

Mit euren Kerzen, Fahnen, Bändern

Führerinnen der heitren Klänge

In farbigen lockeren Gewändern

Bleiche Freundinnen der Abendmahle

Patriziertöchter stolze hochgenannte

Die unter heiligem Portale

Die schweren Kleider Falten der Levante –

Und habe meiner Töne ganze Kunst gepflegt

Für euch ihr Zierden im Fest- und Jubelsaale

Herrinnen mächtig und unbewegt.

Wer von euch aber reichte mir zum Gruße

Den Becher und den Eichenkranz entgegen

Und sagte mir daß sie mich würdig wähne

Ihr leichtes Band gehorsam anzulegen?

Welche Träne und welche milde Busse

Gab Antwort je auf meiner Leier tränen?

Ich fühle friedlich schon des Todes Fuß.

Bei der Glocke Klage folgen Jungfraun und Bräute sacht

Einem Sarg in düstrer Tracht.

Nur zarte Hände reine und hehre

Dürfen ihn zum Munster tragen zum Gewölb und Grab

Mit königlicher Ehre

Den toten Priester ihrer Schönheit zu verklären.

Mädchen und Mütter unter den Zähren

Gemeinsamer Witwenschaft gießen edle Weine

Blumen und Edelsteine

Fromm in die Gruft hinab.“

Hermann der Cherusker und die Schlacht im Teutoburger Wald oder die erste Auferstehung unseres deutschen Volkes von den Toten

Die Schlacht im Teutoburger Wald, gerne auch die Hermannschlacht genannt. Drei Legionen der Römer griff Hermann der Cherusker im Jahre 9 im Teutoburger Wald an und traf so deren Achillesferse. In dem unwegsamen Gelände konnten die Römer nicht in ihrer gefürchteten, dreifachen Schlachtordnung kämpfen und ihre langen Marschkolonnen konnten leicht überfallen und aufgerieben werden. Drei Tage soll die Schlacht getobt haben und mit der gänzlichen Vernichtung der römischen Legionen geendet haben. Neben der Befreiung unserer deutschen Nation von der römischen Fremdherrschaft hatte die beständige Keilerei unserer Altvorderen mit den Römern so manche folgenreiche Nebenwirkung. Dazu ein kleiner Schwank vom Tacitus:

„Daher schritten nicht bloß die Cherusker und deren Bundesgenossen, des Arminius alte Krieger, zum Kampfe, sondern auch aus Marbods eignem Königreiche fielen suebische Völker, die Semnonen und die Langobarden zu ihm ab, durch deren Beitritt er das Übergewicht erhalten hätte, wäre nicht Inguiomerus mit der Schar seiner Schützlinge zu Marbod übergegangen, aus keinem anderen Grunde, als weil dem jugendlichen Brudersohne zu gehorchen der greise Oheim unter seiner Würde hielt. So ordnen sich zur Schlacht die Heere, beiderseits mit gleicher Hoffnung, und nicht, wie sonst bei den Germanen, in planlosem Zusammenlauf oder in zerstreuten Haufen; denn der lange Krieg mit uns hatte sie daran gewöhnt, den Feldzeichen zu folgen, durch Rückhalt sich zu decken, auf die Worte der Feldherrn zu achten. Und damals wies Arminius, Alles zu Roß umspähend, wie er bald hier, bald dort herangesprengt kam, auf die wieder errungene Freiheit hin, auf die hingemordeten Legionen, und wie noch jetzt den Römern entrissene Siegesbeute und Waffen in den Händen Vieler sich befänden; dagegen einen feigen Flüchtling Marbods nennend, der fern von Schlachten, in des herkynischen Waldes Schlupfwinkeln sich geborgen fühlend, dennoch bald durch Geschenke und Gesandtschaften um Bündnis gebettelt habe, ein Vaterlandsverräter, ein Trabant des Cäsars, den man mit nicht minderer Erbitterung zu verjagen suchen müsse, als Varus Quinctilius sie vernichtet hätten. Nur gedenken sollten sie so vieler Schlachten, durch deren Ausgang, sowie durch die endliche Verjagung der Römer hinreichend erwiesen sei, auf welcher Seite des Kriegs Entscheidung sei gegeben worden.“

Wie viel wir Deutschen von den alten Römern in der Kriegskunst gelernt haben, bezeugt uns Friedrich der Große in seinen (sehr lesenswerten) Generalprinzipien des Krieges:

„Die von mir geführten Kriege haben mir Gelegenheit zu gründlichem Nachdenken über die Grundsätze der großen Kunst gegeben, die so viele Reiche emporgebracht oder zerstört hat. Die römische Disziplin besteht nur noch bei uns. Folgen wir auch darin dem Beispiel der Römer, daß wir den Krieg zum Gegenstand unsres Studiums und den Frieden zur steten Übung machen.“

Vom weiteren Verlauf der Kämpfe mit den Römern berichtet uns deren Geschichtsschreiber Tacitus in seinen Jahrbüchern. Bei dem sich nun unser Cheruskerfürst anschickt seinen Erfolg im Teutoburger Wald zu wiederholen. Es gelingt ihm nämlich Cäcina, den Unterfeldherrn des Germanicus, auf ähnliche Weise im Wald- und Sumpfgelände zu stellen… https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10996431_00001.html

„Die Barbaren versuchten die Postenkette zu durchbrechen und sich auf die Arbeitskommandos zu stürzen; sie forderten sie heraus, umzingelten sie und stürmten auf sie los. Durcheinander ertönte das Geschrei der Arbeitskommandos und der kämpfenden Truppe. Und überall stellten sich die gleichen Schwierigkeiten den Römern in den Weg: Das grundlose Sumpfgelände, auf dem man nicht fest auftreten konnte und beim Vorwärtsgehen ausglitt, das Gewicht der Panzer, das auf dem Körper lastete, die Unmöglichkeit, im Wasser stehend die Wurfspeere zu schwingen. Dagegen waren die Cherusker an den Kampf im Sumpfgelände gewöhnt, waren hochgewachsen, führten gewaltige Lanzen, mit denen sie auch auf größere Entfernung ihre Gegner verwunden konnten. Erst die Nacht enthob die schon weichenden Legionen dem unter ungünstigen Bedingungen geführten Kampfe. Die Germanen kannten angesichts ihrer Erfolge keine Müdigkeit. Sie gönnten sich auch jetzt keine Ruhe und leiteten alle Wasserläufe, die von den Anhöhen ringsum herunter kamen, in das tieferliegende Gelände ab. Dieses wurde überschwemmt und die schon fertig gestellten Befestigungsabschnitte verschüttet, wodurch die Mannschaften doppelte Arbeit zu leisten hatten. Es war das vierzigste Dienstjahr, in dem Cäcina als Untergebener oder Vorgesetzter stand. Er hatte Erfahrung im Glück und im Unglück gesammelt und ließ sich daher nicht in Schrecken versetzen. Und so fand er bei der Erwägung, welche Maßnahmen zu treffen seien, keinen anderen Ausweg, als den Feind aus dem Walde solange nicht heraus zu lassen, bis die Verwundeten und der ganze schwere Troß einen Vorsprung gewonnen hätten. Denn in der Mitte zwischen den Bergen und den Sümpfen zog sich eine Ebene hin, die eine Aufstellung in schmaler Front ermöglichte. Von den Legionen wählte er die fünfte für die rechte, die einundzwanzigste für die linke Flanke, die erste für die Spitze der Marschkolonne, die zwanzigste als rückwärtige Deckung gegen etwaige Verfolgung aus. In der Nacht kam es aus verschiedenen Ursachen zu keiner Ruhe: die Talmulden und die widerhallenden Bergwälder waren erfüllt von dem fröhlichen Gesang oder dem wilden Lärmen der Barbaren, die festliche Gelage feierten; bei den Römern glimmten nur schwache Lagerfeuer, hörte man nur abgebrochene Laute, während sie selbst an dem Wall herumlagen, in den Zelten umherirrten, mehr weil sie nicht Schlafen konnten, als weil sie wachen wollten. Den Heerführer erschreckte ein grässliches nächtliches Traumbild: er glaubte den blutbespritzten Quintilius Varus aus dem Sumpfgelände emportauchen zu sehen und ihn gleichsam rufen zu hören, ohne ihm jedoch Folge zu leisten; vielmehr stieß er die ausgestreckte Hand zurück. Bei Tagesanbruch verließen die zum Flankenschutz abgesandten Legionen aus Furcht oder Widersetzlichkeit ihre Stellung und besetzten eilig das freie Feld jenseits des Sumpfgeländes. Aber Arminius brach nicht sofort hervor, obgleich seinem Angriff nichts entgegengestanden hätte. Als aber der Troß im Schlamm und in den Gräben stecken blieb, überall bei den Soldaten Verwirrung um sich griff, die einzelnen Abteilungen nicht mehr geschlossen blieben und, wie es in einer solchen Lage zu gehen pflegt, jeder nur darauf bedacht war, rasch davonzukommen, und sich taub gegen Befehle stellte, da gab Arminius den Germanen den Befehl zum Angriff mit dem Ruf: „Seht da! Varus und die wiederum dem gleichen Schicksal verfallenen Legionen!“ Mit diesen Worten durchbrach er mit einer auserlesenen Truppe die Marschkolonne, wobei er hauptsächlich den Pferden Wunden beibrachte. Diese glitten in ihrem eigenen Blute und auf dem schlüpfrigen Sumpfboden aus, warfen die Reiter ab, trieben die Leute vor ihnen auseinander und zerstampften die am Boden liegenden. Der Kampf tobte hauptsächlich um die Adler, die weder gegen den Geschosshagel vorwärts getragen noch in dem schlammigen Boden festgemacht werden konnten. Während Cäcina versuchte, den Kampf zum stehen zu bringen, wurde sein Pferd unter ihm durchstochen. Er stürzte herab und wäre umzingelt worden, wenn nicht die erste Legion sich dem Feind entgegen geworfen hätte. Dabei kam die Habgier der Feinde zustatten, die von dem Morden abließen und sich auf das Beutemachen verlegten. So konnten sich die Legionen, als es Abend wurde, in offenes Gelände und auf festen Boden herausarbeiten. Doch damit war die Not noch nicht zu Ende: es musste ein Wall errichtet und Dammerde herbeigeschafft werden. Die Geräte für das Ausheben der Erde oder Ausstechen des Rasens waren größtenteils verloren gegangen, die Manipel hatten keine Zelte, für die Verwundeten gab es keine Verbandstoffe, die Nahrungsmittel, die man verteilte, waren durch Schmutz oder Blut verunreinigt, und die Soldaten jammerten über die Grabesnacht und dass so viele tausend Menschen nur noch einen einzigen Tag zu leben hätten…“

Herzog Widukind von Sachsen

„Man findet bei ihnen keine Priester wie die Druiden und auch keinen besonderen Hang zum Opferdienst. Als Götter verehren sie nur die Sonne, Vulkan (das heißt das Feuer) und den Mond, die sie sehen und deren offenbaren Einfluss sie wahrnehmen. Die übrigen Götter kennen Sie auch nicht dem Namen nach.“

Berichtet unser möglicher Erschaffer Julius Cäsar in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg über den Glauben unserer Altvorderen. Wir erkennen daran, um was für eine Verschlechterung es sich bei der Einführung des Christentums in Deutschland handelte. Dieser morgenländischen Verderbnis erlagen nach und nach alle unsere deutschen Stämme – Goten, Wandalen, Bayern, Schwaben und Franken. Nur einer widerstand, nämlich unsere Sachsen. Und so kam es im achten Jahrhundert zum Kampf mit den Franken, welche die Pfaffen zum Bruderkrieg antrieben. Der Führer der Franken dabei war Karl der Große, während an der Spitze der Sachsen Herzog Widukind stand. Von 772 bis 804 tobte der Kampf und endete leider mit der Niederlage der Sachsen. Die bedeutendsten Schlachten wurden 782 am Süntel und 783 an der Grotenburg und an der Hase geschlagen. In den ersten beiden trug unser Herzog Widukind den Sieg davon, in der letzteren erlitt er aber eine schwere Niederlage. Gedenken wollen wir seiner aber trotzdem. Um 750 ist unser Herzog Widukind wohl geboren und dürfte bis 807 gelebt haben. Seine Herzensdame Geva von Norwegen führte er 773 zum Traualtar. Sie schenkte ihm den Sohn Wigbert und die Tochter Gisela. Seine Nachfahrin war Mathilde von Westfalen, die Mutter Ottos des Großen. Bei unserem Geschichtsforscher Wilhelm Diekamp in „Widukind, der Sachsenführer, nach Geschichte und Sage“ scheint unser Reichsgründer Karl der Große in Sachsen nunmehr am Ziel zu sein: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11371768_00005.html

„So schien die Unterwerfung der östlichen Stämme gesichert, und offenbar lag es im Plane Karls, auch die Westfalen völlig zu beugen. Aber diese hatten unterdessen die fränkische Abteilung auf dem linken Weserufer, die wie Karl den Fluss hinabgezogen war und bei Lidbach oder Hlidbeki, dem heutigen Lübbecke, ein Lager aufgeworfen hatte, überfallen, indem sie sich mit Franken, die vom Futterholen heimkehrten, in’s Lager schlichen und nach Einbruch der Nacht unter den Schlaftrunkenen ein großes Blutbad anrichteten. Doch sollen nach dem Berichte der Annalen die Franken nach Abschluss eines Abkommens – „quod inter eos in tali necessitate fieri poterat“, – sie glücklich vertrieben haben. Auf die Nachricht hiervon eilte Karl herbei, griff die Westfalen an, die wohl auf den Vertrag bauend, sorglos den Rückweg angetreten hatten, und zwang auch sie zur Stellung von Geiseln!). Fast alle neueren Historiker stimmen darin überein, dass Widukind bei diesem Überfalle des fränkischen Heeres eine bedeutsame Rolle gespielt, und es lässt sich nicht leugnen, dass die Umstände es höchst wahrscheinlich machen, wenn auch bei dem gänzlichen Schweigen der Quellen keine Sicherheit zu erlangen ist. Gerade in diesem Jahre treten auch die hervorragenden Führer der Ostfalen und Engern hervor; gerade auf jenen Überfall scheint die Bezeichnung „facinus“, die Einhard auch auf die Süntelschlacht anwendet, besonders zu passen; auch die Art und Weise desselben, die gelungene List, der kühne Angriff sollen die Person Widukinds durchblicken lassen. Aber wir werden dann wohl festzustellen haben, dass er noch vor der Unterwerfung der Westfalen sich gerettet, dass er sich nicht mit den andern zur Treue verpflichtet, da den Vorwurf der Treulosigkeit niemand gegen ihn erhoben; andererseits aber erscheint die Ansicht, die von Wersebe (Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra) aufstellt, er sei schon damals nach Dänemark entflohen, nicht begründet. Wollen wir aber annehmen, daß Widukind auch jetzt noch nicht in den Streit eingetreten sei, so möchte seine Teilnahme an den Kämpfen des Jahres 776 doch wohl zweifellos sein. Wie Karl dem Anscheine nach sich nicht gebunden gehalten hatte durch den von seinen Unterfeldherrn geschlossenen Vertrag, so erneuerten auch, während der König in Italien weilte, die Sachsen, wenigstens die Eingesessenen der südlichen Gaue Westfalens und Engerns, die ja zunächst bedroht am heftigsten Widerstand leisten mussten, trotz der gelobten Unterwerfung den Krieg. Wieder drehte sich der Kampf um die befestigten Plätze Eresburg und Sigiburg, die Karl 775 besetzt hatte. „Permala ingenia et iniqua placita“, wie die Jahrbücher des Laurentius des Älteren berichten, fiel die Eresburg und wurde zerstört. Dagegen missglückte der Versuch, Sigiburg durch Verrat oder Belagerung zu nehmen. Bis zur Lippe wurden die Sachsen von den Franken, die einen glücklichen Ausfall machten, verfolgt; dort wurden Verschanzungen aufgeworfen, aber noch vor der Vollendung derselben nahte Karl mit einem großen Heere und rückte siegreich bis zu den Quellen der Lippe vor. „Ex omni parte“ kamen die Sachsen dorthin; aber es genügte Karl nicht mehr die Stellung der Geiseln und das einfache Treugelöbnis: „reddiderunt patriam per wadium omnes manibus eorum“, und die „maiores natu“, wie die Jahrbücher des Petaviani sagen, hafteten mit ihrem Eide für die Treue. Eresburg wurde wieder befestigt und eine neue Burg angelegt an der Lippe; dort ließen sich die Sachsen mit Weib und Kind in großen Scharen – eine „inumerabilis multitudo“ – taufen. Das Land schien beruhigt, das Christentum begründet, so dass Karl daran denken konnte, mitten im Sachsenlande den Reichstag abzuhalten. Schon schien es eine Provinz des fränkischen Reiches zu sein, Rebellen deshalb, die dem Könige nicht Gehorsam leisteten. Wieder ließen viele sich taufen; sie erklärten Freiheit und Besitz bei erneutem Abfall für verwirkt…“

Wilhelm von Scholz

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Getreu diesem Gebot von unserem alten Preußenkönig bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern widmen uns auch der Pflege von unserer wahren deutschen Kunst und Kultur. Weshalb wir euch heute unseren Wilhelm von Scholz in Erinnerung rufen wollen. Unsere deutsche Dichtkunst verdankt ihm viele Gedichte, Erzählungen und Schauspiele und auch als Gelehrter können sich seine Werke sehen lassen. Geboren wurde der Sohn des preußischen Finanzministers Adolf von Scholz 1874 in Berlin. Die höhere Schule besuchte er in seiner Vaterstadt und Konstanz. In Kiel, Lausanne, Berlin und München studierte er die Denkerei und Schriftstellereigeschichte und erlangte 1897 die Doktorwürde mit einer Arbeit über unsere Dichterin Anette von Hülshoff. Soldat in Vierjährigen Krieg war unser Scholz von 1914 bis 1916 und leitete von 1926 bis 1928 die Preußische Akademie der Künste. Die Heidelberger Hochschule verlieh unserem Dichter 1944 die Ehrendoktorwürde. In der Amerikanerzeit sah sich unser Scholz allerlei Anfeindungen durch die Umerzogenen und Antifanten ausgesetzt, da er so manche Lanze für den Autobahnbau gebrochen hat… Vor den Traualtar trat unser Barde 1897 mit Irmgard Wallmüller und 1939 abermals mit Gertrud Richter. Vergönnt waren ihm eine Tochter und ein Sohn aus der ersten Ehe. Seine Gedichte veröffentlichte unser Scholz in den Bänden „Das ewige Bauwerk“, „Balladen und Königsmärchen“, „Minnesang“, „Der Spiegel“, „Frühlingsfahrt“ oder „Die Häuser“ und gab seinen Schauspielern die Namen „Der Wettlauf mit dem Schatten“, „Meroë“, „Die gläserne Frau“, „Das Herzwunder“, „Die Feinde“, „Gefährliche Liebe“, „Der Gast“ oder „Vertauschte Seelen“; seine Erzählungen nannte er „Der Weg nach Ilok“, „Vincenzo Trappola“, „Die Liebe der Charlotte Donc“, „Reise und Einkehr“, „Die Unwirklichen“, „Fähnrich von Braunau“, „Der Zweikampf“, „Zwischenreich“, „Die unsichtbare Bibliothek“, „Perpetua“ oder „Die Beichte“ und verfaßte die gelehrten Schriften und Abhandlungen „Das deutsche Gedicht. Ein Jahrtausend deutscher Lyrik“, „Der Zufall und das Schicksal“, „Erlebnisse und Gespräche mit Bismarck“, „Der deutsche Erzähler“, „Hebbel. Das Drama an der Wende der Zeit“, „Städte und Schlösser“, „Deutsche Mystiker“, „Gedanken zum Drama“, „Der See. Ein Jahrtausend deutscher Dichtung vom Bodensee“, „Kunst und Notwendigkeit“ und „Droste-Hülshoff“. Die Anschaffung für die heimische Panzerbücherei ist angeraten. Wir werfen einen Blick in die Schrift „Der Bodensee“, welche uns unseren deutschen See näherbringt: https://archive.org/details/n1gesammeltewerke04schouoft

„Die Landschaft des Bodensees erhält ihren Charakter durch ihre Vielfältigkeit. Die breite Wasserfläche vereint dem Blick und dem Gefühl Gegensätze und landschaftliche Abstufungen, die in einer Gegend ohne Strom oder See für den unmittelbaren Eindruck nie zu einem Ganzen, zu einer beziehungsreichen Einheit zusammenwirken würden. Fünf Staaten teilen sich in die Ufer. In Herrschaftsgrenzen ist, auch ohne Sprachtrennung, fast immer ein Rest landschaftlicher, völkischer, kultureller Unterschiede erhalten. Das nahe Aneinanderstoßen so vieler, politisch geschiedener Gebiete ist hier Ausdruck für manche natürlichen und gewordenen Gegensätze. Das Großherzogtum Baden tritt im Nordwesten mit den letzten Ausläufern des Schwarzwaldes, den burggekrönten Kuppen des Hegau, heran. Fruchtbar und weit lagert sich nördlich die schwäbisch-bayrische Hochebene, den breiteren württembergischen und den schmäleren bayrischen Uferanteil umfassend. Die wellige Bildung des bayrischen Gebiets, letzte Ausläufer des Algäus, führt schon ins Österreichische über, das den See östlich mit tausend Meter hohen Bergen begrenzt, die hart, nur schmalen Raum für Straße und Schienenweg lassend, an die gerundete Bucht treten. Die ganze Südseite des Sees gehört der Schweiz. Von dem breiten, flachen, sonnigen Rheintal, an dessen Westseite die Appenzeller und Sankt Galler Berge rasch steil emporsteigen, bis in die Gegend des alten Städtchens Stein, wo der Rhein endgültig den See verläßt, ragen über niedrigere Uferhügelzüge, mit denen die vorgeschobene Schweizer Hochebene sich zum See herabsenkt, die schneebedeckten Häupter der Alpen, vor allem des nahen Säntisgebirges, recht zu deren Füßen der Bodensee gelagert ist. Der Wanderer, der diese Gegend durchstreift, kann, von derselben Ferne umgeben, im Ringe desselben groß um ihn gespannten Horizontes, weit vor und rückwärts seinen Weg überschauend, aus der idyllischen deutschen Landschaft, von den Hügeln und Talgründen aufsteigen bis in das felsige Schneegebirge, das leuchtend immer über seinem Wege stand, dunkle Wälder überstrahlte oder sich im klaren See spiegelte. Er kann am flachen Wiesenufer, unter Obstbäumen gelagert, rasten im Schwäbischen, kann in den waldigen Sandsteinfelsen von Bodman und Sipplingen durch kühle Lobel steigen und an Ruinenmauern lehnend seinen Blick die zur Ferne aufsteigenden Buchtenufer des Überlingersees entlang gleiten lassen, der an die Schönheiten des Genfer Sees erinnert. Er kann in dem breiten Rheinried am Untersee, wenn der Abend über dem Hegau brennt, den ganzen Zauber der Ebene genießen: leichte, niedrige Nebel hasten über den Weg, und wie Rauch, den der Wind verwehen wird, stehen die nahen Pappeln und die fernen Schlößer, Kirchen, Gehöfte über der weiten gleichhohen Linie von Wasser und Erde. Er kann sonnige Inseln umwandern, deren Gestade mannshohes Schilf umrauscht, und im Tal des Rheins, der bei Konstanz den Obersee verläßt, und westlicher, wo sich der Untersee zwischen bewaldeten hohen Ufern langsam endgültig verengt und Strom wird, dem klaren ziel- und sehnsuchtsvollen Zuge in die Ferne folgen, den alle wandernde Flut, wie den Wasserwind, über sich führt. – Er kann mit einem Blick, in einem großen Zusammenhang, viele Tage des Wanderns umspannen, sein Auge vermag aus der farbigen, verschwimmenden Ferne, aus den Lichtflecken und Schattenstrichen des Umkreises, den er durchzog, ein Bild wie das eines alten deutschen Meisters zu schaffen: groß umfassend, aber belebt mit buntem Kleingefüge, welches das Auge der Erinnerung scharf und genau zeichnend überall hineinsieht. Städte und Dörfer, Berg- und Seeschlösser, Sichttürme, Häfen und Kirchen, Fabrikschornsteine und glänzende Eisenbahnschienen tauchen ringsum in Nähe und Ferne, oft nur als Punkte und Streifen, auf. Sie geben der Landschaft, die sie lebendig erfüllen, menschlichen und kulturellen Reichtum. Vorüber ist zwar die Zeit, da hier das Herz der Tat schlug, da hier Machtmittelpunkte waren, selbständige Fürsten- und Bischofssitze, befestigte Stadtburgen, Reichsstädte mit eigener Gerichtshoheit, entscheidende Stätten deutschen Handels; die Zeit, in der die einzelnen Gaue noch starke Besonderheiten und Eigengeist hatten. Die Entwicklung hat allmählich ringsum gleichmachend gewirkt, es ist alles Provinz geworden. Die Schwerpunkte des Gegenwartslebens sind dabei längst wenigen großen Zentren zugerückt. Die Bodenseelandschaft liegt heute nur noch an der Peripherie der Länder, die an ihr teilhaben. Alles geschichtlich Große ist in diesem Lande nur Erinnerung. Aber das Größte, das allgemeine Leben, das mit der stillen, ruhenden Landschaft unlöslich verbunden ist, das uns als der ewig gleiche Grund erscheint, über den die Jahrhunderte spurengrabend hinzogen, als der Stoff, aus dem die Geschichte bildete, das ist nicht erloschen. Selbst in die Einsamkeit eines rot dämmernden Abends auf einer der schweigenden Aussichtshöhen des Überlingersees hält die Natur den Kreis des Lebens empor: Herdrauch, der aus Häusern und Hütten steigt; ein schnelles Gefährt auf der Uferstraße; schwarze Fischerboote auf der glänzenden, von Windstrichen. überhauchten Fläche, die weit drüben ein Dampfer teilt; Rebenarbeiter, die am Abhang des Weinbergs niedersteigen; spielende Kinder, heimkehrende Schnitter; Dämmerungsläuten, das in den Lüften über dem See verschwebt. Abend über dem See. Schon ist die östliche Weite, in – der unbewegt und ganz langsam zergehend noch Rauch unseres Dampfers über dem rauwelligen Wasser steht, in kühles, dunkelndes Graublau getaucht, in das der frühe Mond mit eben beginnendem Licht hineinschaut. Der Westen, dem wir zufahren, ist noch hell. Tiefes, sattes Rot liegt über den Kuppen des Hegau, dem breiten Rückendes Schienerberges, den hohen Ufern des Rheins. Langsam wächst, flach sich über dem Wasser erhebend, die dunkle Silhouette einer Stadt in das verglühende Abendlicht, schiebt sich empor über die ferneren Berge und steht jetzt, ein schwarzer Streifen, zwischen dem erlöschenden Himmel und seinem von Booten durchfurchten und zerstörten Widerschein in der Bucht. Eine im Wasser zitternde und bewegte Lichterkette erleuchtet das Stadtschattenbild. Seine große Kontur – breitgezogene Dächerlinien, verstreute Turmspitzen, darüber der aufragende Münsterturm mit mächtigen Schultern und durchbrochener Spitze – löst sich eben bei unserem Näherkommen in wuchtige, raumhafte Gebilde auf, die sich hier dunkel vorschieben, dort tief zurücksinken. Noch einen Blick nach rechts, wo die flachen Bogen der Rheinbrücke den leuchtenden Fluß überspannen, dann fahren wir in den Hafen der alten Bischofsstadt Konstanz ein. Geschäftiges Treiben empfängt uns, das ganze bunte Hafenleben, das um diese Stunde herrscht, da die letzten Abendschiffe kommen und ausfahren. Vom nahen Stadtgarten am See herüber klingen abgerissene Stücke der Musik hinein in das Zischen des Dampfes, das Schlagen der Räder, das Sausen der Dynamomaschinen, welche die elektrische Lichtkraft für die Dampfer erzeugen, und in das Lachen und Gelärm am erleuchteten Hafenkai. Jetzt fährt ein Zug in die nahe Bahnhofshalle. Und dunkel über all das flüchtige Treiben ragt das erste Wahrzeichen des alten Konstanz, das mächtige lastende Giebeldach des Kaufhauses, dessen ehemaligen Wassermauern die Hafenanlage durch Aufschütten des Seegrundes vorgeschoben worden ist. Einst schlug die Welle an seinen Grundbau, und die beladenen Frachtkähne landeten dicht an seinem breiten spitzbogigen Tor…“

Götz von Berlichingen

Unserem Götz von Berlichingen wollen wir anläßlich seines heutigen Heimganges im Jahre 1562 ein wenig gedenken. Um 1480 wurde er in Jagsthausen geboren und wurde von seinem Vetter Konrad von Berlichingen und dem Ritter Veit von Lentersheim im Waffenhandwerk ausgebildet. Außerdem diente er am Hofe des Markgrafen von Ansbach. Er nahm an den Feldzügen Kaiser Maximilians I. gegen die Gallier und Schweizer Teil, widmete sich dann aber hauptsächlich der Fehde. Besonders oft geriet er dabei mit dem Bischof von Bamberg, den Nürnbergern und dem Schwäbischen Bund aneinander. Berühmt ist auch seine Fehde mit Köln. Seinen Beinamen verdankt er dem Umstand, daß er 1504 vor Landshut seine rechte Hand verlor und sich eine Eiserne als Ersatz anfertigen ließ. Seine mächtigen Widersacher zwangen ihn schließlich Verzicht auf weitere Fehden zu leisten und sich fortan in seiner Burg still zu verhalten. Im Jahr 1540 holte Kaiser Karl V. unseren Götz von Berlichingen aus dem Ruhestand und so zog er noch einmal gegen die Gallier und Türken zu Felde. Getreu dem Motto „Wer schreibt, der bleibt“ hat unser Götz von Berlichingen seine Taten selbst niedergeschrieben: https://ia802307.us.archive.org/18/items/lebenfehdenundha00berluoft/lebenfehdenundha00berluoft.pdf Und kann es daher mit dem Shakespeare halten:

„Der Julius Cäsar war ein großer Mann:

Womit sein Mut begabte seinen Witz,

Das schrieb sein Witz, dem Mute Leben schaffend,

Der Tod besiegte diesen Sieger nicht,

Er lebt im Ruhm noch, obwohl nicht im Leben.“

Deshalb dürfte ihn auch sein heutiger Todestag nicht sonderlich betrüben.

Ein kleiner Auszug aus den Ritterlichen Taten unseres Götz von Berlichingen darf zur Feier des Tages natürlich auch nicht fehlen. Unser Held zieht nun mit Kaiser Maximilian gegen die aufständischen Schweizer zu Felde:

„Zum andern aus ich, wie gemeldet, den Winter bis auf die Fastnacht bei meiner Mutter, Brüder und Schwestern seligen war, da fing sich der Schweitzer Krieg, ungefähr um Fastnacht an, und hatte der Markgraf schon zwei Züge nacheinander hinweg geschickt. So ich nun dasselbige hörte, gedacht ich, was soll ich da liegen, dann ich hatte Jagsthausen schon genug, und reite hierauf gen Onolzbach, und wollte hören, was es für ein Geschrei dort wäre. Und alsbald ich gen Hofe kam, ersah mich mein gnädiger Herr Markgraf Friedrich etc. Da ruft er einem seiner Diener zu ihm, mit Befehl, er sollt den Gewandschneider kommen lassen, wie dann geschah. Und so bald der Schneider kam, spricht der Markgraf zu im: „Nimm den Berlichingen und messe ihm Kleider an, er muß auf mich warten“, da er der Markgraf wollt gleich alsbald auch auf sein. Aber es kam Pfalzgraf Philips löblichen Gedächtnis, des andern Tags auch dahin, also das er noch zweiten Tag also mußte vorziehen, und wollt Pfalzgraf Philips die Neue Mark, und die Obere Pfalz einnehmen, denn Herzog Otto von Bayern war gestorben. Da wurde ich als ein Knabe für ein verordnet in des Pfalzgrafen Gemach auf zu warten, wie ich auch tat. Und wie der Pfalzgraf hinweg zogt, so war der Markgraf des andern Tags selbst persönlich mit dem dritten Zug auch auf, dann er hatte schon, wie gemeldet, zweiten Zug hinweg geschickt. Und wie wir hinauf kamen gen Überlingen, da hatten die Schweitzer schon einen Haufen geschlagen. Und lagen wir eine Zeit lang zu Überlingen still, darnach sammelten sich die Kaiserlichen und die Reichsstände wieder, und zogen mit der Macht hinein gen Konstanz, und stieß der Kaiser in der Nacht auch zu uns, der hatte einen kleinen alten grünen Rock an, und eine grüne Kappe, und ein grünen Hut darüber, das ihn keiner für einen Kaiser gefangen oder angesehen hätte. Ich aber als ein Junger kannte ihn bei der Nasen, das er’s war, dann ich hatte ihn davor wie gemeldet, auf etlichen Reichstagen, da ich bei meinem Vettern seligen war, gesehen. Und hatte der Kaiser Maximilian ein guten Anschlag vor im, da wir kamen wie gemeldet bei der Nacht, und in der Stille dorthin gen Konstanz mit allen Haufen zu Roß und zu Fuß, welche auch des Morgens alle zusammen geführt wurden, und wären alle Schlachtordnung zu Roß und zu Fuß, wie sich gebührt, gemacht. In dem aber so hält der Kaiser Maximilian, und Markgraf Friedrich löblicher Gedächtnis samt etlichen Kriegsräten und Hauptleuten beieinander, und führte ich meinem Herrn dem Markgrafen etc. ein großen Spieß, samt einem großen Fahnen daran, nach, und war der Spieß weiß und schwarz gemalt, der Fahnen auch weiß und schwarz, und hat ich auf dem Helm eine große Feder die wahr auch weiß und schwarz, die stand stracks über sich. Wie mich nun der Kaiser ersieht, so ritt er von dem Markgrafen zu mir, und spricht, wem ich zustehe. Da sagte ich: „Meinem gnädigen Fürsten und Herren dem Markgraf Friedrich.“ Da hebt er ann und spricht: „Du hast ein langen Spieß, und eine große Fahne daran, reit mit dorthin zu jenem Haufen, bis dazu des Reichs Fahnen der Adler von Konstanz heraus kommt!“ Das tat ich nun, die weil ich denn Kaiser kannte, und wußte das er’s wahr, fragte der halben niemand, und kam also neben Schenk Christoph von Limburg, der hatte der Zeit Nellenburg im Hegau innen Pfand weise, und hielt mit einer Fahne neben ihm, das wird irgend auf eine halbe Stunde, ungefähr mehr oder weniger. Da gab man Schenk Christoph den Adler des Reichs Fahne, in seine Hand, das ist das erst und letzte Mal, das ich im Feld des Reichs Adler fliegen sehen. Darnach zog ich wider zu meinem Herren, und was ich zu schaffen hatte. Und soviel ich von meinem gnädigen Fürsten und Herrn dem Markgrafen, und andern als ein Junker um die Siebzehn oder Achtzehn Jahr verstanden habe, wo man denselbigen Tag fort gezogen wehr, so wollten wir die Schweitzer im Schwaderloch übereilt und geschlagen haben. Denn andern Tag schickt man sich wider, das alle Haufen zusammen verordnet wurden, der Meinung anzuziehen. Dort kam aber Kundschaft, das die Schweitzer sich also gestärkt hatten, und dazu ihren Vorteil eingenommen, das dadurch derselbige Zug unterlassen ward. Wäre man aber den ersten Tag wie es der Kaiser vorhatte angezogen, so glaub ich, es sollt auf unser Seiten, soviel ich gehört, recht und wohl zu sein gegangen. Wo man aber viel Räte und viel Köpfe hatte, da geht es gern also zu, denn es ist mir selber wohl in meinen eigenen Händeln also ergangen…“

Die Schlacht bei Burkersdorf

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“ (Carl von Clausewitz)

Eine solche Clausewitzsche Hauptschlacht schlug Friedrich der Große 1762 bei Burkersdorf. Maria Theresias Feldherr Leopold von Daun stand mit 75,000 Mann vor der Festung Schweidnitz. Friedrich der Große zögerte nicht ihn mit seinen 55,000 Preußen anzugreifen. Durch die Schlacht bei Leuthen belehrte, wagte Daun nicht den Kampf bis zum Äußersten, sondern zog sich mit seinem Heer zurück. Grund dafür waren die Angriffe auf seine Flanke und und Rücken. Im Zuge derselbigen hatten die Preußen wichtige Anhöhen besetzt und zudem ihre Feldgeschütze in der Nacht zuvor recht gut aufgestellt. Mit 4000 Mann war Dauns Verlust zwar nicht sehr hoch, aber in der Festung Schweidnitz lag eine Besatzung von 11,000 Mann, welche nun von Friedrich dem Großen belagert wurden. Der Sieg kostete die Preußen 1600 Verwundete und Gefallene. Die Belagerung von Schweidnitz nimmt unser preußischer Kriegsdenker Carl von Clausewitz nun in seinen Strategischen Beleuchtungen ein wenig unter die Lupe: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304320

„Der König dachte vermutlich an Breslau im Jahre 1757. Aber es muß einem Feldherrn doch als Fehler angerechnet werden, wenn er die Natur der Dinge ganz falsch beurteilt. Von dem Charakter, welchen die Verteidigung von Schweidnitz nachher gezeigt hat, mußten sich doch in den Umstanden, aus welchen sie hervorging, schon einige Spuren offenbaren. Ein tüchtiger Mann wie Guasco, ein ausgezeichnetes Talent wie Gribeauval, 11,000 Mann ausgesuchter Truppen, eine starke Verbesserung der Werke seit der Einnahme von 1761, ein gut angelegtes Minensystem, das waren alles doch keine Geheimnisse und mußten auf das Unheil ihren gebührenden Einfluß haben. Wenn die Österreicher Schweidnitz den 22. August übergaben, so war es ja fast so gut, als hätten die Preußen es nie verloren und der König gewann Zeit, noch etwas gegen Glatz oder in Sachsen zu unternehmen. Aber nicht genug an diesem Mangel vorsichtiger Berechnung zeigte der König bald darauf, daß derselbe aus einem ihm besonders eignen Fehler herrührte; denn als drei Wochen nach dem ersten Antrag, den 10. September, der Kommandant sich mit der Besatzung zu Kriegsgefangenen ergeben wollte, schikanierte ihn der König über Nebensachen so sehr, daß seine, den 17., 22. und 26. September wiederholten Antrage alle verworfen wurden, und so die Verteidigung bis zum 9. Oktober dauerte. Der Hauptpunkt, um welchen sich diese Unterhandlung drehte, war die Erlaubnis, durch einen Offizier die Genehmigung des Feldmarschall Daun einzuholen, welche der König standhaft verweigerte. Wenn ein Platz in solcher Bedrängnis ist, daß seine Übergabe von einem Tage zum andern erfolgen muß, wenn eine Belagerungsarmee so bedrohet ist, daß sie in jedem Augenblick fürchten muß, durch dm herbeikommenden Entsatz, ihre Linien gesprengt zu sehen, dann ist eine solche Bewilligung eine moralische Unmöglichkeit; beides war hier ganz offenkundig nicht der Fall, und so ist auch in der Tat nicht einzusehen, welcher große Nachteil aus dieser Sendung hätte entstehen können. Eine Verbindung zum gemeinschaftlichen Angriff war ein kaum der Rede werter Gegenstand, da 5000 oder 6000 Mann, womit der Kommandant einen Ausfall machen konnte, nichts entschieden haben würden. Man kann sich also des Königs Hartnäckigkeit kaum anders erklären, als aus einer leidenschaftlichen Bitterkeit, die sich seiner zuweilen bei Dingen bemeisterte, die zu den untergeordneten gehörten, und seine großen Verhältnisse kaum berührten. Der König hatte nach der Einnahme von Schweidnitz noch an die von Dresden gedacht; da sich die erstere so lange verzog, so blieb zur letzteren auch nicht mehr Zeit; er begnügte sich daher, indem er einen Teil seiner Armee nach Sachsen schickte, mit den Vorteilen, die sein Bruder indessen dort eingeerntet hatte, das heißt mit den: Besitz von ganz Sachsen, mit Ausschluß Dresdens und des kleinen Winkels zwischen der Weistritz und Elbe, mit einer abermaligen Streiferei in Böhmen, wobei in Satz ein ziemlich beträchtliches Magazin verbrannt wurde, und endlich einer ausgedehnten tief in Franken hinein, welche über Nürnberg hinausging, und die bald darauf erfolgte Neutralität der Reichsstande zum Zweck hatte. Wir finden also, so vorteilhaft sich dieser Feldzug auch seinen Resultaten nach im Vergleich mit den drei letzten ausnahm, daß er doch derjenige ist, in welchem der König die meisten Fehler gemacht hat…“