Die Schlacht bei Warschau

Gemeinhin gilt die Schlacht von Fehrbellin (1676) als Anfangspunkt des Aufstieges unseres alten Preußens zur ersten Kriegsmacht des Abendlandes. Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn vor Fehrbellin wurde die Schlacht von Warschau geschlagen, in der ein schwedisch-brandenburgisches Heer von nur 18,000 Mann ein polnisches Heer von 80,000 Mann schlug. Gut, ich würde zehn Polen als Gegenwert für einen alten Schweden ansetzen, aber das würde heutzutage als Rasentisch verdammt werden. Die Schlacht von Warschau zog sich übrigens drei volle Tage hin, ehe die Polen in die Flucht geschlagen und Warschau mal wieder erstürmt war. Die Verluste der Polen beliefen sich auf 6000 Mann und 39 Geschütze, unsere Einbußen sind mit 700 Gefallenen und Verwundeten zu beziffern. Die Hauptfrucht des Sieges war die Rückgewinnung der Oberhoheit über unser Herzogtum Preußen im Frieden von Oliva. Die Polen machen bei unserem Geschichtsschreiber August Riese den Schweden vor Warschau schwer mit dem Kleinkrieg zu schaffen, während sich unser Kurfürst – getreu dem Wahlspruch, daß die Preußen so schnell nicht schießen – mit seiner Ankunft Zeit läßt: https://archive.org/details/diedreitgigesch00riesgoog

„Carl Gustav muß anfangs in Bezug auf seine Operationen, welche er zunächst gegen die Polen unternehmen wollte, geschwankt haben, da er dieselben bald auf dem rechten, bald auf dem linken Weichsel-Ufer anzugreifen beabsichtigte, jedoch schließlich von diesem Offensivplane Abstand nahm und für seine Person das Lager nicht verließ. Dagegen entsandte er, wahrscheinlich in der Absicht, den unermüdlichen und kecken Czametzki auf dem linken Weichsel-Ufer festzuhalten, in den ersten Tagen des Juli den Generalmajor Bötker über die Weichsel und befahl ihm seine Streifereien sogar bis nach Blonie (10. Juli) drei Meilen westlich von Warschau auszudehnen. Der König wurde im Lager hauptsächlich durch die Rücksicht auf die Deckung Preußens, so wie auf die Erhaltung der Verbindung mit demselben und den in Litauen stehenden Truppen zurückgehalten; er musste vorzugsweise die durch Gonsiewski bedrohte Narew-Linie von hier aus sichern. Die wichtigsten Punkte an der Narew-Linie waren die Städte Pultusk, Ostrolenka und Tykoczyn; die letztere, dem Fürsten Bogislav Radziwill angehörige Feste wurde zur Zeit von dem Adel Masowiens und Podlachiens seit 9 Wochen belagert. Der König detachierte daher am 10. Juli Douglas und Radziwill mit acht Reiter-, zwei Dragonerregimentern (nach Rauchbar 120. 3000 Pferde) und einigen leichten Stücken mit dem Auftrage diese Feste zu entsetzen und unterwegs sämtliche Brücken und Fahrzeuge zu zerstören. – Gleichzeitig forderte er den Kurfürsten auf, seine nächsten Truppen, die des Oberst Wallenrodt bei Johannisburg zur Deckung von Douglas Marsch zu verwenden, so wie 800 – 1000 Dragoner zu demselben Zwecke nach Ostrolenka zu senden. Und in der Tat versuchten die Polen hier einen Einbruch nach Preußen, sie belagerten unter Gonsiewski Pultusk und besetzten Ostrolenka; dem Könige aber erschien die Gefahr so dringend, dass er unter dem 13. Juli sich erneut mit dem Ansuchen an den Kurfürsten wendete, Wallenrodt oder andere Hilfe vorrücken zu lassen, vor allem aber selbst schnell herbeizueilen, „da nur, wenn sie vereint wären, der Feind von seinem geschwollenen Hochmute nachlassen würde“; überhaupt scheint den König die Verzögerung dieser Konjunktion durch den Kurfürsten damals sehr beunruhigt und er denselben bis zum letzten Augenblick in geheimen Unterhandlungen mit Johann Kasimir begriffen geglaubt zu haben. Die Ankunft des Kurfürsten verzögerte sich in der Tat und bewirkte, dass der König einen zur Ergreifung der Offensive günstigen Moment unbenutzt vorübergehen lassen musste. Am 16. Juli hatte nämlich die durch starke Regengüsse hoch angeschwellte Weichsel die Brücke bei Warschau zerstört und Carl Gustav teilte diesen günstigen Umstand noch an demselben Tage dem Kurfürsten mit, so wie seine Absicht, sich gegen die „nun mehr von der andern getrennte“ litauische Armee, welche damals zwischen Bug und Narew, nämlich zwischen Wyszkow – Brock und Pultusk – Ostrolenka stand, zu wenden und hierfür zwischen Sierock und Pultusk den Narew zu passieren. Inzwischen war auch Tykoczyn glücklich entsetzt worden; Gonsiewski hatte von Pultusk aus 2000 Mann nach diesem Punkte detaschiert, um denselben gegen den anrückenden Douglas zu halten, jedoch erschien diese Verstärkung zu spät, so dass es inzwischen Douglas gelungen war Tykoczyn zu entsetzen, den Masowischen und Podiachischen Adel zu zersprengen, ihm 2 Geschütze 8 Fahnen und gegen 1500 Gefangene (Th. Eur. VII 963) abzunehmen und am 19. Juli unangefochten wieder zu seinem Könige zu stoßen. Schon am 18. hatte Carl Gustav den glücklichen Entsatz der Feste dem Kurfürsten anzeigen können…“

Reinhold Begas

Glanzvoll war unsere dritte Hauptstadt Berlin in der alten Zeit und keinen geringen Teil ihres einstigen Glanzes verdankt sie unserem Bildhauer Reinhold Begas. Der hat nämlich die Nationaldenkmäler für unseren Kaiser Wilhelm I. und unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, die Siegesallee, das Grabmal für unseren Kaiser Friedrich IV., den Neptunbrunnen und das Schillerdenkmal. Geboren wurde unser Reinhold Begas 1831 in Schöneberg als Sohn des Malers Carl Joseph und seiner Gattin Wilhelmine, der Tochter des Schloßbaumeisters Johann Ludwig Bock. Seine bildhauerische Ausbildung erfuhr er durch Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch und Ludwig Wichmann. Nicht nur schöne Denk- und Grabmäler hat unser Reinhold Begas geschaffen, sondern auch viele andere Standbilder und Figuren. Dabei hat es ihm besonders die altgriechische Sagenwelt (Psyche, Prometheus) angetan. Geheiratet hat unser Reinhold Begas Margarethe Philipp und zeugte mit die zwei Söhne Werner und Freddy und eine Tochter namens Molly. Unser Kunstgelehrter Alfred Gotthold Meyer kommt nun in seinem Buch „Reinhold Begas“ zur Liebesgöttin Venus (welche wir Deutschen als Freyja kennen) unseres Bildhauers: https://archive.org/details/reinholdbegaslie00meyeuoft

Allein das war doch eine Art von Auferstehung, denn auch diesen Frauengestalten ist läuternd eine Wandlung zu gute gekommen, welche sich während der zwischen dem ersten Entwurf und der Marmorausführung des Schillerdenkmals liegenden sieben Jahre in der ganzen Kunst ihres Meisters vollzog. Die Hauptseiten seines bisherigen Charakterbildes, der helle Natursinn, der so schalkhaft aus seinen Frauenszenen spricht, das energische Erfassen der Wirklichkeit in seinen Porträts, und der trotzigkühne, dramatische Zug zum Barockstil in der Börsengruppe und den beiden Denkmälern – alle diese Elemente seines Schaffens erhalten vom Jahre 1863 ab ihr Spiegelbild in einem neuen Brennpunkt, der sie bald steigend, bald mildernd verklärt: in Frauenschönheit und Liebeslust. Leibhaftig waren sie in sein Leben getreten. Ende 1863 hatte er sich mit Margarete Philipp verlobt, einem kaum fünfzehnjährigem Mädchen, das jedem, und vollends einem Begas, als der verkörperte Jugendreiz selbst erschien, wie er dem Künstler wohl zuweilen in seinen Träumen und in seinen Werken, gar selten aber in Fleisch und Blut gesellt ist. Nicht äußere Rücksichten hatten diesen Bund gestiftet – er verbürgte keineswegs glänzende Verhältnisse. Und doch war es, als leiste schon die jugendliche Vollkraft und die Schönheit dieses Paares allein dafür Gewähr, daß es sieghaft zu den Höhen des Daseins emporsteigen werde. – Schon im Frühjahr 1864 wurde die Hochzeit gefeiert, und wiederum zog Begas nach Italien. Daß er sein junges Glück nirgends besser als in Rom genießen könne, war selbstverständlich. War doch auch Böcklin mit den Seinen und Lenbach, der damals in den römischen Galerien im Auftrage des Grafen Schack seine Kopien begann! Wie bei diesen beiden der Pinsel, so war bei Begas trotz des Honigmondes aber auch das Modellierholz eifrig in Tätigkeit, und als deren schönstes Produkt stand im Herbst des Jahres auf der Berliner Akademischen Kunstausstellung ein neues Werk, das seinen Namen wiederum in aller Mund brachte: die Gipsgruppe „Venus und Amor“. Einer der köstlichsten Schöpfungen attischer Poesie war der Stoff entlehnt, jenem Gedicht Anakreons, in welchem geschildert wird, wie der Knabe Eros, den eine in einer Rose verborgene Biene in den Finger gestochen, der Venus sein Leid klagt:

„O weh mir, rief er, Mutter!

O weh! Ich bin des Todes!

Da hat mich eine Schlange

Gehilfen, klein, mit Flügeln:

Der Landmann nennt sie Biene. –

Und jene sprach: So schmerzt

Der Stachel einer Biene!

Nun denke, wie es schmerzet,

Wenn, Eros, du verwundest.“

Von echt attischer Anmut und geistvoller Feinheit sind diese Verse, und ein Praxiteles scheint berufen, sie in ein Bildwerk zu übertragen. Ihm, dem Hellenen, mußte dabei auch daran gelegen sein, die Göttin und das Götterkind als solche zu charakterisieren, und sicherlich wäre ihm dies hier nicht weniger gelungen, als bei seiner Aphroditestatue zu Thespiae, die neben derjenigen der irdischen „Phryne“ – obschon nur nackt, wie sie – so sieghaft als Olympierin erschien. – Doch „die Götter sanken vom Himmelsthron.“ Aphrodite und Phryne verschmolzen zu einem einzigen Wesen, denn jene lieh gnädig ihren Namen, um die unverhüllte Frauenschönheit hinüberzuretten in die entgötterte Welt. – Gar vieles ist ihr dabei zugemutet worden! Am willkommensten aber muß ihr jedenfalls ein treues Abbild irdischer Jugendreize bleiben, die ihr selbst durch ihren Zaubergürtel ewiggültig verliehen sind. Und frischer, als in dieser Begasschen Gruppe, als in diesem jungen Weib, aus dessen üppiger Gliederpracht der warme Hauch des Lebens so sinnberückend weht, kann dieses Abbild von der Plastik kaum geboten werden. Auf niedrigem Sitz hat sich die junge Mutter niedergelassen und neigt sich tröstend über ihren Knaben. Diese Haltung bringt die Schönheit ihrer weichen, vollen Formen noch zur besonderen Geltung, vor alle, an Schultern und Rücken und an den leicht gekreuzten Beinen. Nur der Schoß ist bedeckt, aber sie weiß nicht, daß fremde Augen auf ihr ruhen; sie ist vollständig mit ihrem Knaben beschäftigt, diesem prächtigen verzogenen Trotzkopf, der so völlig dieser Mutter würdig ist. Weich und rundlich sind auch seine Glieder, allein doch weit draller, als etwa die jenes Bacchusknaben, der die Reihe der Begasschen Kinderdarstellungen eröffnet. Kerngesundes, warmes Blut rollt in den Adern dieser beiden Gestalten, des Weibes und des Knaben, die ihre Leiber aneinander schmiegen, die ihre Köpfe zu einander neigen, und diese blühende Lebensfrische, die in den leichten Hebungen und Senkungen der Formen, ja auch in ihrer Textur, der Wirklichkeit so erstaunlich nahe kommt, erschien damals – 1864 – in einem Bildwerk, und vollends in einer Gipsguppe, unerhört. Man war selbst an Figuren, die sich offen als Aktstudien nach dem Leben bekannten, eine gewissermaßen abstraktere, mehr stilisierende Wiederhabe gewöhnt. Das bezeugt schon Rauchs „Danaide“, die trotz ihrer Formenschönheit neben dieser Begasschen Venus zu einem fast gefühllos kalten Gebilde erstarrt. Wohl fehlte es nicht an Stimmen, die jene Lebenswärme als sündige, unkünstlerische Verherrlichung des Fleisches verdammten, allein sie vergaßen, welcher Grad von Kunst und von Können denn doch dazu gehört, daß „Kunst sich in Natur verwandelt“. Und sie mußten vor dem lauten Jubel verstummen, mit dem diese Gruppe von den meisten begrüßt wurde. Ist sie doch zugleich so reizend liebenswürdig und wirkt so lebendig auch durch den schalkhaften Zug, der durch das Ganze geht! Wie köstlich ist allein schon die Bewegung der Händchen Amors! – …“

Hermann der Cherusker und die Schlacht im Teutoburger Wald

Die Schlacht im Teutoburger Wald, gerne auch die Hermannschlacht genannt. Drei Legionen der Römer griff Hermann der Cherusker im Jahre 9 im Teutoburger Wald an und traf so deren Achillesferse. In dem unwegsamen Gelände konnten die Römer nicht in ihrer gefürchteten, dreifachen Schlachtordnung kämpfen und ihre langen Marschkolonnen konnten leicht überfallen und aufgerieben werden. Drei Tage soll die Schlacht getobt haben und mit der gänzlichen Vernichtung der römischen Legionen geendet haben. Neben der Befreiung unserer deutschen Nation von der römischen Fremdherrschaft hatte die beständige Keilerei unserer Altvorderen mit den Römern so manche folgenreiche Nebenwirkung. Dazu ein kleiner Schwank vom Tacitus:

„Daher schritten nicht bloß die Cherusker und deren Bundesgenossen, des Arminius alte Krieger, zum Kampfe, sondern auch aus Marbods eignem Königreiche fielen suebische Völker, die Semnonen und die Langobarden zu ihm ab, durch deren Beitritt er das Übergewicht erhalten hätte, wäre nicht Inguiomerus mit der Schar seiner Schützlinge zu Marbod übergegangen, aus keinem anderen Grunde, als weil dem jugendlichen Brudersohne zu gehorchen der greise Oheim unter seiner Würde hielt. So ordnen sich zur Schlacht die Heere, beiderseits mit gleicher Hoffnung, und nicht, wie sonst bei den Germanen, in planlosem Zusammenlauf oder in zerstreuten Haufen; denn der lange Krieg mit uns hatte sie daran gewöhnt, den Feldzeichen zu folgen, durch Rückhalt sich zu decken, auf die Worte der Feldherrn zu achten. Und damals wies Arminius, Alles zu Roß umspähend, wie er bald hier, bald dort herangesprengt kam, auf die wieder errungene Freiheit hin, auf die hingemordeten Legionen, und wie noch jetzt den Römern entrissene Siegesbeute und Waffen in den Händen Vieler sich befänden; dagegen einen feigen Flüchtling Marbods nennend, der fern von Schlachten, in des herkynischen Waldes Schlupfwinkeln sich geborgen fühlend, dennoch bald durch Geschenke und Gesandtschaften um Bündnis gebettelt habe, ein Vaterlandsverräter, ein Trabant des Cäsars, den man mit nicht minderer Erbitterung zu verjagen suchen müsse, als Varus Quinctilius sie vernichtet hätten. Nur gedenken sollten sie so vieler Schlachten, durch deren Ausgang, sowie durch die endliche Verjagung der Römer hinreichend erwiesen sei, auf welcher Seite des Kriegs Entscheidung sei gegeben worden.“

Wie viel wir Deutschen von den alten Römern in der Kriegskunst gelernt haben, bezeugt uns Friedrich der Große in seinen (sehr lesenswerten) Generalprinzipien des Krieges:

„Die von mir geführten Kriege haben mir Gelegenheit zu gründlichem Nachdenken über die Grundsätze der großen Kunst gegeben, die so viele Reiche emporgebracht oder zerstört hat. Die römische Disziplin besteht nur noch bei uns. Folgen wir auch darin dem Beispiel der Römer, daß wir den Krieg zum Gegenstand unsres Studiums und den Frieden zur steten Übung machen.“

Vom weiteren Verlauf der Kämpfe mit den Römern berichtet uns deren Geschichtsschreiber Tacitus in seinen Jahrbüchern. Bei dem sich nun unser Cheruskerfürst anschickt seinen Erfolg im Teutoburger Wald zu wiederholen. Es gelingt ihm nämlich Cäcina, den Unterfeldherrn des Germanicus, auf ähnliche Weise im Wald- und Sumpfgelände zu stellen… https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10996431_00001.html

„Die Barbaren versuchten die Postenkette zu durchbrechen und sich auf die Arbeitskommandos zu stürzen; sie forderten sie heraus, umzingelten sie und stürmten auf sie los. Durcheinander ertönte das Geschrei der Arbeitskommandos und der kämpfenden Truppe. Und überall stellten sich die gleichen Schwierigkeiten den Römern in den Weg: Das grundlose Sumpfgelände, auf dem man nicht fest auftreten konnte und beim Vorwärtsgehen ausglitt, das Gewicht der Panzer, das auf dem Körper lastete, die Unmöglichkeit, im Wasser stehend die Wurfspeere zu schwingen. Dagegen waren die Cherusker an den Kampf im Sumpfgelände gewöhnt, waren hochgewachsen, führten gewaltige Lanzen, mit denen sie auch auf größere Entfernung ihre Gegner verwunden konnten. Erst die Nacht enthob die schon weichenden Legionen dem unter ungünstigen Bedingungen geführten Kampfe. Die Germanen kannten angesichts ihrer Erfolge keine Müdigkeit. Sie gönnten sich auch jetzt keine Ruhe und leiteten alle Wasserläufe, die von den Anhöhen ringsum herunter kamen, in das tieferliegende Gelände ab. Dieses wurde überschwemmt und die schon fertig gestellten Befestigungsabschnitte verschüttet, wodurch die Mannschaften doppelte Arbeit zu leisten hatten. Es war das vierzigste Dienstjahr, in dem Cäcina als Untergebener oder Vorgesetzter stand. Er hatte Erfahrung im Glück und im Unglück gesammelt und ließ sich daher nicht in Schrecken versetzen. Und so fand er bei der Erwägung, welche Maßnahmen zu treffen seien, keinen anderen Ausweg, als den Feind aus dem Walde solange nicht heraus zu lassen, bis die Verwundeten und der ganze schwere Troß einen Vorsprung gewonnen hätten. Denn in der Mitte zwischen den Bergen und den Sümpfen zog sich eine Ebene hin, die eine Aufstellung in schmaler Front ermöglichte. Von den Legionen wählte er die fünfte für die rechte, die einundzwanzigste für die linke Flanke, die erste für die Spitze der Marschkolonne, die zwanzigste als rückwärtige Deckung gegen etwaige Verfolgung aus. In der Nacht kam es aus verschiedenen Ursachen zu keiner Ruhe: die Talmulden und die widerhallenden Bergwälder waren erfüllt von dem fröhlichen Gesang oder dem wilden Lärmen der Barbaren, die festliche Gelage feierten; bei den Römern glimmten nur schwache Lagerfeuer, hörte man nur abgebrochene Laute, während sie selbst an dem Wall herumlagen, in den Zelten umherirrten, mehr weil sie nicht Schlafen konnten, als weil sie wachen wollten. Den Heerführer erschreckte ein grässliches nächtliches Traumbild: er glaubte den blutbespritzten Quintilius Varus aus dem Sumpfgelände emportauchen zu sehen und ihn gleichsam rufen zu hören, ohne ihm jedoch Folge zu leisten; vielmehr stieß er die ausgestreckte Hand zurück. Bei Tagesanbruch verließen die zum Flankenschutz abgesandten Legionen aus Furcht oder Widersetzlichkeit ihre Stellung und besetzten eilig das freie Feld jenseits des Sumpfgeländes. Aber Arminius brach nicht sofort hervor, obgleich seinem Angriff nichts entgegengestanden hätte. Als aber der Troß im Schlamm und in den Gräben stecken blieb, überall bei den Soldaten Verwirrung um sich griff, die einzelnen Abteilungen nicht mehr geschlossen blieben und, wie es in einer solchen Lage zu gehen pflegt, jeder nur darauf bedacht war, rasch davonzukommen, und sich taub gegen Befehle stellte, da gab Arminius den Germanen den Befehl zum Angriff mit dem Ruf: „Seht da! Varus und die wiederum dem gleichen Schicksal verfallenen Legionen!“ Mit diesen Worten durchbrach er mit einer auserlesenen Truppe die Marschkolonne, wobei er hauptsächlich den Pferden Wunden beibrachte. Diese glitten in ihrem eigenen Blute und auf dem schlüpfrigen Sumpfboden aus, warfen die Reiter ab, trieben die Leute vor ihnen auseinander und zerstampften die am Boden liegenden. Der Kampf tobte hauptsächlich um die Adler, die weder gegen den Geschosshagel vorwärts getragen noch in dem schlammigen Boden festgemacht werden konnten. Während Cäcina versuchte, den Kampf zum stehen zu bringen, wurde sein Pferd unter ihm durchstochen. Er stürzte herab und wäre umzingelt worden, wenn nicht die erste Legion sich dem Feind entgegen geworfen hätte. Dabei kam die Habgier der Feinde zustatten, die von dem Morden abließen und sich auf das Beutemachen verlegten. So konnten sich die Legionen, als es Abend wurde, in offenes Gelände und auf festen Boden herausarbeiten. Doch damit war die Not noch nicht zu Ende: es musste ein Wall errichtet und Dammerde herbeigeschafft werden. Die Geräte für das Ausheben der Erde oder Ausstechen des Rasens waren größtenteils verloren gegangen, die Manipel hatten keine Zelte, für die Verwundeten gab es keine Verbandstoffe, die Nahrungsmittel, die man verteilte, waren durch Schmutz oder Blut verunreinigt, und die Soldaten jammerten über die Grabesnacht und dass so viele tausend Menschen nur noch einen einzigen Tag zu leben hätten…“

Kaiser Joseph der Erste

Den Kaiser nötigte Karl XII., als er durch Schlesien kam, den Protestanten des Herzogtums hundertfünfundzwanzig Kirchen wiederzugeben (1707). Der Papst murrte darüber und sparte weder Proteste noch Klagen. Joseph aber erwiderte ihm: wenn der König von Schweden ihm zugemutet hätte, er solle selber lutherisch werden, so wüßte er auch nicht recht, was dann geschehen wäre.“ (Friedrich der Große, „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“)

Mit Feigheit darf man diesen Schwank nicht verwechseln. Schließlich hatte unser alter deutscher Kaiser Joseph der Erste damals alle Hände voll zu tun und da wäre es reichlich albern gewesen wegen einer nachrangigen Glaubensfrage Streit mit dem übergewaltigen Schwedenkönig anzufangen, der damals drauf und dran war Dänemark, Polen und Rußland zugleich niederzuwerfen. Im Westen mußte unser Kaiser Joseph der Erste nämlich gegen die Welschen fechten, die seinem jüngeren Bruder Karl den spanischen Thron streitig machten. Und in Ungarn wütete der Aufstand der Kuruzen. In seinen sechs Regierungsjahren (1705 bis 1711) wandte sich das Kriegsglück im Spanischen Erbfolgekrieg uns Deutschen zu. Namentlich bei Turin, Oudenarde und Malplaquet erlitten die Welschen bedeutende Niederlagen und der Weg ins Herzen Gallien war frei. Die Nornen fügten es es aber anders. Mit dem unzeitigen Heimgang unseres Kaisers Josephs des Ersten zerfiel der Kampfbund gegen Gallien. Da England die Wiederherstellung des spanisch-deutschen Weltreiches Kaiser Karls des Fünften durch unseren Kaiser Karl den Sechsten fürchtete. Geboren wurde unser Kaiser Joseph der Erste 1678 in unserer alten Reichshauptstadt Wien als Sohn unseres Kaisers Leopolds des Ersten und von dessen Gattin Eleonore von der Pfalz. Bereits 1687 zum König von Ungarn erhoben, wurde er 1690 zum deutschen König gewählt. Seine Herzensdame Wilhelmine von Lüneburg führte unser Kaiser Joseph der Erste 1699 zum Traualtar. Zwei Töchter und einen Sohn schenkten die Nornen dem Paar. Zur Belagerung von Turin schreiten die Welschen nun bei unserem Geschichtsschreiber Alfred von Arneth („Prinz Eugen von Savoyen“). Doch hat unser Kaiser Joseph der Erste schon unseren Prinz Eugen mit einem Entsatzheer zur Rettung angeschickt: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10063063_00005.html

In Piemont war der Herzog de la Feuillade ohne längeres Säumen an die ihm gestellte Aufgabe, die Belagerung von Turin geschritten. Diese war die Losung der Franzosen; Turin zu retten, diejenige des Kaisers und seiner Verbündeten. Aus diesem Grunde war man denn auch von Seite der letzteren, und insbesondere des Herzogs Victor mit der größten Sorgsamkeit bei der Wahl des Mannes zu Werke gegangen, welchem man die Verteidigung der Stadt übertragen hatte. Es war dies der kaiserliche Feldmarschall-Leutnant Graf Wirich Daun, welcher nach Guido Starhembergs Entfernung aus Piemont das Kommando der dort befindlichen kaiserlichen Truppen übernommen hatte. Graf Daun war ohne Zweifel von allen kaiserlichen Generalen seines Ranges derjenige, welcher einem Guido Starhemberg am füglichsten ein Nachfolger sein konnte. Nicht daß er an hoher militärischer Begabung, an Festigkeit des Charakters an Starhemberg hinanreichte, aber er blieb doch in vieler Beziehung nicht gar zu weit hinter ihm zurück. Wie Starhemberg war er eigentlich ein Infanterie- General, von großer kriegerischer Erfahrung, ein Mann von unerschütterlicher Anhänglichkeit an das Kaiserhaus und in Ansehen und Vertrauen bei dem Monarchen. Biegsamer und willfähriger als Starhemberg war er Eugen und dem Herzoge von Savoyen angenehmer als dieser. Denn er benahm sich nicht als ein gleichberechtigter Rivale, sondern als ein fügsames, dabei aber gleichzeitig höchst brauchbares Werkzeug. Aus diesen Gründen wurde die Wahl Dauns zum Leiter der Verteidigung von Turin, zu welcher der Herzog in feinem Heere keinen tauglichen General besaß, von allen Seiten gebilligt und durch den Erfolg glänzend gerechtfertigt. Daun selbst kündigte seine Ernennung zum Kommandanten, und was damit gleichbedeutend war, seine Bestimmung zum Verteidiger von Turin dem Prinzen mit der Zusage an, daß er alles anwenden werde, was zu einer tapferen Gegenwehr nur immer einem Menschen möglich sei. „Allem Eure Durchlaucht werden“, fügte er hinzu, „von selbst ermessen, daß endlich dieser Platz wie alle anderen wird fallen müssen , wenn ihm keine Hilfe gebracht wird.“ Insbesondere sei dies bei der geringen Güte der herzoglichen Truppen der Fall, welche in allem und jedem weder Ernst noch Eifer, sondern eine solche Lauigkeit und Nachlässigkeit zeigten, daß der Herzog selbst es mit Schmerz habe mitansehen müssen. Allein weder dieser Umstand, noch das Leiden, welches dem Grafen Daun eine alte Wunde am Fuße verursachte, hinderte ihn, des gegebenen Wortes eingedenk zu sein und mit aller Tatkraft den übernommenen Pflichten nachzukommen. Da er zu Anfang der Belagerung weder gehen noch ein Pferd besteigen konnte, ließ er sich in einem Armstuhle dorthin tragen wo feine Gegenwart nötig war. Denn schon am 13. Mai war die französische Belagerungsarmee, in einer Gesamtstärke von vierzig tausend Mann, vor Turin erschienen und hatte Tags darauf die Arbeiten begonnen. In der Nacht vom 26. auf den 27. Mai wurden die Trancheen eröffnet, und von diesem Zeitpunkte an datierte Graf Daun den Anfang der Belagerung Turins. Während dieselbe von dem Herzoge de la Feuillade mit Eifer fort gesetzt wurde, hatte Eugen seine Truppen nach und nach immer tiefer auf das Gebiet von Verona gezogen und sein Hauptquartier oberhalb dieser Stadt, zu Sankt Martins aufgeschlagen. Sein rechter Flügel hielt den Montebaldo und die Chiusa, sein linker Castelbaldo an der unteren Etsch besetzt. Mit Ungeduld wartete er hier auf den Rest der pfälzischen und gothaschen Truppen , die sich mit schwerfälliger Langsamkeit ihrem Bestimmungsorte näherten. Bevor aber dieselben noch daselbst eingetroffen waren, traten zwei Ereignisse ein, welche der Sache Frankreichs bedeuten den Eintrag taten und derjenigen ihrer Gegner neuen Aufschwung verliehen. Schon während des verflossenen Jahres war der junge König Karl, von der Begierde entflammt, fein Reich sich selber zu erobern, auf spanischem Boden gelandet. Katalonien und Valencia hatten sich ihm leicht unterworfen und zu Barcelona war seine Hofstatt aufgeschlagen worden. Ihn von dort zu vertreiben, näherte sich der Gegenkönig Philipp mit einem starken französisch-spanischen Heere Barcelona und unternahm die Belagerung dieser Stadt. Aber Karls Ausdauer und die Tapferkeit seiner Getreuen hatten dem Feinde mit solchem Erfolge Widerstand geleistet, daß bei dem Erscheinen einer Flotte der Seemächte die Belagerung auf gehoben und in kläglicher Verwirrung der Rückzug angetreten wurde. Philipp verließ sogar, wenn gleich nur auf kurze Zeit, den Boden Spaniens…“

Herzog Widukind von Sachsen

Man findet bei ihnen keine Priester wie die Druiden und auch keinen besonderen Hang zum Opferdienst. Als Götter verehren sie nur die Sonne, Vulkan (das heißt das Feuer) und den Mond, die sie sehen und deren offenbaren Einfluss sie wahrnehmen. Die übrigen Götter kennen Sie auch nicht dem Namen nach.“

Berichtet unser möglicher Erschaffer Julius Cäsar in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg über den Glauben unserer Altvorderen. Wir erkennen daran, um was für eine Verschlechterung es sich bei der Einführung des Christentums in Deutschland handelte. Dieser morgenländischen Verderbnis erlagen nach und nach alle unsere deutschen Stämme – Goten, Wandalen, Bayern, Schwaben und Franken. Nur einer widerstand, nämlich unsere Sachsen. Und so kam es im achten Jahrhundert zum Kampf mit den Franken, welche die Pfaffen zum Bruderkrieg antrieben. Der Führer der Franken dabei war Karl der Große, während an der Spitze der Sachsen Herzog Widukind stand. Von 772 bis 804 tobte der Kampf und endete leider mit der Niederlage der Sachsen. Die bedeutendsten Schlachten wurden 782 am Süntel und 783 an der Grotenburg und an der Hase geschlagen. In den ersten beiden trug unser Herzog Widukind den Sieg davon, in der letzteren erlitt er aber eine schwere Niederlage. Gedenken wollen wir seiner aber trotzdem. Um 750 ist unser Herzog Widukind wohl geboren und dürfte bis 807 gelebt haben. Seine Herzensdame Geva von Norwegen führte er 773 zum Traualtar. Sie schenkte ihm den Sohn Wigbert und die Tochter Gisela. Seine Nachfahrin war Mathilde von Westfalen, die Mutter Ottos des Großen. Bei unserem Geschichtsforscher Wilhelm Diekamp in „Widukind, der Sachsenführer, nach Geschichte und Sage“ scheint unser Reichsgründer Karl der Große in Sachsen nunmehr am Ziel zu sein: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11371768_00005.html

So schien die Unterwerfung der östlichen Stämme gesichert, und offenbar lag es im Plane Karls, auch die Westfalen völlig zu beugen. Aber diese hatten unterdessen die fränkische Abteilung auf dem linken Weserufer, die wie Karl den Fluss hinabgezogen war und bei Lidbach oder Hlidbeki, dem heutigen Lübbecke, ein Lager aufgeworfen hatte, überfallen, indem sie sich mit Franken, die vom Futterholen heimkehrten, in’s Lager schlichen und nach Einbruch der Nacht unter den Schlaftrunkenen ein großes Blutbad anrichteten. Doch sollen nach dem Berichte der Annalen die Franken nach Abschluss eines Abkommens – „quod inter eos in tali necessitate fieri poterat“, – sie glücklich vertrieben haben. Auf die Nachricht hiervon eilte Karl herbei, griff die Westfalen an, die wohl auf den Vertrag bauend, sorglos den Rückweg angetreten hatten, und zwang auch sie zur Stellung von Geiseln!). Fast alle neueren Historiker stimmen darin überein, dass Widukind bei diesem Überfalle des fränkischen Heeres eine bedeutsame Rolle gespielt, und es lässt sich nicht leugnen, dass die Umstände es höchst wahrscheinlich machen, wenn auch bei dem gänzlichen Schweigen der Quellen keine Sicherheit zu erlangen ist. Gerade in diesem Jahre treten auch die hervorragenden Führer der Ostfalen und Engern hervor; gerade auf jenen Überfall scheint die Bezeichnung „facinus“, die Einhard auch auf die Süntelschlacht anwendet, besonders zu passen; auch die Art und Weise desselben, die gelungene List, der kühne Angriff sollen die Person Widukinds durchblicken lassen. Aber wir werden dann wohl festzustellen haben, dass er noch vor der Unterwerfung der Westfalen sich gerettet, dass er sich nicht mit den andern zur Treue verpflichtet, da den Vorwurf der Treulosigkeit niemand gegen ihn erhoben; andererseits aber erscheint die Ansicht, die von Wersebe (Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra) aufstellt, er sei schon damals nach Dänemark entflohen, nicht begründet. Wollen wir aber annehmen, daß Widukind auch jetzt noch nicht in den Streit eingetreten sei, so möchte seine Teilnahme an den Kämpfen des Jahres 776 doch wohl zweifellos sein. Wie Karl dem Anscheine nach sich nicht gebunden gehalten hatte durch den von seinen Unterfeldherrn geschlossenen Vertrag, so erneuerten auch, während der König in Italien weilte, die Sachsen, wenigstens die Eingesessenen der südlichen Gaue Westfalens und Engerns, die ja zunächst bedroht am heftigsten Widerstand leisten mussten, trotz der gelobten Unterwerfung den Krieg. Wieder drehte sich der Kampf um die befestigten Plätze Eresburg und Sigiburg, die Karl 775 besetzt hatte. „Permala ingenia et iniqua placita“, wie die Jahrbücher des Laurentius des Älteren berichten, fiel die Eresburg und wurde zerstört. Dagegen missglückte der Versuch, Sigiburg durch Verrat oder Belagerung zu nehmen. Bis zur Lippe wurden die Sachsen von den Franken, die einen glücklichen Ausfall machten, verfolgt; dort wurden Verschanzungen aufgeworfen, aber noch vor der Vollendung derselben nahte Karl mit einem großen Heere und rückte siegreich bis zu den Quellen der Lippe vor. „Ex omni parte“ kamen die Sachsen dorthin; aber es genügte Karl nicht mehr die Stellung der Geiseln und das einfache Treugelöbnis: „reddiderunt patriam per wadium omnes manibus eorum“, und die „maiores natu“, wie die Jahrbücher des Petaviani sagen, hafteten mit ihrem Eide für die Treue. Eresburg wurde wieder befestigt und eine neue Burg angelegt an der Lippe; dort ließen sich die Sachsen mit Weib und Kind in großen Scharen – eine „inumerabilis multitudo“ – taufen. Das Land schien beruhigt, das Christentum begründet, so dass Karl daran denken konnte, mitten im Sachsenlande den Reichstag abzuhalten. Schon schien es eine Provinz des fränkischen Reiches zu sein, Rebellen deshalb, die dem Könige nicht Gehorsam leisteten. Wieder ließen viele sich taufen; sie erklärten Freiheit und Besitz bei erneutem Abfall für verwirkt…“

Wolfram von Eschenbach

Zwischen 1170 und 1220 lebte unser Wolfram von Eschenbach, einer der bedeutendsten deutschen Minnesänger, dessen gewaltige Versdichtung Parzival es mit dem Nibelungenlied, der Ilias oder Dantes Göttlicher Komödie aufnehmen kann (über Geschmack kann man bekanntlich streiten). Da uns das Leben unseres Dichters unbekannt ist, so richten wir diesem heute ein kleines Fest aus, um ihn und sein Werk zu würdigen. Der Parzival unseres verehrten Dichters soll im Mittelpunkt unserer kleinen Feier stehen. Daher ein weiteres Stück daraus: http://www.zeno.org/Literatur/M/Wolfram+von+Eschenbach/Versepos/Parzival

„Da sprach der stolze Degen jung:

„Mir entbot mein Vetter Schiltung,

Weil Friedbrand seine Tochter hat,

Ich sollt ihm dienen, wär sein Rat.

Seines Weibes wegen hat der hier

Nur alleine von mir

Sechstausend Ritter auserkannt;

Wehrlich ist der Degen Hand.

Noch bracht ich ihm der Ritter mehr;

Ein teil fuhr wieder über Meer.

Hier stritten für die Schotten

Viel wehrlicher Rotten.

Ihm kamen von Grünlanden

Helden, die im Streite standen,

Zwei Könige mit großer Kraft:

Eine Flut der Ritterschaft

Brachten sie auf manchem Kiel;

Ihre Rotte mir gar wohl gefiel.

Hier war auch Morhold für ihn;

Dessen Kampf hat Kunst und Sinn.

„Diese sind nun heimgekehrt.

Wie jetzt die Königin begehrt,

So tu ich mit den Meinen.

Ihrem Dienst will ich mich einen;

Des Dienstes danktest du mir nicht,

Denn schon aus Sippe wär er Pflicht.

Die verwognen Helden sind nun deine:

Wären sie getauft wie meine

Und ihnen an der Haut auch gleich,

Kein gekrönter König wär so reich,

Dem sie nicht drohten Streits genug.

Mich wundert was dich her verschlug

Und wie’s geschah: Das sage mir.“

„Ich kam gestern, heute bin ich hier

Herr geworden übers Land.

Mich fing die Köngin bei der Hand;

Da wehrt‘ ich mich mit Minne:

So rieten mir die Sinne.“

„Wohl hat dir deine süße Wehr

Bezwungen hier und dort das Heer.“

„Du meinst wohl, weil ich dir entrann?

Du riefst mich ja so heftig an:

Was wolltest du von mir erzwingen?

Lass mich also mit dir dingen.“

„Ich erkannte nicht den Anker dein:

Meiner Muhme Mann Gandein

Führt‘ ihn niemals mit sich aus.“

„Doch ich erkannte deinen Strauß,

Im Schild ein Sarapandratest;

Dein Strauß stand hoch und ohne Nest.

Ich sag gar wohl an Mann und Ross,

Dass dich die Sicherheit verdross,

Die zwei Helden mir gelobt:

Die hatten erst sich wohl erprobt.“

„Wie ihnen wär auch mir geschehn.

Dem Teufel selbst müsst ich gestehn,

Werd ich auch seiner nimmer froh:

Hätt er den Preis erworben so

Wie du an freveln Helden, traun,

Für Zucker äßen ihn die Fraun.“

„Dein Mund des Lobs zuviel mir spricht.“

„Nicht doch, schmeicheln kann ich nicht;

Nimm anders meiner Hilfe wahr.“

Sie riefen Rassaligen dar.

Mit Züchten sprach da Kailet:

„Euch hat mein Vetter Gahmuret

Mit seiner Hand gefangen.“

„Ja Herr, so ists ergangen.

Ich hab ihn wohl dafür erkannt,

Dass nun Assagog das Land

Treu in seinem Dienst verharrt,

Da unser König Eisenhart

Dort nicht sollte Krone tragen.

Er ward in ihrem Dienst erschlagen,

Die sich euerm Vetter hat ergeben:

Ihre Minne kostet‘ ihm das Leben;

Die Rache hat mein Kuss verschworen.

Ich habe Herrn und Freund verloren.

Will nun eurer Muhme Kind

Tun was Ritterpflichten sind,

Dass er uns will entschädgen sein,

So falt ich ihm die Hände mein.

So hat er Reichtum und Preis

Und was sich nur von Tankaneis

Auf Eisenhart vererbet hat,

Der gebalsamt steht an jener Statt.

Seine Wunden sah ich jeden Tag,

Seit dieser Speer sein Herz zerbrach.“

Das zog er aus dem Busen sein

Hervor an seidner Schnur so fein,

Und wieder sahn die Degen

Ihn an bloße Brust sichs legen.

„Es ist jetzt frühe noch am Tag:

Will mein Herr Killirjakag

Im Heere meine Botschaft melden,

So folgen ihm hieher die Helden.“

Ein Ringlein schickt‘ er seinen Scharen,

Die nach der Hölle farbig waren:

Die Fürsten kamen allzumal

Durch die Stadt in den Saal…“

Götz von Berlichingen

Unserem Götz von Berlichingen wollen wir anläßlich seines heutigen Heimganges im Jahre 1562 ein wenig gedenken. Um 1480 wurde er in Jagsthausen geboren und wurde von seinem Vetter Konrad von Berlichingen und dem Ritter Veit von Lentersheim im Waffenhandwerk ausgebildet. Außerdem diente er am Hofe des Markgrafen von Ansbach. Er nahm an den Feldzügen Kaiser Maximilians I. gegen die Gallier und Schweizer Teil, widmete sich dann aber hauptsächlich der Fehde. Besonders oft geriet er dabei mit dem Bischof von Bamberg, den Nürnbergern und dem Schwäbischen Bund aneinander. Berühmt ist auch seine Fehde mit Köln. Seinen Beinamen verdankt er dem Umstand, daß er 1504 vor Landshut seine rechte Hand verlor und sich eine Eiserne als Ersatz anfertigen ließ. Seine mächtigen Widersacher zwangen ihn schließlich Verzicht auf weitere Fehden zu leisten und sich fortan in seiner Burg still zu verhalten. Im Jahr 1540 holte Kaiser Karl V. unseren Götz von Berlichingen aus dem Ruhestand und so zog er noch einmal gegen die Gallier und Türken zu Felde. Getreu dem Motto „Wer schreibt, der bleibt“ hat unser Götz von Berlichingen seine Taten selbst niedergeschrieben: https://ia802307.us.archive.org/18/items/lebenfehdenundha00berluoft/lebenfehdenundha00berluoft.pdf Und kann es daher mit dem Shakespeare halten:

„Der Julius Cäsar war ein großer Mann:

Womit sein Mut begabte seinen Witz,

Das schrieb sein Witz, dem Mute Leben schaffend,

Der Tod besiegte diesen Sieger nicht,

Er lebt im Ruhm noch, obwohl nicht im Leben.“

Deshalb dürfte ihn auch sein heutiger Todestag nicht sonderlich betrüben.

Ein kleiner Auszug aus den Ritterlichen Taten unseres Götz von Berlichingen darf zur Feier des Tages natürlich auch nicht fehlen. Unser Held zieht nun mit Kaiser Maximilian gegen die aufständischen Schweizer zu Felde:

Zum andern aus ich, wie gemeldet, den Winter bis auf die Fastnacht bei meiner Mutter, Brüder und Schwestern seligen war, da fing sich der Schweitzer Krieg, ungefähr um Fastnacht an, und hatte der Markgraf schon zwei Züge nacheinander hinweg geschickt. So ich nun dasselbige hörte, gedacht ich, was soll ich da liegen, dann ich hatte Jagsthausen schon genug, und reite hierauf gen Onolzbach, und wollte hören, was es für ein Geschrei dort wäre. Und alsbald ich gen Hofe kam, ersah mich mein gnädiger Herr Markgraf Friedrich etc. Da ruft er einem seiner Diener zu ihm, mit Befehl, er sollt den Gewandschneider kommen lassen, wie dann geschah. Und so bald der Schneider kam, spricht der Markgraf zu im: „Nimm den Berlichingen und messe ihm Kleider an, er muß auf mich warten“, da er der Markgraf wollt gleich alsbald auch auf sein. Aber es kam Pfalzgraf Philips löblichen Gedächtnis, des andern Tags auch dahin, also das er noch zweiten Tag also mußte vorziehen, und wollt Pfalzgraf Philips die Neue Mark, und die Obere Pfalz einnehmen, denn Herzog Otto von Bayern war gestorben. Da wurde ich als ein Knabe für ein verordnet in des Pfalzgrafen Gemach auf zu warten, wie ich auch tat. Und wie der Pfalzgraf hinweg zogt, so war der Markgraf des andern Tags selbst persönlich mit dem dritten Zug auch auf, dann er hatte schon, wie gemeldet, zweiten Zug hinweg geschickt. Und wie wir hinauf kamen gen Überlingen, da hatten die Schweitzer schon einen Haufen geschlagen. Und lagen wir eine Zeit lang zu Überlingen still, darnach sammelten sich die Kaiserlichen und die Reichsstände wieder, und zogen mit der Macht hinein gen Konstanz, und stieß der Kaiser in der Nacht auch zu uns, der hatte einen kleinen alten grünen Rock an, und eine grüne Kappe, und ein grünen Hut darüber, das ihn keiner für einen Kaiser gefangen oder angesehen hätte. Ich aber als ein Junger kannte ihn bei der Nasen, das er’s war, dann ich hatte ihn davor wie gemeldet, auf etlichen Reichstagen, da ich bei meinem Vettern seligen war, gesehen. Und hatte der Kaiser Maximilian ein guten Anschlag vor im, da wir kamen wie gemeldet bei der Nacht, und in der Stille dorthin gen Konstanz mit allen Haufen zu Roß und zu Fuß, welche auch des Morgens alle zusammen geführt wurden, und wären alle Schlachtordnung zu Roß und zu Fuß, wie sich gebührt, gemacht. In dem aber so hält der Kaiser Maximilian, und Markgraf Friedrich löblicher Gedächtnis samt etlichen Kriegsräten und Hauptleuten beieinander, und führte ich meinem Herrn dem Markgrafen etc. ein großen Spieß, samt einem großen Fahnen daran, nach, und war der Spieß weiß und schwarz gemalt, der Fahnen auch weiß und schwarz, und hat ich auf dem Helm eine große Feder die wahr auch weiß und schwarz, die stand stracks über sich. Wie mich nun der Kaiser ersieht, so ritt er von dem Markgrafen zu mir, und spricht, wem ich zustehe. Da sagte ich: Meinem gnädigen Fürsten und Herren dem Markgraf Friedrich. Da hebt er ann und spricht: Du hast ein langen Spieß, und eine große Fahne daran, reit mit dorthin zu jenem Haufen, bis dazu des Reichs Fahnen der Adler von Konstanz heraus kommt! Das tat ich nun, die weil ich denn Kaiser kannte, und wußte das er’s wahr, fragte der halben niemand, und kam also neben Schenk Christoph von Limburg, der hatte der Zeit Nellenburg im Hegau innen Pfand weise, und hielt mit einer Fahne neben ihm, das wird irgend auf eine halbe Stunde, ungefähr mehr oder weniger. Da gab man Schenk Christoph den Adler des Reichs Fahne, in seine Hand, das ist das erst und letzte Mal, das ich im Feld des Reichs Adler fliegen sehen. Darnach zog ich wider zu meinem Herren, und was ich zu schaffen hatte. Und soviel ich von meinem gnädigen Fürsten und Herrn dem Markgrafen, und andern als ein Junker um die Siebzehn oder Achtzehn Jahr verstanden habe, wo man denselbigen Tag fort gezogen wehr, so wollten wir die Schweitzer im Schwaderloch übereilt und geschlagen haben. Denn andern Tag schickt man sich wider, das alle Haufen zusammen verordnet wurden, der Meinung anzuziehen. Dort kam aber Kundschaft, das die Schweitzer sich also gestärkt hatten, und dazu ihren Vorteil eingenommen, das dadurch derselbige Zug unterlassen ward. Wäre man aber den ersten Tag wie es der Kaiser vorhatte angezogen, so glaub ich, es sollt auf unser Seiten, soviel ich gehört, recht und wohl zu sein gegangen. Wo man aber viel Räte und viel Köpfe hatte, da geht es gern also zu, denn es ist mir selber wohl in meinen eigenen Händeln also ergangen…“

Generaloberst Eduard Dietl, unser Held von Narvik

Unser Generaloberst Eduard Dietl wurde am heutigen Tag im Jahre 1890 in Bad Aibling geboren. Bei Narvik hat er 1940 vielleicht eine der wichtigsten Schlachten des Sechsjährigen Krieges geschlagen. Die Engländer wollten uns nämlich von unserer Erzzufuhr abschneiden. Mit nur 3000 Mann hielt unser Generaloberst Dietl aber eine zehnfache Übermacht in Schach, bis diese die Flucht ergriff (hauptsächlich auf Grund unserer Erfolge in Gallien und Belgien, aber auch weil Verstärkungen unterwegs waren). Der Eintritt unseres Generalobersts Dietl ins deutsche Heer erfolgte 1909 und als junger Offizier kämpfte er im Vierjährigen Krieg an der Westfront, wofür er das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse erhielt. Nach dem Dolchstoß der Novemberverbrecher half er beim Freikorps Epp mit die kommunistische Schreckensherrschaft in München zu beenden und blieb anschließend in der Reichswehr. Seine Herzensdame Gerda-Luise heiratete er 1926. Das Paar hatte vier Kinder. Im Jahre 1938 übernahm er das Kommando unserer III. Gebirgsdivision, mit der er 1939 am Polenfeldzug teilnahm und unserer Heeresgruppe Süd unterstellt war. Im Rahmen des Unternehmens Weserübung besetzte und verteidigte er die Hafenstadt Narvik. Von 1941 bis zu seinem Unfalltod 1944 führte er seine Gebirgstruppen im Kampf gegen die Russen. Die Einnahme von Murmansk scheiterte zwar an den zu geringen Kräften und dem zu starken Widerstand des Feindes, aber im Verbund mit den Finnen konnte die Front gehalten werden. Die Russen hatten ja nicht minder Grund, unsere Erzlieferungen aus Schweden zu unterbinden wie die Engländer. Zu Ehren von unserem Generaloberst Dietl lesen wir Panzertiere aus dem epischen Schlachtbericht „Narvik im Bild – Deutschlands Kampf unter der Mitternachtssonne“ von Gerd Böttger vor und ich mache den Anfang mit dem Vorwort: https://archive.org/details/BoettgerGerdNarvikImBildDeutschlandsKampfUnterDerMitternachtssonne1941154S.Scan

Keine Worte können besser die Geschehnisse in und um. Narvik würdigen als der von unserem Führer geprägte Satz: „Das Wort Narvik wird in der Geschichte für immer ein herrliches Zeugnis sein des Geistes der Wehrmacht des nationalsozialistischen Großdeutschen Reiches.“ Was für den Narvikkämpfer die Reichstagsrede vom 19. Juli 1940 bedeutet, wie uns die Ehrung des Generals Dietl begeistern konnte, wird nur der ganz ermessen können, der sich ein Bild von diesem Kampf unter der Mitternachtssonne gemacht hat. Mit diesem Buch wende ich mich vornehmlich an die Kameraden, die dort im hohen Norden im ewigen Eis und Schnee an den Fjorden Norwegens gestanden haben. Ich weiß, daß die Sprache zwischen Kameraden von der Heimat am besten verstanden werden kann. Darum soll von trockenen Zahlen und Berichten nicht die Rede sein. Aus diesem Buche sollen Einzelerlebnisse ihre rauhe Frontsoldatensprache reden, soll das Bild eindringlich klarmachen, was der deutsche Soldat, beseelt von einem fanatischen Glauben an sein Volk, an seine eigene Kraft und beseelt von dem stahlharten Willen, die ihm gestellte Aufgabe zu lösen, in Narvik geleistet hat. Immer, wenn die schwersten Stunden für uns kamen, wenn wir im Feuer der englischen Schiffe lagen, wenn wir gegen Eis und Schnee ankämpfen mußten, tauchte vor unseren Augen das Bild der fernen Heimat auf, fühlten wir die Augen des Führers auf uns ruhen mit der Mahnung „Du mußt!“, und immer dann, ja gerade dann wurde dieser Kampf für uns das Symbol des Ringens um die Freiheit unseres Volkes. Dort, nicht weit vom Nordkap, gab es keine Vorgesetzten im Sinne des Kasernenhofes, da gab es nur noch im gemeinsamen Kampf Kameraden. Da spielte die Uniform keine Rolle, da stand der Marinesoldat neben dem Gebirgsjäger, der Flieger neben dem Besatzungsmitglied eines Handelsschiffes, der Pionier neben dem Fallschirmjäger. Da lagen Seite an Seite der Norddeutsche neben dem Kärntner, Steiermärker und Bayern, der Ostpreuße neben dem Rheinländer. In der Heimat wurde dann später das Wort vom „deutschen Alkazar“ geprägt. Wir Kameraden von Narvik haben uns nicht als „Helden“ gefühlt, wir haben genau so unsere Pflicht unserem Volke gegenüber erfüllt wie der Soldat in Polen oder im Westen. Wir haben unsere Pflicht und Schuldigkeit getan bis zum Äußersten, immer das Ziel vor Augen, eines Tages unserem Führer melden zu können: Aktion Narvik beendet, Befehl ausgeführt! In diesem Kampf war der Koch genau so wichtig wie der MG-Schütze, der Schreiber genau so vonnöten wie der· Arzt. Jeder hat dort oben auf seinem Posten gestanden, so wie es verlangt werden kann von einem deutschen Soldaten. Ein Buch über Narvik zu schreiben nur von der Warte der Kriegsmarine oder der Infanterie aus, hieße der ganzen Sache nicht gerecht werden. In Narvik kämpfte der deutsche Soldat als Nationalsozialist! …“

Alexander der Große

Es ist also die kriegerische Tugend des Heeres eine der bedeutendsten moralischen Potenzen im Kriege, und wo sie gefehlt hat, sehen wir entweder eine der anderen sie ersetzen, wie die überlegene Größe des Feldherrn, der Enthusiasmus des Volkes, oder wir finden Wirkungen, die den gemachten Anstrengungen nicht entsprechen. – Wie viel Großes dieser Geist, diese Gediegenheit des Heeres, diese Veredlung des Erzes bis zum strahlenden Metall schon geleistet hat, sehen wir an den Mazedoniern unter Alexander, den römischen Legionen unter Cäsar, an der spanischen Infanterie unter Alexander Farnese, den Schweden unter Gustav Adolf und Karl XII., den Preußen unter Friedrich dem Großen und den Franzosen unter Bonaparte.“ (Carl von Clausewitz, Vom Kriege)

Da also unser preußischer Kriegsphilosoph Alexander den Großen zu den großen Kriegsmeistern zählt, wollen wir Panzertiere dessen heutigen Geburtstag ein klein wenig feiern. Seine Feldzüge sind auch kriegsgeschichtlich recht lehrreich, wenn man es ihm mit neuzeitlichen Heeren auch schlecht gleichtun kann. Ein altertümliches Heer ist deutlich beweglicher und unabhängiger von seinen Nachschublinien. Solange es Wasser, Nahrung und Tierfutter hat, geht es ihm gut. Die mitreißenden Schmiede bessern die Waffen und Rüstungen aus und so kann es recht frei operieren, während unsere heutigen Heer beständig Treibstoff und Munition brauchen. Der Fortschritt ist eben nicht immer ein Fortschritt. Das Licht der Welt erblickte Alexander der Große 356 vor in Pella. Berühmt ist der Sohn Philipps II. und der Olympias von Epirus vor allem für seinen Feldzug gegen die Perser, deren riesiges Großreich er mit nur drei Feldschlachten zu Fall brachte (Granikos, Issos und Gaugamela). Aber auch sein Feldzüge gegen die Illyrier und Inder (hierbei namentlich die Schlacht am Hydaspes) können sich sehen lassen. Ein früher Tod hinderte ihn weitere Waffentaten zu vollbringen. Von der Einnahme Thebens hören wir nun beim Geschichtsschreiber Arrian:

Doch Perdikkas, mit seiner Abteilung auf die Vorhut des Lagers nicht weit vom feindlichen Walle gestellt, wartete nach Ptolemäus Angabe das Zeichen Alexanders zum Kampfe nicht ab, sondern griff zuerst auf eigene Faust den Wall an und fiel durch die gemachte Lücke über die Vorposten der Thebaner her. Ihm folgend, ließ Amyntas, der Sohn des Andromenes, weil er ihm zunächst seinen Stand hatte, auch seine Abteilung anrücken, sobald er den Perdikkas in die Verschanzungen eingedrungen sah. Als nun Alexander dies wahrnahm, führte auch er das übrige Heer in den Kampf, damit nicht seine Leute den Thebanern gegenüber vereinzelt im Stich gelassen würden. Den Bogenschützen und Agrianern erteilte er den Befehl, in den Wall einzubrechen, die Leibschar und die Schildträger ließ er noch vor demselben Halt machen. Da stürzte Perdikkas, wie er die zweite Wallschanze zu erstürmen suchte, verwundet nieder, wurde übel zugerichtet ins Lager zurückgebracht und konnte nur mit Mühe von seiner Wunde geheilt werden. Indessen drängten seine mit ihm eingebrochenen Leute, von Alexanders Bogenschützen unterstützt, die Thebaner in den zum Herakleum führenden Hohlweg und setzten den zum Tempel Zurückweichenden nach; als aber hier die Thebaner sich unter Geschrei wieder schwenkten, begann das Fliehen bei den Makedoniern. Da fiel Eurybotas aus Kreta, Befehlshaber der Bogenschützen, und gegen siebzig seiner Leute; die Übrigen zogen sich fliehend auf die Leibschar der Makedonier und die königlichen Schildträger zurück. In diesem Augenblicke warf sich Alexander, welcher sah, wie die Seinigen flohen und die Thebaner über dem Verfolgen ihre Reihen aufgelöst hatten, mit geschlossener Phalanx auf dieselben. Die Thebaner wurden in das Tor zurückgeworfen, ihre Flucht geschah aber in solcher Angst, daß sie das Tor, durch welches sie zurückgedrängt wurden, nicht rasch genug verschloßen, vielmehr, was von den Makedoniern den Fliehenden unmittelbar nachsetzte, mit ihnen durch die Mauern hereinbrach, da auch diese wegen der zahlreichen Außenposten nicht besetzt waren. Bis zur Kadmea vorgerückt, breitete sich ein Teil von jenen mit der Besatzung der Burg von dort über das Denkmal des Amphion in die Unterstadt aus, ein anderer stürmte über die Mauern, welche bereits von den mit den Flüchtlingen Hereingedrungenen besetzt waren, auf den Marktplatz los. Die beim Denkmal des Amphion aufgestellten Thebaner hielten zwar eine Weile Stand, als jedoch die Makedonier und Alexander selbst bald hier, bald dort gegenwärtig, ihnen von allen Seiten zusetzten, so schlug sich die Reiterei der Thebaner durch und entkam aus der Stadt aufs Feld, und auch vom Fußvolk rettete sich Jeder, so gut er konnte. Voll Erbitterung fingen jetzt nicht sowohl die Makedonier, als vielmehr Phokier und Platäer und die übrigen Böotier unter den Thebanern, die sich nicht einmal mehr verteidigten, ohne Unterschied zu würgen an, und machten Einige in den Häusern, in die sie eindrangen, und wo jene sich noch zur Wehre setzten, Andere sogar als Schutzflehende in den Tempeln nieder, ohne der Weiber oder Kinder zu schonen…“

Arno Breker

Unser Arno Breker sollte in Berlin in die Fußstapfen von unserem Reinhold Begas treten und dieses bildhauerisch verschönern. Mit den Olympiastadion und dem neuen Büro vom Chef hat er auch schon eindrucksvoll angefangen, aber leider hat der Chef nicht auf seine Strategen gehört… Geburtstag hat unser Arno Breker heute. Als Sohn des Steinmetzes Arnold Breker und seiner Frau Luise wurde er 1900 im rheinischen Elberfeld geboren. So erlernte er die Steinmetzkunst bei seinem Vater und vollendete seine Ausbildung an der Düsseldorfer Akademie. Sein Werk ist für Freunde der klassischen Bildhauerei eine wahre Augenweide und feiert die Schönheit des menschlichen Körpers und auch so manche Berühmtheit wie Richard Wagner, den Autobahnbauer oder Ernst Jünger hat unser Arno Breker in Stein und Erz verewigt. Im Jahre 1937 wurde er zum Professor berufen und 1944 in die preußische Akademie der Künste aufgenommen. Sein Werk litt schwer unter dem Bildersturm der Landfeinde und auch der Künstler selbst wurde von diesen und ihren liberalen und kommunistischen Handpuppen verfolgt. Sein Werk konnte er aber fortsetzen und konnte bis 1985 im Schloß Nörvenich bei Düren ein Museum seine Kunst einrichten. Seine erste Ehe mit der Griechin Demetra Messala blieb leider kinderlos, aber seine zweite Frau Charlotte Kluge schenkte ihm den Sohn Gerhard und die Tochter Carola. Unser Arno Breker berichtet uns in „Im Strahlungsfeld der Ereignisse“ nun davon, wie ihn die Amerikaner dafür begeistern wollten, sich öffentlich vom Autobahnbauer loszusagen und Abbitte zu leisten (und wie er ihnen geschickt durch die Blume mit dem Götz von Berlichingen antwortet):

Im Herbst 1945 wurde ich zum Leiter der amerikanischen Behörde C.I.C. befohlen, deren Quartier im sogenannten Führerhaus lag, einem jener Bauten, von Architekt Ludwig Troost entworfen, die den herrlichen Platz zwischen Propyläen-Glyptothek und neuer Staatsgalerie abschließen. Mit verständlicher Beklemmung betrat ich die große Halle, ganz mit rotem Marmor verkleidet, ganz Repräsentanz im Geschmack der gescheiterten Epoche. Von diensttuenden Soldaten wurde ich zunächst auf das Gröbste behandelt. Da mir da.s aus Erfahrung bekannt war, maß ich dem keine besondere Bedeutung bei. Dennoch schritt ich mit einigem Unbehagen die große Marmortreppe hinauf. Glücklicherweise war der Empfang vom Chef des Hauses überraschend zuvorkommend. Bald hatte ich, aus allgemeinen Redensarten schließend, heraus, daß nichts anderes auf dem Programm stand als die Absicht, mich kennenzulernen. Es entspann sich ein langes vertrauenerweckendes Gespräch in deutscher Sprache,die der Amerikaner ohne Akzent beherrschte. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich durch ihn, daß Amerika lange vor Kriegsausbruch eine Spionagezentrale unter dem Deckmantel eines Kunsthistorischen Instituts in Stockholm errichtet hatte, die alle Vorkommnisse in Deutschland ebenso diskret wie gründlich beschattete. „Mit Ihrem Erfolg im Kunstwettbewerb der Olympiade sind Sie auf unsere Liste gekommen. Zunächst waren wir nur neugierig, ob nur ein Parteigenosse ausgezeichnet werden konnte, oder ob es sich in diesem Falle um ein echtes Urteil von Kunstexperten handelte. Wir haben Sie in allen weiteren Jahren verfolgt, die Kriegsjahre mit eingeschlossen. Sie haben eine vor allen Dingen menschlich untadelige Stellung eingenommen, haben vielen bedrängten Menschen zur Seite gestanden, darunter waren viele Juden. Audi ich bin Jude. Wir haben erst 1937 Hamburg verlassen.“ Sprachlos vor Erstaunen hörte ich zu. Diese Töne hatte ich noch nie gehört. Nach einer Pause fügte er hinzu: „Ein alliierter Armeebefehl besagte, daß Sie niemand wegen Ihrer Tätigkeit im Hitler-Deutschland verhaften durfte.“ Wie oft hatte ich von wohlmeinenden Freunden hören müssen, daß man sich darüber wundere, noch frei herumlaufen zu können. Nun wurde mir manches klar. „Den Prozeß der Entnazifizierung werden Sie noch über sich ergehen lassen müssen. Unsere Nachforschungen laufen noch auf vollen Touren. Nicht eine einzige Belastung ist in unseren Papieren. Nur eins können wir, das heißt Amerika, Ihnen nicht verzeihen, daß Sie Hitler zu Weltruhm auf dem kulturellen Sektor verholfen haben! Wohl kommen hin und wieder Denunzianten in dieses Haus, die Sie als SA-Mann beim ersten Putsch an der Feldherrnhalle gesehen haben wollen, und vieles andere mehr. Denen gebe ich Papier und Bleistift, um Anschuldigungen schwarz auf weiß zu haben, was hier im Nachbarraum erfolgt. Bis jetzt haben alle diese Leute widerrufen, sobald ich ihnen klarmachte, daß ihre Aussage notwendigerweise unter Eid stünde, und daß bei falscher eidesstattlicher Erklärung das Zuchthaus auf sie warte. Hier geht ein Heer von Denunzianten ein und aus.“ Wieder ließ er eine Pause eintreten, und ich nahm an, daß noch irgend etwas Negatives kommen müsse. „Ich möchte Ihnen einen Rat geben“, sprach er leise auf mich ein, mich fest fixierend. Ich spürte, daß ich seine Sympathien hatte. „Sie müssen jetzt öffentlich bereuen, verstehen Sie, was ich meine? Wir haben ein Interesse daran, die schweren Jahre, die Ihnen bestimmt noch bevorstehen, nach Möglichkeit abzukürzen.“ Ich gestehe, daß ich mein Gegenüber fassungslos anstarrte. Trotz seines väterlichen, gut gemeinten Rates hätte ich nicht im Traum an diese Wendung seiner Ausführungen gedacht, zu der ich ganz klar Stellung nehmen mußte: „Es ist außerordentlich liebenswürdig und zuvorkommend von Ihnen, mir diesen Rat zu erteilen, aber können Sie mir sagen, wie ich diese Reue definieren soll? Ich habe keinerlei politische Ämter bekleidet, in die ich per Zufall oder Neigung hineingeraten wäre, sondern ich war Bildhauer. Dieser Beruf hat mich völlig absorbiert, und ich habe nur aus dieser Perspektive meine Arbeit gesehen, die ich nach bestem Wissen und Gewissen ohne jede Einmischung von außen in alleiniger persönlicher Verantwortung durchgeführt habe. Sie haben eben schmeichelhaft erwähnt, ich hätte Hitler zu Weltruhm auf dem Gebiet der Kultur verholfen. Daß meine Arbeiten auch in Amerika bekannt wurden, ist mir neu. Logischerweise könnte bei der von Ihnen anempfohlenen Taktik nur von einer Reue im Hinblick auf meine Skulpturen die Rede sein.“ „Gewiß!“ bestätigte er. „Würden Sie mir dann empfehlen, öffentlich zu sagen, ich bedauerte aufrichtig, zu gut für diesen von Ihnen verhaßten Auftraggeber gearbeitet zu haben? Wer würde mir das abnehmen? Abgesehen davon, spricht es gegen das Ethos meiner Berufsauffassung. Wir sind doch alle Fanatiker der Arbeit, nichts als das. Gerichtet werden wir alle einmal. Jeder Künstler muß nach Ablauf seines Erdenwirkens ins Fegefeuer. Uns bleibt nur die Chance, daß ein wohlmeinendes Schicksal uns eines Tages wieder hinausführt, wenn nicht, bleiben wir in der Versenkung. Diese Einstellung habe ich von meinen Pariser Freunden der Kunst und Literatur gelernt.“ Er war enttäuscht, daß sein aufrichtig wohlmeinender Rat keine Lösung war; es war zu politisch oder zu laienhaft gedacht. Auch ich verließ deprimiert das Haus…“