Gemeinhin gilt die Schlacht von Fehrbellin (1676) als Anfangspunkt des Aufstieges unseres alten Preußens zur ersten Kriegsmacht des Abendlandes. Das ist allerdings nicht ganz richtig, denn vor Fehrbellin wurde die Schlacht von Warschau geschlagen, in der ein schwedisch-brandenburgisches Heer von nur 18,000 Mann ein polnisches Heer von 80,000 Mann schlug. Gut, ich würde zehn Polen als Gegenwert für einen alten Schweden ansetzen, aber das würde heutzutage als Rasentisch verdammt werden. Die Schlacht von Warschau zog sich übrigens drei volle Tage hin, ehe die Polen in die Flucht geschlagen und Warschau mal wieder erstürmt war. Die Verluste der Polen beliefen sich auf 6000 Mann und 39 Geschütze, unsere Einbußen sind mit 700 Gefallenen und Verwundeten zu beziffern. Die Hauptfrucht des Sieges war die Rückgewinnung der Oberhoheit über unser Herzogtum Preußen im Frieden von Oliva. Die Polen machen bei unserem Geschichtsschreiber August Riese den Schweden vor Warschau schwer mit dem Kleinkrieg zu schaffen, während sich unser Kurfürst – getreu dem Wahlspruch, daß die Preußen so schnell nicht schießen – mit seiner Ankunft Zeit läßt: https://archive.org/details/diedreitgigesch00riesgoog
„Carl Gustav muß anfangs in Bezug auf seine Operationen, welche er zunächst gegen die Polen unternehmen wollte, geschwankt haben, da er dieselben bald auf dem rechten, bald auf dem linken Weichsel-Ufer anzugreifen beabsichtigte, jedoch schließlich von diesem Offensivplane Abstand nahm und für seine Person das Lager nicht verließ. Dagegen entsandte er, wahrscheinlich in der Absicht, den unermüdlichen und kecken Czametzki auf dem linken Weichsel-Ufer festzuhalten, in den ersten Tagen des Juli den Generalmajor Bötker über die Weichsel und befahl ihm seine Streifereien sogar bis nach Blonie (10. Juli) drei Meilen westlich von Warschau auszudehnen. Der König wurde im Lager hauptsächlich durch die Rücksicht auf die Deckung Preußens, so wie auf die Erhaltung der Verbindung mit demselben und den in Litauen stehenden Truppen zurückgehalten; er musste vorzugsweise die durch Gonsiewski bedrohte Narew-Linie von hier aus sichern. Die wichtigsten Punkte an der Narew-Linie waren die Städte Pultusk, Ostrolenka und Tykoczyn; die letztere, dem Fürsten Bogislav Radziwill angehörige Feste wurde zur Zeit von dem Adel Masowiens und Podlachiens seit 9 Wochen belagert. Der König detachierte daher am 10. Juli Douglas und Radziwill mit acht Reiter-, zwei Dragonerregimentern (nach Rauchbar 120. 3000 Pferde) und einigen leichten Stücken mit dem Auftrage diese Feste zu entsetzen und unterwegs sämtliche Brücken und Fahrzeuge zu zerstören. – Gleichzeitig forderte er den Kurfürsten auf, seine nächsten Truppen, die des Oberst Wallenrodt bei Johannisburg zur Deckung von Douglas Marsch zu verwenden, so wie 800 – 1000 Dragoner zu demselben Zwecke nach Ostrolenka zu senden. Und in der Tat versuchten die Polen hier einen Einbruch nach Preußen, sie belagerten unter Gonsiewski Pultusk und besetzten Ostrolenka; dem Könige aber erschien die Gefahr so dringend, dass er unter dem 13. Juli sich erneut mit dem Ansuchen an den Kurfürsten wendete, Wallenrodt oder andere Hilfe vorrücken zu lassen, vor allem aber selbst schnell herbeizueilen, „da nur, wenn sie vereint wären, der Feind von seinem geschwollenen Hochmute nachlassen würde“; überhaupt scheint den König die Verzögerung dieser Konjunktion durch den Kurfürsten damals sehr beunruhigt und er denselben bis zum letzten Augenblick in geheimen Unterhandlungen mit Johann Kasimir begriffen geglaubt zu haben. Die Ankunft des Kurfürsten verzögerte sich in der Tat und bewirkte, dass der König einen zur Ergreifung der Offensive günstigen Moment unbenutzt vorübergehen lassen musste. Am 16. Juli hatte nämlich die durch starke Regengüsse hoch angeschwellte Weichsel die Brücke bei Warschau zerstört und Carl Gustav teilte diesen günstigen Umstand noch an demselben Tage dem Kurfürsten mit, so wie seine Absicht, sich gegen die „nun mehr von der andern getrennte“ litauische Armee, welche damals zwischen Bug und Narew, nämlich zwischen Wyszkow – Brock und Pultusk – Ostrolenka stand, zu wenden und hierfür zwischen Sierock und Pultusk den Narew zu passieren. Inzwischen war auch Tykoczyn glücklich entsetzt worden; Gonsiewski hatte von Pultusk aus 2000 Mann nach diesem Punkte detaschiert, um denselben gegen den anrückenden Douglas zu halten, jedoch erschien diese Verstärkung zu spät, so dass es inzwischen Douglas gelungen war Tykoczyn zu entsetzen, den Masowischen und Podiachischen Adel zu zersprengen, ihm 2 Geschütze 8 Fahnen und gegen 1500 Gefangene (Th. Eur. VII 963) abzunehmen und am 19. Juli unangefochten wieder zu seinem Könige zu stoßen. Schon am 18. hatte Carl Gustav den glücklichen Entsatz der Feste dem Kurfürsten anzeigen können…“