Die Schlacht bei Paris

Am heutigen Tag im Jahre 1814 haben es unsere Feldherren Schwarzenberg und Blücher endlich geschafft und die gallische Hauptstadt Paris eingenommen, wobei Letzterer den Ersteren beständig anschieben mußte. Die Gallier boten noch einmal 30,000 Mann zur Verteidigung ihrer Hauptstadt auf, aber diese waren unseren 100,000 Recken nicht gewachsen und so fiel Paris und damit endete der Krieg. Denn Napoleon dankte ab und ging nach Elba in die Verbannung. Was selbst unserem Prinzen Eugen und Karl V. nicht möglich war, war damit geschafft. Die Bourbonen kehrten auf den gallischen Thron zurück und Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Wenn auch Napoleon 1815 erneut zurückkehren sollte… Die Einnahme der gallischen Hauptstadt muß daher gefeiert werden und das geschieht vorzüglich natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und mit der Clausewitzschen Feldzugsbetrachtung: http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Am 24. ist nun der Stand der gegenseitigen Korps folgender: Franzosen. Die absonderten Korps: Marmont in Soude Sankt Croix. Mortier in Vitry. Pacthod und Amey in Etoges. Compans in Sezanne. Die anderen wie am 23. Hauptarmee: Bonaparte, Ney in Joinville. Macdonald und Oudinot in Sankt Dizier. Gerard in Longchamp zwischen Vitry und Sankt Dizier. Die Verbündeten. Schwarzenberg. Wrede, Rajevski, Kronprinz von Württemberg, Barklay, bei Vitry in einem Halbkreise von einer Meile um die Stadt. Gyulai bei Arcis. Blücher: Langeron, Sacken, Woronzow in Châlons. Kleist in Chateau-Thierry. York in Viffort. Winzingerode in Thieblemont zwischen Vitry und St. Dizier. Offenbar hatte sich an diesem Tage der Stand der abgesonderten französischen Korps sehr verschlimmert; den Marschällen und Pacthod war die gerade Straße schon so gut wie verlegt. Hätte man von Seiten der Verbündeten alle Umstände gekannt, so hätte der General York, der den 24. bei Chateau-Thierry über die Marne und bis Viffort ging, den 25. allenfalls vor den Marschällen in Sezanne sein können, denn von Viffort bis dahin ist vier und eine halbe, von Soude St. Croix aber sechs Meilen; außerdem mußten sich die Marschälle schlagend bis dahin zurückziehen. Sie kamen auch erst um zwei Uhr Nachts in der größten Unordnung dort an; hätten sie ein beträchtliches Korps daselbst gefunden, so konnten sie nur nach der Aube hin ausweichen; eine große Straße hatten sie dahin nicht mehr, ihr Marsch entfernte sie nicht gehörig vom verfolgenden Feinde, sie mußten die Aube passieren, die vielleicht durch kleine Haufen der Verbündeten besetzt war, mit einem Wort: ihre Lage wurde dadurch sehr schlimm, und es wäre kaum noch eine Wahrscheinlichkeit vorhanden gewesen, daß sie entkamen, ohne ganz aufgelöst zu werden. Da man aber unmöglich dies alles genau vorhersehen konnte, so ließ man General York den 25. auch nur bis Montmirail und den 26. nach la Ferte Gaucher gehen, wo die Franzosen auch den 26. und zwar nach ihm ankamen. Dadurch waren sie nun zwar wirklich von der geraden Straße nach Paris abgeschnitten, allein es blieb ihnen die Straße nach Provins, die sie auch einschlugen, so wie ihnen in Sezanne die nach Nogent geblieben wäre. Konnte man sie also nicht von Sezanne abschneiden, so war ihnen nicht viel anzuhaben, denn sie wichen nach der Seine hin aus, kamen bald aus der Sphäre der Verbündeten und später auf große Straßen, wo sie dann durch Schnelligkeit der Märsche einbringen konnten, was sie durch den Umweg an Zeit verloren. Da dem General York die rechte Richtung gegeben war, er erst den 24. Nachmittags um vier Uhr die Marne passieren konnte und 48 Stunden darauf schon in la Ferts Gaucher war, welches sechs Meilen entfernt ist, man also auch nicht über Verzögerung klagen kann, so ist auch in diesem Teile der Bewegung kein Grund zu einem Tadel vorhanden. Die Marschälle entkamen, aber General Pacthod, der immer hinter ihnen herzog, fiel den beiden Armeen von Blücher und Schwarzenberg bei la Fere Champenoise in die Hände, und mußte mit den beiden schwachen Divisionen (der seinigen und der Division Amey) sich ergeben. Außerdem bekam man 60 Geschütze an diesem einzigen Tage. Dies war die Folge des verwaisten Zustandes, in dem sich die französischen Korps befanden, und die Frucht eines kräftigen Nachdringens von Seiten der Alliierten. Nun ging der Marsch unaufhaltsam auf Paris. Das Sackensche Korps wurde zu Trilport zurückgelassen, weil man die feindliche Hauptarmee allenfalls hinter sich erwarten konnte, und mit der übrigen vereinigten Macht griff man am 30. März die feindliche Stellung an, wie es der Zweck des Krieges gebot, der durch diesen letzten Akt unmittelbar erreicht wurde…“

Ernst Jünger

Unser alter Haudegen Ernst Jünger wurde 1895 in Heidelberg geboren und das wollen wir heute etwas feiern. Mit seinen Büchern über die Stellungskämpfe des Vierjährigen Krieges hat er unseren Fußtruppen ein schönes Denkmal gesetzt. Wer diese noch nicht kennt, dem seien „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“ und „Sturm“ ans Herz gelegt. Bis zum Leutnant hat es unser Ernst Jünger gebracht, was für einen einfachen Soldaten nicht schlecht ist und überhaupt ist ja nicht jeder zum höheren Truppenführer berufen. Nach dem Vierjährigen Krieg schloß sich unser Ernst Jünger dem Widerstand gegen die Novemberverbrecher an und verfaßte viele lesenswerte Schriften zur Kriegsführung und Staatskunst – „Der Kampf als inneres Erlebnis“, „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“ oder „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“. Wie schon im Vierjährigen Krieg meldete er sich auch im Sechsjährigen Krieg freiwillig und wurde sofort zum Hauptmann befördert. Wenn er dieses Mal auch recht wenig ins Gefecht gekommen ist. Sein Wirken nach dem Sechsjährigen Krieg wirft das ein oder andere Fragezeichen auf, aber so streng wollen wir heut einmal nicht sein. Stattdessen geht es nun in „Der Kampf als inneres Erlebnis“ weiter und das Grauen nimmt noch immer kein Ende: https://archive.org/details/DerKampfAlsInneresErlebnis

„Was half es, daß sie die nächsten mit Sand und Kalk bestreuten oder eine Zeltbahn über sie warfen, um dem steten Anblick der schwarzen, gedunsenen Gesichter zu entgehen. Es waren zu viele; überall stieß der Spaten auf irgend etwas Verschüttetes. Alle Geheimnisse des Grabes lagen offen in einer Scheußlichkeit, vor der die tollsten Träume verblichen. Haare fielen in Büschen von Schädeln wie fahles Laub von herbstlichen Bäumen. Manche zergingen in grünliches Fischfleisch, das nachts durch zerrissene Uniformen glänzte. Trat man auf sie, so hinterließ der Fuß phosphorische Spuren. Andere wurden zu kalkigen, langsam zerblätternden Mumien gedörrt. Anderen floß das Fleisch als rotbraune Gelatine von den Knochen. In schwülen Nächten erwachten geschwollene Kadaver zu gespenstischem Leben, wenn gespannte Gase zischend und sprudelnd den Wunden entwichen. Am furchtbarsten jedoch war das brodelnde Gewühl, das denen entströmte, die nur noch aus unzähligen Würmern bestanden. Was soll ich eure Nerven schonen? Lagen wir nicht selbst einmal vier Tage lang in einem Hohlweg zwischen Leichen? Waren wir da nicht alle, Tote und Lebendige, mit einem dichten Teppich großer, blauschwarzer Fliegen bedeckt? Gibt es noch eine Steigerung? Ja: es lag dort mancher, mit dem wir manche Nachtwache, manche Flasche Wein und manches Stück Brot geteilt hatten. Wer darf vom Kriege reden, der nicht in unserm Ringe stand? Schritt nach solchen Tagen der Frontsoldat durch die Städte des Hinterlandes in grauen, schweigenden Kolonnen, gebeugt und zerlumpt, dann erstarrte sein Anblick selbst das gedankenlose Treiben der Sorglosen dahinten. „Wie aus dem Sarge genommen“, flüsterte einer seinem Mädchen zu, und jeder erbebte, den die Leere der toten Augen streifte. Diese Männer waren vom Grauen durchsättigt, sie wären verloren gewesen ohne den Rausch. Wer kann das ermessen? Nur ein Dichter, ein poéte maudit in der wollüstigen Hölle seiner Träume. Et ditesmoi s´il est encore quelque torture Pour ce vieux corps sans âme et mort parmi les morts? Durchdringendes Grauen, in seinen feinen Ausstrahlungen nur Empfindsamsten zugänglich, lag im Kontrast, aufknisternd, wo Leben und Vernichtung in starker Verkörperung sich berührten. Es entquoll der Zerstörung, furchtbar in ihrer scheinbaren Zwecklosigkeit. Wie geschändete Grüfte gähnten wüste Dörfer in die Nacht, von weißem Mondlicht durchflutet, von Aasdunst umwittert, mit grasbedeckten Straßen, über die lautlose Rudel von Ratten schwirrten. Zögernd bog man um die Brandstätten reicher Höfe, in unbestimmter Angst, plötzlich auf die Geister friedlichem Dahinleben Entrissener zu stoßen. Konnte der Abbé nicht hinter der Ruine des Pfarrhauses auftauchen? Was mochte das Dunkel der Keller verbergen? Eine Frauenleiche mit strähnigem Haar auf schwarzen Grundwassern treibend? In den Ställen hingen Tierkadaver, immer noch an verkohltes Gebälk gekettet. Im geborstenen Torweg lag wie ein winziger Leichnam eine Kinderpuppe…“

Die Schlacht am Naratschsee

Die Schlacht am Naratschsee ging heute im Jahre 1916 siegreich zu Ende. Seit Anfang März rannten die Russen vergeblich gegen unsere Stellungen an. Aufgeboten zu diesem Zweck hatten die Russen 350,000 Mann und 1000 Geschützen, denen 75,000 deutsche Recken und 400 Geschütze unter unserem Feldmarschall Hermann von Eichhorn gegenüberstanden. Am Ende büßten die Russen mindestens 140,000 Mann ein, während sich unsere deutschen Verluste auf 20,000 Mann beliefen. Ein großer deutscher Abwehrsieg, der auch gebührend gefeiert werden sollte. Unser alter Feldmarschall Paul von Hindenburg schildert uns die Schlacht am Naratschsee folgendermaßen: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

„Am 18. März bricht der russische Angriff los. Nach einer artilleristischen Vorbereitung, wie sie die Ostfront in gleicher Stärke noch nie zu durchleben gehabt hatte, stürmen die feindlichen Massen gleich einer ununterbrochenen Sturzflut auf unsere dünn besetzten Stellungen. Doch vergeblich treiben russische Batterien und Maschinengewehre die eigene Infanterie gegen die deutschen Linien; umsonst mähen zurückgehaltene feindliche Truppen die eigenen vordersten Linien nieder, wenn diese zu weichen und dem Verderben durch unser Feuer zu entgehen versuchen. Zu förmlichen Hügeln häufen sich die russischen Gefallenen vor unserer Front. Die Anstrengungen für den Verteidiger sind freilich in das Ungeheuere gesteigert. Eingebrochenes Tauwetter füllt die Schützengräben mit Schneewasser, verwandelt die bisher deckenden Brustwehren in zerfließenden Erdbrei und macht aus dem ganzen Kampffeld einen grundlosen Morast. Bis zur teilweisen Bewegungsunfähigkeit schwellen den Grabenbesatzungen die Gliedmaßen in den eisigen Wassern an. Allein es bleibt genug Lebenskraft und Kampfeswille in diesen Körpern, um die feindlichen Anstürme immer wieder zu brechen. So bringt der Russe auch diesmal alle Opfer vergebens, und vom 25. März ab können wir siegessicher auf unsere Heldenscharen am Naroczsee blicken. Der Deutsche Heeresbericht vom 1. April 1916, der unter unserer Mitwirkung entstand, sprach sich nach Beendigung der Schlacht folgendermaßen aus: „Welcher größere Zweck mit den Angriffen angestrebt werden sollte, ergibt folgender Befehl des russischen Höchstkommandierenden der Armeen an der Westfront vom 4. (17.) März, Nr. 537: „Truppen der Westfront! Ihr habt vor einem halben Jahre, stark geschwächt, mit einer geringeren Anzahl Gewehre und Patronen den Vormarsch des Feindes aufgehalten und, nachdem ihr ihn in dem Bezirk des Durchbruches bei Molodetschno aufgehalten habt, eure jetzigen Stellungen eingenommen. Seine Majestät und die Heimat erwarten von euch jetzt eine neue Heldentat: Die Vertreibung des Feindes aus den Grenzen des Reiches! Wenn ihr morgen an diese hohe Aufgabe herantretet, so bin ich im Glauben an euren Mut, an eure tiefe Ergebenheit gegen den Zaren und an eure heiße Liebe zur Heimat davon überzeugt, daß ihr eure heilige Pflicht gegen den Zaren und die Heimat erfüllen und eure unter dem Joche des Feindes seufzenden Brüder befreien werdet. Gott helfe uns bei unserer heiligen Sache! Generaladjutant gezeichnet Ewert.“ Freilich ist es für jeden Kenner der Verhältnisse erstaunlich, daß ein solches Unternehmen zu einer Jahreszeit begonnen wurde, in der seiner Durchführung von einem Tage zum andern durch die Schneeschmelze bedenkliche Schwierigkeiten erwachsen konnten. Die Wahl des Zeitpunktes ist daher wohl weniger dem freien Willen der russischen Führung als dem Zwang durch einen notleidenden Verbündeten zuzuschreiben. Wenn nunmehr die gegenwärtige Einstellung der Angriffe von amtlicher russischer Stelle lediglich mit dem Witterungsumschlag erklärt wird, so ist das sicherlich nur die halbe Wahrheit. Mindestens ebenso wie der aufgeweichte Boden sind die Verluste an dem schweren Rückschlage beteiligt. Sie werden nach vorsichtiger Schätzung auf mindestens 140,000 Mann berechnet. Richtiger würde die feindliche Heeresleitung daher sagen, daß die große Offensive bisher nicht nur im Sumpf, sondern in Sumpf und Blut erstickt ist.“ Der Beschreibung dieser Frühjahrskämpfe durch einen deutschen Offizier entnehme ich zum Schluß folgende Stelle: „Nicht viel mehr als ein Monat war vergangen, seit der russische Zar an der Postawyfront die Parade über die Sturmdivisionen abnahm, da fuhr Generalfeldmarschall von Hindenburg an die Front, um seinen siegreichen Regimentern zu danken. In Tschernjaty und Komai, Jodowze, Swirany und Kobylnik, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Schauplatz der Zarenparade entfernt, sprach er zu den Abordnungen der Fronttruppen und verteilte die Eisernen Kreuze. Hand in Hand standen da für einen Augenblick Feldherr und Handgranatenwerfer, einer den anderen mit langem, vertrauensvollem Blicke ermessend. Die Frühlingssonne leuchtete als Siegessonne über der Hindenburgfront…“ Das war mein Anteil an der Naroczschlacht…“

Tannhäuser

Eine Panzerfeier hat sich unser fahrender Ritter und großer Minnesänger Tannhäuser wahrlich verdient. Seinen Heimgang vermutet man um das Jahr 1270 und stimmen die Berichte über seine Teilnahme am Kreuzzug Kaiser Friedrichs des Zweiten im Jahre 1228, so dürfte er ein recht stolzes Alter erreicht haben. Sein Aufenthalt am Hofe Herzog Friedrichs des Streitbaren in der Ostmark ist recht gut bezeugt. Die Sage weiß noch zu berichten, daß ihm die Liebesgöttin Freyja (Venus) ihre Gunst schenkte. In der gleichnamigen Oper unseres Tondichters Richard Wagner tritt unser Tannhäuser außerdem beim Sängerkrieg auf der Wartburg an. Auf uns gekommen sind seine Werke (unter anderem) durch die Heidelberger Liederhandschrift, den Kodex Manesse. Ich lasse unseren Tannhäuser seinen Minnesang „Früher, da sah es bei mir so aus“ zum Besten geben: https://archive.org/details/siebert-der-dichter-tannhauser

„Früher, da sah es bei mir so aus, daß die Edelsten mir sagten,

ich wäre den Leuten angenehm; da hatte ich geneigte Verwandte!

Sie kehren mir den Rücken zu, die mich damals gerne sahen.

Da ich keinen Besitz habe, so grüßen sie mich zögerlich.

Meine Lage hat sich so gewandelt, daß ich dem ausweichen muß,

der bisher mir zurecht auswich, den lasse ich jetzt vor mich treten.

Sie sind jetzt alle Gastgeber, die mit mir Gäste waren,

auch wenn ich derselbe bin, der ich vor zwanzig Jahren war.

Ich bin Gast und selten Gastgeber, das Leben ist wechselhaft;

meint jemand, daß es bequem sei, der lebe, wie ich gelebt habe.

Wenn mein Leben nicht glatt verläuft, wohin im Land ich mich auch wende,

so denke ich gleich an Nürnberg, wie bequem ich es dort hätte.

Ich möchte lieber dort genug besitzen, wo man mich genau kennt,

bevor ich unter Fremden nichts hätte, glaubt mir das!

Ich tat gar manches hier zuvor, das ich nun sehr bereue,

hätte ich gewußt, was ich heute weiß, ich besäße vielleicht mehr.

Ich kannte da mich selber nicht richtig, dafür muß ich tüchtig bezahlen,

deswegen lade ich die Fremden heute sehr selten in mein Haus.

Auf, auf, Herr Gast, ihr müßt gehen, so sagen sie alle zu mir;

ich weiß nicht, ob jemandem diese Lebensweise an mir irgendwie gefällt.

Ich denke, erbaue ich mir ein Haus nach dem Rat dummer Leute,

die mir dabei jetzt helfen wollen, nennt man die wie folgt:

Mangel und Herr Schaffenichts, die kommen sehr eilig zu mir,

und einer heißt Seltenreich, der kennt mich nur zu gut,

die Entbehrung und der Zweifel sind meine beständige Hausgenossenschaft,

Herr Schade und auch Herr Unfertig finde ich o bei mir.

Und wird mein Haus so fertig gestellt von dieser Hausgemeinschaft,

so wißt, daß es mir dank diesem Bau bis ins Hemd schneit.

Rom liegt am Tiber, der Arno fließt vor Pisa

wie der Tronto vor Ascolo Piceno hin, die Tosa verläufz vor Rätien.

Cremona liegt am Po, durch Savoyen fließt die Isère,

Paris liegt an der Seine, die Mosel fließt an Metz vorbei.

Vor Basel fließt der Rhein hinunter, der Neckar an Heilbronn vorbei,

so ist die Elbe lange durch das Land der Sachsen geflossen.

Weiter liegt Lüttich an der Maas, an Polen geht die Neiße vorbei,

und durch der Ungarn Land fließt der Waag und auch die Theiß.

Prag liegt an der Moldau wie Wien an der Donau;

wer das nicht glauben will, der reise, bis er es mit eigenen Augen sehe.

Ein kluger Mann, der befahl seinem lieben Kind sich wie folgt zu verhalten,

er sprach: „Wenn du bei Hofe bist, dann handle nach meiner Lehre!

Du sollst dich von den schlechten Leute fernhalten, den Anständigen sollst du

und verhalte dich gesittet bei ihnen, damit erwirbst du Ruhm und Ehre. folgen

Wo du Böses tun siehst, davon sollst du dich zurückziehen,

vor übermäßigen Verlockungen sollst du zu jeder Zeit fliehen.

Und trinke auch in Maßen, so daß es niemandem mißfällt!

Du sollst Gutes über die Damen sagen, dann loben sie dich alle, Frauen!

du darfst dich selbst nicht zu sehr brüsten, das gehört sich nicht, in Bezug auf

Wenn du so handelst, dann kannst du dich um so besser in ihrer Nähe aufhalten!“

Rudolf von Ems

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Aus diesem Grund bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern widmen uns auch der Pflege unserer wahren deutschen Kunst und Kultur. Nicht wegzudenken ist aus dieser unser großer Minnesänger Rudolf von Ems. Der lebte wohl zwischen 1200 und 1254 und gehörte zu den Gefolgsleuten unserer Staufer. Unsere deutsche Dichtkunst verdankt ihm die Heldenlieder „Der gute Gerhard“, „Willehalm von Orlens“, „Alexander“ und „Barlaam und Josaphat“. Außerdem verfaßte er eine Weltchronik, leider beruhend auf der Bibel. Daher tragen wir Panzertiere euch nur aus seinen Dichtungen vor. Im Heldenlied Alexander fahre ich ein weiteres Stück fort: https://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/mhd/a_rudolf/a_rudt.htm

„Philippe ir man der degen wîs,

swie er trüege hôhen prîs,

sîn liebe tiure gekoufet wart,

dô er was an der hervart.

geminnet wart der got durch in

ûf der miete gewin

und ûf des lônes hôhen solt

daz er ir solde wesen holt:

si hæte es anders niht getân.

dâ vür süllen wir ez hân.

ir got diu vrou des nahtes sach

als ir gewærer troum verjach.

dô der morgen ane vie,

der meister zuo der vrouwen gie,

dô seite si im ze mære

waz ir getroumet wære.

er sprach diz wesse ich ê vil wol,

noch baz ez sich bewæren sol,

dû hâst niuwan den troum gesehn:

diu wârheit sol dir noch geschehn.

den selben got erzeige ich dir,

vüegest dû die state mir

dâ ich mac heimlîche sîn

sô tuon ich dir die wârheit schîn.

der got wil hînaht zuo dir komn

und hat des bilde an sich genomn

daz er als ein trache gât.

die selbe forme er gâhes lât

und ouct sich dir in mîne wîs:

er wil werden dîn amîs,

dar nâch iemer mêre

wil er dir guot und êre

hœhèn und mêren

mit küneclîchen êren.

Hilfet des dîn helfe mir,

sô wil ich gerne vüegen dir

ein heimlich wesn an dirre vrist

dâ dû vil heimlîche bist.

si hiez in lân vil drâte

in eine kemenâte

diu im genuoc heimlîche was,

dar inne er sînen zouber las.

Sus was verendet der tac.

diu vrouwe wachende lac

daz si besehen wolde

wenn ir got komen solde.

dar nâch schiere was unlanc,

der meister den tiuvel twanc

daz er in rehte lêrte

wie er sich verkêrte

und er sich kunde gemachen

mit zouberlîchen sachen

zeinem trachen und er kam.

diz geschach. diz bilde er nam

an sich. dô wart ein michel sûs.

alsus sleich er durch daz hûs

hin dâ diu schœne Olimpias,

des wunsches rîs an schœne, was

zehant als er hin zuo zir kam,

sîn bilde er aber wider nam

und wart der selbe der er was.

dô kam er ûf den palas,

diu vrouwe tugentrîche

enphienc in minneclîche,

er kuste sî, daz galt si sâ,

den got den er hâte dâ,

den gap er ir, daz was sîn lîp.

alsus leit in daz schœne wîp

an ir arm der was vil wîz,

an ir was gar des wunsches vlîz.

sus lac der bote bî dem gote,

dô wart der got und der bote

getriutet vil vor allen gotn,

ez wart im minneclîche enbotn.“

Hauptmann Rudolf Berthold

Im Jahre 1891 wurde im fränkischen Dorf Ditterswind unser Hauptmann Rudolf Berthold geboren. Seit 1910 diente er in unserem deutschen Heer. Seine Stammwaffe ist das Fußvolk, aber er wechselte bald zur jungen Luftwaffe. Anfangs als Aufklärer, dann als Bomber und schließlich als Jäger. Trotz mehrerer Verwundungen erzielte er 44 Abschüsse und befehligte unsere Jagdstaffeln XIV und XVIII sowie unser Jagdgeschwader II. Das brachte unserem Hauptmann Berthold den Verdienstorden Friedrichs des Großen, das Eiserne Kreuz und den Hohenzollernhausorden ein. Der Dolchstoß der Novemberbrecher setzte der Jagdfliegerei 1918 ein jähes Ende. Doch unser Hauptmann Berthold verzagte nicht und stellte stattdessen seine Eiserne Schar auf. Diese umfaßte 1200 Mann und erlebte ihre Feuertaufe beim Kampf gegen die Spastakisten in München. Ins Baltenland führte deren weiterer Weg und dort nahm unser Hauptmann Berthold an der Schlacht um Riga teil. Heimgekehrt schoß er sich der Schilderhebung Kapps an und führte einen Stoßtrupp zum Sturm auf Hamburg an. Dieses lieferte sich einige Scharmützel mit der dortigen Spastakisten. Diese versprachen unserem Hauptmann Berthold und seinen Männern freien Abzug, griffen diesen aber heimtückisch in den Straßen an. Im Getümmel fand unser Fliegerheld den Tod…

Wilhelm Tell

„Wahnsinn’ger Jüngling, bleib! – Er geht dahin!

Ich kann ihn nicht erhalten, nicht erretten –

So ist der Wolfenschiessen abgefallen

Von seinem Land – so werden andre folgen

Der fremde Zauber reißt die Jugend fort,

Gewaltsam strebend über unsre Berge.

– O unglücksel’ge Stunde, da das Fremde

In diese still beglückten Täler kam,

Der Sitten fromme Unschuld zu zerstören!

Das Neue dringt herein mit Macht, das Alte

Das Würd’ge scheidet, andre Zeiten kommen,

Es lebt ein andersdenkendes Geschlecht!

Was tu ich hier? Sie sind begraben alle,

Mit denen ich gewaltet und gelebt.

Unter der Erde schon liegt meine Zeit,

Wohl dem, der mit der neuen nicht mehr braucht zu leben!“

Man könnte meinen, daß unser deutscher Dichterfürst Friedrich von Schiller sein Trauerspiel Wilhelm Tell für unsere dunklen Tage geschrieben hätte, aber auch er hatte mit dem Napoleon sein Päckchen zu tragen. Da er die gallische Fremdherrschaft heraufdämmern sah, packte er in seine Bearbeitung der Tellsage und Geschichte viele solche schönen Stellen, die unser deutsches Volk zum Kampf gegen die Fremd- und Gewaltherrschaft Napoleons anspornen sollten, ohne allzu offensichtlich zu sein. Denn formal geht es im Tell um den Kampf gegen die Habsburger, deren Nachfolger – die Lothringer – Napoleons Todfeinde waren. Uraufgeführt wurde Schillers Tell zu Weimar im Jahre 1804. Die Sage von Wilhelm Tell spielt zur Zeit unseres Königs Albrechts I. in der Schweiz. Die königlichen Landvögte bedrücken die Schweizer Eidgenossen und so schwören diese auf dem Rütli sich zu erheben. Auf den Helden Tell hat es der Landvogt Geßler besonders abgesehen und als ihn dieser zwingt, einen Apfel vom Haupt seines Knabens mit der Armbrust zu schießen, lauert ihm Tell auf und tötet seinen Feind. Schillers Stück tragen wir Panzertiere zur Feier der Uraufführung natürlich vor. Nichtsahnend begibt sich unser Held Tell nun beim Schiller nach Altdorf: http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Dramen/Wilhelm+Tell

„Walther.

Vater, wo gehst du hin?

Tell.

Nach Altdorf, Knabe,

– Willst du mit?

Walther.

Ja freilich will ich.

Hedwig.

Der Landvogt ist jetzt dort. Bleib weg von Altdorf.

Tell.

Er geht, noch heute.

Hedwig.

Drum lasst ihn erst fort sein.

Gemahn ihn nicht an dich, du weißt, er grollt uns.

Tell.

Mir soll sein böser Wille nicht viel schaden,

Ich tue recht und scheue keinen Feind.

Hedwig.

Die recht tun, eben die hasst er am meisten.

Tell.

Weil er nicht an sie kommen kann – Mich wird

Der Ritter wohl in Frieden lassen, mein ich.

Hedwig.

So, weißt du das?

Tell.

Es ist nicht lange her,

Da ging ich jagen durch die wilden Gründe

Des Schächentals auf menschenleerer Spur,

Und da ich einsam einen Felsensteig

Verfolgte, wo nicht auszuweichen war,

Denn über mir hing schroff die Felswand her,

Und unten rauschte fürchterlich der Schächen,

Da kam der Landvogt gegen mich daher,

Er ganz allein mit mir, der auch allein war,

Bloß Mensch zu Mensch und neben uns der Abgrund.

Und als der Herre mein ansichtig ward,

Und mich erkannte, den er kurz zuvor

Um kleiner Ursach willen schwer gebüßt,

Und sah mich mit dem stattlichen Gewehr

Dahergeschritten kommen, da verblasst‘ er,

Die Knie versagten ihm, ich sah es kommen,

Dass er jetzt an die Felswand würde sinken.

– Da jammerte mich sein, ich trat zu ihm

Bescheidentlich und sprach. „Ich bin’s, Herr Landvogt.“

Er aber konnte keinen armen Laut

Aus seinem Munde geben – Mit der Hand nur

Winkt‘ er mir schweigend, meines Wegs zu gehn,

Da ging ich fort, und sandt ihm sein Gefolge.

Hedwig.

Er hat vor dir gezittert – Wehe dir!

Dass du ihn schwach gesehn, vergibt er nie.

Tell.

Drum meid ich ihn, und er wird mich nicht suchen.

Hedwig.

Bleib heute nur dort weg. Geh lieber jagen.

Tell.

Was fällt dir ein?

Hedwig.

Mich ängstigt’s. Bleibe weg.

Tell.

Wie kannst du dich so ohne Ursach quälen?

Hedwig.

Weil’s keine Ursach hat – Tell, bleibe hier.

Tell.

Ich hab’s versprochen, liebes Weib, zu kommen.

Hedwig.

Musst du, so geh – Nur lasse mir den Knaben!

Walther.

Nein, Mütterchen. Ich gehe mit dem Vater.

Hedwig.

Wälti, verlassen willst du deine Mutter?

Walther.

Ich bring dir auch was Hübsches mit vom Ehni.

Wilhelm.

Mutter, ich bleibe bei dir!

Hedwig.

Ja, du bist

Mein liebes Kind, du bleibst mir noch allein! …“

Eichendorff

Gar viele schöne Gedichte und so manche Erzählung haben wir unserem Dichter Joseph von Eichendorff zu verdanken. Er gehört der großen geistig-künstlerischen Strömung der Romantik an, die vom Feind und seinen Dienern gerne als Vorstufe der Autobahnbewegung bezeichnet wird und deshalb uns Getreuen ganz besonders am Herzen liegt. Im Schlesierland auf Schloß Lubowitz bei Ratibor kam unser Eichendorff 1788 zur Welt. In Halle und Wien studierte er von 1805 bis 1812 die Rechtswissenschaft. Dem Lützower Freikorps schloß er sich 1813 an und kämpfte bis zur endgültigen Niederwerfung Napoleons in den Befreiungskriegen. Eine Laufbahn im preußischen Staatsdienst schlug unser Dichter daraufhin ein und erreichte den Rang eines Geheimen Regierungsrates. Seine Dichtungen veröffentlichte er nebenher. Seine Herzensdame Luise von Larisch führte er 1815 zum Traualtar. Das Paar hatte fünf Kinder. Von den Gedichten unseres Eichendorfs habe ich mir „Die deutsche Jungfrau“ ausgesucht: http://www.zeno.org/Literatur/M/Eichendorff,+Joseph+von/Gedichte/Gedichte+(Ausgabe+1841)

„Es stand ein Fräulein auf dem Schloß,

Erschlagen war im Streit ihr Roß,

Schnob wie ein See die finstre Nacht,

Wollt überschrein die wilde Schlacht.

Im Tal die Brüder lagen tot,

Es brannt die Burg so blutigrot,

In Lohen stand sie auf der Wand,

Hielt hoch die Fahne in der Hand.

Da kam ein röm’scher Rittersmann,

Der ritt keck an die Burg hinan,

Es blitzt‘ sein Helm gar mannigfach,

Der schöne Ritter also sprach:

„Jungfrau, komm in die Arme mein!

Sollst deines Siegers Herrin sein.

Will baun dir einen Palast schön,

In prächt’gen Kleidern sollst du gehn.

Es tun dein Augen mir Gewalt,

Kann nicht mehr fort aus diesem Wald,

Aus wilder Flammen Spiel und Graus

Trag ich mir meine Braut nach Haus!“

Der Ritter ließ sein weißes Roß,

Stieg durch den Brand hinauf ins Schloß,

Viel Knecht ihm waren da zur Hand,

Zu holen das Fräulein von der Wand.

Das Fräulein stieß die Knecht hinab,

Den Liebsten auch ins heiße Grab,

Sie selber dann in die Flamme sprang,

Über ihnen die Burg zusammensank.“

Günther Rall

Unser Major und Fliegerheld Günther Rall hat heute Geburtstag. Zur Welt kam er 1918 in Gaggenau und nachdem er 1936 ins Heer eingetreten war, ging er 1938 zur Luftwaffe. Mit unseren Jagdgeschwadern LII, XI und CCC fegte er den Himmel über Gallien, England, Illyrien, Griechenland, Rußland und zuletzt unserem alten deutschen Reich selbst sauber. Insgesamt erzielte er 275 Abschüsse und erhielt dafür das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern sowie den Rang eines Majors. Wie segensreich die Anwesenheit eines Fliegerhelden und seines Geschwaders auf einem Kriegsschauplatz sein kann, lesen wir nun in den verlorenen Siegen:

„Zudem bot auch hier die völlig flache, nur mit Gras bedeckte Salzsteppe dem Angreifer nicht die mindeste Deckung. Den Luftraum aber beherrschte die sowjetische Luftwaffe! Unablässig stürzten sich sowjetische Kampfflieger und Jäger auf jedes erkennbare Ziel. Nicht nur die in vorderer Linie kämpfende Infanterie und die Batterien mußten sich eingraben, für jedes Fahrzeug und Pferd auch rückwärts der Kampfzone mußten Deckungslöcher gegraben werden, um den feindlichen Fliegern zu entgehen. Es kam soweit, daß Flakbatterien nicht mehr zu feuern wagten, um nicht sofort durch Luftangriffe ausgeschaltet zu werden. Erst als der Armee Mölders mit seinem Jagdgeschwader zugeführt wurde, gelang es diesem, in den letzten Angriffstagen den Himmel wenigstens tagsüber rein zu fegen. Bei Nacht konnte auch er die feindlichen Luftangriffe nicht verhindern.“

Wir wollen also den Geburtstag von unserem Fliegerass Günther Rall nicht ungefeiert lassen. Seine Herzensdame Hertha Schön hat unser Major Rall 1943 geheiratet und mit ihr vier Kinder gezeugt. Sein Panzerbuch nannte unser Rall „Mein Flugbuch“ und darin schildert er uns nun die Luftkämpfe zu Beginn unseres Gallienfeldzuges:

„Nun aber ist es soweit. Deutsche Luftlandetruppen besetzen mit Lastenseglern das belgische Sperrfort Eben Emael, das an einer strategischen Schlüsselstelle zwischen Maas und Albert-Kanal errichtet wurde und als uneinnehmbar gilt. Mit einem geräuschlosen Angriff aus der Luft mitten in das Fort hinein rechnete niemand, und so gelingt es 85 Mann an einem einzigen Kampftag, rund 1200 gut verbunkerte belgische Soldaten zur Übergabe zu zwingen. Gleichzeitig fallen die nahegelegenen Brücken von Vroenhoven und Veldwezelt unversehrt in ihre Hände. Der Vormarsch von vier deutschen Armeen mit ihren Panzerkorps durch die Ardennen und Luxemburg bis Sedan und Dinant ist nicht mehr aufzuhalten. Die Luftwaffe ist mit zwei Luftflotten aufmarschiert, die zusammen über 3959 Flugzeuge verfügen, davon 1120 Kampfflugzeuge, 342 Stukas, 248 Zerstörer und 1016 Jäger. Die Luftflotte II ist im Nordwesten der Front eingesetzt und soll dort den Vorstoß der Heeresgruppe B nach Holland und Belgien hinein unterstützen; die Luftflotte III hat den Auftrag, den deutschen Hauptangriffsstoß der Heeresgruppe A durch die Ardennen zu begleiten, und zwar durch Sturzkampf- und Schlachtangriffe im unmittelbaren Gefechtsfeld, durch Zerstörung von Verkehrsverbindungen hinter der gegnerischen Front und durch das Erringen der Luftherrschaft über dem Kampfgebiet, indem die gegnerischen Luftstreitkräfte möglichst schon auf ihren Flugplätzen zerschlagen werden. Das Jagdgeschwader LII ist dieser Luftflotte unterstellt. So fliegt unsere Gruppe am 11. Mai 1940 erstmals über Feindgebiet, und zwar als Begleitschutz für Bomber, die Truppenansammlungen hinter der Maginotlinie im Bereich von Sankt Avold, Faulquemont und Sarralbe angreifen. Die folgenden Tage bringen regelmäßige freie Jagden von unserem Absprungplatz Lorsch am Rhein hinüber nach Lothringen bis in den Raum von Metz und Nancy und am sechsten Tag des Feldzuges einmal einen Tiefangriff auf ein schweres Geschütz bei Haguenau. Die Wehrmacht hat mittlerweile schon den Übergang über die Maas erzwungen; sie steht im Norden vor Cambrai und tief in der Picardie vor Compiegne. Wir haben weiter nach Westen verlegt. und zwar auf den kleinen Feldflugplatz Ippesheim bei Bad Kreuznach. Dort bleiben nur jedoch nur vom 15. bis zum 18. Mai. An diesem Samstag erhalten wir den Befehl, nachmittags mit unseren zehn einsatzklaren Messerschmitts nach Trier-Euren zu verlegen, um von dort aus einen Aufklärer in der Gegend von Nancy für den Heimflug aufzunehmen. In Trier-Euren liegt bis zu diesem Tag Werner Mölders mit seiner III./Jagdgeschwader LIII, der aber bereits die Sachen packt, um nach Douzy südlich von Sedan zu verlegen. Wir starten in Trier um 17:50 Uhr und drehen auf Südwestkurs nach Lothringen hinein; bald ziehen rechts von uns Thionville und Metz vorbei. Noch ein paar Minuten, und voraus müßte Nancy im späten Abendlicht herauf glitzern. Irgendwo hier in 6000 Meter Höhe fliegt eine Heinkel He 111, den Bauch voller Kameras und belichteter Filme von Zielen weit hinter der Front. Wer von uns wird sie wohl als erster entdecken? Wir haben uns aus dem scharfen Sehen eine Art Sport gemacht, nicht zuletzt, weil unser Überleben davon abhängt. Ein Jagdflieger, der sein Flugzeug vollkommen beherrscht und intuitiv den richtigen Ansatz zum Luftkampf findet, ein Jagdflieger also, der in der Lage ist. Seinen Gegner zielstrebig zu „wickel“, wie wir das nennen, genießt Respekt bei Freund und Feind; das höchstmögliche Qualitätsurteil über einen von uns jedoch lautet: Er sieht gut. Denn wer das Handwerk kennt, der weiß: Die Hälfte eines Luftsieges geht in aller Regel darauf zurück, daß der Sieger den Gegner zuerst gesehen hat. Wer den Gegner zuerst sieht, spielt immer mit den weißen Figuren. Er diktiert die Eröffnung des Kampfes, und wenn er sich geschickt genug verhält, auch dessen schnelles Ende. Von mir sagen meine Staffelkameraden, daß ich Ziele schon sehen könne, wenn sie noch auf der Unterseite der Erdkugel herumfliegen. Systematisch tasten meine Blicke den Luftraum ab. Nicht lange und ich entdecke die Heinkel einige Kilometer vor uns in gleicher Höhe genau auf Gegenkurs: ein Rendezvous, wie es perfekter kaum ablaufen könnte. „Ich hab‘ ihn“, melde ich an die anderen, „Position zwölf Uhr, fünf Kilometer, gleiche Höhe . Dort, wo die Eisenbahnbrücke über die Mosel führt.“ Langsam strebt sie uns entgegen wie ein müdes Insekt, das über eine Glasplatte kriecht. Die Sonne steht bereits so tief, daß sie nicht mehr übermäßig blendet: schon gießt sie sanftes, goldgelb überstrahltes Hellrot auf den Horizont: das farbenprächtige Ende eines friedlichen Frühlingstages, wie wir schon manche genießen durften in diesem Jahr. Selbst jetzt noch könnte man fast vergessen, daß Krieg ist und daß man diesen Logenplatz am Himmel nur innehat, weil man eine tödliche Waffe führt. – „Indianer!“, alarmiere .ich die Staffel, „Indianer zwölf Uhr, Hanni sechstausend-fünfhundert! Zehn oder mehr.!“ Die winzigen schwarzen Punkte hinter der Heinkel zu entdecken und die Warnung hinauszurufen ist eins. Sie scheinen sich gar nicht zu bewegen. Aber sie hängen dort im Abendrot in Dreiergruppen, und ich weiß, daß wir in wenigen Augenblicken unser erstes Treffen mit feindlichen Jägern auszufechten haben werden, die geradewegs auf uns zusteuern. Lothar Ehrlich quittiert meine Meldung mit einem knappen „Viktor! Viktor! Ich berühre!“ und gibt ein paar Befehle, ich blicke kurz über beide Schultern zu meinem Rottenflieger und der zweiten Rotte meines Schwarms. Schiebe den Leistungshebel nach vorn und beginne über die unbeirrt Kurs haltende Heinkel hinweg zu steigen. Mit einem vernehmlichen Klacken laden die Bordwaffen durch, und der Sicherungsdeckel über dem Waffenknopf auf dem Steuerknüppel schnappt nach vorn. Er wird damit zum Abzugsbügel. Dann geht alles sehr schnell. Ich sehe die bulligen, graugrünen Rümpfe mit den Kokarden und weiß, daß es französische Curtiss sind, die unserem Aufklärer hier ans Blech wollen. Ich sehe Lothar Ehrlich auf den Führer der Franzosen hinabstoßen, drücke meine Messerschmitt selbst in einer Steilkurve auf die gegnerische Formation hinunter und sitze im Nu hinter einem der beiden Flügelmänner des Führers. Er reißt seine Maschine sofort in eine scharfe Kehre. Aber zu spät! Kurz maßgenommen, ein leichter Zug am Knüppel, die Curriss verschwindet unter dem Vorderrumpf meiner Me 109, jetzt! – ein Feuerstoß, ich lasse den Knüppel wieder nach, sehe den Gegner brennen – und in diesem Augenblick hageln Treffer in meine eigene Maschine…“

Königin Luise von Preußen

„In diesem Lande haust und waltet

Ein fremder, kalter Schreckensgeist,

Der Alles teilt und Alles spaltet

Und jede schöne Form zerreißt.

Verderben brütet auf der Erde,

Am höchsten Leben zehrt der Tod,

Der auch der Glut auf Vestas Herde

Den Untergang im Sturme droht.

Soll auch das Heil’ge von uns weichen?

Wird unser Köstlichstes ein Raub?

Kann nichts der Götter Ohr erreichen,

Und sind sie jedem Flehen taub? –

Da fühlt ein überirdisch Wehen

Der frommen Beter kleine Schar:

Es naht, erzeugt in Äthers Höhen,

Ein Götterbild sich dem Altar.

Die Heil’ge, die des Herdes pfleget,

Wann in den Krieg die Götter ziehn,

Die Herz und Seele sanft beweget,

In neuen Flammen zu erglühn –

Sie ist es, die ein junges Leben

Den schon erstarrten Formen beut,

Sie ist es, der sich jedes Streben

Für’s Heiligtum der Menschheit weiht.“

(Max von Schenkendorf)

Uns echten Preußen ist der Geburtstag unserer großen Königin Luise unvergessen und stets ein Grund zum Feiern. Mag es dieser vom mißgünstigen Schicksal auch nicht vergönnt gewesen sein, die Auferstehung ihres Vaterlandes miterleben zu dürfen, so half sie doch mit die Keime für die Wiederherstellung Preußens zu pflanzen und ermöglichte damit ihren Rittern um Blücher, Scharnhorst und Geneisenau dem Napoleon tüchtig aufs Haupt zu schlagen:

„Aber auch Bonaparte hat zuweilen einen falschen Maßstab gebraucht. Nach dem Waffenstillstand 1813 hat er geglaubt, die untergeordneten Heere der Verbündeten, Blüchern und den Kronprinzen von Schweden, durch Korps zu beschwichtigen, die zwar zu einem wirklichen Widerstand nicht hinreichten, aber doch der Behutsamkeit hinreichende Veranlassung sein konnten, nichts zu wagen, wie man das in den früheren Kriegen so häufig gesehen hatte. Er dachte nicht genug an die Reaktion eines tiefgewurzelten Hasses und dringender Gefahr, die in Blücher und Bülow wirkten. Überhaupt hat er den Unternehmungsgeist des alten Blücher nirgends hoch genug angeschlagen. Bei Leipzig brachte dieser ihn allein um den Sieg; bei Laon hätte Blücher ihn zugrunde richten können, und daß es nicht geschah, lag in Umständen, die ganz außer dem Kalkül Bonapartes waren; bei Belle-Alliance endlich erreichte ihn die Strafe dieses Fehlers wie ein vernichtender Blitzstrahl.“ (Carl von Clausewitz)

Geboren wurde unsere Königin Luise 1776 in Hannover. Sie lernte 1793 den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm kennen und heiratete diesen noch im selben Jahr. Königin von Preußen war sie ab 1797 und ergriff 1806 die Seite der Kriegspartei. Zehn Kinder schenkte sie Friedrich Wilhelm der Dritte, darunter unseren Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Vierte und Kaiser Wilhelm der Große. Die Geschichte unserer Königin Luise hat die Geschichtsschreiberin Gertrude Aretz niedergeschrieben. Das Eheleben des Kronprinzenpaares und die damaligen Familienverhältnisse der Hohenzollern kommen nun zur Sprache:

„Und gerade diese Eigenschaften besaß Friedrich Wilhelm nicht. Als Kronprinz brauchte er sich zu seinem Glück – abgesehen von den verschiedenen Feldzügen, an denen er teilnahm – nicht um die Politik und die Staatsgeschäfte zu kümmern. Sein Leben mit Luise floß sehr ruhig und gleichmäßig dahin. Wenn sie sich in Potsdam aufhielten, war es noch einförmiger, besonders wenn keine Veranlassung zu irgendwelchen Gesellschaften und Festen war. Seine Pferde, sein Regiment und eine Partie Kegel waren ihm, besonders als jungem Mann, die liebste Zerstreuung. Die Jagd liebte er gar nicht. Er fand sie ebenso roh und grausam wie den Krieg. Hingegen konnte er stundenlang mit der Kronprinzessin in der Umgegend von Paretz ober Potsdam reiten. Auch Luise hatte die größte Freude an diesen Spazierritten, denn sie war eine ausgezeichnete Reiterin. Besonders liebte sie diese Ausflüge zu Pferd, weil dann der Kronprinz an ihrer Seite etwas gesprächiger wurde als gewöhnlich zu Hause. In solchen Augenblicken des Alleinseins war es wohl auch, daß er zu ihr sagte: „Gott sei Dank, daß Du wieder meine Frau bist.“ – Und wenn dann Luise fragte: „Bin ich denn das nicht immer?“ so antwortete er mit sichtlichem Bedauern: „Leider nein; Du mußt nur zu oft Kronprinzessin sein.“ Im Grunde war er ein verschlossener, menschenscheuer Charakter, den alles Öffentliche in eine gewisse Verlegenheit versetzte. Und daran waren wohl seine Kinderjahre, seine ganze Erziehung schuld, denn er besaß keine schlechten Anlagen. Er sprach vorzüglich Französisch und konnte, wenn er diese Sprache anwandte, auch viel beredter sein. Deshalb war es auch Luise am liebsten, wenn er sich mit ihr französisch unterhielt und seine Briefe französisch schrieb. Im Deutschen sprach er kurz und abgehackt, im Französischen fließend und leicht. Im großen und ganzen war seine Erziehung ziemlich vernachlässigt worden. Sein Vater hatte sich nicht viel um ihn gekümmert. Friedrich Wilhelm II. lagen seine unehelichen Kinder weit mehr am Herzen als seine ehelichen. Um dieselbe Zeit, als der Kronprinz geboren wurde, schenkte auch Madame Ritz einem Sohne vom König das Leben, dem Grafen Alexander von der Mark, und der Vater dieser beiden Kinder war ausschließlich mit dem Bastard beschäftigt, der bereits in seinem neunten Lebensjahr starb und von ihm aufs schmerzlichste betrauert wurde. So sehr trauerte der König um diesen Lieblingssohn, daß er sich den Geist des kleinen Verstorbenen in einer der spiritistischen Sitzungen, welche die Ritz und Bischoffwerder mit Vorliebe für den König veranstalteten, zitieren ließ. Der kleine Geist erschien auch prompt, aber nur, um den König daran zu erinnern, daß dieser Madame Ritz niemals verlassen solle. Und Friedrich Wilhelm II. hat das Versprechen treu gehalten. Unter solchen Verhältnissen wuchs der Kronprinz Friedrich Wilhelm auf, an der Seite einer oberflächlichen Mutter, die mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt war. Die Kinder waren meist der Dienerschaft und nicht immer tüchtigen und geschickten Erziehern überlassen. Sie wuchsen auf ohne Liebe und ohne Herzlichkeit. Als der sechzehnjährige Kronprinz in die Hände des klugen Grafen Karl Brühl, des zweiten Sohnes jenes berüchtigten Ministers Augusts des Starken, kam, war es bereits zu spät. Brühl schien in dieser Beziehung keinen Einfluß auf ihn zu haben. Der gutmütige Köckritz, der ihm nach dem Tode Schacks als Adjutant beigegeben wurde und immer sein Freund blieb, war wohl ein äußerst menschlicher Charakter, aber durchaus nicht geeignet, einem so schwachen Menschen, wie Friedrich Wilhelm III., Selbstvertrauen beizubringen, denn Köckritz besaß zu sich selbst auch keins. Noch unbedeutender war der zweite Adjutant von Jagow. An der Seite dieses verschlossenen, eigenartigen Gatten baute Luise sich ihr Glück selbst auf, ohne jedoch zu versuchen, seinen Charakter wesentlich zu ändern. Sie war eine mehr passive, weiche Natur, die sich unbedingt dem Manne unterordnete, der ihr vom Gesetz zum Gatten gegeben wurde. Vielleicht wäre eine andere Frau, die weniger auf seine Eigenarten einzugehen verstand, mit Friedrich Wilhelm unglücklich geworden. Luise aber überbrückte alle diese Unebenheiten in ihrer Ehe mit ihrem heiteren Sinn und ihrem großen Feingefühl für alle menschlichen Schwächen. Kleine Rauheiten und Eigenarten ihres Mannes nahm sie mit ihrem biegsamen Wesen immer so auf, daß nie eine Reibung entstehen konnte. Und doch war er nicht immer leicht zu behandeln. Das vertrauliche „Du“, das sie in ihrem Privatleben eingeführt hatten, glättete ebenfalls manche Ungleichheiten. Es war übrigens eine ganz neue Mode, die der preußische Hof noch kaum erlebt hatte. Der alte König war aufs höchste darüber erstaunt, als er es hörte. Eines Tages sagte er zu seinem Sohn: „Wie ich höre, nennst du ja die Kronprinzessin du.“ – „Geschieht aus guten Gründen“, war die kurze Antwort! Und als der König weiter fragte, sagte der Kronprinz heiter: „Mit dem „Du“ weiß man doch immer, woran man ist; dagegen bei dem „Sie“ ist immer das Bedenken, ob es mit einem großen S gesprochen wird oder mit einem kleinen!“ Näher noch als alles andere brachten sie die gemeinsamen Familiensorgen, die Krankheiten der Kinder, des Kronprinzen und der Verwandten. Das Ende des Jahres 1796 und der Anfang des folgenden bedeuteten für Luise und ihren Gatten schwere, sorgenvolle Zeiten. Im Dezember 1796 starb der Prinz Louis, der Mann der Schwester Friederike, im Alter von fünfundzwanzig Jahren an der Bräune. Der Tod des Bruders erschütterte den Kronprinzen dermaßen, daß er einige Tage selbst ganz krank war. Dazu gesellte sich ebenfalls eine Art Bräune, die ihn binnen kurzer Zeit nahe an den Rand des Grabes brachte. Luise verließ ihn nicht einen Augenblick. Mit größter Liebe und Sorgfalt pflegte sie den Kranken und saß Nächte hindurch an seinem Bett, um ihn durch ihre Gegenwart zu trösten. Endlich, am 3. Januar 1797, wendete sich die Krankheit zum Bessern. Wie froh war Luise, als die Krise überstanden war. An Georg schrieb sie damals: „Meinen Mann in Gefahr zu wissen, ihn leiden zu sehen, das ist furchtbar. Niemals werde ich diese Zeiten des Unglücks vergessen…“