Feldmarschall Alfred von Schlieffen

Die Nornen sind manchmal wahrhaft garstig zu den Sterblichen und nahmen unserem Feldmarschall Alfred von Schlieffen seinen Feldherrenruhm oder vielmehr die Gelegenheit sich solchen zu erwerben. In Berlin 1833 geboren machte er wohl als Stabsoffizier unsere deutschen Einigungskriege mit, doch nach herrschte fast ein halbes Jahrhundert Frieden. In diesem stieg unser Schlieffen zwar 1891 zum Generalstabschef auf, aber als er 1906 abtrat, mußte er seinen Feldzugsplan in die Hände seiner Nachfolger legen. Wäre er nicht 1913 heimgegangen, so wäre er vielleicht zurückberufen worden, aber so werden wir niemals wissen, ob unser Schlieffen seinen Feldzugsplan auch hätte ausführen können. Allerdings war sein Gedanke eines Angriffsschwerpunkts auf der Flanke der Nachwelt ein Leitstern und trug nicht wenig zu unseren Siegen über Polen und Gallien im Sechsjährigen Krieg bei. Die Hohenzoller ehrten unseren Schlieffen mit dem Roten und Schwarzen Adlerorden, dem Eisernen Kreuz, ihrem Hausorden und mit dem Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Zur Frau nahm unser Feldmarschall 1868 die Gräfin Anna von Schlieffen. Zwei Töchter vergönnten die Nornen dem Paar. Seine Schriften wurden unter dem Namen „Cannä“ herausgegeben – und das nicht grundlos. Denn unser Schlieffen nahm sich die legendäre Schlacht Hannibals gegen die Römer zum Muster für die Vernichtung einer Übermacht mittels Umzingelung. Sozusagen der Heilige Gral der Kriegskunst… Wir Panzertiere lesen zu Ehren unseres Schlieffens aus dessen Schriften vor und genehmigen uns dazu den ein oder anderen Schädel Met. In seiner Abhandlung „Der Feldherr“ endet unser Schliffen nun mit der Nachbetrachtung unserer deutschen Einigungskriege:
„Um den aufgefundenen Feind zu vernichten, ist es im allgemeinen Napoleons Bestreben gewesen, ihm die eine Flanke abzugewinnen, ihn zur Schlacht mit verwandter Front zu zwingen. Er erreichte damit 1806, daß die preußische Armee zum Rückzug in der ungünstigsten Richtung nach Westen gezwungen wurde, aus der sie nur im weiten Bogen den Weg hinter die Oder finden konnte. Moltkes Plan war 1866 nicht auf Rückzug des Feindes in ungünstiger Richtung, sondern auf dessen Einschließung und völlige Vernichtung abgesehen. Er mißlang, nicht weil Moltke falsch gerechnet hatte, auch nicht, weil es ihm an Beharrlichkeit und Tatkraft, aber wohl, weil es den Armee- und Korpsführern an Schulung und Disziplin fehlte und weil die eine Armee zu langsam und nur mit einem Teil ihrer Kräfte zum entscheidenden Angriff vorrückte. Der Feind fand die Zeit, sich der Einschließung zu entziehen. Es wurde keine Vernichtung erreicht, sondern nur, wie 1806, ein Rückzug in ungünstiger Richtung. Zur Durchführung der Verfolgung fehlte aber den preußischen Oberkommandos die Napoleonische Tatkraft. Der Feind wurde allerdings gezwungen, auf großem Umweg den Schutz der Donau aufzusuchen. Während aber 1806 die preußische Armee noch diesseits der Oder zertrümmert wurde, entzog sich die österreichische 1866 unter Zuhilfenahme der Eisenbahn dem Verfolger und gelangte, wenn auch in sehr üblem Zustand, hinter die Donau. Dort wurde ein Heer versammelt, das dem am anderen Ufer gegenüberstehenden preußischen an Zahl überlegen war. Die Lage erschien für Preußen um so mißlicher, als Frankreich, ähnlich wie Rußland 1806, bereits eingegriffen hatte. Damals hatte Preußen noch ein Korps rechts der Weichsel in Reserve. Mit ihm vereinigte sich eine russische Armee, um dem weiteren Vordringen Napoleons Einhalt zu gebieten. Das mißlang freilich, aber nur nach einem langwierigen, blutigen, mühevollen Feldzug, der das stolze Napoleonische Gebäude zum ersten Male ins Wanken brachte. Preußen hatte jedoch allein den Schaden zu tragen; Rußland brachte noch einen Gewinn heim. Ebenso gedachte Frankreich 1866 zu verfahren und sah sich schon im Besitze des linken Rhein-Ufers und an der Spitze eines neuen Rhein-Bundes. Aber nicht durch Schlachten wie Preußisch-Eylau und Friedland wollte es zu seinem Ziele kommen, sondern durch einen diplomatischen Feldzug. Auf diesem Gebiete war aber Napoleon III. Bismarck nicht gewachsen. Nach einigen vergeblichen Anstrengungen mußte er den Rückzug antreten. Österreich, auf sich angewiesen, durch Ungarn bedroht, mußte sich zum Frieden bequemen, nachdem seine Generale erklärt hatten, die Armee vermöge nicht mehr anzugreifen. Eine gewisse Gesetzmäßigkeit in den modernen Kriegen, eine gewisse Übereinstimmung in den Aufgaben des Feldherrn läßt sich schwerlich verkennen. Auch 1870 war eine Koalition gegen Deutschland geplant. Sie wäre zustande gekommen, wenn wie 1866 lange Verhandlungen geführt worden wären. Der Krieg brach aus, bevor die Traktate abgeschlossen werden konnten. Der Kanonendonner von Wörth nahm jede Lust, das Versäumte nachzuholen. Diesmal gelangen die Vernichtungsschlachten, weil die Unterführer, wenigstens zum Teil, ein gewisses Verständnis für die Moltkeschen Absichten gewonnen hatten. Metz und Sedan waren so glänzende Waffentaten, daß die außenstehenden Mächte jeder Versuchung widerstanden, sich in den Streit der Nachbarn einzumischen. Die Scheu vor ähnlichen Katastrophen legte ihnen Zurückhaltung auf. Dafür trat ein anderes Moment in die Erscheinung: Die Reste der französischen Armee, und was an neuen Kräften aufgestellt werden konnte, flüchteten nach Paris. Der Kampf um Festungen, der in alten Zeiten das Wesentliche des Krieges gebildet, seit 100 Jahren aber auf den Scheiterhaufen geworfen zu sein schien, kam plötzlich zur Geltung. Auf die Belagerung einer solchen Riesenfestung war man so gut wie gar nicht vorbereitet. Mit wenigen Schlägen hatte der Krieg zu Ende gebracht werden sollen. Jetzt zog er sich in die Länge. Der Feind gewann Zeit, neue Armeen aufzustellen, und die scheel sehenden Mächte konnten zur Besinnung und Überlegung kommen, ob nicht doch noch die neu aufstrebende Macht unterdrückt werden könnte. Der normale zweite Teil jedes Krieges, den Napoleon 1805. durch die ertrotzten Friedensschlüsse von Schönbrunn und Preßburg vermied, den er 1807 auf sich nehmen mußte, in dem er 1813 erlag, den 1866 Bismarcks Entschlossenheit beseitigte, mußte hier als großartige Belagerung durchgeführt, alle Gefahren mußten überwunden werden, die bei einer solchen ungenügende Mittel einerseits, Ausfälle und Entsatzversuche von nah und fern anderseits bringen. Nur Moltkes ruhige Klarheit konnten diesen zweiten Teil des Feldzuges, allerdings in weit längerer Zeit, aber kaum weniger glänzend als den ersten, zu Ende bringen. Es hat nicht den Anschein, als ob der Kampf um Festungen von den künftigen Kriegsprogrammen wieder gestrichen werden würde. Der Feldherr wird mit ihm zu rechnen haben. In allen unseren großen Schlachten, Königgrätz, Gravelotte, Sedan, Paris, haben aber die feindlichen Festungen eine für Preußen und Deutschland äußerst hilfreiche Rolle gespielt. Sie ziehen den Gegner, der nicht zum Angriff entschlossen ist, unwillkürlich an, bringen ihn zum Stehen und ermöglichen oder erleichtern seine Einschließung. Es liegt daher schwerlich der Grund vor, die Einebnung von Wällen und Gräben, Panzertürmen und Betonblöcken zu wünschen. Der Angreifer wird sich durch sie nicht abschrecken lassen, sondern aus ihnen Gewinn ziehen. Allerdings können die Schwierigkeiten, die die Neuheit der Erscheinungen und die Menge der Festungen bringen, stutzig machen. Sie sind aber zu überwinden, wenn das Ziel, den Feind nicht zurückzudrängen, sondern zu vernichten, im Auge behalten wird. Zum Gelingen gehört aber freilich unter den gegenwärtigen Bedingungen wie unter den früheren ein wahrhafter Feldherr. Daß dieser durch ein Triumvirat dargestellt wird, ist 1866 und 1870 geglückt, braucht aber nicht immer zu glücken. Eins wenigstens der Mitglieder des Komitees, das gegenwärtig den Feldherrn zu ersetzen hat, muß etwas von dem Salböl Samuels abbekommen haben…“

Herzog Friedrich Franz der Zweite von Mecklenburg

Ein wenig zu Unrecht steht unser Herzog Friedrich Franz der Zweite von Mecklenburg im Schatten der anderen Feldherren unserer deutschen Einigungskriege. Dies liegt daran, daß ihm zu Beginn des Gallierkrieges 1870 die Aufgabe der Küstenverteidigung in Norddeutschland übertragen wurde. Man erkennt hieran den hohen Wert, den unser Kriegsmeister Moltke der Ältere unserem Herzog von Mecklenburg beigemessen hat. Mit einer gallischen Landung war mit Sicherheit zu rechnen und was diese an Schaden anrichten und Verwirrung stiften konnte, konnte man sich denken. Im September 1870 erhielt unser Herzog von Mecklenburg dann das Kommando über eine Armeeabteilung. Deren Aufgabe bestand darin die Gallier an der Loire aufzuhalten, um so die Belagerung von Paris zu decken. Bei Loigny und Poupry wehrte unser Herzog von Mecklenburg mit nur 30,000 Mann den Angriff von 90,000 gallischen Kriegsknechten ab und trug viel zu unseren Siegen bei Orleans und Le Mans bei, durch welche die Loirearmee der Gallier neutralisiert wurde… Im Städtchen Ludwigslust kam unser Herzog von Mecklenburg 1823 zur Welt. Im Deutschen Krieg von 1866 kämpfte er auf Seiten Wilhelms des Großen und gliederte 1868 seine Truppen in unser preußisches Heer ein. Neben seiner Tätigkeit als Feldherr widmete sich unser Herzog von Mecklenburg der Verwaltung seines Landes. Gleich drei Mal trat unser Herzog von Mecklenburg vor den Traualtar – 1849 mit Auguste von Reuß, 1864 mit Anna von Hessen und 1867 mit Marie von Schwarzburg. Elf Kinder vergönnten ihm die Nornen. Auf die Schlachten bei Orleans kommt unser Geschichtsschreiber Berthold Volz („Großherzog Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin: Ein deutsches Fürstenleben“) nun zu sprechen: https://archive.org/details/grossherzogfrie00volzgoog

„Der Großherzog ließ nunmehr in langen Kolonnen die 4. Kavallerie – Division sich entwickeln. Da ließen denn die Franzosen in Furcht, vor den deutschen Reitern umklammert zu werden, von Loigny ab und zogen sich in Unordnung auf Terminiers und Gommiers zurück. Unterdessen rückte ein großer Teil des 15. französischen Korps über Poupry gegen die XXII. Division, den linken Flügel des Großherzogs vor. Sofort wandte sich Wittich mit Linksschwenkung gegen den nahenden Feind. Ein sehr blutiges Gefecht entspann sich um Poupry und die nördlich gelegenen Büsche. Aber Wittich, unterstützt durch die Brigade Colomb von der II. Kavalleriedivision warf schließlich den Feind zurück, erstürmte Poupry und rückte in der Abenddämmerung bis dicht vor Artenay. Der Großherzog hatte am Morgen bei dem Dorfe Bazoches-les-Hautes, wo er den ersten Zusammenstoß mit dem Feinde erwartete, Stellung genommen; in seinem Gefolge befanden sich der Herzog Paul und sein Schwager, der junge Prinz Günther von Schwarzburg, der am 16. Oktober zum Offizier ernannt war. Als sich aber der Kampf mehr nach Loigny hinzog, ritt er auf eine Anhöhe zwischen Lumeau und Loigny. Sofort erkannten die Franzosen den Kommandierenden und richteten ihr Feuer nach dem Hügel. Dicht schlugen die Granaten immer näher in die Erde, sodaß der Chef des Stabes den Großherzog bitten mußte, sich nicht so unmittelbarer Gefahr auszusetzen. Langsam ritt der Fürst eine kurze Strecke weiter auf Loigny zu. Da schlug nicht fünf Schritt vor ihm eine Granate ein: erschreckt bäumte sich sein Pferd und machte blitzschnell kehrt. Die Sprengstücke flogen nach allen Richtungen, dicht über den Großherzog hinweg; die Wendung des Pferdes hatte ihn gerettet. Die hereinbrechende Nacht sah den Großherzog als Sieger. Er hatte drei französische Corps, eine ungeheure Übermacht, nicht aufgehalten, sondern mit großen Verlusten zurückgeworfen; der Weg nach Orleans war geöffnet. Ja, der Sieg von Bazoches nahm den Ausfällen der Pariser gegen Villiers und Champigny, die an demselben 2. Dezember unternommen waren, ihr moralisches Gewicht in Frankreich. Telegraphische Weisung ans dem Hauptquartier bestimmte für den Großherzog und den Prinzen Friedrich Karl den gemeinsamen Angriff auf Orleans, doch blieb es dem Großherzoge überlassen, westlich von der Straße Artenay – Orleans selbständig vorzugehen. Schon am Morgen des 3. Dezember setzte er sich in Marsch, um die Westseite von Orleans zu gewinnen. Er durchschnitt dabei die Rückzugslinie Chanzys und dessen Verbindungen mit Orleans, durch Artillerie und Kavallerie den Marsch der weichenden Franzosen beschleunigend. Am 4. stand er schon zwischen Chanzy und der Stadt. Doch war immerfort noch der Widerstand einzelner Abteilungen des Feindes fechtend zu überwinden. So war die Dunkelheit hereingebrochen, als die Spitzen der Armee-Abteilung von Norden und Westen her in die Vorstädte von Orleans eindrangen und kämpfend bis an die innere Enceinte der Stadt gelangten. Der Androhung von Sturm und Bombardement widerstand sie nicht: sie ergab sich, und kurz nach Mitternacht hielt der Großherzog mit klingendem Spiel an der Spitze eines Bataillons der XVII. Division seinen Einzug in die eroberte Stadt, die im fahlen Mondschein, totenstill, alle Häuser geschlossen, dalag. An der Reiterstatue der Jungfrau von Orleans auf dem Markte machte er mit seinem Stabe halt: mit Hurra-Rufen zogen die Soldaten an ihrem siegreichen Führer vorüber. Die französischen Soldaten flüchteten sich zum Teil im Schutze der Nacht aus der Stadt, die meisten aber ergaben sich in hellen Haufen dem Sieger, 10,000 Gefangene wurden gemacht, achtundzwanzig Geschütze und sogar vier Kanonenboote auf der Loire erbeutet. Der Eindruck der Eroberung von Orleans auf das französische Volk, soweit es auf Gambetta gehofft hatte, war niederschmetternd; zahllose Waffen und Ausrüstungsstücke, die man in den nächsten Tagen auf den Landstraßen fand, von den französischen Soldaten fortgeworfen, verkündeten laut die Entmutigung des Heeres. Den 5. und 6. Dezember gewährte der Großherzog seinen Truppen als Ruhetag. Denn nach den anstrengenden Märschen in Regen und Kälte, nach den endlosen Gefechten bedurften sie dringend der Ruhe; vielen war die Montur zerfetzt, die Stiefel zerrissen, manche gingen in Holzschuhen. Aber die große Stadt gewährte die Mittel, daß die Soldaten sich äußerlich schnell wiederherstellen konnten. Auf dem Markte hielt der Großherzog am 6. eine Parade über die XVII. Division ab; gern übersah er manches, aber freudig erkannte er ihre Tapferkeit an, ihre Ausdauer, ihre Manneszucht. Dann führte er sie zu einem Dankgottesdienst in die Kirche und am nächsten Morgen – ging es wieder gegen den Feind. Die Loire hinab stand die französische Armee, deren Oberbefehl jetzt an Stelle Aurelles‘ Chanzy führte. Dem Großherzoge wurde die Weisung, mit selbständigem Kommando ihr auf dem rechten Ufer des Stromes entgegen zu rücken. Auf dem linken seine Bewegungen zu unterstützen, wurde die XXV. (Hessen-Darmstädtische) Division und eine Brigade der II. Kavalleriedivision unter seinen Befehl gestellt…“

Die Schlacht bei Bar an der Aube

„In solchen Lagen pflegen Meldungen, die über diese entscheidende Frage Klarheit schaffen könnten, auszubleiben. Der Schleier der Ungewißheit, das einzige, was im Kriege Bestand hat, verhüllte Lage und Absichten des Gegners. Unvorsichtiges Vorpreschen kann zu schweren Rückschlägen führen. Anderseits kann das Verschenken nur weniger Stunden dem Feind die Möglichkeit bieten, eine neue Verteidigung aufzubauen, die dann wiederum unter schweren Verlusten überwältigt werden muß. Der höhere Truppenführer, der in solcher Lage abwarten will, bis er durch einwandfreie Meldungen Klarheit gewinnt, wird kaum einen Zipfel des Mantels der Bellona ergreifen. Er wird die Stunde des Glücks verpassen.“

Lesen wir in den verlorenen Siegen und Schwarzenberg war ein solcher Feldherr, der niemals eine solche Gelegenheit ergriffen hat. Mit seiner überlegenen Truppenmacht stieß er vorsichtig auf Paris vor und wich auch schon mal zurück, wenn es einen kleinen Rückschlag gab. Zu Zeiten Moltkes des Älteren oder Prinz Eugens wäre diese Art der Kriegführung sicherlich schlimm ausgegangen. Doch damals war Gallien derart erschöpft, daß selbst Napoleon wohl noch so manchen Erfolg erfechten, aber die verbündete Hauptmacht konnte er nicht mehr schlagen. Und so erntete auch ein Schwarzenberg so manchen Sieg. Die Schlacht von Bar an der Aube ist ein solcher Sieg, dessen Jahrestag wir heute feiern. Dort schlug Schwarzenberg 1814 mit 35,000 Mann 18,000 Gallier unter Oudinot. Nicht entscheiden, wohl aber mit einem Verlust von 3000 Mann, denen zwar auch 2000 eigene Verluste gegenüberstanden, aber die Übermacht erdrückte hier dann doch den Napoleon. Wenn es auch bis zur Einnahme von Paris noch ein weiter Weg war. Den Feldzug von 1814 in Gallien erläutert uns nun der alte Clausewitz ein wenig strategisch in einem weiteren Auszug: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„VI. Festungen. Die Eroberung einer Anzahl feindlicher Festungen war nicht der Gegenstand des Angriffs, denn dieser Gegenstand war, wie wir gezeigt haben, ein ganz anderer. Die förmliche Belagerung einer Festung kostet ungleich mehr Kräfte, als ihre bloße Einschließung, und die Einschließung wieder mehr als die bloße Beobachtung. Da der Plan des Feldzugs darauf gerichtet war, mit einer so früh als möglich herbeizuführenden Hauptschlacht alles zu entscheiden, so war die Eroberung von einigen Festungen in jedem Falle für diesen Augenblick eine untergeordnete Sache, an die man erst denken konnte, nachdem der Schlag geschehen war, oder wenn man sah, daß sich der Krieg trotz unseres Plans in die Länge zog. Es kam also darauf an, den Einfluß der französischen Festungen mit so Wenigem als möglich zu beseitigen. Unter diesen Umständen war es hinreichend, besonders im ersten Augenblick und bis die nachrückenden Reserven ankamen, überhaupt nur auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die auf den Straßen selbst oder nahe daran gelegen waren, auf denen man vorgehen wollte; unter diesen aber diejenigen, welche an und für sich oder durch ihre Lage weniger wichtig waren, nur zu beobachten, die andern aber förmlich einzuschließen. Zur Zahl der ersteren gehörten Erfurt, Würzburg, die Forts im Elsaß und Straßburg; die anderen waren: Mainz, Landau, Saarlouis, Thionville, Metz, Luxemburg, Longwy und eventuell Verdun. Hierzu waren 65,000 Mann hinreichend. Von Paris selbst ließ sich zwar eine Befestigung und Verteidigung gerade nicht mit großer Wahrscheinlichkeit erwarten, doch mußte man sich darauf gefaßt machen. Es konnte aber in jedem Falle nur eine verschanzte Stellung zwischen den Barrieren dieser Hauptstadt sein, verteidigt entweder durch die französische Hauptmacht selbst mit Hilfe einer beträchtlichen Nationalmiliz, oder hauptsächlich von dieser, verstärkt durch ein Armeekorps. Wenn der erstere Fall stattfand, so war die Schlacht unter den Mauern von Paris zu liefern; im letzteren Falle, wo die feindliche Hauptmacht sich also südlich von Paris befinden mußte, wäre eine beträchtliche Detachierung gegen Paris, um diesen Ort wegzunehmen, vor entschiedener Hauptschlacht zwar kein unnützes und deshalb fehlerhaftes Unternehmen gewesen, denn der Verlust der Hauptstadt würde vermutlich einen entscheidenden Einfluß auf die Kriegsbegebenheiten gehabt haben; allein eine solche Detachierung wäre sehr gewagt gewesen, denn ohne eine beträchtliche Überlegenheit der Hauptarmee konnte man auf keinen Sieg derselben mit Bestimmtheit rechnen, und es war also zu befürchten, daß man sich dadurch zu sehr schwächen werde. Paris mußte also vor der Entscheidung der Hauptschlacht nicht in Betracht kommen, den einzigen Fall ausgenommen, daß die Trümmer der französischen Armee sich dahin zurückgezogen, und sich von da weiter gegen die Loire gewendet hätten, so daß Paris in die natürliche Richtungslinie des Verfolgens gefallen wäre. In diesem Falle mußte es mit der Hauptmacht selbst angegriffen werden…“

Karl May

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

In diesem Sinne bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern hegen und pflegen auch unsere deutsche Kunst und Kultur. In der Dichtkunst mag unser Karl May nicht unbedingt auf dem ersten Platz stehen, aber erbaulich sind seine Abenteuererzählungen durchaus. Im Jahre 1842 kam er im sächsischen Ernstthal als Sohn eines Webers zur Welt. Den Beruf des Lehrers erlernte unser Dichter, mußte aber dann wegen Diebstahls und Hochstapelei für acht Jahre ins Gefängnis. Ab 1874 war unser May aber ein gesetzestreuer Bürger und brachte es mit seiner Dichtkunst zu einigem Wohlstand. Seine Herzensdame Emma Pollmer führte unser Dichter 1880 zum Traualtar und schloß 1903 mit Klara Plöhn eine zweite Ehe. „Der Weg nach Waterloo“, „Die Rose von Ernstthal“, „Der schwarze Mustang“, „Durch die Wüste“, „Das Vermächtnis des Inka“, „Old Surehand“, „Die Tochter des Granden“, „Der Schatz im Silbersee“, „Der Waldläufer“, „Durchs wilde Kurdistan“, „Winnetou“, „Die Liebe des Ulanen“, „Der Scout“, „Ein Ölbrand“ oder „Der Kaiserbauer“ seien von den Werken unseres Dichters beispielhaft genannt. Die Anschaffung für eure heimische Panzerbüchersammlung lohnt sich. Mit seinem Schwank „Ein Stücklein vom alten Dessauer“ ruft unser May einen der größten Helden unseres alten Preußens in Erinnerung: http://www.zeno.org/Literatur/M/May,+Karl/Einzelne+Erz%C3%A4hlungen/Ein+St%C3%BCcklein+vom+alten+Dessauer

„Der Herr Hauptmann soll eintreten!“ sagte der Kammerdiener und öffnete dem Offiziere, welcher schon längere Zeit im Vorzimmer gewartet hatte, die Tür. An einem Tische, auf welchem ein großes Schwarzbrod, Butter, Käse, Wurst und Schinken in sehr reicher Quantität zu erblicken war, saß kauend der Fürst, ließ einen riesigen Bissen nach dem andern unter dem gewaltigen Schnurbarte verschwinden und langte dabei fleißig nach dem Glase, um durch einen kräftigen Schluck Bieres die Verdauung zu befördern. Er befand sich augenscheinlich in rosiger Laune; denn auf den militärisch ehrerbietigen Gruß des Eingetretenen erwiederte er mit behaglichem Knurren: „Hat Er Appetit?“ „Danke, Durchlaucht!“ „Dummheit! Bedanke Er sich, wenn Er fertig ist. Hergesetzt! Zugegriffen! Das Zeug ist zwar nicht vom Zuckerbäcker; aber Er wird wohl nicht gleich dran sterben.“ Der Hauptmann kannte den alten Knasterbart zu genau, um zu zögern oder viele Komplimente zu machen. Er setzte sich an den Tisch und griff wacker zu, was die gute Stimmung des Fürsten merklich erhöhte. „Ist er schon ‚mal in Wahlsdorf gewesen?“ „Nein.“ „So kennt er auch den Amtmann Hiller nicht?“ „Näher nicht; aber ich habe ihn gesehen, als er in Euer Durchlaucht Abwesenheit hier war, um sich vorzustellen.“ „So. Werden ihn kennen lernen. Bin sonst kein Freund von dergleichen Leuten; scheint es aber gut mit uns zu meinen. Da lese Er!“ Er schob dem Hauptmanne einen Brief hin, welcher von den Fettflecken, die von den Fingern des Fürsten herrührten vollständig durchsichtig geworden war. „Was sagt Er zu dem langen Geschreibsel?“ „Hm! Solche Leute sind zu gebrauchen, zumal da –„ erschrocken hielt er inne; denn eben war er im Begriffe gewesen, durch eine unvorsichtige Äußerung den Alten an Etwas zu erinnern, woran dieser nur mit Grimm zu denken pflegte. „Nur immer weiter! Wer einmal den Schnabel auftut, den darf ihn auch nicht eher wieder zuklappen, als bis der Sermon zu Ende ist. Er meint wohl die Geschichte von dem sakkermentschen Rheinländer, der uns mit seinen sieben Fuß sechs Zoll davon gelaufen ist? Den kriegen wir wieder. Ich weiß ganz genau, daß der Himmelhund noch nicht über die Grenze ist, und Gott genade ihm, wenn er sich packen läßt. Will er den Fang in Wahlsdorf übernehmen?“ „Zu Befehl, Durchlaucht!“ „So. Da wird Er – Na, was zum Teufel giebts denn schon wieder?“ wandte er sich an den eintretenden Lakaien. „Es ist ein Mann draußen, der Eure Durchlaucht dringend zu sprechen verlangt.“ „Jage den Kerl fort; hab‘ keine Zeit!“ „Das habe ich ihm schon gesagt; aber er meinte, ich soll nur seinen Namen nennen, so würde Durchlaucht schon Zeit haben.“ „Sei kein Esel. Jetzt könnte meinetwegen der Großmogul kommen; er müßte wieder fort. Wie heißt denn der Mann?“ „Schmidt aus Wahlsdorf. Er hat nur einen Arm.“ „Himmelement, das ist ja der Schockwerenöter, der – na, das ist ‚was Anderes. Lasse ihn ‚rein!“ Durch die sofort geöffnete Tür trat ein Mann von so riesigen Dimensionen, daß er sich fast bücken mußte, um in das Zimmer zu gelangen. Er trug die Kleidung des gewöhnlichen armen Landbewohners und blieb nach den ersten drei Schritten in strammer kerzengrader Haltung stehen. „Schmidt, Hallunke, ich lasse Dich Spießruten laufen, daß Du nicht längst ‚mal gekommen bist. Hab‘ Dirs ja gesagt, dazumal, als Du mich herausgehauen hattest, daß Du an mich denken sollst, wenn Dich ‚mal der Schuh drückt. Da aber ist der Schlingel stolz geworden und hat gar nicht an den Leopold gedacht, der ihm das Leben zu verdanken hat.“ – „Donnerwetter, Durchlaucht; das ist nicht wahr! Ich habe alle Stunden an Euch gedacht und bin nur deshalb noch nicht gekommen, weil mich der Schuh bisher noch nicht gedrückt hat.“ „Aber jetzt brauchst Du wohl Seitenflecke, hm?“ „Möglich, und dazu einen Schuster, der sie mir aufflickt.“ „Und dieser Schuster soll ich wohl gar sein, alter Kommisknopf?“ lachte der Fürst, der ganz sichtlichen Wohlgefallen an dem Wesen und der Ausdrucksweise des Mannes fand. „Also in Wahlsdorf wohnst Du jetzt?“ „Mit Eurer Erlaubnis, Durchlaucht.“ „Kennst Du da den Amtmann Hiller?“ „Freilich kenne ich ihn, und gerade seinetwegen komme ich heut nach Dessau.“ Seinetwegen? Mord und Totschlag, da bist wohl gar Du der Schmidt, von dem er mir einen meilenlangen Schreibebrief geschrieben hat?“ „Ich bin bei uns der einzige Schmidt. Hat er von mir geschrieben, Durchlaucht?“ fragte der Mann, indem seine ehrlichen und offenen Züge eine gewisse Besorgnis ausdrückten. „Freilich! Hast Du einen Sohn?“ „Ja.“ „Der so lang und stark ist wie Du?“ „Nicht ganz so“, lautete die Etwas ängstliche Antwort. – „Und morgen habt Ihr Kirmes?“ „Allerdings.“ „So, so, so“, dehnte der Fürst und warf einen nachdenklichen Blick auf den wieder zur Hand genommenen Brief. „Was hast Du mit dem Amtmanne?“ „Der Wiesenbauer ist der reichste Mann im Dorfe und Annemarie, seine Tochter, hat sich mit meinem Jungen, dem Wilhelm, lieb gehabt schon seit langer, langer Zeit. Er hat die beiden Leutchen gehen lassen; denn ich habe mir aus den Niederlanden, wo ich damals mit Euer Durchlaucht war, ein hübsches, rundes Sümmchen mitgebracht, und Wilhelm ist ein statiöser Bursche, mit dem sich kein Mädel zu schämen braucht und fleißig und ehrlich dazu. Da aber hat vor zwei Jahren Hiller das herrschaftliche Gut in Pacht genommen, ist dadurch Amtmann und die einflußreichste Person der Umgegend geworden. Sein Sohn, der Eduard, ist ein schöner Kerl, grad so groß wie ich, und die Mädels sind hinter ihm her, wie die Flöhe hinter den Flanellröcken. Daß er leicht und lüderlich ist, das sehen sie nicht, und so gibt es fast nur eine Einzige, die ihn nicht ästimiert. Das ist die Annemarie, und grad auf die hat er es abgesehen. Sein Vater ist natürlich nicht müßig gewesen, den Wiesenbauer gehörig zu bearbeiten, und das hat auch Erfolg gehabt; aber mit dem Mädchen haben sie doch nichts machen können. Sie mag von keinem Andern als dem Wilhelm ‚was wissen, obgleich ihr der Umgang mit ihm verboten ist, und so hat ihr Vater schließlich ein Machtwort gesprochen und bestimmt, daß morgen Abend Verlobung sein soll. Da kommen eine Menge Verwandte und sonstige Gäste, und der Teichbauer hat also die beste Gelegenheit, zu zeigen, wie es in seinem Sacke aussieht.“ …“

Georg Friedrich Händel

In Halle an der Saale wurde 1685 unser großer deutscher Tondichter Georg Friedrich Händel geboren. Dieser wahrhaft würdige Zeitgenosse Bachs vermehrte unsere deutsche Tondichtung – eine wahrhaft vollendete Kunstform – um zahlreiche Singspiele, aber auch Kammermusik, geistliche Werke und das ein oder andere Konzert. Opern hatte wir bei unserer kleinen Geburtstagsfeier wahrlich schon genug und so stelle ich Händels sechs große Konzerte vor: https://www.youtube.com/watch?v=fXUvSu5Cg50 Lernen soll man auch etwas und so lesen wir Panzertiere aus Armin Steins Buch „Georg Friedrich Händel. Ein Künstlerleben“ ein wenig vor:

„Es ist in der Tat also“, sagte der Hofmarschall mit gleichem Erstaunen. „Gehet doch“, bat der Herzog, „und erfraget, wer das sei.“ Als der Hofmarschall sich umwenden wollte, trat ein Kammerdiener herzu, der an der offenen Logentür gewartet hatte. „Ich vermag Eurer Durchlaucht Bescheid zu geben: der Knabe ist meines Großvaters jüngster Sohn.“ Der Herzog sah den Kammerdiener verwundert an. „Was führest du für närrische Rede, Christian?“ „Halten zu Gnaden, Durchlaucht“, fuhr der Angeredete demütig fort, „mein Großvater, der Amtschirurgus und kurfürstliche Kammerdiener Georg Händel in Halle hat in seinem hohen Alter, da die Kinder aus der ersten Ehe schon verheiratet waren, noch eine zweite Ehe geschlossen, daraus ist dieser Knabe der älteste Sprößling.“ Der Herzog schüttelte lächelnd den Kopf. „So, so! Jetzt verstehe ich.“ Und dann sich besinnend setzte er hinzu: „Ach ja, ich erinnere mich des alten Händel noch von Halle her; war ja unseres seligen Vaters Kammerdiener und hat mir manchmal das Haar geschoren. Hat nicht auch unsere Gemahlin, die Frau Herzogin, ein Kind Händels aus der Taufe gehoben?“ – Als Christian dies bestätigte, fragte der Herzog weiter: „Wie aber kommt der Knabe hierher?“ „Er ist mit seinem Vater auf Besuch anwesend“, war die Antwort. Der Herzog lauschte wieder dem Orgelspiel. „Seltsam! Seltsam! Solches Mirakulum verlanget uns in der Nähe zu besehen! Heute Nachmittag nach aufgehobener Tafel erscheine Herr Georg Händel mit seinem Söhnlein auf dem Schloß! Gehe hin, Christian, ihm diesen unseren Befehl zu überbringen!“ – – Der Herr Amtschirurgus befand sich in einer zwiespältigen Stimmung, als er nach drei Stunden mit seinem Sohn in die Augustusburg trat. Er fühlte sich gehoben und geehrt, daß sein siebenjähriger Sohn die Aufmerksamkeit Seiner Durchlaucht auf sich gezogen habe, aber auf der andern Seite legte sich eine dunkle Ahnung als ein beklemmender Druck auf sein Gemüt. Es war ja die infame Klimperei, um die es sich handelte, und für diese hatte der Herzog eine besondere Vorliebe. Seine Durchlaucht befand sich in seinem Kabinett in Gesellschaft seiner Gemahlin, einer Dame von großem Liebreiz der äußeren Erscheinung. Beide warteten mit Ungeduld auf die zu Hof Gebetenen, und als dieselben endlich angemeldet wurden, ging der Herzog, seiner Würde ganz vergessend, ihnen bis zur Tür entgegen. Mit steifer Förmlichkeit präsentierte sich der alte Händel und bewegte sich mit großer Geläufigkeit in den Redewendungen, mit denen man ein gekröntes Haupt begrüßt, während der Friedrich, alle vom Vater ihm beigebrachten Anstandsbewegungen vergessend, kerzengerade neben ihm stand und seine großen, schönen Augen mit freiem, fast zutraulichem Blick auf dem hohen Paar ruhen ließ. Die Herzogin hatte ihr innerliches Gefallen an dieser freimütigen Art des Knaben und winkte denselben freundlich zu sich heran, während der Herzog mit dem alten Händel ein Zwiegespräch begann. Je länger sie mit dem Knaben redete, desto besser gefiel er ihr. Ihr scharfer Blick erkannte in demselben sofort eine vielversprechende Erscheinung und bedauerte im stillen, daß er nicht zu den Untertanen ihres Gemahls gehöre. Sie war von dem Kind, seinem wunderbaren Blick und seinen klugen Antworten so hingenommen, daß sie auf das Gespräch der Männer gar nicht geachtet hatte, bis sie endlich aus ihren Betrachtungen aufgescheucht wurde durch die sehr laut gesprochenen Worte ihres Gemahls: „Aber was seid Ihr doch für ein seltsamer Kauz! Habet Ihr denn gar kein Verständnis für Musik? Nun wohl, es mag Euch ehrenvoller scheinen, wenn Euer Sohn einmal auf dem Amt über Recht und Unrecht entscheidet, aber ich sage Euch, Ihr bildet einen Krüppel aus – – ja, glotzet nur, einen kompletten Krüppel! Euer Sohn wird nie ein ordentlicher Rechtsamtmann werden, denn ihn hat der Schöpfer zu etwas anderem bestimmt. Ihn hat die Muse in der Wiege auf die Stirn geküßt, das stehet ihm mit so deutlicher Schrift auf der Stirn geschrieben, daß nur ein Blinder es nicht siehet.“ …“

Die Schlacht bei Pavia

Ein großer deutscher Sieg wurde am heutigen Tag von unserem Feldherrn Georg von Frundsberg bei Pavia erfochten. Im Jahr 1525 schlug er dort die Welschen so vernichtend, daß mit einer Schlacht das ganze Krieg schon beendet schien. Die Welschen warfen 26,000 Kriegsknechte in die Schlacht und hatten an deren Ende keine 5000 Mann mehr, der Rest war tot, verwundet oder gefangen. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 500 Mann, was bei einem Heer von 23,000 Mann kaum ins Gewicht fällt (wenn auch neuere Bücher hier die Angabe von 10,000 Toten und Verwundeten auf unserer Seite machen, so eine Art umgekehrtes Dresden – am Ende hat unser Georg von Frundsberg noch mehr Leute bei Pavia verloren als er überhaupt in seinem Heer hatte, so wie schon in wenigen Jahren bei der Bombardierung von Dresden keine deutschen Zivilisten mehr zu Tode gekommen sein werden, nachdem man die Opferzahlen von den damals amtlich festgestellten mindestens 250,000 Toten auf 25,000 herabgesetzt hat). Die Schlacht von Pavia war nicht nur entscheiden, weil das welsche Heer völlig zerstört worden ist, sondern auch, weil der welsche König Franz I. auf dem Schlachtfeld in Gefangenschaft geriet. Um wieder freigelassen zu werden, mußte er den Frieden von Madrid unterzeichnen und damit auf Italien verzichten. Allerdings brach der wieder in Freiheit gesetzte Franz den Vertrag gleich wieder und so ging der Zweifrontenkrieg gegen die Welschen und Türken noch eine ganze Weile weiter. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei der Schlacht von Pavia durchaus. Einen Großteil der gallischen Streitkräfte bildeten nämlich deutsche Söldner, unsere Schweizer und der Schwarze Haufen. Hätten diese auf unserer Seite gefochten, so hätte womöglich schon unser Kaiser Karl V. die gallische Hauptstadt Paris erstürmen können… Von jenem Schwarzen Haufen weiß uns nun unser Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold in seinem Buch „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ das ein oder andere zu berichten: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

„Als aber die Schwarzen nach dem bösen Unfalle bei Venlo sich wieder auf fünftausend Mann ergänzt und mit König Franz über die Berge gegangen waren, um dem Spanier das Herzogtum Mailand, das dem deutschen Reiche und den deutschen Brüdern gleich fremd als ihnen, zu entreißen, hatten sich viele erlauchte und adlige Streitgenossen, jüngere Söhne ihres Hauses, landsvertriebene Prätendenten und verzweifelte Abenteurer auch aus andern Landen zu ihnen geschlagen, welche auf jeder fremden Walstatt mehr Glück erjagen konnten wie in der Heimat. Der vornehmste unter ihnen war Richard, Herzog von Suffolk, ein bewährter Degen, aus dem tragischen Hause der York, welcher für die Rechte der weißen Rose seinen Bruder Edmund unter Heinrichs VIII. Henker bluten sah und heimatsflüchtig jetzt unter Frankreichs Fahnen bessere Sterne hoffte. Unter seinem Namen dienten die Schwarzen, nicht bedeutungslos unter den Auspizien eines fürstlich Gebannten. Ferner stand in ihrer ersten Reihe ein Herzog von Württemberg, jenes hartgestraften Ulrichs Sippe, der vergeblich in gleichen Tagen bei den Eidgenossen um Hilfe zum Wiedergewinn seiner Lande warb. Was ein Graf von Nassau, dessen Geschlecht bei Karl in hoher Gunst, dem kaiserlichen Heere gegenüber erringen wollte, ist dunkel; der junge Herzog Franz von Lothringen dagegen, des regierenden Herrn Bruder, mochte aus Neigung sich den Landsleuten beigesellt haben. Jugendliche Abenteurerlust oder Franzens Sonnenkronen hatte ihnen Herrn Wolf, Graf von Lupfen aus Schwaben, zugeführt; sein Stamm war daheim berüchtigt wegen des Druckes, unter welchem er die Bauernschaft hielt, die eben damals ihr Joch zu brechen sich anschickte. Ein Vetter oder Bruder, Graf Christoph, erstritt unterdessen in Pavia Ehrengedächtnis unter den liederreichen Waffenbrüdern. Graf Karl zu Ortemburg war gewiß ob schwerer häuslicher Trennung unter den Schwarzen zu finden; denn sein Bruder Alexander diente als Hauptmann unter Frundsbergs Regiment. Dietrich von Schomberg, ein Sachse, jenes Erzbischofs von Capua Bruder, gewandt als Botschafter deutscher Fürsten und ritterlich im Streite, buhlte um Frankreichs Gold, wie der Prälat um Clemens Gunst; auch ein Elsässer, Herr zu Fleckenstein, war gewärtig Bruderblut im Schlachtgewühl nicht zu scheuen. Zwei Edle von Bünau, und eine große Zahl geringerer Edelleute, vielleicht auch der Montfort, Brandecks Fähnrich, waren in die Reihen der Schwarzen verteilt, deren Jeden böse Händel, Achtung, Landfriedensbruch, Armut oder unbekümmerte Kampflust in Frankreichs Arme geworfen. Neben Hans von Brandeck war vor Andern mit höherem Range betraut Georg Langenmantel, Patrizier aus Augsburg, Leutnant des Herzogs von Lothringen, der Sohn Herrn Johanns, dem seine Vaterstadt vierzehnmal das Bürgermeisteramt übertragen und den Kaiser Maximilian hoher Ehren gewürdigt. Als der alte Herr im Jahre 1510 Todes verblichen, verordneten des schwäbischen Bundes Städte, deren Hauptmann er vielmals gewesen, dem Verstorbenen in allen Kirchen Seelenmesse und Ehrengedächtnis; der Sohn dagegen, im kecken Jugendunverstand der Ahnherren Bahn verlassend, erwarb sich ein bescholtenes Grab in fremder Schlacht und rechtfertigte durch tollkühnes Gebärden Frundsbergs derben Spott auf seines Hauses Wappen, das für den Jüngling bedeutsam der Sparren war. Da nun außer den genannten Fürsten und Edlen, welche bei Verlust Leibes und Lebens sich nicht heim wagten, auch auf der ganzen Gemeinde der Auszügler nach vergeblicher Abmahnung die kaiserliche Ober- und Unteracht ruhete und sie vor sich auf ihren Spießen Ehre und Güter, hinter sich Tod und Schmach erblickten, so hatten gemeinsame Hoffnung und gemeinsame Not diese Republik von kranken Fortunarittern, die da sich vermaßen, „Gott, zu alt um zu regieren, habe ihnen das Regiment empfohlen“, so innig an einander gebunden, daß König Franz in der weiten Welt nicht todesentschlosseneren Männern die große Aventure des Königskriegs anvertrauen konnte. Unter ihren schwarzen Fahnen, von Kopf bis Zeh in Schwarz geharnischt, blickten die riesigen Gesellen auf dem linken Flügel nach Feinden aus und sahen nicht Frundsbergs Knechte, die jenseit des entbrannten Mitteltreffens auf dem kaiserlichen linken sich zum Bruderkampf vorbereiteten, da die Eidgenossen, feigen Tod im Herzen, dem erbitterten Leutfresser nicht stehen mochten…“

Arthur Schopenhauer

Neben unserem Gottlieb Fichte und unserem Immanuel Kant brachte unser altes Preußen mit unserem Arthur Schopenhauer einen weiteren großen deutschen Denker hervor. Dessen Werk kann man man wohl der Verneinung und der Schwarzseherei zurechnen, doch ist es dennoch nicht ohne Wert. Im Jahre 1788 wurde unser Schopenhauer in unserer deutschen Hansestadt Danzig geboren. Sein Vater war Kaufmann und diesen Beruf sollte auch sein Sohn erlernen. Was unser Schopenhauer auch in Hamburg tat. Vollendet hat er seine Ausbildung aber nicht, sondern studierte von 1809 bis 1813 in Göttingen und Berlin die Denkerei und Heilkunst. In Jena erwarb er dann die Doktorwürde. Seit 1833 lebte unser Schopenhauer in Frankfurt am Main. Sein Hauptwerk nannte er „Die Welt als Wille und Vorstellung“ und zu diesem gesellen sich noch Schriften und Abhandlungen wie „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“, „Über das Sehen und die Farben“, „Über den Willen in der Natur“, „Die beiden Grundprobleme der Ethik“, „Aphorismen zur Lebensweisheit“, „Über die Universitätsphilosophie“ oder „Über Schriftstellerei und Stil“. Deren Anschaffung kann empfohlen werden. Seine Doktorwürde erwarb unser Schopenhauer mit seiner Schrift „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“ und diese darf daher bei unserer heutigen Panzergeburtstagsfeier nicht fehlen: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10858208

„Die Methode. Plato der göttliche und der erstaunliche Kant vereinigen ihre nachdrucksvollen Stimmen in der Anempfehlung einer Regel zur Methode alles Philosophierens, ja alles Wissens überhaupt. Man soll, sagen sie, zweien Gesetzen, dem der Homogeneität und dem der Spezifikation, auf gleiche Weise, nicht aber dem einen, zum Nachtheil des andern, Genüge leisten. Das Gesetz der Homogeneität heißt uns, durch Aufmerken auf die Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen der Dinge, Arten erfassen, diese eben so zu Gattungen, und diese zu Geschlechtern vereinigen, bis wir zuletzt zum obersten. Alles umfassenden Begriff gelangen. Da dieses Gesetz ein transzendentales, unserer Vernunft wesentliches ist, setzt es Übereinstimmung der Natur mit sich voraus, welche Voraussetzung ausgedrückt ist in der alten Regel: entia praeter necessitatem non esse multiplicanda. – Das Gesetz der Spezifikation drückt Kant dagegen so aus: entium varietates non temere esse minuendas. Es heischt nämlich, daß wir die unter einem vielumfassenden Geschlechtsbegriff vereinigten Gattungen und wiederum die unter diesen begriffenen, hohem und niederem Arten wohl unterscheiden, uns hütend, irgend einen Sprung zu machen und wohl gar die niedern Arten, oder vollends Individuen, unmittelbar unter den Geschlechtsbegriff zu subsumieren; indem jeder Begriff noch einer Einteilung in niedrigere fähig ist und sogar keiner auf die bloße Anschauung herabgeht. Kant lehrt, daß beide Gesetze transzendentale, Übereinstimmung der Dinge mit sich a priori postulierende Grundsätze der Vernunft seien, und Plato scheint das Selbe auf seine Weise auszudrücken, indem er sagt, diese Regeln, denen alle Wissenschaft ihre Entstehung verdanke, seien zugleich mit dem Feuer des Prometheus vom Göttersitze zu uns herabgeworfen.

Ihre Anwendung in gegenwärtigem Fall. Das letztere dieser Gesetze finde ich, so mächtiger Empfehlung ungeachtet, zu wenig angewendet auf einen Hauptgrundsatz in aller Erkenntnis, den Satz vom zureichenden Grunde. Obgleich man nämlich längst und oft ihn allgemein aufgestellt hat, so hat man dennoch seine höchst verschiedenen Anwendungen, in deren jeder er eine andere Bedeutung erhält, und welche daher seinen Ursprung aus verschiedenen Erkenntniskräften verraten, gehörig zu sondern vernachlässigt. Daß aber gerade bei Betrachtung unserer Geisteskräfte die Anwendung des Prinzips der Homogeneität, mit Vernachlässigung des ihm entgegengesetzten, viele und langdauernde Irrtümer erzeugt und dagegen die Anwendung des Gesetzes der Spezifikation die größten und wichtigsten Fortschritte bewirkt hat, – dies lehrt die Vergleichung der Kantischen Philosophie mit allen früheren. Es sei mir deshalb vergönnt, eine Stelle her zu setzen, in der Kant die Anwendung des Gesetzes der Spezifikation auf die Quellen unserer Erkenntnisse empfiehlt, indem solche meinem gegenwärtigen Bestreben seine Würdigung gibt. „Es ist von der äußersten Erheblichkeit, Erkenntnisse, die ihrer Gattung und Ursprunge nach von andern unterschieden sind, zu isolieren und sorgfältig zu verhüten, daß sie nicht mit andern, mit welchen sie im Gebrauche gewöhnlich verbunden sind, in ein Gemische zusammenfließen. Was Chemiker beim Scheiden der Materien, was Mathematiker in ihrer reinen Größenlehre tun, das liegt noch weit mehr dem Philosophen ob, damit er den Anteil, den eine besondere Art der Erkenntnis am herum schweifenden Verstandesgebrauch hat, ihren eigenen Wert und Einfluß, sicher bestimmen könne.“ (Kritik der reinen Vernunft, der Methodenlehre 3. Hauptstück)

Nutzen dieser Untersuchung. Sollte mir zu zeigen gelingen, daß der zum Gegenstand dieser Untersuchung gemachte Grundsatz nicht unmittelbar aus einer, sondern zunächst aus verschiedenen Grunderkenntnissen unsers Geistes fließt; so wird daraus folgen, daß die Notwendigkeit, welche er als ein a priori feststehender Satz bei sich führt, ebenfalls nicht eine und überall die selbe, sondern eine eben so vielfache, wie die Quellen des Satzes selbst ist. Dann aber wird Jeder, der auf den Satz einen Schluß gründet, die Verbindlichkeit haben, genau zu bestimmen, auf welche der verschiedenen, dem Satze vom Grunde liegenden Notwendigkeiten er sich stütze, und solche durch einen eigenen Namen (wie ich welche vorschlagen werde) zu bezeichnen. Ich hoffe, daß dadurch für die Deutlichkeit und Bestimmtheit im Philosophieren Einiges gewonnen sein wird, und halte die, durch genaue Bestimmung der Bedeutung jedes Ausdrucks zu bewirkende, größtmögliche Verständlichkeit für ein zur Philosophie unumgänglich nötiges Erfordernis, um uns vor Irrtum und absichtlicher Täuschung zu sichern und jede im Gebiet der Philosophie gewonnene Erkenntnis zu einem sicheren und nicht, durch später aufgedeckten Mißverstand oder Zweideutigkeit, uns wieder zu entreißenden Eigentum zu machen. Überhaupt wird der ächte Philosoph überall Helle und Deutlichkeit suchen, und stets bestrebt sein, nicht einem trüben, reißenden Regenbach zu gleichen, sondern vielmehr einem Schweizer See, der, durch seine Ruhe, bei großer Tiefe große Klarheit hat, welche eben erst die Tiefe sichtbar macht. La clarté est la bonne foi des philosophes hat Vauvenargues gesagt. Der unechte hingegen wird zwar keineswegs nach Talleyrands Maxime, durch die Worte seine Gedanken, vielmehr nur seinen Mangel daran zu verbergen suchen, und wird die aus eigener Unklarheit des Denkens erwachsende Unverständlichkeit seiner Philosopheme dem Leser ins Gewissen schieben. Hieraus erklärt sich, warum in einigen Schriften, zum Beispiel den Schelling’schen, der didaktische Ton so häufig in den scheltenden übergeht, ja oft die Leser schon zum voraus, durch Antizipation ihrer Unfähigkeit, gescholten werden…“

Die Winterschlacht in Masuren

Die berühmte Winterschlacht in Masuren ging heute im Jahre 1915 siegreich zu Ende. Mit dieser dritten und letzter ihrer ostpreußischen Schlachten verschafften unser legendäres Feldherrenzweigespann Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff unseren geplagten Ostpreußen für den Rest des Vierjährigen Krieges endlich Ruhe vor den Russen. Möchten die Kämpfe im Osten auch noch wechselvoll sein, fortan spielten sie sich nicht mehr auf unserer heiligen deutschen Erde ab. Unsere VIII. und X. Armee traten dort mit ihren 17 Divisionen gegen die 10. und 12. Armee der Russen an, die über 21 Divisionen verfügte. In der Schlacht verloren die Russen 56,000 Mann an Toten und Verwundeten und wir machten zudem noch 110,000 Gefangene, während sich unsere eigenen Verluste auf 16,000 Mann beliefen. Ein großer deutscher Sieg also, der mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met gefeiert werden muß. Unser alter Feldmarschall Paul von Hindenburg berichtet uns von der Winterschlacht in Masuren in seinen Denkwürdigkeiten – „Aus meinen Leben“ genannt – folgendes: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

„Dem kaiserliche und königliche Armeeoberkommando mußte der Gedanke zu einer entscheidenden Operation im Osten ganz besonders nahe liegen. Er drängte sich ihm nicht nur aus militärischen sondern auch aus politischen Gründen auf. Die fortschreitende Abnahme des Wertes der österreichisch-ungarischen Kampfkräfte konnte ihm nicht verborgen bleiben. Ein längeres Hinziehen des Krieges verschlimmerte diese Zustände augenscheinlich in dem Heere der Donaumonarchie verhältnismäßig rascher als beim gegenüberstehenden Feind. Dazu kam die österreichische Sorge, daß der drohende Verlust von Przemysl nicht nur die Spannung in der Kriegslage an der eigenen Heeresfront wesentlich steigern werde, sondern daß auch unter dem Eindruck, den der Fall dieser Festung auf die Heimat machen mußte, die schon jetzt nicht unbedenklichen Erscheinungen von Lockerung im Staatsgefüge und von Schwinden des Vertrauens auf ein günstiges Kriegsende sich noch weiter verschärfen würden. Auch fühlte Österreich-Ungarn sich schon jetzt durch die politische Haltung Italiens im Rücken bedroht. Ein großer, erfolgreicher Schlag im Osten konnte die mißliche Lage des Staates gründlich ändern. Aus dieser Beurteilung der Verhältnisse heraus trat ich auf die Seite des Generals von Conrad, als er bei der deutschen Obersten Heeresleitung entscheidende Operationen auf dem östlichen Kriegsschauplatz anregte. Die von mir für eine solche Entscheidung nötig befundenen Truppenstärken glaubte unsere Oberste Heeresleitung nicht zur Verfügung stellen zu können. Aus dem vorgeschlagenen Plane wurde daher innerhalb meines Befehlsbereiches nur ein einziger großer Schlag, den wir in Ostpreußen führten. Vier Armeekorps rollten bei Beginn des Jahres zu unserer Verfügung aus der Heimat und dem Westen zu uns heran. Sie werden in Ostpreußen ausgeladen, verstärken teils die VIII. Armee und bilden teils die X. unter Generaloberst von Eichhorn, marschieren auf und rücken los, um seitlich beider Flügel unserer in der Linie Lötzen – Gumbinnen gelegenen dünnen Verteidigungsstellung vorzubrechen. Durch zwei starke Flügelgruppen soll die 10. russische Armee des Generals Sievers weit ausholend umfaßt werden, damit schließlich durch deren Zusammenschluß im Osten auf Rußlands Boden im großen Maßstabe alles zertrümmert werden kann, was noch vom Feinde etwa übrig geblieben ist. Der erste grundlegende Gedanke der Operation wird am 28. Januar noch im Hauptquartier zu Posen für unsere Armeeführer in folgende Worte gefaßt: „Ich beabsichtige, die X. Armee mit ihrem linken Flügel längs der Linie Tilsit – Wylkowyszki zur Umfassung des nördlichen Flügels des Gegners anzusetzen, den Feind mit der Landwehrdivision Königsberg und dem linken Flügel der VIII. Armee in frontalem Kampf zu binden, und den rechten Flügel der VIII. Armee auf Arys – Johannisburg und südlich angreifen zu lassen.“ Am 5. Februar folgt dann aus Insterburg, wohin wir uns zur Schlachtenleitung begaben, der eigentliche Angriffsbefehl. Er setzt vom 7. ab die beiden Massen an den Flügeln in Bewegung, vielleicht etwas an unser ruhmreiches Sedan erinnernd, und ein vernichtendes Sedan sollte es für die 10. Russenarmee schließlich bei Augustowo auch werden. Dort schloß sich am 21. Februar der Kessel des gewaltigen Treibens, aus dem mehr denn 100,000 Gegner als Gefangene Deutschland zugeführt wurden. Eine noch weit größere Zahl von Russen war einem anderen Schicksal erlegen. Das Ganze wurde auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers „Winterschlacht in Masuren“ benannt. Man befreie mich von ihrer näheren Beschreibung. Was sollte ich auch Neues aus ihr erzählen? Ihr Name mutet an wie Eishauch und Totenstarre. Vor dem Gange dieser Schlacht steht der rückblickende Mensch, wie wenn er sich fragen müßte: Haben wirklich irdische Wesen dies alles geleistet, oder ist das Ganze nur ein Märchen oder Geisterspuk gewesen? Sind jene Züge durch Winternächte, jene Lager im eisigen Schneetreiben und endlich der Abschluß der für den Feind so schrecklichen Kämpfe im Walde von Augustowo nur die Ausgeburten erregter menschlicher Phantasien? Trotz der großen taktischen Erfolge der Winterschlacht blieb uns die strategische Ausnutzung des Erreichten versagt. Wir waren wohl wieder imstande gewesen, eine der russischen Armeen nahezu völlig zu vernichten, aber an ihre Stelle traten sofort neue feindliche Kräfte, herangezogen von anderen Fronten, an denen sie nicht gebunden waren. Unter diesen Verhältnissen konnten wir mit den jetzt im Osten verfügbaren Mitteln zu keinem entscheidenden Ergebnis gelangen. Die russische Übermacht war allzu gewaltig…“

Friedrich Maximilian Klinger

„Die politischen Ketzer haben in den letzten Zeiten die religiösen nun ganz vergessen gemacht. Die Gefahr betraf mehr das Nähere, das Irdische. Wäre ihre Anzahl nicht so groß gewesen, wir hätten ein Martyrologium in Folio; wahrscheinlich wären aber die Dokumente dazu ein politisches Geheimnis geblieben. Zum Verbrennen hätten kaum die Wälder zugereicht. Indessen tat man in einigen recht orthodox-politischen Ländern, was man konnte, und die Staatsinquisition ist – nicht hinter der kirchlichen zurückgeblieben. Vermutlich hat sie auch ebendie Wirkung auf den Geist der Menschen getan wie ihre ältere Schwester.“

Ein Dichter und Denker war unser Friedrich Maximilian Klinger fürwahr und so ehren wir ihn anläßlich seines heutigen Wiegenfestes mit einer kleinen Panzergeburtstagsfeier. Zu Frankfurt am Main im Hessenlande erblickte er 1752 das Licht der Erdenwelt. Sein Vater war Soldat und seine Mutter eine Wäscherin. Wohlhabende Freunde ermöglichten unserem Klinger den Besuch der höheren Schule in seiner Vaterstadt und das Studium der Rechtswissenschaft in Gießen. Das gab er 1776 wieder auf und versuchte sich zwei Jahre lang als Schauspielhausleiter. Der wirtschaftliche Erfolg ließ auf sich warten. So trat unser Klinger 1779 ins ostmärkische Heer ein. Der bayrische Erbfolgekrieg schien anzustehen, doch fochten Friedrich der Große und Maria Theresia diesen mit der Feder aus. So kam es, daß unser Klinger in den russischen Staatsdienst treten mußte. Was man wohl im Wörterbuch als Beispiel für eine Eulenspiegelarbeit eintragen kann. Vor den Traualtar trat unser Klinger 1788 mit Elisabeth Alexejewa. Drei Söhne waren dem Paar von den Nornen vergönnt. Zu lesen gibt es von unserem Dichter die Trauerspiele „Otto“, „Medea in Korinth“, „Konradin“, „Aristodemos“, „Die Zwillinge“, „Damokles“, „Das leidende Weib“, „Simsone Grisaldo“, „Der Günstling“, „Sturm und Drang“ und „Medea auf dem Kaukasus“, die Lustspiele „Die falschen Spieler“ und „Prinz Seidenwurm“, das Gespräch„Der Weltmann und der Dichter“ und Erzählungen „Geschichte eines Deutschen der neusten Zeit“, „Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt“, „Orpheus“, „Geschichte Raphaels de Aquillas“ und „Die Geschichte vom goldnen Hahn“ sowie seine „Betrachtungen und Gedanken“. Die Anschaffung für die heimische Panzerbüchersammlung kann nicht schaden. Wir werfen einen Blick in das Trauerspiel „Medea auf dem Kaukasus“: https://archive.org/details/smtlichewerke02klinuoft

„Das Schicksal. Tisiphone, furchtbarste der Eumeniden, tritt leise, daß Medea, die stolze Enkelin der Sonne, nicht vernehme, wie nah Ich, das Schicksal, ihr sei, wie nah‘ du, die Rächerin des Frevels, ihr seist.

Tisiphone. Ich höre seufzen; ich höre bange Töne des Schmerzes. Nah ist die kühne Verbrecherin, die unsre Macht nicht erreichen kann.

Das Schicksal. In jener düstren Felsenhöhle trauert sie ihr einsames Leben hin, im peinlichen Gefühl der Neue. Uns konnte sie entfliehen; aber der Stachel der Reue drang durch ihr Herz und diesen zieht nicht die Macht ihres Zaubers, nicht die Stärke ihres Geistes heraus. Sie floh‘ aus Korinth auf diese nackten Felsen des Kaukasos, nachdem sie Jason den Gatten, die beiden Söhne, den alten König, die junge Braut der Rache und Eifersucht geopfert. Stolz wähnte sie im Genuß ihres großen Selbsts zu leben; doch, das Gefühl ihres Herzens, das nach Mitteilung dürftet, die Erinnerung des Vergangnen, die Neigung zu dem trugvollen und schwachen Menschengeschlecht, das sie hasset und liebt, siegen über den erhabenen, unfruchtbaren Gedanken. Bald wird ein täuschender Traum ihr Herz entflammen und dann fange ich sie mit dem Netze, das ich um den Ball der Erde gezogen und drücke sie unter mein eisernes Joch.

Tisiphone. Als ich auf ihren Befehl, mit den furchtbaren Schwestern, martern mußte den Gatten, den Greis und die Braut, schwebte die kühne Verbrecherin frohlockend auf den Drachenwagen und wir, die Töchter der Nacht, die wir allen Frevel rächen, konnten sie nicht erhaschen, denn sie deckte des Zaubers mächtiger Schild. Nun sie sinket unter dein eisernes Joch, räch‘ ich mit den Schwestern das vergossne Blut.

Das Schicksal. Töricht wird sie sich den Menschen abermals vertrauen. In der Hoffnung, durch gute Taten die bösen zu versühnen, wird sie in der süßen Täuschung nicht fühlen, daß der schwache, blinde Sohn des Staubs leichter auf das Böse als das Gute horcht. Rasch wird sie vollziehen wollen, was in Jahrtausenden kaum reift.

Tisiphone. Abermals hör‘ ich stöhnen und den wilden Laut der Verwünschung.

Das Schicksal. Seit der letzten blutigen Tat ist die Ruhe von ihr gewichen; ewig wachet ihr Herz und nie besucht sie der süße Schlaf.

Tisiphone. So macht alles umfassender Geist, Erhabenheit und Größe, Kenntnis und Wissen den Erdgebornen nicht glücklich, wenn sein Herz von Verbrechen nicht rein ist.

Das Schicksal. Horch, die Angst treibt sie vom peinigenden Lager auf. Wir weilen hier verborgen, bis wir sie haschen. Keiner entflieht der Gewalt des Schicksals.

Tisiphone. Kein Verbrecher unsrer Geißel und dem Brand, den wir in seinem Gewissen anzünden.

Medea. Ich vernehme die kühlen Winde, die vor dem goldnen Wagen meines Urvaters herwehen. Nehmet weg, ihr Flüchtigen, die Schwermut, die auf meiner Stirne dämmert! Verjaget die Bilder der düstren Träume, die die schwarze Nacht des Erebos zeugt! Wehet aus meinem Geiste, aus meinem Herzen alles, was je war! es verschwinde, was ich je gedacht und empfunden das qualvolle Erinnern meiner blutigen Taten, das Gefühl des Lebens selbst, daß ich gleich diesen Felsen hinstarre, fühllos gegen die Stürme meiner Seele, wie sie gegen das Rasen der empörten Natur! Höret auf die Stimme Medeens vergebens, sie eilen vorüber, und ich, die ich die Kräfte der Natur beherrsche, kann nicht vergessen, was doch dem unstäten Menschen so leicht ist. Licht und Leben gießen sich in goldnem Glanze über die Erde. Sei mir gegrüßet, Helios, mein Vater; höre den bangen Ruf der einsamen verlassnen Medea! du steigest aus den dunklen Wogen hervor und die junge Erde jauchzet im Gefühl des neuen Lebens, nur deine Tochter trauert in der Nacht des finstern Grams. Für mich ist alles tot; bei dem Stocken meiner Kräfte verhüllte sich die blühende Natur in das Dunkel der Vernichtung. Ich sehe nur Bilder der Zerstörung und lebe – lebe allein! Auf die öden, kahlen Spitzen des Kaukasos floh‘ ich, wähnend, im innern Beschauen meines großen Selbsts zu leben und schwärme nur im Erinnern der Augenblicke, die ich mit den unbeständigen Menschen hingelebt. Ich hasse sie alle und meine Faust füllt sich mit den Pfeilen des Todes, den zu vernichten, der mir nahte; und wenn er nun nahte in seinem täuschenden Äußern, sein Aug‘ mir lächelte, seine Zunge den freundlichen Gruß stammelte, würde sich nicht mein Herz erwärmen und in der Täuschung die schwarze Erfahrung vergessen? – Wenn ich je wieder der Menschen Sprache vernähme. Ich durchdringe das Dunkel der Erde, durchspüre den allesumfassenden Himmel, wäge ab das Wahre und Falsche menschlichen Wissens, sehe nah das Keimen, das Zerstören der Dinge, fasse Zweck, Mittel und Ende, und tausend, tausend herrliche Gedanken wälzen sich in meinem Geiste und verschwinden in der leeren Ferne, wie das dürre Laub, das der Sturm an jenem einsamen Gestade des Meers in die unfruchtbaren Fluten schüttelt. Keiner schießt hier zum Genuß auf, denn das Gefühl von Weh und Glück, das ich unter den Menschen sammelte, unterdrückt den stolzen Flug des Geistes. Zeiten der Wonne! wo ich gleich der schwächsten Tochter des Staubs, nur an dem Gatten, nur an den Kindern hing, nur in ihrem Glück das meine fand…“

Burkard Waldis

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Getreu diesem Gebot von unserem alten Preußenkönig bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern widmen uns auch der Pflege von unserer wahren deutschen Kultur und Kunst. Nicht wegzudenken aus dieser ist unser Burkhard Waldis. Wir verdanken ihm unter anderem die epische Dichtung „Ursprung und Herkommen der 12 ersten alten Könige und Fürsten deutscher Nation“ und die Fabelsammlung „Esopus“. Zur Welt kam er um 1490 im hessischen Allendorf an der Werra. Erstmals ins Licht der Geschichte trat 1523 als Mönch in Riga. Man hatte ihn eigentlich zur Bekämpfung des Luthertums entsandt, aber stattdessen trat unser Waldis auf dessen Seite und nahm später sogar an einer Verschwörung zu r Verweltlichung des Erzstiftes Riga teil. Dafür warf ihn unser deutscher Orden 1536 für drei Jahre in den Kerker. Der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen löste ihn aus und so trat unser Dichter in dessen Dienst. Er verfaßte Flugschriften gegen den Herzog von Braunschweig und wurde lutherischer Kleriker. Vor den Traualtar trat unser Waldis mit der Königsbergerin Barbara Schulthe. Aus dem „Esopus“ hört ihr die Fabel „Vom Hanen und Perlen“ von unserem Waldis: http://www.zeno.org/Literatur/M/Waldis,+Burkhard/Fabeln/Esopus

„Gott durch sein güt und weisheit fron

Hat alle ding erschaffen schon

Und als, was lebt, reichlich versorgt,

Daß hungers halb niemand erworgt,

Gibt jedem fleisch zur notturft gnug,

Mit dem beding und solchem fug,

Daß alles, was da hat das leben,

Sol arbeiten und darnach streben,

Nach seiner art die kost erwerben:

So wird es nimmer hungers sterben,

Und wird in Gott nicht darben laßen.

Ein haushan tet auch solcher maßen

Und scharret auf eim alten mist,

Wie der hüner gewonheit ist;

Bald on gefer daselbs zu hand

Ein edle perlen er da fand,

Des er sich nicht versehen het,

Auch in nicht fast erfreuen tet.

Er sprach: „Was tust, edles kleinot,

In disem unstetigen kot?

Wenn dich ein reicher kaufman het,

Vil großer er er dir antet

Und wurd dich halten also hold,

Daß er dich faßen ließ in gold.

Du magst aber nicht nutzen mir;

So kan ich auch nicht helfen dir

Und dir erzeigen zimlich er:

Ein hand voll gersten mir lieber wer,

Damit ich möcht den hunger stillen,

Der sich nicht leßt mit perlen füllen.“

Die unverstendign merk beim han:

Kunst, weisheit zeigt die perlen an.

Ein narr achtet nicht großer kunst,

Auch ist die straf an im umbsunst.

Das bös den guten ist nicht gut,

Das gut den bösen schaden tut.

Das heiltum ist nicht für die hund,

Perlen seind schweinen ungesund;

Der muscat wird die ku nicht fro,

Ir schmeckt vil baß grob haberstro.

Ein alter sich zum alten findt,

Auch mit einander spieln die kind;

Ein weib get zu den andern frauen,

Ein kranker wil den andern bschauen.

Darumb sichs in der welt jetzt helt:

Zu gleichem gleich sich gern gesellt.“