Nicht nur in der Dicht- und Tonkunst zeichnen wir Deutschen uns aus, sondern auch in der Malkunst. Daher finden sich auch einige große deutsche Maler im Panzerschlacht- und Geburtstagskalender. Unser Franz von Lenbach ist einer davon. Im Jahre 1836 wurde er im bayrischen Schrobenhausen geboren. Sein Weg führte ihn über die Kunstschule in Augsburg über München nach Wien und Berlin und wieder zurück. Mit Ausnahme des liberalen Umsturzversuchs von 1848/49 und der Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870-71 lebte er in recht ruhigen Zeiten und konnte daher ungestört wirken. Viele der großen Männer seiner Zeit wie unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke, unsere Kaiser Wilhelm I. und Friedrich IV. (III.), unseren Tondichter Richard Wagner oder unseren Geschichtsforscher Theodor Mommsen hat er auf der Leinwand verewigt und so kennt man das ein oder andere seiner Werke vielleicht schon von unseren anderen Panzerfeiern. Den Rest stellen wir zu seinen Ehren heute vor. Sein häusliches Glück fand er 1887 mit der Gräfin Magdalena von Moltke, die ihm zwei Töchter schenkte. Ein zweites Mal heiratete er 1896 Charlotte von Hornstein, mit der er eine weitere Tochter zeugte. Leben und Werk unseres alten Meisters finden wie von unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg im Buch „Lenbach“ gelungen dargestellt: https://archive.org/details/lenbach00rose_2
„Den Rückweg nahmen die Reisenden über Südfrankreich, wo besonders Avignon einen tiefen Eindruck ans Lenbach machte. Bald daraus trennte er sich von seinen Reise gefährten, weil er seinen Freund Böcklin besuchen wollte, der damals (1868) in seiner schweizerischen Heimat weilte. Lenbach erzählt, daß er wieder, wie in Weimar, mit Böcklin bei vollen Gläsern die ganze Nacht hindurch über die tiefsten Probleme der Kunstphilosophie disputiert habe, und wie sehr er auch in seiner Anschauung vom individuellen Bildnis von der Böcklins abwich, so gab er doch immer wieder zu: „Alles in allem genommen ist Böcklin der geistreichste Künstler, mit dem ich je in meinem Leben zusammengetroffen bin: er ist voll von unerwarteten Beobachtungen und drückt sich sehr glücklich und schlagfertig in einer überraschenden und originellen Sprache ans.“ Nachdem Lenbach nach München zurückgekehrt war, hatte er seine Lehrjahre hinter sich. Er wußte, daß er zum Bildnismaler berufen war, und er malte fortan nur noch Bildnisse, wenn er bisweilen auch das Persönliche durch die neutrale Bezeichnung „Studienkopf“ oder „Bildnisstudie“ verschleierte. Nenn ein so rücksichtsloser und offenherziger Mann wie Lenbach eine solche Verschleierung anwandte, so gehorchte er sicherlich nur seinem Taktgefühl oder einem Zuge des Herzens, und es wäre daher taktlos, wenn wir bei der Fülle anziehender Gesichter, die sich vor den Augen unserer Leser ausbreiten werden, mehr sagen oder gar verraten wollten, als der Künstler selbst bei öffentlichen Ausstellungen oder bei Reproduktionen seiner Gemälde und Zeichnungen in Zeitschriften und Sammelwerken gewollt hat. In den Jahren 1866-1871 entstanden in München und anderen Orten das vornehme Repräsentationsbildnis des Barons (späteren Grafen) von Schack in halber Figur, das einen Ehrenplatz in seiner dem Deutschen Kaiser vermachten Galerie erhalten hat, und die Bildnisse der beiden Meister Moritz von Schwind und Gottfried Semper. Die Studien dazu hat Lenbach zusammen ans einer Leinwand gemalt. Semper hielt sich damals in München ans, weil König Ludwig II. den Bau eines großartigen Festopernhauses plante, worin hauptsächlich Richard Wagners Musikdramen unter dessen eigener Leitung zur Aufführung kommen sollten. Zur Ausführung dieses Baues war Semper ausersehen worden; aber die Verwirklichung des Planes scheiterte an der Verständnislosigkeit und dem Widerstand der Münchener Stadtbehörde, wodurch der König aufs tiefste verletzt wurde. Mit Semper schloß Lenbach innige Freundschaft, die er in späteren Jahren sehr energisch betätigte, einmal als es galt, eine Versöhnung zwischen den beiden alten Freunden Semper und Wagner herbeizuführen, die auseinander gekommen waren, weil Semper den König Ludwig auf Bezahlung seiner zweijährigen Vorarbeiten für das geplante Festopernhaus verklagt hatte, ein zweites Mal, als nach dem Tode Sempers dessen künstlerische Tätigkeit in Wien in einer dortigen Tageszeitung einer abfälligen Kritik unterzogen wurde, die Lenbach zu einer tapferen Verteidigung seines verewigten Freundes herausforderte. Richard Wagner, der Ende des Jahres 1865 durch die Intrigen seiner Feinde aus München vertrieben worden war, hielt sich im Sommer 1868 wieder einige Zeit in München auf, wo am 21. Juni die erste Aufführung seiner „Meistersinger“ stattfand, und damals traf Lenbach zum erstenmal mit dem außerordentlichen Manne zusammen, dem er bald ein enger Freund wurde und dessen Bildnis er der Nachwelt in ebenso klassischer Form überliefert hat wie die der beiden Heroen Bismarck und Moltke. Wie viele auch versucht haben, die Züge des großen Tondichters in Gemälden, graphischen Darstellungen und plastischen Gebilden festzuhalten keinem ist es gelungen, so tief wie Lenbach in sein innerstes Wesen einzudringen, mit kongenialer Kraft ans seinem Antlitz den blendenden Zauber dieses seltenen Mannes herauszulösen, der trotz seines oft rätselhaften Wesens die Hälfte seiner kunstliebenden Zeitgenossen begeisterte und zu Mitgliedern einer begeisterten Gemeinde zusammenzwang, die seine Zwecke mit leidenschaftlichem Eifer förderte. Lenbach war einer der ersten Künstler, die sich zu Wagner bekannten, weil der Maler in der Kunst des Musikers ein ihm verwandtes Element herausfühlte, und diesem Bekenntnis verdankt er es, daß er überall, wo sich eine Wagnergemeinde zusammenfand, freudig begrüßt wurde, worauf wieder seiner Kunst ein großer Vorteil erwuchs. Er lernte durch die Vermittlung der Wagnerschen Musik eine große Zahl bedeutender Männer, geistvoller und anmutiger Frauen kennen, und zuletzt war es eine Art Ehrenpflicht, daß jeder, der in der Wagnergemeinde eine Rolle spielte, sich von Lenbach malen ließ, vorausgesetzt, daß dieser auch Neigung und Lust dazu spürte oder daß ihm die Physiognomie etwas wert war…“