Franz von Lenbach

Nicht nur in der Dicht- und Tonkunst zeichnen wir Deutschen uns aus, sondern auch in der Malkunst. Daher finden sich auch einige große deutsche Maler im Panzerschlacht- und Geburtstagskalender. Unser Franz von Lenbach ist einer davon. Im Jahre 1836 wurde er im bayrischen Schrobenhausen geboren. Sein Weg führte ihn über die Kunstschule in Augsburg über München nach Wien und Berlin und wieder zurück. Mit Ausnahme des liberalen Umsturzversuchs von 1848/49 und der Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870-71 lebte er in recht ruhigen Zeiten und konnte daher ungestört wirken. Viele der großen Männer seiner Zeit wie unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke, unsere Kaiser Wilhelm I. und Friedrich IV. (III.), unseren Tondichter Richard Wagner oder unseren Geschichtsforscher Theodor Mommsen hat er auf der Leinwand verewigt und so kennt man das ein oder andere seiner Werke vielleicht schon von unseren anderen Panzerfeiern. Den Rest stellen wir zu seinen Ehren heute vor. Sein häusliches Glück fand er 1887 mit der Gräfin Magdalena von Moltke, die ihm zwei Töchter schenkte. Ein zweites Mal heiratete er 1896 Charlotte von Hornstein, mit der er eine weitere Tochter zeugte. Leben und Werk unseres alten Meisters finden wie von unserem Kunstgelehrten Adolf Rosenberg im Buch „Lenbach“ gelungen dargestellt: https://archive.org/details/lenbach00rose_2

„Den Rückweg nahmen die Reisenden über Südfrankreich, wo besonders Avignon einen tiefen Eindruck ans Lenbach machte. Bald daraus trennte er sich von seinen Reise gefährten, weil er seinen Freund Böcklin besuchen wollte, der damals (1868) in seiner schweizerischen Heimat weilte. Lenbach erzählt, daß er wieder, wie in Weimar, mit Böcklin bei vollen Gläsern die ganze Nacht hindurch über die tiefsten Probleme der Kunstphilosophie disputiert habe, und wie sehr er auch in seiner Anschauung vom individuellen Bildnis von der Böcklins abwich, so gab er doch immer wieder zu: „Alles in allem genommen ist Böcklin der geistreichste Künstler, mit dem ich je in meinem Leben zusammengetroffen bin: er ist voll von unerwarteten Beobachtungen und drückt sich sehr glücklich und schlagfertig in einer überraschenden und originellen Sprache ans.“ Nachdem Lenbach nach München zurückgekehrt war, hatte er seine Lehrjahre hinter sich. Er wußte, daß er zum Bildnismaler berufen war, und er malte fortan nur noch Bildnisse, wenn er bisweilen auch das Persönliche durch die neutrale Bezeichnung „Studienkopf“ oder „Bildnisstudie“ verschleierte. Nenn ein so rücksichtsloser und offenherziger Mann wie Lenbach eine solche Verschleierung anwandte, so gehorchte er sicherlich nur seinem Taktgefühl oder einem Zuge des Herzens, und es wäre daher taktlos, wenn wir bei der Fülle anziehender Gesichter, die sich vor den Augen unserer Leser ausbreiten werden, mehr sagen oder gar verraten wollten, als der Künstler selbst bei öffentlichen Ausstellungen oder bei Reproduktionen seiner Gemälde und Zeichnungen in Zeitschriften und Sammelwerken gewollt hat. In den Jahren 1866-1871 entstanden in München und anderen Orten das vornehme Repräsentationsbildnis des Barons (späteren Grafen) von Schack in halber Figur, das einen Ehrenplatz in seiner dem Deutschen Kaiser vermachten Galerie erhalten hat, und die Bildnisse der beiden Meister Moritz von Schwind und Gottfried Semper. Die Studien dazu hat Lenbach zusammen ans einer Leinwand gemalt. Semper hielt sich damals in München ans, weil König Ludwig II. den Bau eines großartigen Festopernhauses plante, worin hauptsächlich Richard Wagners Musikdramen unter dessen eigener Leitung zur Aufführung kommen sollten. Zur Ausführung dieses Baues war Semper ausersehen worden; aber die Verwirklichung des Planes scheiterte an der Verständnislosigkeit und dem Widerstand der Münchener Stadtbehörde, wodurch der König aufs tiefste verletzt wurde. Mit Semper schloß Lenbach innige Freundschaft, die er in späteren Jahren sehr energisch betätigte, einmal als es galt, eine Versöhnung zwischen den beiden alten Freunden Semper und Wagner herbeizuführen, die auseinander gekommen waren, weil Semper den König Ludwig auf Bezahlung seiner zweijährigen Vorarbeiten für das geplante Festopernhaus verklagt hatte, ein zweites Mal, als nach dem Tode Sempers dessen künstlerische Tätigkeit in Wien in einer dortigen Tageszeitung einer abfälligen Kritik unterzogen wurde, die Lenbach zu einer tapferen Verteidigung seines verewigten Freundes herausforderte. Richard Wagner, der Ende des Jahres 1865 durch die Intrigen seiner Feinde aus München vertrieben worden war, hielt sich im Sommer 1868 wieder einige Zeit in München auf, wo am 21. Juni die erste Aufführung seiner „Meistersinger“ stattfand, und damals traf Lenbach zum erstenmal mit dem außerordentlichen Manne zusammen, dem er bald ein enger Freund wurde und dessen Bildnis er der Nachwelt in ebenso klassischer Form überliefert hat wie die der beiden Heroen Bismarck und Moltke. Wie viele auch versucht haben, die Züge des großen Tondichters in Gemälden, graphischen Darstellungen und plastischen Gebilden festzuhalten keinem ist es gelungen, so tief wie Lenbach in sein innerstes Wesen einzudringen, mit kongenialer Kraft ans seinem Antlitz den blendenden Zauber dieses seltenen Mannes herauszulösen, der trotz seines oft rätselhaften Wesens die Hälfte seiner kunstliebenden Zeitgenossen begeisterte und zu Mitgliedern einer begeisterten Gemeinde zusammenzwang, die seine Zwecke mit leidenschaftlichem Eifer förderte. Lenbach war einer der ersten Künstler, die sich zu Wagner bekannten, weil der Maler in der Kunst des Musikers ein ihm verwandtes Element herausfühlte, und diesem Bekenntnis verdankt er es, daß er überall, wo sich eine Wagnergemeinde zusammenfand, freudig begrüßt wurde, worauf wieder seiner Kunst ein großer Vorteil erwuchs. Er lernte durch die Vermittlung der Wagnerschen Musik eine große Zahl bedeutender Männer, geistvoller und anmutiger Frauen kennen, und zuletzt war es eine Art Ehrenpflicht, daß jeder, der in der Wagnergemeinde eine Rolle spielte, sich von Lenbach malen ließ, vorausgesetzt, daß dieser auch Neigung und Lust dazu spürte oder daß ihm die Physiognomie etwas wert war…“

Die Konvention von Tauroggen

Das Panzerjahr geht mal wieder mit dem Jahrestag der Konvention von Tauroggen zu Ende. Mit diesem Seitenwechsel der preußischen Truppen unter Yorck wurden 1812 die Befreiungskriege eingelöst und damit der Sturz Napoleons eingeläutet. Von deren Abschluß besitzen wir, dank unserem Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz, der an deren Abschluß entscheidend beteiligt war, einen Bericht aus erster Hand. Natürlich hat es sich unser Clausewitz nicht nehmen lassen, die Vorgänge vielfach strategisch zu erläutern und so suche ich mir aus seinem berühmten Buch „Der russische Feldzug von 1812“ seine strategische Beurteilung von Napoleons Rußlandfeldzug aus: https://archive.org/details/derfeldzuginrus00unkngoog

„Jetzt sei es dem Verfasser noch erlaubt, seine Meinung über den Operationsplan Bonapartes in diesem viel besprochenen Feldzug zu sagen. Bonaparte wollte den Krieg in Rußland führen und endigen, wie er ihn überall geführt und geendigt hatte. Mit entscheidenden Schlägen anzufangen und die dadurch erhaltenen Vorteile zu neuen entscheidenden Schlägen zu benutzen, so den Gewinn immer wieder auf eine Karte zu setzen, bis die Bank gesprengt war, das war seine Art, und man muß sagen, daß er den ungeheuren Erfolg, welchen er in der Welt gehabt hat, nur dieser Art verdankt; daß dieser Erfolg bei einer anderen kaum denkbar war. In Spanien war es ihm damit nicht gelungen. Der österreichische Feldzug von 1809 hatte Spanien gerettet, weil er ihn verhindert hatte die Engländer aus Portugal zu vertreiben. Seitdem war er dort in einen Verteidigungskrieg verfallen, der ihn ungeheure Kräfte kostete, ihn gewissermaßen an einem Arm lähmte. Sonderbar ist es und vielleicht der größte Fehler, den Bonaparte gemacht hat, daß er nicht im Jahre 1810 nach der Halbinsel gegangen ist, um den Krieg in Portugal zu beendigen, worauf er in Spanien auch nach und nach erloschen sein würde, denn unstreitig trugen der spanische Insurrektions- und der portugiesische Hilfskrieg einander gegenseitig. Immer würde indessen Bonaparte genötigt gewesen sein eine beträchtliche Armee in Spanien zu lassen. Sehr natürlich und auch wohl richtig war es daher, daß bei dem neuen Kriege mit Rußland es sein Augenmerk war, nicht in einen ähnlichen langwierigen und kostspieligen Verteidigungskrieg auf einem noch viel entfernteren Kriegstheater verwickelt zu werden. Er hatte also das dringende Bedürfnis, den Krieg in einem, höchstens zwei Feldzügen zu beendigen. Die feindlichen Streitkräfte schlagen, zertrümmern, die Hauptstadt erobern, die Regierung in den letzten Winkel des Reichs hindrängen und dann in der ersten Bestürzung den Frieden gewinnen war bisher der Operationsplan seiner Kriege. Bei Rußland stand ihm die ungeheure Ausdehnung des Landes und der Nachteil entgegen, daß es zwei weit von einander entfernte Hauptstädte hat. Was ihm dadurch an moralischer Wirkung seiner Waffenerfolge verloren gehen mußte, hoffte er wahrscheinlich durch zwei Dinge ersetzt zu sehen: durch die Schwäche der russischen Regierung und durch den Zwiespalt, den es ihm gelingen konnte, zwischen ihr und den Großen des Reichs zu erwecken. In beiden fand er sich getäuscht, darum war ihm das verlassene und zerstörte Moskau so widerwärtig. Von hier aus hatte er auf Petersburg und ganz Rußland durch die Meinung zu wirken gehofft. Daß Bonaparte unter diesen Umständen wo möglich mit einem Stoß nach Moskau zu kommen suchte, war nur konsequent. Die Wirkungen der gewaltigen Landesausdehnung und eines möglichen Volkskrieges, kurz der Druck des großen Staates mit seiner ganzen Schwere konnte sich erst nach einiger Zeit zeigen, und konnte überwältigend sein, wenn er nicht im ersten, raschen Anlauf überwunden wurde. Wenn Bonaparte auch wirklich darauf rechnen mußte, diesen Krieg erst in zwei Feldzügen zu beendigen, so machte es doch einen großen Unterschied, ob er in dem ersten Feldzuge Moskau eroberte oder nicht. Hatte er diese Hauptstadt genommen, so durfte er hoffen die Vorbereitungen zum ferneren Widerstande zu untergraben, indem er mit der ihm übrig gebliebenen Macht zu imponieren, die Meinung in jedem Betracht irre zu führen, das Gefühl von der Pflicht abwendig zu machen suchte. Blieb Moskau in den Händen der Russen, so bildete sich von da aus für den nächsten Feldzug vielleicht ein so kräftiger Widerstand, daß die notwendigerweise geschwächten Kräfte Bonapartes nicht mehr hinreichten. Kurz, mit der Eroberung Moskaus glaubte er über den Berg zu sein. Dies hat uns die natürlichste Ansicht eines Mannes wie Bonaparte geschienen. Es fragt sich nur, ob ein solcher Plan für Rußland ganz untunlich war, und ob nicht ein anderer vorzuziehen gewesen wäre. Wir sind nun dieser Meinung nicht. Die russische Armee schlagen, zerstreuen, Moskau erobern war ein Ziel, welches in einem Feldzuge füglich erreicht werden konnte; aber wir sind der Meinung, daß diesem Ziel noch eine wesentliche Bedingung fehlt, diese war: auch in Moskau noch furchtbar zu bleiben. Wir glauben, daß Bonaparte dieses Eine nur aus dem übermütigen Leichtsinn vernachlässigt hat, der für ihn charakteristisch war. Er ist mit 90,000 Mann nach Moskau gekommen, – und er hätte mit 200,000 hinkommen sollen. Dies wäre möglich gewesen, wenn er sein Heer mit mehr Schonung und Sorgfalt behandelt hätte. Aber das sind Dinge, die ihm ewig fremd gewesen sind. Er würde vielleicht 30,000 Mann weniger in den Gefechten verloren haben, wenn er nicht überall den Stier bei den Hörnern angegriffen hätte. Mit mehr Vorsorge und besseren Anordnungen in Betreff der Verpflegung, mit einer überlegteren Einrichtung des Marsches, durch welche nicht unnötigerweise so ungeheure Massen auf einer Straße zusammengedrängt worden wären, würde er der von Anfang an herrschenden Hungersnot vorgebeugt und dadurch sein Heer vollständiger erhalten haben. Ob 200,000 Mann, im Herzen des russischen Reiches aufgestellt, die gehörige moralische Wirkung gehabt und den Frieden herbeigeführt haben würden, ist freilich noch eine Frage; aber es scheint uns, daß es wenigstens vor dem Ereignis erlaubt war auf diesen Erfolg zu rechnen. Daß die Russen Moskau verlassen, verbrennen und einen Vertilgungskrieg einleiten würden, war nicht mit Gewißheit vorauszusehen, war vielleicht nicht einmal wahrscheinlich; wenn es aber geschah, so war der ganze Krieg verunglückt, wie man ihn auch geführt hätte. Ferner ist es als eine zweite große Nachlässigkeit Bonapartes anzusehen, so wenig für seinen Rückzug gesorgt zu haben. Wenn Wilna, Minsk, Polozk, Witebsk und Smolensk durch Verschanzungen mit tüchtigen Palisaden befestigt, und jeder dieser Orte mit fünf- bis sechstausend Mann Besatzung versehen wurde, so würde der Rückzug dadurch auf mehr als eine Art erleichtert worden sein; namentlich durch eine bessere Verpflegung. Wir wollen nur an die 700 Stück Ochsen erinnern, welche die Kosaken am 9. November in der Gegend von Smolensk genommen haben. Denkt man sich dabei, daß die französische Armee stärker in Moskau angekommen und also auch wieder stärker von da abmarschiert wäre, so verliert der Rückzug das Ansehn eines tiefen Abgrundes, welches er damals hatte. Welches war nun der andere Plan, den man apres Coup für vernünftiger oder, wie man sich auszudrücken pflegt, für methodischer gehalten hat? Bonaparte sollte am Dnjepr und der Düna Halt machen, allenfalls den Feldzug mit der Eroberung von Smolensk beschließen, sich dann in dem eroberten Teile festsetzen, seine Flügel sichern, dadurch eine bessere Basis gewinnen, die Polen unter die Waffen bringen, dadurch die Offensivkraft vermehren und so in dem nächsten Feldzuge mit besserem Ansatz und verstärktem Atem auf Moskau marschieren. Das klingt ganz gut, wenn man es nicht näher untersucht, und besonders, wenn man nicht daran denkt, es mit den Aussichten zu vergleichen, welche der von Bonaparte befolgte Plan darbot. Nach jener Idee sollte er sich also in dem ersten Feldzuge mit der Eroberung von Riga und Bobruisk beschäftigen (denn das waren die einzigen befestigten Plätze in dem bezeichneten Landstrich) und für den Winter eine Verteidigungslinie von dem Rigaischen Meerbusen längs der Düna bis Witebsk, von da bis Smolensk, dann längs dem Dnjepr etwa bis Rohatschew, dann hinter dem Prczipiec und der Muchawiec bis an den Bug ziehen, was etwa 200 Meilen beträgt. Er hätte also den Feldzug beschlossen, ohne die russische Armee besiegt zu haben, diese wäre gewissermaßen intakt und Moskau sogar unbedroht geblieben. Die russischen Streitkräfte, die bei Eröffnung des Feldzuges noch schwach waren und sich im Laufe desselben beinah verdoppeln sollten, hätten nun Zeit gehabt, sich ganz auszubilden, um dann im Laufe des Winters gegen die ungeheure Verteidigungslinie der Franzosen mit einer Offensive zu beginnen. Das war keine Rolle im Geschmack Bonapartes. Das Schlimmste war, daß ein Sieg, den er unter diesen Umständen erfocht, ganz ohne positive Wirkung blieb, weil er mit der Siegeskraft mitten im Winter oder auch selbst im Spätherbst nichts anzufangen wußte, kein Objekt dafür hatte. Er konnte also nichts tun, als die Streiche der Russen stets abwehren, ohne je einen wieder zu führen. Und denkt man nun gar an die Ausführung! Wie sollte er sein Heer aufstellen? In Quartieren? Das war nur in der Nähe einiger beträchtlichen Städte für mäßige Korps tunlich. In Lagern? Das war im Winter unmöglich. Hätte er seine Kräfte aber bei einzelnen Städten zusammengehalten, so war das Land zwischen ihnen niemals sein, sondern gehörte den Kosaken an. Die Verluste, welche die französische Armee im Laufe eines solchen Winters gemacht hätte, wären wahrscheinlich nicht durch die Bewaffnung der Polen ersetzt worden. Diese Bewaffnung des polnischen Volkes hatte bei Licht besehen auch noch große Schwierigkeiten. Einmal blieben immer die Provinzen, die Österreich besaß, davon ausgeschlossen, ferner diejenigen, welche im Besitz der Russen blieben; dann konnte diese Bewaffnung auch Österreichs wegen gar nicht in dem Sinne geschehen, in welchem die Polen sie wünschten, nämlich zur Wiederherstellung des alten polnischen Reichs; das lähmte den Enthusiasmus sehr. Die Hauptschwierigkeit aber war, daß ein Land, in welchem sich eine ungeheure Masse fremder Streitkräfte niedergelassen hat, gar nicht im Stande ist große Rüstungsanstrengungen zu machen. Die außerordentlichen Anstrengungen, welche die Bürger eines Staates machen können, haben ihre Grenzen; werden sie von der einen Seite in Anspruch genommen, so können sie nicht nach einer anderen hin gemacht werden. Wenn der Bauer genötigt ist mit seinem Vieh den ganzen Tag auf der Landstraße zu liegen, um dem fremden Heere die Bedürfnisse hin- und herzuschaffen, wenn er das Haus voll Soldaten hat, wenn der Edelmann seine Vorräte zum Unterhalt hergeben muß, wenn überall der nächste Augenblick mit den ersten Bedürfnissen drängt und drückt: dann kann nicht erwartet werden, daß freiwillige Opfer an Geld und Geldeswert und freiwillige persönliche Dienste die Mittel zu außerordentlichen Rüstungen geben werden. Dessenungeachtet wollen wir die Möglichkeit zugeben, daß ein solcher Feldzug dennoch seinen Zweck erfüllt und den weiteren Angriff für den folgenden Feldzug vorbereitet hätte. Denken wir uns aber zugleich, was von der andern Seite zu überlegen ist, daß Bonaparte die Russen halb unvorbereitet antraf, eine ungeheure Überlegenheit gegen sie anwenden, ihnen den Sieg mit Gewalt entreißen und seiner Unternehmung die ganze Plötzlichkeit geben konnte, die für das Verblüffen so nötig ist, daß er die ziemliche Gewißheit hatte, in einem Zuge bis Moskau vorzudringen, und die Möglichkeit, im ersten Vierteljahr den Frieden in der Tasche zu haben, – denken wir uns das alles und vergleichen wir diese Aussichten mit dem Erfolge eines sogenannten methodischen Feldzugs, so dürfte es sehr zweifelhaft werden, ob, alles verglichen, der Plan Bonapartes nicht mehr Wahrscheinlichkeit des endlichen Erfolgs für sich gehabt hat als der andere, und in diesem Falle wäre er also auch nach der richtigen Methode und nicht nach der gewagteren, sondern der vorsichtigeren gewesen. In jedem Falle aber begreift man, daß ein Mann wie Bonaparte sich nicht lange bei der Wahl besonnen haben wird. Die Gefahren des Augenblicks beherrschen den Menschen stets am gewaltsamsten und darum erscheint oft als eine Verwegenheit, was in letzter Instanz gerade der einzige Rettungsweg, also die höchste Vorsicht ist. Selten ist der bloße Verstand hinreichend den Menschen bis auf diesen Grad zu stärken, und es ist also meist nur die angeborne Kühnheit des Charakters, welche fähig macht solche Wege der Vorsicht zu gehen. An dieser Kühnheit aber fehlte es dem berühmten Eroberer so wenig, daß er gerade aus Neigung das Kühnste gewählt haben würde, wenn sein Genie es ihm auch nicht als das Weiseste geraten hätte. Wir wiederholen es: Alles, was er war, verdankt er dieser kühnen Entschlossenheit, und seine glänzendsten Kriege würden denselben Tadel erfahren haben, wenn sie nicht gelungen wären.“

Thea von Harbou

Mit unserer Thea von Harbou hat heute eine der großen Gestalten unseres altdeutschen Filmes Geburtstag. Zur Welt kam sie 1888 in Tauperlitz im Frankenland. Die Drehbücher für Filme wie „Der müde Tod“, „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Die Nibelungen“, „Metropolis“, „M“, „Das Testament des Dr. Mabuse“, „Hanneles Himmelfahrt“, „Prinzessin Turandot“, „Ein idealer Gatte“, „Der alte und der junge König“, „Eine Frau ohne Bedeutung“, „Der zerbrochene Krug“ oder „Via Mala“ schrieb sie. Dazu noch Bücher wie „Die nach uns kommen“, „Der Krieg und die Frauen“, „Der unsterbliche Acker“, „Deutsche Frauen. Bilder stillen Heldentums“, „Die deutsche Frau im Weltkrieg. Einblicke und Ausblicke“, „Der belagerte Tempel“, „Die unheilige Dreifaltigkeit“, „Gold im Feuer“, „Die Insel der Unsterblichen“ und „Aufblühender Lotos“. Da ein Teil der guten Filme schon vergriffen ist und ein anderer im Netz nicht zu finden ist, suche ich mir „Das wandernde Bild“ aus: https://www.youtube.com/watch?v=KgojfUY276w

Johannes Kepler

Nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch der Forscher und Erfinder sind wir Deutschen. Einer unserer größten Forscher ist unzweifelhaft unser Johannes Kepler, der die Gesetze zur Berechnung der Planetenlaufbahnen aufgestellt und noch so manches mehr erforscht und erfunden hat. Neben der Sternenkunde befaßte er sich nämlich noch mit der Sichtlehre und der Rechenkunst. Zur Welt kam er 1571 im schwäbischen Weil als Sohn des Händlers Heinrich Kepler und dessen Gattin Katharina, einer Wirtstochter. Sein Studium meisterte er an der Universität von Tübingen und trat bald darauf in kaiserliche Dienste. Unsere Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. beschäftigten ihn als Rechenkünstler und Sterndeuter. Ebenso ließ sich der Feldherr Wallenstein von unserem Kepler die Sterne deuten. Ein jeder Versucht halt dem Nebel des Krieges so gut zu wehren wie er kann… Sein häusliches Glück fand unser Kepler 1597 mit Barbara Müller. Die beiden hatten drei Söhne und zwei Töchter. Bei seinem Geburtstag soll natürlich auch unser Kepler zu Wort kommen. Ich lese daher ein Stück in seiner „Neue Stereometrie der Fässer“ weiter: https://archive.org/details/bub_gb_qnM3AAAAMAAJ

Verlassen wir die Achse CJ, so kommt zunächst in derselben Ebene eine dazu Normale in Betracht TX, die vorerst außerhalb der Figur gelegen sein soll. Bei der Rotation um TX entstehen ringförmige Körper, die bei der Parabel und Hyperbel nach außen hin unbegrenzt sind, weil ja die nach außen sich öffnenden Arme CP, CQ im Kreise gedreht werden (12, 13). Die Ellipse dagegen erzeugt bei der Rotation um eine solche zur Hauptachse CR normale, außerhalb der Figur gelegene Gerade TX einen flachen oder niedrigen Ring, (annulus supinus seu sessilis), ähnlich jenen auf den Kopf zu legenden Kränzen, wie sie zum Tragen von Gefäßen verwendet werden (14). Man kann sich diese Form wieder nach 2, III vorstellen, wenn man an die Stelle der Schnittkreise Ellipsen setzt, deren Scheitel von TX weggerichtet sind. Berührt die Achse CS den Kegelschnitt im Scheitel C, so entstehen durch Rotation drei Arten von geschlossenen Ringen, von denen zwei wie früher nach außen hin unbegrenzt sind (15, 16), während der von der Ellipse CJ erzeugte begrenzt ist (17), es ist dies ein flacher, niedriger oder gedrückter Ring, (annulus pressus). Man erhält ihn aus 2, II, wenn man statt der Schnittkreise Ellipsen setzt, die sich mit ihren Scheiteln berühren. Endlich möge jene zur Hauptachse des Kegelschnitts normale Rotationsachse die Figur schneiden, wie ON. Die Figur wird so in zwei Teile zerlegt, die bei der Parabel und Hyperbel immer ungleich sind, weil der eine Teil PONQ unendlich, der andre ONC endlich ist, so daß die Kegelschnitte drei Segmente ergeben, zwei unbegrenzte und ein begrenztes; in der Ellipse ist das eine, obwohl beide endlich begrenzt sind, doch meistens größer als das andere. Durch Rotation dieser sechs Segmente um ON entstehen ebensoviel neue Formen von Körpern, von denen zwei um die Mitte, nämlich bei O und N und nach außen ringsherum unbegrenzt sind, weil sie durch die ins Unendliche reichenden Linien PONQ erzeugt werden (18, 19), das größere Ellipsensegment erzeugt einen linsenförmigen, oben und unten nabelförmig eingedrückten Körper (20). Diese Form besitzt eine gewisse Art von kleinen flachen Melonen, (melones sessiles), die ganz gegessen werden können, auch gibt es manche Pilze von dieser Gestalt. Man kann sich diese Form nach 2, III vorstellen, wenn man an Stelle der zusammenhängenden Schnittkreise ebensolche Ellipsen setzt wie in Fig. 3. Schließlich entstehen durch Rotation der kleineren Segmente ONG noch drei Körper, die dem Aussehen nach einander ähnlich, ihrer Natur nach aber verschieden sind: den elliptischen Körper OCNR könnte man als eine dicke Pflaume, (prunum crassum) (21), die parabolischen und hyperbolischen Körper OCNJ der Unterscheidung wegen nicht unpassend als Spindeln (fusus), bezeichnen (22, 23). Und diese beiden Körper, besonders der durch eine sehr stumpfwinklige Hyperbel erzeugte, sind besonders bemerkenswert. Denn es entstehen mit Spitzen versehene Körper, die um den Bauch gewölbt sind, während sich der übrige Teil nach den Spitzen hin immer mehr der geraden Kegelform anschließt. In diesen werden wir, wenn die Scheitel O und N abgeschnitten sind, die natürliche Faßform zu suchen haben. Wie erwähnt, sind aber die Ellipsensegmente bei dieser Art des Schnitts nicht immer ungleich. Wenn nämlich die zur Hauptachse Normale durch den Mittelpunkt N geht, in welcher Lage sie auch normaler oder kürzerer Durchmesser heißt, dann erzeugt die halbe Ellipse, wenn bei der Rotation von ECA der Scheitel C durch J hindurchgeht, eine andere Form eines breiten Sphäroids (24) mit den Scheiteln E und A und dem größten Kreis CHJ, über das schon Archimedes Untersuchungen angestellt hat. Die Betrachtung und Unterscheidung dieser Formen würde für die Untersuchung der Faßform genügen; da ich mir aber vorgenommen habe, bei dieser Spekulation etwas über die Grenzen des Buches hinauszugehen, so mögen der Erkenntnis wegen auch die übrigen Körperarten angefügt werden.“

Ernst Moritz Arndt

Ein großer Wahlpreuße feiert heute Geburtstag: Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde der wortgewaltige Dichter und Denker der Befreiungskriege 1769 auf Rügen. Von der Erlangung der akademischen Weihen und Würden, der Demagogenverfolgung und der Frankfurter Paulskirche abgesehen verlief sein Leben in recht ruhigen Bahnen. Seine Bedeutung für uns Deutsche liegt in seinen Schriften und Dichtungen. Als Kostprobe hierfür nehme ich einen Auszug aus seinem Aufruf an die Preußen vom Januar 1813:

„Preußen! Für die Welt und für euch ist ein neuer Stern der Glorie und des Heils aufgegangen, nach ihr alle schauen müsst Ihr habt das hohe Beispiel vor euch, was ein Volk vermag mag, das Gott fürchtet und sein Vaterland und seine Freiheit über alles liebt. Der Wahn der euch und die Welt hielt, ist verwehet, eure Fesseln sind zerbrochen, ihr seid frei. – Auf denn! wagt euren Vätern zu gleichen! wohlan! ihr habt das Beispiel, – geht auch da, Beispiel. Ihr Glücklichen! Euch fällt das schöne Los, die ersten Deutschen zu sein, welche in dem neuen Leben und der neuen Kraft des Volkes allen als glänzendes Muster der Ehre, der Vaterlandsliebe, der Aufopferung der Begeisterung voranschreiten. Es ist für die ganze deutsche Nation eine große eine herrliche Zeit erschienen, es wird mit der Schande und der Verruchtheit ein heiliger und schwerer Kampf beginnen, aber ihr werdet ihn durchfuhren, wenn ihr die Tugenden wieder erfasst wodurch eure Vater so gepriesen waren, Ihr seid die ersten Deutschen, die aufstehen! Ihr müsst mit der Hand, mit dein Herzen, mit den Waffen, ihr müsst mit Worten und Taten mit jeder großen Gesinnung und jedem edlen Stolz die ersten sein, damit eure Bruder das Beispiel haben, dein jeder hintenan zu bleiben sich schäme. Preußen! Viel Unglück muss in Glück, viele Schande in Ehre, viele Verwirrung in Ordnung, viele Unzucht in Zucht verwandelt werden, ehe der deutsche Name wieder mit Glanz in der Reihe der Völker steht. Preußen! Die Schatten eurer edlen Vorfahren, die Geister eurer großen Herrscher, der Geist eures unsterblichen Friedrich, die Tugenden und Werke und Künste unsre so vieler wackerer deutschen Männer, welche die Weltgeschichte verherrlichen, ermahnen euch, wacker und frisch zu sein das schwere Unglück, die schwerere Schande der letzten Jahre, die Drangsale die ihr erlitten, die Gräuel, die ihr erlebt habt, ermahnen euch zum Mut zum Stolz zur Rache, dass auch durch euren Heroismus die verruchten Fremdlinge in den deutschen Grenzen vertilgt und die deutschen Ehren wieder aufgerichtet werden. Es ist eine große und gewaltige gewaltige Zeit. Gott, der ewige und mächtige W alter aller Dinge, hat gerichtet, sein Finger hat sich sichtbar bewiesen, er hat das Seinige getan – es ist an euch, das Eurige zu tun. Eine neue Zeit wird beginnen, eine große und herrliche deutsche Zeit, wenn jede lebendigste Kraft, jedes glühendste Herz, jede freudigste Tugend und jede reinste Gesinnung, wenn die ganze Liebe und Treue des deutschen Volke, in den großen Kampf gesetzt wird. Hass gegen die Fremden Hass gegen die Franzosen, gegen ihren Tand, ihre Eitelkeit, ihre Liederlichkeit, ihre Sprache ihre Sitten, ja brennender Hass gegen alles, was nur von ihnen kommt das muss alle Deutsche fest und und brüderlich vereinen und deutsche Tapferkeit deutsche Freiheit, deutsche Zucht, deutsche Ehre und Gerechtigkeit oben schweben lassen, und wieder in die alte Würde und Herrlichkeit stellen, wodurch unsre Väter vor den meisten Völkern der Erde leuchteten. Und wofür wird gestritten werden in dem großen Kampfe für das Heiligste und Ehrwürdigste, für die Ehre, die Freiheit, die Gerechtigkeit für die Wissenschaft und für die Kunst, für jede schönste Tugend und jedes höchste Gut des menschlichen Geschlechts, die der abscheuliche Tyrann von der Erde vertilgen möchte; für das Liebste und heiterste, für die Eltern und für die Kinder, für die Weiber und für die Bräute, für das gegenwärtige Geschlecht und für die künftigen Geschlechter, die elende Sklaven sein werden, wenn ihr nicht kühne Männer sein wollet. Eures Unterdrückers und Schänders Macht liegt zerschmettert durch Gottes Arm, eure hinterlistigen Feinde, die Franzosen, sind durch seine Wut erniedrigt entkräftet und entgeistert aber wäre der Krieg den ihr als redliche Deutsche mit ihnen zu führen habt, auch der schwerste erste und längste – ihr müsstet davor nicht zittern. Was euch in Schande gebracht hat, muss euch wieder zu Ehren bringen. Nur ein blutiger Franzosenhass kann die deutsche Kraft vereinigen, die deutsche Herrlichkeit wieder herstellen, alle edelsten Triebe des Volkes hervortreiben und alle niedrigsten versenken; dieser Hass, als Palladium deutscher Freiheit den Kindern und Enkeln überliefert, muss künftig an der Schelde, an dem Vogesus und den Ardennen Germaniens sicherster Grenzhüter sein. Preußen! das Zeitalter, das Vaterland, die Welt sieht auf euch; die ersten müssen die glänzendsten sein. Ihr werdet nicht kleiner sein wollen, als euer Beruf ist, ihr werdet nicht schlechter sein wollen, als eure Vater waren. Auf denn! wackre Beginner der Freiheit und Ehre! auf mit euren Herzen zum deutschen Gott und zur deutschen Tugend! Auf zu jedem kühnsten Mut und zu jeder reinsten Hingebung! und ihr werdet wieder in Ehren leben und eure Kinder und Enkel in Freiheit wohnen. Gott hat Gericht gehalten, Gott hat die Bahn geöffnet Gott will, wollet auch!“

Von seinen dichterischen Werken lasse ich unseren Arndt „Das Lied vom Schill“ zum Besten geben, in welchem natürlich unser legendärer Held Ferdinand von Schill besungen wird:

„Es zog aus Berlin ein tapferer Held,

Er führte sechshundert Reiter ins Feld,

Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,

Die dürsteten alle Franzosenblut.

Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt

Wohl tausend der tapfersten Schützen mit,

Ihr Schützen gesegn‘ euch Gott jeglichen Schuß,

Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!

So zieht der tapfre, der mutige Schill,

Der mit den Franzosen sich schlagen will;

Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,

Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.

Bei Dodendorf färbten die Männer gut

Das Magdeburger Land mit französischem Blut,

Zweitausend zerhieben die Säbel blank,

Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömitz, das feste Haus,

Und jagten die Schelmenfranzosen heraus,

Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,

Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug –

O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!

O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!

Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,

Die der Wallenstein weiland belagert hat,

Wo der zwölfte Karolus im Tore schlief.

Jetzt liegen ihre Mauern und Türme tief.

O weh euch, Franzosen! Jetzt seid ihr tot,

Ihr färbet die Säbel der Reiter rot,

Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,

Franzosen zu säbeln, das deucht ihnen gut.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sind dir für bübische Netze gestellt!

Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer

Der Däne, die tückische Schlange, daher.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?

Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?

In Stralsund, da sollst du begraben sein.

O Stralsund, du trauriges Stralesund!

In dir geht das tapferste Herz zugrund‘,

Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,

Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.

Da schreiet ein frecher Franzosenmund:

„Man soll ihn begraben wie einen Hund,

Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad

Schon fütterte Krähen und Raben satt.“

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,

Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,

Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,

Womit man die Tapfern begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab

Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,

Da schläft er nun bis an den Jüngsten Tag,

Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.

Da schläft der fromme, der tapfre Held,

Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt;

Doch hat er auch keinen Ehrenstein,

Sein Name wird nimmer vergessen sein.

Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd,

Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,

So rufet er immer: „Herr Schill! Herr Schill!

Ich an den Franzosen Euch rächen will.“

Kaiser Friedrich II.

Unser alter deutscher Kaiser Friedrich II. wurde 1194 bei Ancona geboren. Der Sohn Heinrichs VI. und der Konstanze von Sizilien regierte unser altes deutsches Reich von 1212 bis 1250. Er mußte sich gegen Kaiser Otto IV. durchsetzen, was dem Enkel Friedrichs Barbarossa allerdings recht mühelos gelang. Im Jahre 1220 erlangte er die römische Kaiserwürde und widmete sich vor allem dem Ausbau seiner sizilianischen Hausmacht zum neuzeitlichen Musterstaat. Dies rief allerdings das Papsttum auf den Plan, mit dem sich unser Kaiser Friedrich fortan beständig Fehden lieferte. In deren Rahmen wurde unter anderem Palästina (durch Verhandlungen) zurückerobert und unser Deutscher Orden gar sehr gefördert. Seinen rebellischen Ältesten Heinrich mußte er absetzen und ließ stattdessen den jüngeren Konrad 1237 zum deutschen König wählen. Gegen Ende seiner Herrschaft trafen unseren Kaiser Friedrich einige Rückschläge und sein Haus nach seinem Tod der Untergang. Geheiratet hat unser Kaiser Friedrich 1209 Konstanze von Aragon, mit der er den Sohn Heinrich hatte. Eine zweite Ehe schloß er 1225 mit Isabella von Brienne, die ihm den Sohn Konrad schenkte. Zum dritten Mal heiratete unser Stauferkaiser 1235 Isabella von Plantagenet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte. Daneben hatte er zahlreiche Techtelmechtel und etliche natürliche Kinder – darunter auch Manfred, der ihm als König von Sizilien nachfolgte. Seine langjährige Geliebte Bianca Lancia heiratete er kurz vor seinem Tod. Neben den Staatsgeschäften und Feldzügen fand unser Stauferkaiser auch Zeit für die Förderung der Wissenschaften und Künste. Der hohe Minnesang darf bei der Geburtstagsfeier für unseren alten deutschen Kaiser Friedrich II. keinesfalls fehlen. Sein Zeitgenosse Walther von der Vogelweise spielt uns daher nun sein schwermütiges Alterslied vor, um uns an die Vergänglichkeit der Dinge zu erinnern: https://www.youtube.com/watch?v=3PQaZTMx7Ig

„O Weh! Wohin entschwunden ist mir doch Jahr um Jahr?

War nur ein Traum mein Leben? Ach, oder ist es wahr?

Was ich als wirklich wähnte, wars nur ein Traumgesicht?

So hätt ich denn geschlafen und wüßt es selber nicht?

Nun bin ich wach geworden und mir blieb unbekannt,

Was mir zuvor vertraut war wie diese jener Hand.

Und Leut und Land, darin ich von Kindheit an erzogen,

Sind mir so fremd geworden, als war es schier erlogen.

Die mir Gespielen waren, sind heute träg und alt,

Umbrochen ist der Acker, geforstet ist der Wald.

Wenn nicht genau wie einstmals noch heut das Wasser flösse,

Fürwahr, ich wähnte wirklich, daß Unglück mich umschlösse.

Mich grüßet lauwarm mancher, der sonst mich gut gekannt,

Die Welt ist voller Ungnad und fiel aus Rand und Band.

Mit Schmerz denk ich an manchen so wonnevollen Tag,

Der spurlos mir zerronnen als wie ins Meer ein Schlag:

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, wie sich gehaben die jungen Leute nun,

Wie sind sie voller Kleinmut und wie verzagt sie tun!

Sie wissen nur von Sorgen, doch warum tun sie so?

Wohin den Blick ich wende, ich sehe keinen froh.

Das Tanzen, Lachen, Singen verging in Not und Leid,

Nie hört ich Christen klagen ob solcher Jammerzeit.

Seht an den Schmuck der Frauen, der einst so zierlich stand,

Selbst stolze Ritter tragen ein bäurisches Gewand.

Jüngst sind uns Unglücksbriefe von Rom zuhand gekommen:

Man gab uns Recht auf Trauern, die Freude ward genommen.

Nun schmerzt michs tief – wir lebten dereinst so freudenvoll –

Daß ich mein lustig Lachen in Tränen tauschen soll.

Die Vögel unterm Himmel betrübt selbst unsre Not:

Was Wunder, wenns mich selber betrübt bis in den Tod?

Ich dummer Mann, was sprech ich im Zorn manch unnütz Wort?

Wer Erdenwonnen nachgeht, verscherzt die andern dort

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, man hat vergiftet uns mit der Süßigkeit,

Im Honig seh ich schweben die Galle allezeit.

Die Welt ist außen lieblich, ist weiß und grün und rot,

Doch innen schwarz von Farbe und finster wie der Tod.

Wen sie verführt, verleitet, der suche Trost und Heil,

Ihm wird für kleine Buße Verzeihung noch zuteil.

Daran gedenkt, o Ritter, auf daß es euch gelinge,

Ihr tragt die hellen Helme, tragt Panzer, Kettenringe,

Dazu den Schild, den festen, und das geweihte Schwert;

Wollt Gott, ich selber wäre solch eines Sieges wert!

So wollt ich armer Sünder verdienen reichen Sold,

Nicht mein ich Hufen Landes, nicht mein ich Fürstengold:

Des ewgen Lebens Krone, die wollt ich selig tragen,

Die leicht ein Söldner könnte mit seinem Speer erjagen.

Könnt ich die selge Reise doch wagen über See,

So wollt ich jubelnd singen und nimmermehr o weh –

Für ewig nicht, o weh!“

Mehr über unseren Stauferkaiser weiß unser Geschichtsforscher Franz Kampers in seinem Buch „Kaiser Friedrich II. – Der Wegbereiter der Renaissance“ zu berichten und darin hören wir von der Ausgestaltung des Kaisertums durch unseren Staufer:

„Dieser Kaiser, dessen sizilische Untertanen ihn als leibhaftigen unbedingten Herrn schalten sahen und ihn – nach der harten Schule der despotischen Herrschaft der Byzantiner und Araber – auch als einen solchen anerkannten, nahm gern von Byzanz die äußeren Zeichen der knechtischen Huldigung seiner hochthronenden Majestät. Auch dem Staufer nahte man sich in der in der Kaiserstadt am Bosporus üblichen Proskynese zum Fußkuß. Das Volk verharrte in Prosternation, wenn sich der Kaiser zeigte. Dieser blieb in erhabenem Schweigen im Hintergrund. Auf seinen Wink teilte der Logothet – der Setzer der Worte, der Mund des Kaisers – den kaiserlichen Willen als Orakel unter Glockengeläute mit. Ein solcher römischer Kaiser mußte das, wozu auch die Politik des sechsten Heinrich schließlich geführt hätte, vollenden! Er mußte das Kaisertum wieder zu einer italienischen Angelegenheit machen und den Schwerpunkt des Reiches nach Rom verlegen. Italien ist für Friedrich der „Sitz des Imperium“. Stadtrömer aus dem Geblüte des Romulus, so will er, sollen Gesamtitalien wieder regieren. Sein Kaisertum verdichtet sich immer mehr auf das alte „Haupt der Welt“. Er betont, daß das Kaisertum von Rom den Namen habe. Roma, „das Haupt aller Städte, hat durch den Sitz des Kaisertums die Macht über alles staatliche Wesen erlangt.“ Den Römern, die ihn zum Kaiser wählten, fühlt er sich menschlich nahe. Er nennt sich „Mitrömer“. Roma ist ihm die geistige Mutter. Der nach dem Siege bei Cortenuova geborene Sohn, dem, „unter glücklichem Stern empfangen, solche Triumphe als Vorzeichen bei seiner Geburt vorangingen,“ soll nach des Vaters Wort „dem in den alten Rechtswahrzeichen, den Fasces (Romas) erneuerten Imperium die Kraft des ersehnten Friedens und der begehrten Gerechtigkeit verbürgen.“ Nach jenem Siege über das stolze Mailand sendet er, wie ein antiker Imperator, den Fahnenwagen der verhaßten Stadt nach Rom, damit er auf dem Kapitol Aufstellung finde. In einem Schreiben bemerkt er dazu: „Die übermächtige Vernunft, welche dem Könige gebietet“ – die Fortuna Caesarea – „macht es Uns zur Pflicht, den Glanz der Stadt zu erhöhen, den durch die Glorie von Triumphen die Ahnen zu steigern glaubten.“ Der Sieg bei Cortenuova wird hier ein „römischer Sieg“ genannt. „Eueren Titeln schreiben wir zu, was immer wir seither unter günstigen Auspizien vollführten, da wir uns mit dem Ruhme des glorreichen Ausgangs zurückwenden zu der Stadt, die wir (als Knabe) mit der Bängnis zweifelhaften Geschicks verließen.“ Rom sah wieder eine antike Siegesfeier. Es beginnt die später häufig lächerlich wirkende „Sucht nach Trionfi, nach Lorbeer, nach persönlichem Ruhm und nach Verewigung des Menschen.“ Doch nur ein Schaustück für die Eigenliebe und Neugier der Römer war Friedrichs Triumph. Seine ideale Hauptstadt konnte er sich nicht erkämpfen. Friedrichs Romkult hat ihm selbst nicht genützt. Große geistige Wirkungen aber strahlten von ihm aus: Wegen des literarischen Ruhmes der Manifeste der kaiserlichen Kanzlei, in denen sich dieser Romkult ausspricht, wird er das Erbe des Humanismus.“

Generaloberst Gotthard Heinrici

Unser Generaloberst und Panzerabwehrfachmann Gotthard Heinrici wurde am heutigen Tag im Jahre 1886 zu Gumbinnen in Ostpreußen geboren. In unser deutsches Heer trat er 1905 ein und kämpfte als junger Offizier im Vierjährigen Krieg. Unser Generaloberst Heinrici nahm an den Schlachten von Tannenberg und Verdun teil und brachte es bis zum ersten Generalstabsoffizier unserer CCIII. Infanteriedivision. In die Reichswehr wurde er übernommen und als sich diese dann unter dem Autobahnbauer zur Wehrmacht mauserte, wurde er mit der Führung unserer XVI. Infanteriedivision betraut. Mit dieser hütete er während des Polenfeldzuges unseren Westwall und trat im Mai 1940 mit unserem XII. Armeekorps mit zum Angriff auf Gallien an. Unser XLIII. Armeekorps wurde ihm in Rußland übertragen und mit diesem Kämpfe er bei unserer Heeresgruppe Mitte. Erwähnenswert ist hier seine Teilnahme an den gewaltigen Kesselschlachten von Bialystok und Kiew. Im Januar 1942 wurde zum Befehlshaber unserer IV. Armee ernannt, die er mit großem Geschick führte und den Russen in elf Schlachten einen Verlust von 530,000 Mann beibrachte, selbst dabei aber nur 35,000 Recken einbüßte. Nach einem krankheitsbedingtem Ausfall im Juni 1944 wurde er im August des gleichen Jahres zum Befehlshaber unserer I. Panzerarmee bestellt, mit der er sich auch überaus wacker schlug. Sein letztes Kommando war das unserer Heeresgruppe Weichsel bei der Verteidigung Berlins. Unser Generaloberst Guderian schildert uns zur Feier des Tages aus seinen „Erinnerungen eines Soldaten“ wie er selbiges unserem Heinrici verschafft hat: https://archive.org/details/heinz-guderian-erinnerungen-eines-soldaten-1960

„Himmler hatte bei der Offensive aus dem Räume um Arnswalde nach dem Ausfall des Generals Wenck vollständig versagt. Die Zustände in seinem Oberkommando wurden immer schlechter. Ich erhielt keine zutreffenden Meldungen von seiner Front und hatte nie die Gewähr, daß die Befehle des OKH ausgeführt würden. Daher fuhr ich um die Mitte März in sein Hauptquartier bei Prenzlau, um mich zu orientieren. Himmlers Stabschef Lammerding empfing mich am Eingang des Quartiers mit den Worten: „Können Sie uns nicht von unserem Oberbefehlshaber befreien?“ Ich sagte Lammerding, daß dies eigentlich Sache der SS sei. Auf meine Frage nach dem Reichsführer erfuhr ich, daß Himmler an Grippe erkrankt sei und sich im Sanatorium Hohenlychen in der Behandlung seines Leibarztes, des Professors Gebhardt, befände. Ich fuhr sofort dorthin, traf Himmler bei leidlichem Wohlsein und stellte fest, daß mich ein leichter Schnupfen nicht veranlaßt hätte, meine Truppe in so gespannter Lage zu verlassen. Dann machte ich dem SS-Gewaltigen klar, daß er eine Fülle höchster Reichsämter in seiner Person vereinige: die Posten des Reichsführers SS, des Chefs der Deutschen Polizei, des Reichsministers des Inneren, des Oberbefehlshabers des Ersatzheeres und schließlich des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe „Weichsel“. Jedes dieser Ämter erfordere einen ganzen Mann, zumal in ernsten Kriegszeiten, und wenn ich ihm auch allerhand zutraue, so übersteige doch seine Belastung mit Ämtern die Kraft eines einzelnen. Er werde inzwischen wohl eingesehen haben, daß es nicht so leicht sei, Truppen an der Front zu führen. Daher schlüge ich ihm vor, auf den Oberbefehl über die Heeresgruppe zu verzichten und sich auf seine anderen Ämter zurückzuziehen. Himmler war nicht mehr so selbstsicher wie früher. Er schwankte: „Das kann ich dem Führer nicht sagen. Er wird mir das nicht genehmigen.“ Ich erblickte meine Chance: „Dann gestatten Sie mir, daß ich es ihm sage.“ Nun mußte Himmler zustimmen. Noch am gleichen Abend schlug ich Hitler vor, den überlasteten Himmler von seinem Kommando zu entheben und an seiner Statt den Generaloberst Heinrici, bisher Oberbefehlshaber der I. Panzerarmee in den Karpaten, zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Weichsel“ zu ernennen. Unwillig knurrend stimmte Hitler zu. Am 20. März wurde Heinrici ernannt. (…) Am 15. März erfuhr das Hauptquartier des OKH einen schweren Bomben angriff, der über 45 Minuten währte und in dichter Konzentration den ganzen Bombenvorrat einer Luftflotte über unser kleines Lager ausschüttete, der sogar für eine große Stadt ausgereicht hätte. Nun, wir waren unbestreitbar ein militärisches Ziel und konnten uns nicht beklagen, daß der Feind uns auszuschalten suchte. Als in der Mittagsstunde die Sirenen ertönten, begab ich mich, wie gewöhnlich, auf meine Befehlsstelle und an meine Arbeit. Meine Frau, welche als Vertriebene aus dem Warthegau mangels eines anderen Zufluchtsortes mit Hitlers Genehmigung bei mir weilte, sah bei dem Unteroffizier, welcher den Kurs der Angreifer auf der Karte verfolgte, daß der Bomberstrom von Brandenburg aus nicht, wie gewöhnlich, auf Berlin weiterflog, sondern direkt auf Zossen abdrehte. Sie hatte die Geistesgegenwart, mir diese Nachricht sofort zu bringen. Ich befahl unverzüglich allen Abteilungen, die Luftschutzräume aufzusuchen, und hatte gerade meinen eigenen Keller erreicht, als die ersten Bomben niedergingen. Infolge dieser Warnung in letzter Minute blieben unsere Verluste erfreulich gering. Nur die Operations-Abteilung hatte meine Warnung nicht beachtet. So kam es, daß der General Krebs und einige seiner Mitarbeiter mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Krebs wurde die Temporaiis durchschlagen; als ich ihn wenige Minuten nach der Detonation aufsuchte, brach er vor meinen Augen ohnmächtig zusammen. Er mußte ins Lazarett gebracht werden und fiel für mehrere Tage vom Dienst aus. In dieser Verfassung empfing ich Heinrici, als er sich vor Übernahme seines neuen Kommandos über die Heeresgruppe „Weichsel“ in Zossen einfand. Seine erste Aufgabe sollte der Entsatz der von den Russen eingeschlossenen, kleinen Festung Küstrin sein.“

Die Schlacht an der Hallue

Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir keine Beispiele von Marathon. Friedrich der Große schlug bei Leuthen mit etwa 30,000 Mann 80,000 Österreicher, bei Roßbach mit 25,000 Mann einige 50,000 Mann Verbündete; das sind aber auch die einzigen Beispiele eines gegen den doppelt und mehr als doppelt so starken Feind errungenen Sieges. Karl XII. in der Schlacht bei Narwa können wir füglich nicht anführen. Die Russen waren damals kaum als Europäer zu betrachten, auch sind selbst die Hauptumstände dieser Schlacht zu wenig bekannt. Bonaparte bei Dresden hatte 120,000 gegen 220,000, es war also noch nicht das Doppelte. Bei Kolin wollte es Friedrich dem Großen mit 30,000 Mann gegen 50,000 Österreicher nicht gelingen, und ebenso Bonaparte in der verzweiflungsvollen Leipziger Schlacht, wo er 160,000 Mann gegen 280,000 stark, die Überlegenheit also lange nicht das Doppelte war. Es geht hieraus wohl hervor, daß im heutigen Europa es dem talentvollsten Feldherrn sehr schwer ist, einer feindlichen Macht von doppelter Stärke den Sieg abzugewinnen; sehen wir die doppelte Streitkraft gegen die größten Feldherren ein solches Gewicht in die Waagschale legen, so dürfen wir nicht zweifeln, daß in gewöhnlichen Fällen bei großen und kleinen Gefechten eine bedeutende Überlegenheit, die aber doch das Doppelte nicht zu übersteigen braucht, hinreichen wird, den Sieg zu verleihen, wie nachteilig auch die anderen Umstände sein mögen.“ – Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“

Unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel hat sich also 1870 an der Hallue einen großen Sieg erfochten. Denn mit nur 22,600 Mann und 108 Geschützen hat er 50,000 welsche Kriegsknechte mit 82 Geschützen aus dem Feld geschlagen. Freilich, eine vernichtende Niederlage – anders als Friedrich der Große bei Roßbach – konnte er den Welschen nicht zufügen. Jedoch genügte sein erfolgreicher Angriff am ersten Schlachttag, um den Kampfgeist der Welschen zu brechen und darauf kommt es ja im Krieg vor allen Dingen an. Als die Welschen am zweiten Tag sang- und klanglos abzogen, hatten sie 3000 Mann verloren, während wir Deutschen einen Verlust von 900 Mann zu beklagen hatten. Die Pläne der Welschen zur Rückeroberung von Amiens und zur Störung der Belagerung von Paris waren damit gescheitert. Auch dank unserem General August von Goeben, der sich an der Hallue mal wieder als Unterführer bewährt hat. Die Schlacht an der Hallue geht nun bei unserem Geschichtsschreiber Wilhelm Blume im „Feldzug 1870-71“ zu Ende und unser Feldmarschall von Manteuffel kann zur Verfolgung schreiten: https://archive.org/details/feldzugdieopera00blumgoog

Im Hinblick auf die große Stärke des Feindes, welcher mindestens 50,000 Mann mit circa 80 Geschützen zur Stelle hatte, und auf die Festigkeit der von demselben auf dem linken Ufer der Hallue besetzten Position, beschloß der General von Manteuffel, sich am 24. Dezember zunächst auf die Behauptung des gewonnenen Abschnitts zu beschränken, das Herannahen der in Aussicht stehenden Verstärkungen abzuwarten, eventuell aber auch einen sich bietenden günstigen Moment zu sofortiger Wiederaufnahme der Offensive zu benutzen. Das VIII. Armeekorps richtete sich demnach im Laufe der Nacht in den eroberten Stellungen zu hartnäckiger Verteidigung ein. Dem General Senden wurde, um ihn der Gefahr eines isolierten Zusammenstoßes mit überlegenen feindlichen Kräften zu entziehen, der Befehl gesandt, seinen Marsch von Sankt Quentin aus auf dem linken Sommeufer fortzusetzen. Am 24. Dezember standen beide Armeen wiederum in Schlachtordnung einander gegenüber. Der Feind versuchte, die XVI. Division von Contay her überflügelnd anzugreifen, wurde jedoch abgewiesen und verzichtete auf weitere Angriffe. Von Mittags an wurde viel Bewegung beim Feinde beobachtet, ohne daß der Zweck derselben sogleich zu erkennen gewesen wäre. Gegen Abend nahm die Bewegung zu, und es wurde wahrscheinlicher, daß der Feind Vorbereitungen zum Abzuge träfe. Für den Fall, daß sich dies am folgenden Morgen bestätigen sollte, erhielt das VIII. Armeekorps Befehl, unmittelbar zur Verfolgung überzugehen, und wurde demselben für diesen Zweck auch die Mittags auf dem Schlachtfelde eingetroffene kombinierte Gardekavalleriebrigade Prinz Albrecht von Preußen zur Verfügung gestellt. Die Armeereserve sollte beim Abzuge des Feindes sogleich Corbie besetzen und dann gegen Peronne abrücken. Der folgende Morgen brachte die bereits erwartete Entscheidung. Der Feind hatte unter dem Schutze der langen Nacht und unter Benutzung der Eisenbahn seinen Rückzug angetreten und zwar, wie sich aus den späteren Rekognoszierungen ergab, über Bapaume bis hinter die Scarpe – Linie nach Douai. Der Rückzug wurde mit Ordnung ausgeführt. Die Verluste des Feindes in den vielfachen Dorfgefechten und besonders bei dem Offensivversuche am 23. Dezember Abends müssen sehr erheblich gewesen sein. 1100 unverwundete Gefangene befanden sich in den Händen des Siegers, der freilich auch einen Verlust von 38 Offizieren, 824 Mann an Toten und Verwundeten, so wie 93 Vermißten zu beklagen hatte. Das VIII. Armeekorps nebst der III. Kavalleriedivision und der Kavalleriebrigade Prinz Albrecht von Preußen folgte am 25. mit der Tete bis Albert, am 26. bis Bapaume, Achiet und Bucquoy. Die von Rouen herangezogenen sechs Bataillone kehrten vom 26. an zur Eisenbahn nach Rouen zurück. Am 27. wurde Peronne von Süden her durch das Detachement von Senden, von Norden her durch die Armeereserve (III. Infanteriebrigade mit vier Eskadronen und zwei Batterien) zerniert. Die baldige Wegnahme dieser kleinen Festung, welche die feindlichen Offensivunternehmungen außerordentlich begünstigte, erschien im hohen Grade wünschenswert; und da ihr Verteidigungszustand sehr zweifelhaft war, ein Belagerungspark auch augenblicklich nicht zur Verfügung stand, beschloß der General von Manteuffel, zu einem Versuche mit Feldgeschütz zu schreiten. Die am 28. Dezember begonnene Beschießung blieb jedoch erfolglos; es wurde daher die Heranführung einiger schwerer französischer Geschütze aus der Zitadelle von Amiens eingeleitet.“

Feldmarschall Fedor von Bock

In der alten preußischen Festungsstadt Küstrin erblickte im Jahre 1880 unser Feldmarschall Fedor von Bock das Licht der Welt. Der Sohn des preußischen Generalmajors Moritz Albert von Bock und der Franziska Helene von Falkenhayn folgte der Tradition seines Hauses und trat 1898 in unser deutsches Heer ein. Seit 1913 befand er sich im Generalstabsdienst und machte daher auch den Vierjährigen Krieg beim Generalstab mit. Es war ihm daher vergönnt an der Leitung der Schlacht von Gorlice-Tarnow und beim Unternehmen Michel mitzuwirken. Seine Übernahme in die Reichswehr verstand sich von selbst und so war er 1933 beim Sturz der Novemberverbrecher zur Stelle, um beim Wiederaufbau unserer deutschen Kriegsmacht mitzuwirken. Im Jahre 1938 wurde ihm die Ehre zuteil unsere VIII. Armee beim Anschluß unserer deutschen Ostmark zu befehligen. Beim Feldzug gegen Polen führte er unsere Heeresgruppe Nord, welche die Polen auf der Tucheler Heide zerschmetterte, die Verbindung mit Ostpreußen wiederherstellte und anschließend tief in den Rücken der polnischen Front vorstieß. Für den Gallienfeldzug wurde seine Heeresgruppe in B umbenannt und sollte die Engländer und Gallier in Belgien frontal fesseln, während unser Feldmarschall Gerd von Rundstedt mit seiner Heeresgruppe B zum Kanal durchbrach. Dies gelang hervorragend und so folgte auf den Fall Gelb der Fall Rot. Abermals trug unser Feldmarschall von Bock entscheidend zum Sieg bei und erhielt seinen wohlverdienten Marschallstab. Im Jahre 1941 führte er unsere Heeresgruppe Mitte und errang bei Bialystok, Smolensk und in der Doppelschlacht von Wjasma und Brijansk gewaltige Siege. Woran natürlich unsere Generalobersten Heinz Guderian und Hermann Hoth mit ihren Panzergruppen entscheidenden Anteil hatte. Der Sturm auf Moskau – das Unternehmen Taifun – mißlang leider. Aufgrund der Entscheidung für Kiew verzögerte sich der Angriff und zudem waren Nachschubschwierigkeiten, der Schlamm und das Winterwetter einfach zuviel. Unser Feldmarschall von Bock verlor daher seinen Oberbefehl, erhielt aber schon im Januar 1942 den Oberbefehl über unsere Heeresgruppe Süd. Er führte diese bei Charkow ein weiteres mal zu einem großen Schlachtensieg. Beim Fall Blau zerstritt er sich mit dem Autobahnbauer und wurde daher erneut abberufen und fand im Sechsjährigen Krieg leider keine weitere Verwendung mehr. Seine Waffentaten brachten unserem Feldmarschall von Bock das Eiserne Kreuz beider Klassen, den Hausorden der Hohenzollern und das Ritterkreuz ein. Mit seiner ersten Frau Mally von Reichenbach hatte er eine Tochter namens Ursula. Die zweite Ehe mit Wilhelmine von Boddien blieb kinderlos. Da unser Feldmarschall von Bock seinen Zwangsruhestand ab 1942 leider nicht zur Niederschrift seiner Waffentaten genützt hat, besitzen wir kein Panzerbuch von ihm. Denn kurz vor Ende des Sechsjährigen Krieges fand er den Heldentod. Allerdings wurde seine Kriegstagebuch herausgeben. Doch geschah dies erst 1995 – zum Vergleich die Aufzeichnungen unseres Wüstenfuchses Rommel wurden bereits 1950 veröffentlicht – und tragen zudem den Zusatz „Zwischen Pflicht und Verweigerung“ – Hier gehen natürlich sofort alle Warnleuchten an und man vermutet die (((amerikanische))) Umerziehung am Werke. Es könnte also sein, daß dort der ein oder andere Einschub für den (((amerikanischen))) Schuldkult gemacht worden ist. Das Ganze ist also mit Vorsicht zu genießen und mit den kanonischen Panzerbüchern und den Unterlagen unseres alten deutschen Reiches abzugleichen. Wir hören aus dem Kriegstagebuch unseres Feldmarschalls von Bock von der Eröffnung des Polenfeldzuges und der Schlacht auf der Tucheler Heide:

1. 9. 1939. Morgenmeldung sagt: „Alles planmäßig angetreten. Luftwaffe zum geplanten großen Angriff wegen Nebel nicht gestartet!“ – Wie 1918! Ich fahre nach vorn. Mein altes Jägerbataillon in famoser Stimmung. Dann zur III. Panzerdivision, die schon Verluste hatte. Führung der Division (Geyr von Schweppenburg) gut und fest. Ich habe nicht nötig zu treiben, da Kommandeur von selber sagt: „Ich gehe heute so weit, wie ich komme.“ Der Feind ist – entgegen allen bisherigen Meldungen des Nachrichtendienstes aus dem Südteil des Korridors bis auf schwache Nachhuten heraus; im Nordteil kann aber noch mehr stecken. Die Kämpfe im Korridor gegen zunächst schwachen Feind halten nicht wesentlich auf. Wenn alles seine Artillerie heran hielte und zusammengefaßt und schnell einsetzte, würde es noch schneller gehen. Der Angriff auf Graudenz kommt nur langsam vorwärts, was bei der Kräfteverteilung zu erwarten war. Auch bei Mlawa geht’s natürlich nur sehr langsam. Es glückt nicht, die Sprengung der Dirschauer Brücke zu verhindern; auch das war leider vorauszusehen! Dagegen gelingt es, einen Brückenkopf bei Dirschau zu schaffen, stark kann also der Feind dort nicht sein. Die beabsichtigte Wegnahme der Westerplatte durch die Marine geht schief. Deutsche Bevölkerung im Korridor nett; Straßenzerstörungen bisher auffallend gering.

2. 9. 1939. Die III. Panzerdivision [Geyr von Schweppenburg] ist in der Nacht und am Morgen weiter gut vorwärts gegangen. Brauchitsch [OBH] spricht telefonisch mit mir; Übereinstimmung der Auffassungen: „Schnell Kräfte nach Ostpreußen, dann starker Ostflügel!“ Endlich also hat man sich durchgerungen. England und Frankreich fahren fort zu drohen. Wir stellen Überlegungen für das schnelle Herüberwerfen von Kräften nach Ostpreußen an. Befehl an die III. Armee [Küchler] geht raus, sobald irgend möglich, eine Brücke bei Mewe aus dem in Ostpreußen hierfür bereit gelegten Gerät zu bauen. Das zweite schwere Brückengerät soll auf der Nogat über Marienburg so weit herangeschleppt werden, wie es geht: das dritte wird auf der Bahn beweglich bereitgestellt. Befehl von oben: Westerplatte erst wieder angreifen, wenn sichere Erfolgsaussicht! – Gut! Fahrt zum zum XI. Armeekorps [Strauß], zu XXXII. Division [Boehme] und zum Infanterieregiment LXIX. Vortreffliche Marschleistungen der Truppe auf übelsten Wegen. Stimmung großartig; frohe Begrüßung. XXXII. [Boehme] und III. Division [Lichel] mußten Widerstand in der stark ausgebauten Feld- und Bunkerstellung am Seenabschnitt westlich der Brahe brechen. Es steckt also doch noch manches im Korridor. Das XI. Korps [Strauß] soll noch heute mit Aufklärung an die Weichsel [Wisla], was Strauß freudig zusagt. Rechts und links vom XI. Armeekorps Kämpfe; fürchterliche Straßenverstopfungen! Abends gebe ich Weisung an die IV. Armee [Kluge], unter Sicherung gegen Bromberg, ihren rechten Flügel scharf an die Weichsel [Wisla] vorzutreiben, Richtung Schwetz. Die X. Panzerdivision [Schaal] ziehe ich schon jetzt nach dem Nordflügel, in der Absicht, sie möglichst bald nach Ostpreußen zu bringen. Auf den Armeeflügeln soll die Grenzwacht – nach Süden über die Netze und im Norden Richtung Gdingen – vordrücken.

3. 9. 1939. Fahrt zum Armeeoberkommando IV [Kluge]. Dort kommt Meldung, daß das Ostufer der Weichsel bei Kulm frei sei. Ich befehle, XI. Armeekorps [Strauß] soll Brückenkopf bei Kulm bilden; Brückengerät heran, um bei Kulm übergehen zu können. Ich orientiere Kluge [IV. Armee] über die Absicht, die Masse der IV. Armee mit dem Armeeoberkommando, sobald es geht, nach Ostpreußen zu werfen. An der ganzen Front der IV. Armee [Kluge] Kämpfe, besonders an den Rändern der Tucheler Heide und nördlich Bromberg, wo ein stark ausgebauter Brückenkopf sein soll. – Straßen- und Bahnzerstörungen nehmen nach der Weichsel [Wisla] hin zu. – Bei Graudenz Fortschritte, aber Gegenangriffe gegen den Ostflügel XXI. Armeekorps [Falkenhorst]; die Landwehr „gibt dort etwas nach“, schwache junge Truppen bringen die Sache aber schnell wieder in Ordnung. Am Ostflügel der III. Armee [Küchler] gute Fortschritte; bei Mlawa nichts. Am Abend erst erfahre ich, daß die III. Armee ihr linkes Flügelkorps nach Südwesten eindreht, um dem Feinde bei Mlawa in den Rücken zu gehen. Falsch, weil dadurch die Vorwärtsbewegung ins Stocken kommen muß. Ich greife sofort ein und veranlasse Küchler [III. Armee], seinem Befehl entsprechend, mit dem Ostflügel auf Rozan zu gehen. Hoffentlich geht’s noch mal gut. Aber Zeit ist verloren! England und Frankreich erklären den Krieg! Heute Nacht um 1.00 Uhr kommt der Führer.

4. 9. 1939. Morgens Meldung beim Führer im Zuge, dann Fahrt zum Armeeoberkommando IV [Kluge], XI. Armeekorps [Strauß]. III. Division [Lichel]. Der Führer auf der Höhe bei Topolno; III. Division ist im Übersetzen über die Weichs [Wisla]. Überwältigender Eindruck auf den Führer; Kulm, Schwetz, die Weichsel im hellen Sonnenschein. Der Führer sagt zu mir: „Was das für mich bedeutet!“ Stolz und Jubel der Truppe. Graudenz ist genommen! Die eingekesselten Teile im Korridor wehren sich noch. Die IV. Armee [Kluge] ist nur schwer dazu zu bringen, daß die „Verhaftung“ dieser Kräfte „nebenher“ gemacht, und daß schnell starke Kräfte für den Abmarsch nach Ostpreußen freigemacht werden müssen. Schwerer Entschluß, ob das ganze XI. Armeekorps [Strauß] bei Kulm über die Weichsel [Wisla] gehen soll. Ja! Denn es ist der kürzeste Weg. Ist der Feind aus dem Kulmer Land schon heraus, kann ich das Korps schnell die Bahn heranführen und nach dem Ostflügel abbefördern…“

König Konrad I.

Wir wollen an seinem heutigen Todestag (918) unserem alten König Konrad I. gedenken. Über diesen sind sich unsere alten Geschichtsschreiber nicht so ganz einig: Während Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg den Eindruck zu erwecken versuchen, daß König Konrad weder mit den Bayern unter Arnulf dem Bösen noch mit den Sachsen unter Heinrich dem Vogler so richtig fertig geworden wäre, berichten uns Liutprand von Cremona und Adalbert von Magdeburg das Gegenteil. Einig sind sich aber alle unsere Geschichtsschreiber, daß König Konrad I. den Sachsenherzog Heinrich zu seinem Nachfolger bestimmt hat. Als Heinrich I. bestieg er den deutschen Thron und festigte unser altes deutsches Reich nach Innen und nach Außen. Der Geschichtsschreiber Adalbert von Magdeburg gibt uns – zur Feier des Tages – einen kurzen Abriß über die Herrschaft König Konrads I., die vor allem von den wiederholten Einfällen der Ungarn geplagt war:

„CMXI. Starb König Ludwig, der Sohn des Kaisers Arnulf, dem Konrad, der Sohn des von Adalbert getöteten Konrad, da der königliche Stamm jetzt ausging im Reiche folgte.

CMXII. Verwüsteten die Ungarn wiederum ohne Widerstand Franken und Thüringen. Es verschied der Erzbischof Hatto, ein gar tüchtiger und verständiger Mann, und Heriger folgte ihm. Otto, Herzog der Sachsen verschied.

CMXIII. Ein allzu starker Winter. Die Ungarn verwüsteten die alamannischen Gefilde und wurden am Flusse Inn von Bayern und Alamannen erschlagen. In demselben Jahre wurde Einhard der Bischof von Speyer von den Grafen Bernhard und Konrad geblendet.

CMXIV. Wird Otbert der Bischof von Straßburg getötet. Der Bischof Salomon wurde gefangen.

CMXV. Verwüsteten die Ungarn ganz Alamannien mit Feuer und Schwert, ganz Thüringen und Sachsen aber durchzogen sie und kamen bis zum Kloster Fulda.

CMXVII. Gelangten die Ungarn durch Alamannien ins Elsaß und bis zu den Grenzen des Lothringischen Reiches. Erchanger und Bertold werden enthauptet. Arnulf der Herzog der Bayern empört sich gegen den König.

CMXVIII. Feierte der König Konrad die Geburt des heiligen Johannes im Kloster Hersfeld.

CMXIX. Verschied König Konrad, ein in allen Lagen milder und einsichtiger Mann und ein Freund der göttlichen Lehre. Als er fühlte, daß der Tag seines Hinscheidens bevorstehe, rief er seine Brüder und Verwandten, nämlich die Großen der Franken, zu sich, sagte voraus, der Tod stehe ihm bevor und ermahnte sie mit väterlicher Rede, daß bei der Wahl eines Königs nach ihm kein Zwist im Reiche entstehe; er gebot ihnen aber auch, Heinrich, den Herzog der Sachsen, den Sohn Ottos, einen tatkräftigen Mann und eifrigen Förderer des Friedens zu erwählen, und indem er erklärte, es lasse sich kein Anderer finden, der gleich würdig sei für dieses Amt, über schickte er ihm durch dieselben Szepter und Krone und die übrigen Zierrate der königlichen Würde unter der Bedingung, daß er das Reich schütze und bewahre. Er selbst aber schied aus diesem Leben und wurde in dem Kloster Fulda mit ehrenvollem Begräbnis bestattet. In vielen Kämpfen ist er aber während der wenigen Jahre, die er herrschte, von den Bayern und Alamannen und Sachsen ermüdet worden, die sich gegen ihn empörten und die er unter Gottes Beistand vor seinem Tode besiegte.“