Joseph Haydn

Mit unserem Haydn hat einer unserer großen deutschen Tondichter Geburtstag. Im niederösterreichischen Rohrau erblickte er 1732 das Licht der Erdenwelt und sollte unsere deutsche Musik um 750 Meisterwerke vermehren. Dies tat er vorwiegend in Wien, ging aber auch auf so manche Konzertreise. Musik soll und muß man aber hören und so ehre ich unseren Haydn mit seiner neunundsechzigsten Symphonie, die man nachträglich dem österreichischem Feldmarschall Laudon, einem der Widersacher Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg, gewidmet hat: https://www.youtube.com/watch?v=jEr9r9sEKmg Was dem Feldherren die Kadettenzeit ist, wahr unserem Haydn seine Zeit als Chorknabe in Wien, wie uns unser Musikgeschichtsschreiber Carl Ferdinand Pohl nun berichtet: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn

„Wie wir früher schon erfuhren, wurde im Kapellhause kein Unterricht in der Kompositionslehre erteilt. Griesinger sagt, daß sich Haydn erinnerte, in der theoretischen Musik nur zwei Lektionen von dem „braven“ Reutter erhalten zu haben. Dies geht der Frage vorsichtig aus dem Wege, muß aber doch die vernachlässigten Studien eingestehen und läßt Reutter dabei so glimpflich wie möglich durchschlüpfen. „Sobald Joseph (sagt Dies) in seinem neu angetretenen Stande so viel Unterricht empfangen hatte, als nötig war, die Pflichten eines Chorknaben zu erfüllen, erfolgte im Unterricht ein großer Stillstand, woran vielleicht die zu sehr überhäuften Geschäfte des Kapellmeisters Schuld waren.“ Beide Gewährsmänner aber, Dies und Griesinger, stimmen darin überein, daß es den Knaben gar bald mächtig antrieb, selbst zu schaffen. Auf jedem Blatt Papier, dessen er habhaft werden konnte, wurden mühsam fünflinige Netze gezogen und Notenköpfe neben- und übereinander aufgestapelt, denn Haydn glaubte damals, „es sei schon recht, wenn nur das Papier hübsch voll sei“. So ertappte ihn Reutter einmal auch bei einem, sich mit zwölf und mehr Stimmen brüstendenSalve regina, lachte herzlich über die Figuren, die keine Kehle und kein Instrument hätte ausführen können, wie auch über die Einfalt des Knaben, so viele Stimmen bewältigen zu wollen, ehe er noch im Stande sei, auch nur mit Zweien fertig werden zu können. „O du dummes Büberl“ (schalt er ihn aus), „sind dir denn zwei Stimmen nicht genug?“ Statt ihm aber diese zwei Stimmen führen zu lehren, gab er ihm den mühelosern Rat, die Vespern und Motetten, die in der Kirche aufgeführt wurden, zu variieren, welche Arbeiten dann der vielbeschäftigte Mann gelegentlich mag durchgesehen haben. „Das Talent lag freilich in mir“ (sagte Haydn): „dadurch und durch vielen Fleiß schritt ich vorwärts.“ Trotzdem ist nicht anzunehmen, daß die Entstehung von Haydns erster Messe F-Dur, obwohl sogar, genauer bezeichnet, das Jahr 1742 angegeben wird, schon in diese Zeit fallen sollte; vielmehr wird dieselbe naturgemäßer in die 50er Jahre zu setzen sein. – Einer Mitwirkung Haydns bei etwaigen theatralischen Vorstellungen im Kapellhause wird nirgends Erwähnung getan. Daß zwei seiner Mitschüler, Typer und Wittmann, zu einer ähnlichen außer Haus stattgefundenen Gelegenheit beigezogen wurden, haben wir früher bestätigt gesehen. Diesen Beiden können wir als Mitschüler Haydns noch einen Dritten, den nachmaligen Altisten Vincenz Kneer anreihen. Er war nach Dlabaczs Angabe im Jahre 1738 zu Klosterneuburg geboren, kam zuerst in die Singschule des Franz Witzig, Musikers im dortigen Stift der regulierten Chorherren und wurde (etwa im Jahre 1746) von Reutter als Sängerknabe aufgenommen. Neben Joseph und Michael Haydn sang er in der Karwoche vor Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz I. die Lamentationen. Er wurde später ein vortrefflicher Baß-Sänger im Orden der barmherzigen Brüder und starb im Jahre 1808. (Privat-Mitteilungen bezeichnen auch einen Ignaz Gegenbauer, in den 60er Jahren Schullehrer in Tulln in Nieder-Oesterreich, als Mitschüler Haydns. Es kann dieser jedoch kein Sohn des vorgenannten Gegenbauer gewesen sein, da dessen hinterlassener einziger Sohn, Johann Georg, beim Tode des Vaters, wie erwähnt, erst zehn Jahre zählte.) – Die Masse Musik, die Haydn beim täglichen Kirchendienste im Verlauf eines Decenniums in sich aufnahm, konnte nicht spurlos an einem obendrein so empfänglichen Gemüte vorübergehen. Seine Domäne wurde allerdings vorzugsweise Symphonie und Quartett, in denen er seinen eigenen Weg ging, wogegen er in der größeren ersten Hälfte seiner Gesangswerke und selbst in seinen späteren besten Kirchenwerken sich nie ganz frei zu machen wußte von traditionellen Überlieferungen und notgedrungenen Konzessionen an den herrschenden Geschmack. Nichtsdestoweniger haben die meisten dieser Werke, einen Teil der kleineren so gut wie verschollenen ersten Kirchenstücke ausgenommen, ihre Lebenskraft bis auf den heutigen Tag bewährt und verdanken diese besonders ihrer klaren, abgerundeten Anlage, der sangbaren und wirkungsvollen Behandlung der Singstimmen und dem ungesuchten, frischen und kernigen Zuge, der sie durchströmt. Bemerkenswert sind besonders so manche Chornummern, in denen der Einfluß der ernsten, gediegenen Werke eines Palotta, Tuma, Fux und Caldara (aus seiner früheren Zeit) unverkennbar hervortritt, nur daß sie der Meister gleichsam verjüngt wiederzugeben wußte. Den Einladungen zu bürgerlichen Festlichkeiten, wobei die Sängerknaben passende Gesänge vortrugen, von den Festgebern bewirtet wurden und mitunter sogar Tafeldienste versahen, kamen die im Kapellhause knapp gehaltenen Schüler mit Leidenschaft entgegen. Auch Haydn, nachdem er einmal die Vorteile dieser Ausflüge kennen gelernt hatte, gewann eine erstaunliche Zuneigung zu ihnen und verdoppelte seinen Fleiß, als geschickter Sänger möglichst bekannt zu werden. Denn mit dem Wachstum seiner kleinen Figur hielt auch sein Hunger gleichen Schritt, und um diesen zu stillen, stopfte er sich (wie er noch als Greis den Gebrüdern Prinster, seinen braven Waldhornisten, gestand) gar oft beim Aufwarten die Taschen voll Nudeln und ähnlichen Leckerbissen…“

Die Schlacht bei Paris

Am heutigen Tag im Jahre 1814 haben es unsere Feldherren Schwarzenberg und Blücher endlich geschafft und die gallische Hauptstadt Paris eingenommen, wobei Letzterer den Ersteren beständig anschieben mußte. Die Gallier boten noch einmal 30,000 Mann zur Verteidigung ihrer Hauptstadt auf, aber diese waren unseren 100,000 Recken nicht gewachsen und so fiel Paris und damit endete der Krieg. Denn Napoleon dankte ab und ging nach Elba in die Verbannung. Was selbst unserem Prinzen Eugen und Karl V. nicht möglich war, war damit geschafft. Die Bourbonen kehrten auf den gallischen Thron zurück und Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Wenn auch Napoleon 1815 erneut zurückkehren sollte… Die Einnahme der gallischen Hauptstadt muß daher gefeiert werden und das geschieht vorzüglich natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und mit der Clausewitzschen Feldzugsbetrachtung: http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Am 24. ist nun der Stand der gegenseitigen Korps folgender: Franzosen. Die absonderten Korps: Marmont in Soude Sankt Croix. Mortier in Vitry. Pacthod und Amey in Etoges. Compans in Sezanne. Die anderen wie am 23. Hauptarmee: Bonaparte, Ney in Joinville. Macdonald und Oudinot in Sankt Dizier. Gerard in Longchamp zwischen Vitry und Sankt Dizier. Die Verbündeten. Schwarzenberg. Wrede, Rajevski, Kronprinz von Württemberg, Barklay, bei Vitry in einem Halbkreise von einer Meile um die Stadt. Gyulai bei Arcis. Blücher: Langeron, Sacken, Woronzow in Châlons. Kleist in Chateau-Thierry. York in Viffort. Winzingerode in Thieblemont zwischen Vitry und St. Dizier. Offenbar hatte sich an diesem Tage der Stand der abgesonderten französischen Korps sehr verschlimmert; den Marschällen und Pacthod war die gerade Straße schon so gut wie verlegt. Hätte man von Seiten der Verbündeten alle Umstände gekannt, so hätte der General York, der den 24. bei Chateau-Thierry über die Marne und bis Viffort ging, den 25. allenfalls vor den Marschällen in Sezanne sein können, denn von Viffort bis dahin ist vier und eine halbe, von Soude St. Croix aber sechs Meilen; außerdem mußten sich die Marschälle schlagend bis dahin zurückziehen. Sie kamen auch erst um zwei Uhr Nachts in der größten Unordnung dort an; hätten sie ein beträchtliches Korps daselbst gefunden, so konnten sie nur nach der Aube hin ausweichen; eine große Straße hatten sie dahin nicht mehr, ihr Marsch entfernte sie nicht gehörig vom verfolgenden Feinde, sie mußten die Aube passieren, die vielleicht durch kleine Haufen der Verbündeten besetzt war, mit einem Wort: ihre Lage wurde dadurch sehr schlimm, und es wäre kaum noch eine Wahrscheinlichkeit vorhanden gewesen, daß sie entkamen, ohne ganz aufgelöst zu werden. Da man aber unmöglich dies alles genau vorhersehen konnte, so ließ man General York den 25. auch nur bis Montmirail und den 26. nach la Ferte Gaucher gehen, wo die Franzosen auch den 26. und zwar nach ihm ankamen. Dadurch waren sie nun zwar wirklich von der geraden Straße nach Paris abgeschnitten, allein es blieb ihnen die Straße nach Provins, die sie auch einschlugen, so wie ihnen in Sezanne die nach Nogent geblieben wäre. Konnte man sie also nicht von Sezanne abschneiden, so war ihnen nicht viel anzuhaben, denn sie wichen nach der Seine hin aus, kamen bald aus der Sphäre der Verbündeten und später auf große Straßen, wo sie dann durch Schnelligkeit der Märsche einbringen konnten, was sie durch den Umweg an Zeit verloren. Da dem General York die rechte Richtung gegeben war, er erst den 24. Nachmittags um vier Uhr die Marne passieren konnte und 48 Stunden darauf schon in la Ferts Gaucher war, welches sechs Meilen entfernt ist, man also auch nicht über Verzögerung klagen kann, so ist auch in diesem Teile der Bewegung kein Grund zu einem Tadel vorhanden. Die Marschälle entkamen, aber General Pacthod, der immer hinter ihnen herzog, fiel den beiden Armeen von Blücher und Schwarzenberg bei la Fere Champenoise in die Hände, und mußte mit den beiden schwachen Divisionen (der seinigen und der Division Amey) sich ergeben. Außerdem bekam man 60 Geschütze an diesem einzigen Tage. Dies war die Folge des verwaisten Zustandes, in dem sich die französischen Korps befanden, und die Frucht eines kräftigen Nachdringens von Seiten der Alliierten. Nun ging der Marsch unaufhaltsam auf Paris. Das Sackensche Korps wurde zu Trilport zurückgelassen, weil man die feindliche Hauptarmee allenfalls hinter sich erwarten konnte, und mit der übrigen vereinigten Macht griff man am 30. März die feindliche Stellung an, wie es der Zweck des Krieges gebot, der durch diesen letzten Akt unmittelbar erreicht wurde…“

Ernst Jünger

Unser alter Haudegen Ernst Jünger wurde 1895 in Heidelberg geboren und das wollen wir heute etwas feiern. Mit seinen Büchern über die Stellungskämpfe des Vierjährigen Krieges hat er unseren Fußtruppen ein schönes Denkmal gesetzt. Wer diese noch nicht kennt, dem seien „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“ und „Sturm“ ans Herz gelegt. Bis zum Leutnant hat es unser Ernst Jünger gebracht, was für einen einfachen Soldaten nicht schlecht ist und überhaupt ist ja nicht jeder zum höheren Truppenführer berufen. Nach dem Vierjährigen Krieg schloß sich unser Ernst Jünger dem Widerstand gegen die Novemberverbrecher an und verfaßte viele lesenswerte Schriften zur Kriegsführung und Staatskunst – „Der Kampf als inneres Erlebnis“, „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“ oder „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“. Wie schon im Vierjährigen Krieg meldete er sich auch im Sechsjährigen Krieg freiwillig und wurde sofort zum Hauptmann befördert. Wenn er dieses Mal auch recht wenig ins Gefecht gekommen ist. Sein Wirken nach dem Sechsjährigen Krieg wirft das ein oder andere Fragezeichen auf, aber so streng wollen wir heut einmal nicht sein. Stattdessen geht es nun in „Der Kampf als inneres Erlebnis“ weiter und das Grauen nimmt noch immer kein Ende: https://archive.org/details/DerKampfAlsInneresErlebnis

„Was half es, daß sie die nächsten mit Sand und Kalk bestreuten oder eine Zeltbahn über sie warfen, um dem steten Anblick der schwarzen, gedunsenen Gesichter zu entgehen. Es waren zu viele; überall stieß der Spaten auf irgend etwas Verschüttetes. Alle Geheimnisse des Grabes lagen offen in einer Scheußlichkeit, vor der die tollsten Träume verblichen. Haare fielen in Büschen von Schädeln wie fahles Laub von herbstlichen Bäumen. Manche zergingen in grünliches Fischfleisch, das nachts durch zerrissene Uniformen glänzte. Trat man auf sie, so hinterließ der Fuß phosphorische Spuren. Andere wurden zu kalkigen, langsam zerblätternden Mumien gedörrt. Anderen floß das Fleisch als rotbraune Gelatine von den Knochen. In schwülen Nächten erwachten geschwollene Kadaver zu gespenstischem Leben, wenn gespannte Gase zischend und sprudelnd den Wunden entwichen. Am furchtbarsten jedoch war das brodelnde Gewühl, das denen entströmte, die nur noch aus unzähligen Würmern bestanden. Was soll ich eure Nerven schonen? Lagen wir nicht selbst einmal vier Tage lang in einem Hohlweg zwischen Leichen? Waren wir da nicht alle, Tote und Lebendige, mit einem dichten Teppich großer, blauschwarzer Fliegen bedeckt? Gibt es noch eine Steigerung? Ja: es lag dort mancher, mit dem wir manche Nachtwache, manche Flasche Wein und manches Stück Brot geteilt hatten. Wer darf vom Kriege reden, der nicht in unserm Ringe stand? Schritt nach solchen Tagen der Frontsoldat durch die Städte des Hinterlandes in grauen, schweigenden Kolonnen, gebeugt und zerlumpt, dann erstarrte sein Anblick selbst das gedankenlose Treiben der Sorglosen dahinten. „Wie aus dem Sarge genommen“, flüsterte einer seinem Mädchen zu, und jeder erbebte, den die Leere der toten Augen streifte. Diese Männer waren vom Grauen durchsättigt, sie wären verloren gewesen ohne den Rausch. Wer kann das ermessen? Nur ein Dichter, ein poéte maudit in der wollüstigen Hölle seiner Träume. Et ditesmoi s´il est encore quelque torture Pour ce vieux corps sans âme et mort parmi les morts? Durchdringendes Grauen, in seinen feinen Ausstrahlungen nur Empfindsamsten zugänglich, lag im Kontrast, aufknisternd, wo Leben und Vernichtung in starker Verkörperung sich berührten. Es entquoll der Zerstörung, furchtbar in ihrer scheinbaren Zwecklosigkeit. Wie geschändete Grüfte gähnten wüste Dörfer in die Nacht, von weißem Mondlicht durchflutet, von Aasdunst umwittert, mit grasbedeckten Straßen, über die lautlose Rudel von Ratten schwirrten. Zögernd bog man um die Brandstätten reicher Höfe, in unbestimmter Angst, plötzlich auf die Geister friedlichem Dahinleben Entrissener zu stoßen. Konnte der Abbé nicht hinter der Ruine des Pfarrhauses auftauchen? Was mochte das Dunkel der Keller verbergen? Eine Frauenleiche mit strähnigem Haar auf schwarzen Grundwassern treibend? In den Ställen hingen Tierkadaver, immer noch an verkohltes Gebälk gekettet. Im geborstenen Torweg lag wie ein winziger Leichnam eine Kinderpuppe…“

Die Schlacht am Naratschsee

Die Schlacht am Naratschsee ging heute im Jahre 1916 siegreich zu Ende. Seit Anfang März rannten die Russen vergeblich gegen unsere Stellungen an. Aufgeboten zu diesem Zweck hatten die Russen 350,000 Mann und 1000 Geschützen, denen 75,000 deutsche Recken und 400 Geschütze unter unserem Feldmarschall Hermann von Eichhorn gegenüberstanden. Am Ende büßten die Russen mindestens 140,000 Mann ein, während sich unsere deutschen Verluste auf 20,000 Mann beliefen. Ein großer deutscher Abwehrsieg, der auch gebührend gefeiert werden sollte. Unser alter Feldmarschall Paul von Hindenburg schildert uns die Schlacht am Naratschsee folgendermaßen: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

„Am 18. März bricht der russische Angriff los. Nach einer artilleristischen Vorbereitung, wie sie die Ostfront in gleicher Stärke noch nie zu durchleben gehabt hatte, stürmen die feindlichen Massen gleich einer ununterbrochenen Sturzflut auf unsere dünn besetzten Stellungen. Doch vergeblich treiben russische Batterien und Maschinengewehre die eigene Infanterie gegen die deutschen Linien; umsonst mähen zurückgehaltene feindliche Truppen die eigenen vordersten Linien nieder, wenn diese zu weichen und dem Verderben durch unser Feuer zu entgehen versuchen. Zu förmlichen Hügeln häufen sich die russischen Gefallenen vor unserer Front. Die Anstrengungen für den Verteidiger sind freilich in das Ungeheuere gesteigert. Eingebrochenes Tauwetter füllt die Schützengräben mit Schneewasser, verwandelt die bisher deckenden Brustwehren in zerfließenden Erdbrei und macht aus dem ganzen Kampffeld einen grundlosen Morast. Bis zur teilweisen Bewegungsunfähigkeit schwellen den Grabenbesatzungen die Gliedmaßen in den eisigen Wassern an. Allein es bleibt genug Lebenskraft und Kampfeswille in diesen Körpern, um die feindlichen Anstürme immer wieder zu brechen. So bringt der Russe auch diesmal alle Opfer vergebens, und vom 25. März ab können wir siegessicher auf unsere Heldenscharen am Naroczsee blicken. Der Deutsche Heeresbericht vom 1. April 1916, der unter unserer Mitwirkung entstand, sprach sich nach Beendigung der Schlacht folgendermaßen aus: „Welcher größere Zweck mit den Angriffen angestrebt werden sollte, ergibt folgender Befehl des russischen Höchstkommandierenden der Armeen an der Westfront vom 4. (17.) März, Nr. 537: „Truppen der Westfront! Ihr habt vor einem halben Jahre, stark geschwächt, mit einer geringeren Anzahl Gewehre und Patronen den Vormarsch des Feindes aufgehalten und, nachdem ihr ihn in dem Bezirk des Durchbruches bei Molodetschno aufgehalten habt, eure jetzigen Stellungen eingenommen. Seine Majestät und die Heimat erwarten von euch jetzt eine neue Heldentat: Die Vertreibung des Feindes aus den Grenzen des Reiches! Wenn ihr morgen an diese hohe Aufgabe herantretet, so bin ich im Glauben an euren Mut, an eure tiefe Ergebenheit gegen den Zaren und an eure heiße Liebe zur Heimat davon überzeugt, daß ihr eure heilige Pflicht gegen den Zaren und die Heimat erfüllen und eure unter dem Joche des Feindes seufzenden Brüder befreien werdet. Gott helfe uns bei unserer heiligen Sache! Generaladjutant gezeichnet Ewert.“ Freilich ist es für jeden Kenner der Verhältnisse erstaunlich, daß ein solches Unternehmen zu einer Jahreszeit begonnen wurde, in der seiner Durchführung von einem Tage zum andern durch die Schneeschmelze bedenkliche Schwierigkeiten erwachsen konnten. Die Wahl des Zeitpunktes ist daher wohl weniger dem freien Willen der russischen Führung als dem Zwang durch einen notleidenden Verbündeten zuzuschreiben. Wenn nunmehr die gegenwärtige Einstellung der Angriffe von amtlicher russischer Stelle lediglich mit dem Witterungsumschlag erklärt wird, so ist das sicherlich nur die halbe Wahrheit. Mindestens ebenso wie der aufgeweichte Boden sind die Verluste an dem schweren Rückschlage beteiligt. Sie werden nach vorsichtiger Schätzung auf mindestens 140,000 Mann berechnet. Richtiger würde die feindliche Heeresleitung daher sagen, daß die große Offensive bisher nicht nur im Sumpf, sondern in Sumpf und Blut erstickt ist.“ Der Beschreibung dieser Frühjahrskämpfe durch einen deutschen Offizier entnehme ich zum Schluß folgende Stelle: „Nicht viel mehr als ein Monat war vergangen, seit der russische Zar an der Postawyfront die Parade über die Sturmdivisionen abnahm, da fuhr Generalfeldmarschall von Hindenburg an die Front, um seinen siegreichen Regimentern zu danken. In Tschernjaty und Komai, Jodowze, Swirany und Kobylnik, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Schauplatz der Zarenparade entfernt, sprach er zu den Abordnungen der Fronttruppen und verteilte die Eisernen Kreuze. Hand in Hand standen da für einen Augenblick Feldherr und Handgranatenwerfer, einer den anderen mit langem, vertrauensvollem Blicke ermessend. Die Frühlingssonne leuchtete als Siegessonne über der Hindenburgfront…“ Das war mein Anteil an der Naroczschlacht…“

Tannhäuser

Eine Panzerfeier hat sich unser fahrender Ritter und großer Minnesänger Tannhäuser wahrlich verdient. Seinen Heimgang vermutet man um das Jahr 1270 und stimmen die Berichte über seine Teilnahme am Kreuzzug Kaiser Friedrichs des Zweiten im Jahre 1228, so dürfte er ein recht stolzes Alter erreicht haben. Sein Aufenthalt am Hofe Herzog Friedrichs des Streitbaren in der Ostmark ist recht gut bezeugt. Die Sage weiß noch zu berichten, daß ihm die Liebesgöttin Freya (Venus) ihre Gunst schenkte. In der gleichnamigen Oper unseres Tondichters Richard Wagner tritt unser Tannhäuser außerdem beim Sängerkrieg auf der Wartburg an. Auf uns gekommen sind seine Werke (unter anderem) durch die Heidelberger Liederhandschrift, den Kodex Manesse. Ich lasse unseren Tannhäuser seinen Minnesang „Früher, da sah es bei mir so aus“ zum Besten geben:

„Früher, da sah es bei mir so aus, daß die Edelsten mir sagten,

ich wäre den Leuten angenehm; da hatte ich geneigte Verwandte!

Sie kehren mir den Rücken zu, die mich damals gerne sahen.

Da ich keinen Besitz habe, so grüßen sie mich zögerlich.

Meine Lage hat sich so gewandelt, daß ich dem ausweichen muß,

der bisher mir zurecht auswich, den lasse ich jetzt vor mich treten.

Sie sind jetzt alle Gastgeber, die mit mir Gäste waren,

auch wenn ich derselbe bin, der ich vor zwanzig Jahren war.

Ich bin Gast und selten Gastgeber, das Leben ist wechselhaft;

meint jemand, daß es bequem sei, der lebe, wie ich gelebt habe.

Wenn mein Leben nicht glatt verläuft, wohin im Land ich mich auch wende,

so denke ich gleich an Nürnberg, wie bequem ich es dort hätte.

Ich möchte lieber dort genug besitzen, wo man mich genau kennt,

bevor ich unter Fremden nichts hätte, glaubt mir das!

Ich tat gar manches hier zuvor, das ich nun sehr bereue,

hätte ich gewußt, was ich heute weiß, ich besäße vielleicht mehr.

Ich kannte da mich selber nicht richtig, dafür muß ich tüchtig bezahlen,

deswegen lade ich die Fremden heute sehr selten in mein Haus.

Auf, auf, Herr Gast, ihr müßt gehen, so sagen sie alle zu mir;

ich weiß nicht, ob jemandem diese Lebensweise an mir irgendwie gefällt.

Ich denke, erbaue ich mir ein Haus nach dem Rat dummer Leute,

die mir dabei jetzt helfen wollen, nennt man die wie folgt:

Mangel und Herr Schaffenichts, die kommen sehr eilig zu mir,

und einer heißt Seltenreich, der kennt mich nur zu gut,

die Entbehrung und der Zweifel sind meine beständige Hausgenossenschaft,

Herr Schade und auch Herr Unfertig finde ich o bei mir.

Und wird mein Haus so fertig gestellt von dieser Hausgemeinschaft,

so wißt, daß es mir dank diesem Bau bis ins Hemd schneit.

Rom liegt am Tiber, der Arno fließt vor Pisa

wie der Tronto vor Ascolo Piceno hin, die Tosa verläufz vor Rätien.

Cremona liegt am Po, durch Savoyen fließt die Isère,

Paris liegt an der Seine, die Mosel fließt an Metz vorbei.

Vor Basel fließt der Rhein hinunter, der Neckar an Heilbronn vorbei,

so ist die Elbe lange durch das Land der Sachsen geflossen.

Weiter liegt Lüttich an der Maas, an Polen geht die Neiße vorbei,

und durch der Ungarn Land fließt der Waag und auch die Theiß.

Prag liegt an der Moldau wie Wien an der Donau;

wer das nicht glauben will, der reise, bis er es mit eigenen Augen sehe.

Ein kluger Mann, der befahl seinem lieben Kind sich wie folgt zu verhalten,

er sprach: „Wenn du bei Hofe bist, dann handle nach meiner Lehre!

Du sollst dich von den schlechten Leute fernhalten, den Anständigen sollst du

und verhalte dich gesittet bei ihnen, damit erwirbst du Ruhm und Ehre. folgen

Wo du Böses tun siehst, davon sollst du dich zurückziehen,

vor übermäßigen Verlockungen sollst du zu jeder Zeit fliehen.

Und trinke auch in Maßen, so daß es niemandem mißfällt!

Du sollst Gutes über die Damen sagen, dann loben sie dich alle, Frauen!

du darfst dich selbst nicht zu sehr brüsten, das gehört sich nicht, in Bezug auf

Wenn du so handelst, dann kannst du dich um so besser in ihrer Nähe aufhalten!“

Adolph Hasse

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Der Deutsche denkt sich selbst Gott liedersingend.“

Wo unser Nietzsche Recht hat, da hat er Recht und so wollen wir Panzertiere unsere deutschen Tondichter nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen. Vorzugsweise rufen wir Leben und Werk an deren Geburtstagen in Erinnerung und so wollen wir es auch bei unserem Adolf Hasse halten. Um die 200 Werke verdankt unserer deutsche Tonkunst ihm. Das meiste davon sind Bühnensingspiele, deren Stoffe der Sagenwelt und den Geschichtsbüchern der Griechen und Römer entnommen sind. Gesungen werden sie in Italienisch, aber da findet sich vielleicht mal ein Gelehrter oder Dichter, um diese ins Deutsche zu übertragen… Geboren wurde unser Adolf Hasse 1699 im sächsischen Bergedorf. Er entstammte einer alten Musikerfamilie und trat 1715 zum ersten Mal in Hamburg als Sänger auf. In Braunschweig erhielt er 1720 eine feste Anstellung und bereiste ab 1722 Italien. Der sächsische Kurfürst holte ihn 1731 nach Dresden, wo er bis 1763 wirkte. Durch die Schlesischen Kriege Friedrichs des Großen mußte er bisweilen nach Wien ausweichen und zeitweise war er auch in London am Werke. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand ließ er sich 1770 in Venedig nieder. Seine Herzensdame Faustina Bordoni führte unser Hasse 1730 zum Traualtar. Sie sollte ihm zwei Töchter und einen Sohn schenken. Das Singspiel „Pyramus und Thisbe“ von unserem Tondichter stelle ich euch vor: https://www.youtube.com/watch?v=M3MwXgPGuoo In seinem Buch „Beiträge zu wahrer Kirchenmusik“ kommt unser Tondichter Johann Hiller immer mal wieder auf unseren Hasse zu sprechen und so schadet es nicht, wenn wir ihn bei unserer heutigen Panzergeburtstagsfeier zu Wort kommen lassen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10598672_00005.html

„a der ehemalige Kurfürstlich-Sächsische Oberkapellmeister Hasse schon seit einigen Jahren in die Ewigkeit gegangen ist: So hat der nach ihm auf dem Titel genannte allein die Ehre, sich mit dem Leser über diese Beiträge zur Kirchenmusik zu unterhalten. Über die Frage: was wahre Kirchenmusik sei? Habe ich schon ehemals, in einer kleinen Abhandlung, beim Antritte meines gegenwärtigen Amtes, mich erklärt, und bis jetzt hat niemand meinen Äußerungen widersprochen, oder mein Verfahren bei den in der Kirche aufgeführten Musiken gemißbilligt; obgleich Anfangs verschiedene nicht damit zufrieden zu sein schienen, daß die bisher eitle und, modesüchtige Dirne auf einmal in eine fromme und sittsame Matrone umgeschaffen werden sollte. Ich bin indeß meinen Grundlagen gefolgt, und habe immer darauf gesehen, daß meine Musiken, so viel möglich, zweckmäßig, und weder in ihrer Gestalt, noch in der Länge ausschweifend wären. Da zu Anschaffung eines hinlänglichen Vorrats deutscher Kirchenmusiken es nicht möglich war, alles selbst zu komponieren, und ich mich genötigt sahe, zu fremden Arbeiten meine Zuflucht zu nehmen, habe ich, in Ansehung der Komponisten und Dichter, manche unangenehme Erfahrung gemacht. Die wenigsten der erstern scheinen von der Würde geistlicher Muse, und von dem Eigentümlichen des Kirchenstils, hinlängliche Begriffe zu haben; so gemein und kraftlos ist alles. Was ihnen zur Entschuldigung etwan dienen kann, ist der magere, elende Text, den sie bearbeiten. Denn außer einem Biblischen Spruche, den sie zu einem Chore vor sich fanden, war das übrige bisweilen kaum des Lesens wert. Aber was sich nicht lesen läßt, das muß man singen, sagte einst ein loser Spötter; ich will hoffen, daß er es nicht von der Kirchenmusik habe sagen wollen. Vielleicht hat die Sprache in den meisten deutschen Kantaten die größte Schuld an der Verachtung der Kirchenmusik. Ich will ihre Einrichtung, ihre Abteilung in Chore, Rezitative und Arien, denen noch ein Vers aus einem Chorale beigefügt wird, nicht ganz verwerfen. Es sind in dieser Form einige gute Cantaten gedichtet: aber wie viele gibt es deren, an denen nichts genießbar ist, als der zum Chore bestimmte biblische Spruch, und der Choralvers. Das übrige ist nichts als gereimter dogmatischer oder moralischer Satz, so trocken und matt, mit frostigen Allegorien durchwebt, daß jeder fühlt, wie wenig sich so etwas zum Gesange schickt, und, wenn auch der Sinn der Worte, in anderer Betrachtung, noch so wichtig wäre. Diese Kantatendichter sollten nicht glauben, daß den Reim das ersetze, was am Gehalt der Worte fehlt: Sie tätet besser, wenn sie, nach dem Muster des größten musikalischen Dichters, des Metastasion ihre Rezitative ohne Reime ließen, oder lieber gar keine Rezitative machten, da sie sich nur selten zur Kirchenmusik schicken; und dafür mehr Sinn, mehr interessanten Sinn, anständigerer in die Arien legten. Man erlaube mir einige Beispiele solcher ungereimter Reimereien anzuführen, die nicht alt sind, sondern vor ein paar Jahren noch in einer namhaften Stadt abgesungen wurden. „Beständig und getreu! So heißt die Losung guter Christen. Und wenn sie alles leiden mußten, So bleiben sie dabei. Ein Rohr, Das jeder Wind bewegt, stellt keinen Christen vor. Den harten Felsen muß er gleichen, Die keinen Fußbreit weichen“ und so weiter. Wenn dieser Dichter durch Allegorien erbauen und rühren will so versucht es, am Sonntage nach Weihnachten, ein anderer mit Wortspielen: „O was für Wunder sind in deinem Heiligtum, O Wundergott, zu deinem Ruhm Heut doch zu geben! Hier zeiget sich ein Wunderkind, Ein Vater, der doch nicht also genennet werden kann; Ja, hier trifft man die Wundermutter all, Die ihren ersten Sohn zwar küßt, Und dennoch Jungfrau ist. Hier will ein Simeon Zukünftige Wunder prophezeien, Und eine göttliche Matron‘ Sich solcher Wunder dankbar freuen.“ …“

Akira Kurosawa

Akira Kurosawa, Japans Filmgroßmeister, wurde 1910 in Tokio geboren und wer Samurai-Filme mag, dem seien seine Filme ans Herz gelegt. Als da sind: Rashomon, Die Sieben Samurai, Das Schloß im Spinnwebwald, Sanjuro, Die verborgene Festung, Yojimbo, Kagemusha und Ran. Letzteren stelle ich zur Feier seines Geburtstages vor: https://www.youtube.com/watch?v=T4Nb5SiYvQ4 Der Meister überträgt hier Shakespeares König Lear ins alte Japan und mach aus den drei Töchtern seines Lears Hidetora die Söhne Taro, Jiro und Saburo. Und was im König Lear wenig überzeugend wirkt, versteht er meisterhaft tragisch zu machen: Der Bruch zwischen Lear und Cordelia. Im Stück spricht Cordelia weise und klug und entlarvt die Heuchelei ihrer älteren Schwestern. Im Film mißversteht Hidetora die Warnung seines jüngsten Sohnes Saburo. Ebenso erhält Kurosawas Lear eine blutige Vergangenheit, deren Geister ihn im Alter plagen und seinen Wahnsinn ungleich verständlicher Machen als dies im Stück der Fall ist. Zuletzt macht Kurosawa aus den ungleichen Brüdern Edgar und Edmund die Schicksalsschwestern Kaede und Sue, die beide Töchter besiegter Fürsten sind, die die Söhne Hidetoras heiraten mußten und sehr verschieden auf ihr Los reagieren… Kurosawa nimmt sich auch im Film sehr ernsthaft der Frage der göttlichen Vergeltung an, mit der Shakespeare im Stück nur ein wenig spielt: http://www.zeno.org/Literatur/M/Shakespeare,+William/Trag%C3%B6dien/K%C3%B6nig+Lear

„Seitdem erfuhr ich mehr; was Fliegen sind

Den müß’gen Knaben, das sind wir den Göttern;

Sie töten uns zum Spaß.“

Man achte darauf wie Kurosawa dem Dichter hier antwortet. „So etwas wie eine Autobiographie“ nannte Akira Kurosawa seine Denkwürdigkeiten und darin berichtet uns der Meister von seinen Auseinandersetzungen mit den japanischen Anstandsdamen:

„An diesem Tage ging ich in tief melancholischer Stimmung durch die Gänge des Innenministeriums. Da sah ich zwei Bürojungen, die miteinander balgten. Der eine rief: „Yama arashi!“ (Gebirgssturm), und warf den anderen mit Sanshiros Spezialtechnik zu Boden. Immerhin wußte ich nun, daß die Vorführung von Sugata Sanshiro bereits beendet war. Dennoch mußte ich noch drei Stunden warten. Der Junge, der Sanshiro imitiert hatte, brachte mir eine Tasse Tee; dabei sah er mich mitfühlend an; das war aber auch schon alles. Als die Befragung dann endlich begann, wurde es wirklich schlimm. In dem Raum stand ein langer Tisch, hinter dem die Zensoren alle in einer Reihe saßen. Ganz unten am Ende saßen Ozu und Tasaka und ein Bürojunge. Sie alle, einschließlich des Bürojungen, tranken Kaffee. Man wies mir den einzigen Stuhl auf der anderen Seite des Tisches zu. Es war wie bei einer Gerichtsverhandlung, und natürlich bot man mir keinen Kaffee an. Offenbar hatte ich ein abscheuliches Verbrechen namens Sugata Sanshiro begangen. Die Zensoren brachten vor, nahezu alles in meinem Film sei „britisch-amerikanisch“. Für ganz besonders „britisch-amerikanisch“ hielten sie offenbar die kleine „Liebesszene“ zwischen Sanshiro und der Tochter seines Gegners auf den Stufen zum Schrein – die Zensoren nannten es eine „Liebesszene“, obwohl darin nicht mehr geschieht, als daß die beiden zum erstenmal zusammentreffen -, und sie taten so, als hätten sie da eine überaus dunkle Wahrheit ans Licht gebracht. Hätte ich aufmerksam zugehört, wäre ich unweigerlich aus der Haut gefahren; also bemühte ich mich, aus dem Fenster zu schauen und an etwas anderes zu denken. Doch langsam erreichte meine Geduld ihre Grenzen angesichts solcher Böswilligkeit. Ich fühlte, wie mein Gesicht die Farbe wechselte, und es gab nichts, was ich hätte tun können. „Hundesöhne! Fahrt doch zur Hölle! Ich werfe euch gleich den Stuhl ins Gesicht“, dachte ich und spannte mich unwillkürlich, um aufzufahren. Doch genau in diesem Augenblick stand Ozu auf und begann zu sprechen: „Wenn hundert Punkte die beste Wertung ist, dann hat Sugata Sanshiro hundertundzwanzig Punkte verdient. Meinen Glückwunsch, Kurosawa.“ Ohne auf die unglücklichen Zensoren zu achten, kam er zu mir, flüsterte mir den Namen eines Ginza-Restaurants ins Ohr und sagte: „Gehen wir doch dorthin und feiern wir.“ Später kamen dann Ozu und Yama-san in das Restaurant, in dem ich bereits wartete. Als wollte er mich besänftigen, lobte Ozu Sugata Sanshiro über alle Maßen. Doch ich war nicht so leicht zu beruhigen; ich saß da und dachte mir, um wie vieles besser ich mich doch fühlen würde, wenn ich diesen Stuhl, auf dem ich wie ein Angeklagter gesessen hatte, genommen und den Zensoren auf den Kopf geschlagen hätte. Noch heute bin ich Ozu dankbar dafür, daß er mich daran gehindert hat. Wenn ich nun von meiner Zeit als Filmregisseur berichte, ist es wohl das beste, meiner Filmographie zu folgen und mein Leben Film für Film durchzugehen. Sugata Sanshiro kam 1943 heraus; ich war damals dreiunddreißig Jahre alt. Am allerschönsten kam 1944 in die Kinos, und ich war vierunddreißig Jahre alt. In der Regel liegen Produktion und Uraufführung eines Films nicht im selben Jahr; so begann ich zum Beispiel die Dreharbeiten für Am allerschönsten bereits 1943. Bevor ich die Arbeit an diesem Film begann, kam eine Anfrage von der Informationsabteilung der Marine. Sie fragten mich, ob ich nicht einen großen Action-Film mit Jagdflugzeugen machen wollte. Die amerikanischen Piloten nannten diese Jagdflugzeuge „black monsters“ (schwarze Ungeheuer) und hatten offenbar beträchtliche Angst davor; es lag also nahe, daß die Marine einen Propagandafilm haben wollte, der den Kampfgeist der Japaner stärken sollte. Ich sagte, ich werde mir die Sache überlegen. Es war jedoch bereits offenkundig, daß Japan den Krieg verlieren würde, und das Durchhaltevermögen der Marine war nahezu erschöpft. Sie war wohl kaum in der Lage, auch nur auf ein einziges Jagdflugzeug zugunsten der Dreharbeiten zu verzichten, und ich hörte nie mehr etwas von dem Projekt. Statt dessen begann ich die Arbeit an dem Film Am allerschönsten. Er handelt von einer Mädchengruppe, die sich zu einem freiwilligen Arbeitseinsatz meldet. Ort der Handlung ist eine Fabrik der Nippon Kogaku, in der Objektive für militärische Zwecke gefertigt werden, und die Mädchen helfen bei der Produktion von Präzisionsobjektiven. Als man mir dieses Projekt übertrug, entschloß ich mich zu einem halb-dokumentarischen Stil. Zunächst einmal machte ich mich daran, den jungen Schauspielerinnen alles auszutreiben, was sie sich in körperlicher und emotionaler Hinsicht an theatralischem Gehabe angeeignet hatten. Die Vorliebe für Schminke, das Vornehmtun, die Bühnenaffektiertheit und jenes spezielle Selbstbewußtsein, das nur Schauspieler haben – all das mußte verschwinden. Ich wollte, daß sie in den ursprünglichen Zustand ganz gewöhnlicher junger Mädchen zurückkehrten…“

Kaiser Wilhelm der Große

Unser alter deutscher Kaiser Wilhelm der Große hat sich wahrlich die Grundsätze seines Lehrers Carl von Clausewitz zu Herzen genommen und sich in dessen Sinne auf die Österreicher, Dänen und Gallier geworfen und diese besiegt:

„Natürlich sucht man im Kriege immer die Wahrscheinlichkeit des Erfolges auf seine Seite zu bekommen, sei es, indem man auf physische oder auf moralische Vorteile zählt. Allein dieses ist nicht immer möglich; man muß oft etwas gegen die Wahrscheinlichkeit des Gelingens unternehmen, wenn man nämlich nichts Besseres tun kann. Wollten wir hier verzweifeln, so hörte unsere vernünftige Überlegung gerade da auf, wo sie am notwendigsten wird, da, wo sich alles gegen uns verschworen zu haben scheint. Wenn man also auch die Wahrscheinlichkeit des Erfolges gegen sich hat, so muß man das Unternehmen darum nicht für unmöglich oder unvernünftig halten; vernünftig ist es immer, wenn wir nichts Besseres zu tun wissen und bei den wenigen Mitteln, die wir haben, alles so gut als möglich einrichten. Damit es in einem solchen Falle nicht an Ruhe und Festigkeit fehle, die im Kriege immer am ersten in Gefahr kommen und die in einer solchen Lage so schwer zu bewahren sind, ohne welche man aber mit den glänzendsten Eigenschaften des Geistes nichts leistet, muß man sich mit dem Gedanken eines ehrenvollen Unterganges vertraut machen, ihn immerfort bei sich nähren, sich ganz daran gewöhnen. Seien Sie überzeugt, gnädigster Herr, daß ohne diesen festen Entschluß sich im glücklichsten Kriege nichts Großes leisten läßt, geschweige denn im unglücklichen. Friedrich II. hat dieser Gedanke gewiß während seiner ersten schlesischen Kriege oft beschäftigt; weil er vertraut damit war, unternahm er an jenem denkwürdigen 5. Dezember den Angriff bei Leuthen, nicht weil er herausgerechnet hatte, daß er mit der schiefen Schlachtordnung die Österreicher höchstwahrscheinlich schlagen würde.“

Daher feiern wir Deutschen seinen Geburtstag doch gerne und wir Preußen natürlich ganz besonders. Der Sohn König Friedrich Wilhelms des Dritten und der Luise von Mecklenburg kam 1797 in unserer deutschen Reichshauptstadt Berlin zur Welt. Er kämpfte als junger Offizier in den Befreiungskriegen und nahm 1849 am Feldzug gegen die aufständischen Liberalen in Baden teil. Die Erkrankung seines Bruders Friedrichs Wilhelms der Vierte berief ihn 1858 zur Regentschaft und 1861 auf den preußischen Thron. Sein erstes Unterfangen war eine umfassende Heeresreform, mit der unser preußisches Heer bedeutend verstärkt werden sollte. Dem widersetzte sich das liberale Geschmeiß im preußischen Landtag. Jedoch konnte unser Kaiser Wilhelm der Große mit Hilfe seines Kanzlers Otto von Bismarck und seines Kriegsministers Albrecht von Roon den Widerstand brechen und so konnten unsere Preußen 1864 gegen die Dänen marschieren und mit der Erstürmung der Düppeler Schanzen unsere deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein befreien. Als nächstes stand der Entscheidungskampf mit den Lothringern um den deutschen Thron an. Bei Königgrätz fiel 1866 die Entscheidung. Vorerst konnte Preußen freilich nur einen norddeutschen Bund gründen. Jedoch sorgte die Kriegserklärung der Welschen im Jahre 1870 auch für den Anschluß der süddeutschen Staaten an Preußen, mit Ausnahme Österreichs allerdings. Im Gallierkrieg von 1870-71 war unser Feldmarschall Helmuth von Moltke den uralten Reichsfeind nieder und nach 150 Jahren gallischer Fremdherrschaft konnte unser deutsches Herzogtum Lothringen endlich befreit werden. Im Jahre 1871 wurde unser deutsches Kaisertum erneuert und unser altes deutsches Reich erlebte eine Blütezeit, die bis 1914 andauern sollte. Im Jahre 1888 ging unser Kaiser Wilhelm der Große heim und sein Sohn Friedrich der Vierte bestieg unseren deutschen Thron. Neben diesem hatte unser Wilhelm der Große noch eine Tochter namens Luise von seiner Gattin Augusta von Weimar. Der Hohenfriedberger Marsch darf bei der Panzergeburtstagsfeier für unseren Kaiser Wilhelm den Großen keinesfalls fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=bkhOxFtj7Eo Bei unserem Geschichtsschreiber Berthold Volz in „Wilhelm der Große – deutscher Kaiser und König von Preußen“ werden nun die Düppeler Schanzen von unserem Prinzen Friedrich Karl erstürmt:

„Überdies war das Fahrwasser im Alsensunde wie im Wenningbunde tief genug, um dem Rolf Krake, dem eisengepanzerten Monitor der Dänen, freie Einfahrt und Verwendung seiner beiden Kolossalgeschütze zu gewähren. Zur Eroberung einer so außerordentlich starken Stellung bedurfte es natürlich umfassender Vorbereitungen, vor allem der Herbeischaffung schweren Belagerungsgeschützes. Am l.3. März trafen die ersten schweren Kanonen vor Düppel ein; zwei Tage später wurde mit der Beschießung begonnen. Indessen je näher man an die Schanzen herankam, um so deutlicher erkannte man ihre Stärke. Nur durch eine regelrechte Belagerung, nicht durch eine Überraschung konnten sie genommen werden. Am 30. März wurde daher, nachdem Wochen in blutigen, aber entscheidungslosen Kämpfen vergangen waren, mit der Aushebung der ersten Parallele begonnen. Diesen Schwierigkeiten gegenüber schlug der Oberst von Blumenthal vor, statt einen Sturm auf Düppel zu unternehmen, nach Alsen überzusetzen, dort die Dänen entscheidend zu schlagen und so den Fall der Schanzen ohne weitere Anstrengungen herbeizuführen. Wohl war es ein Wagnis, aber der Kronprinz hatte volles Vertrauen zu der Energie der preußischen Truppen, denen nur bisher die Gelegenheit zu einer größeren Aktion gefehlt hatte. Der größte Teil der Garde wurde nach dem Sundewitt herangezogen, um die 26 Bataillone, die zu dem Übergang nach Alsen bestimmt waren, frei zu machen, und die Nacht vom 2. zum 3. April für das kühne Unternehmen angesetzt. Alles ließ sich günstig an: die See war ruhig; bei dem Dorfe Ballegard standen die schweren Geschütze aufgefahren, die dänischen Kriegsschiffe abzuwehren, welche etwa den Übergang stören sollten; die Mannschaften waren bereit, in Böten und Pontons sich einzuschiffen. Da schlug um Mitternacht plötzlich das Wetter um; in mächtigem Wogenschwall erhob sich die See; selbst die wetterfesten Schiffer erklärten eine Überfahrt für völlig unmöglich. Nach diesem Mißlingen war nicht daran zu denken, daß man die Dänen noch ein zweites Mal würde überraschen können. Es wurde daher die regelmäßige Belagerung wieder aufgenommen, um mit Energie und Schnelligkeit den Sturm vorzubereiten. Dazu würden freilich, meinte der im preußischen lager anwesende französische Militärbevollmächtigte, Graf Clermont-Tonnerre, bei der Stärke der Schanzen Monate gehören; allein seine Rechnung war irrig. Binnen zwei Wochen hatten die preußischen Truppen sich so weit an die Werke herangezogen, daß schon auf den 18. April, vormittags zehn Uhr, der Sturm angesetzt werden konnte. Die preußischen Soldaten nahmen das heilige Abendmahl: zu siegen oder zu fallen waren sie entschlossen. Aus allen Bataillonen wurden die Sturmkolonnen ausgelost; denn ein jedes verlangte seinen Anteil an dem Kampfe. In der milden Frühlingsnacht standen sie in den Laufgräben bereit. Morgens um fünf Uhr begann das Bombardement; stündlich steigerte sich dessen Heftigkeit, bis um acht Uhr etwa 50 Schüsse in der Sekunde fielen. Da schlug die Turmuhr in dem Dorfe Düppel zehn. Mit dem Glockenschlage schwiegen sämtliche Geschütze; und gleichzeitig gegen die sechs südlichen Schanzen rückten im Laufschritte die Sturmkolonnen vor. Noch immer waren von der vierten (letzten) Parallele bis zu den Schanzen 400 Schritt zurückzulegen, Voran eine Kompanie in aufgelöster Ordnung, um das Feuer mit der Besatzung zu unterhalten; hinter dieser Pioniere mit Beilen, Faschinen, Hacken, mit Pulversäcken zum Wegsprengen der feindlichen Palisaden; ihnen folgte die erste Kolonne der Stürmenden, etwas weiter zurück die zweite. Die Tamboure schlugen an, mit Hurra ging es vorwärts, die Schanzen hinan. Nach sechs Minuten schon war die erste erobert, nach 22 Minuten alle sechs. Sofort ging es nun zum Angriff auf die vier nördlicheren Schanzen bis hinauf zur Höhe der Düppelmühle. Ein heißer Kampf entspann sich um die Mühle; indessen trotz tapferer Gegenwehr der Dänen sind die Preußen nach drei Stunden Herren sämtlicher Schanzen und des Brückenkopfes, der die Schiffsbrücken nach Alsen deckte, jetzt drehten sie die eroberten Kanonen um und feuerten damit auf den Rolf Krake, so daß dieser doch für gut fand, schnell abzudampfen; und hätten die Dänen nicht schleunigst ihre Schiffbrücken über den Alsengrund abgefahren, so würden die Preußen, von Siegesfreudigkeit fortgerissen, gleich den flüchtenden Dänen nach Alsen gefolgt sein. 118 Kanonen fielen dem Sieger in die Hände, der Preis einer der glänzendsten Waffentaten, von denen die Kriegsgeschichte zu berichten hat. Die nächste Folge des Sieges war, daß die Dänen es aufgaben, die Festung Fridericia zu verteidigen, In aller Stille zogen sie in der Nacht des 28. April ab, 237 Kanonen dem siegreichen Gegner überlassend…“

Kaiser Maximilian der Erste, unser letzter Ritter

Wir Deutschen feiern heute den Geburtstag von unserem alten Kaiser Maximilian dem Ersten, unserem letzten Ritter. Geboren wurde er 1459 in Wien als Sohn Kaiser Friedrichs des Dritten und der Eleonore von Portugal. Im Jahre 1486 ließ ihn sein Vater zum Mitkönig wählen und von 1493 bis 1519 regierte er unser altes deutsches Reich. Vorher baute er aber seine Hausmacht durch die Heirat mit Maria von Burgund. Womit er unser altes deutsches Reich im Westen vor den Eroberungsgelüsten der Welschen schützte. Diese fingen sich in der Schlacht bei Guinegate eine herbe Niederlage gegen unseren Kaiser Maximilian den Ersten ein. Zwei Kinder hatte er Maria von Burgund, Philipp den Schönen und Margarethe von Österreich. Seine zweite Ehe mit Bianca Sforza blieb kinderlos. Abgesehen vom Landshuter Erbfolgekrieg, in welchem unser Kaiser Maximilian der Erste bei Wenzenbach die Böhmen zerschmetterte, mit Hilfe seines Feldhauptmannes Georg von Frundsberg. Daher fand er Zeit die Einrichtungen unseres alten deutschen Reiches auszubauen und zu verbessern. Die Einteilung in Reichskreise, die Einrichtung des Reichskammergerichtes und die Verkündung des Ewigen Landfriedens waren die Früchte seiner Arbeit. Daneben erfuhr die Kunst auch eine große Förderung, namentlich Albrecht Dürer durfte sich über viele kaiserliche Aufträge freuen. Selbst dichtete unser Kaiser Maximilian der Erste auch ein wenig und schuf die Epen Weißkunig und Theuerdank. Letzteren tragen wir zu Ehren unseres Kaisers Maximilian des Ersten vor: https://archive.org/details/teuerdankdiegef00goedgoog

„Wie Fürwittig den Held Teurdank aber in ein andre Geferlicheit fûret mit einer Birin

Fürwittig der was deshalb hie,

Daß er wollte besehen, wie

Er den Held mocht bringen in Leid;

Darumb er ein ander Gejeid

Hat heimlich bestellen lassen.

Indem als si zů Tisch saßen,

Kam ein Jeger und bracht die Mer,

Wie in dem Wald ein Birin wer

Mit sambt iren Welflein klein.

Wo der Held wollte lustig sein,

Zů stechen dasselbige Tier,

So wollt er im die recht Revier

Zeigen und fûren von Stund an.

Teurdank, der hochgeboren Mann,

Sprach: „Ja, weis mich neur allein dar,

Ich will damit steen mein Gefar,

Villeicht stich ich dieselb Birin“.

Fürwittig sprach: „Herr, wollt Ir hin,

So habt Euch in fast gůter Acht!“

Darneben er heimlich gedacht:

Ich wollt dich gar bald verklagen,

Wann ich dich tot höret sagen.

Heimlich er befalh dem Jeger,

Daß er aus der Birin Leger

Stel dieselben Welflein mit Maß,

Daß die Birin erzürnet baß.

Der Jeger eilet in den Wald,

Die Welflein ertötet er bald,

Dieweil die alte Birin was

Ausgangen, zů holen ein Aß.

Als si nun wider heimhin kam

Und ire Welflein nit vernam,

Wûtet si vor rechtem Zoren.

Indem kam der hochgeboren

Herr Teurdank. Den lief das Tier an;

Der Held tete ein Tritt hindan

Auf die Seiten in sein Vorteil

Und stach damit das Tier geil

Mit seinem Berenspieß zů Tod,

Daß er wurde von dem Blůt rot.

Darnach er zů Urkund erschallt

Sein Horen, daß es in dem Wald

Allenthalben gar weit erklang.

Das hörten die Jeger; nit lang

Si sich saumeten, sonder rannten

Zů dem Helden, dann si kannten

Darbei für ein rechte Warheit,

Daß die Birin wer nidergeleit.

Des wurden si von Herzen fro,

Dann si dieselben Birin do

Bei dem Helden ligen funden.

Ob irer groß da begunden

Si sich zů verwunderen seer.

Allein Fürwittig solcher Meer

Von seinem Herzen erschrak fast,

Wunscht heimlich, daß der edel Gast

Für die gemelten Birin wer

Tot beliben; doch stellet er

Sich dergleichen mit nichte nit.

Mit dem teuren Helden er ritt

Wider heim und mit Fleiß fraget,

Wohin er doch getroffen hett

Die Birin wild und auch freissam.

Teurdank saget ims alles sam,

Wie im damit wer geschehen.

Fürwittig sprach: „Ir werd sehen,

Wie die hochgeboren Frau mein

Darob wirdet als frolich sein,

Wann irer Gnad nun werden kund

Solche Sachen, die Ir jetz tunt

Hie bei mir an dem ersten Paß.“

Aber heimlich gedacht er das:

Mit meinem Willen warlich soll

Ir das bleiben verschwigen wol!

Bestellet auch an allem Ort,

Daß niemands ein einiges Wort

Bedorfte sagen der Künigin,

Dann er hett noch in seinem Sinn,

Den Held durch ander Geferlicheit

Zů bringen in Angst, Not und Leid.

Auf dieselben Weg er gedacht

Alle Zeit, bei Tag und bei Nacht,

Wie dann weiter steet geschriben,

Was er Bosheit hat getriben.“

Nachdem er die Nachfolge seines Enkels Karls sichergestellt hat, geht unser Kaiser Maximilian der Erste heim und unser Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch kommt in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ zur Würdigung unseres letzten Ritters: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11333193_00005.html

„Da faßte er nun seinen Einfluß, den er noch über einzelne der Größeren besaß, zusammen, um für sein Haus zu sorgen und seinem Enkel Karl die Nachfolge im Reiche zu sichern. Vier der Kurstimmen waren ihm günstig: die von Brandenburg, mit welchem Hause er überhaupt gut stand, und die von Mainz, welche ein Fürst auf eben diesem Hause führte; Hermann von Köln aus dem Hause Wied wurde durch Geschenke und Begünstigungen gewonnen und das Haus Pfalz dadurch versöhnt, daß der Kurfürst endlich seine Belehnung empfing. Am 27. August 1518 gaben die vier Kurfürsten ihre Zusage für Karls Wahl durch einen förmlichen Vertrag. Die Gesandten von Böhmen, welches nach der Erbvereinigung mit dem österreichischen Hause wieder zugezogen wurde, gaben ebenfalls ihre Zustimmung. Nur Friedrich der Weise von Sachsen, der sich von Maximilian in der Kleveschen Erbschaftssache zurückgesetzt und benachteiligt gesehen, war nicht zu gewinnen und eben so wenig der Kurfürst Richard von Trier, der sich zu Friedrich hielt. Ihre Einwendungen stützten sich daraus, daß es gegen das Herkommen sei, einem nicht gekrönten Kaiser einen römischen König zur Seite zu setzen, Maximilian mußte für jetzt inne halten und gedachte im nächsten Jahre aus einem Tage zu Frankfurt, zu welchem er besonders dringend den Kurfürsten von Sachsen einlud, seine Sache zum Ziele zu führen. Allein das war ihm nicht mehr beschieden. Er beurlaubte die Fürsten und ritt am 6. Oktober 1518 von Augsburg weg (Zwei Tage nach Maximilians Abreise kam Luther nach Augsburg, um sich vor dem Kardinal Cajetan zu verantworten. Wie nahe berührte sich in diesen Männern die alte und die neue Zeit!); an der Rennsäule aus dem Lechfelde wandte er sich um, schlug ein Kreuz gegen die Stadt und sprach: „Nun gesegne dich Gott, du liebes Augsburg, und alle frommen Bürger drinnen. Wohl haben wir manchen frohen Mut in dir gehabt, nun werden wir dich nicht wiedersehen.“ Er fühlte sich schon krank. In Innsbruck, wo er am liebsten und öftersten gewohnt, erfuhr er noch die Kränkung, daß die Bürger, rückständiger Schulden seines Hofstaates wegen, seine Wagen und Pferde in Beschlag nahmen. Auf dem Inn fuhr er weiter und stieg an dessen Einflusse in die Donau ans Land, um die Krankheit durch Jagen und Beizen zu vertreiben; aber sie verschlimmerte sich und er mußte in Wels das Krankenlager besteigen. In den schlaflosen Nächten ließ er sich die Geschichte seiner Ahnherren vorlesen; die Vergangenheit und Zukunft seines Hauses waren seine letzten Gedanken. Am 12. Januar 1519 endigte er hier, im 59sten Jahre seines Lebens und 26sten seiner selbstständigen Regierung, seinen wechsel- und arbeitsvollen Lauf. Seinem letzten Willen gemäß wurde er unter dem Altare der Kirche zu Wienerisch-Neustadt neben seiner geliebten Mutter Eleonore begraben. Wenn wir das als vollendet vor Augen liegende geringe Resultat der Regierung Maximilians, sowohl in den innern Angelegenheiten Deutschlands, als in den Unternehmungen des Kaisers nach Außen hin, – abgesehen von den Erfolgen für die Zukunft seines Hauses, – betrachten, so mögen wir wohl fragen, wie es zu erklären sei, daß er doch ein so lebhaftes und rühmliches Andenken bei seinen Zeitgenossen zurückgelassen habe. Denn in der Tat, nicht nur von den Geschichtsschreibern Österreichs wird er als der zweite Stammvater seines Hauses gepriesen, sondern auch andere, selbst ausländische Schriftsteller sind seines Lobes voll und in dem Munde des Volkes lebte er fort mit hundert Erzählungen von seiner Trefflichkeit, seinem Mute, seiner Leutseligkeit bei wahrhaft fürstlicher Erhabenheit. Aus Allem geht hervor, daß er dieses rühmliche Andenken nicht dem Erfolge seines Tuns und Strebens, sondern seiner ausgezeichneten Persönlichkeit verdankt. Von seiner einnehmenden Gestalt, seinen körperlichen Vorzügen, seiner ritterlichen Stärke und Gewandtheit, haben wir schon früher geredet; auch sein Geist war mit allen guten Gaben der Natur ausgerüstet. Seine Auffassung der Menschen war scharf und treffend; sein Gedächtnis hielt Alles fest, was er jemals gelernt oder erlebt hatte. Wenn er seine treffliche Erfindungsgabe aus einen Gegenstand richtete, so gestaltete derselbe sich neu unter seinen Händen. Das Geschützwesen erhielt durch ihn die wesentlichsten Verbesserungen, er übertraf darin alle Meister. Die Kriegsweise und Bewaffnung der Landsknechte, sei es mit der Lanze, sei es mit dem Hakengewehre, ordnete er aufs Trefflichste. Vor dem Feinde entwickelte sieh die Spannkraft seines Charakters, wie in den Gefahren der Jagd; er ist immer voran, wo der Kampf am heißesten, das Getümmel am stärksten ist; er nimmt es wohl mit vieren oder fünfen allein auf. Es ist nicht zu beschreiben , welches Vertrauen die deutschen Krieger aus ihn setzten, weil er immer mit ihnen die Gefahr teilte. Aber allerdings verhinderte ihn diese persönliche Kampflust, ein großer Feldherr zu sein, der sich immer den ruhigen Überblick vom Gange des Kampfes erhalten muß. Aber dafür lebten seine persönlichen Heldentaten eben so, wie seine Wagnisse auf der Jagd, da er Bären und Eber bekämpft hatte, im Munde des Volkes. Sein ganzes Wesen war recht geeignet, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Selbst die Fürsten, die seine politischen Gegner waren, konnten seiner persönlichen Anmut nicht widerstehen; nie sei ihm ein höflicherer Mann vorgekommen, sagte Friedrich der Weise von Sachsen. Die wilden Ritter, gegen welche er das Reich aufbieten mußte, hingen doch mit Ehrfurcht an seiner kaiserlichen Person. An den Reichs tagen unterbrach er gern die ernsten Geschäfte durch Teilnahme an den Vergnügungen der Bürger der Stadt, an ihren Tänzen und Schützenfesten; nicht selten tat er mit der Armbrust den besten Schuß. Augsburg liebte er, wie wir schon gehört haben, besonders…“

Das Unternehmen Michael

Unsere Oberste Heeresleitung, besteht aus unserem Feldmarschall Paul von Hindenburg und seinem Staatschef Erich Ludendorff, eröffnete am heutigen Tag das Unternehmen Michael. Unsere große Frühjahrsoffensive im Jahre 1918 mit der das Blatt im Westen gewendet werden sollte, nachdem wir Deutschen dort ab 1916 immer mehr in die Verteidigung gedrängt worden sind. Unser Unternehmen Michael geht nun im Bericht unserer Obersten Heeresleitung munter weiter: http://www.stahlgewitter.com/weltkrieg/1918_maerzschlacht.htm

„Wieder leistete der Engländer am 22. März, in dem Bestreben, das Dach des wankenden Gebäudes zu stützen, den heftigsten Widerstand im nördlichen Cambrai-Bogen, wo die Divisionen der Armee von Below mitten im Angriff eine Abwehrschlacht liefern mußten. Die Erbitterung der feindlichen Gegenstöße und die beweglichen Forts der aus der Cambrai-Schlacht überlebenden Tanks wurden an dem unvergleichlichen Heldenmut unserer Truppen zuschanden. Erst am Nachmittage gelang der Durchbruch durch die zweite Stellung. Der Park von St. Léger und die heißumstrittenen Ortschaften Croisilles, Vaulx-Braucourt und Morchies wurden erstürmt. Die starke Besatzung der dritten Stellung, mit der am Abend unsere Vorposten Fühlung nahmen, sagte neue schwere Kämpfe für die kommenden Tage voraus. Dennoch lastete der Druck der Armee von Below so schwer auf dem Cambrai-Bogen, daß der Gegner mit der Räumung im tiefsten Winkel begann; über Flesquières und Ribécourt glitt der Nordflügel der Armee von der Marwitz nach. Unterdessen hatten die beiden südlichen Armeen mit ihren inneren Flügeln um die Ehre des Sieges gewetteifert. Bis zum Spätnachmittage dauerte der Entscheidungskampf, der mit der Eroberung der dritten und letzten englischen Stellung endigte. Die Armee von der Marwitz erstürmte die Ortschaften Lieramont, Longavesnes, Marquaix, Hamelet, Bernes, Poeuilly und Caulaincourt, die Armee von Hutier nahm Beauvois und Fluquières und erzwang bei Jussy, Quessy und Tergnier den Übergang über den Crozat-Kanal. Am Abend des 22. März war der Durchbruch auf breiter Front von der Straße Cambrai-Peronne bis an die Oise vollbracht. Im Laufe von 36 Stunden war das Problem der Westfront, um das der Gegner zwei Jahre hindurch mit Aufbietung aller Kräfte vergeblich gerungen hatte, entrollt und gelöst worden. Unermeßliche Beute fiel in unsere Hand. Die vorbereiteten Lager genügten nicht, um den Strom von Gefangenen aufzunehmen, die Arbeitstruppen nicht, um die Masse der eroberten Geschütze abzufahren. Unmittelbar an den Durchbruch schloß sich die Verfolgung an. Der berüchtigte tote Punkt der Verbandsoffensiven wurde überrollt. Während in allen Gegenden Frankreichs von Calais bis Belfort Alarm geschlagen wurde und von allen Seiten die französischen Ruhedivisionen der Oise zustrebten, vereinigte sich der Wille der Führung mit dem Ungestüm der Truppe in dem glühenden Wunsch, dem Feinde an der Klinge zu bleiben und den Keil möglichst tief in die brüchige Front einzutreiben, ehe das wiederhergestellte Gleichgewicht der Kräfte die Wucht des Stoßes aufhob. Die Armee von Hutier und die südlichen Korps der Armee von der Marwitz drangen am 23. März bis an die Somme vor, warfen hastig entgegengeführte Reserven der Engländer zurück und erkämpften am 24. März gegen einen tapfer, aber in fortgesetzter Verwirrung fechtenden Feind den Übergang. Eine badische Division von beispielloser Angriffswucht warf im Schutze des Frühnebels bei Béthancourt die ersten Bataillone über die Somme. Unmittelbar hinter der übersetzenden Infanterie schlugen die tapferen Pioniere fahrbare Brücken. Das Korps von Öttinger nahm am 23. März in heftigem Straßenkampf die Stadt Ham, das Korps von Hofacker tags darauf das an blutigen Erinnerungen reiche Péronne. Clèry und Bouchavesnes, Maurepas und Combles, die berühmten Kampfstätten aus der alten Sommeschlacht, mit dem Blute vieler deutschen Stämme getränkt, wurden von der Armee von der Marwitz gestürmt. Am linken Flügel stieß das Korps von Conta in den Waldungen jenseits des Crozat-Kanals zum erstenmal auf französische Kräfte. Es waren die 125. und 9. Division und die 1. Kürassiere zu Fuß, die, am ersten Schlachttage alarmiert und aus der Gegend von Senlis und Compiègne eilig auf Kraftwagen heranbefördert, sich auf unsere offene Flanke warfen. Sie teilten das Schicksal der englischen Stellungsdivisionen. Am 24. März fiel auch die Stadt Chauny an der Oise, welche zu decken die aus der Gegend von Paris herangehetzte 10. und 55. Division vergebens versucht hatten. Gleichsam als drohende Verkündigung der siegreichen Durchbruchsschlacht fielen zur Stunde, als die Somme erreicht wurde, die ersten Geschosse unserer weittragenden Kanonen auf die erschrockene Hauptstadt der Franzosen. Währenddessen wurde am Nordflügel am 23. März um die dritte Stellung gerungen. Dorf um Dorf, Graben um Graben mußten im Nahkampf überwältigt werden. Einzeltaten von antiker Größe sind überliefert. Es war ein Kampf mit der Hydraschlange, denn unaufhörlich traten frische englische Divisionen in die Lücken…“