Der Beginn der Schillschen Erhebung

Wenn eine Spannung stattfindet, so wird die Entscheidung immer wirksamer sein, teils weil sich darin mehr Willenskraft und mehr Drang der Umstände kundtun wird, teils weil alles schon auf eine große Bewegung vorbereitet und zugerichtet ist. Die Entscheidung gleicht da der Wirkung einer wohl verschlossenen und verdämmten Mine, während eine an sich vielleicht ebenso große Begebenheit im Zustande der Ruhe einer in freier Luft verplatzten Pulvermasse mehr oder weniger ähnlich ist.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)

Damit ist das Unglück der Schillschen Erhebung im Jahre 1809 wohl recht gut umrissen. Denn eine solche Clausewitzsche Spannung herrschte damals in Westphalen nicht, weshalb die Wirkung der Gefechte und Handstreiche unseres Majors Ferdinand von Schill auch verpuffte. Erschwerend hinzu kamen die schlechten Nachrichten aus dem Süden. Denn unserem Kaiser Franz II. war die Kriegsgöttin Pallas Athene noch immer abhold (oder konnte sich – wie beim Homer – nicht gegen den Willen des Allvaters durchsetzen) und die Kunde von den neuen Niederlagen unserer Österreicher verbreite sich rasch im Norden. Die gallische Übermacht setzte sich in Bewegung und so mußte unser Schill auf Stralsund zurückgehen. Im Handstreich befreite er unsere alte Hansestadt und wollte diese zur Festung ausbauen. Vor Zeiten hatte Stralsund selbst Wallenstein getrotzt, aber im Jahre 1809 waren seine Befestigungen zu schwach. Mit großer Übermacht erstürmten die Gallier schließlich Stralsund. Im Straßenkampf fiel unser Major von Schill. In seinem Zorn ließ der gallische Gewaltherrscher Napoleon elf von Schills Offizieren öffentlich in Wesel ermorden und 500 seiner Soldaten auf die Galeeren verschleppen. Frei kamen diese Unglücklichen erst im Jahre 1814. In epischer Breite dargestellt hat uns die Schillsche Erhebung unserer Geschichtsschreiber Friedrich Karl von Vechelde in seinem Werk „Ferdinand von Schill und seine Schar“ – trotz der schlechten Nachrichten stimmen Schills Männer dafür den Kampf fortzusetzen: https://archive.org/details/bub_gb_tFRDAAAAYAAJ

„Von Dessau wurde eine Abteilung Husaren und reitender Jäger unter den Leutnants von Blankenburg und von Quistorp nach Saalhorn geschickt. um sich der Übergänge und Fähren über die Elbe und Saale zu versichern; eine andere. unter den Befehlen der Leutnants Leo von Lützow und von Francois nach Köthen, dessen Fürst als ein treuer Anhänger des französischen Kaisers bekannt war. Am 3ten zog das Regiment weiter nach Bernburg, während der Leutnant von Brünnow mit drei Zügen der vierten Schwadron des Regiments bis nach Halle streifte, welche Stadt er im Namen des Königs von Preußen in Besitz nahm, und die preußischen Adler an die Stelle der westphälischen Wappen aufrichten ließ. Nach einigen Stunden mußte er jedoch den Ort wieder verlassen, verstärkt durch 60 Freiwillige. Am 4ten Mai kamen indes böse Botschaften nach Bernburg: aus Hessen, daß Dörnbergs Unternehmen am 21ften April zu Kassel gescheitert, und nun auf den Beistand des seinem Kurfürsten treu ergebenen hessischen Landvolks nicht zu rechnen sei, da das Militär bei dem Ausbruche die Partei des Königs ergriffen habe; aus Berlin der erneuerte Befehl zur schleunigsten Rückkehr des Regiments; von der Donau indes die niederschlagendste, es habe Napoleon bei Regensburg gesiegt, und den Erzherzog Karl nach Böhmen zurückgedrängt. Solche Kunde war für Schill unerwartet, denn an Österreichs Siege war sein und jedes ähnliche Wagnis zu Deutschlands Erlösung geknüpft. In dieser Bedrängnis, in welcher ein letzter Entschluß gefaßt werden mußte, ließ er sämtliche Offiziere um sich versammeln. „Noch jetzt“, sprach er am Ende seiner Rede zu ihnen, „sei er Herr beider Flüsse, der Elbe und der Saale, bald vielleicht nicht mehr. Sie Alle ständen, bei den ihnen schon bekannten Nachrichten über das österreichische Heer, am Scheidewege, jeder Einzelne möge unumwunden seine Meinung sagen, was zu tun sei; die Mehrzahl aber müsse den Ausschlag geben. Er rate, sich jetzt über die Elbe zurückzuziehen, und mit den Österreichern sich zu verbinden. bis ein günstiger Zeitraum für sie in Norddeutschland erscheine. Er fürchte, getäuscht zu sein, das Volk in Westphalen sei nicht so enthusiastisch, wie man es ihm geschildert habe.“ Unter den zwanzig Versammelten herrschten aber über die Wahl des Entschlusses verschiedene Ansichten; doch erklärte man sich allgemein gegen einen Rückzug über die Elbe und Saale. Vorwärts winke die Ehre und im äußersten Falle ein rühmlicher Untergang; rückwärts warte nur Strafe und Schande, Der Leutnant Stock sprach sich mit herzergreifender Begeisterung für die Fortsetzung des einmal begonnenen Bühnen Unternehmens aus. „Man müsse weiter in Westphalen vordringen, ziehe das Volk den Druck, der Freiheit vor, dann hätten sie das Ihrige getan, und es bleibe ihnen nichts übrig, als so groß zu enden, wie sie angefangen.“ Ein allgemeines „Vorwärts! Vorwärts!“ (begleitete den Schluß dieser Worte. Noch schwankte Schill, aber die Stimme seines edlen und besonnenen Freundes, des Leutnants von Dieczelsky, entschied, und so wurde ein Bund auf Leben und Tod geschlossen. Die Nachricht indes, daß der französische Befehlshaber in Magdeburg. Divisionsgeneral Micheaud, eine Heeresabteilung aus jener Festung gegen das Korps entsandt habe, bewog Schill, am 4ten Mai Bernburg zu verlassen, und kühn wider den heranrückenden Feind zu gehen. Schon am andern Tage stieß er auf ihn bei Dodendorf, einer Ortschaft, durch welche die von Bernburg nach Magdeburg führende Heerstraße geht, und die eine starke Meile von letzterer Stadt entfernt liegt. Nachdem der Anfang der Feindseligkeiten durch Aufhebung einiger Vedetten gemacht worden. welche der Leutnant Heinrich von Wedell gefangen einbrachte, schien es wohl des Versuches wert, ob nicht die westphälischen Truppen durch unblutige Mittel bewogen werden könnten, die Sache des fremden Usurpators zu verlassen, und sich mit ihren deutschen Landsleuten zu verbinden. Der Leutnant von Stock erbot sich daher, von einem edlen Eifer erfüllt. ihnen die Worte des Friedens zu bringen. Er ritt an das nächste vor dem Dorfe aufgestellte westphälische Quarre, den Soldaten mit einem weißen Schnupftuch winkend, und forderte sie auf, nicht gegen ihre deutschen Brüder zu fechten, welche nur gekommen wären, sie von einem drückenden Joche zu befreien. Ein Offizier, der westphälische Infanterieleutnant von Haas, näherte sich ihm, und es kam zu einem Gespräche, dessen Inhalt man nicht erfahren hat; denn in dem nämlichen Augenblick da Stock sich zu den Seinigen wandte, fiel ein Schuß in feinem Rücken, der ihn entseelt zu Boden streckte. Bestürzt durch dieses unglückliche Ereignis, aber doch in der Meinung, daß es nur durch irgend ein Mißverständnis herbeigeführt fein könnte, sprengte der Leutnant Bärsch, begleitet von dem Wachtmeister Halsband und einem Trompeter. herbei, um den Versuch des gütlichen Zuredens zu wiederholen; doch statt der Antwort erfolgte ein heftiges Feuer, von welchem gleichwohl Niemand verletzt wurde. Allein ein so feindliches, undeutsches Benehmen konnte nicht verfehlen, die Gemüter allesamt aufs Höchste zu erbittern. Man forderte das Zeichen zum Angriff, und gelobte sichs, jede fernere Schonung bei Seite zu setzen…“

Generalluftzeugmeister Ernst Udet

Unser Ernst Udet hat heute Geburtstag. In seinem ersten Kriegerleben war er unser zweitbestes Fliegerass im Vierjährigen Krieg, mit seinen 62 Abschüssen nur von unserem Roten Baron Manfred von Richthofen übertroffen. In seinem zweiten Kriegerleben Offizier bei der Luftwaffe, zuletzt Generaloberst und Generalluftzeugmeister (so eine Art Waffenmeister). Dazwischen liegt ein Zivilleben mit Kunstflug und Filmauftritten fliegerischer Natur. Zur Welt kam unser Udet 1896 in Frankfurt am Main und folgte 1914 dem Ruf der Waffen. Als Kraftradmelder verbrachte er das erste Kriegsjahr, ehe er im zweiten zu den Fliegern kam. Anfangs noch zu den Bombern, 1916 aber zu den Jägern. Die ersten Abschüsse folgten und schneller als sich unser Udet versah, hatte er mit unserer Jagdstaffel XXXVII seine erste Einheit zu führen, es folgten die Jagdstaffeln XI und IV im Jahre 1918. Auszeichnungen regnete es regelrecht über unseren Udet – das Eiserne Kreuz, der Hausordnen der Hohenzollern und der blaue Verdienstorden Friedrichs des Großen, um nur die bedeutendsten zu nennen. Mitten ins Geschehen stürzt sich unser Udet in seinem Panzerfliegerbuch „Mein Fliegerleben“ und berichtet uns von seiner Entsendung an die Front: https://www.pdf-archive.com/2016/11/11/ernst-udet-mein-fliegerleben-1935/

Als ich in unsere Stube trete, ruft mir Niehaus schon an der Tür entgegen: „Udet, sofort zu Leutnant Justinus kommen, er hat schon zweimal nach dir geschickt!“ Ich rücke die Mütze gerade, Kokarden in Verlängerung des Nasenrückens, und gehe den langen, grauen Kasernenflur entlang. Die Flugschüler kommen von einem Übungsmarsch zurück, mit Karabiner und Tornister klappern sie an mir vorbei. Ich überlege: Was kann Justinus von mir wollen? Ob er erfahren hat, wer dem Hauptmannshund Benzin unter den Schwanz gespritzt hat? Wäre komisch, wenn er sich darum kümmerte. Denn er ist schließlich nur nach Darmstadt kommandiert, um Piloten für seine Abteilung auszusuchen. Mit dem inneren Betrieb der Fliegerersatzabteilung hat er nichts zu tun. Eine schmale Tür, ein weißes Pappschildchen „Leutnant Justinus“. Ich klopfe, trete ein. Justinus liegt auf dem Bett, in Hemdsärmeln. Der Waffenrock hängt über der Stuhllehne, das Band des Eisernen Kreuzes leuchtet aus dem zweiten Knopfloch. Draußen vor dem offenen Fenster flirrt ein heißer Sommertag. Ich stehe stramm. „Setzen Sie sich, Udet!“ sagt Justinus, reckt sein Bein aus und fegt einen Stoß Zeitungen vom Stuhl auf den Boden herunter. Ich setze mich und sehe ihn erwartungsvoll an. „Wie alt sind Sie eigentlich?“ beginnt er unvermittelt. „Neunzehn Jahre, Herr Leutnant!“ „Hm“, brummt er, „bißchen jung!“ „Aber ich werde bald zwanzig“, füge ich eilig hinzu, „nächstes Jahr im April.“ Um seine Augen bilden sich Lachfältchen. „Na, da beeilen Sie sich mal“, sagt er. „Und wie sind Sie zur Fliegerei gekommen?“ Ich fange an zu begreifen, was er von mir will. „Ende Vierzehn wurde ich als freiwilliger Motorradfahrer entlassen“, berichte ich eifrig, »und da habe ich mich sofort bei einer Fliegerersatz-Abteilung gemeldet. Bin aber nicht genommen worden.“ „Weshalb?“ „Weil ich damals noch zu jung war“, gebe ich zögernd zu. Justinus lächelt wieder. „Und dann?“ fragt er. „Dann habe ich mich als Zivilflieger ausbilden lassen. Bei den Ottowerken in München.“ „Auf eigene Kosten?“ „Mein Vater hat zweitausend Mark bezahlt und eine Badezimmereinrichtung für Herrn Otto.“ Ich will noch weiter erzählen, aber Justinus schneidet mir mit einer Handbewegung das Wort ab. „Ist gut!“ sagt er. Dann richtet er sich auf, den Kopf auf den Ellenbogen gestützt, und sieht mich mit seinen harten, blauen Augen eine Weile prüfend an. „Hätten Sie Lust, mit mir rauszugehen, als mein Pilot?“ fragt er. Obwohl ich das erwartet habe, kann ich nicht verhindern, daß ich rot werde. Vor Freude. Denn Justinus ist ein feiner Kerl. „Verdammt schneidiger Hund!“ sagen die Flugschüler von ihm. „Selbstverständlich, Herr Leutnant!“ schmettere ich ganz vorschriftswidrig. Er nickt mir freundlich zu. „Geht in Ordnung!“ Ich stehe auf, baue ein strammes Männchen. In der Tür ruft er mich noch mal zurück. „Haben Sie heut abend frei?“ Und als ich bejahe: „Dann wollen wir unsere neue Ehe begießen, „Emil“.“ „Jawoll, Leutnant „Franz“.“ Bei ihm riskiere ich diese Antwort. „Emil“ heißt in der Fliegersprache der Pilot, „Franz“ der Beobachter. Aber nur „Franz“ traue ich mich denn doch nicht zu sagen. Gegen Morgen kommen wir heim. Ich bin lange über meinen Urlaub ausgeblieben, und Justinus hängt mir sein Offizierscape um, damit ich ungefährdet die Posten passieren kann. Am nächsten Morgen bei den Schulflügen im Grießheimer Sand hätte ich beinah Bruch gemacht. Ich vergesse, meinem Schüler, dem großen, dicken Kolonialwarenhändler, der immer zu früh abfängt, im entscheidenden Augenblick mit dem Spazierstock eins über die Haube zu geben. Erst im allerletzten Moment kriegt er seinen Puff. So sehr beschäftigt mich das Gespräch mit Justinus…“

Ludwig Uhland

Im Schwabenland zu Tübingen wurde 1787 unser großer deutscher Dichter und Denker Ludwig Uhland geboren. Dessen Gedichte sind ein unabdingbarer Bestandteil unseres deutschen Geisteslebens und so haben wir Panzertiere ihm eine kleine Gedenkfeier zum Wiegenfest ausgerichtet. Im bürgerlichen Leben schlug er die Laufbahn eines Rechtswahrers ein. An der altehrwürdigen Tübinger Hochschule studierte er ab 1850 die Rechtslehre. Im Jahre 1810 erwarb er die Doktorwürde. Mit seinen liberalen Umtrieben bereitete er dem Haus Württemberg wohl so manchen Kummer. Eine sinnvollere Tätigkeit fand er 1829 mit seinem Lehrstuhl für deutsche Sprache an der Hochschule von Tübingen. Seine Herzensdame Emilie Vischer (eine reiche Kaufmannstochter) führte er 1820 zum Traualtar. Neben seinen Gedichten hat unser Uhland noch die Trauerspiele „Ernst, Herzog von Schwaben“ und „Ludwig der Bayer“ sowie eine erzählende Kurzfassung unseres Nibelungenlied geschrieben. Als Denker widmete sich unser Uhland vor allem unserer altdeutschen Dichtkunst. „Walther von der Vogelweide, ein altdeutscher Dichter“, „Der Mythos von Thor nach nordischen Quellen“, „Geschichte der deutschen Dichtkunst im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert“, „Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder“ oder „Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter“ sind die Früchte seiner Arbeit. Uhlands Gedicht „Siegfrieds Schwert“ lasse ich unseren alten Meister zum Besten geben: http://www.zeno.org/Literatur/M/Uhland,+Ludwig/Gedichte/Gedichte+(Ausgabe+letzter+Hand)

Jung Siegfried war ein stolzer Knab,

Ging von des Vaters Burg herab.

Wollt rasten nicht in Vaters Haus,

Wollt wandern in alle Welt hinaus.

Begegnet‘ ihm manch Ritter wert

Mit festem Schild und breitem Schwert.

Siegfried nur einen Stecken trug,

Das war ihm bitter und leid genug.

Und als er ging im finstern Wald,

Kam er zu einer Schmiede bald.

Da sah er Eisen und Stahl genug,

Ein lustig Feuer Flammen schlug.

O Meister, liebster Meister mein!

Laß du mich deinen Gesellen sein!

Und lehr du mich mit Fleiß und Acht,

Wie man die guten Schwerter macht!“

Siegfried den Hammer wohl schwingen kunnt,

Er schlug den Amboß in den Grund.

Er schlug, daß weit der Wald erklang

Und alles Eisen in Stücke sprang.

Und von der letzten Eisenstang

Macht‘ er ein Schwert, so breit und lang.

Nun hab ich geschmiedet ein gutes Schwert,

Nun bin ich wie andre Ritter wert.

Nun schlag ich wie ein andrer Held

Die Riesen und Drachen in Wald und Feld.“

William Shakespeare, unser dritter Klassiker

…man tut gewiss am besten, einen Künstler in so weit von seinem Werke zu trennen, dass man ihn selbst nicht gleich ernst nimmt wie sein Werk. Er ist zuletzt nur die Vorausbedingung seines Werks, der Mutterschoß, der Boden, unter Umständen der Dünger und Mist, auf dem, aus dem es wächst, – und somit, in den meisten Fällen, Etwas, das man vergessen muss, wenn man sich des Werks selbst erfreuen will. Die Einsicht in die Herkunft eines Werks geht die Physiologen und Vivisektoren des Geistes an: nie und nimmermehr die ästhetischen Menschen, die Artisten! Dem Dichter und Ausgestalter des Parsifal blieb ein tiefes, gründliches, selbst schreckliches Hineinleben und Hinabsteigen in mittelalterliche Seelen-Kontraste, ein feindseliges Abseits von aller Höhe, Strenge und Zucht des Geistes, eine Art intellektueller Perversität (wenn man mir das Wort nachsehen will) ebensowenig erspart als einem schwangeren Weibe die Widerlichkeiten und Wunderlichkeiten der Schwangerschaft: als welche man, wie gesagt, vergessen muss, um sich des Kindes zu erfreuen. Man soll sich vor der Verwechselung hüten, in welche ein Künstler nur zu leicht selbst gerät, aus psychologischer contiguity, mit den Engländern zu reden: wie als ob er selber das wäre, was er darstellen, ausdenken, ausdrücken kann. Tatsächlich steht es so, dass, wenn er eben das wäre, er es schlechterdings nicht darstellen, ausdenken, ausdrücken würde; ein Homer hätte keinen Achill, ein Goethe keinen Faust gedichtet, wenn Homer ein Achill und wenn Goethe ein Faust gewesen wäre.“

Meint zwar unser Philosoph Nietzsche, aber dennoch wollen wir an seinem Geburtstag des alten Shakespeares gedenken, wenn dieser auch selbst kein Hamlet war. Außerdem wollen wir den Shakespeare ja den Engländern entwenden und ihn zu unserem dritten deutschen Klassiker machen. Wie man sich vielleicht schon denken kann, suche ich mir das entsprechende Stück aus dem Richard III. heraus, das ich in meinen Verlorenen Siegen zitiere: http://www.zeno.org/Literatur/M/Shakespeare,+William/Historien/K%C3%B6nig+Richard+III.

„Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens

Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks;

Die Wolken all, die unser Haus bedräut,

Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben.

Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze,

Die schart’gen Waffen hängen als Trophä’n;

Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste,

Aus furchtbarn Märschen holde Tanzmusiken.

Der grimm’ge Krieg hat seine Stirn entrunzelt,

Und statt zu reiten das geharn’schte Roß,

Um drohnder Gegner Seelen zu erschrecken,

Hüpft er behend in einer Dame Zimmer

Nach üppigem Gefallen einer Laute.

Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht,

Noch um zu buhlen mit verliebten Spiegeln;

Ich, roh geprägt, entblößt von Liebesmajestät

Vor leicht sich dreh’nden Nymphen mich zu brüsten;

Ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt,

Von der Natur um Bildung falsch betrogen,

Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt

In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig

Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend,

Daß Hunde bellen, hink ich wo vorbei;

Ich nun, in dieser schlaffen Friedenszeit,

Weiß keine Lust, die Zeit mir zu vertreiben,

Als meinen Schatten in der Sonne spähn

Und meine eigne Mißgestalt erörtern;

Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter

Kann kürzen diese fein beredten Tage,

Bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden

Und feind den eitlen Freuden dieser Tage.

Anschläge macht‘ ich, schlimme Einleitungen,

Durch trunkne Weissagungen, Schriften, Träume,

Um meinen Bruder Clarence und den König

In Todfeindschaft einander zu verhetzen.

Und ist nur König Eduard treu und echt,

Wie ich verschmitzt, falsch und verräterisch,

So muß heut Clarence eng verhaftet werden,

Für eine Weissagung, die sagt, daß G

Den Erben Eduards nach dem Leben steh‘.

Taucht unter, ihr Gedanken! Clarence kommt.“

Der englische König Richard III. wurde übrigens von den Tudor-Usurpatoren wohl zu Unrecht als Gewaltherrscher verunglimpft und seit geraumer Zeit widmet sich die Richard III. Gesellschaft der Wiederherstellung seines Angedenken (mit einigem Erfolg): http://www.richardiii.net Vielleicht gibt es ja in ein paar hundert Jahren auch eine Autobahnbauer-Gesellschaft…

Großadmiral Erich Raeder

Unser Flottenführer ohne Flotte, unser Großadmiral Erich Raeder, hat Geburtstag. Seine neue deutsche Kriegsflotte sollte 10 Schlachtschiffe, 15 Panzerschiffe, 8 Flugzeugträger, 5 schweren Kreuzer, 24 leichte Kreuzern, 36 Spähkreuzer, 70 Zerstörer, 78 Torpedoboote und 249 U-Boote umfassen uns bis 1949 gebaut werden. Damit hätte sich im Sechsjährigen Krieg durchaus etwas anfangen lassen können. Die Gefahr feindlicher Landungen im Westen wäre gebannt gewesen, eine Landung in England gar sehr erleichtert worden und unter Umständen wäre es sogar möglich gewesen im Mittelmeer aufzuräumen, damit unser Wüstenfuchs Rommel den nötigen Nachschub für seinen Kampf gegen das alte Scheißhaus Monty bekommt. Unter Umständen hätte unsere Kriegsflotte auch ins Schwarze Meer dampfen und dort die russische Flotte ausschalten könnten, damit diese unsere XI. Armee nicht bei der Eroberung der Krim immerzu stören kann… Geboren wurde unser Großadmiral Raeder übrigens 1876 in Wandsbek bei Hamburg und seit seinem achtzehnten Lebensjahr fuhr er zur See. Im Vierjährigen Krieg nahm er an den Seeschlachten auf der Doggerbank und am Skagerrak teil, wobei in letzterer die Engländer eine ziemlich schlimme, aber leider nicht entscheidende Schlappe erlitten. Abgesehen von unseren Unterseebooten mußte sich unsere Kriegsmarine im Sechsjährigen Krieg auf Nadelstiche beschränken. Mit einer großen Ausnahme: Dem Unternehmen Weserübung. Bei diesem kamen wir Deutschen den Engländern und Galliern bei der Besetzung Norwegens zuvor und sicherten damit unsere Zufuhr an Eisenerz aus Schweden, was kriegswirtschaftlich von großer Wichtigkeit war. So einen Tigerpanzer kann man schließlich nicht aus Holz bauen. Und die treibende Kraft hinter dem Unternehmen Weserübung war unser Großadmiral Raeder. Daher wollen wir uns heute zu seinen Ehren auch den ein oder anderen Schädel Met genehmigen. Seine Herzensdamen Anna Grytzell und Erika Hindermann führte unser Großadmiral Raeder 1903 beziehungsweise 1920 zum Traualtar. Von seiner ersten Frau hatte er die Tochter Anita und von seiner zweiten den Sohn Hans. Ein Panzerseefahrerbuch hat uns unser Großadmiral Raeder auch geschrieben. „Mein Leben“ heißt es und darin berichtet uns unser Großadmiral Raeder nun von seinen Überlegungen zur Seekriegsführung. Während unsere deutsche Luftwaffe und unser deutsches Heer über halbwegs angemessene Streitmittel verfügten, mußte unsere unfertige deutsche Kriegsmarine gleich zu Anfang mit einem letzten Aufgebot in einen Verzweiflungskampf ziehen:

Bei einer derartigen Führung der Streitkräfte durch die Seekriegsleitung wurde ebenfalls den Befehlshabern und Kommandanten während der Operationen eine sehr große Verantwortung auferlegt, so daß sie oft vor schweren Entscheidungen standen. Sie sollten sichtbare Erfolge erzielen, mußten aber zugleich ihre Schiffe möglichst lange gefechtsfähig erhalten. Die Operationsbefehle, die sie mitbekamen, enthielten daher die Weisung, dem Kampf mit überlegenen feindlichen Streitkräften auszuweichen und auch Gefechte mit einem schwächeren Gegner im allgemeinen zu vermeiden. Die Seebefehlshaber mußten ferner ihre Brennstoffvorräte und ihren Munitionsbestand in ihre Überlegungen einbeziehen und mußten die Aussichten eines Erfolges mit der Größe des Einsatzes abwägen. Der Gegner konnte bei der Zahl seiner Streitkräfte ein hohes Risiko in Kauf nehmen, im Fall von Beschädigungen bald einen eigenen Stützpunkt erreichen und etwaige Verluste leicht verschmerzen. Bei uns dagegen stellte jeder Schiffsuntergang, ja schon jede ernstere Beschädigung einen praktisch unersetzlichen Verlust dar. Dazu kam die notwendige Rücksicht auf die Neutralen, mit denen Zwischenfälle unbedingt vermieden werden sollten. Es war also ein schmaler Grat, auf dem sich die in See befindlichen Befehlshaber und Kommandanten mit ihren Entscheidungen zu bewegen hatten. Im Seekrieg liegen Erfolg und Mißerfolg meist dicht beieinander. Ein falscher oder zu später Entschluß, für den oft nur Minuten zur Verfügung stehen, die Fehlbeurteilung einer Nachricht, eine störende Wetteränderung oder gar ein unglücklicher Treffer können die Gunst einer Lage in ihr Gegenteil verkehren; genauso wie sich in einer hoffnungslos erscheinenden Situation durch das Verhalten des Gegners ein Ausweg oder ein Erfolg ergeben kann. Von den Besonderheiten des Seekrieges hatte Hitler als sehr landgebundener Mensch keine rechte Vorstellung. Er hatte auf der einen Seite immer eine starke Sorge um die großen Schiffe, wenn sie in See waren; andrerseits glaubte er, in unserer Art der Handelskriegführung ein Abweichen von dem eigentlichen Kampfzweck des Kriegsschiffes sehen zu müssen und führte Mißerfolge dann zu Unrecht auf einen nicht genügenden Einsatzwillen zurück. Wenige Tage vor Kriegsbeginn waren, wie erwähnt, die beiden Panzerschiffe Deutschland“ und „Admiral Graf Spee“ auf Wartestellungen in den Atlantik entsandt worden; sie erhielten aus den geschilderten politischen Gründen erst Ende September 1939 Handlungsfreiheit. Ihr Auftreten übte eine große Wirkung auf die englische Schiffahrt aus und veranlaßte die britische Marine zu zahlreichen Gegenmaßnahmen. Panzerschiff Deutschlandkehrte nach wenig erfolgreicher Fahrt Ende November 1939 aus dem Nordatlantik zurück, während Admiral Graf Spee unter der sehr geschickten Führung seines Kommandanten, Kapitän zur See Langsdorff, im Südatlantik und im Indischen Ozean bei häufigem Wechsel seines Operationsgebietes beachtliche Versenkungserfolge aufzuweisen hatte. Der Kommandant beabsichtigte, zur Durchführung dringender Reparaturen etwa im Januar 1940 den Rückmarsch anzutreten, jedoch vorher in einem Gebiet starken feindlichen Schiffsverkehrs vor der südamerikanischen Ostküste zu operieren…“

Karl Immermann

Ein Volk der Dichter und Denker sind wir Deutschen fürwahr und so wollen wir unsere Geistesgrößen auch in ehrender Erinnerung behalten. Das tun wir am Besten durch den Vortrag von deren Werken und die Geburtstage unserer Dichter und Denker eigenen sich dafür natürlich sehr gut. Und so wollen wir heute unserem Dichter Karl Immermann gedenken, der 1796 in Magdeburg geboren wurde und sein Geld als Rechtswahrer im preußischen Staatsdienst verdiente. Sein häusliches Glück fand unser Immermann 1839 mit Wilhelmine Niemeyer, die ihm die Tochter Caroline schenkte. So viel zum Leben unseres Dichters. Nun zu seinen Werken: Neben seinen Gedichten verfaßte unser Immermann Trauerspiele wie „Merlin“, „Alexis“, „Andreas Hofer der Sandwirt von Passeier“ oder „Kaiser Friedrich der Zweite“; Erzählungen wie „Münchhausen“, „Der Oberhof“ oder „Die Wunder im Spessart“; Lustspiele wie „Die Schule der Frommen“, „Das Auge der Liebe“, „Die Prinzen von Syrakus“ oder „Die Verkleidungen“; und Dichtungen wie „Tulifäntchen“ oder „Tristan und Isolde“. In seinem Gedicht „Köhlerglaube“ rückt unser Immermann demselbigen ein wenig zu Leibe:

Ich sang mein Liedchen im Wald, im Wald,

So selig!

Vom Herzen drang es, zum Herzen es schallt,

So fröhlich!

Da liefen die rußigen Köhler herbei,

Mit Köhlergeräte und Köhlergeschrei,

Und schrien: ich träfe die rechten

Gesänge nicht, die sie wohl möchten.

Ich küßte mein Liebchen im Wald, im Wald,

Recht herzlich!

Uns beide umflocht der Minne Gewalt

Süß schmerzlich! –

Da liefen die rußigen Köhler herbei,

Mit Köhlergeräte und Köhlergeschrei,

und schrien: es sei nicht die Sitte,

Zu küssen so nah ihrer Hütte, –

Die Köhler, die glaubten, sie müßten den Kuß

Verwill’gen;

Ich ſänge, daß sie des Liedes Erguß

Mir bill’gen;

Die Köhler, die glauben bekanntlich sehr viel,

Der Teufel trieb wieder mit ihnen sein Spiel,

Drum waren sie, dumm und vermessen,

Vom Köhlerglauben besessen!“

Hauptsturmführer Michael Wittmann

Unser Panzermichel Wittmann hat heute Geburtstag und ich kann nur allen, die es mit dem Panzerkampfwagen mal zu etwas bringen wollen, dringend empfehlen dessen Panzerstreiche genau zu studieren: https://www.youtube.com/watch?v=w1fUuTvsuXA Andernfalls wird das nämlich nichts mit dem Ritterkreuz und dem Eichenlaub mit Schwertern. Wir sind hier ja nicht bei der amerikanischen Armee, wo man schon dafür, daß man sich in einer Feldschlacht naß gemacht hat, eine Tapferkeitsauszeichnung verliehen bekommt. Das Licht der Welt erblickte unser Michael Wittmann 1914 im Dorf Vogelthal in Bayern. Ab 1938 war er bei den Panzerspähtruppen und nahm mit selbigen an unseren Feldzügen in Polen und Gallien teil. Für die Feldzüge in Illyrien und Rußland sattelte er 1941 auf unser Sturmgeschütz III um und erzielte seine ersten Panzerabschüsse, für die er das Eiserne Kreuz erhielt. Unser Panzer III folgte darauf, aber 1943 bekam unser Michael Wittmann endlich seinen Tigerpanzer – mit dem bekannten Erfolg. Insgesamt schoß unser Michael Wittmann (mindestens) 138 feindliche Panzer ab. Viele davon in der großen Panzerschlacht von Kursk, die die hasenfüßige Regierung leider vorzeitig abbrechen ließ. Bisweilen hatte das Auftauchen von unserem Michael Wittmann auf dem Schlachtfeld sogar strategische Auswirkungen. Namentlich im Gefecht von Villers-Bocage vereitelte er 1944 einen Versuch vom alten Scheißhaus Monty, eine Lücke in unserer Front auszunützen, indem er ein englisches Panzerbataillon mit seinem Tigerpanzer zurückschlug. Seine Herzensdame Hildegard Burmester ehelichte unser Hauptsturmführer Wittmann 1944.

Generaloberst Hans von Seeckt

Einen Oberbefehlshaber wie unseren Generaloberst Hans von Seeckt hat man gerne als Vorgesetzten und so soll dessen heutiger Geburtstag nicht ungefeiert vor rüber ziehen. Die Nornen mißgönnten ihm die Schlachtensiege und bestimmten ihn dazu den Kern unseres deutschen Heeres über die finsteren Zeiten der Novemberverbrecher zu retten, was ihm auch meisterhaft gelang. Daß wir Deutschen aber auf dem Schlachtfeld Großes von ihm hätten hoffen dürfen, bezeugt uns die Schlacht von Gorlice-Tarnow. Die unser Generaloberst von Seeckt als Stabschef unserer XI. Armee gemeinsam mit deren Oberbefehlshaber, unserem Feldmarschall August von Mackensen ins Werk setzte. Das Licht der Welt erblickte unser Generaloberst von Seeckt 1866 in Schleswig und gemäß dem Herkommen seiner Vorfahren trat er 1885 in unser deutsches Heer ein. Das seine kriegerische Begabung erkannte und förderte und so sehen wir ihn zu Beginn des Vierjährigen Krieges als Oberstleutnant und Stabschef unseres III. Armeekorps in Gallien fechten. 1915 schlägt er die oben erwähnte Schlacht von Gorlice-Tarnow und zerschmettert Serbien noch gleich mit dazu. Ab 1916 war er zur VII. österreichischen Armee entsandt, um als deren Stabschef auszuhelfen. 1919 war er Stabschef für den Nordbereich unseres Grenzschutzes Ost und ab 1920 Befehlshaber der Reichswehr. Die 1923 den Kommunistenaufstand in Sachsen niederschlug. 1926 erwirkten die Landfeinde seinen Sturz, weil sie seine Bestrebungen zur Wiederherstellung unserer deutschen Kriegsmacht fürchteten. Ein echter Preuße ist aber niemals außer Dienst und so griff unser Generaloberst von Seeckt zur Feder, da ihm das Schwert aus der Hand geschlagen war. Herausgekommen sind dabei so lesenswerte Bücher wie „Gedanken eines Soldaten“, „Die Zukunft des Reiches“, „Landesverteidigung“, „Moltke. Ein Vorbild“, „Wege deutscher Außenpolitik“, „Deutschland zwischen West und Ost“ oder „Antikes Feldherrentum“ – in seinem Buch Landesverteidigung zeigt uns unser Generaloberst von Seeckt die verderbliche Wirkung des Volksheeres anhand unseres deutschen Heeres im Vierjährigen Krieg auf, das nach und nach von den Zivilisten geschwächt und untergraben wurde: https://archive.org/details/SeecktLandesverteidigung

Prüfen wir nun an den Erfahrungen des letzten Krieges, ob überall die Volksheere den berechtigten Anforderungen genügt haben. Beginnen wir mit Deutschland. Die Gefechts- und innere Disziplin der fechtenden Truppe der ersten Aufstellung genügte hohen Ansprüchen, aber auch hier zeigten sich nach den ersten großen Anstrengungen und Verlusten namentlich an aktiven, befehlsgewohnten Offizieren bald Spuren von Nachlassen der Ordnung. Hinter der Front, wo ältere Jahrgänge Verwendung fanden und der Einfluß der Offiziere nach Wert und Zahl geringer war, traten schon zu Beginn des Feldzuges unerfreuliche Erscheinungen hervor. Der Ersatz, der zunächst herauskam, getragen von der heimischen Stimmung, war gut und drückte, als in die alten Verbände eingereiht wurde, den moralischen Wert der Truppe nicht herab, wenn er auch infolge seiner kurzen Ausbildungszeit militärisch den Wert der alten nicht erreichte. Das wurde im Lauf der Zeit anders; die Qualität des Ersatzes und damit die der Truppe selbst sank naturgemäß, vor allem auch die des Ersatzes an Führern; denn es war vielleicht noch möglich, die technische Ausbildung der Soldaten notdürftig durchzuführen, zur Heranbildung von neuem Führermaterial an Stelle des hinschmelzenden alten mangelte Zeit und Möglichkeit. In stärkerem Maß als der militärische sank der moralische Wert. Man täte der Riesenleistung der alten deutschen Armee Unrecht, wenn man nicht betonte und feststellte, daß die Dauer des Aushaltens der Übermacht gegenüber trotz allem auf die Bewunderung jedes echten Soldaten Anspruch hat; aber verschwiegen darf auch nicht die steigende Zahl der „Drückeberger“ hinter der Front und in der Heimat, das Nachlassen der Disziplin werden. Das Heer war in jedem Sinn zum Volksheer geworden, das heißt es spiegelte ganz klar den Geist des Volkes sowohl in seinen guten Seiten wir in de Nachlassen der Energie und des Kriegswillens wieder. Wer wollte dem Volk und dem Heer daraus einen Vorwurf machen! aber es ist für diese Darlegungen notwendig, festzustellen, daß die jedem Volksheer anhaftenden Mängel auch bei dem deutschen zu Tage getreten sind. Das gibt nach der Richtung zu denken, daß auch heute ein Volksheer ein Abbild des moralischen und politischen Zustandes eines Volkes ist und daß eine Volksbewaffnung, wie sie die allgemeine Wehrpflicht mit sich bringt, ihre großen inneren Bedenken und Gefahren in sich birgt…“

Immanuel Kant

Ein Hort der Kunst und Wissenschaften war unser altes Preußen fürwahr und so ist es auch natürlich. Denn nur im Schutze einer starken Kriegsmacht können die schönen Künste erblühen. Und so verwundert es nicht, daß unser altes Preußen reich ist an Dichtern und Denkern. Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Johann Gottlieb Fichte, Carl von Clausewitz, Samuel von Pufendorf, Gottfried Wilhelm Leibnitz oder Immanuel Kant waren denkerisch in unseren alten Preußen am Werk. Vielfach erhielten sie Lehrstühle an den preußischen Universitäten. So auch unser Immanuel Kant, der 1770 von Friedrich dem Großen den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik an der Hochschule von Königsberg erhielt. Dort kam unser Kant auch 1724 auf die Welt, studierte ab 1740 und erlangte 1757 die Doktorwürde. Von den Werken unseres Kants seien beispielhaft „Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren“, „Versuch den Begriff der negativen Größen in die Weltweisheit einzuführen“, „Kritik der reinen Vernunft“, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“, „Kritik der praktischen Vernunft“, „Einleitung in die Kritik der Urteilskraft“, „Kritik der Urteilskraft“, „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“, „Von den verschiedenen Rassen der Menschen“, „Bestimmung des Begriffs einer Menschenrasse“, „Die Metaphysik der Sitten“ und „Der Streit der Fakultäten“ genannt. Kants „Kritik der Urteilskraft“ kann dem Feldherrenhandwerk nicht schaden und so fällt meine Wahl auf diese: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Kritik+der+Urteilskraft

Urteilskraft überhaupt ist das Vermögen, das Besondere als enthalten unter dem Allgemeinen zu denken. Ist das Allgemeine (die Regel, das Prinzip, das Gesetz) gegeben, so ist die Urteilskraft, welche das Besondere darunter subsumiert (auch, wenn sie, als transzendentale Urteilskraft, a priori die Bedingungen angibt, welchen gemäß allein unter jenem Allgemeinen subsumiert werden kann) bestimmend. Ist aber nur das Besondere gegeben, wozu sie das Allgemeine finden soll, so ist die Urteilskraft bloß reflektierend. Die bestimmende Urteilskraft unter allgemeinen transzendentalen Gesetzen, die der Verstand gibt, ist nur subsumierend; das Gesetz ist ihr a priori vorgezeichnet, und sie hat also nicht nötig, für sich selbst auf ein Gesetz zu denken, um das Besondere in der Natur dem Allgemeinen unterordnen zu können. Allein es sind so mannigfaltige Formen der Natur, gleichsam so viele Modifikationen der allgemeinen transzendentalen Naturbegriffe, die durch jene Gesetze, welche der reine Verstand a priori gibt, weil dieselben nur auf die Möglichkeit einer Natur (als Gegenstandes der Sinne) überhaupt gehen, unbestimmt gelassen werden, daß dafür doch auch Gesetze sein müssen, die zwar, als empirische, nach unserer Verstandeseinsicht zufällig sein mögen, die aber doch, wenn sie Gesetze heißen sollen (wie es auch der Begriff einer Natur erfordert) aus einem, wenngleich uns unbekannten, Prinzip der Einheit des Mannigfaltigen, als notwendig angesehen werden müssen. – Die reflektierende Urteilskraft, die von dem Besondern in der Natur zum Allgemeinen aufzusteigen die Obliegenheit hat, bedarf also eines Prinzips, welches sie nicht von der Erfahrung entlehnen kann, weil es eben die Einheit aller empirischen Prinzipien unter gleichfalls empirischen, aber höheren Prinzipien, und also die Möglichkeit der systematischen Unterordnung derselben unter einander, begründen soll. Ein solches transzendentales Prinzip kann also die reflektierende Urteilskraft sich nur selbst als Gesetz geben, nicht anderwärts hernehmen (weil sie sonst bestimmende Urteilskraft sein würde), noch der Natur vorschreiben; weil die Reflexion über die Gesetze der Natur sich nach der Natur, und diese sich nicht nach den Bedingungen richtet, nach welchen wir einen in Ansehung dieser ganz zufälligen Begriff von ihr zu erwerben trachten. Nun kann dieses Prinzip kein anderes sein, als: daß, da allgemeine Naturgesetze ihren Grund in unserem Verstande haben, der sie der Natur (obzwar nur nach dem allgemeinen Begriffe von ihr als Natur) vorschreibt, die besondern, empirischen Gesetze in Ansehung dessen, was in ihnen durch jene unbestimmt gelassen ist, nach einer solchen Einheit betrachtet werden müssen, als ob gleichfalls ein Verstand (wenngleich nicht der unsrige) sie zum Behuf unserer Erkenntnisvermögen, um ein System der Erfahrung nach besonderen Naturgesetzen möglich zu machen, gegeben hätte. Nicht, als wenn auf diese Art wirklich ein solcher Verstand angenommen werden müßte (denn es ist nur die reflektierende Urteilskraft, der diese Idee zum Prinzip dient, zum Reflektieren, nicht zum Bestimmen); sondern dieses Vermögen gibt sich dadurch nur selbst, und nicht der Natur, ein Gesetz. Weil nun der Begriff von einem Objekt, sofern er zugleich den Grund der Wirklichkeit dieses Objekts enthält, der Zweck und die Übereinstimmung eines Dinges mit derjenigen Beschaffenheit der Dinge, die nur nach Zwecken möglich ist, die Zweckmäßigkeit der Form desselben heißt: so ist das Prinzip der Urteilskraft, in Ansehung der Form der Dinge der Natur unter empirischen Gesetzen überhaupt, die Zweckmäßigkeit der Natur in ihrer Mannigfaltigkeit. D. i. die Natur wird durch diesen Begriff so vorgestellt, als ob ein Verstand den Grund der Einheit des Mannigfaltigen ihrer empirischen Gesetze enthalte. Die Zweckmäßigkeit der Natur ist also ein besonderer Begriff a priori, der lediglich in der reflektierenden Urteilskraft seinen Ursprung hat. Denn den Naturprodukten kann man so etwas, als Beziehung der Natur an ihnen auf Zwecke, nicht beilegen, sondern diesen Begriff nur brauchen, um über sie in Ansehung der Verknüpfung der Erscheinungen in ihr, die nach empirischen Gesetzen gegeben ist, zu reflektieren. Auch ist dieser Begriff von der praktischen Zweckmäßigkeit (der menschlichen Kunst oder auch der Sitten) ganz unterschieden, ob er zwar nach einer Analogie mit derselben gedacht wird…“

Ulrich von Hutten

Einer unserer großen deutschen Dichter und Denker hat Geburtstag. Nämlich unser verehrter Reichsritter Ulrich von Hutten, der 1488 auf der Burg Steckelberg als Sproß einer alten fränkischen Adelsfamilie geboren wurde. Der geistliche Stand war für unseren Ritter Hutten nichts und so versuchte er sich lieber als Dichter und Gelehrter. Mit großen Erfolg, zumindest verlieh ihm unser Kaiser Maximilian die Dichterkrone. Daß er in der Fehde des Hauses Hutten gegen den Herzog von Württemberg mitgekämpft hat, versteht sich. Danach setzte er mit Franz von Sickingen den Pfälzer Ritteraufstand ins Werk, der aber scheiterte. Jung starb unser Held, vermutlich aufgrund seines ungesunden Lebenswandels. Unser Herr Dichter gibt uns eine weitere Plauderei mit dem leidigen Fieber zum Besten: http://www.zeno.org/Literatur/M/Hutten,+Ulrich+von/Dialoge/Gespr%C3%A4chb%C3%BCchlein

„Hutten. Hörst du nicht das Klopfen? Hörst du nicht, wie es an der Tür donnert? Willst du uns die Tür zerschlagen lassen? Aber hör eins: sieh zu dem Fenster hinaus und wirst du etwas Lästiges gewahr, so sag, ich sei nicht daheim.

Fieber. Du seist nicht daheim, den ich doch dies reden höre? Laß aufmachen und mich eintreten aus dieser Kälte, diesem Wind und Regen.

Knabe. Es ist das Fieber. Hilf Gott! Hilf du ewiges Heil! Wie wollen wir uns vor dem Übel schützen? Willst du, daß ich es mit Steinen, mit Pfeilen und allerhand Waffen hinweg treibe?

Hutten. Zuerst verschließ das Fenster, daß es uns nicht etwa einen giftigen Wind hineinblase. Schließ zu mit aller Vorsicht!

Fieber. Mach auf!

Hutten. Mit nichten.

Fieber. Diese Tür pflegte sich mir sonst unaufgefordert zu öffnen.

Hutten. Aber jetzt ist sie zugeschlossen.

Fieber. Darüber bin ich verwundert. Und nun, mach auf, Wirt, mach auf!

Hutten. Das ist ebenso, wie wenn du sagtest: Wirt, hänge dich! hänge dich!

Fieber. So willst du dem Fieber nicht aufmachen?

Hutten. Wenn anders ich zuschließen kann.

Fieber. Du allergastmildester Wirt, bei der Freundschaft und Gemeinschaft von vormals, schließ auf!

Hutten. Um eben dieser verhaßten Gemeinschaft willen schließ ich dich vielmehr aus.

Fieber. Allerfreundlichster, allergütigster Wirt, willst du mir nicht die Gunst erweisen, die Tür aufzutun?

Hutten. Ganz und gar nicht.

Fieber. Du Freund aller Künste, mach auf!

Hutten. Du Störenfried alles Studirens, geh weg!

Fieber. Mach auf, mach auf, Hutten, ich bin das Fieber.

Hutten. Das bleibe draußen!

Knabe. Sprich ihm härter zu, sonst wirds die Tür zerbrechen und das Haus stürmen. Wie zittern die Balken! Treib es fort, schilt und fluch!

Hutten. Schieb flugs diesen Doppelriegel vor! – Was willst du von uns? Du pflegst die großen Herren und die Genußsüchtigen zu besuchen; sind denn gar keine Pfaffen oder Kaufleute mehr vorhanden?

Fieber. Dich vor allen such ich.

Hutten. Dich vor allen verfluch ich.

Fieber. Hast du Ursach?

Hutten. Die hab ich.

Fieber. Darum such ich dich.

Hutten. Darum fluch ich dir.

Fieber. Ich will dir etwas verkündigen.

Hutten. Ich höre nicht.

Fieber. Ich muß mit dir reden.

Hutten. Ich aber nicht.

Fieber. Sonst warst du ein andrer Mann.

Hutten. Mir recht, ich sehe mich gern besser.

Fieber. Laß mich zu dir aus der Kälte, aus dem Regen.

Hutten. Wie oft muß ich dir sagen, ich tu das nicht!

Fieber. So wird mit Unrecht von dir gesagt, du seist gütig, freundlich und beherbergest gern.

Hutten. Gegen andre bin ich so, wie du sagst.

Fieber. Und mich schließt du aus?

Hutten. Wie du siehst.

Fieber. Unverdientermaßen?

Hutten. Verdientermaßen.

Fieber. Aus Argwohn; du haßt mich ohne Grund.

Hutten. Mich dünkts anders.

Fieber. Ich habe dir nie ein Leids getan.

Hutten. Um so weniger passen wir zu einander, da wir geteilter Ansicht sind.

Fieber. Dann will ich dir zustimmen und sagen: es mag wohl sein, daß ich dir einmal ein Leids angetan habe, aber nun will ich dir Liebes antun.

Hutten. Wirst keinen Dank verdienen.

Fieber. Wie weißt du das?

Hutten. Ich? Ein alter Wirt des Fiebers? Ich kenne aus langwieriger Erfahrung viele Weisen des Fiebers, das viertägige, das tägliche, das dreitägige, das scharfe, das gewöhnliche und andre, deren Namen ich vergessen habe.

Fieber. Ich habe eine andre Weise an mich genommen.

Hutten. Das will ich zugeben.

Fieber. Und läßt mich nun ein?

Hutten. Nimmermehr! ich lasse dich draußen.

Fieber. Nur zu einem Gespräch.

Knabe. Schrecke es ab.

Hutten. Ich will dich nicht einmal sehen.

Knabe. Willst du, daß ich eine Büchse losschieße?

Hutten. Eher wirf ihm Linsen entgegen aus Mitleid. Wisse, Fieber, damit du nicht Hunger leiden sollst, schließe ich dich aus und sende dich zurück zu den Wollüstigen, und damit du auch nicht klagst, ich habe dich schlecht gehalten.

Fieber. Bei dir zu sein beliebt mir, wie du mich auch hältst.

Hutten. Aber mir beliebt es, weit weg von dir zu sein, wie du dich auch erzeigst.

Fieber. Fliehst du auch ein wenig Unterredung?

Hutten. Mit dir vor allem.

Fieber. Wie sehr hast du dich verändert! Nicht mehr als drei Worte will ich dir sagen.

Hutten. Ich höre nicht darauf.

Knabe. Du, das du Wollust, Bankette, Üppigkeit und Roheit suchst, sieh, dies hier ist unsre Speise am liebsten gewesen.

Fieber. Linsen sehe ich da.

Knabe. Das ist unsre Kost, denn wir sind jetzt Pythagoräer.

Fieber. Aber gestern aßet ihr den Pythagoras selbst, wenn anders, der Sage nach, die Seele des Pythagoras in einem Hahn war.

Knabe. Wir sind verloren, denn das Fieber hat uns Hühner essen sehen!

Hutten. Den Hahn, Fieber, haben wir getötet, weil er auch Linsen fraß.

Fieber. Das ist gleich, ob der Hahn in Linsen, oder die Linsen in den Hahn verwandelt sind – ihr habt ihn gegessen.

Hutten. Nun, was schadets?

Fieber. Und behaglich Most dazu getrunken?

Knabe. Wir tranken Wasser.

Hutten. Gekochtes Wasser.

Fieber. Es sei so; aber ich vermeide auch nicht die Wassertrinker und habe jetzt gelernt, bei ihnen zu sein.

Hutten. Dann geh zur nächsten Hütte, deren Wirt hat seit zwanzig Jahren keinen Wein versucht.

Fieber. Wenn ich dir vorher die drei Worte gesagt habe.

Hutten. Hast bereits wohl sechshundert gesprochen. Doch sag die drei und geh dann fort.

Fieber. Wenn ich hineingelassen bin.

Hutten. Geschieht nicht, sag mirs draußen…“