„Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme.“
Lesen wir bei Friedrich dem Großen in seinen Generalprinzipen des Krieges. Das Schicksal Galliens hat die Schlacht von Beaune-la-Rolande zwar nicht in jenem Maße entschieden wie dies die Schlachten von Sedan oder Gravelotte taten, aber das Scheitern des Entsatzes von Paris durch die gallische Loirearmee war kein kleiner Sargnagel für Gallien. Große Truppenmassen hatten die Gallier nach dem nahezu vollständigen Verlust ihrer stehenden Kriegsmacht in den Grenzkämpfen aufgestellt, aber die Menge stand in keinen Verhältnis zu der Güte der Truppen. Die Schlacht von Beaune-la-Rolande ist daher ein schlagender Beweis. Mit seinen nur 11,000 Mann vermochte unser General Konstantin von Voigts-Rhetz einer sechsfachen Übermacht der Gallier zu trotzen. Ja diese sogar vom Schlachtfeld zu fegen als unser III. Armeekorps zur Verstärkung eintraf. Der Verlust der Gallier belief sich auf über 3000 Mann, während wir Deutschen 900 Gefallene und Verwundete zu beklagen hatten. Nach allen Maßstäben der Kriegskunst hätten die Gallier bei Beaune-la-Rolande siegen müssen. Schließlich vermögen im Abendland sonst nur die größten aller Feldherren – wie Friedrich der Große oder unser Prinz Eugen – eine doppelte Übermacht bisweilen zu schlagen. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Beaune-la-Rolande finden wir bei unserem Major von Scherff („Die Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November 1870“): https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11004243_00005.html
„Die XI. Kompanie, welche das Dorf östlich umfaßte, sah sich bald ihrerseits auf’s heftigste von dicken feindlichen Tirailleurschwärmen aus der Richtung von Lorcy her angegriffen und von mehreren Bataillonen in der linken Flanke bedroht. Auch der X. und XII. Kompanie gegenüber leistete der Feind hartnäckigen Widerstand; auf der ganzen Linie mußten dichte feindliche Schützenschwärme oft mit dem Bajonett gegen die Lisiere zurückgedrängt werden und als dieselbe von der XII. Kompanie mit dem Premier-Leutnant Jordan an der Spitze, auf dem Eingange von Les Cotelles her erreicht war, galt es, sich auch ferner den Weg von Haus zu Haus zu bahnen. Inzwischen war dem Bataillon, geführt vom Regimentskommandeur Oberstleutnant von Hagen, das Füsilierbataillon Nummer XCI, wie oben bemerkt, vom kommandierenden General der Brigade Valentini zugesendet, ohne Aufenthalt zu machen, gefolgt. Bei Les Cotelles östlich vorbeigehend, wandte sich das Bataillon mit vorgezogener IX. und X. Kompanie gegen die West- und Südwestlisiere von Juranville, gleichfalls starke feindliche Schützenschwärme vor sich her treibend. Die XII. Kompanie verlängerte bald den rechten Flügel, gefolgt von der geschlossenen XI. Kompanie. Als die Umfassung weit genug vollendet, warfen sich die Kompanien mit aller Macht gegen die Südlisiere des Dorfes, während gleichzeitig links neben ihnen Major von Kölichen auch seine IX. Kompanie der von der XII. gewiesenen Bahn tambour battant folgen ließ. Von drei Seiten arbeiteten sich die Oldenburger und Westfalen in dem auf’s hartnäckigste verteidigten und mit französischer Gewandtheit in unglaublich kurzer Zeit in Verteidigungszustand gesetzten Dorfe vorwärts, Haus für Haus ward erstürmt, Barrikade auf Barrikade, der besetzte Kirchturm genommen und endlich der Feind – etwa um zwölfeinhalb Uhr – gänzlich aus dem Dorfe geworfen. 250 unverwundete Gefangene, nur Linientruppen angehörend, konnten die siegreichen Bataillone zurücksenden, die ihren glänzenden Erfolg gegen bedeutende Überlegenheit mit einem Verlust von circa 200 Mann erkauft hatten. Während aus der Lisiere die XI. Kompanie Nummer XCI und Abteilungen der anderen Kompanien den in südöstlicher Richtung weichenden Feind durch ihr Feuer verfolgten, hatte sich indessen nordöstlich des Dorfes gegen die XI. Kompanie Nummer LVI die Situation immer bedenklicher gestaltet. Aus der Richtung von Lorcy her waren neue Verstärkungen mit Artillerie vorgebracht und hatten, als der Kampf in Juranville noch tobte, den Ort schon in nordöstlicher Richtung umgangen. Oberst von Valentini, in der richtigen Erkenntnis, daß es bei seiner numerischen Schwäche nicht angängig sei, den vorgeschobenen und exponierten Posten von Juranville trotz seiner momentanen Wiedereroberung zu behaupten, hatte dem Ansuchen der Oberstleutnant von Hagen um Verstärkung mit dem Rückzugsbefehl in die Hauptposition geantwortet. Er hatte die Zeit, welche ihm der glückliche Vorstoß der Füsiliere verschafft, dazu benutzt, seiner Position auf den Windmühlen von Venouille die möglichste Stärke zu geben, das I. Bataillon Nummer XCI hatte in der Mühle des Hommes Libres das II. Bataillon des Regiments in Reserve ersetzt, welches auf den rechten Flügel gezogen, nun das Windmühlengehöft von Venouille besetzte. Das zurückgezogene I. Bataillon Nummer LVI übernahm mit den beiden Kompanien des I. Bataillons Nummer LXXIX den linken Flügel an der Chaussee. Während, dem gegebenen Befehle entsprechend, die Füsiliere Nummer LVI nicht ohne lebhaftes Gefecht mit dem seine Überflügelung immer weiter ausdehnenden Feinde zurückgingen und auf dem rechten Flügel der Position hinter der Windmühle von Venouille in Reserve gestellt wurden, hatte das Füsilier Bataillon Nummer XCI das Dorf Juranville zur Deckung des Abzuges noch kurze Zeit besetzt gehalten. Die X. und XI. Kompanie setzten zunächst das Feuer aus der Lisiere gegen den wieder vordringenden Feind fort, bis Hauptmann von Taysen die beiden andern Kompanien seines Bataillons geschlossen bis an die nächsten Büsche zurückgeführt hatte, wo sie dann wieder eine Aufnahmestellung für die beiden ersteren nahmen. Mit großer Ruhe und Präzision setzte dann trotz des verfolgenden Feindes das Bataillon bei Les Cotelles wieder vorbei seinen Abzug fort, ohne daß der Feind es wagte direkt aufzudrängen. Es war etwa zwei Uhr, als es bei der Stellung des II. Bataillons des Regiments an den Windmühlen von Venouille eintraf und in die Schlachtordnung eindoublierte. Während dieser mehrstündigen Vorgänge um Juranville war französischerseits das Vorgehen gegen Les Cotelles gänzlich eingestellt geblieben. Es ist oben erwähnt, wie eine bei Beginn des Gefechtes auf der Chaussee gegen diesen Ort vorgehende starke Kolonne sich alsbald dem Feuer der Batterie Burbach entziehend, halbrechts auf Juranville gewendet hatte. Nur eine schwache Tirailleurlinie war seitdem gegen das Dorf auf etwa 800 Schritt von der Südlisiere in einem Graben gedeckt liegen geblieben und hatte von dort wohl ununterbrochen, aber fast ganz ohne Erfolg, das Feuer unterhalten. Major von Steinäcker hatte die ihm gelassene Muße benutzt, die Verteidigungseinrichtungen möglichst zu verstärken und die Besetzung zu regeln. Die tiefe Lage von Les Cotelles am Westabfall eines zwischen dem Dorfe und Juranville gelegenen Rückens hatte die dortigen Ereignisse sowohl den Blicken, als der Mitwirkung der Besatzung entzogen. Major von Steinäcker hatte die Südfront des Dorfes gegen Bellegarde mit der IX. und ein Zug der X. Kompanie, als der Feind gegen Juranville vordrang, die Offiziere mit zwei Zügen X. und der XI. Kompanie besetzt, die XII. Kompanie in Reserve…“