Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande

„Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme.“

Lesen wir bei Friedrich dem Großen in seinen Generalprinzipen des Krieges. Das Schicksal Galliens hat die Schlacht von Beaune-la-Rolande zwar nicht in jenem Maße entschieden wie dies die Schlachten von Sedan oder Gravelotte taten, aber das Scheitern des Entsatzes von Paris durch die gallische Loirearmee war kein kleiner Sargnagel für Gallien. Große Truppenmassen hatten die Gallier nach dem nahezu vollständigen Verlust ihrer stehenden Kriegsmacht in den Grenzkämpfen aufgestellt, aber die Menge stand in keinen Verhältnis zu der Güte der Truppen. Die Schlacht von Beaune-la-Rolande ist daher ein schlagender Beweis. Mit seinen nur 11,000 Mann vermochte unser General Konstantin von Voigts-Rhetz einer sechsfachen Übermacht der Gallier zu trotzen. Ja diese sogar vom Schlachtfeld zu fegen als unser III. Armeekorps zur Verstärkung eintraf. Der Verlust der Gallier belief sich auf über 3000 Mann, während wir Deutschen 900 Gefallene und Verwundete zu beklagen hatten. Nach allen Maßstäben der Kriegskunst hätten die Gallier bei Beaune-la-Rolande siegen müssen. Schließlich vermögen im Abendland sonst nur die größten aller Feldherren – wie Friedrich der Große oder unser Prinz Eugen – eine doppelte Übermacht bisweilen zu schlagen. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Beaune-la-Rolande finden wir bei unserem Major von Scherff („Die Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November 1870“): https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11004243_00005.html

„Die XI. Kompanie, welche das Dorf östlich umfaßte, sah sich bald ihrerseits auf’s heftigste von dicken feindlichen Tirailleurschwärmen aus der Richtung von Lorcy her angegriffen und von mehreren Bataillonen in der linken Flanke bedroht. Auch der X. und XII. Kompanie gegenüber leistete der Feind hartnäckigen Widerstand; auf der ganzen Linie mußten dichte feindliche Schützenschwärme oft mit dem Bajonett gegen die Lisiere zurückgedrängt werden und als dieselbe von der XII. Kompanie mit dem Premier-Leutnant Jordan an der Spitze, auf dem Eingange von Les Cotelles her erreicht war, galt es, sich auch ferner den Weg von Haus zu Haus zu bahnen. Inzwischen war dem Bataillon, geführt vom Regimentskommandeur Oberstleutnant von Hagen, das Füsilierbataillon Nummer XCI, wie oben bemerkt, vom kommandierenden General der Brigade Valentini zugesendet, ohne Aufenthalt zu machen, gefolgt. Bei Les Cotelles östlich vorbeigehend, wandte sich das Bataillon mit vorgezogener IX. und X. Kompanie gegen die West- und Südwestlisiere von Juranville, gleichfalls starke feindliche Schützenschwärme vor sich her treibend. Die XII. Kompanie verlängerte bald den rechten Flügel, gefolgt von der geschlossenen XI. Kompanie. Als die Umfassung weit genug vollendet, warfen sich die Kompanien mit aller Macht gegen die Südlisiere des Dorfes, während gleichzeitig links neben ihnen Major von Kölichen auch seine IX. Kompanie der von der XII. gewiesenen Bahn tambour battant folgen ließ. Von drei Seiten arbeiteten sich die Oldenburger und Westfalen in dem auf’s hartnäckigste verteidigten und mit französischer Gewandtheit in unglaublich kurzer Zeit in Verteidigungszustand gesetzten Dorfe vorwärts, Haus für Haus ward erstürmt, Barrikade auf Barrikade, der besetzte Kirchturm genommen und endlich der Feind – etwa um zwölfeinhalb Uhr – gänzlich aus dem Dorfe geworfen. 250 unverwundete Gefangene, nur Linientruppen angehörend, konnten die siegreichen Bataillone zurücksenden, die ihren glänzenden Erfolg gegen bedeutende Überlegenheit mit einem Verlust von circa 200 Mann erkauft hatten. Während aus der Lisiere die XI. Kompanie Nummer XCI und Abteilungen der anderen Kompanien den in südöstlicher Richtung weichenden Feind durch ihr Feuer verfolgten, hatte sich indessen nordöstlich des Dorfes gegen die XI. Kompanie Nummer LVI die Situation immer bedenklicher gestaltet. Aus der Richtung von Lorcy her waren neue Verstärkungen mit Artillerie vorgebracht und hatten, als der Kampf in Juranville noch tobte, den Ort schon in nordöstlicher Richtung umgangen. Oberst von Valentini, in der richtigen Erkenntnis, daß es bei seiner numerischen Schwäche nicht angängig sei, den vorgeschobenen und exponierten Posten von Juranville trotz seiner momentanen Wiedereroberung zu behaupten, hatte dem Ansuchen der Oberstleutnant von Hagen um Verstärkung mit dem Rückzugsbefehl in die Hauptposition geantwortet. Er hatte die Zeit, welche ihm der glückliche Vorstoß der Füsiliere verschafft, dazu benutzt, seiner Position auf den Windmühlen von Venouille die möglichste Stärke zu geben, das I. Bataillon Nummer XCI hatte in der Mühle des Hommes Libres das II. Bataillon des Regiments in Reserve ersetzt, welches auf den rechten Flügel gezogen, nun das Windmühlengehöft von Venouille besetzte. Das zurückgezogene I. Bataillon Nummer LVI übernahm mit den beiden Kompanien des I. Bataillons Nummer LXXIX den linken Flügel an der Chaussee. Während, dem gegebenen Befehle entsprechend, die Füsiliere Nummer LVI nicht ohne lebhaftes Gefecht mit dem seine Überflügelung immer weiter ausdehnenden Feinde zurückgingen und auf dem rechten Flügel der Position hinter der Windmühle von Venouille in Reserve gestellt wurden, hatte das Füsilier Bataillon Nummer XCI das Dorf Juranville zur Deckung des Abzuges noch kurze Zeit besetzt gehalten. Die X. und XI. Kompanie setzten zunächst das Feuer aus der Lisiere gegen den wieder vordringenden Feind fort, bis Hauptmann von Taysen die beiden andern Kompanien seines Bataillons geschlossen bis an die nächsten Büsche zurückgeführt hatte, wo sie dann wieder eine Aufnahmestellung für die beiden ersteren nahmen. Mit großer Ruhe und Präzision setzte dann trotz des verfolgenden Feindes das Bataillon bei Les Cotelles wieder vorbei seinen Abzug fort, ohne daß der Feind es wagte direkt aufzudrängen. Es war etwa zwei Uhr, als es bei der Stellung des II. Bataillons des Regiments an den Windmühlen von Venouille eintraf und in die Schlachtordnung eindoublierte. Während dieser mehrstündigen Vorgänge um Juranville war französischerseits das Vorgehen gegen Les Cotelles gänzlich eingestellt geblieben. Es ist oben erwähnt, wie eine bei Beginn des Gefechtes auf der Chaussee gegen diesen Ort vorgehende starke Kolonne sich alsbald dem Feuer der Batterie Burbach entziehend, halbrechts auf Juranville gewendet hatte. Nur eine schwache Tirailleurlinie war seitdem gegen das Dorf auf etwa 800 Schritt von der Südlisiere in einem Graben gedeckt liegen geblieben und hatte von dort wohl ununterbrochen, aber fast ganz ohne Erfolg, das Feuer unterhalten. Major von Steinäcker hatte die ihm gelassene Muße benutzt, die Verteidigungseinrichtungen möglichst zu verstärken und die Besetzung zu regeln. Die tiefe Lage von Les Cotelles am Westabfall eines zwischen dem Dorfe und Juranville gelegenen Rückens hatte die dortigen Ereignisse sowohl den Blicken, als der Mitwirkung der Besatzung entzogen. Major von Steinäcker hatte die Südfront des Dorfes gegen Bellegarde mit der IX. und ein Zug der X. Kompanie, als der Feind gegen Juranville vordrang, die Offiziere mit zwei Zügen X. und der XI. Kompanie besetzt, die XII. Kompanie in Reserve…“

Die Schlacht bei Amiens

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“

Sagt unser preußischer Kriegsphilosoph Carl von Clausewitz in seinem Buch „Vom Kriege“ und mögen bei Amiens 1870 auch kaum ein Zehntel der Streiter gefochten haben wie zuvor in den Schlachten von Gravelotte und Sedan, so ist deren Bedeutung trotzdem nicht gering anzusetzen. Denn mit dem Sieg von Sedan nahm der gallische Krieg von 1870-71 eine neue Gestalt an. Die Zeit der kühnen Operationen und großen Angriffsschlachten war vorbei und ein Großteil unserer Truppen waren durch die Belagerung der gallischen Hauptstadt Paris gebunden. Deren weite Ausdehnung und starke Besatzung dünnte unsere Linien stark aus und so war es von entscheidender Bedeutung, daß unsere Bedeckungsarmeen die Annäherung der gallischen Entsatzheere zu verhindern. Diese wurden recht zahlreich in der gallischen Provinz aufgestellt und so fochten unsere Bedeckungsarmeen vielfach gegen eine erhebliche Übermacht, schlugen jedoch die Gallier mit Hilfe ihrer starken Stellungen, guter Führung und Kriegserfahrung meist zurück. Bei der Schlacht von Amiens befand sich unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel mit seiner I. Armee jedoch in der Überzahl. Denn er vermochte 30,000 Soldaten ins Feld zu stellen, während der gallische Monty Farre nur über 25,000 Kriegsknechte verfügte. Am Ende des Tages mußten die Gallier das Schlachtfeld räumen und erlitten dabei einen Verlust von 2700 Mann. Wir Deutschen hatten 1400 Verwundete und Gefallene. Zu den gallischen Verlusten kann man noch die 400 Mann Besatzung der Festung von Amiens rechnen, die sich zwei Tage später unserem General August von Goeben ergab. Mit seinem VIII. Armeekorps trug unser General von Goeben übrigens die Hauptlast des Kampfes bei Amiens. Die Einzelheiten der Schlacht von Amiens entnehmen wir dem Buch „Feldzug 1870-71. Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne“ von unserem Geschichtsschreiber Hermann von Wartensleben: https://archive.org/details/feldzugdieopera00wartgoog

„Während dieser Vorgänge beim I. Armeekorps war das Gros der Kavalleriedivision schon Morgens acht Uhr von Rosieres nach Bayonvillers vorgerückt; ihre gestern bei Fresnoy und Beaucourt verbliebene Avantgarde dirigierte sich weiter links nach Lamotte. Zwei Eskadrons waren mit Rekognoszierungen der Sommeübergänge von Corbie bis Bray beauftragt, Patrouillen streiften gegen Marcelcave, Villers-Bretonneux und Corbie. Die eingehenden Meldungen ließen auf Vorhandensein starker feindlicher Abteilungen bei Villers-Bretonneux schließen und konstatierten die Besetzung der Sommelinie Seitens des Feindes auf beiden Ufern. Nur bei Cerisy gelang es einer Patrouille, die Somme Brücke zu überschreiten. Eine andere Meldung, daß bei Morcourt sich feindliche Infanterie gezeigt habe, sowie das Auftreten stärkerer Abteilungen bei Abancourt gab Veranlassung, die Front nach Norden zu nehmen. Die Avantgarde blieb bei Lamotte, das Gros wurde nach Marcelcave in Bewegung gesetzt. Auf diesem Marsch, etwa um ein Uhr Mittags, wurde starkes Geschützfeuer aus der Richtung von Cachy hörbar. General Goeben ließ nun Verbindung mit den dort fechtenden Truppen aufnehmen, besetzte um halb drei Uhr mit sieben Jägercompagnien Marcelcave und ging mit zehn Geschützen, zwölf Eskadrons nördlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vor. Es wurde hier ein wirksames fast einstündiges Geschützfeuer auf die in der linken feindlichen Flanke befindlichen Batterien, sowie gegen die in unserer rechten Flanke vorgehenden Schützenschwärme unterhalten, mit anscheinend großem Erfolg. Demnächst nahm die Kavalleriedivision auf General Bentheims Befehl Anschluß an den rechten Flügel der III. Brigade, welche jetzt südlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vorrückte. General Goeben folgte dieser Bewegung bis an den Mont du Bois l’Abbe und rückte nach vollständigem Erlöschen des Kampfes in Alarmquartiere nach Marcelcave, Wiencourt und Guillaucourt. Die beiden Jägerbataillone, welche nicht zur Aktion gekommen waren, wurden kurz vor Beendigung des Gefechts nach der vom Regiment Nummer XLIV genommenen Schanze bei Villers gezogen. – Das VIII. Armeekorps stand bekanntlich am 26. Abends wie folgt: Von der XV. Division (Kummer) die XXX. Brigade (Strubberg) an der Luce, die 29. (Bock) bei Moreuil (Oberst von Bock, bisher im Stabe des General von Obernitz bei der Württembergischen Division, hatte das ihm übertragene Kommando der XXIX. Brigade in Reims übernommen. Er führte sie mit großer Auszeichnung während des ganzen Nordfeldzuges, starb aber im Frühjahr 1871 unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Heimat); die XVI. Division (Barnekow) bei Ailly und deren linkes Seitendetaschement bei Essertaux. In Folge Armeebefehls vom 26. hatte General Goeben für den 27. folgende Anordnungen getroffen: Es sollte die XV. Division mit einer Brigade bis Fouencamps, mit der andern bis Sains marschieren, die XVI. Division mit ihrem Gros bis Hebecourt vorgehen und ihr linkes Flügel Detaschement nach Plachy – Baconel schieben, um die Eisenbahn nach Rouen zu zerstören. Avantgarden sollten nach Sankt Fuscien und Dury vorgehen, und von letzterem Orte aus die angeblich in dortiger Gegend vom Feinde errichteten Verschanzungen rekognoszieren. Bei Ausführung dieser Bewegungen stieß die XXX. Brigade um zehneinhalb Uhr Vormittags auf den Feind, welcher die Holzungen auf dem linken Talrand der Roye bei Fouencamps und le Paraclet stark besetzt hatte. Er wurde durch eine zwischen Dommartin und Fouencamps auffahrende Batterie beschossen und dann kräftig angegriffen. In der Mittagsstunde war Paraclet genommen, der Feind in der Richtung auf Boves zurückgeworfen. Inzwischen hatte die XXIX. Brigade Sains erreicht. Während ihre Avantgarde Sankt Fuscien besetzte, erhielt sie Befehl, ein starkes Detaschement auf Boves zu dirigieren, um in das, nach dem lebhaften Kanonendonner zu urteilen, ernste Gefecht der XXX. Brigade einzugreifen. Oberst Bock führte in Folge dessen vierzehn Kompanien und zwei Batterien teils über le Cambos Ferme, teils in der weiter rechts gelegenen Terrainsenkung vor. Die Wirkung war groß. Die Infanterie beider Brigaden erstürmte den Ruinenberg von Boves und den Ort Boves selbst. Die Brigade Strubberg nahm dann auch Sankt Nicolas mit Sturm. Starke feindliche Infanterie Kolonnen nebst zwei Batterien, zum Teil von Gentelles herkommend, versuchten zwar das Gefecht herzustellen, zogen aber bald, von unserer Artillerie wirksam beschossen, eiligst auf Amiens ab. Eisenbahnzüge, welche unzweifelhaft mit Infanterie beladen von Amiens her vorzufahren suchten, wurden gleichfalls durch Geschützfeuer zur Umkehr gezwungen, während eine auffahrende feindliche schwere Batterie unsere Truppen erfolglos beschoß…“

Kaiser Heinrich der Siebte

Man kann unseren deutschen Kaiser Heinrich den Siebten durchaus zu den großen Herrschern unseres alten Reiches zählen. Er regierte zwar nur fünf Jahre (1308 bis 1313), vermochte aber in dieser kurzen Zeit seine Regierung zur allgemeinen Anerkennung zu bringen und 1310 Böhmen für sein Haus zu erwerben. In Italien machte er trotz seines kleinen Heeres gewaltige Fortschritte. Er eroberte Cremona und Brescia und ließ sich 1312 in Rom zum Kaiser krönen. Der Feldzug gegen Neapel sollte sein Werk krönen, aber Krankheit oder Gift beriefen ihn von der Weltbühne ab. Sein Heer zerstreute sich und anstatt seines Sohnes Johann wurde Ludwig der Bayer zu seinem Nachfolger gewählt. Zu Valenciennes im Gallierland wurde er 1262 beziehungsweise 1269 geboren. Seine Herzensdame Margarete von Brabant führte er 1292 zum Traualtar. Drei Kinder gingen aus der Verbindung hervor. Zum König der Langobarden wird unser Luxemburger nun beim Geschichtsschreiber Albertinus Mussatus („Das Leben Kaiser Heinrich des Siebenten“) gekrönt: https://archive.org/details/bub_gb_NikqAQAAMAAJ

„In dieser unentschiedenen Lage verharrte man fast dreißig Tage: beide Teile hatten ein Heer aufgebracht; der König hoffte, daß in Mailand selbst Unruhen entstehen und so Guidos Herrschaft ohne offenen Kampf in sich selbst zusammenstürzen würde; Guido dagegen erwartete mutig die Hilfstruppen Lombardischer und Tuscischer Städte, ja er verstieg sich zu Der Hoffnung daß das Beer des Königs auf die Dauer nicht zusammenbleiben werde. Reines von beiden Berechnung war ohne Grund; die Sache stand sonder Zweifel auf der Spitze und es war noch durchaus unentschieden wem sich das Glück zuwenden würde. Endlich, als der König den günstigen Augenblick gekommen glaubte, marschierte er, von dem erwähnten Erzbischof, von Matthäus und den übrigen, welche zu der Gegenpartei im Innern der Stadt Beziehungen unterhielten, gedrängt, mit Zurücklassung einer Besatzung in Asti und in Begleitung von siebzig Männern aus den Vornehmen dieser Stadt nach Casale Salvazium, wo er einige Tage Rast machte, um durch Boten Guido auffordern zu lassen, den königlichen Befehlen nachzukommen. Als dieser aus Besorgnis vor dem leicht erregbaren Volte zwar schwankte, schließlich aber doch nicht gehorchte, sondern Ausflüchte suchte um die Sache in die Länge zu ziehen, ging der König aufgebracht nach Vercellä, in der Erwartung daß seine Annäherung Guido in Schrecken setzen, dessen Feinden im Innern aber Mut machen werde. Während dann die Hoffnung Mailand zu gewinnen seine Schritte beschleunigte, ließ er Novara hinter sich, machte, während er sich das Ansehen gab auf Pavia marschieren zu wollen, eine Schwenkung und eilte wider Guidos Vermutungen gegen Mailand heran. Da endlich sandte Guido, durch die unerwartete Bewegung im höchsten Grade erschreckt, Boten zum König um seinen Gehorsam zu melden, kam selbst, nachdem er das Beer und die Wachen entlassen, dem König unbewaffnet entgegen und überlieferte sich, und das ganze Machtgebiet der Stadt in Heinrich Hände. XI. Übergabe von Mailand. Die Übergabe von Mailand vergrößerte Heinrichs des römischen Königs Ruf in ganz Italien umso mehr, als man die Stadt als das zweite Rom betrachtete und er mit ihr halb Italien zu beherrschen schien. Neuer, erhöhter Schrecken ergriff diejenigen welche dem Kaisertum feindlich waren; die Hoffnungen der Willfährigen und Ergebenen aber hoben sich. Auf der einen Seite herrschte versteckt lautlose Trauer, auf der anderen trat die Freude offen und ungefährdet an den Tag, und wunderbar zu sagen fast alle Gemeinden der Lombarbei von den Alpen an, hier bis Verona, dort bis Mutina hin, leisteten dem König wetteifernd den Eid der Treue. Heinrich ordnete die Verfassungen und setzte Statthalter mit Macht über Leben und Tod. Nur Alessandria machte eine Ausnahme. Hier nämlich lag eine Besatzung König Roberts von Apulien. Ihr wich Heinrich freiwillig, vielleicht weil sie nicht ohne sein Wissen dorthin gelegt war; denn nicht alle Pläne der Könige werden den Völkern kund. Die Paduaner und Vicentiner, welche durch die Grausamkeit Kaiser Friedrichs und unter dem Schreckensregiment des Ecerinus de Romano seines Statthalters beinahe ausgerottet, dann aber, durch andauernde friedliche Zustände begünstigt, wieder emporgekommen waren, zeigten zwar keine Anmaßung oder Geringschätzung, aber auch feine Unterwürfigkeit gegen den König; doch war zu hoffen, daß das Beispiel der Anhänger desselben und seine großen Erfolge sie veranlassen würden heilsame Entschlüsse zu fassen. Anders die Bolognesen. Diese umgaben ihre Stadt mit neuen Mauern und gingen mit Erlassen und Gesetzen gegen den König und dessen Anhänger vor, indem sie für jeden, der sich als kaiserlich gesinnt bezeichne, die Todesstrafe festsetzten. XII. Durch seine Erfolge gehoben, beschloß König Heinrich sich in Mailand nach heiligem altem Kaisergesetz die eiserne Krone auf das Haupt zu setzen und überallhin Edikte ausgehen zu lassen, welche die Völker auf einen bestimmten Tag nach Mailand zur Kirche des Heiligen Ambrosius zusammenberufen sollten. Man hatte zwar erwogen und darüber gestritten ob die Feierlichkeit nicht in Monza stattfinden müsse, wohin das Beispiel der meisten Vorgänger des Königs zu weisen schien, doch entschied man sich schließlich dahin, daß es nichts austrage, wenn die Krönung in Mailand selbst vor sich gehe. Dieselbe fand denn auch hier unter großer und eifriger Beteiligung von Fürsten, Edlen und gemeinem Volk statt. Aus der Zahl derer, welche noch nicht gehuldigt, waren, der Ladung gehorsam, unter anderen Gesandte der Paduaner und Vicentiner erschienen, welche die Krönung durch ihre Gegenwart ehrten und die Erklärung abgaben, sie seien unter des Königs Getreuen nicht die geringsten an löblichem Eifer, und sie würden ihren Eifer auch durch die Tat beweisen, sobald sich Gelegenheit darbiete. Der König entgegnete leutselig, er werde ihnen gnädig sein, sobald sie sich ihm und dem Reiche, wie es sich gebühre, unterworfen haben würden. – So wurden der Cäsar Heinrich und die Augusta Margaretha nach Christi Geburt im dreizehnhundert und elften Jahre am 6. Januar mit der eisernen Krone, welche man die Lorbeerkrone nannte, gekrönt, und zeigten sich dem Volte auf köstlich aufgezäumten, mit Scharlachdecken und purpurfarbigen Tüchern behangenen Rossen, der König mit dem Szepter, einem goldenen Stab, welcher oben in eine Lilie auslief, in der Rechten. Hier wird es am Platze sein die äußere Erscheinung des königlichen Paares zu beschreiben…“

Aristoteles, der Lehrmeister Alexanders des Großen

„Wenn Plato von der Menschheit redet, so meint er den Hellenen im Gegensatz zum Barbaren. Das entspricht durchaus dem ahistorischen Stil des antiken Lebens und Denkens und führt unter dieser Voraussetzung zu Ergebnissen, welche für Griechen richtig und bedeutsam sind. Wenn aber Kant philosophiert, über ethische Ideale zum Beispiel, so behauptet er die Gültigkeit seiner Sätze für die Menschen aller Arten und Zeiten. Er spricht das nur nicht aus, weil es für ihn und seine Leser selbstverständlich ist. Er formuliert in seiner Ästhetik nicht das Prinzip der Kunst des Phidias oder der Kunst Rembrandts, sondern gleich das der Kunst überhaupt. Aber was er an notwendigen Formen des Denkens feststellt, sind doch nur die notwendigen Formen des abendländischen Denkens. Ein Blick auf Aristoteles und dessen wesentlich andere Resultate hätte lehren sollen, daß hier nicht ein weniger klarer, sondern ein anders angelegter Geist über sich reflektiert. Dem russischen Denken sind die Kategorien des abendländischen ebenso fremd wie diesem die des chinesischen oder griechischen. Ein wirkliches und restloses Begreifen der antiken Urworte ist uns ebenso unmöglich wie das der russischen und indischen, und für den modernen Chinesen und Araber mit ihren ganz anders gearteten Intellekten hat die Philosophie von Bacon bis Kant lediglich den Wert einer Kuriosität.“ (Oswald Spengler)

Wir Panzertiere wollen trotzdem einen Blick in die Schriften des Aristoteles werfen. Immerhin ist auch unser Spengler nicht unfehlbar und die indogermanische Völkerfamilie gibt es dann ja auch noch. Und gerade die Ähnlichkeit der altgriechischen und altdeutschen Götterwelt ist sehr groß, gerade die Götterväter Zeus und Odin und ihre Umtriebe gleichen sich bisweilen gar sehr… Doch zum Aristoteles: Dieser wurde 384 in Stageira geboren, besuchte Platons Akademie, unterrichtete Alexander den Großen und eröffnete schließlich in Athen seine eigene Denkschule, die Wandler oder so ähnlich. Das Abendland verdankt ihm wegweisende Schriften über die Naturwissenschaft, Dichtkunst, Logik, Redekunst, Sittenlehre, Metaphysik und Staatskunst. Aus diesen suchen wir Panzertiere uns ein paar schöne Stellen aus und haben damit unsere Pflicht getan. Den steinigen Weg zur Tugend zeigt uns Aristoteles in seiner Nikomachischen Sittenlehre: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Aristoteles/Nikomachische+Ethik

„Da die gegenwärtige Untersuchung keine bloße Erkenntnis verfolgt, wie es sonst bei den Untersuchungen der Fall ist (denn wir betrachten die Tugend nicht, um zu wissen, was sie ist, sondern um tugendhaft zu werden; sonst wäre unsere Arbeit zu nichts nütze), so müssen wir unser Augenmerk auf die Handlungen und auf die Art ihrer Ausführung richten. Denn die Handlungen sind es, wie wir gesagt haben, durch welche die Beschaffenheit des Habitus bestimmt wird. Daß man nun nach der rechten Vernunft handeln muß, ist eine allgemeine Regel, die wir hier zu Grunde legen, um hernach zu bestimmen, was die rechte Vernunft ist, und wie sie sich zu den anderen Tugenden verhält. Das aber möge im voraus als zugestanden gelten, daß jede Theorie der Sittlichkeit nur allgemeine Umrisse liefern und nichts mit unbedingter Bestimmtheit vortragen darf. Darum haben wir ja auch gleich eingangs bemerkt, daß die Anforderungen an eine Erörterung sich je nach dem Stoffe richten müssen. Was aber dem Bereiche des sittlichen Handelns und des im Leben Nützlichen angehört, hat nichts an sich, was ein für alle mal feststände, so wenig als das Gesunde. Und wenn das schon für die allgemeinen Regeln gilt, so läßt das Einzelne und Konkrete noch weniger genaue und absolut gültige Vorschriften zu, da es unter keine Kunst und keine Lehrüberlieferung fällt. Hier muß vielmehr der Handelnde selbst wissen, was dem gegebenen Fall entspricht, wie dies auch in der Heilkunst und in der Steuermannskunst geschieht. Aber trotz dieses Charakters unserer Disziplin müssen wir sehen, wie zu helfen ist. Zuerst kommt in Betracht, daß Dinge dieser Art ihrer Natur nach durch Mangel und Übermaß zu Grunde gehen. Man kann das, wenn man für Unbekanntes Bekanntes als Beweis benutzen soll, an der Stärke und der Gesundheit sehen. Übertriebene Körperübungen ebenso wie unzureichende führen den Verlust der Leibeskraft herbei. Desgleichen verdirbt ein Übermaß oder ein unzureichendes Maß von Speise und Trank die Gesundheit, während das rechte Maß sie hervorbringt, stärkt und erhält. Ebenso ist es nun auch mit der Mäßigkeit, dem Starkmut und den anderen Tugenden. Wer alles flieht und fürchtet und nichts erträgt, wird feig, dagegen wer gar nichts fürchtet und gegen alles angeht, tollkühn. Desgleichen wird wer jede Lust genießt und sich keiner enthält, zügellos, wer aber jede Lust flieht, wie die sauertöpfischen Leute, verfällt in eine Art Stumpfsinn. Denn Mäßigkeit und Starkmut wird durch das Zuviel und Zuwenig aufgehoben, durch die rechte Mitte aber erhalten. Aber nicht bloß die Entstehung, das Wachstum und der Untergang kommt aus denselben und durch dieselben Ursachen; auch die Tätigkeiten werden mit diesen Ursachen auf einem Felde liegen. So ist es ja auch bei den Dingen, die uns bekannter sind, wie bei der Stärke: sie entsteht dadurch, daß man viele Nahrung zu sich nimmt und viele Anstrengungen erträgt, und der Starke vermag wieder am besten dergleichen zu tun. Ebenso verhält es sich mit den Tugenden: durch die Enthaltung von sinnlichen Genüssen werden wir mäßig, und sind wir es geworden, so können wir uns ihrer am besten enthalten. Desgleichen mit dem Mute: indem wir uns gewöhnen, Gefahren zu verachten und zu bestehen, werden wir mutig, und sind wir es geworden, werden wir am leichtesten Gefahren bestehen können. Als ein Zeichen des Habitus muß man die mit den Handlungen verbundene Lust oder Unlust betrachten. Wer sich sinnlicher Genüsse enthält und eben hieran Freude hat, ist mäßig, wer aber hierüber Unlust empfindet, ist zuchtlos. Und wer Gefahren besteht und sich dessen freut oder wenigstens keine Unlust darüber empfindet, ist mutig, wer aber darüber Unlust empfindet, ist feig. Denn die sittliche Tugend hat es mit der Lust und der Unlust zu tun. Der Lust wegen tun wir ja das sittlich Schlechte, und der Unlust wegen unterlassen wir das Gute. Darum muß man, wie Plato sagt, von der ersten Kindheit an einigermaßen dazu angeleitet worden sein, über dasjenige Lust und Unlust zu empfinden, worüber man soll. Denn das ist die rechte Erziehung. Die Tugenden bewegen sich ferner um das Tun und Leiden. Da aber mit allem, was man tut und leidet, Lust und Unlust verbunden ist, so wird die Tugend sich um Lust und Unlust bewegen. Dies zeigen auch die Strafen an, die darin bestehen, daß Genußbringendes entzogen und Schmerzliches angetan wird. Sie sind gleichsam ein Heilverfahren; die Heilung eines Übels aber pflegt von seinem Gegenteil auszugehen…“

Carl Friedrich Benz

„Welche Vorteile bietet die Ausnutzung der Geschwindigkeit und des vergrößerten Fahrbereichs der Panzer? Gelingt der Angriff, so tritt der Schlachterfolg schnell, auf großer Breite und in großer Tiefe ein; das Eingreifen feindlicher Reserven, besonders das verkrafteter oder gar gepanzerter Einheiten, kommt zu spät; das im Kriege nicht gelöste Problem der Ausnutzung des Erfolges wird lösbar, der Durchbruch und die Verfolgung wieder möglich. Der Krieg gewinnt oder behält den Charakter des Bewegungskrieges. Die Panzertruppe gewinnt damit nicht nur eine örtliche, taktische Bedeutung auf dem Schlachtfeld, sondern eine weitreichende, operative auf dem Kriegsschauplatz. Welche Nachteile bringt die hiermit verbundene Trennung von der Infanterie? Die Panzertruppe kann allein weit vor der Front der anderen Truppen oder seitwärts von ihnen die erlangten Gewinne nicht dauernd halten und auch nicht jede Art von Widerstand in jedem Gelände brechen. Die Infanterie ihrerseits glaubt, ohne unmittelbares und ständiges Zusammenwirken mit Panzern Angriffserfolge gar nicht mehr oder nur unter unerträglichen Opfern erzielen zu können. Um den erstgenannten Nachteil, den die Panzer betreffenden, zu beheben, forderten die Verfechter der Umgestaltung des Heeres auf den Motor – General Fuller, Martel, Liddell Hart und andere – die Verstärkung der reinen Panzerverbände durch motorisierte Fahrzeugen verlastete Infanterie und Artillerie, sowie durch gleichfalls verkraftete Pioniere, Nachrichtentruppen, Trosse und Nachschubeinrichtungen.“ (Heinz Guderian)

Den Weg dazu geebnet hat unser großer deutscher Erfinder Carl Benz, mag er auch nicht der Erste gewesen sein, der einen Motor auf ein Fahrzeug gebaut hat, so war sein Kraftwagen im Jahre 1885 doch der erste fahrtüchtige auf der Welt. Geboren wurde er 1844 in der badischen Stadt Mühlburg. Von 1853 bis 1860 besuchte er die höhere Schule in Karlsruhe und studierte bis 1864 dort auch den Maschinenbau. Nach dem Studium war unser Benz zunächst als Schlosser und Konstrukteur in Mannheim und Pforzheim. Seine erste Firma gründete er 1871 und baute Motoren. Die zweite Firma gründete unser Erfinder 1883 unter dem Namen „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik“ und diese gibt es noch immer. Wenn auch unter anderem Namen – das Los der Erfinder auf Erden scheint es wohl zu sein, daß sie von den Geschäftemachern immerzu übertölpelt und ausgebootet werden. Und so mußte unser Benz 1903 seine dritte Firma gründen. „Benz & Söhne“ hieß diese. Seine Leistungen würdigte die Karlsruher Universität 1914 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Mit Bertha Ringer trat unser Benz 1871 vor den Traualtar. Drei Töchter und zwei Söhne gingen aus der Verbindung hervor. Von der ersten Fernfahrt mit dem Kraftwagen hören wir aus Benz‘ Buch „Lebensfahrt eines deutschen Erfinders“: http://www.zeno.org/Naturwissenschaften/M/Benz,+Carl+Friedrich/Lebensfahrt+eines+deutschen+Erfinders

„Sie wurde ausgeführt hinter meinem Rücken, also ohne mich. Und das ging so zu. Fahrende Scholaren haben mir den Wagen entführt. Sie waren zu dreien. Und aufeinander abgestimmt waren sie auch, wie die Saiten einer Zupfgeige. Sie liebten meinen Wagen, wie ich ihn liebte. Aber sie verlangten mehr von ihm als ich. Sie wollten wissen, ob mit dem neuen Wagen eine neue Ära für Landfahrer angebrochen sei und in welchem Umfang er zum Landfahren und Landstreichen benützt werden könne. Bergauf und bergab sollte der entführte Wagen zeigen, was er konnte und nicht konnte – auf einer Strecke von 180 Kilometern. Das dreiblättrige Kleeblatt mit dem Landstreicherblut im Herzen setzte sich zusammen aus – meiner Frau und meinen beiden Buben. Es war im Sommer 1888. Die Schulen hatten die Tore geschlossen, und der Glanz der Feriensonne vergoldete die Welt. Ferien und Wandern – sie bilden zusammen nur einen Pendelschlag. So tauchte in dem Kopf meiner Buben-Eugen war 15, Richard 13 Jahre alt – die verwegene Idee auf, eine neumodische Ferienreise zu machen und auf dem Benzinwagen hinauszufahren in die Welt. „Aber wir werden Vaters Erlaubnis nie bekommen“, klagte Richard tiefbetrübt. „Dann wollen wir uns an die Mutter wenden“, entgegnete Eugen, „sie ist wagemutiger als der Vater und wird wohl mit uns gehn.“ Und richtig, das Komplott kam zustande. Mutter und Söhne verschworen sich gegen den Vater. Mannheim-Pforzheim wurde als „Reiseweg“ ausgemacht zum Besuch von Verwandten. Heimlich rüsteten die Jungen den Wagen, der unbenützt im Schuppen stand. Und eines Abends meldeten sie der Mutter: „Der Wagen ist fahrbereit! Morgen kann’s losgehen.“ Jetzt fing die „via triumphalis“ an, auch die Mutter zu locken. Sie tat so bei der Bestellung des Haushalts, wie wenn sie anderntags mit dem ersten Zuge hätte eine mehrtägige Reise antreten wollen. Die List glückte. Der ahnungslose Vater schlief noch, als die drei in aller Herrgottsfrühe in höchster Glorie davonknatterten. Eugen saß am Steuer, die Mutter neben ihm und Richard auf dem kleinen Rücksitz. Es dauerte keine Stunde, da war auf dem schönen ebenen Weg Heidelberg erreicht. Auch bis Wiesloch ging noch alles gut. Dann aber, als die Straßen bergig wurden, begannen die Tücken. Die Kraftübertragung war noch nicht für so große Steigungen vorgesehen. Eugen und die Mutter mußten absteigen und den Wagen schieben, während Richard steuerte. Aber auch bergab bekam die Mutter Gewissensbisse. Wenn die einfache Holzbremse mit Lederüberzug plötzlich den Dienst versagte, was dann? Glücklicherweise kam das auf der ganzen Reise nicht vor. Allerdings mußten immer wieder von Zeit zu Zeit neue Lederauflagen bei den Dorfschustern gekauft und neu aufgenagelt werden. Weiter geht die Fahrt, aber mit dem gemütlichen Kutschieren ist’s vorbei. Da die Ketten sich längten und aus den Zahnrädern sprangen, wird vor einer Dorfschmiede haltgemacht. Es kommen die Dörfler und bestaunen den Wagen, als wäre er frisch vom Himmel gefallen. Nachdem die Ketten nachgespannt sind, geht’s weiter- bis zur nächsten Panne. Der Wagen streikt, weil der Benzinzufluß verstopft ist. Mutters Hutnadel ist gerade das richtige Operationsinstrument, das den Schaden rasch wieder gutmacht. Bei einer anderen Panne, bei der die Zündung versagte, opferte die „erste Fernfahrerin“ selbst ihr Strumpfband als Isoliermaterial. In W. wird eingekehrt, da die heiße Augustsonne die Fahrer durstig gemacht hat. Wieder zieht der Wagen die Dörfler an und gibt ihnen die schwersten Rätsel auf. Wie ein Wagen ohne Pferde oder sonst ein Zugtier laufen können soll, ist für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Die einen reden von Hexen und Hexenmeistern, andere von einem Uhrwerk. Die drei Zauberkünstler aber steigen auf und fahren lachend davon. Bald wird die Schwarzwaldstraße so steil, daß sie schieben müssen, stundenlang. Schon fängt es an zu dämmern. Ohne Laterne wird weitergeschoben, aber nicht nach der Methode Till Eulenspiegels. Ein freudiges Aufatmen geht erst durch die „Schiebenden“, als sie oben auf der Bergeshöhe ankamen und die fallende Straße mit den Lichtern von Pforzheim vor sich sahen. Sie sausen zu Tal, nach Pforzheim hinein. Und obgleich die Buben aussahen wie Mohren in Studentenmützen und auch die Mutter ganz verstaubt war, endet die Fahrt, wie sie begonnen wurde – als Glorienfahrt! Ein Auflauf entsteht, und der Triumphwagen wird angestaunt wie ein neuzeitliches Weltwunder auf Rädern. Stolz, aber todmüde drahtet die Mutter die gute Ankunft in die Welt: „Pforzheim glücklich angekommen.“ Der Vater aber drahtet zurück: „Ketten sofort als Expreß zurückschicken, da sonst Wagen in München nicht laufen kann.“ Diese väterliche „Drahtbremse“ wirkte wie ein einziger Schlag. Wer mit der Wanderlust des Zigeuners frei und froh „hinaus in die Ferne“ gefahren ist, der tritt die Heimreise nicht gern im Eisenbahnwagen an. Aber die väterliche Bremse war nicht so schlimm gemeint. Nach einigen Tagen schickte der Vater, der auf die Leistungen der heimlichen Ausreißer nach dem ersten Schreck doch einen heimlichen Stolz bekam, eine neue Kette als Ersatz. Dank dieser Kette konnte dann auch die Rückfahrt in automobiler Herrlichkeit und Freude gemacht werden, von einigen „Schieberintermezzi“ abgesehen. Und die Moral von der Geschichte war: „Der Motor ist für Bergtouren zu schwach.“ Daher ging der Vater später auf den Reformvorschlag der drei Empiriker gerne ein, eine dritte Übersetzung für Bergfahrten in den Wagen einzubauen…“

Feldmarschall Erich von Manstein, unser Panzerstratege

Das Panzergeburtstagskind bedankt sich für die Glückwünsche und erklärt euch zur Feier des Tages unseren Schlachtplan gegen Polen im Sechsjährigen Krieg:

„Die deutsche Führung ging das oben erwähnte Risiko im Westen voll ein. Das Oberkommando des Heeres setzte gegen Polen 42 aktive Divisionen (darunter eine neu zusammengestellte Panzerdivision, die X. Panzerdivision) und eine aus Festungstruppen des Oder-Warthe-Bogens neugebildete Infanteriedivision (L. Infanteriedivision) ein. Es waren dies 24 Infanteriedivisionen, drei Gebirgsdivisionen, sechs Panzerdivisionen, vier leichte Divisionen, vier motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade. Dazu kamen noch sechs erst bei der Mobilmachung neuaufgestellte Divisionen (zweite bis vierte Welle – Die neuaufgestellten Divisionen der zweiten und vierten Welle hatten nur geringe, die der dritten Welle gar keine aktiven Stämme und waren schwächer als die aktiven Divisionen. Sie wurden langsamer mobil), die jedoch vorerst nicht als vollwertig anzusehen waren. Außerdem waren dem Ostheer die Leibstandarte und ein oder zwei weitere verstärkte SS-Regimenter zugeteilt. Demgegenüber blieben für den Westen nur elf aktive Infanteriedivisionen. Festungstruppen in Stärke etwa einer Division (später LXXII. Infanteriedivision) und an Neuaufstellungen 35 Divisionen (zweite bis vierte Welle). Panzer- oder motorisierte Verbände standen im Westen nicht zur Verfügung. Insgesamt also 46 Divisionen, von denen aber 3/4 nur bedingt einsatzfähig waren. Die als Luftlandedivision ausgebildete und ausgerüstete XXII. Infanteriedivision blieb als Reserve des Oberkommandos des Heeres im Innern des Reiches. Auch die Masse der Luftstreitkräfte wurde – in zwei Luftflotten gegliedert – gegen Polen eingesetzt, während eine dritte, schwächere Luftflotte im Westen verblieb. Das Risiko, das die deutsche Führung mit dieser Kräfteverteilung einging, war zweifellos recht hoch. Infolge des überraschend schnellen Verlaufs des polnischen Feldzuges, an dem auch die Fehler des Unterliegenden teilhatten, und vor allem infolge der völligen Untätigkeit, mit der Polens Westalliierte der polnischen Niederlage zusahen, ist dieses Risiko kaum je richtig gewürdigt worden. Man muß aber bedenken, daß die deutsche Führung damals mit einer französischen Armee von rund 90 Divisionen zu rechnen hatte. Tatsächlich hat Frankreich (nach von Tippelskirch) im Herbst 1939 innerhalb von drei Wochen 108 Divisionen auf die Beine gebracht! Es waren dies 57 Infanteriedivisionen, fünf Kavalleriedivisionen, eine Panzerdivision und 45 Reserve- beziehungsweise Territorialdivisionen, dazu starke Heerestruppen an Panzern und Artillerie. (Ein Teil der französischen Kräfte verblieb allerdings zunächst in Nordafrika und an der Alpengrenze.) Die letzteren hatten vor den deutschen Kriegsaufstellungen den Vorteil, daß sie aus voll ausgebildeten Reservisten bestanden, während die deutschen Neuaufstellungen weitgehend Kurzausgebildete oder Reservisten aus dem Ersten Weltkrieg enthielten. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß das französische Heer vom ersten Kriegstage an an den deutschen Westkräften mehrfach überlegen war. Die britische Beteiligung zu Lande war allerdings recht geringfügig. Nur vier Divisionen stellte Großbritannien hierfür bereit und auch diese trafen erst in der ersten Hälfte des Oktober auf dem Kriegsschauplatz ein. Der deutsche Operationsplan gegen Polen beruhte auf voller Ausnutzung der durch den Grenzverlauf dargebotenen Möglichkeit, den Gegner von vornherein in beiden Flanken zu umfassen. Das deutsche Heer marschierte unter nahezu völligem Versagen in der Mitte (Oder-Warthe-Bogen) in zwei weit getrennten Flügelgruppen auf. Die Heeresgruppe Nord (Generaloberst von Bock, Chef des Generalstabs General von Salmuth) umfaßte in zwei Armeen insgesamt fünf Infanterie- und ein Panzerkorps mit zusammen neun aktiven Infanteriedivisionen (einschließlich der aus Festungstruppen neugebildeten nicht vollen L. Infanteriedivision), acht bei der Mobilmachung aufgestellten Infanteriedivisionen, zwei Panzerdivisionen (dazu ein neu zusammengestellter Panzerverband Kempf), zwei motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade, insgesamt also 21 Divisionen. Hinzu kamen noch in Ostpreußen die Festungstruppen von Königsberg und Lötzen, in Pommern die Brigade Netze. Die Heeresgruppe marschierte mit der III. Armee (General von Küchler) in Ostpreußen, mit der IV. Armee (Generaloberst von Kluge) in Ostpommern auf. Aufgabe der Heeresgruppe war es, zunächst den Korridor zu durchstoßen, dann die Masse ihrer Kräfte ostwärts der Weichsel schnell nach Südosten beziehungsweise Süden vorzuwerfen, um nach Überwinden der Narew-Linie einer etwaigen polnischen Weichselverteidigung in den Rücken zu gehen. Die Heeresgruppe Süd (Generaloberst von Rundstedt, Chef des Generalstabs General von Manstein) war wesentlich stärker. Sie bestand aus drei Armeen (XIV. Armee Generaloberst List, X. Armee Generaloberst von Reichenau, VIII. Armee Generaloberst Blaskowitz). Insgesamt verfügte die Heeresgruppe über acht Infanteriekorps, vier Panzerkorps mit zusammen fünfzehn aktiven Infanteriedivisionen, drei Gebirgsjägerdivisionen, acht neuaufgestellten Divisionen sowie über die Masse der motorisierten Verbände mit vier Panzerdivisionen, vier leichten Divisionen und zwei motorisierten Infanteriedivisionen. Insgesamt also 36 Divisionen. Die Heeresgruppe marschierte mit der XIV. Armee im oberschlesischen Industriegebiet, im Ostteil Mährens und in der westlichen Slowakei, mit der X. Armee in Oberschlesien um Kreuzburg und südlich, mit der VIII. Armee in Mittelschlesien ostwärts Oels auf. Ihre Aufgabe war es, den Gegner im großen Weichselbogen und in Galizien zu schlagen, mit starken motorisierten Kräften schnell auf Warschau vorzustoßen und möglichst bald die Weichselübergänge in breiter Front in Besitz zu nehmen, um im Zusammenwirken mit der Heeresgruppe Nord den Rest der polnischen Armee zu vernichten…“

Kaiser Otto der Große

„Gegenwärtig hat eine Sturmflut wilder politischer Leidenschaften und tönender Redensarten unsere ganze frühere staatliche Auffassung unter sich vergraben, anscheinend alle heiligen Überlieferungen vernichtet. Aber diese Flut wird sich wieder verlaufen. Dann wird aus dem ewig bewegten Meere völkischen Lebens jener Felsen wieder auftauchen, an den sich einst die Hoffnung unserer Väter geklammert hat, und auf dem vor fast einem halben Jahrhundert durch unsere Kraft des Vaterlandes Zukunft vertrauensvoll begründet wurde: Das deutsche Kaisertum!“

Schrieb Paul von Hindenburg in seinen Denkwürdigkeiten aus seinem Leben und damit die Leute wissen, was es mit unserem deutschen Kaisertum auf sich hat, feiern wir heute den Geburtstag Ottos des Großen, den man getrost das Musterbild unseres Kaisertums nennen kann. Geboren im Jahre 912 als Sohn Heinrichs des Finklers, herrschte er von 936 bis 973 und führte unser altes deutsches Reich auf einen Höhepunkt seiner Macht – sowohl innerlich als auch äußerlich. Im Inneren brachte er die Fürsten zum Gehorsam und den äußeren Feinden schlug er aufs Haupt, namentlich den Ungarn auf dem Lechfeld in der berühmten Schlacht im Jahre 955. Aber auch die Slawen, Dänen und Gallier sollten ihr Fett wegbekommen. Italien hat er gleich ganz unserem alten Reich einverleibt, indem er die Königswitwe Adelheid ehelichte und den Usurpator Berengar niederwarf. Soweit sind wir aber beim Widukind noch nicht, sondern noch muß unser Kaiser Otto den Aufstand in Lothringen niederwerfen:

„Darauf ergriff Immo, ob ernstlich oder zum Scheine, weiß ich nicht, die Waffen gegen den König, und mitten im Winter von einem Heere umringt, ergab er sich samt seiner Feste und verblieb fortan treu und dienstbar. Auch die Neffen Isilberts unterwarfen sich dem Dienste des Königs, behielten aber trotzdem die Festen zurück, welche sie inne hatten. Auch Kievermont wurde noch von Ansfried und Arnold behauptet. An diese richtete Immo ein Sendschreiben, worin er Folgendes zu ihnen redete: „Über meinen Wert habe ich keine eigene Meinung; euer Urteil ist auch das meine. Von euch aber ist bekannt, daß ihr dieses Volkes Häupter seid. Nun ist Keinem zweifelhaft, daß jeder mit zwei Händen mehr vermag, als mit einer; daher ist gewiß, daß drei an Stärke einen übertreffen. Welche Notwendigkeit zwingt uns nun, den Sachsen zu dienen, außer unsrer Zwietracht? Als sie euch mit Waffen bedrängten, haben sie sich da des Sieges erfreut? Den Siegern bringt doch wahrlich die Dienstbarkeit Schmach. Ich habe den Besten aller Sterblichen, der mich von Kindheit an behütet, mich immer unter seine Freunde gezählt und durch große Macht geehrt hat, unfern gemeinsamen Gebieter verlassen, und mich auf Gefahr meines Lebens dem Sachsen verbündet; nun bin ich, wie ihr wißt, statt der verdienten Ehre schimpflich von ihm behandelt, mit Waffen umstellt, beinahe aus einem freien Manne ein Knecht geworden. Damit ihr also wisset, daß ich ehrlich für das gemeinsame Wohl sorgen wolle, will ich dir, Ansfried, meine einzige Tochter verloben, auf daß ich bei euch von keinem Verdacht der Untreue getroffen werden kann. Bestimmt mir daher einen Ort zu gemeinsamer Beredung, und dann werde ich selbst euch die Bürgschaft meiner Treue geben, welche der Bote euch noch nicht leisten kann.“ Darauf hin widerstanden diese, obwohl ihre Brust von Eisen war, und sie ihm schon längst nicht trauten, dennoch so großer Verschmitztheit nicht, und bestimmten, verleitet von den verführerischen Worten, einen Ort zur Persönlichen Zusammenkunft. Er aber hatte an gelegenen Orten Bewaffnete verborgen, nahm beide hinterlistig gefangen und sandte sie unter Bewachung zum Könige, zugleich mit einer Botschaft, die in folgenden Worten abgefaßt war: „Der Größere ist sanfter und bedarf weder Fesseln noch Schläge; Drohungen entlocken ihm Alles was er weiß. Ansfried aber ist härter als Eisen; wenn diesen die heftigsten Qualen ergründen, so ist es viel.“ Als sie der König erhalten hatte, züchtigte er sie eine Zeit lang durch enge Haft; später gewann er sie durch die Milde seiner Huld für sich und entließ sie in Frieden. Da nun die Ereignisse und Begebenheiten so unter einander verkettet sind, daß man sie nicht in der Reihenfolge der Erzählung von einander trennen darf, möge mich Niemand beschuldigen, daß ich die Zeiten unter einander menge, wenn ich später Geschehenes den früheren Ereignissen voranstelle. Der König also erbarmte sich nach der Milde, welche seinem Herzen immer am nächsten lag, der schweren Not seines Bruders, überließ ihm für seinen Bedarf einige feste Plätze und gestattete ihm, innerhalb des lothringischen Gebiets zu wohnen…“

Heim geht unser Kaiser Otto der Große nun bei unserem Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ und erfährt seine Würdigung durch unseren Geschichtsforscher: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Als Otto das Osterfest 973 zu Quedlinburg am Grabe seines Vaters und seiner Mutter feierte, umgab ihn noch einmal der Glanz seiner hohen Weltstellung, die er in 37jährigem Wirken errungen hatte. Es kamen dorthin auf seinen Ruf die Fürsten Miesko von Polen und Boleslav von Böhmen; es kamen die Gesandten der Römer, Griechen, Bulgaren, Ungarn, Slawen und Dänen, und aus Deutschland eine große Zahl der Fürsten und Edeln. Aber von seiner Familie waren nur Adelheid und der junge Kaiser Otto, von seinen älteren Freunden und Dienern nur noch wenige um ihn versammelt; und aus diesen wenigen riß der unerbittliche Tod auch noch in diesen Tagen den treuen Herzog Hermann von Sachsen hinweg. „Traurig“, sagt Widukind, „über den Tod dieses besten Mannes, der den Ruhm der Klugheit, Gerechtigkeit und Wachsamkeit in den Geschäften des Friedens und des Krieges für alle Zeiten hinterlassen hat, wandelte Otto durch diese Orte.“ – Am 6. Mai kam er nach der Stadt, wo sein Vater aus dem Leben geschieden war, nach Memleben. Er fühlte sich sehr schwach; die Anstrengungen eines rastlos bewegten Lebens hatten ihn frühzeitig aufgerieben, denn Otto war noch nicht in den Jahren der eigentlichen Altersschwäche, er war erst 61 Jahre alt. „Am nächsten Tage, den 7. Mai, stand er nach seiner Gewohnheit sehr früh auf und besuchte den Frühgottesdienst; doch mußte er sich dann wieder einige Zeit zur Ruhe niederlegen. Als er darauf auch der Messe beigewohnt und den Armen, wie er pflegte, Almosen gereicht hatte, legte er sich nochmals auf’s Lager; zur bestimmten Stunde jedoch erschien er mit heiterer Miene an der Tafel. Dann besuchte er den Abendgottesdienst oder die Vesper, begleitet von seinen Großen, wie es immer geschah, denn der Gang des Kaisers in die Kirche wurde unter dem Geleite der geistlichen und weltlichen Großen und Vortragung des Kreuzes gehalten. Nach dem Gesange des Evangeliums fühlte er Hitze und Betäubung des Kopfes; die ihn um gebenden Fürsten sahen es und reichten ihm einen Sessel. Sein Haupt neigte sich wie das eines Scheidenden; er wurde wieder zu sich gebracht und forderte das Sakrament des göttlichen Leibes und Blutes, welches er empfing, und übergab dann ohne Seufzer, mit völliger Ruhe, seinen letzten Hauch dem Erbarmen des Schöpfers unser Aller. Darnach wurde er in sein Gemach getragen, und obgleich es schon spät war, wurde sein Tod dem Volke verkündigt. Das Volk aber sprach Vieles zu seinem Ruhme und von dem Danke, den ihm das Vaterland schuldig sei, wie er das Volk mit väterlicher Liebe regiert und von den Feinden befreit, die stolzen Feinde, die Awaren, Sarazenen, Dänen, Slawen mit den Waffen besiegt, Italien unterworfen, die Tempel der heidnischen Götter bei den benachbarten Völkern zerstört, Kirchen und geistliche Stiftungen gegründet habe. Und so noch vieles Andere zu seinem Lobe vorbringend, verweilten sie in der Nähe der königlichen Leiche. – Am andern Morgen aber gaben sie dem Sohne des Kaisers, obwohl er schon früher zum Könige und Kaiser gesalbt worden, von Neuem den Handschlag der Treue, und versprachen ihm mit dem Vasalleneide ihren Beistand gegen jeden Feind. Der so von dem ganzen Volke gleichsam von Neuem gewählte Fürst ließ die Leiche des Vaters nach der Stadt bringen, deren zweiter Gründer er gewesen war, nach Magdeburg. So ist am 7. Mai der römische Kaiser, der König vieler Völker, gestorben, der den kommenden Jahrhunderten viele und glorreiche Monumente göttlicher und menschlicher Werke hinterlassen hat.“ – So erzählt in seiner schlichten und treuherzigen Weise der ehrwürdige Geschichtsschreiber Heinrichs und Ottos, der mehr genannte Widukind, Mönch in Corvey und Zeitgenosse Ottos, den er nur kurze Zeit überlebt hat, den Tod seines Kaisers, dem die Geschichte den Beinamen des Großen nicht versagt hat. Wir lassen auch noch Widukinds Schilderung des Kaisers Otto mit seinen eignen Worten folgen. „Otto war von ausgezeichneter Frömmigkeit der Gesinnung, so daß er nie seine Krone aufsetzte, ohne vorher gefastet zu haben. In der Ausführung seiner Unternehmungen war er sehr standhaft; er war freundlich, ohne die königliche Würde zu verletzen; zum Geben bereitwillig; den Freunden nichts verweigernd, treu, wie nur irgend ein Mensch; zum Verzeihen so geneigt, daß er oft selbst die Angeklagten und Überwiesenen verteidigte und ihr Vergehen nicht glauben wollte, auch später sie so behandelte, als wenn sie nie gegen ihn gefehlt hätten. Er war sehr sparsam mit dem Schlafe, und redete laut im Schlafe, so daß man ihn für wach halten mochte. Seine Geistesfähigkeiten waren ausgezeichnet; noch nach dem Tode der Königin Edgitha lernte er lesen, was er vorher nicht verstand, so daß er vollständig Bücher lesen und verstehen konnte. Die römische und slawische Sprache wußte er zu reden, aber er bediente sich ihrer nur ungern und selten. Er war ein Freund der Jagd und liebte das Brettspiel, das Reiten übte er mit Anmut, bei königlichem Anstande; seine ansehnliche Gestalt hatte überhaupt den Ausdruck der königlichen Würde. Das Haupt war mit spärlichen grauen Haaren bedeckt“, (die Schilderung ist also aus dem höheren Lebensalter des Kaisers); „die Augen feurig und gleich dem schnellen Blitze leuchtend. Die Farbe des Gesichts war rot, der Bart lang herabhängend, gegen die alte Sitte; die Brust, wie die des Löwen, behaart. Sein Schritt war mitunter beschleunigt, doch bald wieder gemessen; seine Tracht die vaterländische, die er nie mit fremder vertauschte.” – So weit Widukind. Kaiser Otto wurde, wie er es gewünscht, neben seiner geliebten Gemahlin Edgitha beigesetzt…“

Andreas Hofer, der Führer des Aufstands unserer Tiroler gegen Napoleon

Wir Deutschen feiern heute den Geburtstag Andreas Hofers (1767). Berühmt ist dessen Aufstand gegen Napoleon im Jahre 1809 und tragisch war dessen Scheitern. Mehr noch als die gleichzeitig stattfindende Erhebung Schillers mahnt uns der Tiroler Aufstand der Worte Fichtes in seinen berühmten Reden an unsere deutsche Nation: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Reden+an+die+deutsche+Nation

„Keine Nation, die in diesen Zustand der Abhängigkeit herabgesunken, kann durch die gewöhnlichen und bisher gebrauchten Mittel sich aus demselben erheben. War ihr Widerstand fruchtlos, als sie noch im Besitze aller ihrer Kräfte war, was kann derselbe sodann fruchten, nachdem sie des größten Teils derselben beraubt ist? Was vorher hätte helfen können, nämlich wenn die Regierung derselben die Zügel kräftig und straff angehalten hätte, ist nun nicht mehr anwendbar, nachdem diese Zügel nur noch zum Scheine in ihrer Hand ruhen, und diese ihre Hand selbst durch eine fremde Hand gelenkt und geleitet wird. Auf sich selbst kann eine solche Nation nicht länger rechnen; und eben so wenig kann sie auf den Sieger rechnen. Dieser müßte eben so unbesonnen, und eben so feige und verzagt sein, als jene Nation selbst erst war, wenn er die errungenen Vorteile nicht fest hielte, und sie nicht auf alle Weise verfolgte. Oder wenn er einst im Verlauf der Zeiten doch so unbesonnen und feige würde, so würde er zwar eben also zu Grunde gehen, wie wir, aber nicht zu unserem Vorteile, sondern er würde die Beute eines neuen Siegers und wir würden die sich von selbst verstehende, wenig bedeutende Zugabe zu dieser Beute. Sollte eine so gesunkene Nation dennoch sich retten können, so müßte dies durch ein ganz neues, bisher noch niemals gebrauchtes Mittel, vermittelst der Erschaffung einer ganz neuen Ordnung der Dinge, geschehen. Lassen Sie uns also sehen, welches in der bisherigen Ordnung der Dinge der Grund war, warum es mit dieser Ordnung irgend einmal notwendig ein Ende nehmen mußte, damit wir an dem Gegenteile dieses Grundes des Untergangs das neue Glied finden, welches in die Zeit eingefügt werden müßte, damit an ihm die gesunkene Nation sich aufrichte zu einem neuen Leben…“

Denn unser Major Schill fand nicht den nötigen Rückhalt im Volk für seine Erhebung und daher läßt sich nicht sagen wie sein Unternehmen ausgegangen wäre, wenn er diesen gefunden hätte. Dagegen boten die Tiroler alles an Kraft auf, was sie konnten und wurden von der feindlichen Übermacht erdrückt. Denn mehr als unsere Tiroler 1809 ist von einer Schilderhebung nicht zu erhoffen, gemessen an den historischen Erfahrungen und den Begrenzungen der menschlichen Natur. Weniger ist aber bei weitem die Regel. Man denke hier an den irischen Osteraufstand im Jahre 1916… Lehrreich ist die Untersuchung des Tiroler Volksaufstandes durchaus. Beispielsweise sehen wir, daß die Österreicher ihre versprochenen Hilfstruppen erst dann in Bewegung gesetzt haben, nachdem die Tiroler beträchtliche Anfangserfolge gegen die Gallier und Bayern errungen hatten: https://archive.org/details/andreashoferundd00beck

„Wir wollen hier die Armen ziehen lassen. Sie gehen ihrem Verderben, ohne es zu ahnen, und der höchsten Schmach entgegen, welche einen Krieger treffen kann. In Deutschland hatte der Soldat solches Schicksal nicht zu fürchten gehabt, denn hier ließ sich der Landmann das Letzte nehmen, ohne eine Hand zu erheben, und tat er es und schlug er einen solchen Peiniger und Räuber tot, so sprach wohl gar ein Schöffenstuhl das Todesurteil über ihn aus, wie es in der Tat geschah, als ein Bauer mit seinem Sohne 1806 zwei französische Marodeure nach der Schlacht von Jena getötet hatte. Hofer selbst hatte durch den Sieg auf dem Sterzinger Moose das in ihn gesetzte Vertrauen seiner Landsleute aufs Neue, wie aufs Glänzendste gerechtfertigt, so wenig er auch, wie wir sahen, selbst Hand anlegte. Mit selbstgefälligem Vertrauen fragte er schriftlich beim Feldmarschall-Leutnant von Chasteler und bei dessen rechter Hand, von Hormayr an, ob wohl einer wie der andere das Wort gehalten habe, welches sie sich im Anfange des Jahres einander gegeben hätten? Chasteler antwortete darauf in einer hochtrabenden Proklamation an das Tiroler Volk: „Brave Tiroler! Ich bin schon in eurer Mitte. Meine Truppen haben Brixen besetzt, und ich stehe mit dem Hauptkorps auf der Höhe von Schabs. – Durch diese Stellung ist die Hauptverhinderung zwischen Deutschland und Italien dem flüchtigen Feinde abgeschnitten. Ich schicke zugleich eine starke Truppenabteilung von Infanterie und Kavallerie und Geschütz gegen den Brenner euch zu Hilfe. Eine andere Kolonne nimmt ihre Richtung gegen Bozen. Haltet euch bis dahin in Besitz der gegenwärtigen Posten, und deckt mir meine Flanken. Tirols Hauptstadt wird sich vielleicht schon in diesem Augenblick im Besitz der von Salzburg herab gerückten Kolonne des Feldmarschall-Leutnants Jellachichs befinden, und München von der Hauptarmee besetzt sein. Auf die allererste Nachricht, daß euer Mut für Freiheit und Vaterland euch schon seit mehreren Tagen, bevor ich euch noch nahe genug war, in hitzige Gefechte mit dem Feind verwickelt habe, eilte ich Tag und Nacht zu eurer Hilfe. Mein Marsch von der Grenze Kärntens, von Linz über Brixen hinaus, geschah ohne Rast und ohne Unterlaß in einem raschen Zuge. Meine Truppen haben dabei bewiesen, wie sehr sie euern ruhmwürdigen Eifer empfinden, wie sehr sie verlangen, sich als Brüder der tapfern Tiroler zu zeigen. Eure Gefangenen sind Zeugen eures Mutes, sie sollen aber auch Unterpfänder sein für eure persönliche Sicherheit, sie sollen dafür bürgen, daß jene Gräuel nicht wiederholet werden, welche die Bayern gestern und vorgestern zu Mauls, Sterzing und Gossensaß verübet haben. Diese Tage werden in der Geschichte Tirols ewig denkwürdig und eure Namen den spätesten Enkeln ewig heilig bleiben. – So habt ihr die hohen Erwartungen gerechtfertigt, die der geliebte Erzherzog Johann in euch setzte, und die in den heiligenden Proklamen ausgesprochen sind. Tiroler! vertraut mir, so wie ich auf euch baue und traue! Harret mutig aus! in wenig Tagen ist es vollbracht – das große Werk der – Erlösung. Mühlbach, am 12. April 1809. Marquis von Chasteler, Feldmarschall-Leutnant…“

Dies möge all jenen eine Warnung sein, die auf den Beistand fremder Mächte – wie etwa Rußlands – im Freiheitskampf gegen die VSA hoffen…

Herzog Philipp der Streitbare, der erste Verteidiger Wiens

„Es geht hieraus wohl hervor, daß im heutigen Europa es dem talentvollsten Feldherrn sehr schwer ist, einer feindlichen Macht von doppelter Stärke den Sieg abzugewinnen; sehen wir die doppelte Streitkraft gegen die größten Feldherren ein solches Gewicht in die Waagschale legen, so dürfen wir nicht zweifeln, daß in gewöhnlichen Fällen bei großen und kleinen Gefechten eine bedeutende Überlegenheit, die aber doch das Doppelte nicht zu übersteigen braucht, hinreichen wird, den Sieg zu verleihen, wie nachteilig auch die anderen Umstände sein mögen.“ (Carl von Clausewitz)

Bei Wien bekam es unser Herzog Philipp der Streitbare 1529 mit einer fast zehnfachen Übermacht zu tun. Er verfügte über bestenfalls 22,000 Mann und 60 Geschütze und stand mindestens 150,000 Türken gegenüber. Vor drei Jahren hatten diese die Ungarn bei Mohacs vernichtend geschlagen und trachteten nun nach der Eroberung unseres alten deutschen Reiches. Zäher Widerstand und tapfere Ausfälle hielten sie hin und dann zwang das schlechte Wetter die Türken zur Aufgabe der Belagerung. Philipp der Streitbare erhielt von seiner Waffentat nicht nur seinen Ehrennamen, sondern auch den Ritterschlag und das Goldene Vlies. Seine weitere Laufbahn bescherte ihm 1532 die Statthalterschaft von Württemberg, endete aber jäh 1534 bei Lauffen. Philipps Gefolgsmann Dietrich Späth unterlag dem Landgrafen von Hessen, während unser Herzog krank auf dem Asperg lag. Danach gelang Philipp dem Streitbaren nichts mehr: Seine Wunde hinderte ihn an der Teilnahme von weiteren Feldzügen und die Hoffnungen auf eine reiche Heirat erfüllten sich ebenfalls nicht… Geboren wurde der Sohn Ruprechts von der Pfalz und der Elisabeth von Bayern 1503 in Heidelberg und studierte in Freiburg und Padua. Bei unserem Geschichtsforscher Robert Salzer hören wir in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ nun von den letzten Jahren Philipps des Streitbaren: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008384/images/index.html?seite=20

„So verließ er England. Als er in die Pfalz zurückkam, sendete ihn der Kurfürst in eigenen und in Ottheinrichs Angelegenheiten, der sich in des Kaisers Ungnade befand und dessen Fürstentum mit Beschlag belegt war, mit einer Anzahl Räte zum Kaiser, den er am 1. Juli 1547 in Coburg traf. Aber seine Bemühungen hatten keinen Erfolg. Nach seiner Rückkehr lebte er in den dürftigsten Verhältnissen in Heidelberg. Der Kurfürst, welcher sparen wollte und sich des Kaisers wegen möglichst fern von Ottheinrich und Philipp hielt, entzog allen Agnaten die Naturallieferung vom Hof und zahlte dafür nur ungenügende Pauschsummen. Philipp erhielt 1000 Gulden, die er in Neustadt an der Haardt verzehren mußte. Doch rief ihn 1548 der Kurfürst zu Hilfe auf den Reichstag von Augsburg. Er sollte seinen Einfluß geltend machen gegen die Machinationen der jüngeren Wittelsbacher Linie, die Ansprüche auf die Kur machte. Zugleich mußte sich Philipp gegen die Sukzessionsansprüche des Herzogs Ludwig verteidigen, gegen welche er sich behauptete. Aber alle seine Bemühungen, um Ottheinrichs Gnade und die Rückgabe Neuburgs zu erlangen, waren trotz seiner Verdienste um Ferdinand und den Kaiser vergeblich. Nachdem er sich 4 Monate lang auf dem Reichstag abgemüht hatte, kehrte er krank nach Neustadt zurück, von wo er vergeblich dem Kurfürsten die Unzulänglichkeit der 1000 Gulden Pauschquantum vorstellte. Er erhielt die anzügliche Antwort, er möge sich einschränken, der Kurfürst wisse, könne und wolle ihm nicht mehr geben. Diese harte Antwort preßte dem kranken Manne Tränen aus und er rief aus: „Ach Gott, was soll ich mich einziehen? es wäre nötiger einen Barbier anzunehmen bei meiner beständigen Krankheit; ich habe nur sechs Personen, vier Pferde und zwei Buben im Stall.“ Bis in seine Todesstunde empfand Philipp dies in seinem Zustand unverdient kränkende Schreiben. Am 12. Mai 1548 kam er aus Neustadt nach Heidelberg um Heilung eines schweren Magenleidens zu suchen, das er von Augsburg mit heimgebracht hatte. Schon am 14. Mai in der Nacht war er dem Tode nahe. Doch riß ihn Doktor Lang noch einmal heraus und er glaubte 14 Tage später schon nach Neustadt zurückreiten zu können, da trat ein Rückfall ein. Noch sechs Wochen rang er, bis der Tod ihn erlöste. Alle Organe versagten ihre Dienste. Die Leber war entzündet, das Herz verhärtet und Steinschmerzen plagten ihn furchtbar. Philipp blieb beständig bei Bewußtsein, sprach aber in den letzten vier Tagen nicht mehr und nahm bloß Pomeranzensaft zu sich. Getröstet durch die Gebete des evangelischen Predigers Magister Wolfgang starb er am 4. Juli 1548 gegen Abend im Alter von fast 45 Jahren. Er starb in Armut und Elend „und ist“, wie sein Bruder sagt, „in viel Jahren kein Fürst also elend gestorben; er hat weder Land noch Leut gehabt, nicht ein Dorf war sein eigen; und schlimmer noch waren die Anfechtungen wegen seiner Schulden bei den vielen Schmerzen seiner Krankheit“. Wenn etwas ihm Trost gewähren konnte, so war es die treue Liebe seines Bruders, der ihm leider nicht helfen konnte, da er selbst in Not und Verbannung lebte. Ausharrende Tapferkeit und Standhaftigkeit in Gefahren und Not, die Grundzüge seines Charakters, hat er in guten und schlimmen Tagen zu zeigen reichlich Gelegenheit gehabt. Er war ein Opfer der Undankbarkeit der Habsburger, denen er mit Eifer gedient hatte und der Unfähigkeit der Fürsten seiner Zeit, sich nach den schmalen Mitteln einzurichten, die ihr spärliches Einkommen ihnen darbot.“

Hartmann von Aue

Nicht nur rechneten unsere Ahnen unseren großen deutschen Minnesänger Hartmann von Aue zu den Zwölf alten Meistern, sondern verewigten seine Werke in Handschriften wie dem Ambraser Heldenbuch oder dem Kodex Manesse. Gelebt haben soll unser Barde von 1165 bis 1215. Die alten Liederhandschriften zeigen ihn uns als wackeren Ritter hoch zu Roß und wir haben keinen Grund das Gegenteil anzunehmen. Das Werk unseres Hartmanns von Aue besteht aus einigen Liedern, dem Klagebüchlein, den Heldenliedern „Erec der Wunderaere“ und „Iwein mit dem Löwen“ sowie den Erzählungen „Gregorius“ und „Der arme Heinrich“. Es sollte in der heimischen Panzerbüchersammlung nicht fehlen. Das Minnelied Lieder „Der mit gelúke truric ist“ lasse ich unseren Barden zum Besten geben: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0364

„Der mit gelúke truric ist

der wirt mit vngelúke selten gemelliche fro

fúr truren han ich einen list

swas mir geschihet zeleide so gedenke ich iemer so

nv la varn es solte dir geschehen

schiere kvmt

dc dir gefrumt

svs sol ein man des besten sich versehen

Swer anders giht der misse seit

wan dc man stetú wib mit stetekeit erwerben mv̊s

des hat mir min vnstetekeit

ein stetes wib verlorn dv́ bot mir also schonen grůs

dc si mir ǒgte lieben wan

do si erkos

mich stetelos

do mv̊se ǒch dú genade ein ende han

Es ist mir iemer mere gv̊t

dc min vnstete an froͤiden mich versvmet hat

nv kere ich mich an steten mv̊t

vnd mv̊s mit heile mines vngelúkes werden rat

ich bin einer steter vndertan

an der wirt schin

dú stete min

vnd dc ich an stete meister nie gewan“