„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)
In diesem Sinne bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern rufen euch bisweilen auch unsere wahre deutsche Kultur und Kunst in Erinnerung. So auch heute zum Geburtstag von unserem großen deutschen Dichter Theodor Fontane, der nicht nur Gedichte und Erzählungen schrieb, sondern auch als Geschichtsschreiber der Einigungskriege tätig war. In Neuruppin erblickte unser Fontane 1819 das Licht der Erdenwelt. Unser Dichter erlernte den Beruf des Apothekers, den schon sein Vater ausübte. Dann aber brachen 1848 die liberalen Wirren aus, in welchen er gegen das Haus Hohenzollern aufbegehrte. Das ging für ihn glimpflich aus und anschließend arbeitete er als Zeitungsschreiberling. Er gab auch seine ersten Gedichte und Erzählungen heraus und bereiste Italien, Dänemark, Gallien, die Schweiz und England. Zum Traualtar führte unser Fontane 1850 Emilie Kummer, die ihm eine Tochter und sechs Söhne schenken sollte. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ verweilt unser Fontane auch ein wenig auf die berühmte Schlacht an der Katzbach zu sprechen, wo unser Feldmarschall von Blücher 1813 die Wende im Befreiungskrieg erkämpft hat: http://www.zeno.org/Literatur/M/Fontane,+Theodor/Reisebilder/Wanderungen+durch+die+Mark+Brandenburg
„Das Terrain, auf dem die Schlacht geschlagen wurde, liegt südlich von Liegnitz. Es ist ein nach Süden hin steil abfallendes Plateau, das an eben dieser Stelle von der wütenden Neiße, nach Westen hin aber von der Katzbach begrenzt und umfaßt wird. An der Südwestecke, wo die von Ost nach West fließende wütende Neiße in die von Süd nach Nord fließende Katzbach einmündet, biegt letztere kurz vor dem Einmündungspunkte jener (der Neiße) auf zweitausend Schritt östlich aus und schafft dadurch auf der entsprechenden Strecke einen Wasserdoppellauf. Katzbach und Neiße, sonst in rechtwinkliger Stellung zu einander, laufen hier auf eine kurze Strecke hin parallel und haben nichts als einen schmalen Wiesen- und Weidegrund zwischen sich. Dieser Umstand wurde für die Franzosen besonders verderblich; General Sacken warf das Neysche Korps in die Katzbach, General York das Macdonaldsche Korps in die Neiße, und zwar speziell da, wo beide Flüsse nebeneinander laufen, weshalb denn auch das Macdonaldsche Korps die größeren Verluste hatte. Im ganzen kann man das Terrain, auf dem die Schlacht unsererseits angenommen wurde, nur mit tiefem Mißtrauen betrachten und muß das Kopfschütteln Yorks noch nachträglich gerechtfertigt finden. Nur wenn wir guten Grund hatten, uns überlegen zu fühlen, hatten wir auch guten Grund, dem Gegner auf so diffizilem Terrain eine Schlacht zu bieten. Aber an solchen „gutem Grunde“ gebrach es durchaus. Man stand drei Korps gegen drei, und bei gleicher Zahl hatten die Franzosen damals die Chancen für sich. In der Tat schwankte die Schlacht mehr als einmal, und bei besserer Führung des Feindes hätte uns sehr wohl das Los zufallen können, den Plateauabhang hinunter und in die Katzbach und Neiße hineingeworfen zu werden. „Alles Glück, nichts als Glück“ raisonnierte der alte York. Und er hatte recht. Die Schlacht verlief wie folgt. Sacken hatte den rechten, Langeron den linken Flügel; York schob sich zwischen beide. Langeron, in der Tiefe haltend, führte beinah ein selbständiges, übrigens keineswegs allzu glückliches Gefecht. Die Entscheidung erfolgte auf dem Plateau, auf dem York und Sacken standen, York links, Sacken rechts, mit Front gegen Westen. In eben dieser Front floß die Katzbach, in der linken Flanke die Neiße. Die Aufstellung des Yorkschen Korps war die, daß die Brigaden Hünerbein und Horn das erste Treffen bildeten, Brigade Herzog Karl von Mecklenburg das zweite, Brigade Steinmetz in Reserve. Brigade Hünerbein hatte den linken Flügel und lehnte mithin an den Abhang, zu dessen Füßen die Neiße fließt. An der Tete der Brigade standen die Bataillone Laurens, Zepelin und Othegraven, jene von unserem, dieses vom brandenburgischen (jetzigem XII.) Infanterieregiment. An dieser Stelle begann der Kampf. Drei feindliche Bataillone mit vier Geschützen in der Front anvancierten. Das kupierte Terrain führte zu einer momentanen Teilung, und eins der Bataillone betrat bereits das Plateau, während die beiden anderen noch auf der Schrägung des Abhanges marschierten. Zwischen diesen beiden die vier Geschütze. Jetzt Halt! und Karree. Wir standen einander auf wenige hundert Schritt gegenüber. Hier (deployiert) Brigade Hünerbein, dort die drei, ebenso viele Vierecke bildenden französischen Bataillone. Das Bataillon Othegraven warf sich mit Hurra auf das einzelne, schon auf dem Plateau haltende Bataillon und schlug es mit dem Kolben zusammen. In zehn Minuten lag alles tot am Boden. Unsere am äußersten linken Flügel aufgestellten Bataillone von Laurens und von Zepelin aber stürzten sich gleichzeitig auf die noch am Abhange marschierenden zwei französischen Karrees, und trieben alles, was nicht dem Kolben und Bajonett erlag, die Schrägung hinunter, in die wütende Neiße hinein. Auch die vier Geschütze wurden genommen. So wurde durch die Brigade Hünerbein und zwar ganz speziell durch die Bataillone von Othegraven, von Laurens und von Zepelin die Schlacht glänzend eröffnet. Was nun folgte: Kavallerieattacke des Obersten von Jürgaß, dann Aufnahme der zurückgehenden Reiterei durch die Brigade Herzog Karl von Mecklenburg, schließlich das Vorrücken der ganzen Linie, rechts Sacken, links York, gegen das verzettelt auf dem Plateau stehende Macdonaldsche Korps, sind Momente, die jenseits unserer Aufgabe liegen. Die Brigade Hünerbein, und mit ihr unser Regiment, nahm an diesen Hergängen keinen Teil mehr, und hatte nur noch Verluste durch eine von hüben und drüben fortgesetzte Kanonade. Regimentskommandeur Major von der Goltz fiel. Er hielt in Front unseres ersten Bataillons, als ihm sein Adjutant bemerkte, daß es wohl das Geratenste sein dürfte, den gefährlichen Standpunkt aufzugeben. Von der Goltz aber erwiderte: „An meinem Beispiel hängt alles.“ In demselben Augenblicke traf ihn das Sprengstück einer Granate und warf ihn tot vom Pferde. Der Gesamtverlust des Regiments an diesem Tage betrug 213 Mann. Im Vergleich zu den opferreichen Kämpfen, die noch bevorstanden, eine geringe Zahl. Major von Laurens übernahm das Kommando. Auch bei der Katzbachschlacht wiederum zeigte es sich, wie schwer es ist, über den Gang eines Gefechts etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen. Es liegen mir vier Beschreibungen vor, die zum Teil in den wichtigsten Punkten abweichen! Wie die Brigaden untereinander und dann wieder wie die Bataillone jeder einzelnen Brigade gestanden haben, darüber herrscht Widerspruch. Einige lassen das Neysche Korps eine Rolle spielen, nach anderen erschien es so gut wie gar nicht. Ein Bericht spricht von vier Geschützen beim ersten französischen Angriff, ein anderer von drei Batterien. Am meisten Übereinstimmung herrscht noch in betreff unserer Brigade Hünerbein, ganz speziell auch darüber, daß es das Bataillon Othegraven und „zwei andere Bataillone“ (nach Zychlinski die unseren) waren, die die Schlacht glänzend einleiteten…“