Theodor Fontane

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

In diesem Sinne bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern rufen euch bisweilen auch unsere wahre deutsche Kultur und Kunst in Erinnerung. So auch heute zum Geburtstag von unserem großen deutschen Dichter Theodor Fontane, der nicht nur Gedichte und Erzählungen schrieb, sondern auch als Geschichtsschreiber der Einigungskriege tätig war. In Neuruppin erblickte unser Fontane 1819 das Licht der Erdenwelt. Unser Dichter erlernte den Beruf des Apothekers, den schon sein Vater ausübte. Dann aber brachen 1848 die liberalen Wirren aus, in welchen er gegen das Haus Hohenzollern aufbegehrte. Das ging für ihn glimpflich aus und anschließend arbeitete er als Zeitungsschreiberling. Er gab auch seine ersten Gedichte und Erzählungen heraus und bereiste Italien, Dänemark, Gallien, die Schweiz und England. Zum Traualtar führte unser Fontane 1850 Emilie Kummer, die ihm eine Tochter und sechs Söhne schenken sollte. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ verweilt unser Fontane auch ein wenig auf die berühmte Schlacht an der Katzbach zu sprechen, wo unser Feldmarschall von Blücher 1813 die Wende im Befreiungskrieg erkämpft hat: http://www.zeno.org/Literatur/M/Fontane,+Theodor/Reisebilder/Wanderungen+durch+die+Mark+Brandenburg

„Das Terrain, auf dem die Schlacht geschlagen wurde, liegt südlich von Liegnitz. Es ist ein nach Süden hin steil abfallendes Plateau, das an eben dieser Stelle von der wütenden Neiße, nach Westen hin aber von der Katzbach begrenzt und umfaßt wird. An der Südwestecke, wo die von Ost nach West fließende wütende Neiße in die von Süd nach Nord fließende Katzbach einmündet, biegt letztere kurz vor dem Einmündungspunkte jener (der Neiße) auf zweitausend Schritt östlich aus und schafft dadurch auf der entsprechenden Strecke einen Wasserdoppellauf. Katzbach und Neiße, sonst in rechtwinkliger Stellung zu einander, laufen hier auf eine kurze Strecke hin parallel und haben nichts als einen schmalen Wiesen- und Weidegrund zwischen sich. Dieser Umstand wurde für die Franzosen besonders verderblich; General Sacken warf das Neysche Korps in die Katzbach, General York das Macdonaldsche Korps in die Neiße, und zwar speziell da, wo beide Flüsse nebeneinander laufen, weshalb denn auch das Macdonaldsche Korps die größeren Verluste hatte. Im ganzen kann man das Terrain, auf dem die Schlacht unsererseits angenommen wurde, nur mit tiefem Mißtrauen betrachten und muß das Kopfschütteln Yorks noch nachträglich gerechtfertigt finden. Nur wenn wir guten Grund hatten, uns überlegen zu fühlen, hatten wir auch guten Grund, dem Gegner auf so diffizilem Terrain eine Schlacht zu bieten. Aber an solchen „gutem Grunde“ gebrach es durchaus. Man stand drei Korps gegen drei, und bei gleicher Zahl hatten die Franzosen damals die Chancen für sich. In der Tat schwankte die Schlacht mehr als einmal, und bei besserer Führung des Feindes hätte uns sehr wohl das Los zufallen können, den Plateauabhang hinunter und in die Katzbach und Neiße hineingeworfen zu werden. „Alles Glück, nichts als Glück“ raisonnierte der alte York. Und er hatte recht. Die Schlacht verlief wie folgt. Sacken hatte den rechten, Langeron den linken Flügel; York schob sich zwischen beide. Langeron, in der Tiefe haltend, führte beinah ein selbständiges, übrigens keineswegs allzu glückliches Gefecht. Die Entscheidung erfolgte auf dem Plateau, auf dem York und Sacken standen, York links, Sacken rechts, mit Front gegen Westen. In eben dieser Front floß die Katzbach, in der linken Flanke die Neiße. Die Aufstellung des Yorkschen Korps war die, daß die Brigaden Hünerbein und Horn das erste Treffen bildeten, Brigade Herzog Karl von Mecklenburg das zweite, Brigade Steinmetz in Reserve. Brigade Hünerbein hatte den linken Flügel und lehnte mithin an den Abhang, zu dessen Füßen die Neiße fließt. An der Tete der Brigade standen die Bataillone Laurens, Zepelin und Othegraven, jene von unserem, dieses vom brandenburgischen (jetzigem XII.) Infanterieregiment. An dieser Stelle begann der Kampf. Drei feindliche Bataillone mit vier Geschützen in der Front anvancierten. Das kupierte Terrain führte zu einer momentanen Teilung, und eins der Bataillone betrat bereits das Plateau, während die beiden anderen noch auf der Schrägung des Abhanges marschierten. Zwischen diesen beiden die vier Geschütze. Jetzt Halt! und Karree. Wir standen einander auf wenige hundert Schritt gegenüber. Hier (deployiert) Brigade Hünerbein, dort die drei, ebenso viele Vierecke bildenden französischen Bataillone. Das Bataillon Othegraven warf sich mit Hurra auf das einzelne, schon auf dem Plateau haltende Bataillon und schlug es mit dem Kolben zusammen. In zehn Minuten lag alles tot am Boden. Unsere am äußersten linken Flügel aufgestellten Bataillone von Laurens und von Zepelin aber stürzten sich gleichzeitig auf die noch am Abhange marschierenden zwei französischen Karrees, und trieben alles, was nicht dem Kolben und Bajonett erlag, die Schrägung hinunter, in die wütende Neiße hinein. Auch die vier Geschütze wurden genommen. So wurde durch die Brigade Hünerbein und zwar ganz speziell durch die Bataillone von Othegraven, von Laurens und von Zepelin die Schlacht glänzend eröffnet. Was nun folgte: Kavallerieattacke des Obersten von Jürgaß, dann Aufnahme der zurückgehenden Reiterei durch die Brigade Herzog Karl von Mecklenburg, schließlich das Vorrücken der ganzen Linie, rechts Sacken, links York, gegen das verzettelt auf dem Plateau stehende Macdonaldsche Korps, sind Momente, die jenseits unserer Aufgabe liegen. Die Brigade Hünerbein, und mit ihr unser Regiment, nahm an diesen Hergängen keinen Teil mehr, und hatte nur noch Verluste durch eine von hüben und drüben fortgesetzte Kanonade. Regimentskommandeur Major von der Goltz fiel. Er hielt in Front unseres ersten Bataillons, als ihm sein Adjutant bemerkte, daß es wohl das Geratenste sein dürfte, den gefährlichen Standpunkt aufzugeben. Von der Goltz aber erwiderte: „An meinem Beispiel hängt alles.“ In demselben Augenblicke traf ihn das Sprengstück einer Granate und warf ihn tot vom Pferde. Der Gesamtverlust des Regiments an diesem Tage betrug 213 Mann. Im Vergleich zu den opferreichen Kämpfen, die noch bevorstanden, eine geringe Zahl. Major von Laurens übernahm das Kommando. Auch bei der Katzbachschlacht wiederum zeigte es sich, wie schwer es ist, über den Gang eines Gefechts etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen. Es liegen mir vier Beschreibungen vor, die zum Teil in den wichtigsten Punkten abweichen! Wie die Brigaden untereinander und dann wieder wie die Bataillone jeder einzelnen Brigade gestanden haben, darüber herrscht Widerspruch. Einige lassen das Neysche Korps eine Rolle spielen, nach anderen erschien es so gut wie gar nicht. Ein Bericht spricht von vier Geschützen beim ersten französischen Angriff, ein anderer von drei Batterien. Am meisten Übereinstimmung herrscht noch in betreff unserer Brigade Hünerbein, ganz speziell auch darüber, daß es das Bataillon Othegraven und „zwei andere Bataillone“ (nach Zychlinski die unseren) waren, die die Schlacht glänzend einleiteten…“

Die Konvention von Tauroggen

Das Panzerjahr geht mal wieder mit dem Jahrestag der Konvention von Tauroggen zu Ende. Mit diesem Seitenwechsel der preußischen Truppen unter Yorck wurde 1812 die Befreiungskriege eingelöst und damit der Sturz Napoleons eingeläutet. Von deren Abschluß besitzen wir, dank unserem Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz, der an deren Abschluß entscheidend beteiligt war, einen Bericht aus erster Hand. Natürlich hat es sich unser Clausewitz nicht nehmen lassen, die Vorgänge vielfach strategisch zu erläutern und so suche ich mir aus seinem berühmten Buch „Der russische Feldzug von 1812“ seine strategische Beurteilung von Napoleons Rußlandfeldzug aus: https://archive.org/details/derfeldzuginrus00unkngoog

„Jetzt sei es dem Verfasser noch erlaubt, seine Meinung über den Operationsplan Bonapartes in diesem viel besprochenen Feldzug zu sagen. Bonaparte wollte den Krieg in Rußland führen und endigen, wie er ihn überall geführt und geendigt hatte. Mit entscheidenden Schlägen anzufangen und die dadurch erhaltenen Vorteile zu neuen entscheidenden Schlägen zu benutzen, so den Gewinn immer wieder auf eine Karte zu setzen, bis die Bank gesprengt war, das war seine Art, und man muß sagen, daß er den ungeheuren Erfolg, welchen er in der Welt gehabt hat, nur dieser Art verdankt; daß dieser Erfolg bei einer anderen kaum denkbar war. In Spanien war es ihm damit nicht gelungen. Der österreichische Feldzug von 1809 hatte Spanien gerettet, weil er ihn verhindert hatte die Engländer aus Portugal zu vertreiben. Seitdem war er dort in einen Verteidigungskrieg verfallen, der ihn ungeheure Kräfte kostete, ihn gewissermaßen an einem Arm lähmte. Sonderbar ist es und vielleicht der größte Fehler, den Bonaparte gemacht hat, daß er nicht im Jahre 1810 nach der Halbinsel gegangen ist, um den Krieg in Portugal zu beendigen, worauf er in Spanien auch nach und nach erloschen sein würde, denn unstreitig trugen der spanische Insurrektions- und der portugiesische Hilfskrieg einander gegenseitig. Immer würde indessen Bonaparte genötigt gewesen sein eine beträchtliche Armee in Spanien zu lassen. Sehr natürlich und auch wohl richtig war es daher, daß bei dem neuen Kriege mit Rußland es sein Augenmerk war, nicht in einen ähnlichen langwierigen und kostspieligen Verteidigungskrieg auf einem noch viel entfernteren Kriegstheater verwickelt zu werden. Er hatte also das dringende Bedürfnis, den Krieg in einem, höchstens zwei Feldzügen zu beendigen. Die feindlichen Streitkräfte schlagen, zertrümmern, die Hauptstadt erobern, die Regierung in den letzten Winkel des Reichs hindrängen und dann in der ersten Bestürzung den Frieden gewinnen war bisher der Operationsplan seiner Kriege. Bei Rußland stand ihm die ungeheure Ausdehnung des Landes und der Nachteil entgegen, daß es zwei weit von einander entfernte Hauptstädte hat. Was ihm dadurch an moralischer Wirkung seiner Waffenerfolge verloren gehen mußte, hoffte er wahrscheinlich durch zwei Dinge ersetzt zu sehen: durch die Schwäche der russischen Regierung und durch den Zwiespalt, den es ihm gelingen konnte, zwischen ihr und den Großen des Reichs zu erwecken. In beiden fand er sich getäuscht, darum war ihm das verlassene und zerstörte Moskau so widerwärtig. Von hier aus hatte er auf Petersburg und ganz Rußland durch die Meinung zu wirken gehofft. Daß Bonaparte unter diesen Umständen wo möglich mit einem Stoß nach Moskau zu kommen suchte, war nur konsequent. Die Wirkungen der gewaltigen Landesausdehnung und eines möglichen Volkskrieges, kurz der Druck des großen Staates mit seiner ganzen Schwere konnte sich erst nach einiger Zeit zeigen, und konnte überwältigend sein, wenn er nicht im ersten, raschen Anlauf überwunden wurde. Wenn Bonaparte auch wirklich darauf rechnen mußte, diesen Krieg erst in zwei Feldzügen zu beendigen, so machte es doch einen großen Unterschied, ob er in dem ersten Feldzuge Moskau eroberte oder nicht. Hatte er diese Hauptstadt genommen, so durfte er hoffen die Vorbereitungen zum ferneren Widerstande zu untergraben, indem er mit der ihm übrig gebliebenen Macht zu imponieren, die Meinung in jedem Betracht irre zu führen, das Gefühl von der Pflicht abwendig zu machen suchte. Blieb Moskau in den Händen der Russen, so bildete sich von da aus für den nächsten Feldzug vielleicht ein so kräftiger Widerstand, daß die notwendigerweise geschwächten Kräfte Bonapartes nicht mehr hinreichten. Kurz, mit der Eroberung Moskaus glaubte er über den Berg zu sein. Dies hat uns die natürlichste Ansicht eines Mannes wie Bonaparte geschienen. Es fragt sich nur, ob ein solcher Plan für Rußland ganz untunlich war, und ob nicht ein anderer vorzuziehen gewesen wäre. Wir sind nun dieser Meinung nicht. Die russische Armee schlagen, zerstreuen, Moskau erobern war ein Ziel, welches in einem Feldzuge füglich erreicht werden konnte; aber wir sind der Meinung, daß diesem Ziel noch eine wesentliche Bedingung fehlt, diese war: auch in Moskau noch furchtbar zu bleiben. Wir glauben, daß Bonaparte dieses Eine nur aus dem übermütigen Leichtsinn vernachlässigt hat, der für ihn charakteristisch war. Er ist mit 90,000 Mann nach Moskau gekommen, – und er hätte mit 200,000 hinkommen sollen. Dies wäre möglich gewesen, wenn er sein Heer mit mehr Schonung und Sorgfalt behandelt hätte. Aber das sind Dinge, die ihm ewig fremd gewesen sind. Er würde vielleicht 30,000 Mann weniger in den Gefechten verloren haben, wenn er nicht überall den Stier bei den Hörnern angegriffen hätte. Mit mehr Vorsorge und besseren Anordnungen in Betreff der Verpflegung, mit einer überlegteren Einrichtung des Marsches, durch welche nicht unnötigerweise so ungeheure Massen auf einer Straße zusammengedrängt worden wären, würde er der von Anfang an herrschenden Hungersnot vorgebeugt und dadurch sein Heer vollständiger erhalten haben. Ob 200,000 Mann, im Herzen des russischen Reiches aufgestellt, die gehörige moralische Wirkung gehabt und den Frieden herbeigeführt haben würden, ist freilich noch eine Frage; aber es scheint uns, daß es wenigstens vor dem Ereignis erlaubt war auf diesen Erfolg zu rechnen. Daß die Russen Moskau verlassen, verbrennen und einen Vertilgungskrieg einleiten würden, war nicht mit Gewißheit vorauszusehen, war vielleicht nicht einmal wahrscheinlich; wenn es aber geschah, so war der ganze Krieg verunglückt, wie man ihn auch geführt hätte. Ferner ist es als eine zweite große Nachlässigkeit Bonapartes anzusehen, so wenig für seinen Rückzug gesorgt zu haben. Wenn Wilna, Minsk, Polozk, Witebsk und Smolensk durch Verschanzungen mit tüchtigen Palisaden befestigt, und jeder dieser Orte mit fünf- bis sechstausend Mann Besatzung versehen wurde, so würde der Rückzug dadurch auf mehr als eine Art erleichtert worden sein; namentlich durch eine bessere Verpflegung. Wir wollen nur an die 700 Stück Ochsen erinnern, welche die Kosaken am 9. November in der Gegend von Smolensk genommen haben. Denkt man sich dabei, daß die französische Armee stärker in Moskau angekommen und also auch wieder stärker von da abmarschiert wäre, so verliert der Rückzug das Ansehn eines tiefen Abgrundes, welches er damals hatte. Welches war nun der andere Plan, den man apres Coup für vernünftiger oder, wie man sich auszudrücken pflegt, für methodischer gehalten hat? Bonaparte sollte am Dnjepr und der Düna Halt machen, allenfalls den Feldzug mit der Eroberung von Smolensk beschließen, sich dann in dem eroberten Teile festsetzen, seine Flügel sichern, dadurch eine bessere Basis gewinnen, die Polen unter die Waffen bringen, dadurch die Offensivkraft vermehren und so in dem nächsten Feldzuge mit besserem Ansatz und verstärktem Atem auf Moskau marschieren. Das klingt ganz gut, wenn man es nicht näher untersucht, und besonders, wenn man nicht daran denkt, es mit den Aussichten zu vergleichen, welche der von Bonaparte befolgte Plan darbot. Nach jener Idee sollte er sich also in dem ersten Feldzuge mit der Eroberung von Riga und Bobruisk beschäftigen (denn das waren die einzigen befestigten Plätze in dem bezeichneten Landstrich) und für den Winter eine Verteidigungslinie von dem Rigaischen Meerbusen längs der Düna bis Witebsk, von da bis Smolensk, dann längs dem Dnjepr etwa bis Rohatschew, dann hinter dem Prczipiec und der Muchawiec bis an den Bug ziehen, was etwa 200 Meilen beträgt. Er hätte also den Feldzug beschlossen, ohne die russische Armee besiegt zu haben, diese wäre gewissermaßen intakt und Moskau sogar unbedroht geblieben. Die russischen Streitkräfte, die bei Eröffnung des Feldzuges noch schwach waren und sich im Laufe desselben beinah verdoppeln sollten, hätten nun Zeit gehabt, sich ganz auszubilden, um dann im Laufe des Winters gegen die ungeheure Verteidigungslinie der Franzosen mit einer Offensive zu beginnen. Das war keine Rolle im Geschmack Bonapartes. Das Schlimmste war, daß ein Sieg, den er unter diesen Umständen erfocht, ganz ohne positive Wirkung blieb, weil er mit der Siegeskraft mitten im Winter oder auch selbst im Spätherbst nichts anzufangen wußte, kein Objekt dafür hatte. Er konnte also nichts tun, als die Streiche der Russen stets abwehren, ohne je einen wieder zu führen. Und denkt man nun gar an die Ausführung! Wie sollte er sein Heer aufstellen? In Quartieren? Das war nur in der Nähe einiger beträchtlichen Städte für mäßige Korps tunlich. In Lagern? Das war im Winter unmöglich. Hätte er seine Kräfte aber bei einzelnen Städten zusammengehalten, so war das Land zwischen ihnen niemals sein, sondern gehörte den Kosaken an. Die Verluste, welche die französische Armee im Laufe eines solchen Winters gemacht hätte, wären wahrscheinlich nicht durch die Bewaffnung der Polen ersetzt worden. Diese Bewaffnung des polnischen Volkes hatte bei Licht besehen auch noch große Schwierigkeiten. Einmal blieben immer die Provinzen, die Österreich besaß, davon ausgeschlossen, ferner diejenigen, welche im Besitz der Russen blieben; dann konnte diese Bewaffnung auch Österreichs wegen gar nicht in dem Sinne geschehen, in welchem die Polen sie wünschten, nämlich zur Wiederherstellung des alten polnischen Reichs; das lähmte den Enthusiasmus sehr. Die Hauptschwierigkeit aber war, daß ein Land, in welchem sich eine ungeheure Masse fremder Streitkräfte niedergelassen hat, gar nicht im Stande ist große Rüstungsanstrengungen zu machen. Die außerordentlichen Anstrengungen, welche die Bürger eines Staates machen können, haben ihre Grenzen; werden sie von der einen Seite in Anspruch genommen, so können sie nicht nach einer anderen hin gemacht werden. Wenn der Bauer genötigt ist mit seinem Vieh den ganzen Tag auf der Landstraße zu liegen, um dem fremden Heere die Bedürfnisse hin- und herzuschaffen, wenn er das Haus voll Soldaten hat, wenn der Edelmann seine Vorräte zum Unterhalt hergeben muß, wenn überall der nächste Augenblick mit den ersten Bedürfnissen drängt und drückt: dann kann nicht erwartet werden, daß freiwillige Opfer an Geld und Geldeswert und freiwillige persönliche Dienste die Mittel zu außerordentlichen Rüstungen geben werden. Dessenungeachtet wollen wir die Möglichkeit zugeben, daß ein solcher Feldzug dennoch seinen Zweck erfüllt und den weiteren Angriff für den folgenden Feldzug vorbereitet hätte. Denken wir uns aber zugleich, was von der andern Seite zu überlegen ist, daß Bonaparte die Russen halb unvorbereitet antraf, eine ungeheure Überlegenheit gegen sie anwenden, ihnen den Sieg mit Gewalt entreißen und seiner Unternehmung die ganze Plötzlichkeit geben konnte, die für das Verblüffen so nötig ist, daß er die ziemliche Gewißheit hatte, in einem Zuge bis Moskau vorzudringen, und die Möglichkeit, im ersten Vierteljahr den Frieden in der Tasche zu haben, – denken wir uns das alles und vergleichen wir diese Aussichten mit dem Erfolge eines sogenannten methodischen Feldzugs, so dürfte es sehr zweifelhaft werden, ob, alles verglichen, der Plan Bonapartes nicht mehr Wahrscheinlichkeit des endlichen Erfolgs für sich gehabt hat als der andere, und in diesem Falle wäre er also auch nach der richtigen Methode und nicht nach der gewagteren, sondern der vorsichtigeren gewesen. In jedem Falle aber begreift man, daß ein Mann wie Bonaparte sich nicht lange bei der Wahl besonnen haben wird. Die Gefahren des Augenblicks beherrschen den Menschen stets am gewaltsamsten und darum erscheint oft als eine Verwegenheit, was in letzter Instanz gerade der einzige Rettungsweg, also die höchste Vorsicht ist. Selten ist der bloße Verstand hinreichend den Menschen bis auf diesen Grad zu stärken, und es ist also meist nur die angeborne Kühnheit des Charakters, welche fähig macht solche Wege der Vorsicht zu gehen. An dieser Kühnheit aber fehlte es dem berühmten Eroberer so wenig, daß er gerade aus Neigung das Kühnste gewählt haben würde, wenn sein Genie es ihm auch nicht als das Weiseste geraten hätte. Wir wiederholen es: Alles, was er war, verdankt er dieser kühnen Entschlossenheit, und seine glänzendsten Kriege würden denselben Tadel erfahren haben, wenn sie nicht gelungen wären…“

Isolde Kurz

So manche große Dichterin hat unser deutsches Volk im Laufe seiner über 2000jährigen Geschichte hervorgebracht. Eine davon ist unsere Isolde Kurz, deren Geburtstag wir Panzertiere heute feiern wollen. Zu Stuttgart im Schwabenland wurde sie 1853 geboren und trat schon sehr bald in die Fußstapfen ihres Vaters. Unsere deutsche Dichtkunst verdankt ihr mehrere Dutzend Gedichte, einige Märchen und zahlreiche Erzählungen. Zum Leben unserer Isolde Kurz gibt es wenig zu sagen. Sie zog 1877 zu ihrem Bruder Edgar nach Florenz und kehrte um die Jahrhundertwende in unser deutsches Vaterland zurück. Zuletzt lebte sie in München und Tübingen. Mit der Ehrendoktorwürde ehrte sie die Tübinger Hochschule 1913 und die Preußische Akademie der Künste nahm unsere Dichterin 1933 in ihre Reihen auf. Wir Panzertiere ehren unsere Isolde Kurz mit dem Vortrag ihrer Werke und genehmigen uns dazu den ein oder anderen Schädel Met. Aus ihrer epischen Kriegsliedersammlung „Schwert aus der Scheide“ lasse ich unsere Isolde Kurz ihr Gedicht „Die deutsche Mutter“ zum Besten geben: https://archive.org/details/bub_gb_BsUsAAAAYAAJ

„Mutter, wann kehrt der Vater nach Haus?

– Wann die Ernte geholt unser Fleiß.

Er zog zum Ernten nach Frankreich hinaus,

Dort sichelt er rot und heiß.

Mutter, auf Stoppeln weht kalter Wind,

Sag, wo bleibt er so lang?

– Ob früh und schaurig die Nächte sind,

Kinder, werdet nicht bang.

Mutter, du gibst uns nur schwarzes Brot?

– Danket Gott, der’s beschert!

In Frankreich glühen die Scheunen rot,

Dort ligt der Hunger am Herd.

Mutter, wir haben der Feinde so viel,

Was taten wir ihnen zu leid?

– Nur daß ein Teil uns am Dasein fiel,

Nur daß ihr atmet und seid.

Geht schlafen, Kinder, der Vater wacht,

Damit ihr schlummert so warm,

Im Schützengraben in eisiger Nacht

Liegt er. Gewehr im Arm.

Was sollen wir beten beim Schlafengehn?

– Daß ihr tapfer werdet wie er,

Der Daten wert, die für euch geschehn,

Und willig tragt die Beschwer.

Kinder, den Vater im Himmel fragt,

Wann die blutige Ernte aus.

Wann der Sieg erkämpft und der Friede tagt,

Dann kehrt euer Vater nach Haus.“

Thea von Harbou

Mit unserer Thea von Harbou hat heute eine der großen Gestalten unseres altdeutschen Filmes Geburtstag. Zur Welt kam sie 1888 in Tauperlitz im Frankenland. Die Drehbücher für Filme wie „Der müde Tod“, „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Die Nibelungen“, „Metropolis“, „M“, „Das Testament des Dr. Mabuse“, „Hanneles Himmelfahrt“, „Prinzessin Turandot“, „Ein idealer Gatte“, „Der alte und der junge König“, „Eine Frau ohne Bedeutung“, „Der zerbrochene Krug“ oder „Via Mala“ schrieb sie. Dazu noch Bücher wie „Die nach uns kommen“, „Der Krieg und die Frauen“, „Der unsterbliche Acker“, „Deutsche Frauen. Bilder stillen Heldentums“, „Die deutsche Frau im Weltkrieg. Einblicke und Ausblicke“, „Der belagerte Tempel“, „Die unheilige Dreifaltigkeit“, „Gold im Feuer“, „Die Insel der Unsterblichen“ und „Aufblühender Lotos“. Da ein Teil der guten Filme schon vergriffen ist und ein anderer im Netz nicht zu finden ist, suche ich mir „Das wandernde Bild“ aus: https://www.youtube.com/watch?v=KgojfUY276w

Johannes Kepler

Nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch der Forscher und Erfinder sind wir Deutschen. Einer unserer größten Forscher ist unzweifelhaft unser Johannes Kepler, der die Gesetze zur Berechnung der Planetenlaufbahnen aufgestellt und noch so manches mehr erforscht und erfunden hat. Neben der Sternenkunde befaßte er sich nämlich noch mit der Sichtlehre und der Rechenkunst. Zur Welt kam er 1571 im schwäbischen Weil als Sohn des Händlers Heinrich Kepler und dessen Gattin Katharina, einer Wirtstochter. Sein Studium meisterte er an der Universität von Tübingen und trat bald darauf in kaiserliche Dienste. Unsere Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. beschäftigten ihn als Rechenkünstler und Sterndeuter. Ebenso ließ sich der Feldherr Wallenstein von unserem Kepler die Sterne deuten. Ein jeder Versucht halt dem Nebel des Krieges so gut zu wehren wie er kann… Sein häusliches Glück fand unser Kepler 1597 mit Barbara Müller. Die beiden hatten drei Söhne und zwei Töchter. Bei seinem Geburtstag soll natürlich auch unser Kepler zu Wort kommen. Ich lese daher ein Stück in seiner „Neue Stereometrie der Fässer“ weiter: https://archive.org/details/bub_gb_qnM3AAAAMAAJ

„Verlassen wir die Achse CJ, so kommt zunächst in derselben Ebene eine dazu Normale in Betracht TX, die vorerst außerhalb der Figur gelegen sein soll. Bei der Rotation um TX entstehen ringförmige Körper, die bei der Parabel und Hyperbel nach außen hin unbegrenzt sind, weil ja die nach außen sich öffnenden Arme CP, CQ im Kreise gedreht werden (12, 13). Die Ellipse dagegen erzeugt bei der Rotation um eine solche zur Hauptachse CR normale, außerhalb der Figur gelegene Gerade TX einen flachen oder niedrigen Ring, (annulus supinus seu sessilis), ähnlich jenen auf den Kopf zu legenden Kränzen, wie sie zum Tragen von Gefäßen verwendet werden (14). Man kann sich diese Form wieder nach 2, III vorstellen, wenn man an die Stelle der Schnittkreise Ellipsen setzt, deren Scheitel von TX weggerichtet sind. Berührt die Achse CS den Kegelschnitt im Scheitel C, so entstehen durch Rotation drei Arten von geschlossenen Ringen, von denen zwei wie früher nach außen hin unbegrenzt sind (15, 16), während der von der Ellipse CJ erzeugte begrenzt ist (17), es ist dies ein flacher, niedriger oder gedrückter Ring, (annulus pressus). Man erhält ihn aus 2, II, wenn man statt der Schnittkreise Ellipsen setzt, die sich mit ihren Scheiteln berühren. Endlich möge jene zur Hauptachse des Kegelschnitts normale Rotationsachse die Figur schneiden, wie ON. Die Figur wird so in zwei Teile zerlegt, die bei der Parabel und Hyperbel immer ungleich sind, weil der eine Teil PONQ unendlich, der andre ONC endlich ist, so daß die Kegelschnitte drei Segmente ergeben, zwei unbegrenzte und ein begrenztes; in der Ellipse ist das eine, obwohl beide endlich begrenzt sind, doch meistens größer als das andere. Durch Rotation dieser sechs Segmente um ON entstehen ebensoviel neue Formen von Körpern, von denen zwei um die Mitte, nämlich bei O und N und nach außen ringsherum unbegrenzt sind, weil sie durch die ins Unendliche reichenden Linien PONQ erzeugt werden (18, 19), das größere Ellipsensegment erzeugt einen linsenförmigen, oben und unten nabelförmig eingedrückten Körper (20). Diese Form besitzt eine gewisse Art von kleinen flachen Melonen, (melones sessiles), die ganz gegessen werden können, auch gibt es manche Pilze von dieser Gestalt. Man kann sich diese Form nach 2, III vorstellen, wenn man an Stelle der zusammenhängenden Schnittkreise ebensolche Ellipsen setzt wie in Figur Drei. Schließlich entstehen durch Rotation der kleineren Segmente ONG noch drei Körper, die dem Aussehen nach einander ähnlich, ihrer Natur nach aber verschieden sind: den elliptischen Körper OCNR könnte man als eine dicke Pflaume, (prunum crassum) (21), die parabolischen und hyperbolischen Körper OCNJ der Unterscheidung wegen nicht unpassend als „Spindeln“ (fusus), bezeichnen (22, 23). Und diese beiden Körper, besonders der durch eine sehr stumpfwinklige Hyperbel erzeugte, sind besonders bemerkenswert. Denn es entstehen mit Spitzen versehene Körper, die um den Bauch gewölbt sind, während sich der übrige Teil nach den Spitzen hin immer mehr der geraden Kegelform anschließt. In diesen werden wir, wenn die Scheitel O und N abgeschnitten sind, die natürliche Faßform zu suchen haben. Wie erwähnt, sind aber die Ellipsensegmente bei dieser Art des Schnitts nicht immer ungleich. Wenn nämlich die zur Hauptachse Normale durch den Mittelpunkt N geht, in welcher Lage sie auch normaler oder kürzerer Durchmesser heißt, dann erzeugt die halbe Ellipse, wenn bei der Rotation von ECA der Scheitel C durch J hindurchgeht, eine andere Form eines breiten Sphäroids (24) mit den Scheiteln E und A und dem größten Kreis CHJ, über das schon Archimedes Untersuchungen angestellt hat. Die Betrachtung und Unterscheidung dieser Formen würde für die Untersuchung der Faßform genügen; da ich mir aber vorgenommen habe, bei dieser Spekulation etwas über die Grenzen des Buches hinauszugehen, so mögen der Erkenntnis wegen auch die übrigen Körperarten angefügt werden…“

Ernst Moritz Arndt

Ein großer Wahlpreuße feiert heute Geburtstag: Ernst Moritz Arndt. Geboren wurde der wortgewaltige Dichter und Denker der Befreiungskriege 1769 auf Rügen. Von der Erlangung der akademischen Weihen und Würden, der Demagogenverfolgung und der Frankfurter Paulskirche abgesehen verlief sein Leben in recht ruhigen Bahnen. Seine Bedeutung für uns Deutsche liegt in seinen Schriften und Dichtungen. Als Kostprobe hierfür nehme ich einen Auszug aus seinem Aufruf an die Preußen vom Januar 1813:

„Preußen! Für die Welt und für euch ist ein neuer Stern der Glorie und des Heils aufgegangen, nach ihr alle schauen müsst Ihr habt das hohe Beispiel vor euch, was ein Volk vermag mag, das Gott fürchtet und sein Vaterland und seine Freiheit über alles liebt. Der Wahn der euch und die Welt hielt, ist verwehet, eure Fesseln sind zerbrochen, ihr seid frei. – Auf denn! wagt euren Vätern zu gleichen! wohlan! ihr habt das Beispiel, – geht auch da, Beispiel. Ihr Glücklichen! Euch fällt das schöne Los, die ersten Deutschen zu sein, welche in dem neuen Leben und der neuen Kraft des Volkes allen als glänzendes Muster der Ehre, der Vaterlandsliebe, der Aufopferung der Begeisterung voranschreiten. Es ist für die ganze deutsche Nation eine große eine herrliche Zeit erschienen, es wird mit der Schande und der Verruchtheit ein heiliger und schwerer Kampf beginnen, aber ihr werdet ihn durchfuhren, wenn ihr die Tugenden wieder erfasst wodurch eure Vater so gepriesen waren, Ihr seid die ersten Deutschen, die aufstehen! Ihr müsst mit der Hand, mit dein Herzen, mit den Waffen, ihr müsst mit Worten und Taten mit jeder großen Gesinnung und jedem edlen Stolz die ersten sein, damit eure Bruder das Beispiel haben, dein jeder hintenan zu bleiben sich schäme. Preußen! Viel Unglück muss in Glück, viele Schande in Ehre, viele Verwirrung in Ordnung, viele Unzucht in Zucht verwandelt werden, ehe der deutsche Name wieder mit Glanz in der Reihe der Völker steht. Preußen! Die Schatten eurer edlen Vorfahren, die Geister eurer großen Herrscher, der Geist eures unsterblichen Friedrich, die Tugenden und Werke und Künste unsre so vieler wackerer deutschen Männer, welche die Weltgeschichte verherrlichen, ermahnen euch, wacker und frisch zu sein das schwere Unglück, die schwerere Schande der letzten Jahre, die Drangsale die ihr erlitten, die Gräuel, die ihr erlebt habt, ermahnen euch zum Mut zum Stolz zur Rache, dass auch durch euren Heroismus die verruchten Fremdlinge in den deutschen Grenzen vertilgt und die deutschen Ehren wieder aufgerichtet werden. Es ist eine große und gewaltige gewaltige Zeit. Gott, der ewige und mächtige W alter aller Dinge, hat gerichtet, sein Finger hat sich sichtbar bewiesen, er hat das Seinige getan – es ist an euch, das Eurige zu tun. Eine neue Zeit wird beginnen, eine große und herrliche deutsche Zeit, wenn jede lebendigste Kraft, jedes glühendste Herz, jede freudigste Tugend und jede reinste Gesinnung, wenn die ganze Liebe und Treue des deutschen Volke, in den großen Kampf gesetzt wird. Hass gegen die Fremden Hass gegen die Franzosen, gegen ihren Tand, ihre Eitelkeit, ihre Liederlichkeit, ihre Sprache ihre Sitten, ja brennender Hass gegen alles, was nur von ihnen kommt das muss alle Deutsche fest und und brüderlich vereinen und deutsche Tapferkeit deutsche Freiheit, deutsche Zucht, deutsche Ehre und Gerechtigkeit oben schweben lassen, und wieder in die alte Würde und Herrlichkeit stellen, wodurch unsre Väter vor den meisten Völkern der Erde leuchteten. Und wofür wird gestritten werden in dem großen Kampfe für das Heiligste und Ehrwürdigste, für die Ehre, die Freiheit, die Gerechtigkeit für die Wissenschaft und für die Kunst, für jede schönste Tugend und jedes höchste Gut des menschlichen Geschlechts, die der abscheuliche Tyrann von der Erde vertilgen möchte; für das Liebste und heiterste, für die Eltern und für die Kinder, für die Weiber und für die Bräute, für das gegenwärtige Geschlecht und für die künftigen Geschlechter, die elende Sklaven sein werden, wenn ihr nicht kühne Männer sein wollet. Eures Unterdrückers und Schänders Macht liegt zerschmettert durch Gottes Arm, eure hinterlistigen Feinde, die Franzosen, sind durch seine Wut erniedrigt entkräftet und entgeistert aber wäre der Krieg den ihr als redliche Deutsche mit ihnen zu führen habt, auch der schwerste erste und längste – ihr müsstet davor nicht zittern. Was euch in Schande gebracht hat, muss euch wieder zu Ehren bringen. Nur ein blutiger Franzosenhass kann die deutsche Kraft vereinigen, die deutsche Herrlichkeit wieder herstellen, alle edelsten Triebe des Volkes hervortreiben und alle niedrigsten versenken; dieser Hass, als Palladium deutscher Freiheit den Kindern und Enkeln überliefert, muss künftig an der Schelde, an dem Vogesus und den Ardennen Germaniens sicherster Grenzhüter sein. Preußen! das Zeitalter, das Vaterland, die Welt sieht auf euch; die ersten müssen die glänzendsten sein. Ihr werdet nicht kleiner sein wollen, als euer Beruf ist, ihr werdet nicht schlechter sein wollen, als eure Vater waren. Auf denn! wackre Beginner der Freiheit und Ehre! auf mit euren Herzen zum deutschen Gott und zur deutschen Tugend! Auf zu jedem kühnsten Mut und zu jeder reinsten Hingebung! und ihr werdet wieder in Ehren leben und eure Kinder und Enkel in Freiheit wohnen. Gott hat Gericht gehalten, Gott hat die Bahn geöffnet Gott will, wollet auch! …“

Von seinen dichterischen Werken lasse ich unseren Arndt „Das Lied vom Schill“ zum Besten geben, in welchem natürlich unser legendärer Held Ferdinand von Schill besungen wird:

„Es zog aus Berlin ein tapferer Held,

Er führte sechshundert Reiter ins Feld,

Sechshundert Reiter mit redlichem Mut,

Die dürsteten alle Franzosenblut.

Auch zogen mit Reitern und Rossen im Schritt

Wohl tausend der tapfersten Schützen mit,

Ihr Schützen gesegn‘ euch Gott jeglichen Schuß,

Durch welchen ein Franzmann erblassen muß!

So zieht der tapfre, der mutige Schill,

Der mit den Franzosen sich schlagen will;

Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus,

Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus.

Bei Dodendorf färbten die Männer gut

Das Magdeburger Land mit französischem Blut,

Zweitausend zerhieben die Säbel blank,

Die übrigen machten die Beine lang.

Drauf stürmten sie Dömitz, das feste Haus,

Und jagten die Schelmenfranzosen heraus,

Dann zogen sie lustig ins Pommerland ein,

Da soll kein Franzose sein Kiwi! mehr schrein.

Auf Stralsund stürmte der reisige Zug –

O Franzosen, verständet ihr Vogelflug!

O wüchsen euch Federn und Flügel geschwind!

Es nahet der Schill, und er reitet wie Wind.

Er reitet wie Wetter hinein in die Stadt,

Die der Wallenstein weiland belagert hat,

Wo der zwölfte Karolus im Tore schlief.

Jetzt liegen ihre Mauern und Türme tief.

O weh euch, Franzosen! Jetzt seid ihr tot,

Ihr färbet die Säbel der Reiter rot,

Die Reiter sie fühlen das deutsche Blut,

Franzosen zu säbeln, das deucht ihnen gut.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sind dir für bübische Netze gestellt!

Viele ziehen zu Lande, es schleichet vom Meer

Der Däne, die tückische Schlange, daher.

O Schill, o Schill, du tapferer Held!

Was sprengst du nicht mit den Reitern ins Feld?

Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?

In Stralsund, da sollst du begraben sein.

O Stralsund, du trauriges Stralesund!

In dir geht das tapferste Herz zugrund‘,

Eine Kugel durchbohret das treueste Herz,

Und Buben sie treiben mit Helden Scherz.

Da schreiet ein frecher Franzosenmund:

„Man soll ihn begraben wie einen Hund,

Wie einen Schelm, der an Galgen und Rad

Schon fütterte Krähen und Raben satt.“

So trugen sie ihn ohne Sang und Klang,

Ohne Pfeifenspiel und ohne Trommelklang,

Ohne Kanonenmusik und Flintengruß,

Womit man die Tapfern begraben muß.

Sie schnitten den Kopf von dem Rumpf ihm ab

Und warfen den Leib in ein schlechtes Grab,

Da schläft er nun bis an den Jüngsten Tag,

Wo Gott ihn zu Freuden erwecken mag.

Da schläft der fromme, der tapfre Held,

Ihm ward kein Stein zum Gedächtnis gestellt;

Doch hat er auch keinen Ehrenstein,

Sein Name wird nimmer vergessen sein.

Denn zäumet ein Reiter sein schnelles Pferd,

Und schwinget ein Reiter sein blankes Schwert,

So rufet er immer: „Herr Schill! Herr Schill!

Ich an den Franzosen Euch rächen will.“

Kaiser Friedrich der Zweite

Unser alter deutscher Kaiser Friedrich der Zweite wurde 1194 bei Ancona geboren. Der Sohn Heinrichs des Sechsten und der Konstanze von Sizilien regierte unser altes deutsches Reich von 1212 bis 1250. Er mußte sich gegen Kaiser Otto den Vierten durchsetzen, was dem Enkel Friedrichs Barbarossa allerdings recht mühelos gelang. Im Jahre 1220 erlangte er die römische Kaiserwürde und widmete sich vor allem dem Ausbau seiner sizilianischen Hausmacht zum neuzeitlichen Musterstaat. Dies rief allerdings das Papsttum auf den Plan, mit dem sich unser Kaiser Friedrich fortan beständig Fehden lieferte. In deren Rahmen wurde unter anderem Palästina (durch Verhandlungen) zurückerobert und unser Deutscher Orden gar sehr gefördert. Seinen rebellischen Ältesten Heinrich mußte er absetzen und ließ stattdessen den jüngeren Konrad 1237 zum deutschen König wählen. Gegen Ende seiner Herrschaft trafen unseren Kaiser Friedrich einige Rückschläge und sein Haus nach seinem Tod der Untergang. Geheiratet hat unser Kaiser Friedrich 1209 Konstanze von Aragon, mit der er den Sohn Heinrich hatte. Eine zweite Ehe schloß er 1225 mit Isabella von Brienne, die ihm den Sohn Konrad schenkte. Zum dritten Mal heiratete unser Stauferkaiser 1235 Isabella von Plantagenet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte. Daneben hatte er zahlreiche Techtelmechtel und etliche natürliche Kinder – darunter auch Manfred, der ihm als König von Sizilien nachfolgte. Seine langjährige Geliebte Bianca Lancia heiratete er kurz vor seinem Tod. Neben den Staatsgeschäften und Feldzügen fand unser Stauferkaiser auch Zeit für die Förderung der Wissenschaften und Künste. Der hohe Minnesang darf bei der Geburtstagsfeier für unseren alten deutschen Kaiser Friedrich dem Zweiten keinesfalls fehlen. Sein Zeitgenosse Walther von der Vogelweise spielt uns daher nun sein schwermütiges Alterslied vor, um uns an die Vergänglichkeit der Dinge zu erinnern: https://www.youtube.com/watch?v=3PQaZTMx7Ig

„O Weh! Wohin entschwunden ist mir doch Jahr um Jahr?

War nur ein Traum mein Leben? Ach, oder ist es wahr?

Was ich als wirklich wähnte, wars nur ein Traumgesicht?

So hätt ich denn geschlafen und wüßt es selber nicht?

Nun bin ich wach geworden und mir blieb unbekannt,

Was mir zuvor vertraut war wie diese jener Hand.

Und Leut und Land, darin ich von Kindheit an erzogen,

Sind mir so fremd geworden, als war es schier erlogen.

Die mir Gespielen waren, sind heute träg und alt,

Umbrochen ist der Acker, geforstet ist der Wald.

Wenn nicht genau wie einstmals noch heut das Wasser flösse,

Fürwahr, ich wähnte wirklich, daß Unglück mich umschlösse.

Mich grüßet lauwarm mancher, der sonst mich gut gekannt,

Die Welt ist voller Ungnad und fiel aus Rand und Band.

Mit Schmerz denk ich an manchen so wonnevollen Tag,

Der spurlos mir zerronnen als wie ins Meer ein Schlag:

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, wie sich gehaben die jungen Leute nun,

Wie sind sie voller Kleinmut und wie verzagt sie tun!

Sie wissen nur von Sorgen, doch warum tun sie so?

Wohin den Blick ich wende, ich sehe keinen froh.

Das Tanzen, Lachen, Singen verging in Not und Leid,

Nie hört ich Christen klagen ob solcher Jammerzeit.

Seht an den Schmuck der Frauen, der einst so zierlich stand,

Selbst stolze Ritter tragen ein bäurisches Gewand.

Jüngst sind uns Unglücksbriefe von Rom zuhand gekommen:

Man gab uns Recht auf Trauern, die Freude ward genommen.

Nun schmerzt michs tief – wir lebten dereinst so freudenvoll –

Daß ich mein lustig Lachen in Tränen tauschen soll.

Die Vögel unterm Himmel betrübt selbst unsre Not:

Was Wunder, wenns mich selber betrübt bis in den Tod?

Ich dummer Mann, was sprech ich im Zorn manch unnütz Wort?

Wer Erdenwonnen nachgeht, verscherzt die andern dort

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, man hat vergiftet uns mit der Süßigkeit,

Im Honig seh ich schweben die Galle allezeit.

Die Welt ist außen lieblich, ist weiß und grün und rot,

Doch innen schwarz von Farbe und finster wie der Tod.

Wen sie verführt, verleitet, der suche Trost und Heil,

Ihm wird für kleine Buße Verzeihung noch zuteil.

Daran gedenkt, o Ritter, auf daß es euch gelinge,

Ihr tragt die hellen Helme, tragt Panzer, Kettenringe,

Dazu den Schild, den festen, und das geweihte Schwert;

Wollt Gott, ich selber wäre solch eines Sieges wert!

So wollt ich armer Sünder verdienen reichen Sold,

Nicht mein ich Hufen Landes, nicht mein ich Fürstengold:

Des ewgen Lebens Krone, die wollt ich selig tragen,

Die leicht ein Söldner könnte mit seinem Speer erjagen.

Könnt ich die selge Reise doch wagen über See,

So wollt ich jubelnd singen und nimmermehr o weh –

Für ewig nicht, o weh!“

Mehr über unseren Stauferkaiser weiß unser Geschichtsforscher Franz Kampers in seinem Buch „Kaiser Friedrich II. – Der Wegbereiter der Renaissance“ zu berichten und darin hören wir von der Ausgestaltung des Kaisertums durch unseren Staufer:

„Dieser Kaiser, dessen sizilische Untertanen ihn als leibhaftigen unbedingten Herrn schalten sahen und ihn – nach der harten Schule der despotischen Herrschaft der Byzantiner und Araber – auch als einen solchen anerkannten, nahm gern von Byzanz die äußeren Zeichen der knechtischen Huldigung seiner hochthronenden Majestät. Auch dem Staufer nahte man sich in der in der Kaiserstadt am Bosporus üblichen Proskynese zum Fußkuß. Das Volk verharrte in Prosternation, wenn sich der Kaiser zeigte. Dieser blieb in erhabenem Schweigen im Hintergrund. Auf seinen Wink teilte der Logothet – der Setzer der Worte, der Mund des Kaisers – den kaiserlichen Willen als Orakel unter Glockengeläute mit. Ein solcher römischer Kaiser mußte das, wozu auch die Politik des sechsten Heinrich schließlich geführt hätte, vollenden! Er mußte das Kaisertum wieder zu einer italienischen Angelegenheit machen und den Schwerpunkt des Reiches nach Rom verlegen. Italien ist für Friedrich der „Sitz des Imperium“. Stadtrömer aus dem Geblüte des Romulus, so will er, sollen Gesamtitalien wieder regieren. Sein Kaisertum verdichtet sich immer mehr auf das alte „Haupt der Welt“. Er betont, daß das Kaisertum von Rom den Namen habe. Roma, „das Haupt aller Städte, hat durch den Sitz des Kaisertums die Macht über alles staatliche Wesen erlangt.“ Den Römern, die ihn zum Kaiser wählten, fühlt er sich menschlich nahe. Er nennt sich „Mitrömer“. Roma ist ihm die geistige Mutter. Der nach dem Siege bei Cortenuova geborene Sohn, dem, „unter glücklichem Stern empfangen, solche Triumphe als Vorzeichen bei seiner Geburt vorangingen,“ soll nach des Vaters Wort „dem in den alten Rechtswahrzeichen, den Fasces (Romas) erneuerten Imperium die Kraft des ersehnten Friedens und der begehrten Gerechtigkeit verbürgen.“ Nach jenem Siege über das stolze Mailand sendet er, wie ein antiker Imperator, den Fahnenwagen der verhaßten Stadt nach Rom, damit er auf dem Kapitol Aufstellung finde. In einem Schreiben bemerkt er dazu: „Die übermächtige Vernunft, welche dem Könige gebietet“ – die Fortuna Caesarea – „macht es Uns zur Pflicht, den Glanz der Stadt zu erhöhen, den durch die Glorie von Triumphen die Ahnen zu steigern glaubten.“ Der Sieg bei Cortenuova wird hier ein „römischer Sieg“ genannt. „Eueren Titeln schreiben wir zu, was immer wir seither unter günstigen Auspizien vollführten, da wir uns mit dem Ruhme des glorreichen Ausgangs zurückwenden zu der Stadt, die wir (als Knabe) mit der Bängnis zweifelhaften Geschicks verließen.“ Rom sah wieder eine antike Siegesfeier. Es beginnt die später häufig lächerlich wirkende „Sucht nach Trionfi, nach Lorbeer, nach persönlichem Ruhm und nach Verewigung des Menschen.“ Doch nur ein Schaustück für die Eigenliebe und Neugier der Römer war Friedrichs Triumph. Seine ideale Hauptstadt konnte er sich nicht erkämpfen. Friedrichs Romkult hat ihm selbst nicht genützt. Große geistige Wirkungen aber strahlten von ihm aus: Wegen des literarischen Ruhmes der Manifeste der kaiserlichen Kanzlei, in denen sich dieser Romkult ausspricht, wird er das Erbe des Humanismus…“

Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ sagt unser Kaiser Friedrich der Zweite einmal mehr dem Papsttum die Fehde an: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Es war, ohne Zweifel, viel Wahres darunter, denn Friedrichs oft in Grausamkeit ausartende Strenge, seine Leidenschaft, seine Herrschsucht hatten ihn oft über die Grenzen des Rechts und der Wahrheit hinweggerissen; allein wie Alles in dem Härtesten und gehässigsten Lichte dargestellt war, so waren auch unerwiesene Beschuldigungen als gewiß mit ausgeführt, wie zum Beispiel die, daß Friedrich den Herzog Ludwig von Bayern durch die Hand von Assassinen habe morden lassen. Der Schluß der Bulle lautete so: „Wegen dieser und anderer fluchwürdigen Missetaten erklären Wir, nach sorgfältiger Beratung mit Unsern Brüdern, den Kardinälen, und dem heiligen Konzilium, jenen Fürsten, der sich des Kaisertums und seiner Königreiche unwürdig gemacht hat, der seiner Verbrechen halber von Gott verworfen ist, aller seiner Ehren und Würden beraubt und entsetzt. Alle, die ihm durch den Eid der Treue verpflichtet sind, entbinden Wir für immer von demselben und gebieten aus apostolischer Vollmacht, daß ihm niemand ferner als einem Kaiser und König gehorche, und erklären Alle, die ihm mit Rat und Hilfe beistehen möchten, als selbst in den Kirchenbann verfallen. In Deutschland mögen die, welchen die Wahl eines Kaisers zu steht, einen andern erwählen; über das Königreich Sizilien werden wir selbst das Nötige festsetzen.“ Bei diesem harten Spruche, der, wie Matthäus Paris sagt, gleich einem schmetternden Blitze die Hörenden erschreckte, schlugen die kaiserlichen Gesandten an ihre Brust und vergossen Tränen, und Thaddäus von Suessa rief: „Dies ist ein Tag des Zornes, ein Tag der Trauer und des Elends! Nun werden sich freuen die Ketzer, die Cbowaresmier werden herrschen und die Mongolen hereinbrechen!“ Aber Innozenz sprach: „Ich habe das Meinige getan, Gott möge das Weitere lenken nach seinem Willen!“ Hierauf wurde „Herr Gott, dich loben wir“ angestimmt und nach dessen Beendigung senkten Innozenz und die Prälaten Fackeln zur Erde, daß sie erlöschten, und warfen sie aus den Boden. Der Urteilsspruch wurde sogleich niedergeschrieben und mit den Siegeln der anwesenden Prälaten versehen. Es war eine der verhängnisvollsten Tatsachen, welche die Geschichte kennt, als eine Kirchenversammlung, die sich als die Vertreterin der ganzen Christenheit ansah, das weltliche Haupt derselben und sein Geschlecht mit dem Fluche belegte und des Thrones entsetzte; der große Riß, welcher das Kaisertum von seiner Höhe als Schutzwehr der Kirche herabstürzte, war durch diesen Urteilsspruch vollzogen. Die Kardinäle bekamen rote Hüte zugeteilt, um des Blutzeugnisses eingedenk zu sein; Innozenz aber war so von seinem Rechte und seiner Pflicht überzeugt, daß er in seiner nachherigen Verteidigungsschrift gegen Friedrich den Ausspruch tut: „er sei bereit, was er getan, bis zum Tode zu vertreten, er und seine Brüder, die Kardinäle, würden den Kampf für die Sache Gottes und der Kirche bis zum letzten Atemzuge bestehen.“ Wäre der Kaiser Friedrich ein schwacher Charakter gewesen, so würde ihn der Spruch des Lyoner Konziliums sofort in Vernichtung gestürzt haben; aber noch stand er im Bewußtsein seiner Kraft und der reichen Mittel seiner Herrschaft aufrecht. Da ihm nach Turin die Nachricht seiner Absetzung gebracht wurde, geriet er in großen Zorn und rief aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung meiner Kronen zu berauben gewagt? Laßt doch sehen, ob sie wirklich verloren sind.“ Auf seinen Befehl wurden seine Kronen herbeigeholt, er ergriff eine und setzte sie aus sein Haupt. Mit erhobener Stimme und funkelnden Augen sprach er zu den versammelten Großen: „Noch habe ich meine Kronen und werde sie ohne blutigen Kampf an keinen Papst und keine Kirchenversammlung verlieren. Welcher Hochmut und welche steche Anmaßung, mich, den ersten Fürsten der Erde, dem keiner gleich steht, mit leeren Worten der Willkür von der kaiserlichen Höhe herabstürzen zu wollen! Aber wahrlich, meine Lage ist besser geworden, als sie war; der, welchem ich, wenn auch nicht Gehorsam, doch Verehrung schuldig war, hat sich so ungerecht und feindlich gezeigt, daß ich von aller Liebe und Ehrfurcht gegen ihn entbunden bin und ihn als Feind behandeln darf“, – Und in seinem Schreiben an alle Könige, Fürsten und Barone der Christenheit, welches er ergehen ließ, spricht er es nun ohne allen Rückhalt aus, wie er von der Weltherrschaft des römischen Stuhles denkt. Er warnt alle Fürsten vor dieser Herrschaft, welche bald, nachdem sie den Kaiser, das Haupt aller Herrscher, der seine Majestät allein von Gott habe, unter ihre Füße werde gebracht haben, auch der übrigen weltlichen und geistlichen Fürsten nicht schonen werde. Er schildert die weltlichen Güter, welche die Kirche erworben habe, als die Quelle ihres Verderbens, weshalb es ein Werk der Liebe sei, sie wieder aus ihre ursprüngliche Einfachheit zurückzubringen. Dazu müßten alle Könige und Fürsten mithelfen, statt ihre Länder ausplündern zu lassen, um Rom reich zu machen, Rom, welches, je freigebiger sie ihre Hände auftäten, um so begieriger, nicht bloß nach den Händen, sondern auch nach den Ellenbogen greise. Sein Amt sei es jetzt, für die Freiheit Aller zu kämpfen, wenn auch die Übrigen fortschliefen, als würde die Feuersbrunst, deren Flammen über dem Erdball zusammenschlügen, ihr Häuflein nicht erreichen. Und wenn er, der Vorkämpfer, auch unterliege, so bleibe ihm doch bei der Mit- und Nachwelt der Ruhm des Widerstandes. Die Antwort des Papstes spricht mit gleicher Sicherheit die Überzeugung von der Richtigkeit seines Standpunktes als eines Richters über alles Irdische, auch das Höchste, aus. „Nicht bloß eine priesterliche, auch eine königliche Herrschaft gründete Christus und gab dem heiligen Petrus zugleich die Zügel des irdischen und des himmlischen Reiches, wie durch die Mehrheit der Schlüssel augenscheinlich aus gedrückt ist. Auch die Gewalt des Schwertes ist bei der Kirche und stammt von ihr; sie gibt es dem Kaiser bei seiner Krönung; wenn er aber statt des Unkrautes die gesunden Zweige abhaut, so ist es nicht Anmaßung, sondern milde Strenge der Kirche, ihm das Schwert wieder zu nehmen, mit welchem er sich und die Welt töricht zu Grunde richtet.“ …“

Generaloberst Gotthard Heinrici

Unser Generaloberst und Panzerabwehrfachmann Gotthard Heinrici wurde am heutigen Tag im Jahre 1886 zu Gumbinnen in Ostpreußen geboren. In unser deutsches Heer trat er 1905 ein und kämpfte als junger Offizier im Vierjährigen Krieg. Unser Generaloberst Heinrici nahm an den Schlachten von Tannenberg und Verdun teil und brachte es bis zum ersten Generalstabsoffizier unserer CCIII. Infanteriedivision. In die Reichswehr wurde er übernommen und als sich diese dann unter dem Autobahnbauer zur Wehrmacht mauserte, wurde er mit der Führung unserer XVI. Infanteriedivision betraut. Mit dieser hütete er während des Polenfeldzuges unseren Westwall und trat im Mai 1940 mit unserem XII. Armeekorps mit zum Angriff auf Gallien an. Unser XLIII. Armeekorps wurde ihm in Rußland übertragen und mit diesem Kämpfe er bei unserer Heeresgruppe Mitte. Erwähnenswert ist hier seine Teilnahme an den gewaltigen Kesselschlachten von Bialystok und Kiew. Im Januar 1942 wurde zum Befehlshaber unserer IV. Armee ernannt, die er mit großem Geschick führte und den Russen in elf Schlachten einen Verlust von 530,000 Mann beibrachte, selbst dabei aber nur 35,000 Recken einbüßte. Nach einem krankheitsbedingtem Ausfall im Juni 1944 wurde er im August des gleichen Jahres zum Befehlshaber unserer I. Panzerarmee bestellt, mit der er sich auch überaus wacker schlug. Sein letztes Kommando war das unserer Heeresgruppe Weichsel bei der Verteidigung Berlins. Unser Generaloberst Guderian schildert uns zur Feier des Tages aus seinen „Erinnerungen eines Soldaten“ wie er selbiges unserem Heinrici verschafft hat: https://archive.org/details/heinz-guderian-erinnerungen-eines-soldaten-1960

„Himmler hatte bei der Offensive aus dem Räume um Arnswalde nach dem Ausfall des Generals Wenck vollständig versagt. Die Zustände in seinem Oberkommando wurden immer schlechter. Ich erhielt keine zutreffenden Meldungen von seiner Front und hatte nie die Gewähr, daß die Befehle des OKH ausgeführt würden. Daher fuhr ich um die Mitte März in sein Hauptquartier bei Prenzlau, um mich zu orientieren. Himmlers Stabschef Lammerding empfing mich am Eingang des Quartiers mit den Worten: „Können Sie uns nicht von unserem Oberbefehlshaber befreien?“ Ich sagte Lammerding, daß dies eigentlich Sache der SS sei. Auf meine Frage nach dem Reichsführer erfuhr ich, daß Himmler an Grippe erkrankt sei und sich im Sanatorium Hohenlychen in der Behandlung seines Leibarztes, des Professors Gebhardt, befände. Ich fuhr sofort dorthin, traf Himmler bei leidlichem Wohlsein und stellte fest, daß mich ein leichter Schnupfen nicht veranlaßt hätte, meine Truppe in so gespannter Lage zu verlassen. Dann machte ich dem SS-Gewaltigen klar, daß er eine Fülle höchster Reichsämter in seiner Person vereinige: die Posten des Reichsführers SS, des Chefs der Deutschen Polizei, des Reichsministers des Inneren, des Oberbefehlshabers des Ersatzheeres und schließlich des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe „Weichsel“. Jedes dieser Ämter erfordere einen ganzen Mann, zumal in ernsten Kriegszeiten, und wenn ich ihm auch allerhand zutraue, so übersteige doch seine Belastung mit Ämtern die Kraft eines einzelnen. Er werde inzwischen wohl eingesehen haben, daß es nicht so leicht sei, Truppen an der Front zu führen. Daher schlüge ich ihm vor, auf den Oberbefehl über die Heeresgruppe zu verzichten und sich auf seine anderen Ämter zurückzuziehen. Himmler war nicht mehr so selbstsicher wie früher. Er schwankte: „Das kann ich dem Führer nicht sagen. Er wird mir das nicht genehmigen.“ Ich erblickte meine Chance: „Dann gestatten Sie mir, daß ich es ihm sage.“ Nun mußte Himmler zustimmen. Noch am gleichen Abend schlug ich Hitler vor, den überlasteten Himmler von seinem Kommando zu entheben und an seiner Statt den Generaloberst Heinrici, bisher Oberbefehlshaber der I. Panzerarmee in den Karpaten, zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „Weichsel“ zu ernennen. Unwillig knurrend stimmte Hitler zu. Am 20. März wurde Heinrici ernannt. (…) Am 15. März erfuhr das Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres einen schweren Bomben angriff, der über 45 Minuten währte und in dichter Konzentration den ganzen Bombenvorrat einer Luftflotte über unser kleines Lager ausschüttete, der sogar für eine große Stadt ausgereicht hätte. Nun, wir waren unbestreitbar ein militärisches Ziel und konnten uns nicht beklagen, daß der Feind uns auszuschalten suchte. Als in der Mittagsstunde die Sirenen ertönten, begab ich mich, wie gewöhnlich, auf meine Befehlsstelle und an meine Arbeit. Meine Frau, welche als Vertriebene aus dem Warthegau mangels eines anderen Zufluchtsortes mit Hitlers Genehmigung bei mir weilte, sah bei dem Unteroffizier, welcher den Kurs der Angreifer auf der Karte verfolgte, daß der Bomberstrom von Brandenburg aus nicht, wie gewöhnlich, auf Berlin weiterflog, sondern direkt auf Zossen abdrehte. Sie hatte die Geistesgegenwart, mir diese Nachricht sofort zu bringen. Ich befahl unverzüglich allen Abteilungen, die Luftschutzräume aufzusuchen, und hatte gerade meinen eigenen Keller erreicht, als die ersten Bomben niedergingen. Infolge dieser Warnung in letzter Minute blieben unsere Verluste erfreulich gering. Nur die Operations-Abteilung hatte meine Warnung nicht beachtet. So kam es, daß der General Krebs und einige seiner Mitarbeiter mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Krebs wurde die Temporaiis durchschlagen; als ich ihn wenige Minuten nach der Detonation aufsuchte, brach er vor meinen Augen ohnmächtig zusammen. Er mußte ins Lazarett gebracht werden und fiel für mehrere Tage vom Dienst aus. In dieser Verfassung empfing ich Heinrici, als er sich vor Übernahme seines neuen Kommandos über die Heeresgruppe „Weichsel“ in Zossen einfand. Seine erste Aufgabe sollte der Entsatz der von den Russen eingeschlossenen, kleinen Festung Küstrin sein…“

Es ist bedauerlich, daß unser Generaloberst Heinrici uns seine Feldzüge und Schlachten nicht in einem Panzerbuch geschildert oder zumindest seine Aufzeichnungen in die Hände eines fähigen Geschichtsschreibers gegeben hat. Denn so fielen diese den Sophisten des (((amerikanischen))) Saftladens BRD in die Hände und schon der Name, unter dem diese herausgegeben worden sind, gehört dem (((amerikanischen))) Schuldkult an. Entsprechend wurden die Dokumente nicht im Original, sondern nur in Auszügen abgedruckt. Ob inhaltliche Fälschungen und Verzerrungen vorgenommen worden sind, wissen wir Panzertiere nicht. Mit diesem Gram Salz müssen wir auch den Bericht unseres Heinricis von der Abwehr des russischen Großangriffes Ende März 1942 nehmen:

„Am meisten macht uns persönlich der Feind im Rücken besorgt, der allmählich zu einer Armee angewachsen ist. Wir haben nicht nur eine Front nach vorn, sondern auch nach hinten, und keine Truppen, um sie genügend abzudichten. Wir schwimmen gewissermaßen wie eine blaue Landzunge im roten Meer, und dies wird, nachdem es genügend aufgefüllt ist, von rückwärts her täglich wilder und stürmischer. Auch ist es wohl zu erwarten, daß der Feind aus seinen gewaltigen Menschen Reserven demnächst neue Verbände in großer Zahl herausbringen wird. Nach der Lage, die im Laufe des Winters entstanden ist, werden sie sicher zum guten Teil gegen uns antreten. Überall ist aber bei uns die Decke zu dünn. Mit höchster Sorge sieht man auf das Zahlenverhältnis von Freund und Feind, und auch auf den Zustand, in dem wir uns menschen- und materialmäßig befinden. Man kann sich des Eindrucks nicht verschließen, als ob dort, wo Gyldenfeldt sitzt, nicht alles ganz so wie hier erkannt wird. Das Empfinden, daß dem so ist, ist nicht die kleinste Sorge. Weil nämlich aus all dem Entschlüsse entstehn, die wie im Winter schwierige Lagen zur Folge haben. Der Winter scheint sich nun selbst in diesem Lande empfehlen zu wollen. Nachdem es seit Ende Oktober – bis auf einen Tag Anfang März – ununterbrochen gefroren hat, und wie, ist seit gestern das Wetter weicher geworden. Zwar taut es nicht richtig, aber es setzt manchmal dazu an, und ich habe gestern sogar eine aufgehende Eisdecke an einer Stelle gesehn. Heute schneit es wieder einmal, aber auch das ist gegenüber dem unentwegten harten Frost ein Zeichen des nachlassenden Winters. Wie den Krieg, so hat jeder von uns auch dieses ewige Weiß satt, von dem man überall umgeben ist. Auch bei den einfachen Leuten gibt es keinen Wunsch als „Ablösung“. An so etwas ist für uns alle nicht zu denken. (…) Ich möchte so gern mal wieder einen richtigen Brief schreiben. Aber mir fehlt die innere Ruhe und Stimmung dazu, ich bringe es garnicht mehr fertig, mich dazu aufzuraffen. (…) Wir stehn zur Zeit in dem vielleicht schwersten russischen Angriff drin, den der Feind gegen uns geführt hat. Seit vier Tagen greift er wirklich mit Massen an und wirft täglich neue Kräfte in den Kampf, Infanterie, Artillerie, Panzer, nachts Flieger. Mit großer Aufopferung kämpft unsere Truppe. Sie hat es aber ungeheuer schwer. Dazu will es immer noch nicht Frühjahr werden. Seit acht Wochen haben wir ja fast ausnahmslos strahlende Sonnentage. Das bedeutet zur Zeit: Im Windschatten Tau, sonst am Tage leichte, in der Nacht starke Fröste. Wir hoffen doch, daß der „Schlamm“ endlich vielleicht Entlastung bringt. Aber ununterbrochen, Tag und Tag geht der Druck durch den Feind weiter. Nichts kommt zur Ausführung, was wir machen wollen. Immer wird es durch Unternehmungen der anderen durchkreuzt. Im tiefsten Grund sind es alles Auswirkungen jener Entschlüsse, die uns in diese Situation hineingeführt haben. Denn sie halten uns in Lagen fest, die den Feind geradezu zum Handeln zwingen. Niemand weiß, wie lange das eigentlich noch gehen wird. Aber jeder fürchtet, daß ein Ende nicht abzusehen ist. Ich habe – glaube ich – länger nicht geschrieben, weil ich so beansprucht war, daß ich keine Zeit dafür fand. Seit Giselas Einsegnung stehn wir unter dem Druck unausgesetzter russischer Angriffe, und zwar an den gefährlichsten Stellen unserer Front. Nachdem wir sie anfänglich erfolgreich zurückgewiesen haben, hat der Feind, indem er unausgesetzt neue Menschenmassen hineinpumpte, schließlich doch für uns sehr unangenehme und gefährliche Ergebnisse gezeitigt. Seit gestern nun erkennen wir das Heranführen ganz starker neuer Kräfte, denen wir nichts Rechtes mehr entgegen zu setzen haben. Statt, wie Gyldenfeldt Dir einmal sagte, Ruhe zu bekommen, zeichnet sich eine neue, ganz große Gefahr für uns ab. Der Russe gibt nicht nach, sondern verfolgt mit sturer Konsequenz sein Ziel, gerade bei uns einen Durchbruch zu erstreben und uns zu vernichten. Aber nicht nur von vorn packt er uns an, sondern hinter uns hat er eine zweite Armee aufgebaut, die uns bald ganz eingemauert hat. So sehn wir mit größter Sorge und Unruhe in die Zukunft und wissen vorläufig nicht, wie sich das alles wenden wird. Wir hofften, das Frühjahr mit seiner Nässe würde uns Entlastung bringen. Aber davon ist auch bisher keine Rede. Jede Nacht friert es noch Stein und Bein, und am Tage schmilzt die immer scheinende Sonne die Oberfläche weich. Kein Hochwasser oder Eisgang, keine Schlammperiode kommt uns vorläufig zu Hilfe. Dafür brummen nachts die russischen Flieger – wie eben jetzt – über uns weg und setzen in unserm Rücken Kommissare, Luftlandetruppen und Offiziere ab. Niemand hindert sie und kann sie hindern. (…) Nun ist es glücklich soweit. Gelingt es dem Feind, das heute erreichte zu halten, so ist die Masse der Armee abgeschnitten. Die Rollbahn ist zu, und zwar an einer Stelle, wo sie kaum wieder zu öffnen ist. Mit einigen 30 Panzern hat der Feind sich heute diesen Erfolg erkämpft. Ich selbst besitze in der aufs äußerste gespannten Lage keine Mittel, dies wieder auszubügeln. Der Feind konnte nagelneue Divisionen heranführen, die er im fernsten Sibirien wieder einmal aufgestellt hat. Wir standen ihm mit den armen, abgekämpften Leuten gegenüber, die seit vier Wochen den Gegner unentwegt abgewiesen haben. Seit Giselas Einsegnungstag ging die Krise. Ein schöner Erfolg schien sie gestern zu beheben. Heute kam der Rückschlag. Das Wetter – Schneesturm, dichter Nebel – beraubte uns auch der Hilfe der Luftwaffe. Jetzt stehn drei Korps angenagelt und abgeschnitten. Was sich daraus entwickeln wird, weiß ich nicht. Wir hatten auf die sogenannte Schlammperiode gehofft, in der auch der Russe nicht mehr kämpfen könnte. Sie kam und kam nicht. Jetzt, nachdem der Feind seinen Erfolg erkämpft hat, beginnt sie und erschwert unsere Lage noch dreifach. Alles, was nur überhaupt denkbar ist, steht gegen uns, alles…“

Karl der Große

„Denn der König, der alle Fürsten seiner Zeit an Klugheit und Seelengröße überragte, ließ sich von nichts, was zu unternehmen und auszuführen war, durch die Mühe abhalten oder durch Gefahren abschrecken, sondern er hatte sich gewöhnt alles, wie es kam, zu bestehen oder zu ertragen, weder im Unglück nachzugeben, noch den falschen Lockungen des Glücks zu folgen.“ (Einhard)

Von Karl dem Großen ist da die Rede und der hat mal wieder Geburtstag. Als Sohn des Frankenkönigs Pippin des Jüngeren und der Königin Bertrada wurde er 742 (oder 747) in Ingelheim geboren und bestieg den fränkischen Thron bereits 768. In den Jahren darauf verdoppelte er die Größe des Frankenreiches und fügte diesem alle unsere deutschen Stämme hinzu – und namentlich die Sachsen waren ein harter Brocken. Damit waren zum ersten Mal alle unsere deutschen Stämme in einem Reich geeint und sollten dies auch bis zum Untergang unseres alten Reiches bleiben. Die Erneuerung der römischen Kaiserwürde im Jahre 800 sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Ebenso wie der Feldzug gegen die Awaren, der zur Einrichtung der Awarenmark führte, die wir heute als Österreich kennen, und natürlich die Errichtung der spanischen Mark, die entscheidend zur Rückeroberung Spaniens von den teuflischen Mauren beitrug. Auch der größte Herrscher ist nicht von Verschwörungen gefeit, wie wir dem Bericht Einhards entnehmen: https://archive.org/details/kaiserkarlsleben00einh

„Er hatte von einem Kebsweib einen Sohn mit Namen Pippin, dessen ich unter den andern Erwähnung zu tun unterlassen habe, schön von Angesicht aber durch einen Höcker verunstaltet. Der stellte sich, während sein Vater mit dem Krieg gegen die Hunnen beschäftigt in Bayern den Winter zubrachte, krank und verschwor sich mit einigen fränkischen Großen, die ihn durch eitle Hoffnungen auf das Königtum verführt hatten, gegen seinen Vater. Der böse Anschlag ward aber entdeckt, die Verschworenen bestraft, den Pippin ließ Karl scheren und nach seinem Willen im Kloster Prüm ein gottgeweihtes Leben führen. Schon früher war gegen ihn noch eine andere Verschwörung in Deutschland angestiftet worden, deren Urheber teilweise geblendet, teilweise am Leib nicht geschädigt, alle aber verbannt wurden; keiner von ihnen kam ums Leben, drei ausgenommen, die um nicht ergriffen zu werden das Schwert zogen, einige sogar dabei töteten und, weil sie auf keine andere Weise zu bewältigen waren, niedergemacht wurden. Diese Verschwörungen hatten jedoch, wie man glaubt, ihren Grund und Ursprung in der Grausamkeit der Königin Fastrada, und darum verschwor man sich beide Male gegen den König, weil er dem grausamen Sinn seiner Gemahlin zustimmend von seiner angeborenen Güte und seiner gewöhnlichen Milde eine schreckliche Ausnahme gemacht zu haben schien. Im übrigen genoß er während seines ganzen Lebens im In- und Auslande der höchsten und allgemeinsten Liebe und Zuneigung, so daß gegen ihn niemals auch nur der geringste Vorwurf wegen ungerechter Grausamkeit von jemanden erhoben wurde. Er liebte die Fremden und nahm sich ihrer mit der größten Sorge an, so daß ihre große Anzahl gar häufig nicht bloß für den Palast, sondern das ganze Reich eine wahre Last zu sein schien. Er selbst jedoch ließ sich in seiner Hochherzigkeit derlei Bedenken wenig anfechten und wog vielmehr die bedeutendsten Nachteile mit dem Ruhm der Freigebigkeit und dem Lohn eines guten Namens auf…“

Mit dem Nachruhm Karls des Großen endet unser Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Der Palast mit seinen Hallen, Höfen und Säulengängen, seinen Türmen und Kuppeln, die ins Tal herabglänzten, und dem Adler, der von seiner höchsten Spitze nach Osten sah, ist bis aus wenige Reste verschwunden; aber noch steht der achteckige Dom, den Karl der heil. Jungfrau baute, und an seinem Eingange die eherne Wölfin aus Rom und der Pinienapfel, aus dessen Blätterspitzen seine Strahlen zu einen Wassergarbe emporsprangen. Aus Ravenna nahm Karl den Mosaikboden und die meisten Marmorsäulen, womit er seinen Dom schmückte, – die Franzosen haben sie teils zertrümmert, teils nach Paris gebracht; – aus Konstantinopel war die große Orgel; aus Jerusalem vom heiligen Grabe sandte der Patriarch hochheilige Reliquien, und aus Bagdad Haroun-al-Raschid zwei große Leuchter, die am Hochaltare die Kerzen trugen. Das Haupt der Christenheit selber kam von Rom, die „Kapelle“ zu weihen, und mit solcher Verehrung sah die folgende Zeit auch dieses Werk des großen Kaisers an, daß die Dichtung, welche überhaupt sein Leben zum Gegenstande ihrer Bildungen in den nächsten Jahrhunderten machte, sich nicht enthalten konnte, auch diesen heiligen Ort mit einer Legende im Sinne jener frommen Zeiten zu verherrlichen. 365 Bischöfe und Äbte, so erzählt sie, kamen mit Papst Leo zur Weihung der Kapelle. Aber als das Hochamt beginnen sollte, waren zwei Sitze leer, denn zwei der Geladenen hielt schwere Krankheit zurück. Da erhuben sich, damit nichts die feierliche Handlung störe, zwei heilige Bischöfe von Tongern, Gondulf und Mondulf, aus ihren Gräbern, nahmen die leeren Sitze am Altare ein, und als der Papst das Hochamt vollendet, stiegen sie schweigend wieder hinunter in ihre Gruft. – Mit welcher Andacht mögen später Hunderttausende gebetet haben an einer Stelle, zu deren Weihung, nach ihrem frommen Glauben, selbst die Gräber ihre Toten sandten! Und wie seine Werke, so, hat auch das Mittelalter ihn selbst und die Genossen seiner Größe in vielen Dichtungen verherrlicht. Die Zeiten nach ihm werden bald verworren, flach und klein; von seinen Pflanzungen verkümmert eine nach der andern; nur einzelne Samenkörner bleiben, um später mit neuer Frühlingskraft auszugehen. Sein herrliches Reich spaltet sich und die Teile feinden einander an. Zwischen der Gestalt, welche Karl dem vereinigten Reiche fast aller christlichen Völker geben wollte, und derjenigen, welche die Christenheit hundert Jahre nach seinem Tode wirklich hatte, ist eine große Kluft. Aber um so höher und einsamer ragt aus der Nacht, die aus ihn folgte, die gewaltige Gestalt des großen Kaisers hervor; und wie sie bald in den sächsischen und noch mehr in den hohenstaufischen Kaisern den hohen Sinn für die große Bestimmung des römisch-deutschen Kaisertums geweckt hat, so ist sie auch für die Phantasie der Dichter ein unerschöpflicher Quell der Begeisterung geworden. Seine Jugend, sein Mannesalter, seine Kriegszüge und Eroberungen, so wie seine Person selbst, sind ins Großartigste ausgeschmückt und ausgedehnt. Am liebsten aber verweilte die Phantasie bei dem Sarazenen-Kriege in Spanien, der den Kaiser mit dem märchenhaften Morgenlande in Berührung brachte, und dazu die Weihe eines Glaubenskampfes trug. Hier schmückte sie ihn mit allem Wunderbaren und Abenteuerlichen. Aus seinen Raten und Heerführern schuf sie, eingedenk der runden Tafel von Golde, die zwölf Paladine: Erzbischof Turpin, Herzog Naimis von Bayern, Oliver, Oger der Däne, Ganelon der Verräter, Graf Richard, Lambert von Bourges, Garin von Lothringen, Oöllus von Nantes, Haimon, Milo von Anglante, und vor Allen Roland der Vielbesungene. Seine Kämpfe mit dem Riesen Eisenhart, den Abschied von seinem guten Schwert Durranda, seinen Tod in Ronceval, „dem tauigen Thale“, feierte das Lied durch Jahrhunderte. Noch jetzt singen die Basken seine Liebe zur Donna Alda; und im Norden, den sein Fuß nie betrat, wo Wittekind lange vergessen ist, nennt das Volk die alten Sinnbilder des Blutbannes einer Stadt, riesige Steinbilder mit Schwert und Schild, „Roland, den Schildträger des großen Karl“; (wie in Bremen, Halberstadt, Bonn und so weiter). So lebte Karl nach seinem Tode noch ein glänzendes Leben als Mittelpunkt eines großen Sagenkreises und bald der ganzen romantischen Poesie. Und daß nichts ihm fehle von Allem, wovor jene Zeit in Andacht und Begeisterung sich beugte, so erhob auch die Kirche aus Friedrichs I. Antrieb den alten Kaiser feierlich unter ihre Heiligen, und für alle Zeiten trägt der 28. Januar den Namen des großen Kaisers Karl…“

Die Schlacht an der Hallue

„Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir keine Beispiele von Marathon. Friedrich der Große schlug bei Leuthen mit etwa 30,000 Mann 80,000 Österreicher, bei Roßbach mit 25,000 Mann einige 50,000 Mann Verbündete; das sind aber auch die einzigen Beispiele eines gegen den doppelt und mehr als doppelt so starken Feind errungenen Sieges. Karl XII. in der Schlacht bei Narwa können wir füglich nicht anführen. Die Russen waren damals kaum als Europäer zu betrachten, auch sind selbst die Hauptumstände dieser Schlacht zu wenig bekannt. Bonaparte bei Dresden hatte 120,000 gegen 220,000, es war also noch nicht das Doppelte. Bei Kolin wollte es Friedrich dem Großen mit 30,000 Mann gegen 50,000 Österreicher nicht gelingen, und ebenso Bonaparte in der verzweiflungsvollen Leipziger Schlacht, wo er 160,000 Mann gegen 280,000 stark, die Überlegenheit also lange nicht das Doppelte war. Es geht hieraus wohl hervor, daß im heutigen Europa es dem talentvollsten Feldherrn sehr schwer ist, einer feindlichen Macht von doppelter Stärke den Sieg abzugewinnen; sehen wir die doppelte Streitkraft gegen die größten Feldherren ein solches Gewicht in die Waagschale legen, so dürfen wir nicht zweifeln, daß in gewöhnlichen Fällen bei großen und kleinen Gefechten eine bedeutende Überlegenheit, die aber doch das Doppelte nicht zu übersteigen braucht, hinreichen wird, den Sieg zu verleihen, wie nachteilig auch die anderen Umstände sein mögen.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)

Unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel hat sich also 1870 an der Hallue einen großen Sieg erfochten. Denn mit nur 22,600 Mann und 108 Geschützen hat er 50,000 welsche Kriegsknechte mit 82 Geschützen aus dem Feld geschlagen. Freilich, eine vernichtende Niederlage – anders als Friedrich der Große bei Roßbach – konnte er den Welschen nicht zufügen. Jedoch genügte sein erfolgreicher Angriff am ersten Schlachttag, um den Kampfgeist der Welschen zu brechen und darauf kommt es ja im Krieg vor allen Dingen an. Als die Welschen am zweiten Tag sang- und klanglos abzogen, hatten sie 3000 Mann verloren, während wir Deutschen einen Verlust von 900 Mann zu beklagen hatten. Die Pläne der Welschen zur Rückeroberung von Amiens und zur Störung der Belagerung von Paris waren damit gescheitert. Auch dank unserem General August von Goeben, der sich an der Hallue mal wieder als Unterführer bewährt hat. Die Schlacht an der Hallue geht nun bei unserem Geschichtsschreiber Wilhelm Blume im „Feldzug 1870-71“ zu Ende und unser Feldmarschall von Manteuffel kann zur Verfolgung schreiten: https://archive.org/details/feldzugdieopera00blumgoog

„Im Hinblick auf die große Stärke des Feindes, welcher mindestens 50,000 Mann mit circa 80 Geschützen zur Stelle hatte, und auf die Festigkeit der von demselben auf dem linken Ufer der Hallue besetzten Position, beschloß der General von Manteuffel, sich am 24. Dezember zunächst auf die Behauptung des gewonnenen Abschnitts zu beschränken, das Herannahen der in Aussicht stehenden Verstärkungen abzuwarten, eventuell aber auch einen sich bietenden günstigen Moment zu sofortiger Wiederaufnahme der Offensive zu benutzen. Das VIII. Armeekorps richtete sich demnach im Laufe der Nacht in den eroberten Stellungen zu hartnäckiger Verteidigung ein. Dem General Senden wurde, um ihn der Gefahr eines isolierten Zusammenstoßes mit überlegenen feindlichen Kräften zu entziehen, der Befehl gesandt, seinen Marsch von Sankt Quentin aus auf dem linken Sommeufer fortzusetzen. Am 24. Dezember standen beide Armeen wiederum in Schlachtordnung einander gegenüber. Der Feind versuchte, die XVI. Division von Contay her überflügelnd anzugreifen, wurde jedoch abgewiesen und verzichtete auf weitere Angriffe. Von Mittags an wurde viel Bewegung beim Feinde beobachtet, ohne daß der Zweck derselben sogleich zu erkennen gewesen wäre. Gegen Abend nahm die Bewegung zu, und es wurde wahrscheinlicher, daß der Feind Vorbereitungen zum Abzuge träfe. Für den Fall, daß sich dies am folgenden Morgen bestätigen sollte, erhielt das VIII. Armeekorps Befehl, unmittelbar zur Verfolgung überzugehen, und wurde demselben für diesen Zweck auch die Mittags auf dem Schlachtfelde eingetroffene kombinierte Gardekavalleriebrigade Prinz Albrecht von Preußen zur Verfügung gestellt. Die Armeereserve sollte beim Abzuge des Feindes sogleich Corbie besetzen und dann gegen Peronne abrücken. Der folgende Morgen brachte die bereits erwartete Entscheidung. Der Feind hatte unter dem Schutze der langen Nacht und unter Benutzung der Eisenbahn seinen Rückzug angetreten und zwar, wie sich aus den späteren Rekognoszierungen ergab, über Bapaume bis hinter die Scarpe – Linie nach Douai. Der Rückzug wurde mit Ordnung ausgeführt. Die Verluste des Feindes in den vielfachen Dorfgefechten und besonders bei dem Offensivversuche am 23. Dezember Abends müssen sehr erheblich gewesen sein. 1100 unverwundete Gefangene befanden sich in den Händen des Siegers, der freilich auch einen Verlust von 38 Offizieren, 824 Mann an Toten und Verwundeten, so wie 93 Vermißten zu beklagen hatte. Das VIII. Armeekorps nebst der III. Kavalleriedivision und der Kavalleriebrigade Prinz Albrecht von Preußen folgte am 25. mit der Tete bis Albert, am 26. bis Bapaume, Achiet und Bucquoy. Die von Rouen herangezogenen sechs Bataillone kehrten vom 26. an zur Eisenbahn nach Rouen zurück. Am 27. wurde Peronne von Süden her durch das Detachement von Senden, von Norden her durch die Armeereserve (III. Infanteriebrigade mit vier Eskadronen und zwei Batterien) zerniert. Die baldige Wegnahme dieser kleinen Festung, welche die feindlichen Offensivunternehmungen außerordentlich begünstigte, erschien im hohen Grade wünschenswert; und da ihr Verteidigungszustand sehr zweifelhaft war, ein Belagerungspark auch augenblicklich nicht zur Verfügung stand, beschloß der General von Manteuffel, zu einem Versuche mit Feldgeschütz zu schreiten. Die am 28. Dezember begonnene Beschießung blieb jedoch erfolglos; es wurde daher die Heranführung einiger schwerer französischer Geschütze aus der Zitadelle von Amiens eingeleitet…“