„Dies allein erklärt die ungeheure Vehemenz, mit welcher die durch den Islam auch künstlerisch endlich befreite und entfesselte arabische Kultur sich auf alle Länder warf, die ihr seit Jahrhunderten innerlich zugehörten, das Zeichen einer Seele, die fühlt, daß sie keine Zeit zu verlieren hat, die voller Angst die ersten Spuren des Alters bemerkt, bevor sie eine Jugend hatte. Diese Befreiung des magischen Menschentums ist ohnegleichen. Syrien wird 634 erobert, man möchte sagen erlöst; Damaskus fällt 635, Ktesiphon 637. 641 wird Ägypten und Indien erreicht, 647 Karthago, 676 Samarkand, 710 Spanien; 732 stehen die Araber vor Paris. So drängt sich hier in der Hast weniger Jahre die ganze Summe ausgesparter Leidenschaft, verspäteter Schöpfungen, zurückgehaltener Taten zusammen, mit denen andre Kulturen, langsam aufsteigend, die Geschichte von Jahrhunderten füllen konnten. Die Kreuzfahrer vor Jerusalem, die Hohenstaufen in Sizilien, die Hansa in der Ostsee, die Ordensritter im slawischen Osten, die Spanier in Amerika, die Portugiesen in Ostindien, das Reich Karls V., in dem die Sonne nicht unterging, die Anfänge der englischen Kolonialmacht unter Cromwell – das alles sammelt sich in der einen Entladung, welche die Araber nach Spanien, Frankreich, Indien und Turkestan führte.“ (Oswald Spengler, „Der Untergang des Abendlandes“)
Wir Deutschen sind schon gemeine Panzerwesen. Da drücken die Römer das Morgenland sechshundert Jahre nieder und kaum hat es sich befreit und beginnt seinen Siegeslauf in der Welt so schlägt ihm Karl der Hammer bei Tours und Poitiers aufs Haupt und beendet damit den Arabersturm. Im Jahre 732 fand die berühmte Schlacht statt. Die Gefahr war keine Kleine, denn 711 fiel unser mächtiges Westgotenreich in Spanien in nur einer Schlacht am Fluß Guadalete. Man kann davon ausgehen, daß Karl der Hammer bei Tours und Poitiers den ganzen fränkischen Heerbann ins Feld führte und seine Truppen wurden durch Abteilungen der meisten unserer deutschen Stämme verstärkt. Bayern, Schwaben, Langobarden, Friesen und selbst die Sachsen stemmten sich bei Tours und Poitiers den Sarazenen entgegen. Jene führte der spanische Statthalter Rahman an. Sieben Tage standen sich beide Heere gegenüber, bevor es zum Kampf kam. Der arabische Monty Rahman fand in diesem den Tod. Seine Truppen zogen sich zwar geordnet in ihr Feldlager zurück, entwichen aber in der Nacht. Weder das Verlangen ihren getöteten Monty zu rächen noch die Verlockung eines Sieges über unsere Franken vermochten sie zur Erneuerung des Kampfes. Die Zahl von 370,000 toten Sarazenen ist wohl eine Übertreibung der mönchischen Geschichtsschreiber. Aber die Niederlage der Araber wog so schwer, daß sie niemals mehr wieder einen großen Feldzug in Gallien gegen unsere Franken unternahmen. Karl der Hammer hat damit das Abendland gerettet und wie dankte es ihm die Kirche? Sie erklärte ihn für verdammt, weil er später mit ihren Pfaffen aneinandergeriet… Ohne die Eiserne Hand Karls des Hammers wäre das Frankenreich wohl vor der Schlacht von Tours und Poitiers zerfallen und dessen Splitter eine leichte Beute für das arabische Weltreich gewesen. Daher schadet es nicht, wenn wir bei unserem Geschichtsschreiber Theodor Breysig in den „Jahrbüchern des fränkischen Reiches“ vom Wirken unseres Hausmeiers in Bayern lesen: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html
„Im Jahre 717 oder 722 starb Theodo II. Er hatte seinem ältesten Sohne Theodebert das Herzogtum übergeben, dessen Tod etwa im Jahre 724 innere Unruhen zur Folge hatte; denn gegen den von ihm eingesetzten Nachfolger, seinen Sohn Hucbert, erhob dessen Oheim Grimoald einen Aufstand, über dessen Zweck nichts überliefert ist. Hucbert wandte sich an den Gemahl seiner Schwester Guntrut, den König der Langobarden, Liutprand, und bald besetzten Langobarden die festen Plätze, die Grimoald an der Etschgegend gehörten. In diese Verhältnisse griff auch Karl ein; er sammelte ein großes Heer, überschritt den Rhein, durchzog das Gebiet der Alamannen und Suaven, drang bis an die Donau vor und bemächtigte sich nach Überschreitung des Flusses des bayrischen Gebietes. Nach siegreichem Kampfe kehrt er im Jahre 725 mit vielen Schätzen und zweien Frauen zurück, die von so hervorstechender Wichtigkeit für die Verhältnisse Karls waren, daß der sehr wortkarge Chronist ihrer ausdrücklich erwähnt. Die eine nennt er eine gewisse Matrone, Namens Bilitrud, die andere Swanahild, eine Nichte Karls. Bilitrud ist wahrscheinlich die Gemahlin Grimoalds, die Witwe seines Bruders Theodoald, die Tochter einer vornehmen Fränkin, welche nach Bayern gezogen war. Sie hatte durch ihre zweite Ehe mit ihrem Schwager Grimoald der Geistlichkeit, zumal Korbinian, Bischof von Freising, viel Ärgernis gegeben; sie hatte gegen ihn, da er stets auf Scheidung drang, Mörder ausgesendet, vor denen er mit Mühe nach Mais in Tirol, das damals im Jahre 724 von Langobarden besetzt war, entwich. Wahrscheinlich sollte sie als Geisel für das fernere Verhalten Grimoalds dienen und der Wunsch der Geistlichkeit durch ihre Trennung von ihrem Gatten annähernd erfüllt werden. Von nachhaltigen Folgen aber war der Eintritt der zweiten Persönlichkeit in das Hoflager des Majordomus. Sonichilde oder Swanahild war die Nichte Karls; durch welche verwandtschaftliche Verhältnisse des Majordomus sie aber als eine solche bezeichnet werden kann, ist ganz unbekannt. Sie ist zugleich eine Nichte Odilos, der im Jahre 737 Herzog von Bayern wird, dessen Verwandtschaft aber weder mit dem Pippinischen Hause noch mit seinem Vorgänger, dem Herzog Hucbert, nachgewiesen werden kann; Swanahild tritt aber noch in diesem Jahre zwar nicht an die Stelle der Gemahlin Karls, obgleich er die seinige, Chrotrud, durch den Tod in dem selben Jahre verloren hatte, jedoch als Konkubine in die nächsten Beziehungen zu dem Majordomus. Wahrscheinlich schon im folgen den Jahre gebar Swanahild einen Sohn, Grifo, an welchem Karl mit großer Liebe hing. Als einst nämlich Grifo in ein gefährliches Fieber verfiel, wandte sich Karl mit vielen Bitten an Leutfrid, den Abt des Klosters Madrie, der den Hof des Majordomus besucht und soeben verlassen hatte, daß er zurückkehre und durch seine Vermittlung dem Kinde die Gesundheit wiedergäbe; beide Eltern haben auch Bonifaz gebeten, Grifo in sein Gebet einzuschließen. Über die Tätigkeit Karls in den beiden folgenden Jahren 726 und 727 ist nur sehr wenig bekannt. Am 9. Juli 726 befand er sich zu Zülpich, woselbst er sein Erbgut Eliste, jetzt Eist oder Marithaine, in der Betuwe an der Waal bei Nimwegen gelegen, an die Salvatorkirche zu Utrecht schenkt, doch unter der Bedingung, daß Wilbrord, der damals dieser Kirche vorstand, sowie seine Nachfolger das Gut rechtlich als Eigentum besitzen sollten. Die Besitzung selbst hatte Karl von seinem Vater geerbt, der sie wiederum von König Childebert III. (695-711) aus dem Schatze erhalten hatte. In den königlichen Schatz aber war das Gut aus dem Vermögen eines Grafen Eberhard gekommen, der dem Könige untreu sich außerhalb des Landes mit den Rebellen, wahrscheinlich den Friesen, verbunden und daher Konfiskation seiner Güter erlitten hatte. Karl beschloß mit diesem Geschenke die vielen Gaben, durch welche er seine Anhänglichkeit an Wilbrord bisher bewiesen hatte, obgleich der Friesenapostel noch 12 Jahre lang seine Bekehrungen in Friesland fortsetzte. Es scheint eine Entfremdung später zwischen dem Majordomus und dem Bischofe eingetreten zu sein; die Gründe aber sind nirgends angedeutet; zu geringe Nachgiebigkeit Wilbrords gegen den Willen Karls wird vermutet. Unterdessen war in Alamannien die herzogliche Würde in andere Hände übergegangen; auf welche Weise dies geschehen, ist nirgends berichtet. Die Herzöge Rebi und Berchtold, welche in dem Jahre 724 zu dem fränkischen Majordomus in freundliche Beziehungen traten, werden nicht mehr erwähnt; an ihre Stelle treten Lanfrid und Theutbald, Söhne des 708 oder 709 gestorbenen Herzogs Gotefrid, vielleicht die Oheime ihrer Vorgänger. Lanfrid ist jedoch der allein regierende Herzog, denn ihn allein nennt die Sangallenser Handschrift der lex Alamannorum. Nur sehr unbestimmte Nach richten lassen schon im Jahre 727 Theutbald gegen Karl eine herausfordernde Stellung einnehmen, nennen ihn von Haß gegen Karl erfüllt und erzählen, daß er Pirmin, den Abt von Reichenau, den der fränkische Majordomus unter seinen besonderen Schutz genommen hartes vertrieben habe. Da weder Pirmin sich an seinen Schutzherrn Karl wendet, noch dieser etwas gegen Theutbald und die Alamannen unter nimmt, so ist durch die Angaben über Theutbald für das Jahr 727 nichts sicher zu stellen. Es fehlen alle Nachrichten über die Ursachen einer den Franken feindlichen Bewegung in Alamannien; es läßt sich nur vermuten, daß durch die erneuten Unruhen in Bayern auch der Nachbarstaat zum Bruch der friedlichen Beziehungen geneigt gewesen sei…“