Joseph Haydn

Mit unserem Haydn hat einer unserer großen deutschen Tondichter Geburtstag. Im niederösterreichischen Rohrau erblickte er 1732 das Licht der Erdenwelt und sollte unsere deutsche Musik um 750 Meisterwerke vermehren. Dies tat er vorwiegend in Wien, ging aber auch auf so manche Konzertreise. Musik soll und muß man aber hören und so ehre ich unseren Haydn mit seiner neunundsechzigsten Symphonie, die man nachträglich dem österreichischem Feldmarschall Laudon, einem der Widersacher Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg, gewidmet hat: https://www.youtube.com/watch?v=jEr9r9sEKmg Was dem Feldherren die Kadettenzeit ist, wahr unserem Haydn seine Zeit als Chorknabe in Wien, wie uns unser Musikgeschichtsschreiber Carl Ferdinand Pohl nun berichtet: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn

„Wie wir früher schon erfuhren, wurde im Kapellhause kein Unterricht in der Kompositionslehre erteilt. Griesinger sagt, daß sich Haydn erinnerte, in der theoretischen Musik nur zwei Lektionen von dem „braven“ Reutter erhalten zu haben. Dies geht der Frage vorsichtig aus dem Wege, muß aber doch die vernachlässigten Studien eingestehen und läßt Reutter dabei so glimpflich wie möglich durchschlüpfen. „Sobald Joseph (sagt Dies) in seinem neu angetretenen Stande so viel Unterricht empfangen hatte, als nötig war, die Pflichten eines Chorknaben zu erfüllen, erfolgte im Unterricht ein großer Stillstand, woran vielleicht die zu sehr überhäuften Geschäfte des Kapellmeisters Schuld waren.“ Beide Gewährsmänner aber, Dies und Griesinger, stimmen darin überein, daß es den Knaben gar bald mächtig antrieb, selbst zu schaffen. Auf jedem Blatt Papier, dessen er habhaft werden konnte, wurden mühsam fünflinige Netze gezogen und Notenköpfe neben- und übereinander aufgestapelt, denn Haydn glaubte damals, „es sei schon recht, wenn nur das Papier hübsch voll sei“. So ertappte ihn Reutter einmal auch bei einem, sich mit zwölf und mehr Stimmen brüstendenSalve regina, lachte herzlich über die Figuren, die keine Kehle und kein Instrument hätte ausführen können, wie auch über die Einfalt des Knaben, so viele Stimmen bewältigen zu wollen, ehe er noch im Stande sei, auch nur mit Zweien fertig werden zu können. „O du dummes Büberl“ (schalt er ihn aus), „sind dir denn zwei Stimmen nicht genug?“ Statt ihm aber diese zwei Stimmen führen zu lehren, gab er ihm den mühelosern Rat, die Vespern und Motetten, die in der Kirche aufgeführt wurden, zu variieren, welche Arbeiten dann der vielbeschäftigte Mann gelegentlich mag durchgesehen haben. „Das Talent lag freilich in mir“ (sagte Haydn): „dadurch und durch vielen Fleiß schritt ich vorwärts.“ Trotzdem ist nicht anzunehmen, daß die Entstehung von Haydns erster Messe F-Dur, obwohl sogar, genauer bezeichnet, das Jahr 1742 angegeben wird, schon in diese Zeit fallen sollte; vielmehr wird dieselbe naturgemäßer in die 50er Jahre zu setzen sein. – Einer Mitwirkung Haydns bei etwaigen theatralischen Vorstellungen im Kapellhause wird nirgends Erwähnung getan. Daß zwei seiner Mitschüler, Typer und Wittmann, zu einer ähnlichen außer Haus stattgefundenen Gelegenheit beigezogen wurden, haben wir früher bestätigt gesehen. Diesen Beiden können wir als Mitschüler Haydns noch einen Dritten, den nachmaligen Altisten Vincenz Kneer anreihen. Er war nach Dlabaczs Angabe im Jahre 1738 zu Klosterneuburg geboren, kam zuerst in die Singschule des Franz Witzig, Musikers im dortigen Stift der regulierten Chorherren und wurde (etwa im Jahre 1746) von Reutter als Sängerknabe aufgenommen. Neben Joseph und Michael Haydn sang er in der Karwoche vor Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz I. die Lamentationen. Er wurde später ein vortrefflicher Baß-Sänger im Orden der barmherzigen Brüder und starb im Jahre 1808. (Privat-Mitteilungen bezeichnen auch einen Ignaz Gegenbauer, in den 60er Jahren Schullehrer in Tulln in Nieder-Oesterreich, als Mitschüler Haydns. Es kann dieser jedoch kein Sohn des vorgenannten Gegenbauer gewesen sein, da dessen hinterlassener einziger Sohn, Johann Georg, beim Tode des Vaters, wie erwähnt, erst zehn Jahre zählte.) – Die Masse Musik, die Haydn beim täglichen Kirchendienste im Verlauf eines Decenniums in sich aufnahm, konnte nicht spurlos an einem obendrein so empfänglichen Gemüte vorübergehen. Seine Domäne wurde allerdings vorzugsweise Symphonie und Quartett, in denen er seinen eigenen Weg ging, wogegen er in der größeren ersten Hälfte seiner Gesangswerke und selbst in seinen späteren besten Kirchenwerken sich nie ganz frei zu machen wußte von traditionellen Überlieferungen und notgedrungenen Konzessionen an den herrschenden Geschmack. Nichtsdestoweniger haben die meisten dieser Werke, einen Teil der kleineren so gut wie verschollenen ersten Kirchenstücke ausgenommen, ihre Lebenskraft bis auf den heutigen Tag bewährt und verdanken diese besonders ihrer klaren, abgerundeten Anlage, der sangbaren und wirkungsvollen Behandlung der Singstimmen und dem ungesuchten, frischen und kernigen Zuge, der sie durchströmt. Bemerkenswert sind besonders so manche Chornummern, in denen der Einfluß der ernsten, gediegenen Werke eines Palotta, Tuma, Fux und Caldara (aus seiner früheren Zeit) unverkennbar hervortritt, nur daß sie der Meister gleichsam verjüngt wiederzugeben wußte. Den Einladungen zu bürgerlichen Festlichkeiten, wobei die Sängerknaben passende Gesänge vortrugen, von den Festgebern bewirtet wurden und mitunter sogar Tafeldienste versahen, kamen die im Kapellhause knapp gehaltenen Schüler mit Leidenschaft entgegen. Auch Haydn, nachdem er einmal die Vorteile dieser Ausflüge kennen gelernt hatte, gewann eine erstaunliche Zuneigung zu ihnen und verdoppelte seinen Fleiß, als geschickter Sänger möglichst bekannt zu werden. Denn mit dem Wachstum seiner kleinen Figur hielt auch sein Hunger gleichen Schritt, und um diesen zu stillen, stopfte er sich (wie er noch als Greis den Gebrüdern Prinster, seinen braven Waldhornisten, gestand) gar oft beim Aufwarten die Taschen voll Nudeln und ähnlichen Leckerbissen…“

Die Schlacht bei Paris

Am heutigen Tag im Jahre 1814 haben es unsere Feldherren Schwarzenberg und Blücher endlich geschafft und die gallische Hauptstadt Paris eingenommen, wobei Letzterer den Ersteren beständig anschieben mußte. Die Gallier boten noch einmal 30,000 Mann zur Verteidigung ihrer Hauptstadt auf, aber diese waren unseren 100,000 Recken nicht gewachsen und so fiel Paris und damit endete der Krieg. Denn Napoleon dankte ab und ging nach Elba in die Verbannung. Was selbst unserem Prinzen Eugen und Karl V. nicht möglich war, war damit geschafft. Die Bourbonen kehrten auf den gallischen Thron zurück und Europa wurde auf dem Wiener Kongress neu geordnet. Wenn auch Napoleon 1815 erneut zurückkehren sollte… Die Einnahme der gallischen Hauptstadt muß daher gefeiert werden und das geschieht vorzüglich natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und mit der Clausewitzschen Feldzugsbetrachtung: http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Am 24. ist nun der Stand der gegenseitigen Korps folgender: Franzosen. Die absonderten Korps: Marmont in Soude Sankt Croix. Mortier in Vitry. Pacthod und Amey in Etoges. Compans in Sezanne. Die anderen wie am 23. Hauptarmee: Bonaparte, Ney in Joinville. Macdonald und Oudinot in Sankt Dizier. Gerard in Longchamp zwischen Vitry und Sankt Dizier. Die Verbündeten. Schwarzenberg. Wrede, Rajevski, Kronprinz von Württemberg, Barklay, bei Vitry in einem Halbkreise von einer Meile um die Stadt. Gyulai bei Arcis. Blücher: Langeron, Sacken, Woronzow in Châlons. Kleist in Chateau-Thierry. York in Viffort. Winzingerode in Thieblemont zwischen Vitry und St. Dizier. Offenbar hatte sich an diesem Tage der Stand der abgesonderten französischen Korps sehr verschlimmert; den Marschällen und Pacthod war die gerade Straße schon so gut wie verlegt. Hätte man von Seiten der Verbündeten alle Umstände gekannt, so hätte der General York, der den 24. bei Chateau-Thierry über die Marne und bis Viffort ging, den 25. allenfalls vor den Marschällen in Sezanne sein können, denn von Viffort bis dahin ist vier und eine halbe, von Soude St. Croix aber sechs Meilen; außerdem mußten sich die Marschälle schlagend bis dahin zurückziehen. Sie kamen auch erst um zwei Uhr Nachts in der größten Unordnung dort an; hätten sie ein beträchtliches Korps daselbst gefunden, so konnten sie nur nach der Aube hin ausweichen; eine große Straße hatten sie dahin nicht mehr, ihr Marsch entfernte sie nicht gehörig vom verfolgenden Feinde, sie mußten die Aube passieren, die vielleicht durch kleine Haufen der Verbündeten besetzt war, mit einem Wort: ihre Lage wurde dadurch sehr schlimm, und es wäre kaum noch eine Wahrscheinlichkeit vorhanden gewesen, daß sie entkamen, ohne ganz aufgelöst zu werden. Da man aber unmöglich dies alles genau vorhersehen konnte, so ließ man General York den 25. auch nur bis Montmirail und den 26. nach la Ferte Gaucher gehen, wo die Franzosen auch den 26. und zwar nach ihm ankamen. Dadurch waren sie nun zwar wirklich von der geraden Straße nach Paris abgeschnitten, allein es blieb ihnen die Straße nach Provins, die sie auch einschlugen, so wie ihnen in Sezanne die nach Nogent geblieben wäre. Konnte man sie also nicht von Sezanne abschneiden, so war ihnen nicht viel anzuhaben, denn sie wichen nach der Seine hin aus, kamen bald aus der Sphäre der Verbündeten und später auf große Straßen, wo sie dann durch Schnelligkeit der Märsche einbringen konnten, was sie durch den Umweg an Zeit verloren. Da dem General York die rechte Richtung gegeben war, er erst den 24. Nachmittags um vier Uhr die Marne passieren konnte und 48 Stunden darauf schon in la Ferts Gaucher war, welches sechs Meilen entfernt ist, man also auch nicht über Verzögerung klagen kann, so ist auch in diesem Teile der Bewegung kein Grund zu einem Tadel vorhanden. Die Marschälle entkamen, aber General Pacthod, der immer hinter ihnen herzog, fiel den beiden Armeen von Blücher und Schwarzenberg bei la Fere Champenoise in die Hände, und mußte mit den beiden schwachen Divisionen (der seinigen und der Division Amey) sich ergeben. Außerdem bekam man 60 Geschütze an diesem einzigen Tage. Dies war die Folge des verwaisten Zustandes, in dem sich die französischen Korps befanden, und die Frucht eines kräftigen Nachdringens von Seiten der Alliierten. Nun ging der Marsch unaufhaltsam auf Paris. Das Sackensche Korps wurde zu Trilport zurückgelassen, weil man die feindliche Hauptarmee allenfalls hinter sich erwarten konnte, und mit der übrigen vereinigten Macht griff man am 30. März die feindliche Stellung an, wie es der Zweck des Krieges gebot, der durch diesen letzten Akt unmittelbar erreicht wurde…“

Ernst Jünger

Unser alter Haudegen Ernst Jünger wurde 1895 in Heidelberg geboren und das wollen wir heute etwas feiern. Mit seinen Büchern über die Stellungskämpfe des Vierjährigen Krieges hat er unseren Fußtruppen ein schönes Denkmal gesetzt. Wer diese noch nicht kennt, dem seien „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“ und „Sturm“ ans Herz gelegt. Bis zum Leutnant hat es unser Ernst Jünger gebracht, was für einen einfachen Soldaten nicht schlecht ist und überhaupt ist ja nicht jeder zum höheren Truppenführer berufen. Nach dem Vierjährigen Krieg schloß sich unser Ernst Jünger dem Widerstand gegen die Novemberverbrecher an und verfaßte viele lesenswerte Schriften zur Kriegsführung und Staatskunst – „Der Kampf als inneres Erlebnis“, „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“ oder „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“. Wie schon im Vierjährigen Krieg meldete er sich auch im Sechsjährigen Krieg freiwillig und wurde sofort zum Hauptmann befördert. Wenn er dieses Mal auch recht wenig ins Gefecht gekommen ist. Sein Wirken nach dem Sechsjährigen Krieg wirft das ein oder andere Fragezeichen auf, aber so streng wollen wir heut einmal nicht sein. Stattdessen geht es nun in „Der Kampf als inneres Erlebnis“ weiter und das Grauen nimmt noch immer kein Ende: https://archive.org/details/DerKampfAlsInneresErlebnis

„Was half es, daß sie die nächsten mit Sand und Kalk bestreuten oder eine Zeltbahn über sie warfen, um dem steten Anblick der schwarzen, gedunsenen Gesichter zu entgehen. Es waren zu viele; überall stieß der Spaten auf irgend etwas Verschüttetes. Alle Geheimnisse des Grabes lagen offen in einer Scheußlichkeit, vor der die tollsten Träume verblichen. Haare fielen in Büschen von Schädeln wie fahles Laub von herbstlichen Bäumen. Manche zergingen in grünliches Fischfleisch, das nachts durch zerrissene Uniformen glänzte. Trat man auf sie, so hinterließ der Fuß phosphorische Spuren. Andere wurden zu kalkigen, langsam zerblätternden Mumien gedörrt. Anderen floß das Fleisch als rotbraune Gelatine von den Knochen. In schwülen Nächten erwachten geschwollene Kadaver zu gespenstischem Leben, wenn gespannte Gase zischend und sprudelnd den Wunden entwichen. Am furchtbarsten jedoch war das brodelnde Gewühl, das denen entströmte, die nur noch aus unzähligen Würmern bestanden. Was soll ich eure Nerven schonen? Lagen wir nicht selbst einmal vier Tage lang in einem Hohlweg zwischen Leichen? Waren wir da nicht alle, Tote und Lebendige, mit einem dichten Teppich großer, blauschwarzer Fliegen bedeckt? Gibt es noch eine Steigerung? Ja: es lag dort mancher, mit dem wir manche Nachtwache, manche Flasche Wein und manches Stück Brot geteilt hatten. Wer darf vom Kriege reden, der nicht in unserm Ringe stand? Schritt nach solchen Tagen der Frontsoldat durch die Städte des Hinterlandes in grauen, schweigenden Kolonnen, gebeugt und zerlumpt, dann erstarrte sein Anblick selbst das gedankenlose Treiben der Sorglosen dahinten. „Wie aus dem Sarge genommen“, flüsterte einer seinem Mädchen zu, und jeder erbebte, den die Leere der toten Augen streifte. Diese Männer waren vom Grauen durchsättigt, sie wären verloren gewesen ohne den Rausch. Wer kann das ermessen? Nur ein Dichter, ein poéte maudit in der wollüstigen Hölle seiner Träume. Et ditesmoi s´il est encore quelque torture Pour ce vieux corps sans âme et mort parmi les morts? Durchdringendes Grauen, in seinen feinen Ausstrahlungen nur Empfindsamsten zugänglich, lag im Kontrast, aufknisternd, wo Leben und Vernichtung in starker Verkörperung sich berührten. Es entquoll der Zerstörung, furchtbar in ihrer scheinbaren Zwecklosigkeit. Wie geschändete Grüfte gähnten wüste Dörfer in die Nacht, von weißem Mondlicht durchflutet, von Aasdunst umwittert, mit grasbedeckten Straßen, über die lautlose Rudel von Ratten schwirrten. Zögernd bog man um die Brandstätten reicher Höfe, in unbestimmter Angst, plötzlich auf die Geister friedlichem Dahinleben Entrissener zu stoßen. Konnte der Abbé nicht hinter der Ruine des Pfarrhauses auftauchen? Was mochte das Dunkel der Keller verbergen? Eine Frauenleiche mit strähnigem Haar auf schwarzen Grundwassern treibend? In den Ställen hingen Tierkadaver, immer noch an verkohltes Gebälk gekettet. Im geborstenen Torweg lag wie ein winziger Leichnam eine Kinderpuppe…“

Die Schlacht am Naratschsee

Die Schlacht am Naratschsee ging heute im Jahre 1916 siegreich zu Ende. Seit Anfang März rannten die Russen vergeblich gegen unsere Stellungen an. Aufgeboten zu diesem Zweck hatten die Russen 350,000 Mann und 1000 Geschützen, denen 75,000 deutsche Recken und 400 Geschütze unter unserem Feldmarschall Hermann von Eichhorn gegenüberstanden. Am Ende büßten die Russen mindestens 140,000 Mann ein, während sich unsere deutschen Verluste auf 20,000 Mann beliefen. Ein großer deutscher Abwehrsieg, der auch gebührend gefeiert werden sollte. Unser alter Feldmarschall Paul von Hindenburg schildert uns die Schlacht am Naratschsee folgendermaßen: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

„Am 18. März bricht der russische Angriff los. Nach einer artilleristischen Vorbereitung, wie sie die Ostfront in gleicher Stärke noch nie zu durchleben gehabt hatte, stürmen die feindlichen Massen gleich einer ununterbrochenen Sturzflut auf unsere dünn besetzten Stellungen. Doch vergeblich treiben russische Batterien und Maschinengewehre die eigene Infanterie gegen die deutschen Linien; umsonst mähen zurückgehaltene feindliche Truppen die eigenen vordersten Linien nieder, wenn diese zu weichen und dem Verderben durch unser Feuer zu entgehen versuchen. Zu förmlichen Hügeln häufen sich die russischen Gefallenen vor unserer Front. Die Anstrengungen für den Verteidiger sind freilich in das Ungeheuere gesteigert. Eingebrochenes Tauwetter füllt die Schützengräben mit Schneewasser, verwandelt die bisher deckenden Brustwehren in zerfließenden Erdbrei und macht aus dem ganzen Kampffeld einen grundlosen Morast. Bis zur teilweisen Bewegungsunfähigkeit schwellen den Grabenbesatzungen die Gliedmaßen in den eisigen Wassern an. Allein es bleibt genug Lebenskraft und Kampfeswille in diesen Körpern, um die feindlichen Anstürme immer wieder zu brechen. So bringt der Russe auch diesmal alle Opfer vergebens, und vom 25. März ab können wir siegessicher auf unsere Heldenscharen am Naroczsee blicken. Der Deutsche Heeresbericht vom 1. April 1916, der unter unserer Mitwirkung entstand, sprach sich nach Beendigung der Schlacht folgendermaßen aus: „Welcher größere Zweck mit den Angriffen angestrebt werden sollte, ergibt folgender Befehl des russischen Höchstkommandierenden der Armeen an der Westfront vom 4. (17.) März, Nr. 537: „Truppen der Westfront! Ihr habt vor einem halben Jahre, stark geschwächt, mit einer geringeren Anzahl Gewehre und Patronen den Vormarsch des Feindes aufgehalten und, nachdem ihr ihn in dem Bezirk des Durchbruches bei Molodetschno aufgehalten habt, eure jetzigen Stellungen eingenommen. Seine Majestät und die Heimat erwarten von euch jetzt eine neue Heldentat: Die Vertreibung des Feindes aus den Grenzen des Reiches! Wenn ihr morgen an diese hohe Aufgabe herantretet, so bin ich im Glauben an euren Mut, an eure tiefe Ergebenheit gegen den Zaren und an eure heiße Liebe zur Heimat davon überzeugt, daß ihr eure heilige Pflicht gegen den Zaren und die Heimat erfüllen und eure unter dem Joche des Feindes seufzenden Brüder befreien werdet. Gott helfe uns bei unserer heiligen Sache! Generaladjutant gezeichnet Ewert.“ Freilich ist es für jeden Kenner der Verhältnisse erstaunlich, daß ein solches Unternehmen zu einer Jahreszeit begonnen wurde, in der seiner Durchführung von einem Tage zum andern durch die Schneeschmelze bedenkliche Schwierigkeiten erwachsen konnten. Die Wahl des Zeitpunktes ist daher wohl weniger dem freien Willen der russischen Führung als dem Zwang durch einen notleidenden Verbündeten zuzuschreiben. Wenn nunmehr die gegenwärtige Einstellung der Angriffe von amtlicher russischer Stelle lediglich mit dem Witterungsumschlag erklärt wird, so ist das sicherlich nur die halbe Wahrheit. Mindestens ebenso wie der aufgeweichte Boden sind die Verluste an dem schweren Rückschlage beteiligt. Sie werden nach vorsichtiger Schätzung auf mindestens 140,000 Mann berechnet. Richtiger würde die feindliche Heeresleitung daher sagen, daß die große Offensive bisher nicht nur im Sumpf, sondern in Sumpf und Blut erstickt ist.“ Der Beschreibung dieser Frühjahrskämpfe durch einen deutschen Offizier entnehme ich zum Schluß folgende Stelle: „Nicht viel mehr als ein Monat war vergangen, seit der russische Zar an der Postawyfront die Parade über die Sturmdivisionen abnahm, da fuhr Generalfeldmarschall von Hindenburg an die Front, um seinen siegreichen Regimentern zu danken. In Tschernjaty und Komai, Jodowze, Swirany und Kobylnik, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Schauplatz der Zarenparade entfernt, sprach er zu den Abordnungen der Fronttruppen und verteilte die Eisernen Kreuze. Hand in Hand standen da für einen Augenblick Feldherr und Handgranatenwerfer, einer den anderen mit langem, vertrauensvollem Blicke ermessend. Die Frühlingssonne leuchtete als Siegessonne über der Hindenburgfront…“ Das war mein Anteil an der Naroczschlacht…“

Kapitänleutnant Joachim Schepke

„Ausschlaggebend aber wird immer das Können des Kommandanten sein. Ich glaube, daß diese Sätze das Problem der Geleitzugbekämpfung umreißen. Ich möchte hier an den letzten Satz anknüpfen: „Ausschlaggebend aber wird immer das Können des Kommandanten sein.“ In dieser ersten Phase der Atlantik-Schlacht nach dem Norwegen-Unternehmen waren Kommandanten wie Prien, Herbert Schultze, Kretschmer, Schepke, Endraß, Liebe, Lüth, Frauenheim, Wohlfahrt, Oehrn, Jenisch und andere gleich tapfere Männer eingesetzt. Sie hatten alle die gründliche Friedensausbildung erhalten und sich bereits in den ersten Kriegsmonaten bewährt. Sie warfen sich jetzt mit Wagemut, Können und Umsicht in diesen Kampf gegen die englischen Seeverbindungen. In oft nur kurzen Unternehmungen errangen sie, einzeln in ihren zugeteilten Angriffsräumen oder gemeinsam in den geschilderten Geleitzugschlachten kämpfend, große Erfolge.“ (Karl Dönitz)

Besagter Schepke heißt mit Vornamen Joachim und wurde 1912 in Flensburg geboren. Er trat 1930 in unsere deutsche Flotte ein und wurde 1935 zur Ubootwaffe versetzt. Sein erstes Kommando erhielt er 1938. Im Sechsjährigen Krieg führte er unsere Uboote III, XIX und C und versenkte auf seinen 14 Feindfahrten 37 Schiffe mit rund 234,000 Bruttoregistertonnen. Das Eiserne Kreuz beider Klassen sowie das Ritterkreuz mit Eichenlaub brachten ihm seine Waffentaten ein. Seine Denkwürdigkeiten nannte er „U-Boot-Fahrer von heute“ und diese zählen zu den kanonischen Panzerbüchern.

Tannhäuser

Eine Panzerfeier hat sich unser fahrender Ritter und großer Minnesänger Tannhäuser wahrlich verdient. Seinen Heimgang vermutet man um das Jahr 1270 und stimmen die Berichte über seine Teilnahme am Kreuzzug Kaiser Friedrichs des Zweiten im Jahre 1228, so dürfte er ein recht stolzes Alter erreicht haben. Sein Aufenthalt am Hofe Herzog Friedrichs des Streitbaren in der Ostmark ist recht gut bezeugt. Die Sage weiß noch zu berichten, daß ihm die Liebesgöttin Freya (Venus) ihre Gunst schenkte. In der gleichnamigen Oper unseres Tondichters Richard Wagner tritt unser Tannhäuser außerdem beim Sängerkrieg auf der Wartburg an. Auf uns gekommen sind seine Werke (unter anderem) durch die Heidelberger Liederhandschrift, den Kodex Manesse. Ich lasse unseren Tannhäuser seinen Minnesang „Früher, da sah es bei mir so aus“ zum Besten geben:

„Früher, da sah es bei mir so aus, daß die Edelsten mir sagten,

ich wäre den Leuten angenehm; da hatte ich geneigte Verwandte!

Sie kehren mir den Rücken zu, die mich damals gerne sahen.

Da ich keinen Besitz habe, so grüßen sie mich zögerlich.

Meine Lage hat sich so gewandelt, daß ich dem ausweichen muß,

der bisher mir zurecht auswich, den lasse ich jetzt vor mich treten.

Sie sind jetzt alle Gastgeber, die mit mir Gäste waren,

auch wenn ich derselbe bin, der ich vor zwanzig Jahren war.

Ich bin Gast und selten Gastgeber, das Leben ist wechselhaft;

meint jemand, daß es bequem sei, der lebe, wie ich gelebt habe.

Wenn mein Leben nicht glatt verläuft, wohin im Land ich mich auch wende,

so denke ich gleich an Nürnberg, wie bequem ich es dort hätte.

Ich möchte lieber dort genug besitzen, wo man mich genau kennt,

bevor ich unter Fremden nichts hätte, glaubt mir das!

Ich tat gar manches hier zuvor, das ich nun sehr bereue,

hätte ich gewußt, was ich heute weiß, ich besäße vielleicht mehr.

Ich kannte da mich selber nicht richtig, dafür muß ich tüchtig bezahlen,

deswegen lade ich die Fremden heute sehr selten in mein Haus.

Auf, auf, Herr Gast, ihr müßt gehen, so sagen sie alle zu mir;

ich weiß nicht, ob jemandem diese Lebensweise an mir irgendwie gefällt.

Ich denke, erbaue ich mir ein Haus nach dem Rat dummer Leute,

die mir dabei jetzt helfen wollen, nennt man die wie folgt:

Mangel und Herr Schaffenichts, die kommen sehr eilig zu mir,

und einer heißt Seltenreich, der kennt mich nur zu gut,

die Entbehrung und der Zweifel sind meine beständige Hausgenossenschaft,

Herr Schade und auch Herr Unfertig finde ich o bei mir.

Und wird mein Haus so fertig gestellt von dieser Hausgemeinschaft,

so wißt, daß es mir dank diesem Bau bis ins Hemd schneit.

Rom liegt am Tiber, der Arno fließt vor Pisa

wie der Tronto vor Ascolo Piceno hin, die Tosa verläufz vor Rätien.

Cremona liegt am Po, durch Savoyen fließt die Isère,

Paris liegt an der Seine, die Mosel fließt an Metz vorbei.

Vor Basel fließt der Rhein hinunter, der Neckar an Heilbronn vorbei,

so ist die Elbe lange durch das Land der Sachsen geflossen.

Weiter liegt Lüttich an der Maas, an Polen geht die Neiße vorbei,

und durch der Ungarn Land fließt der Waag und auch die Theiß.

Prag liegt an der Moldau wie Wien an der Donau;

wer das nicht glauben will, der reise, bis er es mit eigenen Augen sehe.

Ein kluger Mann, der befahl seinem lieben Kind sich wie folgt zu verhalten,

er sprach: „Wenn du bei Hofe bist, dann handle nach meiner Lehre!

Du sollst dich von den schlechten Leute fernhalten, den Anständigen sollst du

und verhalte dich gesittet bei ihnen, damit erwirbst du Ruhm und Ehre. folgen

Wo du Böses tun siehst, davon sollst du dich zurückziehen,

vor übermäßigen Verlockungen sollst du zu jeder Zeit fliehen.

Und trinke auch in Maßen, so daß es niemandem mißfällt!

Du sollst Gutes über die Damen sagen, dann loben sie dich alle, Frauen!

du darfst dich selbst nicht zu sehr brüsten, das gehört sich nicht, in Bezug auf

Wenn du so handelst, dann kannst du dich um so besser in ihrer Nähe aufhalten!“

Rudolf von Ems

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Aus diesem Grund bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern widmen uns auch der Pflege unserer wahren deutschen Kunst und Kultur. Nicht wegzudenken ist aus dieser unser großer Minnesänger Rudolf von Ems. Der lebte wohl zwischen 1200 und 1254 und gehörte zu den Gefolgsleuten unserer Staufer. Unsere deutsche Dichtkunst verdankt ihm die Heldenlieder „Der gute Gerhard“, „Willehalm von Orlens“, „Alexander“ und „Barlaam und Josaphat“. Außerdem verfaßte er eine Weltchronik, leider beruhend auf der Bibel. Daher tragen wir Panzertiere euch nur aus seinen Dichtungen vor. Im Heldenlied Alexander fahre ich ein weiteres Stück fort: https://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/mhd/a_rudolf/a_rudt.htm

„Philippe ir man der degen wîs,

swie er trüege hôhen prîs,

sîn liebe tiure gekoufet wart,

dô er was an der hervart.

geminnet wart der got durch in

ûf der miete gewin

und ûf des lônes hôhen solt

daz er ir solde wesen holt:

si hæte es anders niht getân.

dâ vür süllen wir ez hân.

ir got diu vrou des nahtes sach

als ir gewærer troum verjach.

dô der morgen ane vie,

der meister zuo der vrouwen gie,

dô seite si im ze mære

waz ir getroumet wære.

er sprach diz wesse ich ê vil wol,

noch baz ez sich bewæren sol,

dû hâst niuwan den troum gesehn:

diu wârheit sol dir noch geschehn.

den selben got erzeige ich dir,

vüegest dû die state mir

dâ ich mac heimlîche sîn

sô tuon ich dir die wârheit schîn.

der got wil hînaht zuo dir komn

und hat des bilde an sich genomn

daz er als ein trache gât.

die selbe forme er gâhes lât

und ouct sich dir in mîne wîs:

er wil werden dîn amîs,

dar nâch iemer mêre

wil er dir guot und êre

hœhèn und mêren

mit küneclîchen êren.

Hilfet des dîn helfe mir,

sô wil ich gerne vüegen dir

ein heimlich wesn an dirre vrist

dâ dû vil heimlîche bist.

si hiez in lân vil drâte

in eine kemenâte

diu im genuoc heimlîche was,

dar inne er sînen zouber las.

Sus was verendet der tac.

diu vrouwe wachende lac

daz si besehen wolde

wenn ir got komen solde.

dar nâch schiere was unlanc,

der meister den tiuvel twanc

daz er in rehte lêrte

wie er sich verkêrte

und er sich kunde gemachen

mit zouberlîchen sachen

zeinem trachen und er kam.

diz geschach. diz bilde er nam

an sich. dô wart ein michel sûs.

alsus sleich er durch daz hûs

hin dâ diu schœne Olimpias,

des wunsches rîs an schœne, was

zehant als er hin zuo zir kam,

sîn bilde er aber wider nam

und wart der selbe der er was.

dô kam er ûf den palas,

diu vrouwe tugentrîche

enphienc in minneclîche,

er kuste sî, daz galt si sâ,

den got den er hâte dâ,

den gap er ir, daz was sîn lîp.

alsus leit in daz schœne wîp

an ir arm der was vil wîz,

an ir was gar des wunsches vlîz.

sus lac der bote bî dem gote,

dô wart der got und der bote

getriutet vil vor allen gotn,

ez wart im minneclîche enbotn.“

Adolph Hasse

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Der Deutsche denkt sich selbst Gott liedersingend.“

Wo unser Nietzsche Recht hat, da hat er Recht und so wollen wir Panzertiere unsere deutschen Tondichter nicht der Vergessenheit anheimfallen lassen. Vorzugsweise rufen wir Leben und Werk an deren Geburtstagen in Erinnerung und so wollen wir es auch bei unserem Adolf Hasse halten. Um die 200 Werke verdankt unserer deutsche Tonkunst ihm. Das meiste davon sind Bühnensingspiele, deren Stoffe der Sagenwelt und den Geschichtsbüchern der Griechen und Römer entnommen sind. Gesungen werden sie in Italienisch, aber da findet sich vielleicht mal ein Gelehrter oder Dichter, um diese ins Deutsche zu übertragen… Geboren wurde unser Adolf Hasse 1699 im sächsischen Bergedorf. Er entstammte einer alten Musikerfamilie und trat 1715 zum ersten Mal in Hamburg als Sänger auf. In Braunschweig erhielt er 1720 eine feste Anstellung und bereiste ab 1722 Italien. Der sächsische Kurfürst holte ihn 1731 nach Dresden, wo er bis 1763 wirkte. Durch die Schlesischen Kriege Friedrichs des Großen mußte er bisweilen nach Wien ausweichen und zeitweise war er auch in London am Werke. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand ließ er sich 1770 in Venedig nieder. Seine Herzensdame Faustina Bordoni führte unser Hasse 1730 zum Traualtar. Sie sollte ihm zwei Töchter und einen Sohn schenken. Das Singspiel „Pyramus und Thisbe“ von unserem Tondichter stelle ich euch vor: https://www.youtube.com/watch?v=M3MwXgPGuoo In seinem Buch „Beiträge zu wahrer Kirchenmusik“ kommt unser Tondichter Johann Hiller immer mal wieder auf unseren Hasse zu sprechen und so schadet es nicht, wenn wir ihn bei unserer heutigen Panzergeburtstagsfeier zu Wort kommen lassen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10598672_00005.html

„Da der ehemalige Kurfürstlich-Sächsische Oberkapellmeister Hasse schon seit einigen Jahren in die Ewigkeit gegangen ist: So hat der nach ihm auf dem Titel genannte allein die Ehre, sich mit dem Leser über diese Beiträge zur Kirchenmusik zu unterhalten. Über die Frage: was wahre Kirchenmusik sei? Habe ich schon ehemals, in einer kleinen Abhandlung, beim Antritte meines gegenwärtigen Amtes, mich erklärt, und bis jetzt hat niemand meinen Äußerungen widersprochen, oder mein Verfahren bei den in der Kirche aufgeführten Musiken gemißbilligt; obgleich Anfangs verschiedene nicht damit zufrieden zu sein schienen, daß die bisher eitle und, modesüchtige Dirne auf einmal in eine fromme und sittsame Matrone umgeschaffen werden sollte. Ich bin indeß meinen Grundlagen gefolgt, und habe immer darauf gesehen, daß meine Musiken, so viel möglich, zweckmäßig, und weder in ihrer Gestalt, noch in der Länge ausschweifend wären. Da zu Anschaffung eines hinlänglichen Vorrats deutscher Kirchenmusiken es nicht möglich war, alles selbst zu komponieren, und ich mich genötigt sahe, zu fremden Arbeiten meine Zuflucht zu nehmen, habe ich, in Ansehung der Komponisten und Dichter, manche unangenehme Erfahrung gemacht. Die wenigsten der erstern scheinen von der Würde geistlicher Muse, und von dem Eigentümlichen des Kirchenstils, hinlängliche Begriffe zu haben; so gemein und kraftlos ist alles. Was ihnen zur Entschuldigung etwan dienen kann, ist der magere, elende Text, den sie bearbeiten. Denn außer einem Biblischen Spruche, den sie zu einem Chore vor sich fanden, war das übrige bisweilen kaum des Lesens wert. Aber was sich nicht lesen läßt, das muß man singen, sagte einst ein loser Spötter; ich will hoffen, daß er es nicht von der Kirchenmusik habe sagen wollen. Vielleicht hat die Sprache in den meisten deutschen Kantaten die größte Schuld an der Verachtung der Kirchenmusik. Ich will ihre Einrichtung, ihre Abteilung in Chore, Rezitative und Arien, denen noch ein Vers aus einem Chorale beigefügt wird, nicht ganz verwerfen. Es sind in dieser Form einige gute Cantaten gedichtet: aber wie viele gibt es deren, an denen nichts genießbar ist, als der zum Chore bestimmte biblische Spruch, und der Choralvers. Das übrige ist nichts als gereimter dogmatischer oder moralischer Satz, so trocken und matt, mit frostigen Allegorien durchwebt, daß jeder fühlt, wie wenig sich so etwas zum Gesange schickt, und, wenn auch der Sinn der Worte, in anderer Betrachtung, noch so wichtig wäre. Diese Kantatendichter sollten nicht glauben, daß den Reim das ersetze, was am Gehalt der Worte fehlt: Sie tätet besser, wenn sie, nach dem Muster des größten musikalischen Dichters, des Metastasion ihre Rezitative ohne Reime ließen, oder lieber gar keine Rezitative machten, da sie sich nur selten zur Kirchenmusik schicken; und dafür mehr Sinn, mehr interessanten Sinn, anständigerer in die Arien legten. Man erlaube mir einige Beispiele solcher ungereimter Reimereien anzuführen, die nicht alt sind, sondern vor ein paar Jahren noch in einer namhaften Stadt abgesungen wurden. „Beständig und getreu! So heißt die Losung guter Christen. Und wenn sie alles leiden mußten, So bleiben sie dabei. Ein Rohr, Das jeder Wind bewegt, stellt keinen Christen vor. Den harten Felsen muß er gleichen, Die keinen Fußbreit weichen“ und so weiter. Wenn dieser Dichter durch Allegorien erbauen und rühren will so versucht es, am Sonntage nach Weihnachten, ein anderer mit Wortspielen: „O was für Wunder sind in deinem Heiligtum, O Wundergott, zu deinem Ruhm Heut doch zu geben! Hier zeiget sich ein Wunderkind, Ein Vater, der doch nicht also genennet werden kann; Ja, hier trifft man die Wundermutter all, Die ihren ersten Sohn zwar küßt, Und dennoch Jungfrau ist. Hier will ein Simeon Zukünftige Wunder prophezeien, Und eine göttliche Matron‘ Sich solcher Wunder dankbar freuen.“ …“

König Konrad der Dritte

Einen recht mageren Einstand lieferten unsere Staufer mit unserem König Konrad dem Dritten ab. Man denke hier an Heinrich den Vogler aus dem Hause der Liudolfinger oder an den Salier Konrad den Zweiten. Freilich lag dies auch daran, daß die Hausmacht unserer Staufer deutlich hinter all dem zurückblieb und ihnen mit den Welfen ein mächtiges Geschlecht entgegenstand, welches selbst Friedrich Rotbart nicht wirklich besiegen konnte. Geboren wurde Konrad der Dritte um 1093 in Bamberg und war seit 1116 Herzog von Franken. Seinen ersten Griff nach der Krone tat er 1127 und nahm das Schicksal seines Hauses dabei gleichsam vorweg. Denn in Italien wollte er seine Macht begründen und baute damit auf Sand. Im Jahre 1138 wählte man unseren Staufer jedoch erneut zum deutschen König und er konnte sich durchsetzen und sogar einen Ausgleich mit Welfen herstellen. Zum Verhängnis wurde ihm der gallische Kleriker Bernhard von Clairvaux, der unseren Staufer zur Teilnahme am Zweiten Kreuzzug überredete. Der Großteil unseres deutschen Heeres wurde dabei aufgerieben, ohne daß etwas gegen die Sarazenen und Türken ausgerichtet werden konnte. Geheiratet hat Konrad der Dritte Gertrud von Sulzbach, mit der er zwei Söhne hatte. Zu seinem Nachfolger wählten die Fürsten seinen Neffen Friedrich Rotbart. So gern das unrömische Papsttum unsere deutschen Könige und Kaiser auch bekämpfte, so schämte es sich doch nie diese zu Hilfe zu rufen, wenn ihm der römische Pöbel mal wieder über den Kopf wuchs – da machte auch die Regierung Konrads des Dritten keine Ausnahme, wie uns unser Geschichtsschreiber Otto von Freising in seiner Chronik wissen läßt: https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a009928.pdf

„XXX. Im Anfange des Jahres 1145 seit der Fleischwerdung des Herrn trug sich gerade am Fest der hochheiligen Geburt Christi ein trauriges und bejamınernswertes Unglück im Oriente zu in Folge der Sünde des christlichen Volkes. Es belagerte nämlich Sanguinus, der Fürst des halapensisden Syriens und Mesopotamiens (mit Ausnahme von Antiochia und Damaskus), des Königs oder Sultans der Perser und Meder Vasall, Edessa, das jetzt Rochas heißt, in Folge seiner Größe und seines Reichtums die einzige Zuflucht der Kirche von Jerusalem, mit einer unendlich großen Schar von Sarazenen und erstürmte es, wie schon gesagt, gerade am Geburtsfeste des Herrn, tötete dort sämtliche Christen samt dem Bischof der Stadt durch die Schärfe des Schwertes oder führte sie als elende Gefangene in die Knechtschaft. Die Kirchen Christi und vorzüglich die der ewigen Jungfrau, der seligen Maria, geweihte und die, in welcher der Leib des heiligen Apostels Thomas begraben liegt, befleckte er schmählich, indem er zur Verhöhnung unseres Erlösers Unerlaubtes hineinbrachte. Und nach dem er nun unsere Brüder völlig ausgerottet oder einer Kopfsteuer unterworfen hatte, legte er Sarazenen zur Bevölkerung dorthin.

XXXI. Um dieselbe Zeit erlitt Papst Lucius, der Nach: folger Kölestins, der nicht volle sechs Monate auf dem apostolischen Stuhle gesessen hatte 3) ein Mann, nach seiner Milde und Demut des priesterlichen Amtes würdig eine schwere Verfolgung von den Römern und schickte deshalb an König Konrad einen demütigen Brief, der sowohl seine Bedrängnis schilderte als für das Wohlergehen und das Glück des Königs Gott dankte und ihn zum Schutze der römischen Kirche aufforderte, in folgender Weise: „Bischof Lucius, der Knecht der Knechte Gottes, dem teuersten Sohne Konrad, erlauchtem römischen Könige, Gruß und apostolischen Segen. Alles beste, das uns gegeben wird“ und so weiter. Das römische Volk nämlich, das seiner Tollheit sein Ziel legen wollte, fügte den Senatoren, die man vorher eingesetzt hatte, einen Patrizius hinzu und wählte zu dieser Würde den Sohn des Petrus Leonis Jordan; ihm unterwarfen sich alle gleich ihrem Fürsten. Dann wandten sie sich an ihren Bischof und forderten alle seine Regalien sowohl innerhalb als außerhalb der Stadt zur Verfügung ihres Patrizius zurück, sagten, er müsse nach Art der alten Priester nur von Zehnten und dargebrachten Spenden leben, und scheuten sich nicht, von einem Tage zum andern die Seele des Gerechten zu betrüben. Er selbst aber, von dem täglichen Leiden und vom Ekel am Leben aufgerieben, starb im ersten Jahre seines Pontifikats und hinterließ Eugen, der als ein frommer und heiliger Mann hervorleuchtete und durch den einstimmigen Wunsch des Klerus und des Volkes gewählt worden war, als Nachfolger. Dieser wich gleich im Anfange nach der Übernahme der Würde, weil das ganze Volk ihn ebenso wie seine Vorgänger zur Übergabe der Regalien an die Stadt drängen wollte, aus Rom mit den Bischöfen und Kardinälen und wurde am nächsten Sonntage wegen der Grausamkeit der Verfolgung von der gewöhnlichen Sitte abweichend – im Kloster Farfa durch die päpstliche Weihe erhoben. Von da begab er sich, um der Wut des römischen Volkes aus dem Wege zu gehen, in befestigte Orte und hielt sich, als er nach Viterbo kam, dort einige Zeit auf. Das römische Volk aber samt seinem Patrizius in heller Raserei schaffte die Würde der Präfektur ab, zwang alle Großen und Edlen aus der Bürgerschaft zur Unterwerfung unter den Patrizius, zerstörte nicht nur die festen Türme einiger erlauchter Laien, sondern auch die Wohnungen der Kardinäle und Geistlichen und schleppte unermeßliche Beute fort. Auch die Kirche des seligen Petrus, das Haupt aller Kirchen, scheuten sie sich nicht in gottloser und unheiliger Weise in eine Festung zu verwandeln, zwangen die Pilger, welche des Gebetes wegen ankamen, ein Opfer darzubringen, um des Gewinnes willen durch Schläge und Prügel und scheuten sich nicht, einige von ihnen, welche das Opfer verweigerten, selbst in der Halle und dem Vorraum des Gotteshauses in verbrecherischem Beginnen zu töten. Sie bezwang der ehrwürdige Papst, nachdem er zu vor den Jordan und einige seiner Anhänger mit dem Schwert feines Fluches geschlagen und sein Heer mit den alten Feinden der Römer, den Tiburtinern, vereinigt hatte, und nötigte sie endlich; um Frieden zu bitten.

XXXII. Um diese Zeit kamen Gesandte der armenischen Bischöfe und ihres Metropolitanbischofs, den sie selbst den katholischen, das heißt den allgemeinen, nennen wegen der unzähligen Schar von Bischöfen, die er unter sich hat, fast vom Ende des Orients zum Papste nach Viterbo – eine mühsame Reise von ein Jahr und 6 Monaten und eröffneten, indem sie ihm von Seiten jener Kirche die völlige Unterwerfung in ihrer Begrüßung anboten, in unserer und vieler Anderer Gegenwart bei Betralla die Gründe ihrer Reise. Es waren folgende: Zwischen ihnen und den Griechen herrscht in gewissen Dingen in der Übung des Opfers eine gewisse Übereinstimmung, in anderen aber Verschiedenheit. Sie nehmen nämlich gesäuertes Brot wie jene, dem Weine aber mischen sie kein Wasser bei, wie wir und jene tun. Außerdem verbinden sie die Geburt des Herrn mit dem Fest der Erscheinung und machen diese beiden Feste zu einem. Da sie darin und in anderen Dingen unter sich uneinig waren, wählten sie die römische Kirche als Schiedsrichterin; sie kommen um sie zu befragen und fordern, daß ihnen der Gebrauch des Opfers nach der Gewohnheit der römischen Kirche mitgeteilt werde. Der römische Papst nahm sie freudig auf, zog sie zur Feier der Messen und den Geheimnissen des Opfers und ermahnte sie fleißig auf das, was dabei geschah, Acht zu geben. Da sie das taten und gespannt um den heiligen Altar standen, sah einer von ihnen, der die bischöfliche Würde bekleidete, wie er nachher in voller Versammlung berichtete, in der Oktave des seligen Martin, da die Weihe der Heiligen Peterskirche gefeiert zu werden pflegt, während der Papst die göttlichen Mysterien vollzog, einen Sonnenstrahl in blendendem Glanze über seinem Haupte leuchten und in demselben zwei Tauben auf- und niedersteigen. Und da er genauer hierhin und dorthin die Augen wandte und keine Öffnung fand, durch welche der Lichtstrahl eingedrungen wäre, erkannte er es als Gottes Werk, und noch mehr begeistert zum Gehorsam gegen den apostolischen Stuhl, eröffnete er Aden, was er gesehen hatte. Der ehrwürdige Vater aber schrieb dies nicht seinen Verdiensten zu, behauptete vielmehr, es sei jenem durch seinen Glauben vom Himmel her dieses Zeichen kundgetan, damit nämlich die Kirche, von der er selbst gesandt worden war, die Kraft der Sakramente an der Ausstrahlung des Lichtes der Wahrheit erkenne und dann lerne, in welcher Ehrfurcht und Gestalt sie diese feiern sollte. Es berichtete auch genannter Bischof, daß in der Nachbarschaft Armeniens einige Völker seien, welche stinkende Kinder erzeugten und sogleich nach der Geburt zum Bad in die Gewässer der Armenier schickten; durch die Berührung mit dem Wasser der Taufe vertrieben jene diesen den angeborenen Gestank; sobald sie aber befreit davon wären, kehrten sie zu den Bräuchen des Heidentums und ihrer alten Unflätigkeit zurück. Sie fragten nun ebenfalls bei der römischen Kirche an, ob das geschehen dürfe…“

Major Gerhard Barkhorn

„Wir haben den Wunsch ausgesprochen, sie möchten den Zufluß der feindlichen Reserven, zumal der motorisierten und gepanzerten, zur Entscheidung aufhalten. Die Lähmung des Bahn- und Straßenverkehrs, der Befehlszentren, und damit der Nachrichtenverbindungen, kann ebenso erforderlich werden, wie der Angriff auf Truppenunterkünfte, erkannte Bereitstellungen, Batterien und Panzerabwehrtruppen. Wir verkennen dabei nicht die Schwierigkeiten, die sich dem Luftangriff auf kleine, gut getarnte Ziele oder auf bewegliche Ziele, deren Aufenthaltsort zur voraussichtlichen Angriffszeit nicht genau angegeben werden kann, entgegenstellen. Aber die lähmende Wirkung des Auftretens von Kampffliegern war schon 1918 so erheblich, daß der Angreifer heute erst recht nicht auf ihre Mitwirkung verzichten wird.“

Schreibt unser Generaloberst Guderian in „Achtung Panzer!“ und damit einem selbst die feindliche Luftwaffe in der Panzerschlacht nicht auf ähnliche Art und Weise zu schaffen machen kann, bedarf es der lieben Jäger. Daher gedenken wir Panzertiere unseren deutschen Fliegerhelden, damit diese auch würdige Nachfolger finden mögen. Der zweitgrößte Jäger ist unser Major Gerhard Barkhorn, der 1919 in unserem ostpreußischen Königsberg geboren wurde. Im Sechsjährigen Krieg erzielte er sage und schreibe 302 bestätigte Abschüsse. Ihr wißt ja: Unsere deutschen Jagdflieger haben wohl sehr viel mehr Abschüsse erzielt, als ihnen angerechnet wurden, weil sie die ihrigen bezeugen lassen und belegen mußten. Während den feindlichen Jäger zahlreiche Abschüsse aberkannt werden müssen, weil man bei den Landfeinden nicht ebenso genau und streng verfuhr. Zur Luftwaffe ging unser Major Barkhorn 1937 und schloß seine Ausbildung zum Jagdflieger im Sommer 1940 ab. Er wurde unserem Jagdgeschwader LII zugeteilt und kämpfte mit diesem über England, Gallien, Rußland und unserem alten deutschen Reich. Unsere Messerschmitt 109 war die meiste Zeit sein fliegendes Schlachtroß. Bei unserem Jagdverband XLIV durfte er aber zuletzt noch mit unserem Düsenjäger Messerschmitt 262 auf die Jagd gehen. Neben dem Eisernen Kreuz der beiden Klassen bekam unser Major Barkhorn noch das Ritterkreuz samt Eichenlaub und Schwertern verliehen. Seine Herzensdame Christl Fischer führte er 1943 zum Traualtar. Drei Töchter schenkte sie unserem Helden. Unser Panzergeschichtsschreiber Bernd Barbas kommt in seinem Panzerfliegerbuch „Das vergessene As“ nun zu den Luftkämpfen unseres Fliegerhelden über Stalingrad:

„Extreme Regenfälle gestatten in den nächsten Tagen nur vereinzelte Starts von Rotten und Schwärmen, die aufgrund der Wetterlage im Einsatzraum fast alle abgebrochen werden. Während sich die Front im Kaukasus kaum bewegt, droht durch einen russischen Großangriff nordwestlich Stalingrad die Einschließung der VI. Armee. Diese Situation erfordert dringende Luftwaffenunterstützung, weshalb die II./Jagdgeschwader LII ab dem 24. November unmittelbar in diesen Raum verlegt. Einsatzplatz wird Morosowskaja-West, 200 Kilometer südwestlich Stalingrad. Nachdem Schlechtwetter die Verlegung der Gruppe stark behindert, treffen die letzten Maschinen dort erst am 26. November ein. Zusammen mit der II./Jagdgeschwader LII liegen auch zwei Gruppen des Jagdgeschwader III auf dem Platz. Die deutschen Jäger sollen vorrangig Begleitschutz für die Lufttransporte in die „Festung Stalingrad“ übernehmen. Da die Reichweite der Bf 109 für den Hin-und Rückflug nicht ausreicht, ist jeweils eine Landung auf dem Kesselplatz Pitomnik zum Nachtanken erforderlich. Inzwischen haben die Sowjets am 23. November bei Kalatsch den Kessel geschlossen. Die VI. Armee unter Generaloberst Paulus und Teile der IV. Panzerarmee sind somit eingeschlossen. Für Barkhorn findet der erste Einsatz von Morosowskaja am Nachmittag des 25. November statt, ein Begleitschutzeinsatz für Ju 87. Beim Rückflug werden Tiefangriffe auf Panzer geflogen. Im Flugbuch Barkhorns ist die Vernichtung eines Lastkraftwagens vermerkt. In der Frühe des 26. November hebt Barkhorn zusammen mit Unteroffizier Ellendt zu einem Begleitschutzauftrag für He 111-Bomber ab. Während Barkhorn ohne Erfolg bleibt, kann Ellendt bei Kalatsch eine R-5 zur Landung zwingen. Um 10.35 Uhr wird erneut gestartet, es folgen wieder Tiefangriffe auf russische Stellungen und Lastkraftwagen. Am Nachmittag gelingen Kameraden der V. Staffel zwei Luftsiege über P-40-Jäger. Am 27. November unterbindet starkes Schneetreiben und Sturm den Flugbetrieb. Der Winter hält jetzt endgültig Einzug. Der 28. November beginnt mit „freier Jagd“ ab 5.47 Uhr. Um 10.17 Uhr geht es für einen Verband der II./Jagdgeschwader LII erneut zur „freien Jagd“ über den Kessel. Barkhorn wird von Unteroffizier Walter Köhne begleitet. Bereits kurz nach dem Start geraten die deutschen Maschinen an einen Verband von JAK-1, LAGGs und P-40. Es beginnt ein heftiger Luftkampf. Um elf Uhr gelingt Barkhorn sein 82sten Abschuß, eine P-40. Es ist der 400sten Staffelabschuß. Um 11.32 landet Barkhorn im Kessel auf dem Platz Pitomnik, um nachzutanken. Um 13.50 Uhr startet er zum Rückflug und landet eine Stunde später wieder in Morosowskaja. Den Kameraden der Gruppe gelingen weitere zehn Luftsiege. Am Nachmittag des 29. November werden trotz ständiger Schneeschauer einmal mehr Tieffangriffe geflogen, obwohl die Bf 109 dazu denkbar ungeeignet ist. Sie ist wenig gepanzert und ihr wassergekühlter Motor ist sehr empfindlich gegen Beschuß. Barkhorn vermerkt in seinem Flugbuch: „Zwei Geschützbedienungen mit Kavallerie und Pferden vernichtet“. Am 30. November erfolgt um acht Uhr ein Alarmstart unter Oberleutnant Barkhorn. Sowjetische Schlachtflugzeuge greifen deutsche Panzerspitzen am Don an. Während des Anfluges zeigt sich die Steppe unter den Maschinen leicht verschneit. Trotz der starken Schneeschauer taut die Sonne den Schnee im Tagesverlauf immer wieder weg. Etwa 30 Minuten später trifft der Schwarm über den vordersten deutschen Linien auf den gemeldeten gegnerischen Verband. Es kommt zu einem heftigen Luftkampf mit dem Jagdschutz. Innerhalb von 15 Minuten kann Barkhorn eine Curtiss P-40, eine JAK-1 und eine LAGG-3 abschießen. Letztere stürzt zehn Kilometer nördlich Werjatschy in den Don. Während die ersten beiden Luftsiege von Unteroffizier Ellendt bezeugt werden, gibt es für den dritten Abschuß keinen Zeugen. Interessanterweise heißt es in der 1945 neu erstellten Abschußmeldung: „Gemäß damaliger Verfügung konnten Abschüsse von Flugzeugführern mit über 30 Abschüssen ohne Zeugen eingereicht werden.“ Am 2. Dezember erfolgt der nächste Luftsieg, diesmal jedoch mit Schwierigkeiten. Über Tundutow am Don kommt es zum Luftkampf mit vier JAK-1. Aus Überhöhung greift Barkhorn eine in 500 Meter Höhe fliegende JAK an, als es passiert. „Dabei setzte meine Kanone aus. Ich verfolgte die JAK weiter und beschoß sie aus kürzester Entfernung mit den Maschinengewehren mit mehreren langen Feuerstößen“, schreibt Barkhorn in seinem Gefechtsbericht. Die Garben verfehlten ihr Ziel nicht. Fünf Kilometer südlich Tundutow schlägt die JAK mit einer großen Explosion in der weißen Steppe auf. In den nächsten Tagen machen Nebel und geringe Wolkenhöhen Starts unmöglich. Für die Versorgung des Kessels eine bittere Situation. Inzwischen liegt zudem eine geschlossene Schneedecke. Erst am 7. Dezember finden wieder vereinzelt Starts statt. Der Folgetag sieht auch Barkhorn mit seinem Katschmarek Unteroffizier Ellendt wieder in der Luft. Erneut kann Barkhorn einen Erfolg melden. Am 10. Dezember fällt der nächste Gegner, eine P-40 in Bodennähe. Drei weitere Abschüsse folgen am 11. Dezember. Am 12. Dezember wird nach Simowniki verlegt. Der Platz liegt 200 Kilometer südwestlich Stalingrad. Am 13. Dezember startet Barkhorn um 10.25 Uhr zu einem Stuka-Begleitschutz in den Raum Stalingrad. Wiederum wird der deutsche Verband von JAK-1 und P-40 angegriffen. Um 10.45 Uhr holt der Staffelkapitän eine P-40 in 4000 Meter Höhe mit einem kurzen Feuerstoß herunter. Eine Minute später bezwingt auch sein Rottenflieger Unteroffizier Gleißner eine solche Maschine. Während die Stukas ihre zugewiesenen Ziele angreifen, versuchen die deutschen Jäger, die P-40 von den Ju 87 fernzuhalten, was auch gelingt. Um 11.30 Uhr kann Barkhorn schließlich noch eine IL-2 abschießen. Das schwer gepanzerte russische Schlachtflugzeug explodiert nach dem Beschuß in der Luft…“