Wir Deutschen feiern heute den Geburtstag von unserem alten Kaiser Maximilian I., dem letzten Ritter. Geboren wurde er 1459 in Wien als Sohn Kaiser Friedrichs III. und der Eleonore von Portugal. Im Jahre 1486 ließ ihn sein Vater zum Mitkönig wählen und von 1493 bis 1519 regierte er unser altes deutsches Reich. Vorher baute er aber seine Hausmacht durch die Heirat mit Maria von Burgund. Womit er unser altes deutsches Reich im Westen vor den Eroberungsgelüsten der Welschen schützte. Diese fingen sich in der Schlacht bei Guinegate eine herbe Niederlage gegen unseren Kaiser Maximilian ein. Zwei Kinder hatte er Maria von Burgund, Philipp den Schönen und Margarethe von Österreich. Seine zweite Ehe mit Bianca Sforza blieb kinderlos. Abgesehen vom Landshuter Erbfolgekrieg, in welchem unser Kaiser Maximilian bei Wenzenbach die Böhmen zerschmetterte, mit Hilfe seines Feldhauptmannes Georg von Frundsberg. Daher fand er Zeit die Einrichtungen unseres alten deutschen Reiches auszubauen und zu verbessern. Die Einteilung in Reichskreise, die Einrichtung des Reichskammergerichtes und die Verkündung des Ewigen Landfriedens waren die Früchte seiner Arbeit. Daneben erfuhr die Kunst auch eine große Förderung, namentlich Albrecht Dürer durfte sich über viele kaiserliche Aufträge freuen. Selbst dichtete unser Kaiser Maximilian auch ein wenig und Schuf die Epen Weißkunig und Theuerdank. Letzteren tragen wir zu Ehren unseres Kaisers Maximilian vor: https://archive.org/details/teuerdankdiegef00goedgoog
„Wie Fürwittig den Held Teurdank aber in ein andre Geferlicheit fûret mit einer Birin
Fürwittig der was deshalb hie,
Daß er wollte besehen, wie
Er den Held mocht bringen in Leid;
Darumb er ein ander Gejeid
Hat heimlich bestellen lassen.
Indem als si zů Tisch saßen,
Kam ein Jeger und bracht die Mer,
Wie in dem Wald ein Birin wer
Mit sambt iren Welflein klein.
Wo der Held wollte lustig sein,
Zů stechen dasselbige Tier,
So wollt er im die recht Revier
Zeigen und fûren von Stund an.
Teurdank, der hochgeboren Mann,
Sprach: „Ja, weis mich neur allein dar,
Ich will damit steen mein Gefar,
Villeicht stich ich dieselb Birin“.
Fürwittig sprach: „Herr, wollt Ir hin,
So habt Euch in fast gůter Acht!“
Darneben er heimlich gedacht:
Ich wollt dich gar bald verklagen,
Wann ich dich tot höret sagen.
Heimlich er befalh dem Jeger,
Daß er aus der Birin Leger
Stel dieselben Welflein mit Maß,
Daß die Birin erzürnet baß.
Der Jeger eilet in den Wald,
Die Welflein ertötet er bald,
Dieweil die alte Birin was
Ausgangen, zů holen ein Aß.
Als si nun wider heimhin kam
Und ire Welflein nit vernam,
Wûtet si vor rechtem Zoren.
Indem kam der hochgeboren
Herr Teurdank. Den lief das Tier an;
Der Held tete ein Tritt hindan
Auf die Seiten in sein Vorteil
Und stach damit das Tier geil
Mit seinem Berenspieß zů Tod,
Daß er wurde von dem Blůt rot.
Darnach er zů Urkund erschallt
Sein Horen, daß es in dem Wald
Allenthalben gar weit erklang.
Das hörten die Jeger; nit lang
Si sich saumeten, sonder rannten
Zů dem Helden, dann si kannten
Darbei für ein rechte Warheit,
Daß die Birin wer nidergeleit.
Des wurden si von Herzen fro,
Dann si dieselben Birin do
Bei dem Helden ligen funden.
Ob irer groß da begunden
Si sich zů verwunderen seer.
Allein Fürwittig solcher Meer
Von seinem Herzen erschrak fast,
Wunscht heimlich, daß der edel Gast
Für die gemelten Birin wer
Tot beliben; doch stellet er
Sich dergleichen mit nichte nit.
Mit dem teuren Helden er ritt
Wider heim und mit Fleiß fraget,
Wohin er doch getroffen hett
Die Birin wild und auch freissam.
Teurdank saget ims alles sam,
Wie im damit wer geschehen.
Fürwittig sprach: „Ir werd sehen,
Wie die hochgeboren Frau mein
Darob wirdet als frolich sein,
Wann irer Gnad nun werden kund
Solche Sachen, die Ir jetz tunt
Hie bei mir an dem ersten Paß.“
Aber heimlich gedacht er das:
Mit meinem Willen warlich soll
Ir das bleiben verschwigen wol!
Bestellet auch an allem Ort,
Daß niemands ein einiges Wort
Bedorfte sagen der Künigin,
Dann er hett noch in seinem Sinn,
Den Held durch ander Geferlicheit
Zů bringen in Angst, Not und Leid.
Auf dieselben Weg er gedacht
Alle Zeit, bei Tag und bei Nacht,
Wie dann weiter steet geschriben,
Was er Bosheit hat getriben.“
Nachdem er die Nachfolge seines Enkels Karls sichergestellt hat, geht unser Kaiser Maximilian I. heim und unser Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch kommt in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ zur Würdigung unseres letzten Ritters: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11333193_00005.html
„Da faßte er nun seinen Einfluß, den er noch über einzelne der Größeren besaß, zusammen, um für sein Haus zu sorgen und seinem Enkel Karl die Nachfolge im Reiche zu sichern. Vier der Kurstimmen waren ihm günstig: die von Brandenburg, mit welchem Hause er überhaupt gut stand, und die von Mainz, welche ein Fürst auf eben diesem Hause führte; Hermann von Köln aus dem Hause Wied wurde durch Geschenke und Begünstigungen gewonnen und das Haus Pfalz dadurch versöhnt, daß der Kurfürst endlich seine Belehnung empfing. Am 27. August 1518 gaben die vier Kurfürsten ihre Zusage für Karls Wahl durch einen förmlichen Vertrag. Die Gesandten von Böhmen, welches nach der Erbvereinigung mit dem österreichischen Hause wieder zugezogen wurde, gaben ebenfalls ihre Zustimmung. Nur Friedrich der Weise von Sachsen, der sich von Maximilian in der Kleveschen Erbschaftssache zurückgesetzt und benachteiligt gesehen, war nicht zu gewinnen und eben so wenig der Kurfürst Richard von Trier, der sich zu Friedrich hielt. Ihre Einwendungen stützten sich daraus, daß es gegen das Herkommen sei, einem nicht gekrönten Kaiser einen römischen König zur Seite zu setzen, Maximilian mußte für jetzt inne halten und gedachte im nächsten Jahre aus einem Tage zu Frankfurt, zu welchem er besonders dringend den Kurfürsten von Sachsen einlud, seine Sache zum Ziele zu führen. Allein das war ihm nicht mehr beschieden. Er beurlaubte die Fürsten und ritt am 6. Oktober 1518 von Augsburg weg (Zwei Tage nach Maximilians Abreise kam Luther nach Augsburg, um sich vor dem Kardinal Cajetan zu verantworten. Wie nahe berührte sich in diesen Männern die alte und die neue Zeit!); an der Rennsäule aus dem Lechfelde wandte er sich um, schlug ein Kreuz gegen die Stadt und sprach: „Nun gesegne dich Gott, du liebes Augsburg, und alle frommen Bürger drinnen. Wohl haben wir manchen frohen Mut in dir gehabt, nun werden wir dich nicht wiedersehen.“ Er fühlte sich schon krank. In Innsbruck, wo er am liebsten und öftersten gewohnt, erfuhr er noch die Kränkung, daß die Bürger, rückständiger Schulden seines Hofstaates wegen, seine Wagen und Pferde in Beschlag nahmen. Auf dem Inn fuhr er weiter und stieg an dessen Einflusse in die Donau ans Land, um die Krankheit durch Jagen und Beizen zu vertreiben; aber sie verschlimmerte sich und er mußte in Wels das Krankenlager besteigen. In den schlaflosen Nächten ließ er sich die Geschichte seiner Ahnherren vorlesen; die Vergangenheit und Zukunft seines Hauses waren seine letzten Gedanken. Am 12. Januar 1519 endigte er hier, im 59sten Jahre seines Lebens und 26sten seiner selbstständigen Regierung, seinen wechsel- und arbeitsvollen Lauf. Seinem letzten Willen gemäß wurde er unter dem Altare der Kirche zu Wienerisch-Neustadt neben seiner geliebten Mutter Eleonore begraben. Wenn wir das als vollendet vor Augen liegende geringe Resultat der Regierung Maximilians, sowohl in den innern Angelegenheiten Deutschlands, als in den Unternehmungen des Kaisers nach Außen hin, – abgesehen von den Erfolgen für die Zukunft seines Hauses, – betrachten, so mögen wir wohl fragen, wie es zu erklären sei, daß er doch ein so lebhaftes und rühmliches Andenken bei seinen Zeitgenossen zurückgelassen habe. Denn in der Tat, nicht nur von den Geschichtsschreibern Österreichs wird er als der zweite Stammvater seines Hauses gepriesen, sondern auch andere, selbst ausländische Schriftsteller sind seines Lobes voll und in dem Munde des Volkes lebte er fort mit hundert Erzählungen von seiner Trefflichkeit, seinem Mute, seiner Leutseligkeit bei wahrhaft fürstlicher Erhabenheit. Aus Allem geht hervor, daß er dieses rühmliche Andenken nicht dem Erfolge seines Tuns und Strebens, sondern seiner ausgezeichneten Persönlichkeit verdankt. Von seiner einnehmenden Gestalt, seinen körperlichen Vorzügen, seiner ritterlichen Stärke und Gewandtheit, haben wir schon früher geredet; auch sein Geist war mit allen guten Gaben der Natur ausgerüstet. Seine Auffassung der Menschen war scharf und treffend; sein Gedächtnis hielt Alles fest, was er jemals gelernt oder erlebt hatte. Wenn er seine treffliche Erfindungsgabe aus einen Gegenstand richtete, so gestaltete derselbe sich neu unter seinen Händen. Das Geschützwesen erhielt durch ihn die wesentlichsten Verbesserungen, er übertraf darin alle Meister. Die Kriegsweise und Bewaffnung der Landsknechte, sei es mit der Lanze, sei es mit dem Hakengewehre, ordnete er aufs Trefflichste. Vor dem Feinde entwickelte sieh die Spannkraft seines Charakters, wie in den Gefahren der Jagd; er ist immer voran, wo der Kampf am heißesten, das Getümmel am stärksten ist; er nimmt es wohl mit vieren oder fünfen allein auf. Es ist nicht zu beschreiben , welches Vertrauen die deutschen Krieger aus ihn setzten, weil er immer mit ihnen die Gefahr teilte. Aber allerdings verhinderte ihn diese persönliche Kampflust, ein großer Feldherr zu sein, der sich immer den ruhigen Überblick vom Gange des Kampfes erhalten muß. Aber dafür lebten seine persönlichen Heldentaten eben so, wie seine Wagnisse auf der Jagd, da er Bären und Eber bekämpft hatte, im Munde des Volkes. Sein ganzes Wesen war recht geeignet, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Selbst die Fürsten, die seine politischen Gegner waren, konnten seiner persönlichen Anmut nicht widerstehen; nie sei ihm ein höflicherer Mann vorgekommen, sagte Friedrich der Weise von Sachsen. Die wilden Ritter, gegen welche er das Reich aufbieten mußte, hingen doch mit Ehrfurcht an seiner kaiserlichen Person. An den Reichs tagen unterbrach er gern die ernsten Geschäfte durch Teilnahme an den Vergnügungen der Bürger der Stadt, an ihren Tänzen und Schützenfesten; nicht selten tat er mit der Armbrust den besten Schuß. Augsburg liebte er, wie wir schon gehört haben, besonders…“