Das Nibelungenlied, unsere deutsche Heldensage

Was den alten Griechen ihre Ilias und den Spaniern ihr Gesang von meinem Cid ist, das ist uns Deutschen unser Nibelungenlied. Unser Nationalepos wurde im hohen Mittelalter gedichtet und erfreute sich bis ins XVI. Jahrhundert einiger Beliebtheit – zumindest hat niemand geringeres als Hans Sachs noch ein Trauerspiel auf dessen Grundlage geschrieben. Danach geriet es etwas in Vergessenheit, bis es 1755 von Hermann Obereit im Schloß Hohenems wiedergefunden wurde. Seitdem wird es gehegt und gepflegt und viele unserer deutschen Dichter, Musiker und Maler haben bedeutende Kunstwerke auf seiner Grundlage geschaffen. Wir Panzertiere halten uns aber ans Original und suchen uns zur Feier des Tages ein paar schöne Auszüge heraus. Heimtückisch würden die Knechte unserer Burgunder von Etzels Bruder Blödel, auf Anstiften Kriemhilds, überfallen und niedergemacht, jedoch kann sich Hagens Bruder Dankwart zum Festsaal von König Etzel durchschlagen und auf seine Kunde hin kommt es auch dort zum schlimmen Gemetzel: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Als der kühne Dankwart unter die Türe trat

Und Etzels Ingesinde zurückzuweichen bat,

Mit Blut war beronnen all sein Gewand;

Eine scharfe Waffe trug er bloß an seiner Hand.

Gerade in der Stunde, als Dankwart trat zur Tür,

Trug man Ortlieben im Saale für und für

Von einem Tisch zum andern den Fürsten wohlgeboren:

Durch seine schlimme Botschaft ging das Kindlein verloren.

Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu:

„Ihr sitzt, Bruder Hagen, hier zu lang in Ruh.

Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Not:

Ritter und Knechte sind in der Herberge tot.“

Der rief ihn hin entgegen: „Wer hat das getan?“

„Das tat der Degen Blödel und Die ihm untertan.

Auch hat ers schwer entgolten, das will ich euch sagen:

Mit diesen Händen hab ich ihm sein Haupt abgeschlagen.“

„Das ist ein kleiner Schade“, sprach Hagen unverzagt,

„Wenn man solche Märe von einem Degen sagt,

Daß er von Heldenhänden zu Tode sei geschlagen:

Den sollen desto minder die schönen Frauen beklagen.

„Nun sagt mir, lieber Bruder, wie seid ihr so rot?

Ich glaube gar, ihr leidet von Wunden große Not.

Ist der wo hier im Lande, von dem das ist geschehn?

Der üble Teufel helf ihm denn: sonst muß es ihm ans Leben gehn.“

„Ihr seht mich unverwundet: mein Kleid ist naß von Blut.

Das floß nur aus Wunden andrer Degen gut,

Deren ich so Manchen heute hab erschlagen,

Wenn ichs beschwören sollte, ich wüste nicht die Zahl zu sagen.“

Da sprach er: „Bruder Dankwart, so hütet uns die Tür

Und laßt von den Heunen nicht Einen Mann herfür.

So red ich mit den Recken, wie uns zwingt die Not:

Unser Ingesinde liegt ohne Schuld von ihnen tot.“

„Soll ich Kämmrer werden?“ sprach der kühne Mann,

„Bei so reichen Königen steht mir das Amt wohl an:

Der Stiege will ich hüten nach allen Ehren mein.“

Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein.

„Nun nimmt mich doch Wunder“, sprach wieder Hagen,

„Was sich die Heunen hier in die Ohren sagen:

Sie möchten sein entbehren, der dort die Tür bewacht

Und der die Hofmären den Burgunden hat gebracht.

„Ich hörte schon lange von Kriemhilden sagen,

Daß sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen.

Nun trinken wir die Minne und zahlen Etzels Wein:

Der junge Vogt der Heunen muß hier der allererste sein.“

Ortlieb das Kind erschlug da Hagen der Degen gut,

Daß vom Schwerte nieder zur Hand ihm floß das Blut

Und das Haupt herabsprang der Köngin in den Schoß.

Da hob sich unter Degen ein Morden grimmig und groß.

Darauf dem Hofmeister der des Kindes pflag,

Mit beiden Händen schlug er einen schnellen Schlag,

Daß vor des Tisches Füße das Haupt ihm niederflog:

Es war ein jämmerlicher Lohn, den er dem Hofmeister wog.

Er sah vor Etzels Tische einen Spielmann:

Hagen in seinem Zorne lief zu ihm heran.

Er schlug ihm auf der Geigen herab die rechte Hand.

„Das habe für die Botschaft in der Burgunden Land.“

„Ach meine Hand“, sprach Werbel, Etzels Spielmann

„Herr Hagen von Tronje, was hatt ich euch getan?

Ich kam in großer Treue in eurer Herren Land:

Wie kläng ich nun die Töne, da ich verlor meine Hand?“

Hagen fragte wenig, und geigt‘ er nimmermehr.

Da kühlt‘ er in dem Hause die grimme Mordlust sehr

An König Etzels Recken, deren er viel erschlug:

Er bracht in dem Saale zu Tod der Recken genug.

Volker sein Geselle von dem Tische sprang,

Daß laut der Fiedelbogen ihm an der Hand erklang.

Ungefüge siedelte Gunthers Fiedelmann:

Hei! was er sich zu Feinden der kühnen Heunen gewann!

Auch sprangen von den Tischen die drei Könge hehr.

Sie wolltens gerne schlichten, eh Schadens würde mehr.

Doch strebten ihre Kräfte umsonst dawider an,

Da Volker mit Hagen so sehr zu wüten begann.

Nun sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht den Streit:

Da schlug der König selber manche Wunde weit

Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein.

Der Held war behende, das zeigte hier der Augenschein.

Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot:

Wohl schlug er den Heunen manchen Helden tot

Mit dem scharfen Schwerte, das Rüdiger ihm gab:

Damit bracht er Manche von Etzels Recken ins Grab…“

Peter Paul Rubens

Für die Freunde der Barockmalerei ist heute ein großer Freudentag, denn unser Peter Paul Rubens hat heute Geburtstag. Dessen Gemälde eine wahre Augenweide für die Freunde dieser Kunstrichtung sind. In Siegen wurde unser alter Meister 1577 geboren und erlernt hat er die Malerei in Antwerpen von 1592 bis 1598. Danach ging er auf Reisen in Italien und Spanien. Im Jahre 1608 kehrte er nach Antwerpen zurück und heiratete Isabella Brant, mit der er drei Kinder zeugte. In den nächsten Jahren entstanden viele Meisterwerke, die unserem alten Meister Bewunderung und Wohlstand bescherten. Wie groß sein Ruhm schon zu seinen Lebzeiten war, zeigt die Einladung der gallischen Königin Maria de Medicis an ihren Hof in Paris. Unser alter Meister wurde 1623 sogar zum spanischen Gesandten ernannt und brachte als solcher 1629 einen Frieden mit England zustande. Im Jahre 1630 heiratete er seine zweite Frau Helene Fourment, mit der er vier Kinder zeugte. Werfen wir im Zuge unserer kleinen Werkschau noch einen weiteren Blick in Rudolf Oldenbourgs „Peter Paul Rubens“, um mehr über die Kunst unseres alten Meisters zu erfahren: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Wenn auch der größere Teil dieser Arbeiten von Schülern ausgeführt wurde, so blieb doch die beständige Aufsicht und tätige Mithilfe des Meisters unerläßlich. Es ist daher um so erstaunlicher, daß in das Jahrzehnt von 1618-1628 noch eine stattliche Anzahl profaner Gemälde und vor allem großer, meist ganz eigenhändig ausgeführter Kultbilder fällt. Die geschlossene, linienhaft umschriebene Abrundung des großen Bacchanals in München (um 1617) lockert sich in dem Silen-Zug der Londoner Nationalgalerie zu weniger gebundenem Aufbau und führt um 1620 zu der prachtvollen „Befreiung der Andromeda“ in Berlin, die schon fast die freie Bewegung der Medicibilder besitzt. Von einer Gruppe im früheren klassizistischen Sinn ist hier nicht mehr die Rede, sondern das verbindende Element liegt, ähnlich wie in der Flucht des Loth von 1625 im Louvre, im Schmelz der Farbe und ihren vermittelnden Tonwerten. An kirchlichen Aufträgen beschäftigte den Künstler zunächst das große Triptychon mit der Anbetung der Könige für St. Jean in Mecheln (1617-1619); zugleich entstand mit weitgehender Teilnahme von Gehilfen der tiefleuchtende Altar der Fischergilde von Mecheln, dessen Mittelstück den wunderbaren Fischzug darstellt, und der große Flügelaltar mit der Geschichte des Stephanus in Valenciennes. 1619 folgt, ganz von des Meisters Hand, die Kommunion des hl, Franz im Museum von Antwerpen, das ergreifendste unter allen seinen religiösen Bildern; im gleichen Jahr dürfte auch das weihevolle Ambrosiusbild im Wiener Hofmuseum entstanden sein. Den Übergang zu einer leichteren, schillernden Färbung, die mit dem Beginn der zwanziger Jahre einsetzt, läßt zuerst der Engelsturz in München erkennen, den Rubens laut ausdrücklicher Verpflichtung 1622 ganz eigenhändig für den Kurfürsten Wolfgang Wilhelm von der Pfalz ausführte. Noch leichter und blumiger im Kolorit ist die Bekehrung des hl. Bavo von 1623 in Gent, zwei Jahre später folgt das in der Auffassung zwar etwas äußerliche, aber in seiner Farbenpracht hinreißende Dreikönigsbild im Antwerpener Museum. Die Überlieferung, Rubens habe diese 4 1/2 111 hohe Tafel in 6 Tagen gemalt, ist, wenn auch kaum glaublich, so doch recht bezeichnend für die unerhörte Leichtigkeit seines Schaffens, 1626 entstand der Hochaltar der Antwerpener Kathedrale, eine Himmelfahrt Maria, in der bereits alle starken Lokalfarben nach dem zarten violetten Gesamtton hin gebrochen sind, und 1628 der Hochaltar der Augustinerkirche in Antwerpen, eine reich gegliederte Komposition, die die Madonna, umgeben von den vierzehn Nothelfern, darstellt. Welche Sorgfalt Rubens an dieses Werk wandte, erhellt aus dem Umstand, daß noch drei Skizzen dazu vorliegen, von denen die Frankfurter den Bildgedanken in einem früheren Stadium zeigt als die Berliner. Die zahlreichen weiteren Altarbilder dieser Jahre, deren Ausführung Rubens teilweise oder ganz seinen Gehilfen überließ, vor allem verschiedene Varianten der Himmelfahrt Maria und der Anbetung der Könige, können hier nicht einzeln erwähnt werden. Das Jahr 1627 brachte der Schaffensfreude des Meisters eine jähe Stockung durch den Tod seiner Gemahlin, die 18 Jahre lang das arbeitsreiche Leben ihres Mannes in selbstverleugnender Treue verständnisvoll begleitet und erleichtert hat. Nur die tiefe Verstimmung und Entmutigung, die diesem Verlust folgte, wird Rubens veranlaßt haben, in politischen Geschäften, mit denen er sich auf Drängen der Statthalterin bisher schon gelegentlich, aber nur in beschränktem Umfang befaßt hatte, Ablenkung zu suchen, ja im Sommer 1628 sogar seinen Wirkungskreis ganz im Stich zu lassen, um in Madrid Verhandlungen wegen der Verständigung mit England einzuleiten. Man hat von jeher geltend gemacht, die Kopien, die Rubens damals in Madrid während der langen Monate des Wartens und Parlamentierens nach den Meisterwerken Tizians angefertigt habe (die besten befinden sich heute in Stockhohn, Madrid und Wien) seien für den farbigen Charakter seines letzten Dezenniums entscheidend geworden. Allein der fünfzigjährige Meister war doch schon eine zu ausgeprägte, abgeschlossene Persönlichkeit, als daß eine bloße äußere Anregung einen so entscheidenden Wandel seiner Anschauung hätte hervorrufen können. Der Einfluß Tizians muß vielmehr dahin beschränkt werden, daß er ihn in einer bereits eingeschlagenen Richtung noch bestärkte und förderte; denn wie schon erwähnt, war seit dem Beginn der zwanziger Jahre mit der Bereicherung des Tones eine fühlbare Milderung der früher noch harten Lokalfarben und zugleich eine Auflösung der zeichnerischen Strenge, besonders in den Umrissen, eingetreten; die Himmelfahrt Maria und das Augustinerbild stehen sogar in ihrem reichen tonigen Gehalt den Werken der dreißiger Jahre viel näher als etwa dem Franziskus von 1619 oder dem gleichzeitigen Ambrosius. Wenn also der Madrider Aufenthalt in dieser Hinsicht nicht so einschneidend war, als man anzunehmen pflegt, so wurde er anderseits für Rubens bedeutungsvoll durch die Bekanntschaft mit Philipp IV., der seither sein eifrigster Bewunderer und unersättlicher Auftraggeber war. Auch mit Karl I. von England, dem er ebenfalls durch seine diplomatische Mission 1629 in London vorgestellt wurde, knüpften sich ersprießliche Beziehungen an; der König erhob Rubens in den Adelstand und übertrug ihm die Ausschmückung der Decke im Bankettsaal des neuen Whitehall-Palastes mit Apotheosen seines Vaters Jakob I. Die Skizzen zu dieser Arbeit in den Museen von Petersburg, Wien, Brüssel sowie in Pariser, Kölner und Berliner Privatbesitz zählen zu den feurigsten Improvisationen von Rubens‘ Pinsel, die Ausführung wurde jedoch, augenscheinlich wegen der Unlust des Meisters, bis 1634 hingezogen und trotzdem fast nur von Schülern besorgt…“

Der Königstiger

„Schwere Panzer werden nur in verhältnismäßig geringen Mengen vorhanden sein und je nach der beabsichtigten Verwendung selbstständig oder im Rahmen von Panzerverbänden auftreten. Sie sind ein höchst gefährlicher Gegner und sollten nicht unterschätzt werden.“

Diese Worte unseres Generaloberst Guderian gelten natürlich auch für unseren Königstiger, der mit seinen 70 Tonnen einiges an Gewicht auf die Wage bringt. Jedoch verfügte er dafür über eine Panzerung von bis zu 185mm und konnte 80 Schuß für seine 8,8cm-Kampfwagenkanone mitführen. Zusätzlich war er auch noch mit zwei Maschinengewehren ausgerüstet, um sich die feindliche Infanterie vom Leib halten zu können. Die Reichweite ist mit 120 bis 170 Kilometer annehmbar, ebenso wie die Geschwindigkeit von 17 bis 38 Stundenkilometern. Man muß eben mit schweren Panzern auch taktisch und strategisch umzugehen wissen und sollte nicht seine Panther für den Frontdurchbruch ansetzen, um dann den fliehenden Feind mit unseren Königstigern jagen zu wollen. Mit 500 Stück wurden übrigen recht viele Königstiger geschmiedet, besonders unter den erschwerten Bedingungen der letzten Kriegsjahre. Unser Königstiger ist wahrlich ein Hammer und das alte Scheißhaus Monty kann nur hoffen, daß unsere Karo nicht Wind vom Film „Königstiger vor El Alamein“ bekommt. https://www.youtube.com/watch?v=rEcAY_X1OC8 Die panzerdichterischen Folgen wären entsetzlich… Wie sich der Einsatz mit unserem Königstiger so gestaltet hat, schildert uns unser Oberleutnant und Panzergeschichtsschreiber Richard von Rosen in seinem Panzerbuch „Als Panzeroffizier in Ost und West“ – von den Vorbereitungen zum Einsatz unserer Königstiger in der Normandie hört ihr nun:

„Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten in der Normandie. Die schwere Panzerabteilung DIII hatte nach der Operation Zitadelle im Sommer 1943 die bis Frühjahr 1944 dauernden schweren Rückzugskämpfe der Heeresgruppe Süd durch die Ukraine und Rumänien bis zur ungarischen Grenze zu bestehen. Sie hatte Erfolge und Verluste. Graf Kageneck, unser Kommandeur, erhielt das Ritterkreuz mit Eichenlaub. Jetzt lag die Abteilung zur Auffrischung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen, wo ich Anfang Juni 1944 wieder zur ihr stieß. Neuer Kommandeur war inzwischen Hauptmann Fromme, während die III. Kompanie immer noch von Scherf geführt wurde, der mittlerweile Hauptmann und Träger des Ritterkreuzes war. Manch altes Gesicht fand ich nicht mehr vor, als ich wieder zur Abteilung kam. Die Männer der III. Kompanie, die als letzte Kompanie der Abteilung von der Ostfront nach Ohrdruf gekommen war, befanden sich jetzt zum größten Teil auf Urlaub. Hauptmann Fromme verwendete mich daher zunächst als Offizier zur besonderen Verwendung im Abteilungsstab. Ich hatte den Besuch von Generaloberst Guderian, der Inspekteur der Panzerwaffe war, vorzubereiten und als sein Begleitoffizier für den reibungslosen Ablauf des Besuchsprogramms zu sorgen. Am 15. Juni hatten wir ihn bei unserem Herrenabend zu Gast. Im Verlauf des Abends kam er zu unserer Leutnantsrunde an den Tisch. Er sprach sehr ernst über die Lage an den Fronten, im Westen wie Osten. Er verdeutlichte uns, wie schwer die vor uns liegende Aufgabe in dem für uns vorgesehenen Einsatzraum der Invasionsfront in Frankreich sein werde: „Wenn es nicht gelingt, den feindlichen Landekopf in den nächsten vierzehn Tagen zu beseitigen, ist der Krieg für uns verloren.“ Diese Worte des Generalobersts gingen mir nicht aus dem Kopf. Am 14. Juni hatte der V-Waffen-Beschuss (Vergeltungswaffen) auf London begonnen. Unsere Propaganda überschlug sich: Immense Schäden in England! Dies werde die Wende im Westen bringen! Und weitere V-Waffen würden zum Einsatz kommen! Nach der V1 auch die V2 mit noch verheerenderer Wirkung … Im fünften Kriegsjahr war man nun skeptischer und nahm nicht mehr alles für bare Münze, was uns in den Medien oder durch gezielt in Umlauf gebrachte Gerüchte vorgesetzt wurde. Doch irgendetwas musste schon dran sein, sagte man sich; alles konnte nicht aus der Luft gegriffen sein. Das redete man sich zumindest gerne ein. Und doch war man tief beunruhigt, dass die Alliierten so schnell festen Fuß in der Normandie hatten fassen können. Und ihre Luftüberlegenheit! Wo war denn nur unsere Luftwaffe? Warum hörte man nichts von dem sonst so großspurigen Göring? Gleichzeitig begann am 22. Juni die russische Großoffensive gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte. Erschreckend, wie die deutsche Front dort ins Wanken geriet. Man versuchte, sich abzulenken. Die baldige Einsatzbereitschaft der Abteilung herzustellen, nahm uns voll in Anspruch. An einem Sonntag sahen wir noch in Erfurt das Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1944. Ich weiß nicht mehr, wer gegen wen spielte, das Spiel fand auf einem normalen Fußballplatz statt, nicht etwa wie heute in einem Stadion. Es hat mich weder beeindruckt noch interessiert, aber es tat gut, den Tag außerhalb des Übungsplatzes zu verbringen. Man kann es sich heute wohl kaum vorstellen, der Fußball spielte damals noch keine große Rolle. Die viel beliebtere Sportart war Feldhandball, der in den Sportstunden aller Kompanien eine feste Größe war. Am 26./27. Juni 1944 wurde die Abteilung in acht Transporten in Richtung Invasionsfront verlegt. Ich führte wieder einen Transport als Transportführer. Am Abend des 27. Juni wurde mein Transport zunächst in Ohrdruf verladen. Die Abfahrt war für 6.00 Uhr des nächsten Morgen, der mein zweiundzwanzigster Geburtstag war, vorgesehen. Nach beendeter Verladung ließ ich mich noch einmal im VW-Kübelwagen nach Erfurt bringen. Eine vor einigen Tagen erfolgte Zufallsbekanntschaft wollte mit mir den Abschied und meinen Geburtstag begießen. Der Wecker war auf 4.00 Uhr früh gestellt und funktionierte nicht. Als ich aufwachte, war es schon 5.30 Uhr, dreißig Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt meines Transports in Ohrdruf! Es wurde eine irre Fahrt dorthin. Von weitem konnte man in Richtung Verladebahnhof schon eine hohe Dampfwolke sehen, eine Lok blies pausenlos in Intervallen Dampf ab. Noch schien der Transport dort zu stehen. Zehn Minuten später nahmen wir mit Karacho die letzte Kurve und auf der Seitenrampe kam der Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen. Ich sprang aus dem Fahrzeug, sagte dem nervös wartenden Bahnbeamten, dass es losgehen könne und sprang in einen Waggon. Dann setzte sich der Zug auch schon in Bewegung. Das war gerade nochmal gutgegangen. Wieder waren wir Blitztransport mit Vorrang vor allen anderen. Die systematischen alliierten Luftangriffe hatten gerade in der Anfangszeit der Invasion das Bahnnetz immer wieder unterbrochen. Mehrmals hielten wir stundenlang in einem Tunnel, wenn die Luftlage sich zuspitzte und immer wieder kam es zu weiträumigen Umleitungen, wenn zerstörte Brücken oder Bahnanlagen dies erzwangen. Alle Transporte erreichten schließlich unversehrt ihre Zielbahnhöfe, allerdings erst am 2. und 3. Juli. Wir wurden in Dreux ausgeladen, circa siebzig Kilometer westlich von Paris. In mehreren Nachtmärschen verlegten wir über Vemeuil – L’Aigle – Argentan – Falaise in den zukünftigen Einsatzraum östlich von Caen. Märsche am Tag waren wegen der feindlichen Jagdbomberaktivitäten ganz und gar unmöglich. So wurde jede Nacht je nach Wetterlage etwa von 23.00 Uhr bis 3.00 Uhr morgens marschiert, dann in einem Wald in Deckung untergezogen und in der folgenden Nacht eine weitere Etappe zurückgelegt. Wir waren froh, dass der Himmel oft wolkenverhangen war und den Einsatz der feindlichen Luftwaffe verhinderte. Auf unserem Marsch kamen wir an einer V1-Stellung vorbei: Die Flügelbomben stiegen mit einem Feuerschweif in den Himmel und entschwanden Richtung Westen. Es war schon beeindruckend. Doch ob dies die Wende herbeiführen oder gar kriegsentscheidend sein könnte, wie es die Propaganda uns vorgaukeln wollte? Daran kamen mir starke Zweifel. Bisher hatte der V1-Einsatz anscheinend nichts bewirkt. Wann würde die V2, eine angeblich sehr viel stärkere und präzisere Waffe, kommen? Waren das alles Hirngespinste oder gab es eine solche Wunderwaffe wirklich? Wenn dies nur Propaganda war, um uns bei der Stange zu halten, dann wäre es wohl das größte Verbrechen am deutschen Soldaten, das man sich vorstellen kann. Noch wollte ich dies nicht glauben…“

Konrad Zuse, der Vater des Computers

„Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer.“

Was uns Konrad Zuse, der Erfinder des Computers (der heute übrigens Geburtstag hat – 1910 in Wilmsdorf), damit zu sagen versucht, vermag ich zwar nicht zu erklären, hoffe aber daß die Computer die Feldherren und Staatsmänner nicht ersetzen werden. Die Chancen dazu sind übrigens recht gut, denn – wie im Falle Konrad Zuses – wurde der Computer von Leuten gebaut, die zu faul zum Rechnen sind. Der Krieg aber ist – laut Carl von Clausewitz – eine ganz besonders schwierige Rechenaufgabe:

„Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen. Da hier die Mannigfaltigkeit und die unbestimmte Grenze aller Beziehungen eine große Menge von Größen in die Betrachtung bringen, da die meisten dieser Größen nur nach Wahrscheinlichkeitsgesetzen geschätzt werden können, so würde, wenn der Handelnde dies alles nicht mit dem Blick eines die Wahrheit überall ahnenden Geistes träfe, eine Verwicklung von Betrachtungen und Rücksichten entstehen, aus denen sich das Urteil gar nicht mehr herausfinden könnte. In diesem Sinne hat Bonaparte ganz richtig gesagt, daß viele dem Feldherrn vorliegende Entscheidungen eine Aufgabe mathematischer Kalküls bilden würden, der Kräfte eines Newton und Euler nicht unwürdig. Was hier von höheren Geisteskräften gefordert wird, ist Einheit und Urteil, zu einem wunderbaren Geistesblick gesteigert, der in seinem Fluge tausend halbdunkle Vorstellungen berührt und beseitigt, welche ein gewöhnlicher Verstand erst mühsam ans Licht ziehen und an denen er sich erschöpfen würde. Aber diese höhere Geistestätigkeit, dieser Blick des Genies würde doch nicht zur historischen Erscheinung werden, wenn die Gemüts- und Charaktereigenschaften, von denen wir gehandelt haben, ihn nicht unterstützten.“

Einen weiteren Auszug aus Zuses „Der Computer – Mein Lebenswerk“ gibt es natürlich auch von mir:

„Während des Krieges war meine Firma die einzige, die in Deutschland Rechengeräte entwickeln durfte. Dennoch hatten wir gegenüber den USA einen Entwicklungsvorsprung. Heute wissen wir, welch ein gewaltiger wirtschaftlicher Nutzen darin hätte liegen können. Damals sah man die Dinge anders. Kaum jemand konnte sich geschäftliche Aussichten für unsere Geräte vorstellen. Eine zivile Fertigung wäre auch gar nicht möglich gewesen; sie war offiziell verboten. Zwar hatte ich einige Förderer und Freunde, wie Professor Teichmann und Professor Wagner; aber die waren doch auch mit ihren eigenen Ideen beschäftigt und mehr als ausgelastet. Der Rechenmaschinenfabrikant Dr. Pannke wiederum, der mich in meiner Frühzeit unterstützt hatte, sah in unserer Arbeit letztendlich eher eine Konkurrenz für seine traditionellen mechanischen Geräte. Aus dieser Zeit stammt meine Erfahrung, daß sich ein Erfinder innerhalb seines Ideenkreises nach Möglichkeit auf kurzfristig erreichbare Ziele beschränken sollte. Über angewandte Logistik oder unglaubliche Geschwindigkeiten elektronischer Geräte konnte ich, wie schon berichtet, nur mit wenigen Vertrauten reden, wollte ich nicht als unseriös gelten. Zu diesen wenigen Vertrauten gehörte Professor Teichmann. Auf seine Unterstützung konnte ich, gegen alle Widerstände, rechnen. Und Widerstände gab es damals genug. Lange nach Kriegsende schrieb er mir einmal: „Für uns war es ein Lichtblick, als uns angekündigt wurde, ein Dipl. Ing. Zuse könne uns helfen. Die Direktion der damaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und das zuständige Ministerium wurden in Bewegung gesetzt; Geld wurde bewilligt. Aber dornenvoll war das Gestrüpp der Probleme rein technischer Art, das der damalige Dipl. Ing. Zuse durchdringen oder überwinden mußte. Von prominenter Seite wurde mir eines Tages ganz offen erklärt, ich sei wohl ein recht guter Wissenschaftler, aber hier sei ich auf einen a priori klar erkennbaren Schwindler hereingefallen. Als es dieserhalb zu einer harten Aussprache kam, bat ich, Herrn Prof. Dr. Ing. Wagner zu befragen. Ein Telefonanruf erfolgte, und Prof. Wagner sagte etwa: „Bei uns arbeitet Herrn Zuses Gerät in der zunächst entwickelten Stufe bereits.“ Das war für die kleine statisch-dynamische Arbeitsgruppe ein Triumph, weniger deshalb, weil wir die Unterstützung von Herrn Zuses Entwicklung befürwortet hatten, als deshalb, weil nun vor den Vertretern der höchsten Zweifler feststand, daß Herr Zuse Großes mit Erfolg zu entwickeln begonnen hatte.“ Teichmann hätte am liebsten schon während des Krieges einen Auftrag über ein großes elektronisches Rechengerät mit zweitausend Röhren befürwortet. Wegen der mangelnden Dringlichkeitsstufe hätten wir aber weder Personal noch ausreichendes Material dafür bekommen. Es war schon schwierig genug, Geräte in der verhältnismäßig einfachen und robusten Relaistechnik zu bauen. Schreyer erhielt immerhin den Auftrag, am Lehrstuhl von Professor Stäblein ein Versuchsmodell eines Rechenwerks für 10 Binärstellen zu bauen. Das Modell war Ende des Krieges funktionsfähig, ist dann aber in den Wirren der Nachkriegszeit verlorengegangen…“

Die Erstürmung der englischen Festung Tobruk

Nicht nur die russische Seefestung Sewastopol wurde im Sommer 1942 erstürmt, sondern auch die englische Festung Tobruk fiel unter den Streichen unseres Rommels, der dafür übrigens seinen Marschallstab erhielt. Mit dem Unternehmen Theseus zerschmetterte unser Rommel zuerst die englische 8. Armee in der Marmarica und erstürmte dann Tobruk im Handstreich. Die Engländer erlitten dabei einen Verlust von 45,000 Gefangenen, 1000 Panzern und 400 Geschützen und tauschten einmal mehr ihren Monty aus. Mit der Einnahme von Tobruk hat unser Wüstenfuchs Rommel übrigens einmal mehr gezeigt, daß seine Planungen keine eitle Prahlerei waren. Doch lassen wir dazu am Besten unseren alten Panzerhelden selbst zu Wort kommen:

„Mit weiteren motorisierten Truppen und einer gesicherten Versorgung hätten wir von Anfang 1941 bis Sommer 1942 ungefähr folgendes erreichen können: a) Wir hätten die britische Feldarmee schlagen und vernichten können. Damit wäre der Weg über den Suezkanal frei gewesen. Die Briten hätten dann mindestens zwei Monate gebraucht, um frische Truppen in den Nahen Osten zu verbringen. Dieser Zeitraum wäre uns für Operationen jeglicher Art zur Verfügung gestanden. (Die Briten hätten dann sicherlich auf die Entsendung weiterer Truppenkontingente in den Nahen Osten verzichtet.) b) Nach Inbesitznahme der gesamten Mittelmeerküste hätte der Transport von Nachschubgut nach Nordafrika so gut wie ungestört erfolgen können. Dann wäre es möglich gewesen, in den persische und irakischen Raum mit dem Ziel vorzustoßen, die Russen von Basra abzuschneiden, die Ölfelder in Besitz zu nehmen und uns eine Angriffsbasis gegen den Süden des russischen Reiches zu schaffen. Die Russen hätten sicherlich nicht in aller Eile eine motorisierte Truppe aus der Erde stampfen können, die uns organisatorisch und taktisch irgendwie in den offenen Flächen gewachsen gewesen wäre. c) Während man noch im Begriff gewesen wäre, den mesopotamischen Raum für einen groß angelegten Angriff auf die russische Südfront zu bevorraten, hätte man durch einen Vorstoß aus Finnland heraus Murmansk von dem übrigen russische Reich abschneiden und wenn möglich nehmen müssen. Dies hätte den Einsatz von motorisierten und gepanzerten Verbänden im hohen Norden bedingt. Sicher wären hier außerordentlich hohe Anforderungen an das Transportwesen gestellt worden, gelohnt hätte sich aber ein derartiges Unternehmen auf jeden Fall. Dann wären die Russen praktisch von den Amerikanern isoliert gewesen. Im Stillen Ozean hätten die Japaner auf die amerikanische Handelsschiffe Jagd gemacht und die beiden wichtigsten Plätze, Basra und Murmansk, wären für den amerikanischen Transport ausgefallen. Der einzige Hafen, der für die Russen noch übrig geblieben wäre, Archangelsk, ist während langer Monate des Jahres nicht eisfrei und auch sonst ungünstig gelegen. d) Als letztes strategisches Ziel hätte man einen Angriff gegen die Südfront des Kaukasus einleiten müssen, um Baku samt Ö1feldern zu nehmen. Damit hätte man die Russen an ihrem Lebensnerv getroffen. Große Teile der russischen Panzerwaffe, die auf russischer Seite die Hauptlast des Kampfes zu tragen hatten, wären aus Benzinmangel nicht mehr einsatzbereit gewesen. Auch die russische Luftwaffe hätte unter einschneidenden Mangelerscheinungen gelitten. Eine ausreichende amerikanische Hilfe hätten die Russen nicht mehr erwarten können. Damit wären die strategischen Voraussetzungen gegeben gewesen, um den russischen Koloß mit konzentrischen Schlägen zusammenzuschlagen. Als dieser Plan in seinen wesentlichen Zügen von mir vorgetragen wurde, wurde er als Phantasiegebilde abgelehnt. Er ist jedoch in keinem Punkt auf unbegründeten Annahmen und schwer vertretbaren Hypothesen basiert. Hier hätte man die hundertprozentige Sicherheit gehabt, die man sonst immer forderte. Wer gegen eine ganze Welt kämpft, muß in Kontinenten denken. Es kam nicht darauf an, wieviel Millionen Quadratkilometer sich hinter dem dünnen Damm befanden, den die britische 8. Armee in der libyschen Wüste errichtet hatte, es kam darauf an, den dünnen Damm zu durchbrechen und hinwegzuspülen, um dann wie eine Flutwelle in den ungeschützten Raum zu fließen…“

Gottfried Wilhelm Leibniz

„In Preußen führte die Fürstin den geselligen Geist ein, echte Höflichkeit und die Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Sie schuf, wie schon erwähnt, die Königliche Akademie. Sie berief Leibniz und viele andere Gelehrte an ihren Hof. Ihre Wissbegierde suchte den letzten Grund aller Dinge zu erfassen. Leibniz sagte ihr eines Tages, als sie ihn auf diesem Gebiet in die Enge trieb: „Es gibt keine Möglichkeit, Madame, Sie zufriedenzustellen. Sie wollen das Warum vom Warum wissen.“ Charlottenburg war der Sammelpunkt des guten Geschmacks. Ergötzlichkeiten jeder Art, unerschöpflich abwechselnde Feste machten den Aufenthalt genußreich und verliehen dem Hofe Glanz. Sophie Charlotte war eine starke Seele. Ihre Religion war veredelt, ihre Gemütsart sanft, ihr Geist bereichert durch die Lektüre aller guten französischen und italienischen Bücher.“ (Friedrich der Große, „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“)

Eben jener Gottfried Wilhelm Leibniz erblickte im Jahre 1646 im sächsischen Leipzig das Licht der Erdenwelt. Er sollte als Naturforscher, Denker, Rechenkünstler, Rechtsgelehrter, Sprachkundiger und Ratsherr von sich reden machen. Sein Vater Friedrich war schon als Denker und Rechtsgelehrter tätig und seine Mutter Catharina entstammte ebenfalls einer Gelehrtenfamilie. Viele Dinge wurden unserem Leibniz also von den Nornen schon in die Wiege gelegt. Studiert hat er an den Hochschulen von Leipzig und Jena die Denkerei, Gotteskunde und Rechenkunst. Seine ersten Anstellungen fand er in Mainz und Hannover und folgte Sophie Charlotte nach Preußen, welches damals noch Brandenburg genannt wurde. Im Zuge der Erhebung unseres Kurfürsten Friedrichs des Vierten zum König von Preußen, wurde auch die berühmte Akademie der Wissenschaften zu Berlin gegründet. Der unser Leibniz lange vorstand. Mit seinen Forschungen legte er unter anderem die Grundlage für die EDV und noch so manche andere nützliche Erfindung. Seine Bücher tragen so erhabene Namen wie „Metaphysische Abhandlung“, „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“, „Die Theodizee“, „Monadologie“, „Die Vernunftprinzipien der Natur und der Gnade“, „Protogaea oder Abhandlung von der ersten Gestalt der Erde“, „Ermahnung an die Deutschen. Von deutscher Sprachpflege“ oder „Die Grundlagen des logischen Kalküls“ und sollten in der heimischen Panzerbüchersammlung nicht fehlen. Aus den „Neuen Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ unseres Leibniz gibt es nun noch ein paar weitere Betrachtungen über die einfachen Vorstellungen zu lesen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Leibniz,+Gottfried+Wilhelm/Neue+Abhandlungen+%C3%BCber+den+menschlichen+Verstand

„§ II. Philalethes. Was werden wir von den Vorstellungen der negativen Eigenschaften sagen? Mir scheint, daß die Vorstellungen der Ruhe, der Finsternis und der Kälte ebenso positiv sind, wie die der Bewegung, des Lichtes und der Wärme. Wenn man indessen diese Negationen als Ursachen der positiven Vorstellungen hinstellt, bin ich der gewöhnlichen Meinung, aber im Grunde wird es zu bestimmen schwer sein, ob wirklich eine Vorstellung dabei ist, welche aus einer negativen Ursache stammt, bis man nämlich bestimmt hat, ob die Ruhe eher als die Bewegung eine Negation ist.

Theophilus. Ich hätte nicht geglaubt, daß man an dem negativen Wesen der Ruhe zu zweifeln Veranlassung haben könnte. Es genügt dazu, daß man die Bewegung beim Körper aufhebt, aber zur Bewegung genügt nicht, daß man die Ruhe aufhebt, denn man muß noch etwas anderes hinzufügen, um den Grad der Bewegung zu bestimmen, weil es zu ihrem Wesen gehört, davon mehr oder weniger zu erhalten, während alle Arten Ruhe gleich sind. Etwas anderes ist es, von der Ursache der Ruhe zu reden, welche in der zweiten Materie oder Masse positiv sein muß. Ich möchte auch glauben, daß selbst die Vorstellung der Ruhe negativ ist, das heißt. daß sie nur in einer Negation besteht. Allerdings ist die Handlung des Verneinens etwas Positives.

§ IX. Philalethes. Da die Eigenschaften der Dinge die Vermögen sind, in uns die Wahrnehmung der Vorstellungen hervorzubringen, so ist es zweckmäßig, sie voneinander zu unterscheiden. Es gibt erste und zweite Eigenschaften. Die Ausdehnung, die Dichtigkeit, die Gestalt, die Zahl, die Beweglichkeit sind ursprüngliche und vom Körper untrennbare Eigenschaften, welche ich erste nenne.

§ X. Aber zweite Eigenschaften nenne ich die Vermögen oder Kräfte des Körpers, gewisse sinnliche Empfindungen in uns oder gewisse Wirkungen in anderen Körpern hervorzubringen, wie zum Beispiel das Feuer im Wachs hervorbringt, indem es dasselbe schmelzt.

Theophilus. Man könnte, glaube ich, sagen, daß, wenn die Kraft wohl zu verstehen ist und deutlich erklärt werden kann, sie unter die ersten Eigenschaften gerechnet werden müsse, wenn sie aber nur sinnlich ist und nur eine verworrene Vorstellung bietet, wird man sie unter die zweiten Eigenschaften setzen müssen.

§ XI. Philalethes. Diese ersten Eigenschaften zeigen, wie die Körper aufeinander wirken. Nun wirken die Körper nur durch Anstoß, wenigstens soweit, als wir es begreifen können; denn unmöglich ist zu begreifen, daß die Körper auf das, was sie nicht berühren, wirken können, was ebensoviel wäre, als sich einbilden, der Körper könne wirken, wo er nicht ist.

Theophilus. Ich bin auch der Ansicht, daß die Körper nur durch Anstoß wirken. Indessen liegt in dem soeben vernommenen Beweis noch eine Schwierigkeit, denn die Anziehung findet nicht immer ohne Berührung statt, und man kann berühren und fortbewegen ohne sichtbaren Anstoß, wie ich oben, als ich von der Härte sprach, gezeigt habe. Wenn es die Atome des Epikur gäbe, so würde ein angestoßener Teil den anderen mit sich fortbewegen und ihn berühren, indem er ihn ohne Anstoß in Bewegung setzte; und bei der gegenseitigen Anziehung der einander naheliegenden Dinge kann man nicht sagen, daß das, was ein anderes mit sich fortbewegt, da, wo es nicht ist, wirkt. Dieser Grund würde nur gegen die Anziehung aus der Ferne streiten, wie auch hinsichtlich dessen, was man die vires centripetas (zentripetalen Kräfte) nennt, die von einigen Gelehrten vorgebracht worden sind.

§ XIII. Philalethes. Gewisse Teile, die auf eine gewisse Art unsere Organe treffen, verursachen in uns gewisse Empfindungen von Farben oder Geschmäcken oder anderen sekundären Eigenschaften, welche das Vermögen haben, diese Empfindungen hervorzubringen. Und es ist nicht schwerer zu begreifen, daß Gott solche Vorstellungen (wie die der Wärme) mit Bewegungen verknüpfen könne, mit denen sie keine Ähnlichkeit haben, als zu begreifen schwer ist, daß er die Vorstellung des Schmerzes mit der Bewegung eines Stückes Eisen verbunden hat, das unser Fleisch zerteilt, einer Bewegung, welcher der Schmerz in keiner Weise gleicht.

Theophilus. Man darf sich nicht einbilden, daß diese Vorstellungen der Farbe oder des Schmerzes willkürlich und ohne Beziehung oder natürliche Verbindung mit ihren Ursachen sind; mit so wenig Ordnung und Vernunft zu handeln, ist nicht Gottes Gewohnheit Ich möchte vielmehr sagen, daß dabei eine Art von Ähnlichkeit ist, zwar keine gänzliche und sozusagen in terminis, aber doch eine in Ausdruck zu fassende oder eine Art von Beziehung der Anordnung, wie eine Ellipse und selbst eine Parabel oder Hyperbel in gewisser Beziehung dem Kreise gleichen, dessen Projektion auf der Ebene sie sind, da zwischen dem, was projiziert wird, und der Projektion, die davon gemacht wird, jeder Punkt des einen jedem Punkte der anderen nach einer gewissen Beziehung entspricht. Dies beachten die Kartesianer nicht genüge und Sie haben diesmal ihnen mehr als gewöhnlich nachgegeben und mehr, als Grund dazu war.

§ XV. Philalethes. Ich nehme an, was mir richtig er scheint und der Augenschein lehrt, daß die Vorstellungen der ersten Eigenschaften der Körper diesen Eigenschaften gleichen, aber daß die in uns durch die zweiten Eigenschaften erzeugten Vorstellungen ihnen in keiner Weise gleichen.

Theophilus. Ich habe eben bemerkt, wie in Hinsicht der zweiten ebensogut als in Hinsicht der ersten Eigenschaften Ähnlichkeit und genaue Beziehung stattfindet. Es ist ganz vernünftig, daß die Wirkung ihrer Ursache entspreche, und wie kann man das Gegenteil versichern, da man weder die sinnliche Empfindung des Blauen, noch die Bewegungen, welche sie hervorrufen, genau kennt? Allerdings gleicht der Schmerz nicht den Bewegungen einer Nadel, er kann aber sehr wohl den Bewegungen, welche diese Nadel in unserem Körper verursacht, gleichen und diese Bewegungen in der Seele darstellen, wie ich gar nicht zweite, daß es der Fall ist. Deswegen sagen wir auch, daß der Schmerz in unserem Körper und nicht in der Nadel ist. Wir sagen aber, das Licht ist im Feuer, weil es im Feuer Bewegungen gibt, die zwar nicht auf bestimmte Art besonders wahrnehmbar sind, aber deren Vermischung oder Verbindung wahrnehmbar wird und durch die Vorstellung des Lichtes sich uns darstellt.

§ XXI. Philalethes. Wenn aber die Beziehung zwischen Gegenstand und sinnlicher Empfindung natürlich wäre, wie könnte es doch geschehen, daß, wie wir in der Tat wahrnehmen, das nämliche Wasser der einen Hand warm und der andern kalt erscheinen kann? Was auch zeigt, daß die Wärme nicht mehr im Wasser ist, als der Schmerz in der Nadel.

Theophilus. Das Angeführte zeigt höchstens, daß die Wärme keine sinnlich empfindbare Qualität oder Kraft ist, welche ganz und gar für sich empfunden werden kann, sondern daß sie sich auf die ihr angemessenen Organe bezieht: denn eine eigene Bewegung in der Hand kann sich damit verbinden und ihre Erscheinung ändern. Auch erscheint das Licht Augen von schlechter Beschaffenheit nicht, und wenn sie selbst schon von starkem Licht erfüllt sind, ist ein schwächeres für sie nicht mehr empfindbar. Selbst die nach Ihrer Bezeichnung ersten Eigenschaften, zum Beispiel die Einheit und die Zahl, brauchen nicht immer in gehöriger Weise zu erscheinen. Denn, wie schon Descartes erwähnt hat, erscheint eine mit den Fingern auf eine gewisse Art berührte Kugel doppelt, und die fazettiert geschliffenen Spiegel oder Gläser vervielfältigenden Gegenstand. Es folgt daraus also nicht, daß das, was immer ebenso erscheint, eine Beschaffenheit des Gegenstandes sei und daß sein Bild ihm gleiche. Und was die Wärme anbetrifft, so läßt sich, wenn unsere Hand sehr heiß ist, die mittlere Wärme des Wassers nicht bemerken und mäßigt vielmehr die der Hand, und das Wasser erscheint uns folglich kalt, wie das Salzwasser des Baltischen leeres, wenn es mit dem Wasser des Portugiesischen leeres gemischt wird, dessen spezifischen Salzgehalt vermindert, obgleich das erstere selbst salzhaltig ist. So kann man in einer Hinsicht sagen, daß die Wärme dem Wasser eines Bades angehört, obgleich es jemand kalt erscheinen kann, wie der Honig schlechthin süß genannt wird und das Silber weiß, obgleich manchem Kranken der eine bitter, das andere gelb erscheint, denn die Bezeichnung geschieht nach dem Gewöhnlichsten. Dennoch bleibt es wahr, daß, wenn das Organ und das Mittel gehörigermaßen beschaffen sind, die inneren Bewegungen und die der Seele sie darstellenden Vorstellungen den Bewegungen des Gegenstandes gleichen, welche die Farbe, den Schmerz usw. bewirken, oder, was hierbei dasselbe ist, ihn durch einen ganz genauen Rapport ausdrücken, obgleich dieser Rapport uns nicht deutlich erscheint, weil wir jene Menge kleiner Eindrücke weder in unserer Seele, noch in unserem Körper, noch in dem, was außer uns ist, voneinander unterscheiden können…“

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

„Die Tatarenschwärme suchen neue Wohnsitze. Sie ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind, sie sind also zahlreich wie verhältnismäßig kein anderes Heer, und ihr Ziel ist Unterwerfung oder Vertreibung des Gegners. Sie würden mit diesen Mitteln bald alles vor sich niederwerfen, ließe sich damit ein hoher Kulturzustand vereinigen.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)

Es verwundert also nicht, daß wir Deutschen uns im Jahre 451 mit den Römern gegen die Hunnen verbündet haben. Deren König Etzel war nämlich damals drauf und dran ganz Europa zu unterwerfen, fand jedoch im römischen Heermeister Flavius Aetius und unserem Westgotenkönig Theoderich seine Meister. Auf beiden Seiten sollen 180,000 Streiter gefallen sein, so berichtet es uns zumindest unser Geschichtsschreiber Jordanes. Auf Seiten der Römer und Westgoten fochten noch die Sachsen, Burgunder und Franken. Auf Seiten Etzels standen die Ostgoten, Gepiden, Alanen und weitere Stämme. Gebrochen wurde die Macht Etzels durch seine Niederlage auf den Katalaunischen Feldern allerdings nicht und so lauert beim Jordanes alles auf Etzels tot: https://archive.org/details/jordanesgotheng00jordgoog

„Wir aber müssen, damit die Reihenfolge, welche wir begonnen haben, eingehalten wird, zu den Nachfahren des Vandalarius, nämlich drei kleinen Jungen, kommen. Dieser Vandalarius nämlich, ein Urgroßneffe Ermanarichs und Nachkomme des oben erwähnten Thorismunds, hatte drei Kinder gezeugt und rühmte sie der Zugehörigkeit zu den Amalern, nämlich Valamer, Thiudimer und Vidimer. Von diesen folgte durch Erbschaft Valamer in das Königsamt des Vaters, als die Hunnen noch immer die Goten neben anderen Völkern unter ihrer Herrschaft hielten. Damals herrschte unter diesen drei Brüdern eine schöne Eintracht, als der unvergleichliche Thiudimer für die Herrschaft seines Bruders Valamer kämpfte, Valamer aber anordnete, dass sein Bruder ausgerüstet wurde und Vidimer damit zufrieden war, seinen Brüdern zu dienen. So regierten sie, wie schon oft gesagt wurde, indem sie der Herrschaft des Hunnenkönigs Attila unterstanden. Ihnen war es aber nicht erlaubt, einen Kampf gegen die westgotischen Verwandten zu verweigern, sondern sie mussten die Bedürfnisse ihres Herrn erfüllen, auch wenn er den Verwandtenmord befahl. Und nicht anders konnte sich ein Volk Skythiens von der Herrschaft der Hunnen losreißen, als daß der von allen Völkern einschließlich der Römer gewünschte Tod Attilas einträte, welcher ebenso unspektakulär war, wie sein Leben bemerkenswert war…“

Gustav Schwab

Im Jahre 1792 wurde in Stuttgart im Schwabenland unser großer deutscher Dichter und Denker Gustav Schwab geboren. Wir verdanken ihm vor allem die Sammlung der altgriechischen Sagen, die er uns meisterhaft zusammengeschrieben hat. So manches große Werk unserer deutschen Dichter und Tonkünstler wurde von diesen angeregt. Daneben gibt es von ihm noch so manche gelehrte Schrift, zahlreiche Gedichte und Volksbücher. Als Kind eines Professors und einer Kaufmannstochter wählte er die Laufbahn eines Gelehrten und studierte in Tübingen die Gotteslehre und die Denkerei. Als Lehrer, Pfarrer und Oberstudienrat verdiente er seine Brötchen und veröffentliche nebenbei seine Werke und Arbeiten. Vor den Traualtar trat er 1818 mit Sophie Gmelin, die ihm fünf Kinder gebar. Aus den schönsten Sagen des klassischen Altertums habe ich mir die Mär von der mykenischen Königstochter Iphigenie ausgesucht, deren Geschick unser Goethe zu einem rührenden Trauerspiel verarbeitet hat: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254613.html

„Während nun die Flotte zu Aulis sich versammelte, vertrieb der Völkerfürst Agamemnon sich die Zeit mit der Jagd. Da kam ihm eines Tages eine herrliche Hindin in den Schuß, die der Göttin Artemis geheiligt war. Die Jagdlust verführte den Fürsten: er schoß nach dem heiligen Wild und erlegte es mit dem prahlenden Worte, Artemis selbst, die Göttin der Jagd, vermöge nicht besser zu treffen. Über diesen Frevel erbittert, schickte die Göttin, als in der Bucht von Aulis alles Griechenvolk gerüstet mit Schiffen, Roß und Wagen beisammen war und der Seezug nun vor sich gehen sollte, dem versammelten Heere tiefe Windstille zu, so daß man ohne Ziel und Fahrt müßig in Aulis sitzen mußte. Die ratsbedürftigen Griechen wandten sich nun an ihren Seher Kalchas, den Sohn des Thestor, welcher dem Volke schon früher wesentliche Dienste geleistet hatte und jetzt erschienen war, als Priester und Wahrsager den Feldzug mitzumachen. Dieser tat auch jetzt den Ausspruch: „Wenn der oberste Führer der Griechen, der Fürst Agememnon, Iphigenia, sein und Klytämnestras geliebtes Kind, der Artemis opfert, so wird die Göttin versöhnt sein, Fahrwind wird kommen, und der Zerstörung Trojas wird kein übernatürliches Hindernis mehr im Wege stehen.“ Diese Worte des Sehers raubten dem Feldherrn der Griechen allen Mut. Sogleich beschied er den Herold der versammelten Griechen, Talthybios aus Sparta, zu sich und ließ denselben mit hellem Heroldsruf vor allen Völkern verkündigen, daß Agamemnon den Oberbefehl über das griechische Heer niedergelegt habe, weil er keinen Kindesmord auf sein Gewissen laden wolle. Aber unter den versammelten Griechen drohte auf die Verkündigung dieses Entschlusses eine wilde Empörung auszubrechen. Menelaos begab sich mit dieser Schreckensnachricht zu seinem Bruder in das Feldherrnzelt, stellte ihm die Folgen seiner Entschließung, die Schmach, die ihn, den Menelaos, treffen würde, wenn sein geraubtes Weib Helena in Feindeshänden bleiben sollte, vor und bot so beredt alle Gründe auf, daß endlich Agamemnon sich entschloß, den Greuel geschehen zu lassen. Er sandte an seine Gemahlin Klytämnestra nach Mykene eine briefliche Botschaft, welche ihr befahl, die Tochter Iphigenia zum Heere nach Aulis zu senden, und bediente sich, um diesem Gebote Gehorsam zu verschaffen, des in der Not erdichteten Vorwandes, die Tochter solle, noch bevor das Heer der trojanischen Küste zusegle, mit dem jungen Sohne des Peleus, dem herrlichen Phthierfürsten Achill, von dessen geheimer Vermählung mit Deïdameia niemand wußte, verlobt werden. Kaum aber war der Bote fort, so bekam in Agamemnons Herzen das Vatergefühl wieder die Oberhand. Von Sorgen gequält und voll Reue über den unüberlegten Entschluß, rief er noch in der Nacht einen alten vertrauten Diener und übergab ihm einen Brief an seine Gemahlin Klytämnestra zur Bestellung; in diesem stand geschrieben, sie sollte die Tochter nicht nach Aulis schicken, er, der Vater, habe sich eines andern besonnen, die Vermählung müsse bis aufs nächste Frühjahr aufgeschoben werden. Der treue Diener eilte mit dem Briefe davon, aber er erreichte sein Ziel nicht. Noch ehe er vor der Morgendämmerung das Lager verließ, ward er von Menelaos, dem die Unschlüssigkeit des Bruders nicht entgangen war, der ebendeswegen alle seine Schritte überwacht hatte, ergriffen, der Brief ihm mit Gewalt entrissen und sofort von dem jüngern Atriden erbrochen. Das Blatt in der Hand, trat Menelaos abermals in das Feldherrnzelt des Bruders. „Es gibt doch“, rief er ihm unwillig entgegen, „nichts Ungerechteres und Ungetreueres als den Wankelmut! Erinnerst du dich denn gar nicht mehr, Bruder, wie begierig du nach dieser Feldherrnwürde strebtest, wie du vor übel verheimlichter Lust branntest, das Heer vor Troja zu führen? wie demütig du dich da gegen alle griechischen Fürsten gebärdetest, wie gnädig du jedem Danaer die Rechte schütteltest? Deine Tür war stets unverschlossen; jedem, auch dem Untersten des Volkes, schenktest du Zutritt, und alle diese Geschmeidigkeit bezweckte nichts anderes, als dir jene Würde zu verschaffen. Aber als du nun Herr geworden warest, da war alles bald anders; da warst du nicht mehr deiner alten Freunde Freund wie vorher; zu Hause warst du schwer zu treffen, draußen bei dem Heere zeigtest du dich nur selten. So sollte es ein Ehrenmann nicht machen; er sollte am meisten dann sich unveränderlich gegen seine Freunde zeigen, wenn er ihnen am meisten nützen kann! Du hingegen, wie hast du dich betragen? Als du mit dem Griechenheere nach Aulis gekommen warest und, vom göttlichen Geschicke heimgesucht, vergebens auf Fahrwind hofftest und nun im Heere rings der Ruf sich hören ließ: „Laßt uns davonsegeln und nicht vergebens in Aulis uns abmühen!“, wie zerstört und trostlos blickte da dein Auge umher und wie wußtest du mitsamt deinen Schiffen keinen Rat! Damals beriefst du mich und verlangtest nach einem Auswege, deine schöne Feldherrnwürde nicht zu verlieren. Und als hierauf der Seher Kalchas befahl, anstatt eines Opfers der Artemis deine Tochter darzubringen, da gelobtest du nach kurzem Zuspruche freiwillig deines Kindes Opferung und schicktest Botschaft an dein Weib Klytämnestra, deine Tochter, wie du angabst, als Braut des Achill, herzusenden. Und jetzt, o Schande, beugst du doch wieder aus und verfassest eine neue Schrift, durch welche du erklärst, des Kindes Mörder nicht werden zu können? Aber freilich, tausend andern ist es schon so gegangen wie dir. Rastlos, bis sie ans Ruder gelangt sind, treten sie später schimpflich zurück, wenn es gilt, das Ruder mit Aufopferung zu lenken! Und doch taugt keiner zum Heeresfürsten und Staatenlenker, der nicht Einsicht und Verstand hat und dieselben auch in den schwierigsten Lagen des Lebens nicht verliert!“ Solche Vorwürfe aus dem Munde des Bruders waren nicht geeignet, das Herz Agamemnons zu beruhigen. „Was schnaubst du so schrecklich“, entgegnete er ihm, „was ist dein Auge wie mit Blut unterlaufen? Wer beleidigt dich denn? Was vermissest du denn? Deine liebenswürdige Gattin Helena? Ich kann sie dir nicht wieder verschaffen! Warum hast du deines Eigentums nicht besser wahrgenommen? Bin ich denn töricht, wenn ich einen Mißgriff durch Besinnung wiedergutgemacht habe? Viel eher handelst du unvernünftig, der du aufs neue nach der Hand eines falschen Weibes trachtest, anstatt daß du froh sein solltest, ihrer losgeworden zu sein. Nein, nimmermehr entschließe ich mich, gegen mein eigenes Blut zu wüten. Weit besser stände dir selbst die gerechte Züchtigung deines buhlerischen Weibes an.“ So haderten die Brüder miteinander, als ein Bote vor ihnen erschien und dem Fürsten Agamemnon die Ankunft seiner Tochter Iphigenia meldete, der die Mutter und sein kleiner Sohn Orestes auf dem Fuße folgten. Kaum hatte der Bote sich wieder entfernt, so überließ sich Agamemnon einer so trostlosen und herzzerreißenden Verzweiflung, daß Menelaos selbst, der bei Ankunft der Botschaft auf die Seite getreten war, jetzt sich dem Bruder wieder näherte und nach seiner rechten Hand griff. Agamemnon reichte sie ihm wehmütig dar und sprach unter heißen Tränen: „Da hast du sie, Bruder; der Sieg ist dein! Ich bin vernichtet!“ Menelaos dagegen schwor ihm, von der alten Forderung abstehen zu wollen; ja er ermahnte ihn selbst jetzt, sein Kind nicht zu töten, und erklärte einen guten Bruder um Helenas willen nicht verderben und nicht verlieren zu wollen. „Bade doch dein Angesicht nicht länger in Tränen«, rief er. »Gibt der Götterspruch mir Anteil an deiner Tochter, so wisse, daß ich denselben ausschlage und meinen Teil dir abtrete! Wundre dich nicht, daß ich von der Heftigkeit meiner natürlichen Gemütsart umgekehrt bin zur Bruderliebe; denn biedern Mannes Weise ist es, der bessern Überzeugung zu folgen, sobald sie in unserm Herzen die Oberhand gewinnt!“ Agamemnon warf sich dem Bruder in den Arm, doch ohne über das Geschick seiner Tochter beruhigt zu sein. „Ich danke dir“, sprach er, „lieber Bruder, daß uns gegen Verhoffen dein edler Sinn wieder zusammengeführt hat. Über mich aber hat das Schicksal entschieden. Der blutige Tod der Tochter muß vollzogen sein: das ganze Griechenland verlangt ihn; Kalchas und der schlaue Odysseus sind einverstanden; sie werden das Volk auf ihrer Seite haben, dich und mich ermorden und mein Töchterlein abschlachten lassen. Und flöhen wir gen Argos, glaube mir, sie kämen und rissen uns aus den Mauern hervor und schleiften die alte Zyklopenstadt! Deswegen beschränke dich darauf, Bruder, wenn du in das Lager kommst, darüber zu wachen, daß meine Gemahlin Klytämnestra nichts erfahre, bis daß mein und ihr Kind dem Orakelspruch erlegen ist!“ Die herannahenden Frauen unterbrachen das Gespräch der Brüder, und Menelaos entfernte sich in trüben Gedanken…“

Die Schlacht von Belle-Alliance

Unser Feldmarschall Gebhard von Blücher hat 1815 den Napoleon bei Belle-Alliance endgültig besiegt. Dabei hat er leider auch das englische Heer unter Wellington gerettet, aber unser Blücher kann ja nicht in die Zukunft schauen. Nachdem in den Tagen zuvor die Vereinigung der beiden Heere bei Ligny gescheitert war, weil die Engländer bei Quatrebras von Ney aufgehalten worden sind. Unser Feldmarschall von Blücher dagegen ließ Napoleons Unterfeldherrn Grouchy durch ein Korps unter seinem General Thielemann aufhalten und eilte mit dem Großteil seines Heeres zum Schlachtfeld von Belle-Alliance. Dort trafen derweil 72,000 Gallier unter Napoleon auf 68,000 Engländer, Niederländer und Belgier unter Wellington. „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“ – dieser berühmte Ausspruch Wellingtons zeigt, wie es um die Engländer stand als unser Blücher auf dem Schlachtfeld anlangte. Mit seinen 50,000 Preußen wendete er die Schlacht und die von Gneisenau geleitete anschließende Verfolgung führte zur völligen Auflösung der gallischen Armee. Der Jahrestag der Schlacht von Belle-Alliance ist mal wieder eine günstige Gelegenheit, etwas Generalstabsunterricht zu erteilen. Dazu widmen wir uns dieses Mal dem lieben Rückzug. Den rechtzeitig anzutreten der Napoleon versäumt und folglich sein ganzes Heer verloren hat. Dazu lasse ich nun unseren Carl von Clausewitz ein paar grundsätzliche Worte verlieren: https://archive.org/details/bub_gb_-DVBAAAAYAAJ

„Zum Schluß dieses Gegenstandes müssen wir nun noch einen Augenblick auf dem Punkt verweilen, wo Mut und Einsicht in dem Feldherrn eine Art von Kampf miteinander zu bestehen haben. Wenn auf der einen Seite der gebieterische Stolz eines siegreichen Eroberers, wenn der unbeugsame Wille eines angeborenen Starrsinns, wenn das krampfhafte Widerstreben einer edlen Begeisterung nicht von dem Schlachtfelde weichen wollen, wo sie ihre Ehre zurücklassen sollen, so rät auf der anderen die Einsicht, nicht alles auszugeben, nicht das Letzte aufs Spiel zu setzen, sondern soviel übrig zu behalten, als zu einem ordnungsvollen Rückzug nötig ist. Wie hoch auch der Wert des Mutes und der Standhaftigkeit im Kriege angeschlagen werden muß, und wie wenig Aussicht der zum Siege hat, der sich nicht entschließen kann, ihn mit der ganzen Kraftanstrengung zu suchen, so gibt es doch einen Punkt, über den hinaus das Verharren nur eine verzweiflungsvolle Torheit genannt und also von keiner Kritik gebilligt werden kann. In der berühmtesten aller Schlachten, in der von Belle-Alliance, setzte Bonaparte seine letzten Kräfte daran, eine Schlacht zu wenden, die nicht mehr zu wenden war, er gab den letzten Heller aus und floh dann wie ein Bettler vom Schlachtfelde und aus dem Reiche.“

Mag der Rückzug auch nicht schön sein, so ist er doch manchmal geboten und auch kein Beinbruch. Denn das launische Kriegsglück gibt uns oftmals schon bald darauf eine günstige Gelegenheit, dem Feind eine Niederlage zu bereiten. Man denke hier an die Rochade von Charkow… https://www.youtube.com/watch?v=eAa6ThPYGbg Passend dazu stürzt sich der Napoleon nun bei unserem Geschichtsschreiber Carl Tanera („Die Befreiungskriege 1813 bis 1815“) mit seiner Halsstarrigkeit ins Verderben:

„Da kam sie zum zweitenmal angaloppiert, die glänzende, leuchtende Masse von braven todesmutigen Panzerreitern, bereit, für ihre soldatische Ehre die äußersten Anstrengungen zu versuchen, aber ihre Gegner waren nicht minder bereit zum äußersten Ausharren und Widerstand. Wirklich gelang es ihnen diesmal, ein britisches und ein hannöversches Bataillon vollständig niederzuhauen. Die anderen Bataillone aber, besonders die elfmal angegriffene Brigade von Sir Colin Halkett, hielten stand. Nun wogte einer der langwierigsten und blutigsten Kämpfe von Reiterei gegen Infanterie, die jemals geführt worden sind, über eine Stunde hin und her. Bald war die Ordnung der Kellermannschen Kürassiere gänzlich verloren, aber schwadronsweise, ja in kleinen Trupps und sogar einzeln stürzten sie sich wieder auf ihre nicht einen Fuß breit weichenden Gegner. In diesem Ringen zeigten sich so recht das Ungestüm des französischen Angriffs und die Hartnäckigkeit und Zähigkeit der deutschen und britischen Verteidigung. Auf beiden Seiten taten die Offiziere ihr Möglichstes. Nach und nach aber wurden die französischen Reiter und vor allem ihre Pferde durch das endlose Herumtummeln so erschöpft, daß sie einfach nicht mehr ansprengen konnten. So mußten sie zurück, wollten sie sich nicht ohne Gegenwehr erschießen lassen. Nach diesem Reiterangriffe versuchte in Ermangelung anderer Hilfe zunächst die französische Artillerie einen Vorstoß, indem sie ganz nahe an die Linie der verbündeten Infanterie heranfuhr und trotz des heftigen Feuers der englischen Geschütze Tod und Verderben in die schon so sehr mitgenommenen Bataillone schleuderte. Unter dem Schutze dieses Artillerieangriffs rückte, was von den Korps von Reille und d’Erlon noch sturmfähig war, zum dritten Male mit Trommelschlag vorwärts. Aber wieder hielten die Linien der Verbündeten und wiesen durch ihr Feuer auch diesen letzten, freilich nur matt geführten Stoß der seit vielen Stunden in ununterbrochenem Angriff stehenden Bataillone ab. Der alte Blücher erfaßte heute wieder seine Aufgabe mit Scharfblick und mit einer Großherzigkeit, die in der Geschichte ihresgleichen sucht. Gerade als Oberst Hiller von Gärtringen zum Sturm auf Planchenoit und Bülow zum Angriff auf das Korps Lobaus ansetzen wollten, traf beim Feldmarschall die Nachricht ein, Grouchy habe mit Übermacht Wawre angegriffen und General Thielmann bitte um Verstärkung, um sich halten zu können. Blücher besann sich keinen Augenblick, sondern erwiderte kurz: „Tut nichts. Hier und vor uns liegt die Entscheidung, nicht rückwärts oder sonstwo, Gott straf mir! Der Thielmann soll sich seiner Haut wehren, so gut er kann, und der Bülow immer brav vorwärts auf Planchenoit. Hier müssen wir durch, und wenn alle Satanasse, die der Bonaparte im Leib hat, gegen uns losgelassen wären.“ Das war eine Entscheidung, frei von kleinlicher Sorglichkeit und glückbringend für das große Ganze. Aber auch Blüchers Untergenerale dachten so wie er. Als das Korps des Generals Zieten, das rechts vom Korps Bülow im Anmarsch war, bald nicht nur den Kanonendonner vom Schlachtfelde von Belle-Alliance, sondern auch den von Wawre, also vor und hinter sich, vernahm, begnügte sich der General, eine kleine Nachhut von der Brigade Henkel zurückzulassen, mit der Hauptmasse aber marschierte er weiter dem Schlachtfeld von Belle-Alliance zu und traf eben in der Nähe des linken Flügels der Verbündeten ein, als die Verhältnisse für letzteren sehr schlimm standen und die Not am größten war. Die Nassauer hatten die Pachthöfe vor ihrer Front verloren und waren im Begriffe zu weichen. Wellington schickte Mitteilung, daß wenn das Korps nicht bald direkte Hilfe bekäme, er den linken Flügel zurücknehmen müßte. So ließ denn General von Zieten, trotz Blüchers Befehl nach Planchenoit zu folgen, die Brigade Steinmetz zur Unterstützung der Nassauer vorgehen. Dadurch ermöglichte er, daß der schwer erschütterte linke Flügel Wellingtons noch einmal standhielt und sogar noch zwei Reiterbrigaden nach der bedrängten Mitte abgesendet werden konnten. Zietens Korps hatte sich in die Mitte zwischen die Korps d’Erlon und Lobau geschoben. Bald war jede Gefahr für den linken Flügel der Verbündeten verschwunden, und die völlige Aufrollung des rechten französischen Flügels, dem die preußischen Granaten in den Rücken sausten, war, wie sich deutlich bemerken ließ, nur noch eine Frage der Zeit. Bei dem Vorrücken der Preußen ereignete sich hier übrigens ein Zwischenfall, den wir noch einschalten wollen. Aus la Haye kamen Scharen von Nassauern den Preußen in Auflösung entgegen. Diese hielten sie, der ähnlichen Uniform wegen, für Feinde und schossen darauf. Auf einmal sprengte deren kommandierender General, Prinz Bernhard von Weimar, heran und beschwerte sich hierüber heftig bei Zieten. Letzterer kannte den Prinzen nicht und erwiderte kalt: „Mein Freund, dafür kann ich nicht. Warum sehen Ihre Leute wie Franzosen aus?“ Unterdessen hatten die Preußen der Brigade Hiller das bereits im Rücken der französischen Aufstellung gelegene Dorf Planchenoit im ersten Anlauf genommen und daselbst drei Geschütze erobert; zwar mußten sie es vor den französischen Unterstützungen wieder räumen, sie eroberten es aber zum zweitenmal und somit befand sich bereits der wichtigste Punkt hinter dem rechten Flügel der Franzosen in preußischen Händen. Das war etwa um sechseinhalb Uhr. Für Napoleon war nun überhaupt der Zeitpunkt gekommen, wo er sich entscheiden mußte, ob er die letzten Reserven, die Garden, auch einsetzen und sozusagen in der elften Stunde noch den Sieg anstreben oder ob er darauf verzichten und unter dem Schutze der Reserve den Rückzug antreten wolle. Er wählte das erstere und damit beschleunigte er nur sein Ende. Verhindert hätte er es durch einen schnellen Rückzug um diese Stunde auch nicht mehr, denn seine Armee war zu sehr zerrüttet, um sich noch geordnet den Händen der Preußen entwinden zu können. Seine nächste Sorge bestand darin, Planchenoit wieder in seine Gewalt zu bekommen. Allein dies konnte ihm nur dann etwas nutzen, wenn es ihm zugleich gelang, die Engländer vor sich noch zu werfen. Deshalb beschloß er, die beiden Unternehmungen zugleich zu versuchen, entsandte zwölf Gardebataillone unter General Duhesme noch gegen die Preußen und setzte sich mit den anderen zwölf gegen die Verbündeten in Bewegung. Ein Entschluß, dem der Stempel der Verzweiflung aufgeprägt war. Napoleon mußte sich klar sein, daß ein Mißlingen der nun eingeleiteten letzten Unternehmungen nicht nur die Niederlage, sondern die Vernichtung seiner Armee und also seinen vollständigen Untergang zur Folge haben werde. Allein er wagte den gewaltigen Wurf und – verlor…“

Die Schlacht bei Fehrbellin

Der Jahrestag der Schlacht von Fehrbellin. Im Jahre 1675 stellte unser Großer Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Schweden bei Fehrbellin zur Schlacht. Gegen die 11,000 Schweden des Feldmarschalls von Wrangel konnte er allerdings nur 5600 Reiter in die Schlacht führen. Mit einem Verlust von 4000 Mann mußten die Schweden aber trotzdem den brandenburgischen Waffen weichen. Gemeinhin erblickt man in diesem Schlachtensieg den Beginn des Aufstiegs unseres alten Preußens zur Großmacht. In seinen „Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg“ gibt uns Friedrich der Große einen Schlachtbericht von dieser wahrhaft denkwürdigen Feldschlacht; und den zitiere ich doch am Besten gleich einmal: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/1/uc_p1

„Er verfolgte sie heftig und erfuhr durch die Aussage von Gefangenen und Deserteuren, daß das Korps auf Fehrbellin marschiere, wo es mit dem von Havelberg zusammentreffen wollte. Das brandenburgische Heer bestand aus 5600 Reitern. Es hatte kein Fußvolk, führte aber zwölf Kanonen mit sich. Die Schweden ihrerseits waren zehn Infanterieregimenter und 800 Dragoner stark. Trotz dem Unterschied der Zahl und der Waffengattungen bedachte sich der Kurfürst nicht, auf den Feind loszugehen, um ihn zu schlagen. Am 28. Juni marschiert er gegen die Schweden. 1600 Reiter, den Vortrab, vertraut er dem Landgrafen von Homburg an, mit dem Befehl, sich auf keinen Kampf einzulassen, sondern nur zu rekognoszieren. Der Landgraf geht vor. Nachdem er einen Wald durchritten, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hakenberg und Tarmow lagern, einen Sumpf im Rücken, die Fehrbelliner Brücke zu ihrer Rechten und eine kahle Ebene vor sich. Er wirft ihre Feldwachen zurück, verfolgt sie und schlägt sie bis auf die Hauptmacht ihres Korps zurück. Gleichzeitig verlassen die Truppen das Lager und stellen sich in Schlachtordnung auf. Der Landgraf von Homburg in seiner überschäumenden Kühnheit läßt sich vom Kampfeseifer fortreißen und verwickelt sich in einen Kampf, der einen verhängnisvollen Ausgang genommen hätte, wäre nicht der Kurfürst auf die Meldung von der gefährlichen Lage des Landgrafen schleunigst zur Hilfe herbeigeeilt. Friedrich Wilhelms Scharfblick war bewundernswürdig, seine Tatkraft staunenswert. Augenblicklich traf er seine Anordnung. Er benutzte einen Sandhügel zur Aufstellung seiner Batterie und ließ einige Salven auf die Feinde abgeben. Die schwedische Infanterie wurde erschüttert. Als er sah, daß ihre Reihen zu wanken anfingen, stürzte er sich mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel des Feindes, sprengte ihn und machte ihn nieder. Das schwedische Leibregiment und das Regiment Ostgotland wurden vollkommen zusammengehauen. Die wilde Flucht des rechten Flügels riß den linken mit fort. Die Schweden warfen sich in die Sümpfe, wo sie von den Bauern erschlagen wurden…“