Feldmarschall Albert Kesselring

Unser Luftwaffenführer und Befehlshaber im Mittelmeer, Feldmarschall Albert Kesselring, hat heute Geburtstag. Im fränkischen Marktsteft kam er 1885 zur Welt und trat 1904 in unser deutsches Heer ein. Im Vierjährigen Krieg war er noch Artillerist, ging dann aber zu den Fliegern und führte unsere Luftflotten in Polen, Gallien und Rußland mit großem Geschick und Erfolg. Das gelang ihm Anfangs auch im Mittelmeer und Nordafrika, dann wirkte sich aber die Übermacht des Feindes zu unseren Ungunsten aus. Ich gebe – zur Feier des Tages – eine kleine strategische Kritik unseres Kampfes ums Mittelmeer im Sechsjährigen Krieg zum Besten:

„Als zweiter möglicher Weg, der hätte eingeschlagen werden sollen, um Großbritannien niederzuringen, wird der Kampf um das Mittelmeer genannt. Man wirft Hitler, oder der deutschen militärischen Führung überhaupt, vor, daß sie sich nicht aus dem kontinentalen Denken hätten lösen können. Sie hätten niemals die Bedeutung des Mittelmeeres als der Lebensader des britischen Empire erkannt. Daß Hitler rein kontinental gedacht hat, mag richtig sein. Eine andere Frage aber ist, ob einerseits der Verlust seiner Mittelmeerstellung Großbritannien wirklich zur Aufgabe des Kampfes gezwungen haben würde und welche Folgen anderseits die Eroberung des Mittelmeerraumes das Reich gehabt hätte. Es ist unbestreitbar, daß der Verlust seiner Mittelmeerstellung für Großbritannien ein schwerer Schlag gewesen wäre. Die möglichen Folgen in bezug auf Indien, wie in bezug auf den Nahen Osten und damit auf die britische Ölversorgung konnten schwerwiegend sein. Die endgültige Sperrung der Durchfahrt durch das Mittelmeer hätte darüber hinaus die britische Versorgungslage wesentlich verschärft. Wäre aber dieser Schlag tödlich gewesen? Diese Frage ist meiner Ansicht nach doch wohl zu verneinen. Es blieb Großbritannien doch immer noch die Verbindung nach dem Fernen und Nahen Osten um das Kap der Guten Hoffnung offen, die in keinem Fall gesperrt werden konnte. Es sei denn durch eine enge Blockade der britischen Insel mittels des U-Boot- und Luftkrieges, also auf dem erstgenannten Wege. Dies hätte jedoch die Gesamtkräfte der Luftwaffe in Anspruch genommen, so daß für das Mittelmeer nichts mehr übrig geblieben wäre! So schmerzlich der Verlust von Gibraltar, Malta und der Stellung in Ägypten wie im Nahen Osten für Großbritannien auch immer sein mochte, tödlich wäre er nicht gewesen. Dagegen würden diese Einbußen, so wie die Briten nun einmal sind, voraussichtlich deren Kampfeswillen nur noch mehr versteift haben. Die britische Nation hätte sich geweigert, diese Verluste als endgültig hinzunehmen und nur um so erbitterter den Kampf fortgesetzt! Sie hätte aller Wahrscheinlichkeit nach das Schlagwort, daß das Mittelmeer die Lebensader des Empire darstelle, Lügen gestraft. Es ist auch durchaus zweifelhaft, ob die Dominions ihr bei der Fortsetzung des Kampfes die Gefolgschaft verweigert haben würden. Die zweite Frage ist die, welche Folgen der entscheidungssuchende Kampf um das Mittelmeer für das Reich gehabt hätte. Als erstes ist hierzu festzustellen, daß Italien für diesen Kampf wohl eine gute Basis abgeben konnte, daß seine Wehrmacht jedoch nur einen recht bescheidenen Beitrag in diesem Ringen hätte leisten können. Das brauchte nicht erst durch die Ereignisse bewiesen zu werden, sondern war bereits damals zu übersehen. Insbesondere war nicht zu erwarten, daß die italienische Flotte in der Lage sein würde, die Briten aus dem Mittelmeer zu vertreiben. Die Last dieses Kampfes hätte also im wesentlichen von Deutschland getragen werden müssen, wobei die Tatsache erschwerend wirken mußte, daß der Bundesgenosse das Mittelmeer als sein Reservat ansehen und dementsprechende Führungsansprüche stellen würde. Wollte man Großbritannien seiner Mittelmeerstellung berauben, in der Hoffnung, ihm dadurch einen tödlichen Schlag zu versetzen, so mußte man Malta und Gibraltar wegnehmen und die Briten aus Ägypten und aus Griechenland vertreiben. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß die deutsche Wehrmacht, wenn sie den Schwerpunkt der Kriegführung in den Mittelmeerraum verlegte, militärisch diese Aufgabe hätte lösen können. Jedoch der Weg hätte zwangsläufig weiter geführt. Die Wegnahme Gibraltars bedurfte entweder der Zustimmung Spaniens, die tatsächlich nicht erreicht worden ist, oder mußte unter Druck auf Spanien durchgeführt werden. In beiden Fällen wäre das Ende der spanischen Neutralität die Folge gewesen. Es wäre dem Reich nichts anderes übrig geblieben, als die Sicherung auch der Küsten der iberischen Halbinsel mit oder gegen den Willen der spanischen und portugiesischen Regierung und zugleich die Versorgung dieses Gebietes zu übernehmen. Mit Widerständen sowohl in Spanien, wie vor allem in Portugal, das seine Kolonien alsbald von England besetzt gesehen hätte, wäre zu rechnen gewesen. In jedem Fall aber würde die iberische Halbinsel einen erheblichen Teil deutscher Heereskräfte auf die Dauer verschluckt haben. Die Rückwirkung einer gewaltsamen Besetzung der iberischen Länder auf die VSA wie auf die lateinamerikanischen Mächte konnte katastrophal werden. Gelangte man nicht mit Frankreich zu einer wirklichen Verständigung, was angesichts der italienischen und spanischen Ansprüche auf französische Kolonialgebiete ziemlich ausgeschlossen war, so würde in der Folge auch die Besetzung Französisch-Nordafrikas notwendig geworden sein, wenn man verhindern wollte, daß die Seemacht England nicht doch eines Tages wieder im Mittelmeerraum Fuß faßte. Hatte man die Briten aus Ägypten – und falls sie sich in Griechenland festsetzen, auch von dort – vertrieben, so hätte der Weg auch im östlichen Mittelmeer vermutlich zwangsläufig nach den Ländern des Nahen Ostens weitergeführt. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, daß es notwendig sein würde, Großbritannien die Ölzufuhr abzuschneiden. Es ist die Auffassung vertreten worden, daß die Schaffung einer Basis im Nahen Osten Deutschland zwei Vorteile gebracht haben würde. Einmal die Möglichkeit einer Bedrohung Indiens. Zum anderen den Gewinn einer Flankenstellung gegenüber der Sowjetunion, die diese von einem Eingreifen gegen Deutschland abgehalten haben würde. Ich glaube, daß solche Gedankengänge irreal sind. Ganz abgesehen davon, daß es durchaus fraglich war, welche Wirkung die Festsetzung deutscher Streitkräfte in den Ländern des Nahen Ostens auf die Dauer auf die Haltung der dortigen Völker ausgeübt hätte, ist zweierlei festzustellen: Operationen aus dem Bereich des Nahen Ostens gegen Indien oder gegen die Sowjetunion konnten schon aus Nachschubgründen niemals in einer Stärke durchgeführt werden, die einen wirklichen Erfolg verbürgt hätte. Die Seemacht England saß hier immer am längeren Hebelarm. Das Erscheinen Deutschlands im Nahen Osten würde die Sowjetunion keineswegs von einem Eingreifen gegen Deutschland abgehalten, sondern ein solches eher herbeigeführt haben. Er springende Punkt der ganzen Frage eines Kampfes um den Mittelmeerraum scheint mir in folgendem zu liegen. Der Verlust seiner Mittelmeerstellung hätte Großbritannien wohl kaum tödlich getroffen. Des weiteren hätte ein entscheidungssuchender Kampf um das Mittelmeer so starke deutsche Kräfte auf die Dauer gebunden, daß die Verlockung für die Sowjetunion, in den Kampf gegen Deutschland einzugreifen, außerordentlich gestiegen wäre. Dies um so mehr, als dann die Preise, die sich die Sowjetunion vielleicht hätte holen wollen, der Balkan und der vorherrschende Einfluß im Nahen Osten, nur im Kampf gegen Deutschland zu gewinnen gewesen wären. Der Weg über das Mittelmeer, um Großbritannien niederzuringen, stellte einen Umweg dar, vergleichbar dem, welchen Napoleon I. eingeschlagen hatte, als er gedachte, England über Ägypten in Indien tödlich zu treffen. Sein Einschlagen mußte zu einer Festlegung der deutschen Kräfte auf lange Sicht in einer nicht entscheidenden Richtung führen. Eine Festlegung, die einerseits die Aufrüstung des britischen Mutterlandes ermöglicht, andererseits der Sowjetunion die große Chance gegenüber dem Reich gegeben hätte. Der Weg über das Mittelmeer wäre in Wahrheit ein Ausweichen vor der Entscheidung gewesen, die man gegen das britische Mutterland nicht glaubte erzwingen zu können. Damit kommt man zu dem dritten Weg, der im Jahre 1940 zur Debatte stand, dem einer Invasion der britischen Insel. Ehe zu dieser Frage Stellung genommen wird, sei hinsichtlich der Kriegführung im Mittelmeer, wie sie sich tatsächlich ergeben hat, bemerkt, daß auch hier – wie später in Rußland so oft – Hitler an Kräften nie das Notwendige rechtzeitig zur Verfügung stellte. Ein Kardinalfehler ist jedenfalls gewesen, daß er auf die Wegnahme Maltas, die zu einem frühen Zeitpunkt sehr wohl möglich gewesen wäre, verzichtet hat. Dieser Verzicht ist wohl letzten Endes mit von ausschlaggebender Bedeutung für den schließlichen Verlust Nordafrikas mit allen seinen Folgen gewesen…“

Selbst plant unser Feldmarschall Kesselring (in seinem epischen Panzerbuch „Soldat bis zum letzten Tag“) die Einnahme von Rotterdam mittels Fallschirmjägern und Panzerkampfwagen:

„Den ersten Flügen zu den Kommandobehörden folgten von Februar bis Anfang Mai arbeitsreiche Wochen, die mit Einsatz- und Führungsbesprechungen bei den Stäben, Planübungen und Kriegsspielen bei den Truppen, praktischen Übungen im Gelände und in der Luft sowie Exerzierübungen ausgefüllt waren. Nach diesen drei Monaten war ich gut im Bilde. Die zum Teil recht verlustreichen Umschulungen der Verbände auf He 111 (Kampfgeschwader IV) und auf Ju 88 (Kampfgeschwader XXX) waren abgeschlossen, Kommandostellen und Verbände auf ihre ersten Aufgaben eingedrillt und das vollkommene Einvernehmen mit den Heeresstellen hergestellt. Beim Luftlandekorps machte ich am 8. Mai 1940 die Abschlußbesprechung mit, an der alle selbständigen Führer teilnahmen. Die letzten Zweifel wurden noch behoben; die Befehlsführung war nach meinem Geschmack etwas kompliziert, zumal General Student auch die XXII. Infanteriedivision am kurzen Zügel führen wollte. Die Führung wurde noch dadurch erschwert, daß sich Hitler und Göring selbst in die Vorbereitung des Luftlandeunternehmens sehr stark eingeschaltet hatten (Die Einführung der „Hohlminen“ zum Beispiel, die die Panzertürme im Fort Emael knackten, ist der unmittelbaren Initiative Hitlers zuzuschreiben.) und General Student eine gewisse Immediatstellung, die auch gerne angenommen wurde. Es sollte sich schon in den ersten Stunden zeigen, daß die Luftflotte als der einzig ruhende Pol in immer stärkerem Umfang in die Führung des Luftlandeunternehmens eingreifen mußte. General Student wollte, wie schon gesagt, den Befehl an der Front selbst übernehmen. Es wäre besser gewesen, wenn er bei Beginn von seinem rückwärtigen Gefechtsstand aus geführt und die Führung auf dem Gefechtsfeld erst dann übernommen hätte, wenn die beiden Landedivisionen tatsächlich im Kampfraum von einer Führungsstelle aus geführt werden konnten. Selbstverständlich hätte die VII. Fliegerdivision eines eigenen Führungsstabes bedurft, ihn zu schaffen wäre nicht unmöglich gewesen. Daneben gab es noch andere Punkte, die mir Sorge machten. Die Ju 52 als Transporter hatten, trotz der in die Augen springenden Vorteile, große Nachteile; sie hatten keinen schußsicheren Tank, waren behelfsmäßig und dementsprechend ungenügend bewaffnet und hatten keine genügende Reichweite. Der Verkehr über den Absprungstellen verlangte die Einhaltung eines Minutenplans durch viele Stunden. Den Jagdfliegern oblag die Sicherung auf der Hunderte von Kilometern langen Strecke, was bei den Me 109 mit ihrer geringen Flugdauer fast nicht lösbar war, aber von General Osterkamp und seinen prachtvollen Jagdfliegern doch geleistet wurde. Die zeitliche Abstimmung vom vorbereitenden Bombenabwurf gegen die holländischen Flugplätze mit dem Absetzen der Fallschirmer war auf dem Papier leichter als in Wirklichkeit. Dazu kam noch, daß am 9. Mai abends vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe der reichlich nervöse Befehl zum Einsatz von zwei schweren Kampfgruppen gegen überraschend aufgetretene Feindfahrzeuge vor der holländischen Küste gegeben wurde, der in meiner Abwesenheit nicht von meinem Chef rückgängig gemacht werden konnte; die Befürchtung war nicht unberechtigt, daß deswegen die Fallschirmerlandungen nicht programmäßig durchgeführt werden könnten. Und trotzdem – wie so oft in den späteren Feldzügen – sah ich den Ereignissen mit Ruhe und hoffnungsvoll entgegen; was wir kleinen Erdenmenschen tun konnten, war getan; zur glücklichen Durchführung mußte der Herrgott seinen Segen geben…“

Theodor Mommsen

Unser Theodor Mommsen hat heute – 1817 in Garding – Geburtstag, gemeinhin bekannt als Geschichtsschreiber der alten Römer. Mit dem Studium der Rechtskunde begann er 1838 seine Gelehrtenlaufbahn. Nach einer Forschungsreise in Gallien und Italien erhielt er 1848 seinen ersten Lehrstuhl in Leipzig. Weitere sollten in Zürich, Breslau und Berlin folgen. Bis 1885 hielt er seine Vorlesungen und forschte bis ans Ende seiner Tage. Die Staatskunst hätte unser Mommsen aber wohl besser sein lassen. Denn als eingefleischter Liberaler befehdete er das Haus Hohenzollern sowohl im Preußischen Landtag als auch im neuen Reichstag – was damals zwar nicht verwerflich war, aber von einem Geschichtsforscher hätte man sich doch mehr Einsicht und Vernunft erwartet. Die Buchdruckertochter Auguste Reimer nahm er 1854 zur Frau. Sechzehn Kinder gingen aus der Verbindung hervor. Mommsens Römische Geschichte einem jeden zu empfehlen ist, der sich über das römische Altertum schlau machen möchte, ohne bittere Wehklagen über den Kolonialismus und Imperialismus der Römer sich anhören zu müssen oder gar mit den englischen Geschlechterrollen belästigt zu werden. Eine kleine Leseprobe schadet da sicher nicht. Meine Wahl fällt auf die Heeresreform des Marius. Unser Mommsen äußert hier übrigens die ketzerische Vermutung, daß die Abschaffung der Wehrpflicht in einem Freistaat kein sonderlich guter Einfall sein könnte (der Schuft!): http://www.zeno.org/Geschichte/M/Mommsen,+Theodor/R%C3%B6mische+Geschichte/Zweiter+Band/Viertes+Buch.+Die+Revolution

„Diese vollständige Revolution der römischen Heerverfassung scheint allerdings wesentlich aus rein militärischen Motiven hervorgegangen und überhaupt weniger das Werk eines einzelnen, am wenigsten eines berechnenden Ehrgeizigen, als die vom Drang der Umstände gebotene Umgestaltung unhaltbar gewordener Einrichtungen gewesen zu sein. Es ist wahrscheinlich, daß die Einführung des inländischen Werbesystems durch Marius ebenso den Staat militärisch vom Untergang gerettet hat, wie manches Jahrhundert später Arbogast und Stilicho durch Einführung des ausländischen ihm noch auf eine Weile die Existenz fristeten. Nichtsdestoweniger lag in ihr, wenn auch noch unentwickelt, zugleich eine vollständige politische Revolution. Die republikanische Verfassung ruhte zumeist darauf, daß der Bürger zugleich Soldat, der Soldat vor allem Bürger war; es war mit ihr zu Ende, sowie ein Soldatenstand sich bildete. Hierzu mußte schon das neue Exerzierreglement führen mit seiner dem Kunstfechter abgeborgten Routine; der Kriegsdienst ward allmählich Kriegshandwerk. Weit rascher noch wirkte die wenn auch beschränkte Zuziehung des Proletariats zum Militärdienst, besonders in Verbindung mit den uralten Satzungen, die dem Feldherrn ein nur mit sehr soliden republikanischen Institutionen verträgliches arbiträres Belohnungsrecht seiner Soldaten einräumten und dem tüchtigen und glücklichen Soldaten eine Art Anrecht gaben, vom Feldherrn einen Teil der beweglichen Beute, vom Staat ein Stück des gewonnenen Ackers zu heischen. Wenn der ausgehobene Bürger und Bauer in dem Kriegsdienst nichts sah als eine für das gemeine Beste zu übernehmende Last und im Kriegsgewinn nichts als einen geringen Entgelt für den ihm aus dem Dienst erwachsenden weit ansehnlicheren Verlust, so war dagegen der geworbene Proletarier nicht bloß für den Augenblick allein angewiesen auf seinen Sold, sondern auch für die Zukunft mußte er, den nach der Entlassung kein Invaliden-, ja nicht einmal ein Armenhaus aufnahm, wünschen, zunächst bei der Fahne zu bleiben und diese nicht anders zu verlassen als mit Begründung seiner bürgerlichen Existenz. Seine einzige Heimat war das Lager, seine einzige Wissenschaft der Krieg, seine einzige Hoffnung der Feldherr – was hierin lag, leuchtet ein. Als Marius nach dem Treffen auf dem Raudischen Feld zwei Kohorten italischer Bundesgenossen ihrer tapferen Haltung wegen in Masse das Bürgerrecht auf dem Schlachtfeld selbst verfassungswidrig verlieh, rechtfertigte er später sich damit, daß er im Lärm der Schlacht die Stimme der Gesetze nicht habe unterscheiden können. Wenn einmal in wichtigeren Fragen das Interesse des Heers und des Feldherrn in verfassungswidrigem Begehren sich begegneten, wer mochte dafür stehen, daß alsdann nicht noch andere Gesetze über dem Schwertergeklirr nicht würden vernommen werden? Man hatte das stehende Heer, den Soldatenstand, die Garde; wie in der bürgerlichen Verfassung, so standen auch in der militärischen bereits alle Pfeiler der künftigen Monarchie: es fehlte einzig an dem Monarchen. Wie die zwölf Adler um den Palatinischen Hügel kreisten, da riefen sie dem Königtum; der neue Adler, den Gaius Marius den Legionen verlieh, verkündete das Reich der Kaiser…“

Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob

Keinen kleinen Anteil an unserer deutschen Dichtkunst haben unsere alten Minnesänger und daher sollen ihre Werke auch gehegt und gepflegt sein. Und da heute unser Frauenlob, mit adligen Namen Heinrich von Meißen genannt, heimgegangen ist, wollen wir ihn mit seinen Werken ehren. Von (ungefähr) 1250 bis 1318 hat er gelebt und wir finden ihn am Hofe von unserem Kaiser Rudolf I. und an so manch anderem Fürstenhof. Seinen Lebensabend verbrachte er in Mainz, wo sich auch seine Grablege befindet. Festgehalten wurden seine Minnegesänge in den alten Liederhandschriften wie der von Manesse. Dem Heimgang des ersten Habsburgers auf dem deutschen Thron gedenkt unser Frauenlob in seinem Lied „Auf den Tod des Kaisers Rudolf von Habsburg“: https://archive.org/details/bub_gb_vHNDAQAAIAAJ

„Du hast den Knaben oft

Durch sanfte Red‘ entzücket,

Wann er in’s Auge Dir

Vertrauend hat geblicket.

Ich hing an Deinem Worte,

Die Biene an der Blum‘,

Der Reif am goldnen Horte,

Der Ritter an dem Ruhm.

Was ich gekannt von Dir,

O Rudolf, Du mein Kaiser!

War ein Karfunkel mir,

In Nacht ein Wegweiser;

War oft ein Kraftverleiher,

Ward mir das Herz zu schwer,

Und oft Gedankenfeier,

Im Kampfe starke Wehr. –

Du aller Sälde Grund

Und aller Ehre Zeiger,

Du biedren Suchens Fund

Und edler Spenden Reicher,

Als goldner Fürstenspiegel

Stehst Du vor meinem Blick,

Er läßt ein heilig Siegel

In meiner Brust zurück.

Empfang‘, o großer Geist,

An Deinem stillen Grabe

Die Träne, die da fleußt

Als Herzens Weihegabe.

Das Kind gerechter Schmerzen,

Ja ganz gehör‘ ich Dir,

Du trugst ja stets im Herzen

Maria auch gleich mir.“

Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande

„Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme.“

Lesen wir bei Friedrich dem Großen in seinen Generalprinzipen des Krieges. Das Schicksal Galliens hat die Schlacht von Beaune-la-Rolande zwar nicht in jenem Maße entschieden wie dies die Schlachten von Sedan oder Gravelotte taten, aber das Scheitern des Entsatzes von Paris durch die gallische Loirearmee war kein kleiner Sargnagel für Gallien. Große Truppenmassen hatten die Gallier nach dem nahezu vollständigen Verlust ihrer stehenden Kriegsmacht in den Grenzkämpfen aufgestellt, aber die Menge stand in keinen Verhältnis zu der Güte der Truppen. Die Schlacht von Beaune-la-Rolande ist daher ein schlagender Beweis. Mit seinen nur 11,000 Mann vermochte unser General Konstantin von Voigts-Rhetz einer sechsfachen Übermacht der Gallier zu trotzen. Ja diese sogar vom Schlachtfeld zu fegen als unser III. Armeekorps zur Verstärkung eintraf. Der Verlust der Gallier belief sich auf über 3000 Mann, während wir Deutschen 900 Gefallene und Verwundete zu beklagen hatten. Nach allen Maßstäben der Kriegskunst hätten die Gallier bei Beaune-la-Rolande siegen müssen. Schließlich vermögen im Abendland sonst nur die größten aller Feldherren – wie Friedrich der Große oder unser Prinz Eugen – eine doppelte Übermacht bisweilen zu schlagen. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Beaune-la-Rolande finden wir bei unserem Major von Scherff („Die Schlacht bei Beaune la Rolande am 28. November 1870“): https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11004243_00005.html

„Die XI. Kompanie, welche das Dorf östlich umfaßte, sah sich bald ihrerseits auf’s heftigste von dicken feindlichen Tirailleurschwärmen aus der Richtung von Lorcy her angegriffen und von mehreren Bataillonen in der linken Flanke bedroht. Auch der X. und XII. Kompanie gegenüber leistete der Feind hartnäckigen Widerstand; auf der ganzen Linie mußten dichte feindliche Schützenschwärme oft mit dem Bajonett gegen die Lisiere zurückgedrängt werden und als dieselbe von der XII. Kompanie mit dem Premier-Leutnant Jordan an der Spitze, auf dem Eingange von Les Cotelles her erreicht war, galt es, sich auch ferner den Weg von Haus zu Haus zu bahnen. Inzwischen war dem Bataillon, geführt vom Regimentskommandeur Oberstleutnant von Hagen, das Füsilierbataillon Nummer XCI, wie oben bemerkt, vom kommandierenden General der Brigade Valentini zugesendet, ohne Aufenthalt zu machen, gefolgt. Bei Les Cotelles östlich vorbeigehend, wandte sich das Bataillon mit vorgezogener IX. und X. Kompanie gegen die West- und Südwestlisiere von Juranville, gleichfalls starke feindliche Schützenschwärme vor sich her treibend. Die XII. Kompanie verlängerte bald den rechten Flügel, gefolgt von der geschlossenen XI. Kompanie. Als die Umfassung weit genug vollendet, warfen sich die Kompanien mit aller Macht gegen die Südlisiere des Dorfes, während gleichzeitig links neben ihnen Major von Kölichen auch seine IX. Kompanie der von der XII. gewiesenen Bahn tambour battant folgen ließ. Von drei Seiten arbeiteten sich die Oldenburger und Westfalen in dem auf’s hartnäckigste verteidigten und mit französischer Gewandtheit in unglaublich kurzer Zeit in Verteidigungszustand gesetzten Dorfe vorwärts, Haus für Haus ward erstürmt, Barrikade auf Barrikade, der besetzte Kirchturm genommen und endlich der Feind – etwa um zwölfeinhalb Uhr – gänzlich aus dem Dorfe geworfen. 250 unverwundete Gefangene, nur Linientruppen angehörend, konnten die siegreichen Bataillone zurücksenden, die ihren glänzenden Erfolg gegen bedeutende Überlegenheit mit einem Verlust von circa 200 Mann erkauft hatten. Während aus der Lisiere die XI. Kompanie Nummer XCI und Abteilungen der anderen Kompanien den in südöstlicher Richtung weichenden Feind durch ihr Feuer verfolgten, hatte sich indessen nordöstlich des Dorfes gegen die XI. Kompanie Nummer LVI die Situation immer bedenklicher gestaltet. Aus der Richtung von Lorcy her waren neue Verstärkungen mit Artillerie vorgebracht und hatten, als der Kampf in Juranville noch tobte, den Ort schon in nordöstlicher Richtung umgangen. Oberst von Valentini, in der richtigen Erkenntnis, daß es bei seiner numerischen Schwäche nicht angängig sei, den vorgeschobenen und exponierten Posten von Juranville trotz seiner momentanen Wiedereroberung zu behaupten, hatte dem Ansuchen der Oberstleutnant von Hagen um Verstärkung mit dem Rückzugsbefehl in die Hauptposition geantwortet. Er hatte die Zeit, welche ihm der glückliche Vorstoß der Füsiliere verschafft, dazu benutzt, seiner Position auf den Windmühlen von Venouille die möglichste Stärke zu geben, das I. Bataillon Nummer XCI hatte in der Mühle des Hommes Libres das II. Bataillon des Regiments in Reserve ersetzt, welches auf den rechten Flügel gezogen, nun das Windmühlengehöft von Venouille besetzte. Das zurückgezogene I. Bataillon Nummer LVI übernahm mit den beiden Kompanien des I. Bataillons Nummer LXXIX den linken Flügel an der Chaussee. Während, dem gegebenen Befehle entsprechend, die Füsiliere Nummer LVI nicht ohne lebhaftes Gefecht mit dem seine Überflügelung immer weiter ausdehnenden Feinde zurückgingen und auf dem rechten Flügel der Position hinter der Windmühle von Venouille in Reserve gestellt wurden, hatte das Füsilier Bataillon Nummer XCI das Dorf Juranville zur Deckung des Abzuges noch kurze Zeit besetzt gehalten. Die X. und XI. Kompanie setzten zunächst das Feuer aus der Lisiere gegen den wieder vordringenden Feind fort, bis Hauptmann von Taysen die beiden andern Kompanien seines Bataillons geschlossen bis an die nächsten Büsche zurückgeführt hatte, wo sie dann wieder eine Aufnahmestellung für die beiden ersteren nahmen. Mit großer Ruhe und Präzision setzte dann trotz des verfolgenden Feindes das Bataillon bei Les Cotelles wieder vorbei seinen Abzug fort, ohne daß der Feind es wagte direkt aufzudrängen. Es war etwa zwei Uhr, als es bei der Stellung des II. Bataillons des Regiments an den Windmühlen von Venouille eintraf und in die Schlachtordnung eindoublierte. Während dieser mehrstündigen Vorgänge um Juranville war französischerseits das Vorgehen gegen Les Cotelles gänzlich eingestellt geblieben. Es ist oben erwähnt, wie eine bei Beginn des Gefechtes auf der Chaussee gegen diesen Ort vorgehende starke Kolonne sich alsbald dem Feuer der Batterie Burbach entziehend, halbrechts auf Juranville gewendet hatte. Nur eine schwache Tirailleurlinie war seitdem gegen das Dorf auf etwa 800 Schritt von der Südlisiere in einem Graben gedeckt liegen geblieben und hatte von dort wohl ununterbrochen, aber fast ganz ohne Erfolg, das Feuer unterhalten. Major von Steinäcker hatte die ihm gelassene Muße benutzt, die Verteidigungseinrichtungen möglichst zu verstärken und die Besetzung zu regeln. Die tiefe Lage von Les Cotelles am Westabfall eines zwischen dem Dorfe und Juranville gelegenen Rückens hatte die dortigen Ereignisse sowohl den Blicken, als der Mitwirkung der Besatzung entzogen. Major von Steinäcker hatte die Südfront des Dorfes gegen Bellegarde mit der IX. und ein Zug der X. Kompanie, als der Feind gegen Juranville vordrang, die Offiziere mit zwei Zügen X. und der XI. Kompanie besetzt, die XII. Kompanie in Reserve…“

Die Schlacht bei Amiens

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“

Sagt unser preußischer Kriegsphilosoph Carl von Clausewitz in seinem Buch „Vom Kriege“ und mögen bei Amiens 1870 auch kaum ein Zehntel der Streiter gefochten haben wie zuvor in den Schlachten von Gravelotte und Sedan, so ist deren Bedeutung trotzdem nicht gering anzusetzen. Denn mit dem Sieg von Sedan nahm der gallische Krieg von 1870-71 eine neue Gestalt an. Die Zeit der kühnen Operationen und großen Angriffsschlachten war vorbei und ein Großteil unserer Truppen waren durch die Belagerung der gallischen Hauptstadt Paris gebunden. Deren weite Ausdehnung und starke Besatzung dünnte unsere Linien stark aus und so war es von entscheidender Bedeutung, daß unsere Bedeckungsarmeen die Annäherung der gallischen Entsatzheere zu verhindern. Diese wurden recht zahlreich in der gallischen Provinz aufgestellt und so fochten unsere Bedeckungsarmeen vielfach gegen eine erhebliche Übermacht, schlugen jedoch die Gallier mit Hilfe ihrer starken Stellungen, guter Führung und Kriegserfahrung meist zurück. Bei der Schlacht von Amiens befand sich unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel mit seiner I. Armee jedoch in der Überzahl. Denn er vermochte 30,000 Soldaten ins Feld zu stellen, während der gallische Monty Farre nur über 25,000 Kriegsknechte verfügte. Am Ende des Tages mußten die Gallier das Schlachtfeld räumen und erlitten dabei einen Verlust von 2700 Mann. Wir Deutschen hatten 1400 Verwundete und Gefallene. Zu den gallischen Verlusten kann man noch die 400 Mann Besatzung der Festung von Amiens rechnen, die sich zwei Tage später unserem General August von Goeben ergab. Mit seinem VIII. Armeekorps trug unser General von Goeben übrigens die Hauptlast des Kampfes bei Amiens. Die Einzelheiten der Schlacht von Amiens entnehmen wir dem Buch „Feldzug 1870-71. Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne“ von unserem Geschichtsschreiber Hermann von Wartensleben: https://archive.org/details/feldzugdieopera00wartgoog

„Während dieser Vorgänge beim I. Armeekorps war das Gros der Kavalleriedivision schon Morgens acht Uhr von Rosieres nach Bayonvillers vorgerückt; ihre gestern bei Fresnoy und Beaucourt verbliebene Avantgarde dirigierte sich weiter links nach Lamotte. Zwei Eskadrons waren mit Rekognoszierungen der Sommeübergänge von Corbie bis Bray beauftragt, Patrouillen streiften gegen Marcelcave, Villers-Bretonneux und Corbie. Die eingehenden Meldungen ließen auf Vorhandensein starker feindlicher Abteilungen bei Villers-Bretonneux schließen und konstatierten die Besetzung der Sommelinie Seitens des Feindes auf beiden Ufern. Nur bei Cerisy gelang es einer Patrouille, die Somme Brücke zu überschreiten. Eine andere Meldung, daß bei Morcourt sich feindliche Infanterie gezeigt habe, sowie das Auftreten stärkerer Abteilungen bei Abancourt gab Veranlassung, die Front nach Norden zu nehmen. Die Avantgarde blieb bei Lamotte, das Gros wurde nach Marcelcave in Bewegung gesetzt. Auf diesem Marsch, etwa um ein Uhr Mittags, wurde starkes Geschützfeuer aus der Richtung von Cachy hörbar. General Goeben ließ nun Verbindung mit den dort fechtenden Truppen aufnehmen, besetzte um halb drei Uhr mit sieben Jägercompagnien Marcelcave und ging mit zehn Geschützen, zwölf Eskadrons nördlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vor. Es wurde hier ein wirksames fast einstündiges Geschützfeuer auf die in der linken feindlichen Flanke befindlichen Batterien, sowie gegen die in unserer rechten Flanke vorgehenden Schützenschwärme unterhalten, mit anscheinend großem Erfolg. Demnächst nahm die Kavalleriedivision auf General Bentheims Befehl Anschluß an den rechten Flügel der III. Brigade, welche jetzt südlich der Eisenbahn gegen Villers-Bretonneux vorrückte. General Goeben folgte dieser Bewegung bis an den Mont du Bois l’Abbe und rückte nach vollständigem Erlöschen des Kampfes in Alarmquartiere nach Marcelcave, Wiencourt und Guillaucourt. Die beiden Jägerbataillone, welche nicht zur Aktion gekommen waren, wurden kurz vor Beendigung des Gefechts nach der vom Regiment Nummer XLIV genommenen Schanze bei Villers gezogen. – Das VIII. Armeekorps stand bekanntlich am 26. Abends wie folgt: Von der XV. Division (Kummer) die XXX. Brigade (Strubberg) an der Luce, die 29. (Bock) bei Moreuil (Oberst von Bock, bisher im Stabe des General von Obernitz bei der Württembergischen Division, hatte das ihm übertragene Kommando der XXIX. Brigade in Reims übernommen. Er führte sie mit großer Auszeichnung während des ganzen Nordfeldzuges, starb aber im Frühjahr 1871 unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Heimat); die XVI. Division (Barnekow) bei Ailly und deren linkes Seitendetaschement bei Essertaux. In Folge Armeebefehls vom 26. hatte General Goeben für den 27. folgende Anordnungen getroffen: Es sollte die XV. Division mit einer Brigade bis Fouencamps, mit der andern bis Sains marschieren, die XVI. Division mit ihrem Gros bis Hebecourt vorgehen und ihr linkes Flügel Detaschement nach Plachy – Baconel schieben, um die Eisenbahn nach Rouen zu zerstören. Avantgarden sollten nach Sankt Fuscien und Dury vorgehen, und von letzterem Orte aus die angeblich in dortiger Gegend vom Feinde errichteten Verschanzungen rekognoszieren. Bei Ausführung dieser Bewegungen stieß die XXX. Brigade um zehneinhalb Uhr Vormittags auf den Feind, welcher die Holzungen auf dem linken Talrand der Roye bei Fouencamps und le Paraclet stark besetzt hatte. Er wurde durch eine zwischen Dommartin und Fouencamps auffahrende Batterie beschossen und dann kräftig angegriffen. In der Mittagsstunde war Paraclet genommen, der Feind in der Richtung auf Boves zurückgeworfen. Inzwischen hatte die XXIX. Brigade Sains erreicht. Während ihre Avantgarde Sankt Fuscien besetzte, erhielt sie Befehl, ein starkes Detaschement auf Boves zu dirigieren, um in das, nach dem lebhaften Kanonendonner zu urteilen, ernste Gefecht der XXX. Brigade einzugreifen. Oberst Bock führte in Folge dessen vierzehn Kompanien und zwei Batterien teils über le Cambos Ferme, teils in der weiter rechts gelegenen Terrainsenkung vor. Die Wirkung war groß. Die Infanterie beider Brigaden erstürmte den Ruinenberg von Boves und den Ort Boves selbst. Die Brigade Strubberg nahm dann auch Sankt Nicolas mit Sturm. Starke feindliche Infanterie Kolonnen nebst zwei Batterien, zum Teil von Gentelles herkommend, versuchten zwar das Gefecht herzustellen, zogen aber bald, von unserer Artillerie wirksam beschossen, eiligst auf Amiens ab. Eisenbahnzüge, welche unzweifelhaft mit Infanterie beladen von Amiens her vorzufahren suchten, wurden gleichfalls durch Geschützfeuer zur Umkehr gezwungen, während eine auffahrende feindliche schwere Batterie unsere Truppen erfolglos beschoß…“

Kaiser Heinrich der Siebte

Man kann unseren deutschen Kaiser Heinrich den Siebten durchaus zu den großen Herrschern unseres alten Reiches zählen. Er regierte zwar nur fünf Jahre (1308 bis 1313), vermochte aber in dieser kurzen Zeit seine Regierung zur allgemeinen Anerkennung zu bringen und 1310 Böhmen für sein Haus zu erwerben. In Italien machte er trotz seines kleinen Heeres gewaltige Fortschritte. Er eroberte Cremona und Brescia und ließ sich 1312 in Rom zum Kaiser krönen. Der Feldzug gegen Neapel sollte sein Werk krönen, aber Krankheit oder Gift beriefen ihn von der Weltbühne ab. Sein Heer zerstreute sich und anstatt seines Sohnes Johann wurde Ludwig der Bayer zu seinem Nachfolger gewählt. Zu Valenciennes im Gallierland wurde er 1262 beziehungsweise 1269 geboren. Seine Herzensdame Margarete von Brabant führte er 1292 zum Traualtar. Drei Kinder gingen aus der Verbindung hervor. Zum König der Langobarden wird unser Luxemburger nun beim Geschichtsschreiber Albertinus Mussatus („Das Leben Kaiser Heinrich des Siebenten“) gekrönt: https://archive.org/details/bub_gb_NikqAQAAMAAJ

„In dieser unentschiedenen Lage verharrte man fast dreißig Tage: beide Teile hatten ein Heer aufgebracht; der König hoffte, daß in Mailand selbst Unruhen entstehen und so Guidos Herrschaft ohne offenen Kampf in sich selbst zusammenstürzen würde; Guido dagegen erwartete mutig die Hilfstruppen Lombardischer und Tuscischer Städte, ja er verstieg sich zu Der Hoffnung daß das Beer des Königs auf die Dauer nicht zusammenbleiben werde. Reines von beiden Berechnung war ohne Grund; die Sache stand sonder Zweifel auf der Spitze und es war noch durchaus unentschieden wem sich das Glück zuwenden würde. Endlich, als der König den günstigen Augenblick gekommen glaubte, marschierte er, von dem erwähnten Erzbischof, von Matthäus und den übrigen, welche zu der Gegenpartei im Innern der Stadt Beziehungen unterhielten, gedrängt, mit Zurücklassung einer Besatzung in Asti und in Begleitung von siebzig Männern aus den Vornehmen dieser Stadt nach Casale Salvazium, wo er einige Tage Rast machte, um durch Boten Guido auffordern zu lassen, den königlichen Befehlen nachzukommen. Als dieser aus Besorgnis vor dem leicht erregbaren Volte zwar schwankte, schließlich aber doch nicht gehorchte, sondern Ausflüchte suchte um die Sache in die Länge zu ziehen, ging der König aufgebracht nach Vercellä, in der Erwartung daß seine Annäherung Guido in Schrecken setzen, dessen Feinden im Innern aber Mut machen werde. Während dann die Hoffnung Mailand zu gewinnen seine Schritte beschleunigte, ließ er Novara hinter sich, machte, während er sich das Ansehen gab auf Pavia marschieren zu wollen, eine Schwenkung und eilte wider Guidos Vermutungen gegen Mailand heran. Da endlich sandte Guido, durch die unerwartete Bewegung im höchsten Grade erschreckt, Boten zum König um seinen Gehorsam zu melden, kam selbst, nachdem er das Beer und die Wachen entlassen, dem König unbewaffnet entgegen und überlieferte sich, und das ganze Machtgebiet der Stadt in Heinrich Hände. XI. Übergabe von Mailand. Die Übergabe von Mailand vergrößerte Heinrichs des römischen Königs Ruf in ganz Italien umso mehr, als man die Stadt als das zweite Rom betrachtete und er mit ihr halb Italien zu beherrschen schien. Neuer, erhöhter Schrecken ergriff diejenigen welche dem Kaisertum feindlich waren; die Hoffnungen der Willfährigen und Ergebenen aber hoben sich. Auf der einen Seite herrschte versteckt lautlose Trauer, auf der anderen trat die Freude offen und ungefährdet an den Tag, und wunderbar zu sagen fast alle Gemeinden der Lombarbei von den Alpen an, hier bis Verona, dort bis Mutina hin, leisteten dem König wetteifernd den Eid der Treue. Heinrich ordnete die Verfassungen und setzte Statthalter mit Macht über Leben und Tod. Nur Alessandria machte eine Ausnahme. Hier nämlich lag eine Besatzung König Roberts von Apulien. Ihr wich Heinrich freiwillig, vielleicht weil sie nicht ohne sein Wissen dorthin gelegt war; denn nicht alle Pläne der Könige werden den Völkern kund. Die Paduaner und Vicentiner, welche durch die Grausamkeit Kaiser Friedrichs und unter dem Schreckensregiment des Ecerinus de Romano seines Statthalters beinahe ausgerottet, dann aber, durch andauernde friedliche Zustände begünstigt, wieder emporgekommen waren, zeigten zwar keine Anmaßung oder Geringschätzung, aber auch feine Unterwürfigkeit gegen den König; doch war zu hoffen, daß das Beispiel der Anhänger desselben und seine großen Erfolge sie veranlassen würden heilsame Entschlüsse zu fassen. Anders die Bolognesen. Diese umgaben ihre Stadt mit neuen Mauern und gingen mit Erlassen und Gesetzen gegen den König und dessen Anhänger vor, indem sie für jeden, der sich als kaiserlich gesinnt bezeichne, die Todesstrafe festsetzten. XII. Durch seine Erfolge gehoben, beschloß König Heinrich sich in Mailand nach heiligem altem Kaisergesetz die eiserne Krone auf das Haupt zu setzen und überallhin Edikte ausgehen zu lassen, welche die Völker auf einen bestimmten Tag nach Mailand zur Kirche des Heiligen Ambrosius zusammenberufen sollten. Man hatte zwar erwogen und darüber gestritten ob die Feierlichkeit nicht in Monza stattfinden müsse, wohin das Beispiel der meisten Vorgänger des Königs zu weisen schien, doch entschied man sich schließlich dahin, daß es nichts austrage, wenn die Krönung in Mailand selbst vor sich gehe. Dieselbe fand denn auch hier unter großer und eifriger Beteiligung von Fürsten, Edlen und gemeinem Volk statt. Aus der Zahl derer, welche noch nicht gehuldigt, waren, der Ladung gehorsam, unter anderen Gesandte der Paduaner und Vicentiner erschienen, welche die Krönung durch ihre Gegenwart ehrten und die Erklärung abgaben, sie seien unter des Königs Getreuen nicht die geringsten an löblichem Eifer, und sie würden ihren Eifer auch durch die Tat beweisen, sobald sich Gelegenheit darbiete. Der König entgegnete leutselig, er werde ihnen gnädig sein, sobald sie sich ihm und dem Reiche, wie es sich gebühre, unterworfen haben würden. – So wurden der Cäsar Heinrich und die Augusta Margaretha nach Christi Geburt im dreizehnhundert und elften Jahre am 6. Januar mit der eisernen Krone, welche man die Lorbeerkrone nannte, gekrönt, und zeigten sich dem Volte auf köstlich aufgezäumten, mit Scharlachdecken und purpurfarbigen Tüchern behangenen Rossen, der König mit dem Szepter, einem goldenen Stab, welcher oben in eine Lilie auslief, in der Rechten. Hier wird es am Platze sein die äußere Erscheinung des königlichen Paares zu beschreiben…“

Aristoteles

„Wenn Plato von der Menschheit redet, so meint er den Hellenen im Gegensatz zum Barbaren. Das entspricht durchaus dem ahistorischen Stil des antiken Lebens und Denkens und führt unter dieser Voraussetzung zu Ergebnissen, welche für Griechen richtig und bedeutsam sind. Wenn aber Kant philosophiert, über ethische Ideale zum Beispiel, so behauptet er die Gültigkeit seiner Sätze für die Menschen aller Arten und Zeiten. Er spricht das nur nicht aus, weil es für ihn und seine Leser selbstverständlich ist. Er formuliert in seiner Ästhetik nicht das Prinzip der Kunst des Phidias oder der Kunst Rembrandts, sondern gleich das der Kunst überhaupt. Aber was er an notwendigen Formen des Denkens feststellt, sind doch nur die notwendigen Formen des abendländischen Denkens. Ein Blick auf Aristoteles und dessen wesentlich andere Resultate hätte lehren sollen, daß hier nicht ein weniger klarer, sondern ein anders angelegter Geist über sich reflektiert. Dem russischen Denken sind die Kategorien des abendländischen ebenso fremd wie diesem die des chinesischen oder griechischen. Ein wirkliches und restloses Begreifen der antiken Urworte ist uns ebenso unmöglich wie das der russischen und indischen, und für den modernen Chinesen und Araber mit ihren ganz anders gearteten Intellekten hat die Philosophie von Bacon bis Kant lediglich den Wert einer Kuriosität.“ (Oswald Spengler, „Der Untergang des Abendlandes“)

Wir Panzertiere wollen trotzdem einen Blick in die Schriften des Aristoteles werfen. Immerhin ist auch unser Spengler nicht unfehlbar und die indogermanische Völkerfamilie gibt es dann ja auch noch. Und gerade die Ähnlichkeit der altgriechischen und altdeutschen Götterwelt ist sehr groß, gerade die Götterväter Zeus und Odin und ihre Umtriebe gleichen sich bisweilen gar sehr… Doch zum Aristoteles: Dieser wurde 384 in Stageira geboren, besuchte Platons Akademie, unterrichtete Alexander den Großen und eröffnete schließlich in Athen seine eigene Denkschule, die Wandler oder so ähnlich. Das Abendland verdankt ihm wegweisende Schriften über die Naturwissenschaft, Dichtkunst, Logik, Redekunst, Sittenlehre, Metaphysik und Staatskunst. Aus diesen suchen wir Panzertiere uns ein paar schöne Stellen aus und haben damit unsere Pflicht getan. Den steinigen Weg zur Tugend zeigt uns Aristoteles in seiner Nikomachischen Sittenlehre: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Aristoteles/Nikomachische+Ethik

„Da die gegenwärtige Untersuchung keine bloße Erkenntnis verfolgt, wie es sonst bei den Untersuchungen der Fall ist (denn wir betrachten die Tugend nicht, um zu wissen, was sie ist, sondern um tugendhaft zu werden; sonst wäre unsere Arbeit zu nichts nütze), so müssen wir unser Augenmerk auf die Handlungen und auf die Art ihrer Ausführung richten. Denn die Handlungen sind es, wie wir gesagt haben, durch welche die Beschaffenheit des Habitus bestimmt wird. Daß man nun nach der rechten Vernunft handeln muß, ist eine allgemeine Regel, die wir hier zu Grunde legen, um hernach zu bestimmen, was die rechte Vernunft ist, und wie sie sich zu den anderen Tugenden verhält. Das aber möge im voraus als zugestanden gelten, daß jede Theorie der Sittlichkeit nur allgemeine Umrisse liefern und nichts mit unbedingter Bestimmtheit vortragen darf. Darum haben wir ja auch gleich eingangs bemerkt, daß die Anforderungen an eine Erörterung sich je nach dem Stoffe richten müssen. Was aber dem Bereiche des sittlichen Handelns und des im Leben Nützlichen angehört, hat nichts an sich, was ein für alle mal feststände, so wenig als das Gesunde. Und wenn das schon für die allgemeinen Regeln gilt, so läßt das Einzelne und Konkrete noch weniger genaue und absolut gültige Vorschriften zu, da es unter keine Kunst und keine Lehrüberlieferung fällt. Hier muß vielmehr der Handelnde selbst wissen, was dem gegebenen Fall entspricht, wie dies auch in der Heilkunst und in der Steuermannskunst geschieht. Aber trotz dieses Charakters unserer Disziplin müssen wir sehen, wie zu helfen ist. Zuerst kommt in Betracht, daß Dinge dieser Art ihrer Natur nach durch Mangel und Übermaß zu Grunde gehen. Man kann das, wenn man für Unbekanntes Bekanntes als Beweis benutzen soll, an der Stärke und der Gesundheit sehen. Übertriebene Körperübungen ebenso wie unzureichende führen den Verlust der Leibeskraft herbei. Desgleichen verdirbt ein Übermaß oder ein unzureichendes Maß von Speise und Trank die Gesundheit, während das rechte Maß sie hervorbringt, stärkt und erhält. Ebenso ist es nun auch mit der Mäßigkeit, dem Starkmut und den anderen Tugenden. Wer alles flieht und fürchtet und nichts erträgt, wird feig, dagegen wer gar nichts fürchtet und gegen alles angeht, tollkühn. Desgleichen wird wer jede Lust genießt und sich keiner enthält, zügellos, wer aber jede Lust flieht, wie die sauertöpfischen Leute, verfällt in eine Art Stumpfsinn. Denn Mäßigkeit und Starkmut wird durch das Zuviel und Zuwenig aufgehoben, durch die rechte Mitte aber erhalten. Aber nicht bloß die Entstehung, das Wachstum und der Untergang kommt aus denselben und durch dieselben Ursachen; auch die Tätigkeiten werden mit diesen Ursachen auf einem Felde liegen. So ist es ja auch bei den Dingen, die uns bekannter sind, wie bei der Stärke: sie entsteht dadurch, daß man viele Nahrung zu sich nimmt und viele Anstrengungen erträgt, und der Starke vermag wieder am besten dergleichen zu tun. Ebenso verhält es sich mit den Tugenden: durch die Enthaltung von sinnlichen Genüssen werden wir mäßig, und sind wir es geworden, so können wir uns ihrer am besten enthalten. Desgleichen mit dem Mute: indem wir uns gewöhnen, Gefahren zu verachten und zu bestehen, werden wir mutig, und sind wir es geworden, werden wir am leichtesten Gefahren bestehen können. Als ein Zeichen des Habitus muß man die mit den Handlungen verbundene Lust oder Unlust betrachten. Wer sich sinnlicher Genüsse enthält und eben hieran Freude hat, ist mäßig, wer aber hierüber Unlust empfindet, ist zuchtlos. Und wer Gefahren besteht und sich dessen freut oder wenigstens keine Unlust darüber empfindet, ist mutig, wer aber darüber Unlust empfindet, ist feig. Denn die sittliche Tugend hat es mit der Lust und der Unlust zu tun. Der Lust wegen tun wir ja das sittlich Schlechte, und der Unlust wegen unterlassen wir das Gute. Darum muß man, wie Plato sagt, von der ersten Kindheit an einigermaßen dazu angeleitet worden sein, über dasjenige Lust und Unlust zu empfinden, worüber man soll. Denn das ist die rechte Erziehung. Die Tugenden bewegen sich ferner um das Tun und Leiden. Da aber mit allem, was man tut und leidet, Lust und Unlust verbunden ist, so wird die Tugend sich um Lust und Unlust bewegen. Dies zeigen auch die Strafen an, die darin bestehen, daß Genußbringendes entzogen und Schmerzliches angetan wird. Sie sind gleichsam ein Heilverfahren; die Heilung eines Übels aber pflegt von seinem Gegenteil auszugehen…“

Heinrich von Veldeke

Als Volk der Dichter und Denker gedenken wir Deutschen gerne unserer großen Geister und so haben wir Panzertiere heute eine Gedenkfeier für unseren großen deutschen Minnesänger Heinrich von Veldeke angesetzt. Der Sprößling eines Adelsgeschlechts an der Maas lebte wohl von 1140 bis 1210. Sein Heldenlied „Eneid“ greift die Sage vom Helden Aeneas auf. So wie einiger Lieder unseres Heinrich von Veldekes ist es uns in der Heidelberger Liederhandschrift überliefert. Wie gewohnt tragen wir Panzertiere die Werke unseres Dichters zu dessen Ehren vor. Dazu gibt es passende Bilder, Tondichtungen und natürlich unser altdeutsches Panzergetränk Met. Ich habe mir für unsere heutige Panzergedenkfeier ein paar der kleineren Lieder unseres Heinrich von Veldekes ausgesucht: https://archive.org/details/liederundsprch08heinuoft

„In dem aberellen

so die blůmen springen

so lǒben die linden

vnd grvͤnen die bůchen

so haben ir wellen

da die vogel singen

wan si minne vinden

alda si si sv̊chen

reht an ir genos

wan ir blidescaft ist gros

der mich nie verdros

doch si ir singen an den winter stellen

Moͤht ich erwerben

miner frowen hvlde

koͤnde ich die gesv̊chen

als es ir gezeme

ich sol verderben

al von miner schvlde

sine wolte růchen

das si von mir nême

bv̊sse svnder tot

vf genade vnd dvr not

wan es got nie gebot

Das dehein man gerne solte sterben

Got sende ir zemv̊te

das si es meine ze gv̊te

wan ich vil gerne behv̊te

das ich ir iht spreche zeleide

vnd iemer von ir gescheide

mich bindent so vaste die eide

minne vnd trúwe beide

des fúrhte ich si als das kint die růte

Si ist so gv̊t vnd ǒch so schoͤne

die ich nv lange han gelobt

solt ich ze rome tragen die crone

ich sastes vf ir hopt

maniger spreche seht er tobt

got gebe das si mir lone

wan ich tete ich weis wol wie

lebt si noch als ich si lie

so ist si dort vnd bin ich hie

Si tet mir dos mir sin gvnde

vil zeliebe vnd ouch zegv̊te

das ich noch zeteslicher stvnde

singe so mir sin wirt ze mv̊te

sid ich sach das si die hv̊te

so betriegen kvnde

sam der hase tůt den wint

so gesorget ich niemer sint

vmb mines svnes tohter kint“

Feldmarschall Erich von Manstein, unser Panzerstratege

Das Panzergeburtstagskind bedankt sich für die Glückwünsche und erklärt euch zur Feier des Tages unseren Schlachtplan gegen Polen im Sechsjährigen Krieg:

„Die deutsche Führung ging das oben erwähnte Risiko im Westen voll ein. Das Oberkommando des Heeres setzte gegen Polen 42 aktive Divisionen (darunter eine neu zusammengestellte Panzerdivision, die X. Panzerdivision) und eine aus Festungstruppen des Oder-Warthe-Bogens neugebildete Infanteriedivision (L. Infanteriedivision) ein. Es waren dies 24 Infanteriedivisionen, drei Gebirgsdivisionen, sechs Panzerdivisionen, vier leichte Divisionen, vier motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade. Dazu kamen noch sechs erst bei der Mobilmachung neuaufgestellte Divisionen (zweite bis vierte Welle – Die neuaufgestellten Divisionen der zweiten und vierten Welle hatten nur geringe, die der dritten Welle gar keine aktiven Stämme und waren schwächer als die aktiven Divisionen. Sie wurden langsamer mobil), die jedoch vorerst nicht als vollwertig anzusehen waren. Außerdem waren dem Ostheer die Leibstandarte und ein oder zwei weitere verstärkte SS-Regimenter zugeteilt. Demgegenüber blieben für den Westen nur elf aktive Infanteriedivisionen. Festungstruppen in Stärke etwa einer Division (später LXXII. Infanteriedivision) und an Neuaufstellungen 35 Divisionen (zweite bis vierte Welle). Panzer- oder motorisierte Verbände standen im Westen nicht zur Verfügung. Insgesamt also 46 Divisionen, von denen aber 3/4 nur bedingt einsatzfähig waren. Die als Luftlandedivision ausgebildete und ausgerüstete XXII. Infanteriedivision blieb als Reserve des Oberkommandos des Heeres im Innern des Reiches. Auch die Masse der Luftstreitkräfte wurde – in zwei Luftflotten gegliedert – gegen Polen eingesetzt, während eine dritte, schwächere Luftflotte im Westen verblieb. Das Risiko, das die deutsche Führung mit dieser Kräfteverteilung einging, war zweifellos recht hoch. Infolge des überraschend schnellen Verlaufs des polnischen Feldzuges, an dem auch die Fehler des Unterliegenden teilhatten, und vor allem infolge der völligen Untätigkeit, mit der Polens Westalliierte der polnischen Niederlage zusahen, ist dieses Risiko kaum je richtig gewürdigt worden. Man muß aber bedenken, daß die deutsche Führung damals mit einer französischen Armee von rund 90 Divisionen zu rechnen hatte. Tatsächlich hat Frankreich (nach von Tippelskirch) im Herbst 1939 innerhalb von drei Wochen 108 Divisionen auf die Beine gebracht! Es waren dies 57 Infanteriedivisionen, fünf Kavalleriedivisionen, eine Panzerdivision und 45 Reserve- beziehungsweise Territorialdivisionen, dazu starke Heerestruppen an Panzern und Artillerie. (Ein Teil der französischen Kräfte verblieb allerdings zunächst in Nordafrika und an der Alpengrenze.) Die letzteren hatten vor den deutschen Kriegsaufstellungen den Vorteil, daß sie aus voll ausgebildeten Reservisten bestanden, während die deutschen Neuaufstellungen weitgehend Kurzausgebildete oder Reservisten aus dem Ersten Weltkrieg enthielten. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß das französische Heer vom ersten Kriegstage an an den deutschen Westkräften mehrfach überlegen war. Die britische Beteiligung zu Lande war allerdings recht geringfügig. Nur vier Divisionen stellte Großbritannien hierfür bereit und auch diese trafen erst in der ersten Hälfte des Oktober auf dem Kriegsschauplatz ein. Der deutsche Operationsplan gegen Polen beruhte auf voller Ausnutzung der durch den Grenzverlauf dargebotenen Möglichkeit, den Gegner von vornherein in beiden Flanken zu umfassen. Das deutsche Heer marschierte unter nahezu völligem Versagen in der Mitte (Oder-Warthe-Bogen) in zwei weit getrennten Flügelgruppen auf. Die Heeresgruppe Nord (Generaloberst von Bock, Chef des Generalstabs General von Salmuth) umfaßte in zwei Armeen insgesamt fünf Infanterie- und ein Panzerkorps mit zusammen neun aktiven Infanteriedivisionen (einschließlich der aus Festungstruppen neugebildeten nicht vollen L. Infanteriedivision), acht bei der Mobilmachung aufgestellten Infanteriedivisionen, zwei Panzerdivisionen (dazu ein neu zusammengestellter Panzerverband Kempf), zwei motorisierte Infanteriedivisionen und eine Kavalleriebrigade, insgesamt also 21 Divisionen. Hinzu kamen noch in Ostpreußen die Festungstruppen von Königsberg und Lötzen, in Pommern die Brigade Netze. Die Heeresgruppe marschierte mit der III. Armee (General von Küchler) in Ostpreußen, mit der IV. Armee (Generaloberst von Kluge) in Ostpommern auf. Aufgabe der Heeresgruppe war es, zunächst den Korridor zu durchstoßen, dann die Masse ihrer Kräfte ostwärts der Weichsel schnell nach Südosten beziehungsweise Süden vorzuwerfen, um nach Überwinden der Narew-Linie einer etwaigen polnischen Weichselverteidigung in den Rücken zu gehen. Die Heeresgruppe Süd (Generaloberst von Rundstedt, Chef des Generalstabs General von Manstein) war wesentlich stärker. Sie bestand aus drei Armeen (XIV. Armee Generaloberst List, X. Armee Generaloberst von Reichenau, VIII. Armee Generaloberst Blaskowitz). Insgesamt verfügte die Heeresgruppe über acht Infanteriekorps, vier Panzerkorps mit zusammen fünfzehn aktiven Infanteriedivisionen, drei Gebirgsjägerdivisionen, acht neuaufgestellten Divisionen sowie über die Masse der motorisierten Verbände mit vier Panzerdivisionen, vier leichten Divisionen und zwei motorisierten Infanteriedivisionen. Insgesamt also 36 Divisionen. Die Heeresgruppe marschierte mit der XIV. Armee im oberschlesischen Industriegebiet, im Ostteil Mährens und in der westlichen Slowakei, mit der X. Armee in Oberschlesien um Kreuzburg und südlich, mit der VIII. Armee in Mittelschlesien ostwärts Oels auf. Ihre Aufgabe war es, den Gegner im großen Weichselbogen und in Galizien zu schlagen, mit starken motorisierten Kräften schnell auf Warschau vorzustoßen und möglichst bald die Weichselübergänge in breiter Front in Besitz zu nehmen, um im Zusammenwirken mit der Heeresgruppe Nord den Rest der polnischen Armee zu vernichten…“

Kaiser Otto der Große

„Gegenwärtig hat eine Sturmflut wilder politischer Leidenschaften und tönender Redensarten unsere ganze frühere staatliche Auffassung unter sich vergraben, anscheinend alle heiligen Überlieferungen vernichtet. Aber diese Flut wird sich wieder verlaufen. Dann wird aus dem ewig bewegten Meere völkischen Lebens jener Felsen wieder auftauchen, an den sich einst die Hoffnung unserer Väter geklammert hat, und auf dem vor fast einem halben Jahrhundert durch unsere Kraft des Vaterlandes Zukunft vertrauensvoll begründet wurde: Das deutsche Kaisertum!“

Schrieb Paul von Hindenburg in seinen Denkwürdigkeiten aus seinem Leben und damit die Leute wissen, was es mit unserem deutschen Kaisertum auf sich hat, feiern wir heute den Geburtstag Ottos des Großen, den man getrost das Musterbild unseres Kaisertums nennen kann. Geboren im Jahre 912 als Sohn Heinrichs des Finklers, herrschte er von 936 bis 973 und führte unser altes deutsches Reich auf einen Höhepunkt seiner Macht – sowohl innerlich als auch äußerlich. Im Inneren brachte er die Fürsten zum Gehorsam und den äußeren Feinden schlug er aufs Haupt, namentlich den Ungarn auf dem Lechfeld in der berühmten Schlacht im Jahre 955. Aber auch die Slawen, Dänen und Gallier sollten ihr Fett wegbekommen. Italien hat er gleich ganz unserem alten Reich einverleibt, indem er die Königswitwe Adelheid ehelichte und den Usurpator Berengar niederwarf. Soweit sind wir aber beim Widukind noch nicht, sondern noch muß unser Kaiser Otto den Aufstand in Lothringen niederwerfen:

„Darauf ergriff Immo, ob ernstlich oder zum Scheine, weiß ich nicht, die Waffen gegen den König, und mitten im Winter von einem Heere umringt, ergab er sich samt seiner Feste und verblieb fortan treu und dienstbar. Auch die Neffen Isilberts unterwarfen sich dem Dienste des Königs, behielten aber trotzdem die Festen zurück, welche sie inne hatten. Auch Kievermont wurde noch von Ansfried und Arnold behauptet. An diese richtete Immo ein Sendschreiben, worin er Folgendes zu ihnen redete: „Über meinen Wert habe ich keine eigene Meinung; euer Urteil ist auch das meine. Von euch aber ist bekannt, daß ihr dieses Volkes Häupter seid. Nun ist Keinem zweifelhaft, daß jeder mit zwei Händen mehr vermag, als mit einer; daher ist gewiß, daß drei an Stärke einen übertreffen. Welche Notwendigkeit zwingt uns nun, den Sachsen zu dienen, außer unsrer Zwietracht? Als sie euch mit Waffen bedrängten, haben sie sich da des Sieges erfreut? Den Siegern bringt doch wahrlich die Dienstbarkeit Schmach. Ich habe den Besten aller Sterblichen, der mich von Kindheit an behütet, mich immer unter seine Freunde gezählt und durch große Macht geehrt hat, unfern gemeinsamen Gebieter verlassen, und mich auf Gefahr meines Lebens dem Sachsen verbündet; nun bin ich, wie ihr wißt, statt der verdienten Ehre schimpflich von ihm behandelt, mit Waffen umstellt, beinahe aus einem freien Manne ein Knecht geworden. Damit ihr also wisset, daß ich ehrlich für das gemeinsame Wohl sorgen wolle, will ich dir, Ansfried, meine einzige Tochter verloben, auf daß ich bei euch von keinem Verdacht der Untreue getroffen werden kann. Bestimmt mir daher einen Ort zu gemeinsamer Beredung, und dann werde ich selbst euch die Bürgschaft meiner Treue geben, welche der Bote euch noch nicht leisten kann.“ Darauf hin widerstanden diese, obwohl ihre Brust von Eisen war, und sie ihm schon längst nicht trauten, dennoch so großer Verschmitztheit nicht, und bestimmten, verleitet von den verführerischen Worten, einen Ort zur Persönlichen Zusammenkunft. Er aber hatte an gelegenen Orten Bewaffnete verborgen, nahm beide hinterlistig gefangen und sandte sie unter Bewachung zum Könige, zugleich mit einer Botschaft, die in folgenden Worten abgefaßt war: „Der Größere ist sanfter und bedarf weder Fesseln noch Schläge; Drohungen entlocken ihm Alles was er weiß. Ansfried aber ist härter als Eisen; wenn diesen die heftigsten Qualen ergründen, so ist es viel.“ Als sie der König erhalten hatte, züchtigte er sie eine Zeit lang durch enge Haft; später gewann er sie durch die Milde seiner Huld für sich und entließ sie in Frieden. Da nun die Ereignisse und Begebenheiten so unter einander verkettet sind, daß man sie nicht in der Reihenfolge der Erzählung von einander trennen darf, möge mich Niemand beschuldigen, daß ich die Zeiten unter einander menge, wenn ich später Geschehenes den früheren Ereignissen voranstelle. Der König also erbarmte sich nach der Milde, welche seinem Herzen immer am nächsten lag, der schweren Not seines Bruders, überließ ihm für seinen Bedarf einige feste Plätze und gestattete ihm, innerhalb des lothringischen Gebiets zu wohnen…“

Heim geht unser Kaiser Otto der Große nun bei unserem Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ und erfährt seine Würdigung durch unseren Geschichtsforscher: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Als Otto das Osterfest 973 zu Quedlinburg am Grabe seines Vaters und seiner Mutter feierte, umgab ihn noch einmal der Glanz seiner hohen Weltstellung, die er in 37jährigem Wirken errungen hatte. Es kamen dorthin auf seinen Ruf die Fürsten Miesko von Polen und Boleslav von Böhmen; es kamen die Gesandten der Römer, Griechen, Bulgaren, Ungarn, Slawen und Dänen, und aus Deutschland eine große Zahl der Fürsten und Edeln. Aber von seiner Familie waren nur Adelheid und der junge Kaiser Otto, von seinen älteren Freunden und Dienern nur noch wenige um ihn versammelt; und aus diesen wenigen riß der unerbittliche Tod auch noch in diesen Tagen den treuen Herzog Hermann von Sachsen hinweg. „Traurig“, sagt Widukind, „über den Tod dieses besten Mannes, der den Ruhm der Klugheit, Gerechtigkeit und Wachsamkeit in den Geschäften des Friedens und des Krieges für alle Zeiten hinterlassen hat, wandelte Otto durch diese Orte.“ – Am 6. Mai kam er nach der Stadt, wo sein Vater aus dem Leben geschieden war, nach Memleben. Er fühlte sich sehr schwach; die Anstrengungen eines rastlos bewegten Lebens hatten ihn frühzeitig aufgerieben, denn Otto war noch nicht in den Jahren der eigentlichen Altersschwäche, er war erst 61 Jahre alt. „Am nächsten Tage, den 7. Mai, stand er nach seiner Gewohnheit sehr früh auf und besuchte den Frühgottesdienst; doch mußte er sich dann wieder einige Zeit zur Ruhe niederlegen. Als er darauf auch der Messe beigewohnt und den Armen, wie er pflegte, Almosen gereicht hatte, legte er sich nochmals auf’s Lager; zur bestimmten Stunde jedoch erschien er mit heiterer Miene an der Tafel. Dann besuchte er den Abendgottesdienst oder die Vesper, begleitet von seinen Großen, wie es immer geschah, denn der Gang des Kaisers in die Kirche wurde unter dem Geleite der geistlichen und weltlichen Großen und Vortragung des Kreuzes gehalten. Nach dem Gesange des Evangeliums fühlte er Hitze und Betäubung des Kopfes; die ihn um gebenden Fürsten sahen es und reichten ihm einen Sessel. Sein Haupt neigte sich wie das eines Scheidenden; er wurde wieder zu sich gebracht und forderte das Sakrament des göttlichen Leibes und Blutes, welches er empfing, und übergab dann ohne Seufzer, mit völliger Ruhe, seinen letzten Hauch dem Erbarmen des Schöpfers unser Aller. Darnach wurde er in sein Gemach getragen, und obgleich es schon spät war, wurde sein Tod dem Volke verkündigt. Das Volk aber sprach Vieles zu seinem Ruhme und von dem Danke, den ihm das Vaterland schuldig sei, wie er das Volk mit väterlicher Liebe regiert und von den Feinden befreit, die stolzen Feinde, die Awaren, Sarazenen, Dänen, Slawen mit den Waffen besiegt, Italien unterworfen, die Tempel der heidnischen Götter bei den benachbarten Völkern zerstört, Kirchen und geistliche Stiftungen gegründet habe. Und so noch vieles Andere zu seinem Lobe vorbringend, verweilten sie in der Nähe der königlichen Leiche. – Am andern Morgen aber gaben sie dem Sohne des Kaisers, obwohl er schon früher zum Könige und Kaiser gesalbt worden, von Neuem den Handschlag der Treue, und versprachen ihm mit dem Vasalleneide ihren Beistand gegen jeden Feind. Der so von dem ganzen Volke gleichsam von Neuem gewählte Fürst ließ die Leiche des Vaters nach der Stadt bringen, deren zweiter Gründer er gewesen war, nach Magdeburg. So ist am 7. Mai der römische Kaiser, der König vieler Völker, gestorben, der den kommenden Jahrhunderten viele und glorreiche Monumente göttlicher und menschlicher Werke hinterlassen hat.“ – So erzählt in seiner schlichten und treuherzigen Weise der ehrwürdige Geschichtsschreiber Heinrichs und Ottos, der mehr genannte Widukind, Mönch in Corvey und Zeitgenosse Ottos, den er nur kurze Zeit überlebt hat, den Tod seines Kaisers, dem die Geschichte den Beinamen des Großen nicht versagt hat. Wir lassen auch noch Widukinds Schilderung des Kaisers Otto mit seinen eignen Worten folgen. „Otto war von ausgezeichneter Frömmigkeit der Gesinnung, so daß er nie seine Krone aufsetzte, ohne vorher gefastet zu haben. In der Ausführung seiner Unternehmungen war er sehr standhaft; er war freundlich, ohne die königliche Würde zu verletzen; zum Geben bereitwillig; den Freunden nichts verweigernd, treu, wie nur irgend ein Mensch; zum Verzeihen so geneigt, daß er oft selbst die Angeklagten und Überwiesenen verteidigte und ihr Vergehen nicht glauben wollte, auch später sie so behandelte, als wenn sie nie gegen ihn gefehlt hätten. Er war sehr sparsam mit dem Schlafe, und redete laut im Schlafe, so daß man ihn für wach halten mochte. Seine Geistesfähigkeiten waren ausgezeichnet; noch nach dem Tode der Königin Edgitha lernte er lesen, was er vorher nicht verstand, so daß er vollständig Bücher lesen und verstehen konnte. Die römische und slawische Sprache wußte er zu reden, aber er bediente sich ihrer nur ungern und selten. Er war ein Freund der Jagd und liebte das Brettspiel, das Reiten übte er mit Anmut, bei königlichem Anstande; seine ansehnliche Gestalt hatte überhaupt den Ausdruck der königlichen Würde. Das Haupt war mit spärlichen grauen Haaren bedeckt“, (die Schilderung ist also aus dem höheren Lebensalter des Kaisers); „die Augen feurig und gleich dem schnellen Blitze leuchtend. Die Farbe des Gesichts war rot, der Bart lang herabhängend, gegen die alte Sitte; die Brust, wie die des Löwen, behaart. Sein Schritt war mitunter beschleunigt, doch bald wieder gemessen; seine Tracht die vaterländische, die er nie mit fremder vertauschte.” – So weit Widukind. Kaiser Otto wurde, wie er es gewünscht, neben seiner geliebten Gemahlin Edgitha beigesetzt…“