„Friedrich der Große hat sein Blut nicht fortgepflanzt; seine Stellung in unserer Vorgeschichte muß aber auf jeden seiner Nachfolger wirken als eine Aufforderung, ihm ähnlich zu werden. Ihm waren zwei einander fördernde Begabungen eigen, des Feldherrn und eines hausbackenen, bürgerlichen Verständnisses für die Interessen seiner Untertanen. Ohne die erste würde er nicht in der Lage gewesen sein, die zweite dauernd zu betätigen, und ohne die zweite würde sein militärischer Erfolg ihm die Anerkennung der Nachwelt nicht in dem Maße erworben haben, wie es der Fall ist – obschon man von den europäischen Völkern im Allgemeinen sagen kann, daß diejenigen Könige als die volkstümlichsten und beliebtesten gelten, welche ihrem Lande die blutigsten Lorbeeren gewonnen, zuweilen auch wieder verscherzt haben. Karl XII. hat seine Schweden eigensinnig dem Niedergange ihrer Machtstellung entgegen geführt, und dennoch findet man sein Bild in den schwedischen Bauernhäusern als Symbol des schwedischen Ruhmes häufiger als das Gustav Adolfs. Friedliebende, zivilistische Volksbeglückung wirkt auf die christlichen Nationen Europas in der Regel nicht so werbend, so begeisternd wie die Bereitwilligkeit, Blut und Vermögen der Untertanen auf dem Schlachtfelde siegreich zu verwenden. Ludwig XIV. und Napoleon, deren Kriege die Nation ruinierten und mit wenig Erfolg abschlossen, sind der Stolz der Franzosen geblieben, und die bürgerlichen Verdienste anderer Monarchen und Regierungen treten gegen sie in den Hintergrund. Wenn ich mir die Geschichte der europäischen Völker vergegenwärtige, so finde ich kein Beispiel, daß eine ehrliche und hingebende Pflege des friedlichen Gedeihens der Völker für das Gefühl der letzteren eine stärkere Anziehungskraft gehabt hätte als kriegerischer Ruhm, gewonnene Schlachten und Eroberungen selbst widerstrebender Landstriche.“ (Otto von Bismarck)
Daher wollen wir Panzertiere auch unserer weniger kriegerischen deutschen Kaiser und Könige gedenken und ein solcher war auch unser Kaiser Maximilian der Zweite, der unser altes Reich von 1564 bis 1576 regiert hat. Geboren wurde der Sohn Kaiser Ferdinands des Ersten und der Anna von Ungarn 1527 in unserer alten Reichshauptstadt Wien. Geprägt von der lutherischen Glaubensspaltung und gewarnt durch das Scheitern seines Onkels Karls des Fünften führte er eine umsichtige Regierung und versuchte die streitenden Konfessionen miteinander zu versöhnen. So manche innere Neuerung brachte er zustande, jedoch wachten die Reichsstände eifersüchtig über ihre Macht und fürchteten stets das Übergewicht des Kaisertums. In Ungarn mußte sich unser Kaiser Maximilian der Zweite einmal mehr der Türken erwehren. Wäre sein Feldherr Lazarus von Schwendi ein Prinz Eugen gewesen, so wäre Ungarn wohl nicht erst 1687 befreit worden. Denn mit 86,000 Recken hätte ein großer Feldherr die 100,000 Türken wohl vernichtend geschlagen. So aber kam es nur zum Kampf um einige Grenzfestungen und einem nachteiligen Frieden. Denn für 30,000 Gulden im Jahr erkaufte sich unser Kaiser Maximilian der Zweite einen brüchigen Waffenstillstand. Im Streit unserer Niederländer mit den Spaniern versuchte unser Kaiser Maximilian der Zweite zu vermitteln, vermochte aber nur den Streit vom Rest unseres alten deutschen Reiches fernzuhalten. Aus seiner Ehe mit Maria von Spanien gingen sechs Töchter und neun Söhne hervor. Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Kaisers Maximilians des Zweiten bei unserem Geschichtsschreiber Karl Adolf Menzel („Neure Geschichte der Deutschen seit der Reformation“) und darin kommen wir zur Erlaubnis des Luthertums in der Ostmark: https://archive.org/details/neuregeschichte01menzgoog
„Die Ratgeber, welche den Kaiser bewogen, die protestantische Religionsübung dergestalt auf die Schlösser, Häuser und Güter des Herren- und Ritterstandes zu beschränken, und die Bewohner der Städte und Märkte von derselben auszuschließen, hatten nicht bedacht, daß der Eifer dieser Ausgeschlossenen für das ihnen entzogene Gut hierdurch nur desto heftiger entzündet werden würde. Noch unglücklicher gewählt war die Maßregel, daß man von der ersten Absicht, für das protestantische Kirchenwesen ein landesherrliches Konsistorium zu errichten, aus Rücksicht auf den Papst und auf Spanien, abging, und anstatt nach dem Beispiele der protestantischen Fürsten, die Staatsgewalt durch Aneignung der Kirchengewalt zu verstärken, diese Kirchengewalt den Aristokraten überließ, die dem Throne gegenüber nach Selbständigkeit strebten, und deshalb gern an das kirchliche Parteienwesen als an einen willkommenen Stützpunkt sich anlehnten. Indem den Ständen ins Geheim erlaubt war, zur Leitung ihrer kirchlichen Angelegenheiten Deputierte zu ernennen und einen Superintendenten zu berufen, entstand eine von der Regierung unabhängige Behörde, an welche nicht nur die protestantische Geistlichkeit selbst gewiesen war, sondern auch die protestantische Bewohnerschaft der Städte, denen die Regierung die gewünschte Religionsfreiheit versagte, als an ihre kirchlichen Beschützer sich anschloß. Daß die Herren und Ritter die Kirchen auf ihren Gütern den Bürgern aus den benachbarten Städten öffneten, daß sie selbst, von ihren Geistlichen begleitet, in den Städten erschienen und da selbst in ihren Wohnungen Gottesdienst halten ließen, erhöhete ihr Ansehen bei dem Volke, und es befeuerte wiederum ihren Eifer für die Sache, die mehr und mehr das Leben erfüllte, wenn die Prediger, mit denen sie zur Stadt kamen, von den Bewohnern wie Glaubensboten empfangen wurden. Die in die Assekurations-Urkunde eingeschlossene Klausel, nach welcher in den landesherrlichen Städten und Märkten dergleichen Gottesdienst nicht gehalten werden sollte, fiel bei den geringen Mitteln, welche den damaligen Regierungen zur Ausführung ihrer Verordnungen zu Gebote standen, bald außer Beachtung. In Wien selbst bildete sich, jener Klausel zum Trotz, im Landhause ein stehender Gottesdienst. Zum Unglücke waren die meisten Prediger Anhänger des Flacius, welche einerseits durch heftige Ausfälle auf den Papst und die katholische Geistlichkeit bei der letztern Unwillen erregten, andrerseits durch ausschweifende Behauptungen über das gänzliche Verderben der menschlichen Natur die protestantische Kirchenlehre ihren Gegnern immer widersinniger und unvernünftiger erscheinen ließen, obwohl die Mehrzahl ihrer Zuhörer gerade durch solche Behauptungen am stärksten ergriffen ward. Dabei fehlte es gänzlich an einer sachkundigen Aufsicht und Leitung, weil es den Ständen nicht gelang, für die Stelle des Superintendenten den Mann zu finden, den sie brauchten und suchten. Sowohl Chyträus, als der Braunschweigische Theolog Martin Chemnitz trugen Bedenken, sich aus ihrer sichern Lage in eine so schwankende zu versetzen, was sie vielleicht nicht getan haben würden, wenn das Kirchenamt, welches sie übernehmen sollten, ihnen vom Kaiser, anstatt von den Religionsdeputierten der Stände, an getragen worden wäre. Die Verwirrung stieg, als die Agende, auf welche der Kaiser die Assekuration erteilt hatte, im übrigen Deutschland bekannt und wegen vieler katholischer Bestandteile von mehrern Seiten angegriffen ward. Chyträus wollte nun in der Agende seine Arbeit nicht wieder erkennen, indem der von ihm verfaßte Entwurf an mehrern Stellen auf eine höchst unverständige Weise auseinander gerissen, zum Teil verkürzt und zum Teil mit ganz zweckwidrigen Zusätzen und Einschiebseln vermehrt worden sei. „Er habe es oft mit Schmerzen bereut, schrieb er an Leiser, daß eine so ungeschickte und abgeschmackte Sammlung von Kirchengebräuchen herausgegeben worden, und sei erstaunt gewesen, daß der Kaiser den Herren und der Ritterschaft auf diese Agende eine Assekuration erteilt habe.“ Daß er in gleicher Weise auch nach Österreich schrieb, trug bei, das Ansehen der Agende zu untergraben, die nicht wenigen Geistlichen gleich anfangs mißfällig gewesen war, und nun um so lieber beseitigt ward, als der, welcher für den Verfasser galt, sich selbst gegen sie erklärte. Die von den Ständen übernommene Verpflichtung auf diese Agende wurde hierbei nicht in Betracht gezogen, sondern jeder Geistliche richtete sich mit den Kirchenzeremonien ein, wie es ihm und seiner Gemeinde gut däuchte. Der Kaiser hatte sich dadurch, daß er die protestantische Kirchenbehörde nicht im Namen und unter der Autorität seiner Regierung, sondern als selbständigen Gemeindevorstand, ins Leben treten und walten ließ, die Mittel benommen, diese anarchische Entwickelung zu hemmen. Der größte Teil, ja vielleicht das Ganze der Mißgeschicke, an welche nachmals die kirchlichen Verhältnisse in Österreich sich anknüpften, entsprang aus jenem Mißgriff. Derselbe muß jedoch mit Nachsicht beurteilt werden, da allerdings der Gedanke, das protestantische Kirchenwesen mit der Staatsgewalt zu waffnen, und als katholischer Fürst einen protestantischen Bischof abzugeben, für den damaligen Standpunkt zu neu und zu fremdartig war, als daß ein katholischer Hof sich in denselben zu finden vermocht hätte…“