Kaiser Friedrich der Zweite

Unser alter deutscher Kaiser Friedrich der Zweite wurde 1194 bei Ancona geboren. Der Sohn Heinrichs des Sechsten und der Konstanze von Sizilien regierte unser altes deutsches Reich von 1212 bis 1250. Er mußte sich gegen Kaiser Otto den Vierten durchsetzen, was dem Enkel Friedrichs Barbarossa allerdings recht mühelos gelang. Im Jahre 1220 erlangte er die römische Kaiserwürde und widmete sich vor allem dem Ausbau seiner sizilianischen Hausmacht zum neuzeitlichen Musterstaat. Dies rief allerdings das Papsttum auf den Plan, mit dem sich unser Kaiser Friedrich fortan beständig Fehden lieferte. In deren Rahmen wurde unter anderem Palästina (durch Verhandlungen) zurückerobert und unser Deutscher Orden gar sehr gefördert. Seinen rebellischen Ältesten Heinrich mußte er absetzen und ließ stattdessen den jüngeren Konrad 1237 zum deutschen König wählen. Gegen Ende seiner Herrschaft trafen unseren Kaiser Friedrich einige Rückschläge und sein Haus nach seinem Tod der Untergang. Geheiratet hat unser Kaiser Friedrich 1209 Konstanze von Aragon, mit der er den Sohn Heinrich hatte. Eine zweite Ehe schloß er 1225 mit Isabella von Brienne, die ihm den Sohn Konrad schenkte. Zum dritten Mal heiratete unser Stauferkaiser 1235 Isabella von Plantagenet, mit der er einen Sohn und eine Tochter hatte. Daneben hatte er zahlreiche Techtelmechtel und etliche natürliche Kinder – darunter auch Manfred, der ihm als König von Sizilien nachfolgte. Seine langjährige Geliebte Bianca Lancia heiratete er kurz vor seinem Tod. Neben den Staatsgeschäften und Feldzügen fand unser Stauferkaiser auch Zeit für die Förderung der Wissenschaften und Künste. Der hohe Minnesang darf bei der Geburtstagsfeier für unseren alten deutschen Kaiser Friedrich dem Zweiten keinesfalls fehlen. Sein Zeitgenosse Walther von der Vogelweise spielt uns daher nun sein schwermütiges Alterslied vor, um uns an die Vergänglichkeit der Dinge zu erinnern: https://www.youtube.com/watch?v=3PQaZTMx7Ig

„O Weh! Wohin entschwunden ist mir doch Jahr um Jahr?

War nur ein Traum mein Leben? Ach, oder ist es wahr?

Was ich als wirklich wähnte, wars nur ein Traumgesicht?

So hätt ich denn geschlafen und wüßt es selber nicht?

Nun bin ich wach geworden und mir blieb unbekannt,

Was mir zuvor vertraut war wie diese jener Hand.

Und Leut und Land, darin ich von Kindheit an erzogen,

Sind mir so fremd geworden, als war es schier erlogen.

Die mir Gespielen waren, sind heute träg und alt,

Umbrochen ist der Acker, geforstet ist der Wald.

Wenn nicht genau wie einstmals noch heut das Wasser flösse,

Fürwahr, ich wähnte wirklich, daß Unglück mich umschlösse.

Mich grüßet lauwarm mancher, der sonst mich gut gekannt,

Die Welt ist voller Ungnad und fiel aus Rand und Band.

Mit Schmerz denk ich an manchen so wonnevollen Tag,

Der spurlos mir zerronnen als wie ins Meer ein Schlag:

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, wie sich gehaben die jungen Leute nun,

Wie sind sie voller Kleinmut und wie verzagt sie tun!

Sie wissen nur von Sorgen, doch warum tun sie so?

Wohin den Blick ich wende, ich sehe keinen froh.

Das Tanzen, Lachen, Singen verging in Not und Leid,

Nie hört ich Christen klagen ob solcher Jammerzeit.

Seht an den Schmuck der Frauen, der einst so zierlich stand,

Selbst stolze Ritter tragen ein bäurisches Gewand.

Jüngst sind uns Unglücksbriefe von Rom zuhand gekommen:

Man gab uns Recht auf Trauern, die Freude ward genommen.

Nun schmerzt michs tief – wir lebten dereinst so freudenvoll –

Daß ich mein lustig Lachen in Tränen tauschen soll.

Die Vögel unterm Himmel betrübt selbst unsre Not:

Was Wunder, wenns mich selber betrübt bis in den Tod?

Ich dummer Mann, was sprech ich im Zorn manch unnütz Wort?

Wer Erdenwonnen nachgeht, verscherzt die andern dort

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, man hat vergiftet uns mit der Süßigkeit,

Im Honig seh ich schweben die Galle allezeit.

Die Welt ist außen lieblich, ist weiß und grün und rot,

Doch innen schwarz von Farbe und finster wie der Tod.

Wen sie verführt, verleitet, der suche Trost und Heil,

Ihm wird für kleine Buße Verzeihung noch zuteil.

Daran gedenkt, o Ritter, auf daß es euch gelinge,

Ihr tragt die hellen Helme, tragt Panzer, Kettenringe,

Dazu den Schild, den festen, und das geweihte Schwert;

Wollt Gott, ich selber wäre solch eines Sieges wert!

So wollt ich armer Sünder verdienen reichen Sold,

Nicht mein ich Hufen Landes, nicht mein ich Fürstengold:

Des ewgen Lebens Krone, die wollt ich selig tragen,

Die leicht ein Söldner könnte mit seinem Speer erjagen.

Könnt ich die selge Reise doch wagen über See,

So wollt ich jubelnd singen und nimmermehr o weh –

Für ewig nicht, o weh!“

Mehr über unseren Stauferkaiser weiß unser Geschichtsforscher Franz Kampers in seinem Buch „Kaiser Friedrich II. – Der Wegbereiter der Renaissance“ zu berichten und darin hören wir von der Ausgestaltung des Kaisertums durch unseren Staufer:

„Dieser Kaiser, dessen sizilische Untertanen ihn als leibhaftigen unbedingten Herrn schalten sahen und ihn – nach der harten Schule der despotischen Herrschaft der Byzantiner und Araber – auch als einen solchen anerkannten, nahm gern von Byzanz die äußeren Zeichen der knechtischen Huldigung seiner hochthronenden Majestät. Auch dem Staufer nahte man sich in der in der Kaiserstadt am Bosporus üblichen Proskynese zum Fußkuß. Das Volk verharrte in Prosternation, wenn sich der Kaiser zeigte. Dieser blieb in erhabenem Schweigen im Hintergrund. Auf seinen Wink teilte der Logothet – der Setzer der Worte, der Mund des Kaisers – den kaiserlichen Willen als Orakel unter Glockengeläute mit. Ein solcher römischer Kaiser mußte das, wozu auch die Politik des sechsten Heinrich schließlich geführt hätte, vollenden! Er mußte das Kaisertum wieder zu einer italienischen Angelegenheit machen und den Schwerpunkt des Reiches nach Rom verlegen. Italien ist für Friedrich der „Sitz des Imperium“. Stadtrömer aus dem Geblüte des Romulus, so will er, sollen Gesamtitalien wieder regieren. Sein Kaisertum verdichtet sich immer mehr auf das alte „Haupt der Welt“. Er betont, daß das Kaisertum von Rom den Namen habe. Roma, „das Haupt aller Städte, hat durch den Sitz des Kaisertums die Macht über alles staatliche Wesen erlangt.“ Den Römern, die ihn zum Kaiser wählten, fühlt er sich menschlich nahe. Er nennt sich „Mitrömer“. Roma ist ihm die geistige Mutter. Der nach dem Siege bei Cortenuova geborene Sohn, dem, „unter glücklichem Stern empfangen, solche Triumphe als Vorzeichen bei seiner Geburt vorangingen,“ soll nach des Vaters Wort „dem in den alten Rechtswahrzeichen, den Fasces (Romas) erneuerten Imperium die Kraft des ersehnten Friedens und der begehrten Gerechtigkeit verbürgen.“ Nach jenem Siege über das stolze Mailand sendet er, wie ein antiker Imperator, den Fahnenwagen der verhaßten Stadt nach Rom, damit er auf dem Kapitol Aufstellung finde. In einem Schreiben bemerkt er dazu: „Die übermächtige Vernunft, welche dem Könige gebietet“ – die Fortuna Caesarea – „macht es Uns zur Pflicht, den Glanz der Stadt zu erhöhen, den durch die Glorie von Triumphen die Ahnen zu steigern glaubten.“ Der Sieg bei Cortenuova wird hier ein „römischer Sieg“ genannt. „Eueren Titeln schreiben wir zu, was immer wir seither unter günstigen Auspizien vollführten, da wir uns mit dem Ruhme des glorreichen Ausgangs zurückwenden zu der Stadt, die wir (als Knabe) mit der Bängnis zweifelhaften Geschicks verließen.“ Rom sah wieder eine antike Siegesfeier. Es beginnt die später häufig lächerlich wirkende „Sucht nach Trionfi, nach Lorbeer, nach persönlichem Ruhm und nach Verewigung des Menschen.“ Doch nur ein Schaustück für die Eigenliebe und Neugier der Römer war Friedrichs Triumph. Seine ideale Hauptstadt konnte er sich nicht erkämpfen. Friedrichs Romkult hat ihm selbst nicht genützt. Große geistige Wirkungen aber strahlten von ihm aus: Wegen des literarischen Ruhmes der Manifeste der kaiserlichen Kanzlei, in denen sich dieser Romkult ausspricht, wird er das Erbe des Humanismus…“

Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ sagt unser Kaiser Friedrich der Zweite einmal mehr dem Papsttum die Fehde an: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Es war, ohne Zweifel, viel Wahres darunter, denn Friedrichs oft in Grausamkeit ausartende Strenge, seine Leidenschaft, seine Herrschsucht hatten ihn oft über die Grenzen des Rechts und der Wahrheit hinweggerissen; allein wie Alles in dem Härtesten und gehässigsten Lichte dargestellt war, so waren auch unerwiesene Beschuldigungen als gewiß mit ausgeführt, wie zum Beispiel die, daß Friedrich den Herzog Ludwig von Bayern durch die Hand von Assassinen habe morden lassen. Der Schluß der Bulle lautete so: „Wegen dieser und anderer fluchwürdigen Missetaten erklären Wir, nach sorgfältiger Beratung mit Unsern Brüdern, den Kardinälen, und dem heiligen Konzilium, jenen Fürsten, der sich des Kaisertums und seiner Königreiche unwürdig gemacht hat, der seiner Verbrechen halber von Gott verworfen ist, aller seiner Ehren und Würden beraubt und entsetzt. Alle, die ihm durch den Eid der Treue verpflichtet sind, entbinden Wir für immer von demselben und gebieten aus apostolischer Vollmacht, daß ihm niemand ferner als einem Kaiser und König gehorche, und erklären Alle, die ihm mit Rat und Hilfe beistehen möchten, als selbst in den Kirchenbann verfallen. In Deutschland mögen die, welchen die Wahl eines Kaisers zu steht, einen andern erwählen; über das Königreich Sizilien werden wir selbst das Nötige festsetzen.“ Bei diesem harten Spruche, der, wie Matthäus Paris sagt, gleich einem schmetternden Blitze die Hörenden erschreckte, schlugen die kaiserlichen Gesandten an ihre Brust und vergossen Tränen, und Thaddäus von Suessa rief: „Dies ist ein Tag des Zornes, ein Tag der Trauer und des Elends! Nun werden sich freuen die Ketzer, die Cbowaresmier werden herrschen und die Mongolen hereinbrechen!“ Aber Innozenz sprach: „Ich habe das Meinige getan, Gott möge das Weitere lenken nach seinem Willen!“ Hierauf wurde „Herr Gott, dich loben wir“ angestimmt und nach dessen Beendigung senkten Innozenz und die Prälaten Fackeln zur Erde, daß sie erlöschten, und warfen sie aus den Boden. Der Urteilsspruch wurde sogleich niedergeschrieben und mit den Siegeln der anwesenden Prälaten versehen. Es war eine der verhängnisvollsten Tatsachen, welche die Geschichte kennt, als eine Kirchenversammlung, die sich als die Vertreterin der ganzen Christenheit ansah, das weltliche Haupt derselben und sein Geschlecht mit dem Fluche belegte und des Thrones entsetzte; der große Riß, welcher das Kaisertum von seiner Höhe als Schutzwehr der Kirche herabstürzte, war durch diesen Urteilsspruch vollzogen. Die Kardinäle bekamen rote Hüte zugeteilt, um des Blutzeugnisses eingedenk zu sein; Innozenz aber war so von seinem Rechte und seiner Pflicht überzeugt, daß er in seiner nachherigen Verteidigungsschrift gegen Friedrich den Ausspruch tut: „er sei bereit, was er getan, bis zum Tode zu vertreten, er und seine Brüder, die Kardinäle, würden den Kampf für die Sache Gottes und der Kirche bis zum letzten Atemzuge bestehen.“ Wäre der Kaiser Friedrich ein schwacher Charakter gewesen, so würde ihn der Spruch des Lyoner Konziliums sofort in Vernichtung gestürzt haben; aber noch stand er im Bewußtsein seiner Kraft und der reichen Mittel seiner Herrschaft aufrecht. Da ihm nach Turin die Nachricht seiner Absetzung gebracht wurde, geriet er in großen Zorn und rief aus: „Mich hat der Papst und seine Versammlung meiner Kronen zu berauben gewagt? Laßt doch sehen, ob sie wirklich verloren sind.“ Auf seinen Befehl wurden seine Kronen herbeigeholt, er ergriff eine und setzte sie aus sein Haupt. Mit erhobener Stimme und funkelnden Augen sprach er zu den versammelten Großen: „Noch habe ich meine Kronen und werde sie ohne blutigen Kampf an keinen Papst und keine Kirchenversammlung verlieren. Welcher Hochmut und welche steche Anmaßung, mich, den ersten Fürsten der Erde, dem keiner gleich steht, mit leeren Worten der Willkür von der kaiserlichen Höhe herabstürzen zu wollen! Aber wahrlich, meine Lage ist besser geworden, als sie war; der, welchem ich, wenn auch nicht Gehorsam, doch Verehrung schuldig war, hat sich so ungerecht und feindlich gezeigt, daß ich von aller Liebe und Ehrfurcht gegen ihn entbunden bin und ihn als Feind behandeln darf“, – Und in seinem Schreiben an alle Könige, Fürsten und Barone der Christenheit, welches er ergehen ließ, spricht er es nun ohne allen Rückhalt aus, wie er von der Weltherrschaft des römischen Stuhles denkt. Er warnt alle Fürsten vor dieser Herrschaft, welche bald, nachdem sie den Kaiser, das Haupt aller Herrscher, der seine Majestät allein von Gott habe, unter ihre Füße werde gebracht haben, auch der übrigen weltlichen und geistlichen Fürsten nicht schonen werde. Er schildert die weltlichen Güter, welche die Kirche erworben habe, als die Quelle ihres Verderbens, weshalb es ein Werk der Liebe sei, sie wieder aus ihre ursprüngliche Einfachheit zurückzubringen. Dazu müßten alle Könige und Fürsten mithelfen, statt ihre Länder ausplündern zu lassen, um Rom reich zu machen, Rom, welches, je freigebiger sie ihre Hände auftäten, um so begieriger, nicht bloß nach den Händen, sondern auch nach den Ellenbogen greise. Sein Amt sei es jetzt, für die Freiheit Aller zu kämpfen, wenn auch die Übrigen fortschliefen, als würde die Feuersbrunst, deren Flammen über dem Erdball zusammenschlügen, ihr Häuflein nicht erreichen. Und wenn er, der Vorkämpfer, auch unterliege, so bleibe ihm doch bei der Mit- und Nachwelt der Ruhm des Widerstandes. Die Antwort des Papstes spricht mit gleicher Sicherheit die Überzeugung von der Richtigkeit seines Standpunktes als eines Richters über alles Irdische, auch das Höchste, aus. „Nicht bloß eine priesterliche, auch eine königliche Herrschaft gründete Christus und gab dem heiligen Petrus zugleich die Zügel des irdischen und des himmlischen Reiches, wie durch die Mehrheit der Schlüssel augenscheinlich aus gedrückt ist. Auch die Gewalt des Schwertes ist bei der Kirche und stammt von ihr; sie gibt es dem Kaiser bei seiner Krönung; wenn er aber statt des Unkrautes die gesunden Zweige abhaut, so ist es nicht Anmaßung, sondern milde Strenge der Kirche, ihm das Schwert wieder zu nehmen, mit welchem er sich und die Welt töricht zu Grunde richtet.“ …“

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