Herzog Widukind von Sachsen

Man findet bei ihnen keine Priester wie die Druiden und auch keinen besonderen Hang zum Opferdienst. Als Götter verehren sie nur die Sonne, Vulkan (das heißt das Feuer) und den Mond, die sie sehen und deren offenbaren Einfluss sie wahrnehmen. Die übrigen Götter kennen Sie auch nicht dem Namen nach.“

Berichtet unser möglicher Erschaffer Julius Cäsar in seinen Kommentaren zum Gallischen Krieg über den Glauben unserer Altvorderen. Wir erkennen daran, um was für eine Verschlechterung es sich bei der Einführung des Christentums in Deutschland handelte. Dieser morgenländischen Verderbnis erlagen nach und nach alle unsere deutschen Stämme – Goten, Wandalen, Bayern, Schwaben und Franken. Nur einer widerstand, nämlich unsere Sachsen. Und so kam es im achten Jahrhundert zum Kampf mit den Franken, welche die Pfaffen zum Bruderkrieg antrieben. Der Führer der Franken dabei war Karl der Große, während an der Spitze der Sachsen Herzog Widukind stand. Von 772 bis 804 tobte der Kampf und endete leider mit der Niederlage der Sachsen. Die bedeutendsten Schlachten wurden 782 am Süntel und 783 an der Grotenburg und an der Hase geschlagen. In den ersten beiden trug unser Herzog Widukind den Sieg davon, in der letzteren erlitt er aber eine schwere Niederlage. Gedenken wollen wir seiner aber trotzdem. Um 750 ist unser Herzog Widukind wohl geboren und dürfte bis 807 gelebt haben. Seine Herzensdame Geva von Norwegen führte er 773 zum Traualtar. Sie schenkte ihm den Sohn Wigbert und die Tochter Gisela. Seine Nachfahrin war Mathilde von Westfalen, die Mutter Ottos des Großen. Bei unserem Geschichtsforscher Wilhelm Diekamp in „Widukind, der Sachsenführer, nach Geschichte und Sage“ scheint unser Reichsgründer Karl der Große in Sachsen nunmehr am Ziel zu sein: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11371768_00005.html

So schien die Unterwerfung der östlichen Stämme gesichert, und offenbar lag es im Plane Karls, auch die Westfalen völlig zu beugen. Aber diese hatten unterdessen die fränkische Abteilung auf dem linken Weserufer, die wie Karl den Fluss hinabgezogen war und bei Lidbach oder Hlidbeki, dem heutigen Lübbecke, ein Lager aufgeworfen hatte, überfallen, indem sie sich mit Franken, die vom Futterholen heimkehrten, in’s Lager schlichen und nach Einbruch der Nacht unter den Schlaftrunkenen ein großes Blutbad anrichteten. Doch sollen nach dem Berichte der Annalen die Franken nach Abschluss eines Abkommens – „quod inter eos in tali necessitate fieri poterat“, – sie glücklich vertrieben haben. Auf die Nachricht hiervon eilte Karl herbei, griff die Westfalen an, die wohl auf den Vertrag bauend, sorglos den Rückweg angetreten hatten, und zwang auch sie zur Stellung von Geiseln!). Fast alle neueren Historiker stimmen darin überein, dass Widukind bei diesem Überfalle des fränkischen Heeres eine bedeutsame Rolle gespielt, und es lässt sich nicht leugnen, dass die Umstände es höchst wahrscheinlich machen, wenn auch bei dem gänzlichen Schweigen der Quellen keine Sicherheit zu erlangen ist. Gerade in diesem Jahre treten auch die hervorragenden Führer der Ostfalen und Engern hervor; gerade auf jenen Überfall scheint die Bezeichnung „facinus“, die Einhard auch auf die Süntelschlacht anwendet, besonders zu passen; auch die Art und Weise desselben, die gelungene List, der kühne Angriff sollen die Person Widukinds durchblicken lassen. Aber wir werden dann wohl festzustellen haben, dass er noch vor der Unterwerfung der Westfalen sich gerettet, dass er sich nicht mit den andern zur Treue verpflichtet, da den Vorwurf der Treulosigkeit niemand gegen ihn erhoben; andererseits aber erscheint die Ansicht, die von Wersebe (Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra) aufstellt, er sei schon damals nach Dänemark entflohen, nicht begründet. Wollen wir aber annehmen, daß Widukind auch jetzt noch nicht in den Streit eingetreten sei, so möchte seine Teilnahme an den Kämpfen des Jahres 776 doch wohl zweifellos sein. Wie Karl dem Anscheine nach sich nicht gebunden gehalten hatte durch den von seinen Unterfeldherrn geschlossenen Vertrag, so erneuerten auch, während der König in Italien weilte, die Sachsen, wenigstens die Eingesessenen der südlichen Gaue Westfalens und Engerns, die ja zunächst bedroht am heftigsten Widerstand leisten mussten, trotz der gelobten Unterwerfung den Krieg. Wieder drehte sich der Kampf um die befestigten Plätze Eresburg und Sigiburg, die Karl 775 besetzt hatte. „Permala ingenia et iniqua placita“, wie die Jahrbücher des Laurentius des Älteren berichten, fiel die Eresburg und wurde zerstört. Dagegen missglückte der Versuch, Sigiburg durch Verrat oder Belagerung zu nehmen. Bis zur Lippe wurden die Sachsen von den Franken, die einen glücklichen Ausfall machten, verfolgt; dort wurden Verschanzungen aufgeworfen, aber noch vor der Vollendung derselben nahte Karl mit einem großen Heere und rückte siegreich bis zu den Quellen der Lippe vor. „Ex omni parte“ kamen die Sachsen dorthin; aber es genügte Karl nicht mehr die Stellung der Geiseln und das einfache Treugelöbnis: „reddiderunt patriam per wadium omnes manibus eorum“, und die „maiores natu“, wie die Jahrbücher des Petaviani sagen, hafteten mit ihrem Eide für die Treue. Eresburg wurde wieder befestigt und eine neue Burg angelegt an der Lippe; dort ließen sich die Sachsen mit Weib und Kind in großen Scharen – eine „inumerabilis multitudo“ – taufen. Das Land schien beruhigt, das Christentum begründet, so dass Karl daran denken konnte, mitten im Sachsenlande den Reichstag abzuhalten. Schon schien es eine Provinz des fränkischen Reiches zu sein, Rebellen deshalb, die dem Könige nicht Gehorsam leisteten. Wieder ließen viele sich taufen; sie erklärten Freiheit und Besitz bei erneutem Abfall für verwirkt…“

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