Die Panzerschlacht von Sollum

„Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir keine Beispiele von Marathon. Friedrich der Große schlug bei Leuthen mit etwa 30,000 Mann 80,000 Österreicher, bei Roßbach mit 25,000 Mann einige 50,000 Mann Verbündete; das sind aber auch die einzigen Beispiele eines gegen den doppelt und mehr als doppelt so starken Feind errungenen Sieges.“ (Carl von Clausewitz)

Die Schlacht von Sollum ist ein weiteres Beispiel für den Sieg über eine doppelte Übermacht. Erfochten hat diesen 1941 unser deutsches Afrikakorps mit 13,000 Mann über 25,000 englische Kriegsknechte. Unser Feldmarschall Erwin Rommel zählt damit zu den großen Feldherren der Kriegsgeschichte. Die Engländer kamen zwar mit 1000 Mann Verlust recht glimpflich davon, verloren aber 220 Panzer, wogegen unser deutsches Afrikakorps nur 25 Panzer einbüßte. Unser Rommel ist übrigens davon überzeugt, daß es möglich gewesen wäre, die Engländer einzukesseln, wenn seine Befehlshaber besser mitgedacht hätten… „Krieg ohne Haß. Afrikanische Memoiren“ heißt das Panzerbuch von unserem Rommel, aus dem wir Panzertiere heute ein wenig vorlesen wollen; und darin macht er sich nun ein paar strategisch-taktische Gedanken über die Kriegführung im Mittelmeerraum gegen die Engländer:

„Darüber hinaus bin ich der Meinung, daß es vorteilhafter gewesen wäre, die Finger von Griechenland zu lassen und statt dessen einen Schwerpunkt in Nordafrika zu bilden und die Briten hier aus dem Mittelmeerraum zu vertreiben. Die Luftwaffe, die man in Griechenland einsetzte, hätte man zum Schutz der Geleite nach Afrika konzentrieren und alle Möglichkeiten restlos ausschöpfen müssen, Tonnageraum im Mittelmeer zu gewinnen. Starke deutsche motorisierte Verbände in Nordafrika hätten dann die gesamte in britischem Besitz befindliche Mittelmeerküste besetzen und damit Südosteuropa isolieren können. Griechenland, Jugoslawien und Kreta wären gezwungen gewesen, von selbst klein beizugeben, da eine Versorgung oder Unterstützung durch das Empire dann unmöglich gewesen wäre. Die Verluste, mit denen wir nicht nur unsere Ziele in Südosteuropa erreicht, sondern uns den Mittelmeerraum und den Nahen Osten als Öllieferant und als Angriffsbasis auf Rußland gesichert hätten, wären nicht viel größer gewesen als die Opfer, die wir während des Sommers in Griechenland, Jugoslawien, Kreta und Nordafrika erlitten haben. Aber man besaß oben Hemmungen, größere Aktionen auf einem Kriegsschauplatz zu starten, der über das Wasser versorgt. werden mußte, und man wehrte sich in den Kreisen, die veraltete Ansichten hochhielten, auch später mit Händen und Füßen dagegen. Auf dem Vorstoß durch die Cyrenaica sammeln ich die hauptsächlichen Erfahrungen, die zur Grundlage meiner späteren Maßnahmen wurden. Ich hatte gleich Erhebliches verlangt, viel mehr, als man erfahrungsgemäß verlangen konnte, und mir dadurch meine eigenen Maßstäbe geschaffen. Man wird immer wieder feststellen können, daß Erfahrungsnormen kaum Durchschnittsleistungen ausdrücken. Man darf sich deshalb auf keinen Fall mit ihnen abfinden. Die Briten waren über unsere wahre Stärke getäuscht worden. Sie hatten das Klügste getan, was man hätte tun können, wenn man tatsächlich von einem so starken Gegner, wie es den Briten schien, angegriffen worden wäre. Sie hatten mit ihrer verhältnismäßig schwachen Fronttruppe vor Agedabia keine entscheidende Schlacht angenommen, sondern waren ausgewichen, um ihre Kräfte zu konzentrieren. Die Eroberung von el Mechili war ein Handstreich, und der Gegner rechnete wohl nicht, daß wir erstens über Ben-Ganina fahren und zweitens so schnell bei El-Mechili auftauchen werden. So wurden die Briten überrascht, außerdem auch hier durch Staubwolken, die absichtlich aufgewirbelt wurden, über unsere wahre Stärke getäuscht. Gleicherweise rechnete der Rest des Feindes, der in der Cyrenaica verblieben war, wohl nicht mit einem so schnellen Durchstoß meiner Verbände nach Derna. Diese Erfolge waren also in erster Linie unserer Schnelligkeit zu verdanken. Es ist interessant, daß die Briten ungefähr ein Jahr später den Fehler machten, bei Agedabia mit Teilkräften eine Schlacht anzunehmen. Offensichtlich beabsichtigte Wavell nunmehr, die Festung Tobruk weiterhin zu halten und über See zu versorgen, falls unsere ersten Angriffe scheitern sollten. Es war mir klar, daß wir in eine taktisch und strategisch sehr mißliche Lage gedrängt werden, falls wir Tobruk nicht stürmen könnten, die sich besonders im Fall eines britischen Angriffes an der Sollumfront auswirken mußte. Entweder, dachte wohl der britische Führer, gehen wir deshalb auf die Höhe der Festung Tobruk zurück, dann hätte sich die britische Führung in der Abwehr immer auf die starke Festung stützen können, oder wir halten weiterhin bei Sollum und sind damit von allen Seiten her bedroht und unsere weiteren Angriffe werden auf Tobruk abgelenkt. Tatsächlich wird im folgenden offenbar werden, welche schwerwiegenden Beschränkungen der deutsch-italienischen Führung durch diese Position auferlegt wurden…“

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