Kaiser Friedrich der Erste, genant Rotbart

„Friedrich war in dem kräftigen Mannesalter von 31 Jahren und die Natur hatte ein solches Gleichmaß der körperlichen und geistigen Kräfte in ihn gelegt, daß er nach menschlicher Voraussicht eine lange Laufbahn für sein nach großen Taten verlangendes Streben vor sich sehen durfte; und diese Erwartung hat ihn nicht betrogen; er hat 39 Jahre lang das königliche und 36 das kaiserliche Szepter geführt, und es sind wenige unter unsern Herrschern, deren Leben so reich an Taten und großartigen Schicksalen gewesen wäre, als das Friedrichs I. Und vorherrschend darf bei der Betrachtung desselben die Bewunderung seines starken, ritterlichen Herrschersinnes sein, wenn wir auch nicht immer die Richtung, welche seine Bestrebungen nahmen, als heilsam für Deutschland, billigen können. Sein Leben vom Jünglings bis zum Greisenalter ist einer großartigen Heldendichtung zu vergleichen, welche mit einem begeisterten Aufschwunge anhebt und endigt; denn in dem Kreuzzuge mit seinem Oheim, zu welchem ihn Begeisterung, gegen den Willen seines Vaters, trieb, sah er zuerst das Leben in seinen außerordentlichsten Erscheinungen, in den fremdartigen Gestalten des Morgenlandes, und unter so bedeutungsvollen Ausgaben und drohenden Gefahren, daß sich die volle Manneskraft daran entwickeln mußte; die selbe Stimmung des Gemütes, die den Jüngling nach dem heiligen Lande geführt hatte, leitete auch den Schritt des noch jugendlich fühlenden Greises denselben Pfaden zu, deren außerordentliche Eindrücke ein langes, wechselvolles Leben nicht hatte verwischen können. In der Mitte zwischen diesen beiden glänzenden Punkten aber entwickelt sich ein Schauspiel, welches keinen Raum für das Gemeine und Alltägliche darbietet, sondern immer, bei allen Wechselfällen des Lebens und bei aller Gewalt der Leidenschaften, die in der Weise jener Zeiten lag, das Gepräge eines kräftigen, großsinnigen und heldenmütigen Charakters an sich trägt.“ (Friedrich Kohlrausch)

Anläßlich seines heutigen Heimganges im Jahre 1190 wollen wir unserem alten deutschen Kaiser Friedrich Rotbart aus dem Hause der Staufer gedenken. Von 1152 bis 1190 regierte er unser altes deutsches Reich und dieses erreichte unter ihm einen weiteren Gipfel seiner Macht. Abgesehen von einem Feldzug gegen Polen 1157 konnte er sein Augenmerk auf Italien richten, wohin er sechs Heerfahrten unternahm und anfangs mit großem Erfolg den Übermut der Päpste und der lombardischen Städte dämpfe. Allerdings wandte sich das treulose Glück später von ihm ab und so mußte er einem Vergleich mit seinen Widersachern zustimmen. Es gelang ihm aber, seinen Sohn und Erben – den späteren Kaiser Heinrich VI. – mit der Erbin des normannischen Königreichs Sizilien zu vermählen, wodurch seine Widersacher gleichsam in der Zange saßen. Seine Ehe mit der Grafentochter Beatrix von Burgund, die 1156 zu Würzburg geschlossen wurde, entsprangen die Söhne Friedrich, Heinrich, Otto, Konrad und Philipp. Das Kaiserpaar hatte zwar noch mehr Kinder, jedoch starben diese bereits in der Kindheit. Mit dem Privilegium Minus erschuf er das Herzogtum Österreich, um das bayrische Stammesherzogtum zu verkleinern. Ebenso zerschlug er das Stammesherzogtum Sachsen, nachdem dessen Inhaber, Herzog Heinrich dem Löwen, seine Machtfülle gar zu sehr zu Kopf gestiegen war und dieser 1181 seiner Reichslehen enthoben werden mußte. 1189 brach er zum Kreuzzug auf und fand ein Jahr später den Tod in einem Fluß in Kleinasien… In Geschichte und Sage unseres Volkes lebte er aber fort und soll im Kyffhäuser wachen und dereinst wiederkehren. Die Hohenzollern nahmen 1871 bewußt auf ihn und die Staufer bezug, wovon das Denkmal für ihn und Kaiser Wilhelm I. am Kyffhäuser zeugt. Ein deutscher Kaiser braucht zu seinem Heimgang auch ein deutsches Requiem (gut, daß der Tondichter Johannes Brahms ein solches geschaffen hat): https://www.youtube.com/watch?v=D_dxlS87yrw Aufgeschrieben hat uns die Geschichte unseres Kaisers Friedrich sein Onkel, Otto von Freising. Aus seinem Geschichtswerk lesen wir wie unser Stauferkaiser den Streit um den Magdeburger Bischofsstuhl und um das Herzogtum Bayern geschlichtet hat:

„Um dieselbe Zeit schickte sich die Magdeburger Kirche, bekanntlich die Metropole von Sachsen, die ihren Hirten verloren hatte, zur Wahl an. Da die Wähler uneinig waren, indem die einen den Propst dieser Kirche Gerhard, die anderen ihren Dekan wählten, beschlossen sie, sich an den noch in Sachsen weilenden König zu wenden. Dieser bemühte sich zunächst mit allen Mitteln, Einigkeit und Frieden unter ihnen herzustellen ; da, ihm das aber nicht gelang, überredete er die eine Partei, nämlich den Dekan und seine Anhänger, den noch jugendlichen, aber vornehmen Bischof Wichmann von Zeitz zu wählen ; dann berief er diesen an den Hof und verlieh ihm die Regalien dieser Kirche. Der Hof vertritt nämlich die Ansicht und behauptet, ihm sei damals, als unter Heinrich V. im Streit zwischen königlicher und priesterlicher Gewalt um die Investitur der Bischöfe ein Abkommen geschlossen wurde, zugestanden worden, daß es nach dem Tode von Bischöfen bei zwiespältiger Wahl in der Entscheidung des Königs liege, nach Beratung mit seinen Fürsten einen Bischof einzusetzen, den er wolle, und daß kein Erwählter geweiht werden dürfe, bevor er aus seiner Hand die Regalien durch das Szepter empfangen habe. Nachdem der König in Sachsen alles aufs beste geordnet und alle Fürsten dieses Landes sich willfährig gemacht hatte, ging er nach Bayern und trug in Regensburg, der Hauptstadt des Herzogtums Bayern, am Tage der Apostel im Kloster Stankt Emmeram – die Domkirche war nämlich nebst einigen Gassen der Stadt abgebrannt – die Krone. Auf diesem Reichstag kehrten auch die an Papst Eugen nach Rom und den übrigen Städten Italiens abgeordneten Gesandten mit froher Botschaft zurück. Nachdem nun im eignen Reich alles nach seinen Wünschen geordnet war, beabsichtigte der König, seine Tüchtigkeit, die er im Inland bewiesen hatte, ins Ausland zu übertragen, und wollte den Ungarn den Krieg erklären und sie zur Anerkennung der höchsten Herrschaft zurückführen. Da ihm aber aus unbekannten Gründen die Fürsten ihre Zustimmung dazu versagten, konnte er sein Vorhaben damals nicht durchsetzen und verschob es auf günstigere Zeiten. Während im Reich alles glücklich vonstatten ging, bereitete es dem erlauchten Fürsten schwere Sorge, wie der Streit zwischen seinem Fleisch und Blut, den beiden Herzögen Heinrich, seinem Oheim, und dem Sohn seines Mutterbruders, ebenfalls Heinrich geheißen, um das Herzogtum Bayern ohne Blutvergießen beendigt werden könne. Es war nämlich dieser Heinrich der Sohn des ehemaligen Herzogs von Bayern, den, wie anderswo berichtet, König Konrad aus Bayern vertrieben und in Sachsen zu bleiben gezwungen hatte; sein Herzogtum hatte er zuerst Leopold, dem Sohne des Markgrafen Leopold, und dann dessen Bruder, diesem Heinrich verliehen. Um diesen Streit durch Urteil und Ratschlag zu schlichten, setzte er für beide einen Reichstag im Herbst, im Monat Oktober in Würzburg fest; während der eine, der Sohn des Herzogs Heinrich, dort erschien, blieb der andere aus und wurde wieder und wieder vorgeladen. Auf diesem Reichstag beklagten sich apulische Flüchtlinge, die Roger aus ihrer Heimat vertrieben hatte, unter Tränen und warfen sich jammernd dem König zu Füßen; darauf wurde um ihrer Bedrängnis willen und um die Kaiserkrone entgegenzunehmen ein Zug nach Italien in nicht ganz zwei Jahren beschworen…“

Bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch – der uns in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ einen Abriß der Regierung unseres Staufers gegeben hat – gerät unser Kaiser Friedrich der Erste nun mit dem Papsttum aneinander; wie es sich für einen deutschen Herrscher des Mittelalters gehört: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Wie die Macht der lombardischen Städte, und besonders Mailands, gestiegen war, ist wiederholt bemerkt worden; es gab wenige unabhängige Große mehr in der Lombardei; der Adel hatte sich in die Städte ziehen, oder doch mit ihnen verbünden müssen. Mailand gebot über ein nicht unansehnliches Gebiet unmittelbar, und mittelbar über die Kräfte der mit ihm verbündeten Städte, die den Zorn der mächtigen Stadt mehr fürchteten, als den des Kaisers. Und wie es seinen Freunden beizustehen im Stande war, zeigte Mailand gleich, nachdem der Kaiser im Jahre 1155 Italien verlassen hatte, an Tortona; es schickte den nach Zerstörung ihrer Stadt vertriebenen Einwohnern drei Geschenke: eine Posaune zur Wiederberufung des Volkes, eine weiße Fahne mit rotem Kreuze, welche die Befreiung von blutiger Verfolgung und Wiederkehr einer friedlichen Zeit andeuten sollte, und eine Fahne mit Sonne und Mond, zur Verkündigung, daß, wie der Mond von der Sonne, so Tortona von Mailand wieder Licht und Klarheit erhalten werde. Und wirklich stieg das zerstörte Tortona mit Hülse der Mailänder sehr schnell aus seinen Trümmern empor. Die kaiserlich gesinnten Städte Pavia und Lodi dagegen mußten die schwere Hand Mailands fühlen. Lodi sollte demselben Huldigung schwören; die Stadt erbot sich dazu, wenn nur dem Eide hinzugefügt werde: „unbeschadet der dem Kaiser geschworenen Treue.“ Dies wurde verweigert, und als nun die Mehrzahl der Bürger nicht schwören wollte, zogen die Mailänder mit Heeresmacht gegen die ihnen verhaßte Stadt und zerstörten sie von Grund aus. Sollte die Oberherrschaft des Kaisers in Norditalien nicht ganz zu Grunde gehen, so durfte solcher Übermut und solche Ungerechtigkeit nicht ungestraft bleiben. Auch mit dem Papste Hadrian häufte sich neuer Stoff des Unfriedens. Der Papst schloß, gegen Friedrichs Wunsch, Frieden mit dem Könige Wilhelm von Sizilien, dem Sohne Rogers, und erkannte ihn als Herrn von Unteritalien an, wodurch die Normänner wieder zu natürlichen Bundesgenossen des römischen Stuhles gemacht wurden. Friedrich seinerseits übte die kaiserlichen Rechte bei den geistlichen Wahlen nach den Regeln des Wormser Konkordats und kümmerte sich nicht um die Verzichtleistungen des Kaisers Lothar; er ließ die Wahlen in seiner wirksamen Gegenwart vornehmen und übte die Belehnung vor der Weihe. So war man von beiden Seiten unzufrieden, und in dieser Stimmung benutzte Hadrian einen besondern Vorfall, seinem Unmute Worte zu leihen. Aus der Rückreise von Italien nach seiner Heimat war der Erzbischof Eskyl von Lund in Schweden aus burgundischem Boden von einigen Rittern ausgeplündert und gefangen genommen worden und sollte ein Lösegeld für seine Befreiung zahlen. Als Hadrian dieses erfuhr, schickte er zwei Legaten, die Kardinale Bernhard und Roland, mit strafenden Schreiben nach Deutschland, „daß der Kaiser, über welchen noch so eben die Kirche eine Fülle von Ehre und Würden ausgegossen, dessen Hoheit sie in ihrem Busen genährt habe, das Schwert, welches ihm zum Schutze der Guten und zur Bestrafung der Bösen gegeben sei, so nachlässig gebrauche.“ Dieses Schreiben überreichten die Legaten aus dem glänzenden Reichstage zu Bisanz (Besancon), welchen Friedrich im Jahre 1157 hielt. Bei der Vorlesung des Schreibens erregte es den Unwillen des Kaisers und der Fürsten, daß darin von den Wohltaten, beneficiis, die der Kaiser von der Kirche empfangen habe, die Rede war, weil das lateinische Wort beneficium zugleich Lehen bedeutet; man glaubte, daß die Kaiserwürde als ein Lehen vom Papste angesehen werden solle. Es ward darüber gestritten und in der Wärme des Streites rief der stolze Kardinal Roland, (der nachmalige Papst Alexander III.), aus: „von wem hat denn der Kaiser das Reich, wenn nicht vom Papste?“ Auf diese Worte sprang der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, der das Reichsschwert trug, zornig auf und wollte dem Kardinal den Kopf spalten; der Kaiser aber trat dazwischen und beschwichtigte ihn, sandte aber die Legaten am andern Morgen in der Frühe aus Bisanz fort und erließ im ganzen Reiche ein Manifest gegen die Äußerung des Papstes, der die Selbstständigkeit des deutschen König- und Kaisertums angreife. Hadrian wiederum erließ ein Schreiben an die deutschen Bischöfe, in welchem er sich über den Kaiser beschwerte und sie aufforderte, denselben aus den rechten Weg zurückzuführen. Allein die Antwort der deutschen Prälaten entsprach der Erwartung des Papstes nicht; sie ist ein Beweis, welches Ansehn und welchen Einfluß der kräftige Kaiser sich aus alle Glieder des deutschen Reichskörpers zu verschaffen gewußt hatte. Sie schreiben, daß sie sich alle Mühe gegeben hätten, den Kaiser zu ermahnen, allein er habe ihnen die entschiedene Antwort gegeben: „Zwei Dinge sind es, nach welchen unser Reich regiert werden muß, die heiligen Gesetze der Kaiser und der gute Gebrauch unserer Vorfahren; die Grenzen wollen wir weder noch können wir überschreiten. Was davon abweicht, weisen wir von uns. Unserm Vater, dem Papste, erzeigen wir gern die schuldige Ehrerbietung, unsere freie Krone des Reiches aber schreiben wir allein der göttlichen Wohltat zu.“ Zum Schlusse bitten die Bischöfe den Papst, „er möge als ein guter Hirt den ausgebrachten Sinn seines Sohnes, des Kaisers, durch ein Schreiben besänftigen, welches durch seine Süßigkeit die Herbheit des ersten mildere.“ …“

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