Robert Schumann

Einer unserer großen deutschen Tondichter hat heute Geburtstag. Unser Robert Schumann wurde nämlich 1810 in Zwickau im Sachsenland geboren. Seit 1830 war er als freischaffender Tondichter im Land unterwegs und heiratete 1839 seine Herzensdame Clara Wieck. Das Paar hatte acht Kinder und als große Klavierspielerin half Clara ihrem Gatten gar sehr bei der Verbreitung seiner Kunst. Sinn und Zweck einer Tondichtergeburtstagsfeier ist es natürlich, dessen Werke zu in Erinnerung zu rufen. Sonst wäre unser Tun ja unsinnig. Die Nachtstücke Schumanns haben es mir angetan: https://www.youtube.com/watch?v=QOs40qQdTBA Ein berühmter Musikgelehrter namens Wilhelm Joseph von Wasielewski hat eine kleine Lebensbeschreibung unseres verehrten Herrn Tondichters geschrieben. Die ganz gut zu unserer heutigen Geburtstagsfeier paßt und darin geht es nun etwas weiter: http://www.zeno.org/Musik/M/Wasielewski,+Wilhelm+Joseph+von/Robert+Schumann

„Schumann trat die Reise am 11. Mai, wie er dem Freunde geschrieben, von Leipzig nach Heidelberg mit der Eilpost an. Ein günstiges Geschick hatte ihm als Reisegefährten Willibald Alexis (Dr. W. Häring), zugesellt. Beide wurden bekannt und fanden so großes Gefallen an einander, daß Schumann es sich nicht versagen konnte, den geistreichen Schriftsteller erst noch ein Stück den Rhein hinab zu begleiten, ehe er in die Arme seines Freundes eilte. Gegen Ende Mai langte Schumann in Heidelberg an, und nachdem er für einen guten Flügel gesorgt hatte, begann für die Freunde das schönste Leben. Gesteigert wurde der Reiz desselben, als Moritz Semmel inzwischen zum bacc. juris vorgerückt, bald darauf hinzukam, um in Heidelberg einige Zeit zu verweilen. Das „Blütenleben“, von dem Schumann das ganze Jahr vorher geträumt hatte, erfüllte sich, denn fast täglich wurden gemeinschaftliche kleine Ausflüge in die reizende Umgegend mittelst eines Einspänners gemacht. Auch größere Touren nach Baden-Baden, Worms, Speyer, Mannheim unternahm man, und erwähnenswert ist es dabei, daß solche Partien nie ohne eine sogenannte „stumme Klaviatur“ angetreten wurden, auf welcher Schumann unterwegs während des Gespräches fleißig Fingerübungen anstellte. Denn die Musik war seine Hauptbeschäftigung, ja geradezu sein Hauptstudium auch in Heidelberg, während die Jurisprudenz, für welche ihm der geistreiche Thibaut nicht einmal ein vorübergehendes Interesse einzuflößen vermochte, nahezu ausgeschlossen blieb. Wohl besuchte er mitunter das Pandecten-Colleg des Letzteren, allein es geschah mehr der Kuriosität und Thibauts, als der Erlangung juristischer Kenntnisse halber. Sogar an dem ersten Apparat, einem Kollegienhefte, einem juristischen Buche fehlte es, und nur mit unverkennbarem Widerwillen nahm Schumann Anteil an der Unterhaltung über Gegenstände der Rechtslehre. Mitteilenswert ist an dieser Stelle ein auf die Jurisprudenz bezügliches gemeinschaftliches Erlebnis der Freunde, da es das Naturell des jungen Musensohnes deutlich charakterisiert. Man kam aus einer Vorlesung Thibauts, in welcher derselbe namentlich von der, „pubertas“ gesprochen und insbesondere die Gründe erwähnt hatte, warum das weibliche Geschlecht nach dem Gesetze einiger Länder früher zur Volljährigkeit gelange, als das männliche. „Ein Junge von 18 Jahren“, sagte Thibaut ungefähr, „ist wie ein ungeleckter Bär und in jedem Falle ein Geschöpf, das noch nicht weiß, was es mit seinen Händen und Füßen anfangen soll. Tritt er in eine Gesellschaft ein, so gibt es nichts Linkischeres, als ihn. Gewiß hat er die Hände auf dem Rücken und sucht einen Tisch oder sonst ein Meuble in einer Ecke zu gewinnen, und sich auf diese Weise einigen Halt zu verschaffen. Dagegen ist ein junges Mädchen von achtzehn Jahren nicht nur das Delikateste, was man haben kann, sondern es ist dies auch schon eine ganz verständige Person, die mit dem Strickstrumpfe in der Hand mitten in der Gesellschaft sitzt, und an der Unterhaltung Teil zu nehmen berechtigt und befähigt ist. Da haben Sie, meine Herren, ganz einfach den Grund, warum die frühere Reise des weiblichen Geschlechts auch gesetzliche Anerkennung findet.“ – „Es ist ganz schön“, meinte Schumann hinterher, „daß Thibaut seine Vorträge auf solche Weise würzt; es tut dies aber auch not, denn trocken und ungenießbar genug ist seine Wissenschaft. Aber trotz aller seiner Ausschmückungen kann ich ihr keinen Geschmack abgewinnen; ich verstehe sie nicht. Umgekehrt versteht wieder Mancher nicht die Sprache der Musik! Ihr aber (seine Freunde meinend) versteht sie doch in Etwas, und ich will euch deshalb etwas von ihr erzählen.“ Dabei setzte Schumann sich an seinen Flügel, nahm Webers „Aufforderung zum Tanze“ zur Hand und trug sie vor. „Jetzt spricht sie“, sagte er, „das ist der Liebe Kosen; jetzt spricht Er“, fuhr er fort, „das ist des Mannes ernste Stimme.“ „Jetzt sprechen sie beide zugleich“, interpretierte Schumann während des Spielens weiter, »und deutlich höre ich auch, was beide Liebende sich sagen. Ist das nicht alles schöner, als was eine Jurisprudenz je herauszubringen vermag?“ Schumann verhehlte, wie man sieht, durchaus nicht die ihm eigene tief eingewurzelte Abneigung gegen das Rechtsstudium und man könnte nichts dawider einwenden, wenn nicht zugleich damit eine auffallende Vernachläßigung seines Fachstudiums verbunden gewesen wäre. So aber lebte er, wie man zu sagen pflegt, „etwas in den Tag hinein“ ohne sich Rechenschaft von seinem Tun und Lassen zu geben, ohne an die Folgen zu denken. Moritz Semmel hielt es, als Freund und naher Verwandter Schumanns, um so mehr für seine Pflicht, ihn dringend darauf hinzuweisen, daß, wenn er sich der juristischen Laufbahn wirklich noch widmen wolle, es hohe Zeit sei Alles zu tun, um zum Ziele zu gelangen; wenn aber dieses Studium, wie es augenscheinlich sei, seinen Neigungen nicht entspreche, so möge er offen seinem inneren Beruf, nämlich der Kunst folgen. Eine solche ernste und dringende Mahnung erschien um so nötiger, als das Vermögen, was ihm sein Vater hinterlassen, keineswegs von solcher Bedeutung war, daß er von dessen Erträgnissen hätte leben können. Vielmehr war ein baldiges Aufzehren des Kapitals um so sicherer vorauszusehen, als Schumann in dem elterlichen Hause schon an Bedürfnisse gewöhnt war, auf die zu verzichten ihm sicher sehr schwer, wenn nicht unmöglich geworden wäre. Trotz dieser ernsten, wohlgemeinten Vorstellung, trotz der Vorliebe und dem klar ausgesprochenen Berufe für die Kunst, gelangte Schumann immer noch nicht zu dem festen Entschlusse, sich der Musik, in der er bereits lebte und webte, förmlich zu widmen. Die Pietät gegen seine Mutter veranlaßte ihn vielmehr, bei dem Vorsatze, Jurisprudenz zu studieren, einstweilen noch zu beharren…“

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