Johannes Müller, genannt Regiomontanus

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Getreu diesem Gebot von unserem alten Preußenkönig bringen wir Panzertiere euch nicht nur Kunde von Schlacht und Kampf, sondern widmen uns auch der Pflege von unserer wahren deutschen Kunst und Kultur. Dazu gehören natürlich auch die Wissenschaften und so wollen wir heute den Geburtstag von unserem Sternenforscher, Rechenkünstler und Mechaniker Johannes Müller feiern. Besser bekannt ist dieser unter seinem lateinischen Gelehrtennamen Regiomontanus, den er sich zu Ehren seiner Vaterstadt Königsberg (in Franken) gab. Dort wurde er 1436 als Sohn eines Müllers geboren. Seine überragende geistige Begabung wurde früh erkannt und bereits mit zwölf Jahren begann er sein Studium an der Leipziger Hochschule. Die Denkerei, Naturwissenschaft und alten Sprachen waren seine Fächer. In Wien wurde unser Regiomontanus mit 15 der Schüler Georg von Peuerbachs. Er wurde dessen Gehilfe und ging mit ihm nach Italien. Dort übersetzte er viele altgriechische Rechenkünstler und folgte dann seinem Lehrer Peuerbach an der Wiener Universität nach. Matthias Rabe, der mächtige König von Ungarn, rief unseren Regiomontanus an seinen Hof. Bis 1471 lehrte und forschte unser Naturwissenschaftler in Ungarn und verlegte dann seinen Wohnsitz nach Nürnberg. Hier eröffnete unser Regiomontanus eine Druckerei und gab die naturwissenschaftlichen Klassiker und seine eigenen Werke heraus. Verderblich wurde ihm seine zweite Italienreise, die unser Regiomontanus 1475 antrat. Die Pest oder Gift beendeten dort sein Leben… „Ein neuer Kalender von allerlei Arznei durch die sieben Planeten“, „Fundamenta operationum, quae fiunt per tabulam generalem“, „Epytoma Joannis De monte regio in almagestum Ptolemaei“, „Commentariolum singulare contra traductionem Jacobi Angeli Florentini“, „De triangulis omnimodis“, „De recti ac curvi commensuratione“, „De cometae magnitudine, longitudineque ac de loco ejus vero problemata“, „De motu octavae sphaerae contra Thebit suosque sectatores“, „Epistola ad cardinalem Bessarionem de compositione et usu cujusdam meteoroscopii armillaris“; „Problemata 29 Sapheae“, „Algorithmus demonstratus“ oder „Compositio tabularum sinuum“ lauten die Namen seiner wichtigsten Werke. Einen Geschichtsschreiber fand unser Naturwissenschaftler in unserem Alexander Ziegler. „Regiomontanus, Johannes Müller aus Königsberg in Franken, ein geistiger Vorläufer des Columbus“ nannte er sein Werk und darin kommen wir zum Wirken unseres Regiomontanus in Nürnberg: https://archive.org/details/regiomontanusjoh00zieguoft

„Nach siebenjährigem Aufenthalt in Italien kehrte daher Regiomontanus mit vielen Handschriften und literarischen Schätzen versehen nach Wien zurück und verwaltete daselbst bis zum Jahr 1468 sein Amt als Professor der Mathematik und Astronomie, das ihm schon nach Peurbachs Tode übertragen worden war. Im Jahre 1468 wurde Regiomontanus an den Hof des geistreichen Matthias Corvinus, des Freundes und Beförderers mathematischer Studien, nach Ungarn berufen, um von den überall in Griechenland zusammengekauften Handschriften eine Bibliothek in Ofen anzulegen. In dem Zeitraum von zwei Jahren hatte er sich dieser Aufgabe nicht nur zur Zufriedenheit des Königs entledigt und dafür ein Ehrenkleid, 800 Gulden und die Verheißung eines Gehaltes auf Lebenszeit erhaltent, sondern auch, wie Doppelmayr angibt, die Tabulae primi mobilis für den König, die verbesserten Tabulae Directionum perfectionumque (astrologischen Inhalts), sowie ein und zwanzig Problemata über das Torquetum für den Erzbischof von Gran ausgearbeitet. Der böhmischen Unruhen wegen, in welche schon nach wenigen Jahren sein königlicher Freund und Gönner, der kriegerische Matthias Corvinus mit Podiebrad von Böhmen verwickelt wurde, verließ Regiomontanus Ungarn und erkor sich nicht, wie es allgemein heißt, im Frühjahre, sondern im Herbste 1471 – Nürnberg zum Aufenthalt. Die dem Meister Johann von Königsberg, Astronomo, gegebene Erlaubnis, in Nürnberg zu bleiben, datiert wenigstens vom Freitag den 29. November 1471. Nach einem fast vierjährigen Aufenthalt in Nürnberg, auf den wir sogleich ausführlicher zurückkommen werden, war das Aufsehen, welches die in Nürnberg publizierten Ephemeriden gleich nach ihrem Erscheinen erregten, so groß, daß Regiomontanus durch Papst Sixtus IV. das Bistum von Regensburg übertragen und er somit zum Bischof von Regensburg ernannt, zugleich aber durch ein eigenhändiges Schreiben des Papstes beauftragt wurde, vor Übernahme des Amtes nach Rom zu kommen, um dort eine Reform des Kalenders zu begründen resp. auszuführen. Im Juli des Jahres 1475 – die letzte von ihm in Nürnberg angestellte Beobachtung datiert vom 28. Juli 1475 verließ Regiomontanus Nürnberg, reiste nach Italien und starb, kaum 40 Jahre alt, am 6. Juli 1476 an der Pest, oder der Sage nach durch griechisches Gift, welches ihm die Söhne des Georg von Trapezunt für die Beschimpfung ihres Vaters, in dessen Übersetzungen Regiomontanus grobe Fehler aufgedeckt, beigebracht hätten. Sein Leichnam wurde in der Totenhalle des Pantheon des Marcus Agrippa beigesetzt, wo ich aber, beiläufig gesagt, sein Grab bei meiner öfteren Anwesenheit in Rom nicht habe auffinden können. Dies sind in Kurzem und Wesentlichem die wenigen biographischen Nachrichten über unseren berühmten Landsmann, die ich aus den verschiedensten Quellen zusammen zu stellen im Stande gewesen bin. Die Ernennung zum Bischof von Regensburg ist wohl nur als eine äußere Ehrenbezeugung zu betrachten, da Regiomontanus, soviel man weiß, Theologie nicht studiert hat und wenn dies der Fall gewesen, gewiß auch von ihm theologische Schriften bekannt geworden wären. Auch scheint Regiomontanus unverheiratet gewesen zu sein und keinerlei Nachkommen zurückgelassen zu haben. Gewiß ist es beklagenswert, daß wir über die näheren Lebensumstände, besonders über die Jugendzeit eines Mannes nicht mehr wissen, welcher der Menschheit Wahrheiten enthüllte, die, so lange es eine erdgeborene Menschheit geben wird, die wichtigsten und erhabendsten aller Wahrheiten bleiben werden. Werfen wir jetzt, bevor wir auf die Verdienste des Regiomontanus um die epochemachenden geographischen Entdeckungen seines Jahrhunderts übergehen, noch einen Blick auf die interessanteste und wichtigste Periode in seinem Leben und Wirken, auf seinen mehrjährigen Aufenthalt in Nürnberg (1471 bis 1475), wohin er von Ungarn übergesiedelt war, „da dort wie er seinem Freunde, dem berühmten Philosophen und Mathematiker Christian Roder in Erfurt im Jahr 1471 schrieb nicht nur die Instrumente, besonders die astronomischen, worauf die ganze Sternkunde beruht, bequem eingerichtet sind, sondern auch von dort aus mit Leichtigkeit nach allen Seiten Verbindungen mit der ganzen gelehrten Welt unterhalten werden können, denn jenen Ort darf man wegen der Reisen der Kaufleute gewissermaßen als den Mittelpunkt Europas ansehen“ (Nuperrime Norimbergam mihi delegi domum perpetuam, tum propter commoditatem instrumentorum maxime astronomicorum, quibus tota sideralis innititur disciplina, tum propter universalem conversationem facilius habendam cum estudiosis viris ubicunque vitam degentibus, quod locus ille perinde quasi centrum Europac propter excursum mercatorum habeatur). Und in der Tat war Nürnberg damals der vermittelnde Hauptpunkt des Handels und Verkehrs zwischen Italien und Deutschland und umfaßte in seinen Mauern viele ausgezeichnete Männer, Künstler, Mathematiker, Mechaniker, mit deren Hilfe Regiomontanus, dem selbst ein großes Talent zu mechanischen Künsten zu Gebote stand, die damals gebräuchlichen astronomischen Instrumente genauer herstellen, verbessern und neu anfertigen konnte. Als Regiomontanus im Herbste des Jahres 1471 – in dem Geburtsjahre Albrecht Dürers sich in Nürnberg niederließ und mit ihm, wie Gassendi jagt, alle Musen durch Nürnbergs Tore einzogen, konnte diese Stadt, deren glänzendste Zeit von der Mitte des 15. Jahrhunderts an beginnend bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, währt, damals durch den Gewerbfleiß ihrer Bewohner, durch ihre Anstalten für Wissenschaft und Kunst und den Zusammenfluß von Gelehrten und Künstlern als die Metropole deutscher Bildung und deutschen Kunstfleißes angesehen werden. Kunst und Handwerk, wissenschaftlich reger Trieb zur Forschung und gewerblich praktisches Leben hatten sich hier inniger als in irgend einer andern Stadt verschmolzen. In Erfindungen und gewerblichen Unternehmungen übertraf Nürnberg alle anderen Städte…“

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