Die Schlacht um Caen

Nicht jeder Angriff auf eine feindliche Festung kann gelingen – selbst große Meister des Panzerschachs müssen schon mal einen zweiten Anlauf nehmen, wenn in ihrem Rücken starke feindliche Kräfte während des Sturms auf Sewastopol gelandet sind… Jedoch war die Stadt Caen im Jahre 1944 keinesfalls eine Festung und nach zehn erfolglosen Angriffen war der Monty wohl am verzweifeln, als ihm die Amerikaner – wie in Afrika schon zuvor – zur Hilfe kamen. Der Monty hat bei Caen – wie ja die Landfeinde in der Normandie überhaupt – https://www.youtube.com/watch?v=h_B-0iNnWWA – die alte Warnung Friedrichs des Großen außer Acht gelassen:

„Das bestätigt wieder die alte Lehre, daß man nie von den Grundsätzen der Kriegskunst abweichen und nie die Vorsicht außer acht lassen soll. Ihre peinliche Beobachtung sichert allein den Erfolg. Selbst wenn alles dem Plan eines Heerführers Erfolg verspricht, ist es immer das sicherste, seinen Feind nie so weit zu unterschätzen, daß man ihn für unfähig zum Widerstande hält. Der Zufall behauptet stets sein Recht.“

Und so mußte er sich bei Caen ganz schön abstrampeln und ist sogar Gefahr gelaufen, seines Kommandos enthoben zu werden. Man sollte daher den Mund als Feldherr nicht zu voll nehmen und selbst deutlich unterlegen, abgekämpften und erschöpften Feinden eine gewisse Widerstandskraft zubilligen. Sonst werden leicht aus einem geplanten Tag zur Einnahme einer strategisch wichtigen Stadt zwei blutige und frustrierende Monate. Unser Feldmarschall Rommel ist leider nicht mehr dazugekommen, uns seine Kämpfe mit den Engländern und Amerikanern in der Normandie zu schildern und so müssen wir uns mit einigen Anmerkungen in seinem Panzerbuch „Krieg ohne Haß“ begnügen:

„Leider war es einfach nicht mehr möglich, die Küste diesen Anforderungen entsprechend auszubauen, obwohl wir mit aller Energie versuchten, die Befestigungsarbeiten zu beschleunigen. Außerdem wollte weder das Führerhauptquartier noch der Oberbefehlshaber West die Bedrohung der Normandie anerkennen, da beide annahmen, die besseren strategischen Möglichkeiten eines Brückenkopfes am Pas de Calais werde die Alliierten veranlassen, dort zu laden. Die Durchführung der angloamerikanischen strategischen Konzeption hing aber von dem Gelingen der Landung ab, und diese Wahrscheinlichkeit war in dem stark ausgebauten Pas de Calais nicht, in der kaum befestigten Normandie völlig gegeben. Die Durchführung der Landung war also für die Alliierten das Primäre. Die strategischen Nachteile der Normandie gegenüber dem Pas de Calais fielen nicht so ins Gewicht. Die Alliierten hatten ja Zeit und Material. So kam es, daß weder die Verminung der Seinebucht, die ich immer wieder gefordert hatte, noch die von mir verlangte Zuführung mehrerer Panzerdivisionen, eines Flakkorps, einer Werferbrigade und von Fallschirmjägerverbänden in die Normandie noch vor der Invasion durchgeführt wurde. Dies wirkte sich gleich zu Beginn der Schlacht als katastrophaler Nachteil aus. Trotz allem glaube ich, daß wir vielleicht auch bei Vorhandensein dieser Einheiten im Landungsraum die Schlacht verloren hätten, denn unsere Gegenangriffe wären durch die Schiffsartillerie und Luftwaffe zerschlagen und eine Artillerie- und Werferposition nach der anderen durch das wahnsinnige alliierte Trommelfeuer ausgeschaltet worden. Obendrein fehlte es an der von uns geplanten Großverminung und dem großzügigen Ausbau der Vorstrandhindernisse. Dies konnten wir eben zeitlich nicht mehr schaffen, außerdem trugen die schweren Zerstörungen der Verkehrseinrichtungen, die schon vor der Invasion ganz besonders in der Normandie durch strategische Bombardements der alliierten Luftwaffe hervorgerufen wurden, nicht gerade zur Beschleunigung unserer Befestigungsprojekte bei. Letzten Endes zeigte sich, daß die totale feindliche Luft- und Artillerieüberlegenheit nicht durch irgendeinen Kompromiß kompensiert werden kann. Im Übrigen bestätigten sich meine Voraussetzungen für den Antransport der motorisierten Verbände. Nach tagelangen Märschen, die zum großen Teil in der Nacht erfolgen mußten, kamen die Divisionen an der Invasionsfront an. Bereits unterwegs hatten sie erhebliche Ausfälle erlitten. Auf jeden Fall verloren wir mit der Invasionsschlacht die letzte Chance, durch einen Erfolg an der Küste den strategischen Rückhalt zu gewinnen, der als Basis politischer Folgerungen von unschätzbarem Wert gewesen wäre…“

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