Die Schlacht von Dünkirchen

Manche Schlachtpläne sind so gut, daß sie selbst die – neidbedingte – Entfernung ihres Urhebers überstehen. So auch der Sichelschnittplan. Mit diesem wurde im Jahre 1940 die Streitmacht der westlichen Landfeinde in zwei Hälften geteilt und die nördliche in Belgien eingekesselt und aufgerieben. Was mal wieder ein Cannä gewesen ist. Wir Deutschen haben nämlich – unter der Führung unserer Feldmarschälle Gerd von Rundstedt (Heeresgruppe A) und Fedor von Bock (Heeresgruppe B) und dank unserem Generaloberst Guderian und seiner Panzerkampfwagen – mit 800,000 Recken sage und schreibe 1,2 Millionen Kriegsknechte der Landfeinde eingekesselt. Zum Vergleich: Bei Cannä hat der Hannibal mit 50,000 Mann über 70,000 Römer eingekesselt und aufgerieben. Der Umstand, daß die Engländer 340,000 Mann übers Meer retten konnten, ändert daran wenig. Denn zum einen sind dem Hannibal bei Cannä ebenfalls 15,000 Römer entwischt und zum anderen mußten die Engländer ihre schweren Waffen zurücklassen und waren daher über viele Monate nicht mehr einsetzbar und darauf kam es an ja an. So waren wir Deutschen nämlich in der Lage mit dem zweiten Panzerstreich Gallien zu Fall zu bringen. Nach nur sechs Wochen – Moltke der Ältere brauchte dafür immerhin ein ganzes Jahr und im Vierjährigen Krieg trotzte uns Gallien ganze vier Jahre. Die Engländer versuchen freilich Dünkirchen als Sieg für sich zu feiern, was natürlich mal wieder reichlich komisch ist. Denn ebensogut hätte die Engländer dem Wellington zujubeln können, wenn er den Großteil seines Heeres vor Napoleon, unter Verlust von Waffen und Ausrüstung, durch Flucht übers Meer gerettet hätte, während dieser die Heere ihrer damaligen Verbündeten zerschlagen hätte. Und es ist hier mal wieder sehr entscheiden zu bemerken, daß die Engländer den angeblichen Sieger von Dünkirchen – einen gewissen Lord Gort – niemals mehr wieder ein wichtiges Kommando übertragen haben. Entscheidenden Anteil an unserem Sieg bei Dünkirchen hatte natürlich mal wieder unser Panzerheinz Guderian. Unser Panzerheinz hat nämlich die Panzerschlacht nicht nur theoretisch erfunden und die deutsche Panzerwaffe geschaffen, sondern führte auch einige von unseren Panzerverbände in die Schlacht gegen die Gallier, Engländer und Belgier. Doch hören wir den Meister nun selbst zur Panzerschlacht:

„Welche Vorteile bietet die Ausnutzung der Geschwindigkeit und des vergrößerten Fahrbereichs der Panzer? Gelingt der Angriff, so tritt der Schlachterfolg schnell, auf großer Breite und in großer Tiefe ein; das Eingreifen feindlicher Reserven, besonders das verkrafteter oder gar gepanzerter Einheiten, kommt zu spät; das im Kriege nicht gelöste Problem der Ausnutzung des Erfolges wird lösbar, der Durchbruch und die Verfolgung wieder möglich. Der Krieg gewinnt oder behält den Charakter des Bewegungskrieges. Die Panzertruppe gewinnt damit nicht nur eine örtliche, taktische Bedeutung auf dem Schlachtfeld, sondern eine weitreichende, operative auf dem Kriegsschauplatz. Welche Nachteile bringt die hiermit verbundene Trennung von der Infanterie? Die Panzertruppe kann allein weit vor der Front der anderen Truppen oder seitwärts von ihnen die erlangten Gewinne nicht dauernd halten und auch nicht jede Art von Widerstand in jedem Gelände brechen. Die Infanterie ihrerseits glaubt, ohne unmittelbares und ständiges Zusammenwirken mit Panzern Angriffserfolge gar nicht mehr oder nur unter unerträglichen Opfern erzielen zu können. Um den erstgenannten Nachteil, den die Panzer betreffenden, zu beheben, forderten die Verfechter der Umgestaltung des Heeres auf den Motor – General Fuller, Martel, Liddell Hart und andere – die Verstärkung der reinen Panzerverbände durch motorisierte Fahrzeugen verlastete Infanterie und Artillerie, sowie durch gleichfalls verkraftete Pioniere, Nachrichtentruppen, Trosse und Nachschubeinrichtungen.“

In seiner „Geschichte der deutschen Panzerwaffe“ kommt unser General Walther Nehring auch auf die Schlacht von Dünkirchen zu sprechen:

„Operationen gegen die Verbündeten Polens sollten nach dem Willen Hitlers sofort im Anschluß an den Sieg in Polen durchgeführt werden. Hitler begriff nicht die großen Schwierigkeiten und den Zeitbedarf einer solchen naturgemäß großräumigen Operation, wobei ein Millionenheer aus dem polnischen Ostraum an die deutsche Westgrenze zu verlegen und aufzufrischen sowie eine ausreichende Nachschubbasis einzulegen war, insbesondere auch für die Bedürfnisse der motorisierten Truppen. Hitler, der Oberste Befehlshaber der Wehrmacht, war vom Gelingen der neuen Operation im Gegensatz zum Oberkommando des Heeres fest überzeugt. Letzteres schätzte die Widerstandskraft Frankreichs und seines britischen Verbündeten zu hoch ein; auch wollte es politisch eine Ausweitung des Krieges zum Zweiten Weltkrieg vermeiden. Aus dieser verschiedenartigen Auffassung der politischen und militärischen Führung ergaben sich vor während des Feldzuges Schwierigkeiten. Am 5. November1939 setzte Hitler den Angriffstermin auf den 12. November fest, um ihn aufgrund der für die Luftwaffe ungünstigen Wetterlage am 7. auf den 15. November zu verschieben. Dieses nervenbeanspruchende Verfahren wurde bis zum endgültigen Angriffstag, am 10. Mai 1940, durch Hitler neunundzwanzigmal angewandt. Es störte jegliche Planung, besonders in der notwendigen Ausbildung der übereilt aufgestellten Infanterieverbände. Es hatte aber den Vorteil, die Ausrüstung der schnellen Verbände in der gewonnenen Zeit erheblich verbessern und die Kampfhandlungen in die günstigere Jahreszeit verlegen zu können. Erstaunlicherweise wurde dadurch auch die Überraschung des Verteidigers gefördert, der die ihm verratenen ständig geänderten Angriffstermine lediglich als Teil des Nervenkrieges ansah. Die Operationsidee für den Westfeldzug 1940 stammte vom Chef Generalstabes der Heeresgruppe A, dem Generalleutnant von Manstein. Durchbruch fast aller schnellen, gepanzerten Kräfte über ein scheinbar panzersicheres Waldgelände hinweg (an der Nordflanke der Maginotlinie durch die unwegsamen Ardennen und über den Maas-Abschnitt Richtung Westen vorstoßend) mit dem Angriffsziel Amiens – Abbeville, um durch Erreichung der Kanalküste das alliierte Heer in zwei Teile zu zerreißen und diese so getrennten Teile dann einzeln zu verrichten. Dieser Durchbruch zur Kanalküste war erfolgreich. Etwa 13 Kilometer südlich von Dünkirchen jedoch mußten die nach Nordwesten eingedrehten schnellen Verbände der Heeresgruppe A dann am 24. Mai auf persönlicher Intervention Hitlers angehalten werden, um erst einige Tage später wieder Dünkirchen angreifen zu können. Durch diese Weisung des Obersten Befehlshabers der Wehrmacht wurden, so bemerkte Liddell Hart später lakonisch, „die deutschen Panzerkräfte außerhalb von Dünkirchen festgehalten – dem letzten Einschiffungshafen, der der britischen Armee noch zur Verfügung stand“. Hitler ermöglichte durch sein Eingreifen so mit der Masse des britischen Expeditionskorps und den schwächeren alliierten Verbänden ein kaum noch für möglich gehaltenes Entkommen über See in die britischen Kanalhäfen. Die vor Dünkirchen führenden Panzerkorps haben an diesem fatalen Führerbefehl vom 24. Mai 1940 keinen Anteil. Eine „Anregung“ hierzu kam weder aus etwaigen Bemerkungen im Kriegstagebuch der schnellen Korps über die hemmende Wirkung des nassen Poldergeländes Flanderns auf Panzerbewegungen“ noch aus einigen zu den betreffenden Tagen vorliegenden „Meldungen über abfallende Panzerstärken“ herausgelesen werden – worauf unten noch näher einzugehen sein wird. Aber was auch immer Hitler zu seinem Eingreifen bei der Heeresgruppe A veranlaßt haben mag – die feindliche Schwerpunktgruppe war mit dem Fall von Dünkirchen jedenfalls ausgeschaltet und der Rüden der Angriffsverbände des Deutschen Heeres frei für die bevorstehende Entscheidungsschlacht um Frankreich in Richtung Süden. Dieser Angriff begann 5. Juni 1940. Die Divisionen der Panzertruppe griffen zunächst auf der ganzen Front an, auf dem rechten Flügel zunächst mit wechselndem Erfolg. Am 11 Juni setzte dann das Oberkommando des Heeres zwei Panzergruppen unter von Kleist und Guderian nebeneinander beiderseits von Reims nach Süden an. Dieser gewaltige Panzerkeil brachte erneut, wie im Norden, die Entscheidung. Bereits am 17. Juni wurde die schweizerische Grenze erreicht, womit die französische Armee in Frankreich wiederum in zwei Teile aufgespalten worden war. Ihre militärische Lage wurde hoffnungslos. Am 18. Juni 1940 erbat die französische Regierung den Waffenstillstand, der gegenüber Deutschland am 25. Juni 1940 in Kraft trat. Wiederum war in kurzer Zeit – in knapp sechs Wochen – ein militärischer Erfolg erzielt worden, „der in der Kriegsgeschichte kaum seinesgleichen aufzuweisen hat“. Dabei war die Panzertruppe, deren Wert noch bei Feldzugsbeginn auf eigener Seite von einzelnen Führungsstellen angezweifelt worden war, wiederum entscheidend beteiligt. Wagemut der Panzerführer – vor allen des an entscheidender Stelle führenden Schöpfers der neuen Waffengattung, Guderian – und erste operative Fehler Hitlers beim Einsatz der Panzertruppe waren erkennbar geworden…“

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