Kaiser Konrad der Zweite

Von 1024 bis 1039 regierte unser Kaiser Konrad der Zweite unser altes deutsches Reich. Dem Begründer des salischen Kaiserhauses gedenken wir Panzertiere anläßlich seines Heimgangs, da wir seinen Geburtstag nicht kennen. Um 990 schätzt man seine Geburt. Für einen neuen Herrscher verlief seine Herrschaft recht ruhig und so kam er mit zwei Italienzügen (1026 und 1036) aus. Im Osten brach unser Kaiser Konrad der Zweite mit einer einzigen den Übermut der Polen. Die Kaiserwürde erlangte er bereits 1027 und 1033 vereinigte er das Königreich Burgund mit unserem alten deutschen Reich. Einzig die Fehde mit seinem Stiefsohn, dem Herzog Ernst von Schwaben, störte die Ruhe seiner Regierung. Bei unserem Geschichtsschreiber Wipo haben sich unsere Altvorderen nun am Rhein bei Worms und Mainz versammelt und beratschlagen über die Königswahl, wobei unser Salier Konrad zunehmend ins Blickfeld gerät: https://archive.org/details/Wipo-DasLebenKaiserKonradIi
„Zwischen dem Mainzer und dem Wormser Gebiete ist ein Platz von weiter Ausdehnung, welcher wegen seiner ebenen Lage eine sehr große Menschenmenge faßt und in Folge der Inselverstecke für geheime Beratungen sicher und geeignet ist; doch über Name und Lage des Ortes genauer zu berichten überlasse ich den Topographen, ich aber kehre zu meiner Aufgabe zurück. Indem dort alle Großen und, wenn ich so sagen soll, das Mark und der Kern des Reichs sich versammelten, schlugen sie hier an beiden Seiten des Rheines ihr Lager auf. Da dieser Gallien und Deutschland trennt, kamen von deutscher Seite die Sachsen mit den ihnen anwohnenden Slawen, die Ostfranken, die Noriker und die Alemannen zusammen. Von Gallien her aber vereinigten sich die am Rheine wohnenden Franken, die Ripuarier und die Lothringer. Es handelt sich um das Höchste, man schwankt bei der Unsicherheit der Wahl, zwischen Hoffnung und Furcht schwebend fragten Verwandte sich einander nach den verschiedenen Wünschen, und Freunde lange Zeit sich gegenseitig aus. Galt ja doch die Beratung nicht einer Sache von gewöhnlicher Bedeutung, sondern einer solchen, die da, wenn sie nicht mit warmen Herzen in größtem Eifer geschmiedet wurde, den ganzen Reichskörper ins Verderben zog. Und um mich eines bekannten Wortes zu bedienen: wohl bekommt es dem Munde, daß die Speise gut gekocht werde, welche roh genommen Gefahr bringt; und wie man sagt: Ein Heilmittel, welches für das Auge bestimmt ist, muß vorsichtig bereitet werden! Da solcher Maßen lange gestritten wurde, wer König sein sollte, und da dem einen ein bald noch zu unreifes, bald ein zu hohes Alter, dem andern sein noch nicht genügend erprobter Charakter, manchem ein offenkundiger Übermut hindernd im Wege stand, so wurden unter den vielen wenige gewählt, und aus den wenigen nur zwei ausgesondert, bei denen nun die schließliche Entscheidung, nachdem sie von den bedeutendsten Männern mit der größten Sorgfalt lange beraten war, endlich in einheitlicher Wahl zur Ruhe gelangte. Es waren zwei Kunone, von denen der eine, weil älter an Jahren, der ältere Kuno genannt wurde, der andere aber der jüngere Kuno hieß, beide in Deutschfranken durch sehr vornehme Herkunft hervorragend, zwei Brüdern entstammend, von denen der eine Hezel, der andere Kuno hieß. Diese aber waren, wie wir hören, Söhne des Frankenherzogs Otto, mit noch zwei anderen, Bruno und Wilhelm, von denen Bruno auf den apostolischen Stuhl der Römischen Kirche zum Papste erhoben, mit Änderung seines Namens Gregor hieß; Wilhelm aber, der Bischof von Straßburg wurde, diese Kirche zu wunderbarer Blüte erhoben hat. Während die beiden vorgenannten Kunos, wie gesagt, väterlicherseits von sehr edler Herkunft waren, waren sie von mütterlicher Seite nicht weniger ausgezeichnet. Die Mutter des jüngeren Kuno, Mathilde, stamme von der Tochter Konrads, des Königs von Burgund. Die Mutter des älteren Kuno, Adelheid, war einem sehr vornehmen Geschlechte der Lothringer entsprossen. Diese Adelheid war eine Schwester der Grafen Gerhard und Adalbert, die, in stetigem Kampfe mit Königen und Herzögen liegend, schließlich sich kaum bei der Wahl ihres Verwandten, des Königs Konrad beruhigten; und ihre Ahnen, so erzählt man, stammten von dem alten Geschlechte der trojanischen Könige ab, welche unter dem seligen Bekenner Remigius das Joch des Glaubens auf sich nahmen…“
Eine Übersicht der Herrschaft unseres Kaisers Konrads des Zweiten finden wir – wie gewohnt bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ – wir hören darin vom tragischen Ende seines Stiefsohnes Ernst von Schwabens, der Züchtigung der Polen durch unseren Salier und der Heimholung Burgunds: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00001.html
„Herzog Ernst, flüchtig mit seinem Freunde Werner, suchte vergeblich Schutz bei dem Grafen Odo von Champagne, des Kaisers Feinde wegen Burgund, welches auch er in Anspruch nahm. Von diesem zurückgewiesen, warf er sich in die wilden Schluchten des Schwarzwaldes, die Hölle genannt, nicht weit von da, wo die Donau entspringt, und lebte auf der Feste Falkenstein eine Zeitlang vom Raube. Aber des Reiches Spruch mußte gegen ihn vollzogen werden und die Vasallen des schwäbischen Herzogtums, in welchem die Geächteten hausten, bedrängten dieselben auf Befehl des Bischofs von Konstanz, des Vormundes des jungen Hermann, von allen Seiten. Vor Allen war der Vogt des von Ernst mehrfach geplünderten Klosters Reichenau, Graf Mangold von Vehringen, eifrig in seiner Bedrängung. Es gelang ihm, die besten Streitrosse der Ritter aus Falkenstein, die heimlich aus die nahen Weiden des Gebirges getrieben waren, durch einen Hinterhalt wegzufangen. Nun fehlte den Eingeschlossenen das letzte Mittel, sich durch schnelle Züge Unterhalt zu verschaffen; mit dem ritterlichen Entschlusse, ihr Leben teuer zu verkaufen und den Tod des Kriegers zu sterben, brachen sie aus den noch übrigen Pferden aus den Schluchten des Waldes hervor, trafen aus den Grafen Mangold und kämpften mit Todesverachtung und äußerster Tapferkeit gegen die Übermacht bis aus den letzten Mann. Es sank der Herzog Ernst, mit seinem Freunde Werner bis zu dem letzten Atemzuge verbunden, in den Tod; aber auch der Gras Mangold und Viele der Seinigen fielen in dem schweren Kampfe. Ernsts Leiche wurde nach Konstanz gebracht, und nachdem der Bann gelöst war, in der Marienkirche begraben. Sein tragisches Ende, seine Freundestreue, sein kühner Mut haben die Dichter in älterer und neuerer Zeit zur Besingung seiner Schicksale angetrieben, welche zum Teil ins Wunderbare von ihnen ausgeschmückt sind. Während der Herzog Ernst im Jahre 1030 dieses traurige Ende fand, war der Kaiser noch mit dem Könige Stephan von Ungarn beschäftigt, der, zwar Christ und von friedlicher Gesinnung, doch mit dem kriegerischen Markgrafen Albrecht von Österreich in Streit geraten war und Einfälle in Österreich und Bayern gemacht hatte, – die Markgrafschaft Österreich gehörte damals zu Bayern. Konrad zwang den König durch einen Einfall in Ungarn zum Frieden und wandte sich nun gegen Polen. Der tapfere Boleslav Chrobri, den wir aus Heinrichs II. Geschichte kennen, war gestorben; sein Sohn Miesko, wild und kriegerisch, war wiederholt in die dem deutschen Reiche unterworfenen slawischen Grenzländer und selbst in Thüringen verheerend eingefallen; der Kaiser, mit den Händeln in Schwaben und dann in Ungarn beschäftigt, konnte nicht auf der Stelle Strafe an ihm üben; aber im Jahre 1031 zog er von Sachsen aus mit einem Heere gegen Miesko, trieb ihn in die Enge und zwang ihn 1031 zum Frieden, in welchem er die von Boleslav eroberte Oberlausitz wieder herausgab. Ja, im folgenden Jahre erschien Miesko sogar selbst am kaiserlichen Hoflager, legte den königlichen Titel, welchen sein Vater angenommen hatte, ab und verpflichtete sich, den alten Tribut an das Reich zu entrichten. Polen zerfiel darnach durch innerliche Unruhen und Deutschland hatte von dieser Seite nichts mehr zu fürchten. Im Jahre 1032 starb auch der König Rudolf von Burgund, nachdem er das königliche Diadem von Burgund und die Lanze des heiligen Moritz an den Kaiser Konrad geschickt hatte, und Konrad eilte sofort nach diesem Lande. In Straßburg sammelte er ein Heer, rückte im Anfange des Jahres 1033 in Burgund ein und wurde von den zu Peterlingen versammelten Großen zum Könige ausgerufen und gekrönt. Indeß besaß auch der zweite Bewerber um dieses Land, den wir schon genannt haben, der Graf Odo von Champagne, ein Schwestersohn des Königs Rudolf, Macht genug, seine Ansprüche geltend zu machen. Konrad mußte die Waffen gegen ihn führen. Zwar gelangen die ersten Kriegstaten nicht sofort, da er die Schlösser Murten und Neuenburg (Neufchatel), in der Schweiz, die Odo besetzt hatte, im Winter belagerte; denn die Kälte war so groß, daß die Krieger oft mit Äxten ihre Pferde aus dem Schnee und Eise heraushauen mußten, und daß Greise und Jünglinge, wie der Chronist sagt, wegen des Schnees aus ihren Locken nicht mehr zu unterscheiden waren; die Belagerungen mußten ausgegeben werden. Im nächsten Sommer aber führte Konrad sein Heer in das Herz der Länder seines Feindes, in die Champagne, verwüstete dieselben und zwang den Grasen Odo dadurch, um Frieden zu bitten und die Räumung Burgunds zu versprechen. Konrad traute seinen Worten und verließ diese Gegenden; aber Odo behielt dennoch viele Schlösser in Burgund besetzt, so daß Konrad im Jahre 1034 einen neuen Feldzug gegen ihn machen und die noch besetzten Städte mit Gewalt erobern mußte. Zuletzt versuchte Odo, als Konrad in Italien beschäftigt war, es noch einmal im Jahre 1037, Burgund anzugreifen; aber als er durch Lothringen ziehen wollte, wurde er von dem Herzog Gozelo, dem Vasallen des Kaisers, bei Bar-le-duc in einer harten Schlacht mit 6000 der Seinigen getötet, nachdem er zwanzig Jahre lang mit zwei Kaisern um die burgundische Krone gestritten hatte. Das schöne Land blieb nun mit Deutschland fast dreihundert Jahre vereinigt, schickte seine Vertreter zu den deutschen Reichstagen und hielt sich gern zu dem Reiche, welches seine freie und selbstständige Entwicklung nicht hinderte…“

Die Einnahme Roms durch unsere Wandalen

Im Jahre 455 erstürmte unser Wandalenkönig Geiserich die Stadt Rom, die wir Deutschen damit schon zum zweiten Mal in unserer ruhmreichen Kriegsgeschichte eingenommen haben. Widerstand gab es 455 gegen die Vandalen noch weniger als 410 gegen die Goten. Denn dieses Mal hatte sich der römische Kaiser mit seinen Truppen nicht in Ravenna verschanzt, sondern wurde vorher ermordet. Valentinian III. hatte nämlich den Geistesblitz, seinen Heermeister Flavius Aetius umbringen zu lassen und fiel daraufhin der Rache von dessen Anhängern zum Opfer. Damit nahm das Unglück seinen Lauf: Der neue Herrscher Petronius Maximus verheiratete seinen Sohn Palladius mit der Kaisertochter Eudocia, obwohl diese schon mit Geiserichs Sohn Hunerich verlobt war. Eine deutlichere Einladung konnte man unseren Vandalen nicht schicken. Wer sich einmal die Überreste der gewaltigen Stadtbefestigung Roms – der berühmten aurelianischen Mauer – angesehen hat und bedenkt, daß 600 Jahre zuvor der karthagische Feldherr Hannibal noch nicht einmal nach Vernichtung der römischen Hauptstreitmacht bei Cannä auf Rom zu marschieren wagte, so fragt man sich schon, was da bei den Römern los ist. Der alte Mommsen weiß da mal wieder Rat:

„Aus Rom war der gute Stamm latinischer Nation längst völlig verschwunden. Es liegt in den Verhältnissen, daß die Hauptstadt ihr munizipales und selbst ihr nationales Gepräge schneller verschleift als jedes untergeordnete Gemeinwesen. Hier scheiden die höheren Klassen rasch aus dem städtischen Gemeinleben aus, um mehr in dem ganzen Staate als in einer einzelnen Stadt ihre Heimat zu finden; hier konzentriert sich unvermeidlich die ausländische Ansiedlung, die fluktuierende Bevölkerung von Vergnügens- und Geschäftsreisenden, die Masse des müßigen, faulen, verbrecherischen, ökonomisch und moralisch bankrotten und eben darum kosmopolitischen Gesindels. (…) Nirgends häuften solche Sklavenmassen sich an wie in den hauptstädtischen Palästen der großen Familien oder der reichen Emporkömmlinge. Nirgends mischten sich so wie in der hauptstädtischen Sklavenschaft die Nationen dreier Weltteile, Syrer, Phryger und andere Halbhellenen mit Libyern und Mohren, Geten und Iberer mit den immer zahlreicher einströmenden Kelten und Deutschen. Die von der Unfreiheit unzertrennliche Demoralisation und der scheußliche Widerspruch des formellen und des sittlichen Rechts kamen weit greller zum Vorschein bei dem halb oder ganz gebildeten, gleichsam vornehmen Stadtsklaven als bei dem Ackerknecht, der das Feld gleich dem gefesselten Stier in Ketten bestellte. Schlimmer noch als die Sklavenmassen waren die der rechtlich oder auch bloß tatsächlich freigegebenen Leute, ein Gemisch bettelhaften Gesindels und schwerreicher Parvenus, nicht mehr Sklaven und doch nicht völlig Bürger, ökonomisch und selbst rechtlich von ihrem Herrn abhängig und doch mit den Ansprüchen freier Männer; und eben die Freigelassenen zogen sich vor allem nach der Hauptstadt, wo es Verdienst mancherlei Art gab und der Kleinhandel wie das kleine Handwerk fast ganz in ihren Händen waren. Ihr Einfluß auf die Wahlen wird ausdrücklich bezeugt; und daß sie auch bei den Straßenkrawallen voran waren, zeigt schon das gewöhnliche Signal, wodurch diese von den Demagogen gleichsam angesagt wurden, die Schließung der Buden und Verkaufslokale.“

Kurz: Es gab damals gar keine echten Römer mehr in Rom. Eine Folge der Masseneinwanderung. Laßt euch also nichts vormachen, Kinder. Einwanderung ist und bleibt ein riesengroßer Bockmist. Beim griechischen Geschichtsschreiber Prokop geht es dazu noch ein Stückchen weiter mit der Geschichte unseres Wandalenkönigs Geiserich:

„Geiserich segelte mit einer großen Flotte nach Italien ab aus keinem andern Beweggrunde, als weil er vermutete, daß ihm Schätze zufallen würden. Als er, ohne daß sich ihm jemand widersetzte, in Rom eingerückt war, bemächtigte er sich der kaiserlichen Residenz. Den Maximus, welcher die Flucht ergriff, warfen die Römer mit Steinen tot, hieben ihm den Kopf und die übrigen Glieder einzeln ab und teilten sie unter sich. Geiserich nahm Eudoxia samt ihren Töchtern Eudocia und Placidia, die sie mit Valentinian erzeugt hatte, gefangen, ließ eine große Menge von Gold, Silber und anderem kaiserlichen Eigenthum in die Schiffe bringen, ohne des Kupfers, oder sonst einer Sache, welche sich in der kaiserlichen Burg bei fand, zu schonen und segelte nach Karthago zurück. Er beraubte auch den Tempel des kapitolinischen Jupiters und ließ die Hälfte des Daches herunter nehmen. Dieses Dach bestand aus dem feinsten Kupfer, welches sehr stark vergoldet war, und verbreitete einen prächtigen, erstaunenswürdigen Glanz. Man erzählt, daß von den Schiffen Geiserichs bloß das einzige verloren ging, welches die Standbilder führte; mit den übrigen liefen die Wandalen in den Hafen von Karthago ein. Geiserich verheiratete nun Eudocia mit seinem ältesten Sohne Hunerich; die andere aber, welche an Olybrius, den angesehensten Mann im römischen Rate, verheiratet war, sendete er mit ihrer Mutter Eudoxia, auf Verlangen des Kaisers nach Byzantium. Es war aber die Gewalt bereits an Leo, welchen Aspar eingesetzt hatte, gekommen, weil Marcianus aus der Welt geschieden war. In der Folge kam Geiserich auf den Gedanken, die Städte Libyens mit Ausnahme Karthagos, ihrer Mauern zu berauben, damit weder die Libyer, welche die Partei der Römer ergriffen, aus einem festen Punkte hervor brechen und eine Veränderung des Staatszustandes unternehmen könnten, noch auch denjenigen, welche vom Kaiser dahin geschickt würden, Hoffnung übrig bliebe, eine Stadt zu behaupten, Besatzung hinein zu legen und den Wandalen zu schaffen zu machen. Für den Augenblick schien dies zwar eine kluge Maßregel zu sein und die Wohlfahrt der Wandalen sicher zu stellen. Als aber in der Folge diese unbefestigten Städte nur desto leichter und ohne Mühe von Belisarius eingenommen wurden, erschien das Unternehmen Geiserichs sehr lächerlich, und was eine Zeit lang für kluge Vorsicht gegolten hatte, wurde für Unverstand ausgelegt. Denn die Menschen pflegen ihre, über frühere Maßregeln gefaßten, Urteile nach den zufälligen Folgen zu ändern…“

Die Focke-Wulf 190, unser Würger

Ganz gleich ob als Jäger oder Jagdbomber, unser Focke-Wulf 190 – genannt Würger – ist immer eine gute Wahl. Ihren Erstflug hatte unsere Fw 190 am heutigen Tag im Jahre 1939 und war ab 1941 an der Front. Mit vier 20mm- und zwei 13mm-Kanonen war sie sehr gut bewaffnet und konnte auch Kleinholz aus den schweren Bombern der Engländer und Amerikaner machen. Mit 1700 Pferdestärken besaß sie auch einen sehr leistungsstarken Antrieb. Zu verdanken haben wir unsere Fw 190 unserem Flugzeugbauer Kurt Tank. An Fliegerassen fehlt es unserer Fw 190 auch nicht: Otto Kittel (267 Abschüsse), Walter Nowotny (258 Abschüsse), Oskar-Heinrich Bär (228 Abschüsse), Erich Rudorffer (224 Abschüsse), Hermann Graf (212 Abschüsse) oder Kurt Bühligen (112 Abschüsse, um nur einige zu nennen. In eine ziemliche Materialschlacht wird unser Würgerpanzervogel nun bei unserem Panzergeschichtsschreiber Horst Scheibert („Focke Wulf Fw 190. Das Flugzeug, das Jäger, Bomber und Schlachtflugzeug war“) verwickelt: https://archive.org/details/WaffenArsenal0951985FockeWulfFw190DasFlugzeugDasJgerBomberUndSchlachtflugzeugWar

„Da die Fahrwerke der G-Serie besonders hohen Belastungen ausgesetzt waren, wurde eine Fw 190 G-2,.SS+GJ, bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlershof eingehend getestet. Bei einer Sinkgeschwindigkeit von 12 Meter/Sekunde und einer Landegeschwindigkeit von 173 Kilometer/Stunde knickte der Rumpf zusammen. Ab Juli 1943 wurde der Jagdbomber Fw 190 G-3 bis Frühjahr 1944 in Serie gebaut. Alle A-6, F- und G-Versionen sind bei allen Schlachtgeschwadern und beim SKG 10 laufend eingesetzt worden. Dieser letztere Verband war besonders an Tiefangriffen auf Häfen und Flugplätze in Südost-England beteiligt. Am Unternehmen „Zitadelle“, der deutschen Offensive bei Kursk, wurden die Fw 190 A und F eingesetzt, ohne etwas am negativen Ergebnis der Schlacht ändern zu können. Bei den zur Vorbereitung der alliierten Landung auf Sizilien durchgeführten massierten Luftangriffen gingen 80 Prozent der in diesem Raum befindlichen deutschen Flugzeuge, darunter viele Fw 190, verloren. Auch die Angriffe des SG 4 gegen den Brückenkopf der Amerikaner bei Salerno scheiterten an der alliierten Luftüberlegenheit. Anfang September waren im ganzen Raum von Südfrankreich, Italien, Sardinien und Korsika noch 625 deutsche Flugzeuge einsatzbereit! Bis zu diesem Zeitpunkt waren 3223 Fw 190 A, 548 Fw 190 F und 790 Fw 190 G, also insgesamt 4561 Fw 190 gebaut worden. Einsatzbereit waren zu diesem Zeitpunkt noch etwa 750. Das bedeutet, daß seit Beginn der Produktion etwa 3800 Fw verloren gegangen waren! Gleichzeitig erfolgten laufend alliierte Luftangriffe auf die Herstellerwerke, die eine Erhöhung der Produktionszahlen unmöglich machten. Während im November 1943 die Produktion der neuen Baureihe A-8 begann, stellten sich notwendige Änderungen heraus wie Einbau des FuG 16ZY, GM-1 und 115 Liter-Behälter. Da aber bis Januar 1944 bereits 80 Maschinen fertiggestellt waren, wurden diese nun als A-7 bezeichnet. Der Hauptunterschied gegenüber den bisherigen Baureihen der A-Serie lag im Einbau von zwei MG 131 über dem Motor statt der bisherigen MG 17. Fw 190 F-4 bis F-7 wurden bis auf Einzelexemplare fallengelassen, so daß als nächster Typ der F-Reihe die F-8 folgte, die ab Frühjahr 1944 gebaut wurde. Zum Bau der F-9 und F-10 kam es nicht mehr. Am 22. März 1944 hatte ein Bombenangriff der 8. USAAF auf die Brandenburgischen Motorenwerke in Berlin-Spandau, die den BMW 801 bauten, nur geringen Erfolg. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits die Produktion der Fw 190 A-8 an, von der die größte Serie aller Fw 190 gebaut werden sollte. Neben vielen anderen Änderungen lag der Hauptunterschied gegenüber der A-6 in verstärkter Rückenpanzerung für den Piloten und teilweisem Austausch der VDM-Propeller gegen metallverstärkte Holzluftschrauben der Firmen Schwarz und Junkers. Durch Rüstsätze veränderte Abwandlungen der Fw 190 A-8 blieben auf Einzelexemplare beschränkt. In großer Zahl wurde aber die für die Sturmstaffeln entwickelte Fw 190 F-8/R8 gebaut, die eine zusätzliche Panzerglasscheibe und verstärkte Seitenscheiben erhielt. In ganz wenigen Exemplaren kam die Fw 190 A-8/R11, ein Nacht- und Allwetterjäger, zum Einsatz, der mit Kurssteuerung PKS 12 und zusätzlichem FuG 125 ausgerüstet war. Für Nachteinsätze kamen noch Blendschutzleisten und das FuG 218 „Neptun“ zum Einbau. Für die Jägerschulung sollte eine Fw 190 S-l, zweisitzig gebaut werden. Stattdessen wurden aber bei der Jagdfliegerschule Altenburg etwa 58 Fw 190 A-8 zu Zweisitzern umgebaut, die die Bezeichnung Fw 190 A-8/U1 erhielten. Um die Reichweite der Fw 190 zu erhöhen, ohne den durch unter den Flügeln aufgehängte Zusatzbehälter verursachten Geschwindigkeitsverlust in Kauf zu nehmen, fanden im Sommer 1944 Versuche mit Aufsatzbehältern, den sogenannten „Doppelreitern“ statt. Vergleichsflüge brachten das Ergebnis, daß durch die „Doppelreiter” der Geschwindigkeitsverlust nur 2,0 Prozent gegenüber 7,4 Prozent bei normalen Zusatzbehältern betrug. Wegen des Kriegsverlaufs konnten diese Ergebnisse aber nicht mehr in die Praxis umgesetzt werden. Auf das SG 116 wurde bereits hingewiesen. SG 117 „Rohrblock“ war ein anderer Versuch, eine wirksame Waffe gegen die Bomberpulks zu Finden. Dabei sollten 14 Granaten von 30 mm Kaliber gleichzeitig abgefeuert werden. Es kamen aber keine befriedigenden Resultate der Versuche zustande. Aus der Fw 190 A-8 entstand noch die Fw 190 G-8, von der aber nur noch wenige Exemplare gebaut wurden, da die Serie im Februar 1944 gestoppt wurde und die hergestellten 146 G-8 zu Schlachtflugzeugen F-8 umgerüstet wurden. 1944 wurden auch noch einige Fw 190 A-9 gebaut, die mit dem BMW 801 F-l ausgerüstet waren. Sie hatten gewölbte Kabinenabdeckungen und verstärkten Rückenpanzerschutz. Von der Schlachtflugzeugversion F-9, die den BMW 801 TS erhalten sollte, sind nur die Versuchsmaschinen Fw 190 V 35 und V 36 gebaut worden. Alle weiteren Versionen blieben Projekte…“

Die Seeschlacht am Skagerrak

Der Jahrestag der Seeschlacht am Skagerrak nähert sich ein weiteres Mal. So schön sich unser deutscher Seesieg am Skagerrak im Jahre 1916 auch ausnimmt, so bestätigt er doch die alte Warnung Friedrichs des Großen vor dem Bau einer Kriegsflotte:

„Ich glaube nicht, daß Preußen sich je zur Bildung einer Kriegsmarine entschließen darf. Die Gründe sind folgende. Mehrere Staaten Europas haben große Flotten: England, Frankreich, Spanien, Dänemark und Rußland. Ihnen werden wir niemals gleichkommen können. Da wir also mit wenigen Schiffen immer hinter den anderen Nationen zurückbleiben würden, so wäre die Ausgabe unnütz. Hinzu kommt, daß wir, um die Kosten für eine Flotte aufzubringen, Landtruppen entlassen müßten, da Preußen nicht volkreich genug ist, um Mannschaften für das Landheer und Matrosen für die Schiffe zu stellen. Außerdem führen Seeschlachten nur selten eine Entscheidung herbei. Daraus ziehe ich den Schluß, daß man besser tut, das erste Landheer in Europa zu halten als die schlechteste Flotte unter den Seemächten.“

Denn am Skagerrak wurde nichts entschieden und die Mittel für den Flottenbau hätte unser altes Reich besser zur Stärkung unseres Landheeres verwendet. Denn die Lücke in der Marneschlacht war die Flotte Kaiser Wilhelms II. und vergeblich hätten die Engländer mit ihrer Flotte die Meere beherrscht, wenn Gallien im Jahre 1914 ebenso wie 1870/71 und 1940 rasch gefallen wäre. Ein schöner Sieg war es aber trotzdem und vielleicht hätte der mutigere und entschlossenere Gebrauch (nach Panzerart) unserer deutschen Kriegsflotte zum Sieg geführt. Denn die Engländer haben mit 120,000 Tonnen versenkter Kriegsschiffe und 6000 Toten den doppelten Verlust erlitten wie wir Deutschen. Unsere beiden Admiräle Reinhard Scheer und Franz von Hipper haben also ganze Arbeit geleistet. Die Engländer befanden sich nämlich in der entschiedenen Überzahl: 28 Schlachtschiffe, 9 Schlachtkreuzer, 8 Panzerkreuzer, 26 leichte Kreuzer und 78 Zerstörer. Dagegen konnten wir Deutschen nur 16 Schlachtschiffe, 5 Schlachtkreuzer, 6 Linienschiffe, 11 kleine Kreuzer und 61 Torpedoboote in den Kampf werfen. Verloren haben die Engländer 3 Schlachtkreuzer, 3 Panzerkreuzer, und 8 Zerstörer. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 1 Panzerkreuzer, 1 Linienschiff, 4 kleine Kreuzer und 5 Torpedoboote. Einen Bericht der Seeschlacht am Skagerrak hat unser unser Admiral Reinhard Scheer gegeben und da dieser in epischer Breite gegeben wurde, gibt es nun einen weiteren Teil daraus: http://www.seekrieg.net

„Vornehmlich die I. Aufklärungsgruppe und die Spitzenschiffe des III. Geschwaders hatten den Angriff abzuwehren. In seinem Verlauf wurden die Panzerkreuzer zu so hartem Abdrehen gezwungen, daß ich mich 8,35 Uhr nachmittags genötigt sah, die Linie durch Gefechtskehrtwendung nach Steuerbord auf Westkurs umzulegen. Während des Umlegens der Linie griffen zwei Boote der III. Torpedoboot-Flottille („G 88“ und „V 73“) und das Führerboot der I. Torpedoboot-Flottille („S 32“) an. Der Rest der Boote der III. Torpedoboot-Flottille hatte, einem Rückrufbefehl des I. Führer der Torpedoboote folgend, den Angriff abgebrochen. Den I. Führer der Torpedoboote hatte zu dem Befehl das Nachlassen des feindlichen Feuers und damit die Überzeugung veranlaßt, daß der Feind abgedreht sei und daß die Flottille, die bei der weiteren Entwicklung der Schlacht notwendig gebraucht werden würde, ins Leere stieße. Die Boote der übrigen Flottillen waren infolge der Stauchung der Spitze nicht imstande anzugreifen. Ein Teil (IX. und VI. Torpedoboot-Flottille) kehrte gerade von dem 8-Uhr-Angriff zurück. Unmittelbar nach dem Umlegen der Linie verstummte das feindliche Feuer vorübergehend, zum Teil, weil der von den Torpedobooten zum Schutze der Linie, insbesondere der Panzerkreuzer, entwickelte Rauch dem Gegner die Sicht benahm, hauptsächlich aber wohl wegen der empfindlichen Verluste, die der Feind erlitten hatte. An sicheren Verlusten (gesunken) wurden beobachtet: Ein Schiff der „Queen Elizabeth“-Klasse (Namen unbekannt), ein Schlachtkreuzer („Invincible“), zwei Panzerkreuzer („Black Prince“ und „Defence“), ein Kleiner Kreuzer und zwei Zerstörer (einer davon gezeichnet 04.). Schwer beschädigt, zum Teil in Brand geschossen, wurden: Ein Panzerkreuzer („Warrior“später gesunken), drei Kleine Kreuzer, drei Zerstörer. Auf unserer Seite war nur „V 48“ gesunken, „Wiesbaden“ manövrierunfähig und „Lützow“ so schwer beschädigt, daß der Befehlshaber der Aufklärer sich gezwungen sah, das Schiff etwa neun Uhr abends im feindlichen Feuer zu überlassen und auf „Moltke“ umzusteigen. Die Führung der I. Aufklärungsgruppe. ging damit bis elf Uhr abends auf den Kommandanten „Derfflinger“ (Kapitän zur See Hartog) über. Auch die übrigen Panzerkreuzer und die Spitzenschiffe des III. Geschwaders hatten gelitten, hielten aber ihren Platz in der Linie. Nachdem der Feind das Feuer gegen unsere West steuernde Linie hatte abbrechen müssen, warf er sich auf die bereits schwer beschädigte „Wiesbaden“. Das Schiff wehrte sich, wie deutlich zu beobachten war, tapfer gegen die erdrückende Übermacht. Den Nachtmarsch anzutreten war es noch zu früh. Der Feind hätte uns noch vor dem Dunkelwerden nach seinem Willen stellen, die Freiheit des Entschlusses nehmen und schließlich den Rückweg in die Deutsche Bucht verlegen können. Dem vorzubeugen, gab es nur ein Mittel: dem Gegner durch einen nochmaligen rücksichtslosen Vorstoß einen zweiten Schlag zu übersetzen und die Torpedoboote mit Gewalt zum Angriff zu bringen. Das Manöver mußte den Feind überraschen, seine Pläne für den Rest des Tages über den Haufen werfen und, wenn der Stoß wuchtig ausfiel, das Loslösen für die Nacht erleichtern. Daneben gewährte es die Möglichkeit, einen letzten Versuch zu machen, der schwer bedrängten „Wiesbaden“ Hilfe zu bringen und wenigstens die Besatzung zu bergen. Dementsprechend wurde 8.55 Uhr nachmittags die Linie abermals nach Steuerbord auf Ostkurs herumgeworfen, den Panzerkreuzern befohlen, unter vollem Einsatz auf die Spitze des Feindes zu operieren, allen Torpedoboot-Flottillen Befehl zum Angriff gegeben und dem I. Führer der Torpedoboote Kommodore Michelsen Weisung erteilt, die „Wiesbaden“-Besatzung durch Torpedoboote bergen zu lassen. Die sich aus dieser Bewegung entwickelnde Schlacht zeigte sehr bald ein Bild ähnlich dem 8.35 Uhr nachmittags, nur daß die Stauchung der Spitze noch stärker wurde. Die zur „Wiesbaden“ entsandten Boote mußten den Versuch, die Besatzung zu retten, aufgeben. „Wiesbaden“ und die vorgehenden Boote lagen in so schwerem Feuer, daß der Flottillenchef den Einsatz seiner Boote für aussichtslos hielt. Im Abdrehen feuerten „V 73“ und „G 88“ insgesamt vier Torpedos gegen die „Queen Elizabeths“. Das gegen die Linie gerichtete Feuer des Feindes vereinigte sich vornehmlich auf die Panzerkreuzer und die V. Division. Die Schiffe litten um so schwerer, als sie vom Feinde wenig mehr als das Aufblitzen der Salven sehen konnten, selbst aber anscheinend gute Ziele boten. Ganz besonders das Verhalten der Panzerkreuzer verdient höchste Anerkennung: Selbst in dem Gebrauch ihrer Waffen durch Verluste erheblich herabgesetzt, zum Teil schwer havariert, gingen sie rücksichtslos, dem erhaltenen Befehl entsprechend, gegen den Feind vor…“

Karl August von Hardenberg

Am heutigen Tag im Jahre 1750 wurde im sächsischen Essenrode unser preußischer Staatskanzler Karl August von Hardenberg geboren. Mit unserem Freiherrn Karl von Stein und unserem General Gerhard von Scharnhorst gehört er zu den Männern, welche im Jahre 1813 die Auferstehung unseres alten Preußens und damit die Befreiung unseres deutschen Vaterlandes von der gallischen Fremdherrschaft ins Werk gesetzt haben. Der Sohn des Ludwig von Hardenbergs und der Ehrengart von Bülow studierte in Göttingen und Leipzig die Rechtskunde und trat 1770 in den Dienst des Kurfürsten von Hannover. Von 1781 bis 1790 wirkte er im Herzogtum Braunschweig und trat anschließend in den Dienst des Markgrafen von Ansbach. Im Jahre 1792 wurde Ansbach Teil Preußens und seit dem war unser Hardenberg für das Haus Hohenzollern tätig. Nicht immer hat er sich dabei mit Ruhm bekleckert und mußte beispielsweise 1794 den Basler Frieden mit Gallien abschließen. Ebenso überschätzte er – wohl geblendet vom Kriegsruhm Friedrichs des Großen – die Kraft Preußens und glaubte sich des Kampfes gegen Napoleons enthalten und dafür Gebietsgewinne einheimsen zu können. Im Jahre 1806 erlitt unser altes Preußen dann bei Jena und Auerstedt Schiffbruch, nachdem es 1805 neutral geblieben war und so Napoleon die Niederwerfung Österreichs erlaubte. Nach dem Tilsiter Frieden wurde unser Hardenberg einer der wichtigsten Mitarbeiter unseres Freiherrn von Stein. Dessen schwere Nachfolge er 1810 antrat. Er mußte den Napoleon in Sicherheit wiegen, damit unser Scharnhorst ungestört seine Heeresreform durchziehen konnte. Im Jahre 1812 riet unserm Preußenkönig Friedrich Wilhelm dem Dritten dazu, Napoleon die geforderten 20,000 Mann Hilfstruppen zum Feldzug gegen Rußland zu überlassen. Feurige Geister – wie Gneisenau oder Clausewitz – wollten zwar an der Seite Rußlands kämpfen, doch hätte dies unserem alten Preußen den Untergang bereitet. So schnell war das preußische Heer nämlich nicht von 40,000 auf 120,000 Mann zu bringen und noch bevor die Russen ihre Truppen in den Westen hätten schicken können, würde Napoleon mit seiner riesigen Truppenmasse von 600,000 Mann unsere Preußen erdrückt haben. Hätte Napoleon andererseits in Rußland gesiegt, wäre unser altes Preußen ebenso verloren gewesen. Glück und Schicksal bestimmen eben das Geschick der Menschen und so erwarb sich unser Hardenberg großen Ruhm als einer der Befreier unseres deutschen Vaterlandes. Er vertrat unser altes Preußen auch auf Metternichs Wiener Kongreß und leitete die Westverschiebung Preußens ein. Die so folgen- und segensreiche Erwerbung des Rheinlandes. Seine ständischen Verfassungspläne konnte er in unserem alten Preußen nicht mehr verwirklichen. Metternichs Karlsbader Beschlüsse wirkten hier gar zu hemmend. Häusliches Glück war unserem Hardenberg leider nicht beschieden. Denn zwei seiner drei Ehen wurden geschieden. Mit seiner ersten Gattin Friederike von Reventlow hatte er die Tochter Lucie und den Sohn Christian. Die Herausgabe seiner Schriften verdanken wir unserem Geschichtsgroßmeister Leopold von Ranke. Im Jahre 1807 verfaßte unser Hardenberg seine berühmte Rigaer Denkschrift über die Neuordnung des preußischen Staates. Die Vorerinnerung und die allgemeinen Gesichtspunkte gibt es nun daraus: https://archive.org/details/denkwrdigkeite04harduoft

„Aufgefordert durch das Vertrauen Seiner Königlichen Majestät, meine Meinung über die künftige Verwaltung des preußischen Staats abzugeben und durchdrungen von der Wichtigkeit des Gegenstandes, habe ich die Erörterung desselben allein zu unternehmen nicht gewagt ; ich habe vorgezogen, mich derselben gemeinschaftlich mit zwei einsichtsvollen, rechtschaffenen und vorurteilsfreien Königlichen Dienern, – in Absicht aus das Ganze, mit dem Herrn Geheimen Finanzrat Freiherrn von Altenstein, und wegen verschiedener einzelner Gegenstände mit dem Herrn Geheimen Seehandlungsrat Niebuhr, – zu unterziehen. Zwischen dem Herrn von Altenstein und mir hat sowohl in unsern eng geknüpften Dienst-Verhältnissen, als im vertraulichen Umgange, seit mehreren Jahren eine fortgesetzte Mitteilung der Ideen und eine große Übereinstimmung der Ansichten stattgefunden. Nachdem wir den Gegenstand in reifliche Erwägung gezogen hatten, bat ich ihn, mir seine Gedanken schriftlich zu geben und dabei auch die Meinung des Herrn Geheimen Rats Niebuhr zu benutzen. Tiefes hat er in dem anliegenden Aufsatze bewerkstelligt, den er zwar bloß zu meinem Gebrauche fertigte, den ich aber ganz vorzulegen für Pflicht halte, sowie ich auch den des Herrn Niebuhr hier beifüge. Ich werde mich, indem ich im Ganzen der Ordnung ersterer in philosophischer Form und Sprache geschriebenen Abhandlung folge, aus eine kurze Darstellung meiner Ansicht der darin vorkommenden wichtigsten Gegenstände beschränken können, da wir uns während der Arbeit täglich über ihre einzelnen Teile besprachen. Wenn der Herr Verfasser den Tadel der bisherigen Verfassung und Staats-Verwaltung mit starken Farben austrug, so darf dieses dem Unbefangenen nicht mißfallen. Er schrieb, einesteils nur für mich und andernteils verträgt die Wahrheit keine Schminke. Nur jene haben wir im Auge und um die Mängel zu verbessern, muß man sie deutlich sehen. Irren können wir, sowohl in unsern Ansichten, als in unsern Vorschlägen, aber bei beiden, selbst bei dem Tadel, liegt nur die reinste Absicht – nichts Persönliches – nur Wohlwollen und heißer Wunsch nützlich zu werden, zum Grunde. Man prüfe, man wähle das Beste! Sehr groß sind allerdings die Schwierigkeiten bei der Aufstellung eines Verwaltungs-Plans unter den gegenwärtigen Umständen; denn es fehlt ja überall an festen Anhaltspunkten, allenthalben herrscht noch Ungewißheit und die Ausführung noch so guter Ideen hängt ja hauptsächlich von äußern Verhältnissen und von äußerm Druck ab; sie kann durch diese erschwert und gehemmt, oder wohl ganz vereitelt werden. Und immer wird es vornehmlich daraus ankommen, welchem Kopfe die Ausführung anvertraut wird und daß dieser, wenn er dem großen schweren Beruf gewachsen ist, weder in Rücksicht aus den Plan, noch aus die Mittel beschränkt sei. Die Begebenheiten, welche seit mehreren Jahren unser Staunen erregen und unserm kurzsichtigen Auge als fürchterliche Übel erscheinen, hängen mit dem großen Weltplan einer weisen Vorsehung zusammen. Nur darin können wir Beruhigung finden. Wenn gleich unserm Blick nicht vergönnt ist, tief in diesen Plan einzudringen, so läßt sich doch der Zweck dabei vermuten: das Schwache, kraftlose Veraltete überall zu zerstören und nach dem Gange, den die Natur auch im Physischen nimmt, neue Kräfte zu weitern Fortschritten zur Vollkommenheit zu beleben. Der Staat, dem es glückt, den wahren Geist der Zeit zu fassen und sich in jenen Weltplan durch die Weisheit seiner Regierung ruhig hinein zu arbeiten, ohne daß es gewaltsamer Zuckungen bedürfe, hat unstreitig große Vorzüge und seine Glieder müssen die Sorgfalt segnen, die für sie so wohltätig wirkt. Die französische Revolution, wovon die gegenwärtigen Kriege die Fortsetzung sind, gab den Franzosen unter Blutvergießen und Stürmen einen ganz neuen Schwung. Alle schlafenden Kräfte wurden geweckt, das Elende und Schwache, veraltete Vorurteile und Gebrechen, wurden – freilich zugleich mit manchem Guten – zerstört. Die Benachbarten und Überwundenen wurden mit dem Strome fortgerissen. Unkräftig waren alle die Dämme, welche man diesem entgegensetzte, weil Schwäche, egoistischer Eigennutz und falsche Ansicht sie bald ohne Zusammenhang ausführte, bald diesen, im gefährlichen Irrtum, unterbrach und dem verheerenden Strome Eingang und Wirkung verschaffte. Der Wahn, daß man der Revolution am sichersten durch Festhalten am Alten und durch strenge Verfolgung der durch solche geltend gemachten Grundsätze entgegen streben könne, hat besonders dazu beigetragen, die Revolution zu befördern, und der selben eine stets wachsende Ausdehnung zu geben. Die Gewalt dieser Grundsätze ist so groß, sie sind so allgemein anerkannt und verbreitet, daß der Staat, der sie nicht annimmt, entweder seinem Untergange oder der erzwungenen Annahme derselben entgegen sehen muß. Ia selbst die Raub- und Ehr- und Herrschsucht Napoleons und seiner begünstigten Gehilfen ist dieser Gewalt untergeordnet und wird es gegen ihren Willen bleiben. Es läßt sich auch nicht leugnen, daß ohnerachtet des eisernen Despotismus, womit er regiert, er dennoch in vielen wesentlichen Dingen jene Grundsätze befolgt, wenigstens ihnen dem Schein nach zu huldigen genötigt ist…“

Oswald Spengler

In Blankenburg am Harz kam im Jahre 1880 unser Oswald Spengler zur Welt, der wohl unzweifelhaft zu den größten deutschen Denkern gehört. Im Jahre 1899 nahm er das Studium der Mathematik, Naturwissenschaft und Philosophie an der Universität Halle auf, wobei es ihn auch noch an die Münchner und Berliner Universitäten verschlagen sollte. Seine Doktorwürde erlange er 1904 und ab 1911 war er als freier Gelehrter in München tätig. Man merkt es: Das Leben unseres Oswald Spenglers verlief in sehr ruhigen Bahnen. Von seinem Denken kann man das nicht sagen. Unser Spengler blickte tief in die Geschichte und leitete aus dem Lebenslauf der anderen Kulturen die Zukunft des Abendlandes ab und wer seine Schriften ein wenig kennt, der wird immer wieder aufs Neue entsetzt sein wie sehr sich Spenglers Vorhersagen bewahrheiten. Denn keine frohe Kunde bringt uns unser Spengler über die Zukunft… Wer Gefallen an so hochgeistigen und schweren Dingen findet, dem möchte ich Spenglers Bücher „Der Untergang des Abendlandes“, „Preußentum und Sozialismus“, „Jahre der Entscheidung“ und „Der Mensch und die Technik“ nahelegen. Ein kleiner Auszug aus dem Werk Spenglers darf natürlich auch nicht fehlen. In seiner Schrift „Preußentum und Sozialismus“ erläutert uns unser Spengler den Unterschied zwischen unserer preußischen Rittervolkswirtschaft und der englischen Seeräuberwirtschaft: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Spengler,+Oswald/Politische+Schriften/Preussentum+und+Sozialismus

„Aus dem Weltgefühl des echten Siedlers der Grenzmark, des kolonisierenden Ordens ergab sich als notwendiges Prinzip die Wirtschaftsautorität des Staates. Der einzelne erhält seine wirtschaftliche Aufgabe vom Schicksal, von Gott, vom Staate, von seinem eigenen Talent – das alles sind Worte für dieselbe Tatsache. Rechte und Pflichten der Gütererzeugung und -nutzung sind gleichmäßig verteilt. Das Ziel ist nicht die Bereicherung von einzelnen oder jedes einzelnen, sondern die Blüte des Ganzen. So haben Friedrich Wilhelm I. und seine Nachfolger in den Sumpfgebieten des Ostens kolonisiert. Sie betrachteten das als eine Mission. Gott hatte ihnen eine Aufgabe erteilt. In diesen Bahnen bewegte sich der Wirklichkeitssinn des deutschen Arbeiters mit voller Entschiedenheit. Lediglich die Theorien von Marx hinderten ihn, die nahe Verwandtschaft zwischen seinem und dem altpreußischen Wollen zu erkennen. Der Seeräuberinstinkt des Inselvolkes versteht das Wirtschaftsleben ganz anders. Es handelt sich da um Kampf und Beute, und zwar um den Beuteanteil einzelner. Der Normannenstaat mit seiner raffinierten Technik des Geldeintreibens beruhte vollkommen auf dem Beuteprinzip. Das Feudalsystem wurde ihm in einer großartigen Weise als Mittel eingefügt. Die Barone hatten das ihnen zugeteilte Stück Land auszubeuten, der Herzog forderte seinen Anteil von ihnen. Der Endzweck war Reichtum. Gott hatte ihn den Wagemutigen gespendet. Von der Praxis dieser seßhaft gewordenen Piraten geht das moderne Rechnungswesen aus. Aus der Rechnungskammer Roberts des Teufels von der Normandie (gest. 1035) stammen die Worte Scheck, Konto, Kontrolle, Quittung, Rekord und der heutige Name des englischen Schatzamtes (Exchequer). Als England 1066 von hier aus erobert wurde, wurden die stammverwandten Sachsen genau so von den normannischen Baronen ausgebeutet. Niemals haben ihre Nachkommen die Welt anders zu betrachten gelernt. Diesen Stil trägt heute noch jede englische Handelskompanie und jeder amerikanische Trust. Erzeugung von Einzelvermögen, von privatem Reichtum, Niederkämpfen der privaten Konkurrenz, Ausbeutung des Publikums durch Reklame, durch Preispolitik, durch Bedürfniserregung, durch Beherrschung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage ist das Ziel, nicht die planmäßige Hebung des Volkswohlstandes als einer Einheit. Wenn ein Engländer von Nationalreichtum spricht, so meint er die Zahl der Millionäre. „Nichts ist dem englischen Empfinden fremder als Solidarität“ (Fr. Engels). Selbst in der Erholung sieht der Engländer noch eine Betätigung ganz persönlicher, vor allem körperlicher Überlegenheit. Er treibt Sport um des Rekords willen und hat einen Sinn für den seinen wirtschaftlichen Gewohnheiten verwandten Boxkampf, der deutschen Turnern innerlich ganz fremd ist. Daraus ergibt sich, daß englisches Wirtschaftsdasein mit Handel tatsächlich identisch ist, Handel insofern er die kultivierte Form des Raubens darstellt. Diesem Instinkt gegenüber wird alles zur Beute, zur Ware, an der man sich bereichert. Die ganze englische Maschinenindustrie ist im Handelsinteresse geschaffen worden. Sie diente der Beschaffung von billiger Ware. Als die englische Landwirtschaft durch ihre Preise den Lohnkürzungen eine Grenze setzte, wurde sie dem Handel geopfert. Der ganze Kampf zwischen Unternehmer und Arbeiter in der englischen Industrie von 1850 geht um die Ware „Arbeit“, die der eine billig erbeuten, der andre teuer verhandeln will. Alles, was Marx mit zorniger Bewunderung von den Leistungen der „kapitalistischen Gesellschaft“ sagt, gilt vom englischen und nicht von einem allgemein menschlichen Wirtschaftsinstinkt. Das souveräne Wort Freihandel gehört in eine Wikingerwirtschaft. Das preußische und also sozialistische Wort wäre staatliche Regelung des Güteraustausches. Damit ist der Handel im Ganzen der Volkswirtschaft aus der herrschenden in eine dienende Rolle verwiesen. Man begreift Adam Smith mit seinem Haß gegen den Staat und die „hinterlistigen Tiere, die man Staatsmänner nennt“. In der Tat, auf den echten Händler müssen sie wirken wie der Polizist auf den Einbrecher oder ein Kreuzer auf ein Korsarenschiff…“

Unsere Messerschmitt 109

„Die Luftherrschaft über dem Bereitstellungsraum sicherten die Jäger des tapferen Oberst Mölders, der seine Gefechtslandeplätze unmittelbar hinter der vordersten Linie einrichtete. Wo er sich zeigte, war die Luft in Kürze rein.“

Schreibt unser Generaloberst Guderian in seinen „Erinnerungen eines Soldaten“ und der Jäger, mit dem unser Oberst Mölders für die nötige Luftreinheit in der Panzerschlacht gesorgt hat, feiert heute seinen Erstflug im Jahre 1935. Damals flog unsere Messerschmitt 109 zum ersten Mal und nachdem sie ihre Widersacher in der Ausschreibung allesamt ausgestochen hatte, wurden 33,000 Stück davon gebaut. Fliegerasse wie Erich Hartmann (352 Abschüsse), Gerhard Barkhorn (301 Abschüsse), Günther Rall 275 (Abschüsse), Hans-Joachim Marseille (158 Abschüsse), Werner Mölders (130 Abschüsse) oder Adolf Galland (104 Abschüsse) erfochten mit unserer Me 109 ihre Siege. Dank einer umfassenden Weiterentwicklung war unsere Me 109 noch zehn Jahre später ein überaus brauchbarer Jäger. Einzig mit den schweren, viermotorigen Bombern der Amerikaner und Engländer hatte sie etwas zu kämpfen. Da für deren Abschuß die Waffen unserer Me 109 ein wenig zu schwach waren und so entkamen viele von den Mistviechern beschädigt. Entworfen hat unsere Me 109 unser Willy Messerschmitt, dem wir Deutschen noch so manchen guten Flieger – wie unsre Me 262 – verdanken. Der ein oder andere Schädel Met sollte also zur Feier des Tages durchaus getrunken werden. Bei unserem Panzergesichtsschreiber Ulrich Elfrath („Messerschmitt Me 109“) hat sich unser Jäger nun gegen alle seine Mitbewerber durchgesetzt und wird endlich bei unserer deutschen Luftwaffe eingeführt: https://archive.org/details/DasWaffenArsenal017MesserschmittMe109

„Mit drei Maschinen der Me 109 B-2 beteiligte sich Deutschland im Juli 1937 an dem internationalen Flugmeeting in Zürich. Unangefochten wurden sie Sieger im Geschwindigkeitswettbewerb beim Alpenrundflug für Militärflugzeuge und beim internationalen Patrouillenflug. Dabei erflogen sie durchschnittliche Geschwindigkeiten von 410 Kilometerstunden. Durch Einbau eines zweistufigen Laders und einer Zweiblatt-Verstell-Luftschraube aus Metall leistete der Jumo 210 D 670 PS. Diese Erfolge wurden von dem nationalsozialistischen Regime für eine aufwendige Propagandakampagne genutzt. Nicht zuletzt auch dadurch wurden die „Messerschmitts“ zu einem internationalen Begriff für den modernen Jagdeinsitzer schlechthin. Trotzdem konnten viele Angehörige der Luftwaffe – besonders ältere Jahrgänge – ihre Abneigung gegenüber diesem neuen Flugzeugtyp nicht verbergen. Es war für sie unvorstellbar, in einem geschlossenen Cockpit zu fliegen, von dort einen Gegner zu erkennen und zu bekämpfen. Die hohe Flächenbelastung der Me machte außerdem gegenüber Doppeldeckern ein enges Kurven unmöglich. Damit fehlte der Me 109 nach damaliger Auffassung eines der wichtigsten Leistungsmerkmale für erfolgversprechenden Luftkampf. Denn Jagdfliegerpiloten wurden zu dieser Zeit noch nach den taktischen Einsatzgrundsätzen des I. Weltkrieges geschult. Dabei fanden die fliegerischen Fähigkeiten von Jagdflugzeugen mehr Würdigung als zum Beispiel ihre Feuerkraft. Der Gegner sollte erst ausgekurvt und dann mit einem Minimum an Munitionsaufwand abgeschossen werden. Den Begriff des „overkill” hat es damals im Sprachgebrauch noch nicht gegeben. Als die Me 109 konzipiert wurde, galt die Ausstattung mit zwei Maschinengewehren allgemein noch als ausreichend. Die „Unterbewaffnung“ der Me 109 sollte sich aber später als großer Mangel herausstellen. Zunächst aber wurden die technischen Einrichtungen und Hilfsmittel kritisiert, die bei der Me 109 neu zur Anwendung kamen – selbst das einziehbare Fahrwerk. Die Fahr Werkbetätigung erschien vielen Piloten eine Zumutung (und wurde anfänglich auch häufig vergessen). Der eigentliche Grund für die Ablehnung der Me 109 mag aber zum Teil auch an den hohen fliegerischen Fähigkeiten gelegen haben, die die Me den Piloten besonders beim Landen und Starten abverlangte. Häufig lehnten Piloten, die auf leicht manövrierbare Doppeldecker eingeflogen waren, daher diese zusätzlichen Belastungen ab. Die Fähigkeiten des neuen Konzepts konnten aber bald eindeutig unter Beweis gestellt werden. Im Januar 1937 wurden 24 Me 109 der B-2 Serie einschließlich des Personals an die „Jagdgruppe 88” der Legion Condor abgestellt. Im scharfen Einsatz erkämpfte diese Luftwaffeneinheit gegen zahlenmäßige Überlegenheit der republikanischen Jagdflieger innerhalb kürzester Frist die Luftherrschaft. Insgesamt kamen zwischen 1937 und 1939 57 Me 109 B-l und B-2 in Spanien zum Einsatz. Die C-Reihe wurde nur in geringer Stückzahl hergestellt. Gegenüber der B-Reihe unterschieden sich diese Maschinen nur durch verstärkten Waffeneinbau. Die Waffenanzahl mußte deshalb erhöht werden, weil die Briten über einen neuen Jagdeinsitzer verfügten, der mit acht Maschinengewehren ausgerüstet sein sollte (Hawker Hurricane). Während zum Beispiel die C-O und C-l mit jeweils 4 x 7,9 mm MG 17 ausgerüstet wurden (siehe Abbildungen), kam bei der C-2 noch ein fünftes MG 17 hinzu, welches durch die Propellernabe schoß. Ab August 1938 gingen zwölf Jagdmaschinen dieser Reihe nach Spanien zum Einsatz. Einige Luftwaffenverbände waren noch während des Frankreichfeldzuges mit diesem Typ bestückt. Etwa zur gleichen Zeit, als die Maschinen der C-Reihe an die Luftwaffe gingen, kamen in England die ersten „Spitfire” Jagdmaschinen zur Auslieferung an die RAF. Es wird häufig unrichtig festgestellt, dieser britische Jäger sei beschleunigt aus Sorge wegen der Aufrüstung der Luftwaffe mit der Me 109 entwickelt worden. Es ist vielmehr so, daß die konstruktiven Grundlagen für die „Spitfire” älter sind als die für die Me 109…“

Die Frühjahrsschlacht von Charkow

„Die Frühjahrsschlacht von Charkow und an Donez ist zu Ende. 22 russische Schützendivisionen, sieben Kavalleriedivision, 15 Panzerbrigaden wurden von einer weit geringeren Zahl deutscher, rumänischer und ungarischer Verbände geschlagen, eingeschlossen und aufgerieben. Nur wenige der im Isjumer Einbruchraum kämpfenden feindlichen Divisionen entgingen der Vernichtung. (…) Die Beute der Schlacht ist auf 239,306 Gefangene, 2026 Geschütze und 1249 Panzer anwachsen; rund 540 Flugzeuge wurden abgeschossen. – Die eigenen Verluste betragen rund 20,000 Mann.“ (Fedor von Bock)

Die Frühjahrsschlacht von Charkow ging am heutigen Tag in Jahre 1942 zu Ende. Getobt hat sie vom 12. Mai an und eigentlich wollten die Russen hier unsere Front durchbrechen, mußten ihre Anfangserfolge aber mit der Einkesselung und Vernichtung eines Großteils ihrer Verbände bezahlen. Geführt hat unsere deutschen Truppen in dieser Schlacht unser Feldmarschall Fedor von Bock. Mit 350,000 deutschen Recken, 500 Panzern und Sturmgeschützen und 600 Flugzeugen hat er 760,000 Russen geschlagen, die über 1500 Panzer und Sturmgeschütze, 1150 Geschütze, 1700 Mörser und 920 Flugzeuge verfügten. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf über 20,000 Mann, die Russen verloren aber 240,000 Gefangene und ebenso viele Gefallene und Verwunderte, 1200 Panzer, 2000 Geschütze, 3200 Mörser und 540 Flugzeuge. Unzweifelhaft ein großer deutscher Schlachtensieg und ein Cannä. Um sich ein solches zu erfechten, muß man mit einer deutlichen Unterzahl eine überlegene feindliche Übermacht umzingeln und vernichten. So wie es eben der Hannibal 216 bei Cannä mit den römischen Legionen getan hat. Mit unserem Panzergetränk Met soll auch dieser Sieg gefeiert werden. Aus kundiger Hand liegt uns ein Schlachtbericht vor – nämlich von unserem Panzergeschichtsschreiber Selle, „Die Frühjahrsschlacht von Charkow“ genannt – und aus dem wird natürlich bei der Siegesfeier vorgelesen. Ich beginne mit der Vorgeschichte, da noch keine Panzerschlacht vom Himmel gefallen ist: http://doi.org/10.5169/seals-25881

„Der Charakter der Schlacht. Die Frühjahrsschlacht von Charkow war eine Operation, die sich auf deutscher Seite im Rahmen einer Heeresgruppe, der damaligen Heeresgruppe Süd mit Generalfeldmarschall von Bock als Oberbefehlshaber, abspielte. Es waren beteiligt Panzerverbände der I. Panzerarmee, die XVII. Armee, die VI. Armee und Teile der II. Armee. Im Schwerpunkt der Schlacht standen die VI. und XVII. Armee, die letztere mit den ihr zugeführten Divisionen der I. Panzerarmee zur Wahrung einheitlicher Führung der I. Panzerarmee (Armeegruppe von Kleist) unterstellt. Die Hauptlast des ersten Operationsabschnitts, der Abwehrschlacht, trug die VI. Armee. Die folgende Darstellung mußte sich infolge des zur Verfügung stehenden Quellenmaterials auf den Anteil beschränken, den die VI. Armee unter General der Panzertruppe Paulus (Chef des Generalstabes bis Mitte Mai Generalmajor Heim, dann Generalmajor Schmidt) an dieser Heeresgruppenschlacht gehabt hat; der größere Zusammenhang im Rahmen der Ereignisse der Heeresgruppe wurde zu wahren versucht. Die Lage der VI. Armee im Winter 1942. Die Divisionen der VI. Armee lagen bis zum 17. Januar 1942 in den Winterstellungen fest, die sie im Herbst 1941 nach Eintritt der Schlammperiode bezogen hatten. Die Hauptkampflinie verlief im allgemeinen längs des Donez und schloß damit den Schutz der als Nachschubbasis und Eisenbahnknotenpunkt bedeutsamen Großstadt Charkow ein. Südostwärts der Stadt bildete das LI. Armeekorps mit XLIV. und CCXCVII. Division jenseits des Donez den Brückenkopf Tschugujew. Um die Jahreswende 1941/42 ließen Transportbewegungen des Feindes auf Schienen und Straßen sowie seine lebhafter werdende Erkundungstätigkeit darauf schließen, daß ein Angriff im Räume Isjum bevorstand. Die russische Winteroffensive. Am 18. 1. 1942 traten bei etwa 40 Grad Kälte die russischen Verbände in zahlenmäßiger Überlegenheit besonders an Panzern, und vortrefflich für den winterlichen Kampf ausgerüstet, zum Angriff gegen die XVII. und VI. Armee an. Innerhalb weniger Tage erzielten sie erhebliche Raumgewinne nach Süden, Westen und Nordwesten. Mit dem Durchbruch auf Barwenkowo, Losowaja und in Richtung auf Krasnograd war eine äußerst kritische Lage eingetreten, die umso bedenklicher war, als zunächst Reserven kaum oder überhaupt nicht zur Verfügung standen. Die Bahnlinien von Charkow nach Süden und von Poltawa nach Sslaviansk, als entscheidende Lebensnerven, waren unterbrochen und zerschnitten; bedeutende Vorräte waren dem Feinde in die Hände gefallen. Seine Kavallerie bewegte sich zum Teil ungehindert im freien Raum. Der durchaus im Bereich des Möglichen liegenden Ausweitung des russischen Durchbruches, der – auf Dnjepropetrowsk und in südlicher Richtung in den Rücken der I. Panzerarmee weitergeführt – sich vernichtend hätte auswirken müssen, begegneten die deutschen Gegenmaßnahmen. Trotz starker Entblößung der nicht in Mitleidenschaft gezogenen Frontabschnitte der Heeresgruppe und Heranführung von deutschen und rumänischen Einheiten aus dem rückwärtigen Heeresgebiet reichten aber die Kräfte nicht aus, um den Feind auf seine Ausgangsstellungen zurückzuwerfen. Der den Russen westlich des Donez verbleibende Brückenkopf, an dessen Grundlinie im Mittelpunkt Isjum lag, behielt eine Tiefe von nahezu 100 Kilometer und eine Breite von etwa der gleichen Ausdehnung. Von großer Bedeutung indessen war, daß im Norden der Schulterpunkt Balakleja und im Süden der Eckpfeiler Sslaviansk, der den Russen die Benutzung der Bahnlinie von Losowaja nach Osten verwehrte, in deutscher Hand blieben, und vor allem war Charkow gerettet. Bis in das späte Frühjahr hinein blieb der Isjumbogen Schauplatz harter, verlustreicher Kämpfe, die insbesondere die Führung der VI. Armee immer wieder vor krisenreiche Lagen und schwere Entschlüsse stellte…“

Oberleutnant Otto Carius

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten mauserte sich unser Otto Carius derart in der Panzertruppe, daß er die ersten Tigerpanzer in die Schlacht gegen die Kriegsknechte der Landfeinde führen durfte. Womit sich einmal mehr die Worte unseres Generaloberst Guderians bewahrheitet haben:

„Der Dienst in der Panzertruppe ist schön und abwechslungsreich. Jeder Panzerschütze ist stolz darauf, dieser neuzeitlichen Angriffswaffe anzugehören. Aber dieser Dienst ist auch schwer; er erfordert junge Männer mit gesunden Gliedern und Sinnen, mit einem mutigen Herzen und einem harten Willen. Der Dienst im Panzer bildet den Gemeinschaftssinn der kleinen Kampfeinheiten vorzüglich heran; da gibt es keine Unterschiede; Offizier, Unteroffizier und Mann sind den gleichen, schweren Kampfbedingungen unterworfen, von deren Erfüllung keiner zurückstehen kann.“

Heute hat unser alter Panzerheld übrigens Geburtstag und seine 150 Abschüsse sollten auch gebührend gefeiert werden. In Zweibrücken wurde unser Carius 1922 geboren. Er meldete sich 1940 freiwillig zum Heer und schaffte es dann zur Panzerwaffe zu kommen. Mit dem Beutepanzer 38(t) machte er 1941 den Rußlandfeldzug mit und freute sich daher, als 1942 die Panzer III und IV mit langen Geschützrohren eintrafen. Es sollte aber noch besser kommen. Denn 1943 erhielt er seinen ersten Tigerpanzer und 1945 folgte unser Jagdtiger. Seine Panzerkämpfe schildert uns unser Oberleutnant Carius in seinem Panzerbuch Tiger im Schlamm. Wir Panzertiere lesen daraus zur Feier des Tages ein wenig. Durch die sehr kluge Maßregel unseres alten deutschen Reiches, die Panzerreserven und Ausbildungseinheiten an der gallischen Nordküste – falls die Amerikaner und Engländer, nach Dieppe, wieder auf dumme Gedanken kommen sollten – aufzustellen, durfte unser Otto Carius ein wenig Zeit mit seiner neuen Einheit in der Bretagne verbringen. Sein Bericht über den Umgang mit der gallischen Zivilbevölkerung straft mal wieder die amerikanische Umerziehung Lügen:

„Zunächst ging es aber Richtung Westen, nach Ploermel in der Bretagne. Die Kompanie wurde in ein verlassenes und verwahrlostes Chateau eingewiesen, Chef und Premier wohnten privat in der Stadt. Ich selbst hatte es vorgezogen, bei der Kompanie zu wohnen; wir mußten uns doch gegenseitig kennenlernen, wenn wir zusammen zum Einsatz kommen sollten. Die Kompanie hat mir das nie vergessen, und ich nahm dafür gerne alle Widrigkeiten in Kauf, die ich in der kleinen muffigen Bude unseres „Schlosses“ hinnehmen mußte. Schon beim Einzug ging es los: Wir mußten den alten Stall erst herrichten, bevor uns zuzumuten war, hier zu hausen. Es gab weder Holzfußboden noch Pritschen. Ich wollte zunächst einmal ein paar Ballen Stroh für meine Männer ergattern; aber im benachbarten Bauernhof weigerte man sich, mir ohne Schein der Kommandantur etwas herauszugeben. Also fuhr ich zur Stadtkommandantur; aber die hatten ihren Laden schon geschlossen. Prompt stellte ich dem Bauern einen Schein selbst aus, damit er sich damit beschweren konnte. Ebenso prompt kam der Anpfiff von der Abteilung, und wären wir nicht bald zur Ostfront abgerückt, man hätte mir wahrhaftig ein Verfahren wegen Plünderung oder Ähnlichem an den Hals gehängt. Daran mußte ich nach dem Krieg oft denken, wenn ich sah, wie verblüffend einfach die französischen Besatzungstruppen ihren Bedarf bei uns deckten… Ein Kriegsverbrechen habe ich mir in dieser Zeit auch aufs Gewissen geladen: Eine Erschießung ohne Verhandlung und Urteil. Ich war beim Scharfschießen am Rande der Stadt gerade an der Reihe, als der Hahn eines benachbarten Gehöftes quer über die Schußbahn lief. Wohl war angeordnet, daß während des Schießens das Viehzeug eingesperrt werden sollte. Aber ich hatte gerade anvisiert, als der Gockel zwischen mir und der Scheibe aufkreuzte. Der Kommandeur schrie noch etwas, doch es war zu spät: Ich hatte nicht umhin gekonnt, auf die Ringe zu verzichten und dem Hahn zum Gaudium aller eine zu verpassen. Er überschlug sich einige Male, und dann war er kaum noch genießbar. Der Chef war gerade dabei, mich zur Minna zu machen, als auch schon lamentierend die Besitzerin des soeben Verstorbenen angerannt kam. Auch mit Geld war sie nicht zu beruhigen, da der Dahingegangene angeblich der beste Hahn weit und breit gewesen war. Zu unserem Aufenthalt in Frankreich gehörte natürlich auch der Rotwein, der es vor allem den Österreichern in unserer Kompanie angetan hatte. Kaum einen Abend blieb es mir erspart, nochmals aufzustehen und meine Österreicher zu Bett zu bringen. Da mehr als die Hälfte der Kompanie Unteroffiziere waren, die als Fahrer, Richtschützen und Kommandanten Dienst taten, war der Unteroffizier vom Dienst meist nicht imstande, Feierabend zu gebieten, und so mußte ich fast immer die Polizeistunde höchstpersönlich ansagen. Aber auch das gelang erst, nachdem ich das mir angebotene Glas geleert und mir ein Wienerlied angehört hatte. Den obligatorischen Exerzierdienst nahmen wir nicht gerade ernst und mimten halt, wenn ein Vorgesetzter in Sicht kam, damit wir nicht unangenehm auffielen. Im übrigen war ich froh, mit meinen Männern noch ein paar unbeschwerte Tage verleben zu dürfen, bevor wir wieder an die Front kamen. Bald wurden Transportkommandos zusammengestellt, die die „Tiger“ aus Deutschland abholen mußten. Einer dieser Transporte war mir anvertraut; bei der Hin- und Rückfahrt hatte ich Aufenthalt in Paris. Die Stadt und ihre Bewohner interessierten mich sehr, obwohl es schwer war, ein Gespräch mit ihnen in Gang zu bringen. Ich bewunderte die Haltung der Franzosen. Sie hatten doch, weiß Gott, den Krieg gründlich verloren; aber kein Wort fiel gegen die eigenen Soldaten. Uns gegenüber enthielten sie sich jeder Kritik. Sich nach einem verlorenen Krieg selbst zu beschmutzen, sollte uns Deutschen vorbehalten bleiben. In Paris benahmen sich unsere Landser, als ob der Krieg schon gewonnen und beendet wäre. Dies Treiben erschien mir unwirklich; ich konnte nicht vergessen, daß wir uns schon in wenigen Wochen wieder mit den Russen herumschlagen würden…“

Kaiserin Maria Theresia

Wir alten Preußen schließen uns natürlich den Geburtstagsglückwünschen für unsere alte Kaiserin Maria Theresia gerne an, obwohl sie Friedrich dem Großen ganz schön in den drei Schlesischen Kriegen zu schaffen gemacht hat. Zur Welt kam Maria Theresia 1717 in Wien als Erbtochter Kaiser Karls des Sechsten und seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig. Dank der berühmt-berüchtigten pragmatischen Sanktion konnte sie 1740 die Nachfolge ihres Vaters antreten, wenn dem neuen österreichischen Kaiserhaus auch zu Anfang die deutsche Kaiserkrone verloren ging. Erst 1745 konnte sie ihren Gatten Franz von Lothringen zum deutschen Kaiser wählen lassen. Die Wahl ihres Sohnes Josephs II. im Jahre 1765 verlief dann wieder gewohnt reibungslos. Bis 1780 herrschte sie über unser altes deutsches Reich, wenn das Kaisertum damals auch kaum mehr als ein Ehrenvorrang gewesen ist. Ein Blick auf Spanien zeigt, welche gewaltige kriegerische und staatskünstlerische Leistung Maria Theresia mit der Behauptung ihres Erbes und der Großmachtstellung Österreichs vollbracht hat. Spanien hat sich nämlich bis zum heutigen Tag nicht wirklich vom Erlöschen der Habsburger erholt (von einzelnen Lichtblicken wie Franco einmal abgesehen). Mit sechzehn Kinder erwies sie sich als wahre Landesmutter und so schnell dürfte das lothringische Kaiserhaus wohl nicht erlöschen. Die Geschichte Maria Theresias hat uns der Ritter von Arneth sehr schön niedergeschrieben und so lesen wir Panzertiere zur Feier des Tages ein wenig aus seinem Werk vor. Sind auch die vermeintlichen Erbansprüche des bayrischen Kurfürsten widerlegt, so gibt dieser dennoch keine Ruhe und unser Geschichtsschreiber vermutet da die Gallier am Werk: https://archive.org/details/geschichtemariat01arneuoft

„Am folgenden Tage wurde dem päpstlichen Nuntius und den Botschaftern von Frankreich und Venedig, hierauf aber dem bayerischen Gesandten Einsicht von den letztwilligen Bestimmungen des Kaisers Ferdinand I. gewährt. Sogar Graf Perusa mußte sich, wenn gleich mit Widerstreben, von der Grundlosigkeit der bayerischer Seits erhobenen Ansprüche überzeugen. Hierdurch ließ sich jedoch der Kurfürst, dem es natürlicher Weise weniger um die rechtliche Begründung als um die Befriedigung seines Begehrens zu tun war, von dem einmal eingeschlagenen Wege nicht abbringen. Graf Perusa wurde zurückberufen, und er verließ Wien, jedoch nicht ohne einen Protest daselbst zurückgelassen zu haben, durch welchen der Kurfürst von Bayern gegen die Erbfolge Maria Theresias in Österreich feierlich Verwahrung einlegte und die Geltendmachung seiner Rechte sich vorbehielt. Nun entspann sich zwischen den Höfen von Wien und München nicht nur ein weitläufiger Federkrieg, in welchem auch noch über andere letztwillige Bestimmungen, insbesondere diejenigen Ferdinands II. für und wider gekämpft wurde, sondern die beiden streitenden Teile wetteiferten mit einander, die fremden Regierungen, welche hierbei am meisten in Betracht kamen, für ihre Ansicht zu gewinnen und sich dadurch eintretenden Falles ihres Beistandes zu versichern. Frankreich stand hierbei natürlicher Weise in erster Linie. Denn auf sich allein beschränkt hätte Bayern seinen auf die Erbfolge in Österreich gerichteten Begehren niemals irgend welchen Nachdruck zu geben vermocht. Nur mit Frankreichs Hilfe erschien es im Stande, solches zu tun, und man war daher äußerst gespannt auf die Haltung, welche die französische Regierung in dieser Sache beobachten werde. Denn von ihr hing, darüber glaubte man keinem Zweifel Raum geben zu können, es ab, ob Maria Theresia ohne ernste Störung in den Besitz der Länder des Hauses Österreich gelangen und der Friede Europas gewahrt bleiben werde. Die langjährige enge Verbindung Frankreichs mit Bayern, gemeinsam geführte blutige Kriege, und die vielfache Ermunterung, welche vor noch nicht allzu langer Zeit den Absichten des kurfürstlichen Hauses auf die Geltendmachung seiner vermeintlichen Nachfolgerechte in Österreich gerade von Frankreich aus zu Teil geworden war, mußten die Besorgnis erwecken, daß Gleiches auch jetzt wieder der Fall sein werde. Hiergegen sprach jedoch andererseits die feierliche Verpflichtung, welche Frankreich in dem letzten Friedensschlusse auf sich genommen hatte, die pragmatische Sanktion anzuerkennen und zu gewährleisten. Hiergegen sprachen die seither ununterbrochen aufrecht erhaltenen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiderseitigen Fürstenhäusern, und die oftmals wiederholten Versicherungen des Kardinals Fleury, Frankreich werde unter allen Umständen dem gegebenen Worte unerschütterlich treu bleiben. Hiergegen sprach endlich die allgemein bekannte, mit seinem hohen Alter noch mehr und mehr zunehmende Friedensliebe des Kardinals, seine Abneigung vor jeder Kriegführung, und sein Ehrgeiz, dereinst mit dem Ruhme, der Pazifikator Europas gewesen zu sein, aus der Welt zu gehen…“