Konrad Zuse

„Die Gefahr, dass der Computer so wird wie der Mensch, ist nicht so groß wie die Gefahr, dass der Mensch so wird wie der Computer.“

Was uns Konrad Zuse, der Erfinder des Computers (der heute übrigens Geburtstag hat – 1910 in Wilmsdorf), damit zu sagen versucht, vermag ich zwar nicht zu erklären, hoffe aber daß die Computer die Feldherren und Staatsmänner nicht ersetzen werden. Die Chancen dazu sind übrigens recht gut, denn – wie im Falle Konrad Zuses – wurde der Computer von Leuten gebaut, die zu faul zum Rechnen sind. Der Krieg aber ist – laut Carl von Clausewitz – eine ganz besonders schwierige Rechenaufgabe:

„Wir sagen: der Feldherr wird zum Staatsmann, aber er darf nicht aufhören, das erstere zu sein; er umfaßt mit seinem Blick auf der einen Seite alle Staatsverhältnisse, auf der anderen ist er sich genau bewußt, was er mit den Mitteln leisten kann, die in seiner Hand liegen. Da hier die Mannigfaltigkeit und die unbestimmte Grenze aller Beziehungen eine große Menge von Größen in die Betrachtung bringen, da die meisten dieser Größen nur nach Wahrscheinlichkeitsgesetzen geschätzt werden können, so würde, wenn der Handelnde dies alles nicht mit dem Blick eines die Wahrheit überall ahnenden Geistes träfe, eine Verwicklung von Betrachtungen und Rücksichten entstehen, aus denen sich das Urteil gar nicht mehr herausfinden könnte. In diesem Sinne hat Bonaparte ganz richtig gesagt, daß viele dem Feldherrn vorliegende Entscheidungen eine Aufgabe mathematischer Kalküls bilden würden, der Kräfte eines Newton und Euler nicht unwürdig. Was hier von höheren Geisteskräften gefordert wird, ist Einheit und Urteil, zu einem wunderbaren Geistesblick gesteigert, der in seinem Fluge tausend halbdunkle Vorstellungen berührt und beseitigt, welche ein gewöhnlicher Verstand erst mühsam ans Licht ziehen und an denen er sich erschöpfen würde. Aber diese höhere Geistestätigkeit, dieser Blick des Genies würde doch nicht zur historischen Erscheinung werden, wenn die Gemüts- und Charaktereigenschaften, von denen wir gehandelt haben, ihn nicht unterstützten.“

Einen weiteren Auszug aus Zuses „Der Computer – Mein Lebenswerk“ gibt es natürlich auch von mir:

„Während des Krieges war meine Firma die einzige, die in Deutschland Rechengeräte entwickeln durfte. Dennoch hatten wir gegenüber den USA einen Entwicklungsvorsprung. Heute wissen wir, welch ein gewaltiger wirtschaftlicher Nutzen darin hätte liegen können. Damals sah man die Dinge anders. Kaum jemand konnte sich geschäftliche Aussichten für unsere Geräte vorstellen. Eine zivile Fertigung wäre auch gar nicht möglich gewesen; sie war offiziell verboten. Zwar hatte ich einige Förderer und Freunde, wie Professor Teichmann und Professor Wagner; aber die waren doch auch mit ihren eigenen Ideen beschäftigt und mehr als ausgelastet. Der Rechenmaschinenfabrikant Dr. Pannke wiederum, der mich in meiner Frühzeit unterstützt hatte, sah in unserer Arbeit letztendlich eher eine Konkurrenz für seine traditionellen mechanischen Geräte. Aus dieser Zeit stammt meine Erfahrung, daß sich ein Erfinder innerhalb seines Ideenkreises nach Möglichkeit auf kurzfristig erreichbare Ziele beschränken sollte. Über angewandte Logistik oder unglaubliche Geschwindigkeiten elektronischer Geräte konnte ich, wie schon berichtet, nur mit wenigen Vertrauten reden, wollte ich nicht als unseriös gelten. Zu diesen wenigen Vertrauten gehörte Professor Teichmann. Auf seine Unterstützung konnte ich, gegen alle Widerstände, rechnen. Und Widerstände gab es damals genug. Lange nach Kriegsende schrieb er mir einmal: „Für uns war es ein Lichtblick, als uns angekündigt wurde, ein Dipl. Ing. Zuse könne uns helfen. Die Direktion der damaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und das zuständige Ministerium wurden in Bewegung gesetzt; Geld wurde bewilligt. Aber dornenvoll war das Gestrüpp der Probleme rein technischer Art, das der damalige Dipl. Ing. Zuse durchdringen oder überwinden mußte. Von prominenter Seite wurde mir eines Tages ganz offen erklärt, ich sei wohl ein recht guter Wissenschaftler, aber hier sei ich auf einen a priori klar erkennbaren Schwindler hereingefallen. Als es dieserhalb zu einer harten Aussprache kam, bat ich, Herrn Prof. Dr. Ing. Wagner zu befragen. Ein Telefonanruf erfolgte, und Prof. Wagner sagte etwa: „Bei uns arbeitet Herrn Zuses Gerät in der zunächst entwickelten Stufe bereits.“ Das war für die kleine statisch-dynamische Arbeitsgruppe ein Triumph, weniger deshalb, weil wir die Unterstützung von Herrn Zuses Entwicklung befürwortet hatten, als deshalb, weil nun vor den Vertretern der höchsten Zweifler feststand, daß Herr Zuse Großes mit Erfolg zu entwickeln begonnen hatte.“ Teichmann hätte am liebsten schon während des Krieges einen Auftrag über ein großes elektronisches Rechengerät mit zweitausend Röhren befürwortet. Wegen der mangelnden Dringlichkeitsstufe hätten wir aber weder Personal noch ausreichendes Material dafür bekommen. Es war schon schwierig genug, Geräte in der verhältnismäßig einfachen und robusten Relaistechnik zu bauen. Schreyer erhielt immerhin den Auftrag, am Lehrstuhl von Professor Stäblein ein Versuchsmodell eines Rechenwerks für 10 Binärstellen zu bauen. Das Modell war Ende des Krieges funktionsfähig, ist dann aber in den Wirren der Nachkriegszeit verlorengegangen…“

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

„Die Tatarenschwärme suchen neue Wohnsitze. Sie ziehen mit dem ganzen Volke aus, mit Weib und Kind, sie sind also zahlreich wie verhältnismäßig kein anderes Heer, und ihr Ziel ist Unterwerfung oder Vertreibung des Gegners. Sie würden mit diesen Mitteln bald alles vor sich niederwerfen, ließe sich damit ein hoher Kulturzustand vereinigen.“ (Carl von Clausewitz)

Es verwundert also nicht, daß wir Deutschen uns im Jahre 451 mit den Römern gegen die Hunnen verbündet haben. Deren König Etzel war nämlich damals drauf und dran ganz Europa zu unterwerfen, fand jedoch im römischen Heermeister Flavius Aetius und unserem Westgotenkönig Theoderich seine Meister. Auf beiden Seiten sollen 180,000 Streiter gefallen sein, so berichtet es uns zumindest unser Geschichtsschreiber Jordanes. Auf Seiten der Römer und Westgoten fochten noch die Sachsen, Burgunder und Franken. Auf Seiten Etzels standen die Ostgoten, Gepiden, Alanen und weitere Stämme. Gebrochen wurde die Macht Etzels durch seine Niederlage auf den Katalaunischen Feldern allerdings nicht und so lauert beim Jordanes alles auf Etzels tot: https://archive.org/details/jordanesgotheng00jordgoog

„Wir aber müssen, damit die Reihenfolge, welche wir begonnen haben, eingehalten wird, zu den Nachfahren des Vandalarius, nämlich drei kleinen Jungen, kommen. Dieser Vandalarius nämlich, ein Urgroßneffe Ermanarichs und Nachkomme des oben erwähnten Thorismunds, hatte drei Kinder gezeugt und rühmte sie der Zugehörigkeit zu den Amalern, nämlich Valamer, Thiudimer und Vidimer. Von diesen folgte durch Erbschaft Valamer in das Königsamt des Vaters, als die Hunnen noch immer die Goten neben anderen Völkern unter ihrer Herrschaft hielten. Damals herrschte unter diesen drei Brüdern eine schöne Eintracht, als der unvergleichliche Thiudimer für die Herrschaft seines Bruders Valamer kämpfte, Valamer aber anordnete, dass sein Bruder ausgerüstet wurde und Vidimer damit zufrieden war, seinen Brüdern zu dienen. So regierten sie, wie schon oft gesagt wurde, indem sie der Herrschaft des Hunnenkönigs Attila unterstanden. Ihnen war es aber nicht erlaubt, einen Kampf gegen die westgotischen Verwandten zu verweigern, sondern sie mussten die Bedürfnisse ihres Herrn erfüllen, auch wenn er den Verwandtenmord befahl. Und nicht anders konnte sich ein Volk Skythiens von der Herrschaft der Hunnen losreißen, als daß der von allen Völkern einschließlich der Römer gewünschte Tod Attilas einträte, welcher ebenso unspektakulär war, wie sein Leben bemerkenswert war…“

Gustav Schwab

Im Jahre 1792 wurde in Stuttgart im Schwabenland unser großer deutscher Dichter und Denker Gustav Schwab geboren. Wir verdanken ihm vor allem die Sammlung der altgriechischen Sagen, die er uns meisterhaft zusammengeschrieben hat. So manches große Werk unserer deutschen Dichter und Tonkünstler wurde von diesen angeregt. Daneben gibt es von ihm noch so manche gelehrte Schrift, zahlreiche Gedichte und Volksbücher. Als Kind eines Professors und einer Kaufmannstochter wählte er die Laufbahn eines Gelehrten und studierte in Tübingen die Gotteslehre und die Denkerei. Als Lehrer, Pfarrer und Oberstudienrat verdiente er seine Brötchen und veröffentliche nebenbei seine Werke und Arbeiten. Vor den Traualtar trat er 1818 mit Sophie Gmelin, die ihm fünf Kinder gebar. Aus den schönsten Sagen des klassischen Altertums habe ich mir die Mär von der mykenischen Königstochter Iphigenie ausgesucht, deren Geschick unser Goethe zu einem rührenden Trauerspiel verarbeitet hat: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254613.html

„Während nun die Flotte zu Aulis sich versammelte, vertrieb der Völkerfürst Agamemnon sich die Zeit mit der Jagd. Da kam ihm eines Tages eine herrliche Hindin in den Schuß, die der Göttin Artemis geheiligt war. Die Jagdlust verführte den Fürsten: er schoß nach dem heiligen Wild und erlegte es mit dem prahlenden Worte, Artemis selbst, die Göttin der Jagd, vermöge nicht besser zu treffen. Über diesen Frevel erbittert, schickte die Göttin, als in der Bucht von Aulis alles Griechenvolk gerüstet mit Schiffen, Roß und Wagen beisammen war und der Seezug nun vor sich gehen sollte, dem versammelten Heere tiefe Windstille zu, so daß man ohne Ziel und Fahrt müßig in Aulis sitzen mußte. Die ratsbedürftigen Griechen wandten sich nun an ihren Seher Kalchas, den Sohn des Thestor, welcher dem Volke schon früher wesentliche Dienste geleistet hatte und jetzt erschienen war, als Priester und Wahrsager den Feldzug mitzumachen. Dieser tat auch jetzt den Ausspruch: „Wenn der oberste Führer der Griechen, der Fürst Agememnon, Iphigenia, sein und Klytämnestras geliebtes Kind, der Artemis opfert, so wird die Göttin versöhnt sein, Fahrwind wird kommen, und der Zerstörung Trojas wird kein übernatürliches Hindernis mehr im Wege stehen.“ Diese Worte des Sehers raubten dem Feldherrn der Griechen allen Mut. Sogleich beschied er den Herold der versammelten Griechen, Talthybios aus Sparta, zu sich und ließ denselben mit hellem Heroldsruf vor allen Völkern verkündigen, daß Agamemnon den Oberbefehl über das griechische Heer niedergelegt habe, weil er keinen Kindesmord auf sein Gewissen laden wolle. Aber unter den versammelten Griechen drohte auf die Verkündigung dieses Entschlusses eine wilde Empörung auszubrechen. Menelaos begab sich mit dieser Schreckensnachricht zu seinem Bruder in das Feldherrnzelt, stellte ihm die Folgen seiner Entschließung, die Schmach, die ihn, den Menelaos, treffen würde, wenn sein geraubtes Weib Helena in Feindeshänden bleiben sollte, vor und bot so beredt alle Gründe auf, daß endlich Agamemnon sich entschloß, den Greuel geschehen zu lassen. Er sandte an seine Gemahlin Klytämnestra nach Mykene eine briefliche Botschaft, welche ihr befahl, die Tochter Iphigenia zum Heere nach Aulis zu senden, und bediente sich, um diesem Gebote Gehorsam zu verschaffen, des in der Not erdichteten Vorwandes, die Tochter solle, noch bevor das Heer der trojanischen Küste zusegle, mit dem jungen Sohne des Peleus, dem herrlichen Phthierfürsten Achill, von dessen geheimer Vermählung mit Deïdameia niemand wußte, verlobt werden. Kaum aber war der Bote fort, so bekam in Agamemnons Herzen das Vatergefühl wieder die Oberhand. Von Sorgen gequält und voll Reue über den unüberlegten Entschluß, rief er noch in der Nacht einen alten vertrauten Diener und übergab ihm einen Brief an seine Gemahlin Klytämnestra zur Bestellung; in diesem stand geschrieben, sie sollte die Tochter nicht nach Aulis schicken, er, der Vater, habe sich eines andern besonnen, die Vermählung müsse bis aufs nächste Frühjahr aufgeschoben werden. Der treue Diener eilte mit dem Briefe davon, aber er erreichte sein Ziel nicht. Noch ehe er vor der Morgendämmerung das Lager verließ, ward er von Menelaos, dem die Unschlüssigkeit des Bruders nicht entgangen war, der ebendeswegen alle seine Schritte überwacht hatte, ergriffen, der Brief ihm mit Gewalt entrissen und sofort von dem jüngern Atriden erbrochen. Das Blatt in der Hand, trat Menelaos abermals in das Feldherrnzelt des Bruders. „Es gibt doch“, rief er ihm unwillig entgegen, „nichts Ungerechteres und Ungetreueres als den Wankelmut! Erinnerst du dich denn gar nicht mehr, Bruder, wie begierig du nach dieser Feldherrnwürde strebtest, wie du vor übel verheimlichter Lust branntest, das Heer vor Troja zu führen? wie demütig du dich da gegen alle griechischen Fürsten gebärdetest, wie gnädig du jedem Danaer die Rechte schütteltest? Deine Tür war stets unverschlossen; jedem, auch dem Untersten des Volkes, schenktest du Zutritt, und alle diese Geschmeidigkeit bezweckte nichts anderes, als dir jene Würde zu verschaffen. Aber als du nun Herr geworden warest, da war alles bald anders; da warst du nicht mehr deiner alten Freunde Freund wie vorher; zu Hause warst du schwer zu treffen, draußen bei dem Heere zeigtest du dich nur selten. So sollte es ein Ehrenmann nicht machen; er sollte am meisten dann sich unveränderlich gegen seine Freunde zeigen, wenn er ihnen am meisten nützen kann! Du hingegen, wie hast du dich betragen? Als du mit dem Griechenheere nach Aulis gekommen warest und, vom göttlichen Geschicke heimgesucht, vergebens auf Fahrwind hofftest und nun im Heere rings der Ruf sich hören ließ: „Laßt uns davonsegeln und nicht vergebens in Aulis uns abmühen!“, wie zerstört und trostlos blickte da dein Auge umher und wie wußtest du mitsamt deinen Schiffen keinen Rat! Damals beriefst du mich und verlangtest nach einem Auswege, deine schöne Feldherrnwürde nicht zu verlieren. Und als hierauf der Seher Kalchas befahl, anstatt eines Opfers der Artemis deine Tochter darzubringen, da gelobtest du nach kurzem Zuspruche freiwillig deines Kindes Opferung und schicktest Botschaft an dein Weib Klytämnestra, deine Tochter, wie du angabst, als Braut des Achill, herzusenden. Und jetzt, o Schande, beugst du doch wieder aus und verfassest eine neue Schrift, durch welche du erklärst, des Kindes Mörder nicht werden zu können? Aber freilich, tausend andern ist es schon so gegangen wie dir. Rastlos, bis sie ans Ruder gelangt sind, treten sie später schimpflich zurück, wenn es gilt, das Ruder mit Aufopferung zu lenken! Und doch taugt keiner zum Heeresfürsten und Staatenlenker, der nicht Einsicht und Verstand hat und dieselben auch in den schwierigsten Lagen des Lebens nicht verliert!“ Solche Vorwürfe aus dem Munde des Bruders waren nicht geeignet, das Herz Agamemnons zu beruhigen. „Was schnaubst du so schrecklich“, entgegnete er ihm, „was ist dein Auge wie mit Blut unterlaufen? Wer beleidigt dich denn? Was vermissest du denn? Deine liebenswürdige Gattin Helena? Ich kann sie dir nicht wieder verschaffen! Warum hast du deines Eigentums nicht besser wahrgenommen? Bin ich denn töricht, wenn ich einen Mißgriff durch Besinnung wiedergutgemacht habe? Viel eher handelst du unvernünftig, der du aufs neue nach der Hand eines falschen Weibes trachtest, anstatt daß du froh sein solltest, ihrer losgeworden zu sein. Nein, nimmermehr entschließe ich mich, gegen mein eigenes Blut zu wüten. Weit besser stände dir selbst die gerechte Züchtigung deines buhlerischen Weibes an.“ So haderten die Brüder miteinander, als ein Bote vor ihnen erschien und dem Fürsten Agamemnon die Ankunft seiner Tochter Iphigenia meldete, der die Mutter und sein kleiner Sohn Orestes auf dem Fuße folgten. Kaum hatte der Bote sich wieder entfernt, so überließ sich Agamemnon einer so trostlosen und herzzerreißenden Verzweiflung, daß Menelaos selbst, der bei Ankunft der Botschaft auf die Seite getreten war, jetzt sich dem Bruder wieder näherte und nach seiner rechten Hand griff. Agamemnon reichte sie ihm wehmütig dar und sprach unter heißen Tränen: „Da hast du sie, Bruder; der Sieg ist dein! Ich bin vernichtet!“ Menelaos dagegen schwor ihm, von der alten Forderung abstehen zu wollen; ja er ermahnte ihn selbst jetzt, sein Kind nicht zu töten, und erklärte einen guten Bruder um Helenas willen nicht verderben und nicht verlieren zu wollen. „Bade doch dein Angesicht nicht länger in Tränen«, rief er. »Gibt der Götterspruch mir Anteil an deiner Tochter, so wisse, daß ich denselben ausschlage und meinen Teil dir abtrete! Wundre dich nicht, daß ich von der Heftigkeit meiner natürlichen Gemütsart umgekehrt bin zur Bruderliebe; denn biedern Mannes Weise ist es, der bessern Überzeugung zu folgen, sobald sie in unserm Herzen die Oberhand gewinnt!“ Agamemnon warf sich dem Bruder in den Arm, doch ohne über das Geschick seiner Tochter beruhigt zu sein. „Ich danke dir“, sprach er, „lieber Bruder, daß uns gegen Verhoffen dein edler Sinn wieder zusammengeführt hat. Über mich aber hat das Schicksal entschieden. Der blutige Tod der Tochter muß vollzogen sein: das ganze Griechenland verlangt ihn; Kalchas und der schlaue Odysseus sind einverstanden; sie werden das Volk auf ihrer Seite haben, dich und mich ermorden und mein Töchterlein abschlachten lassen. Und flöhen wir gen Argos, glaube mir, sie kämen und rissen uns aus den Mauern hervor und schleiften die alte Zyklopenstadt! Deswegen beschränke dich darauf, Bruder, wenn du in das Lager kommst, darüber zu wachen, daß meine Gemahlin Klytämnestra nichts erfahre, bis daß mein und ihr Kind dem Orakelspruch erlegen ist!“ Die herannahenden Frauen unterbrachen das Gespräch der Brüder, und Menelaos entfernte sich in trüben Gedanken…“

Die Schlacht von Belle-Alliance (Waterloo)

Unser Feldmarschall Gebhard von Blücher hat 1815 den Napoleon bei Belle-Alliance endgültig besiegt. Dabei hat er leider auch das englische Heer unter Wellington gerettet, aber unser Blücher kann ja nicht in die Zukunft schauen. Nachdem in den Tagen zuvor die Vereinigung der beiden Heere bei Ligny gescheitert war, weil die Engländer bei Quatrebras von Ney aufgehalten worden sind. Unser Feldmarschall von Blücher dagegen ließ Napoleons Unterfeldherrn Grouchy durch ein Korps unter seinem General Thielemann aufhalten und eilte mit dem Großteil seines Heeres zum Schlachtfeld von Belle-Alliance. Dort trafen derweil 72,000 Gallier unter Napoleon auf 68,000 Engländer, Niederländer und Belgier unter Wellington. „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen“ – dieser berühmte Ausspruch Wellingtons zeigt, wie es um die Engländer stand als unser Blücher auf dem Schlachtfeld anlangte. Mit seinen 50,000 Preußen wendete er die Schlacht und die von Gneisenau geleitete anschließende Verfolgung führte zur völligen Auflösung der gallischen Armee. Der Jahrestag der Schlacht von Belle-Alliance ist mal wieder eine günstige Gelegenheit, etwas Generalstabsunterricht zu erteilen. Dazu widmen wir uns dieses Mal dem lieben Rückzug. Den rechtzeitig anzutreten der Napoleon versäumt und folglich sein ganzes Heer verloren hat. Dazu lasse ich nun unseren Carl von Clausewitz ein paar grundsätzliche Worte verlieren: https://archive.org/details/bub_gb_-DVBAAAAYAAJ

„Zum Schluß dieses Gegenstandes müssen wir nun noch einen Augenblick auf dem Punkt verweilen, wo Mut und Einsicht in dem Feldherrn eine Art von Kampf miteinander zu bestehen haben. Wenn auf der einen Seite der gebieterische Stolz eines siegreichen Eroberers, wenn der unbeugsame Wille eines angeborenen Starrsinns, wenn das krampfhafte Widerstreben einer edlen Begeisterung nicht von dem Schlachtfelde weichen wollen, wo sie ihre Ehre zurücklassen sollen, so rät auf der anderen die Einsicht, nicht alles auszugeben, nicht das Letzte aufs Spiel zu setzen, sondern soviel übrig zu behalten, als zu einem ordnungsvollen Rückzug nötig ist. Wie hoch auch der Wert des Mutes und der Standhaftigkeit im Kriege angeschlagen werden muß, und wie wenig Aussicht der zum Siege hat, der sich nicht entschließen kann, ihn mit der ganzen Kraftanstrengung zu suchen, so gibt es doch einen Punkt, über den hinaus das Verharren nur eine verzweiflungsvolle Torheit genannt und also von keiner Kritik gebilligt werden kann. In der berühmtesten aller Schlachten, in der von Belle-Alliance, setzte Bonaparte seine letzten Kräfte daran, eine Schlacht zu wenden, die nicht mehr zu wenden war, er gab den letzten Heller aus und floh dann wie ein Bettler vom Schlachtfelde und aus dem Reiche.“

Mag der Rückzug auch nicht schön sein, so ist er doch manchmal geboten und auch kein Beinbruch. Denn das launische Kriegsglück gibt uns oftmals schon bald darauf eine günstige Gelegenheit, dem Feind eine Niederlage zu bereiten. Man denke hier an die Rochade von Charkow… https://www.youtube.com/watch?v=eAa6ThPYGbg Passend dazu stürzt sich der Napoleon nun bei unserem Geschichtsschreiber Carl Tanera („Die Befreiungskriege 1813 bis 1815“) mit seiner Halsstarrigkeit ins Verderben:

„Da kam sie zum zweitenmal angaloppiert, die glänzende, leuchtende Masse von braven todesmutigen Panzerreitern, bereit, für ihre soldatische Ehre die äußersten Anstrengungen zu versuchen, aber ihre Gegner waren nicht minder bereit zum äußersten Ausharren und Widerstand. Wirklich gelang es ihnen diesmal, ein britisches und ein hannöversches Bataillon vollständig niederzuhauen. Die anderen Bataillone aber, besonders die elfmal angegriffene Brigade von Sir Colin Halkett, hielten stand. Nun wogte einer der langwierigsten und blutigsten Kämpfe von Reiterei gegen Infanterie, die jemals geführt worden sind, über eine Stunde hin und her. Bald war die Ordnung der Kellermannschen Kürassiere gänzlich verloren, aber schwadronsweise, ja in kleinen Trupps und sogar einzeln stürzten sie sich wieder auf ihre nicht einen Fuß breit weichenden Gegner. In diesem Ringen zeigten sich so recht das Ungestüm des französischen Angriffs und die Hartnäckigkeit und Zähigkeit der deutschen und britischen Verteidigung. Auf beiden Seiten taten die Offiziere ihr Möglichstes. Nach und nach aber wurden die französischen Reiter und vor allem ihre Pferde durch das endlose Herumtummeln so erschöpft, daß sie einfach nicht mehr ansprengen konnten. So mußten sie zurück, wollten sie sich nicht ohne Gegenwehr erschießen lassen. Nach diesem Reiterangriffe versuchte in Ermangelung anderer Hilfe zunächst die französische Artillerie einen Vorstoß, indem sie ganz nahe an die Linie der verbündeten Infanterie heranfuhr und trotz des heftigen Feuers der englischen Geschütze Tod und Verderben in die schon so sehr mitgenommenen Bataillone schleuderte. Unter dem Schutze dieses Artillerieangriffs rückte, was von den Korps von Reille und d’Erlon noch sturmfähig war, zum dritten Male mit Trommelschlag vorwärts. Aber wieder hielten die Linien der Verbündeten und wiesen durch ihr Feuer auch diesen letzten, freilich nur matt geführten Stoß der seit vielen Stunden in ununterbrochenem Angriff stehenden Bataillone ab. Der alte Blücher erfaßte heute wieder seine Aufgabe mit Scharfblick und mit einer Großherzigkeit, die in der Geschichte ihresgleichen sucht. Gerade als Oberst Hiller von Gärtringen zum Sturm auf Planchenoit und Bülow zum Angriff auf das Korps Lobaus ansetzen wollten, traf beim Feldmarschall die Nachricht ein, Grouchy habe mit Übermacht Wawre angegriffen und General Thielmann bitte um Verstärkung, um sich halten zu können. Blücher besann sich keinen Augenblick, sondern erwiderte kurz: „Tut nichts. Hier und vor uns liegt die Entscheidung, nicht rückwärts oder sonstwo, Gott straf mir! Der Thielmann soll sich seiner Haut wehren, so gut er kann, und der Bülow immer brav vorwärts auf Planchenoit. Hier müssen wir durch, und wenn alle Satanasse, die der Bonaparte im Leib hat, gegen uns losgelassen wären.“ Das war eine Entscheidung, frei von kleinlicher Sorglichkeit und glückbringend für das große Ganze. Aber auch Blüchers Untergenerale dachten so wie er. Als das Korps des Generals Zieten, das rechts vom Korps Bülow im Anmarsch war, bald nicht nur den Kanonendonner vom Schlachtfelde von Belle-Alliance, sondern auch den von Wawre, also vor und hinter sich, vernahm, begnügte sich der General, eine kleine Nachhut von der Brigade Henkel zurückzulassen, mit der Hauptmasse aber marschierte er weiter dem Schlachtfeld von Belle-Alliance zu und traf eben in der Nähe des linken Flügels der Verbündeten ein, als die Verhältnisse für letzteren sehr schlimm standen und die Not am größten war. Die Nassauer hatten die Pachthöfe vor ihrer Front verloren und waren im Begriffe zu weichen. Wellington schickte Mitteilung, daß wenn das Korps nicht bald direkte Hilfe bekäme, er den linken Flügel zurücknehmen müßte. So ließ denn General von Zieten, trotz Blüchers Befehl nach Planchenoit zu folgen, die Brigade Steinmetz zur Unterstützung der Nassauer vorgehen. Dadurch ermöglichte er, daß der schwer erschütterte linke Flügel Wellingtons noch einmal standhielt und sogar noch zwei Reiterbrigaden nach der bedrängten Mitte abgesendet werden konnten. Zietens Korps hatte sich in die Mitte zwischen die Korps d’Erlon und Lobau geschoben. Bald war jede Gefahr für den linken Flügel der Verbündeten verschwunden, und die völlige Aufrollung des rechten französischen Flügels, dem die preußischen Granaten in den Rücken sausten, war, wie sich deutlich bemerken ließ, nur noch eine Frage der Zeit. Bei dem Vorrücken der Preußen ereignete sich hier übrigens ein Zwischenfall, den wir noch einschalten wollen. Aus la Haye kamen Scharen von Nassauern den Preußen in Auflösung entgegen. Diese hielten sie, der ähnlichen Uniform wegen, für Feinde und schossen darauf. Auf einmal sprengte deren kommandierender General, Prinz Bernhard von Weimar, heran und beschwerte sich hierüber heftig bei Zieten. Letzterer kannte den Prinzen nicht und erwiderte kalt: „Mein Freund, dafür kann ich nicht. Warum sehen Ihre Leute wie Franzosen aus?“ Unterdessen hatten die Preußen der Brigade Hiller das bereits im Rücken der französischen Aufstellung gelegene Dorf Planchenoit im ersten Anlauf genommen und daselbst drei Geschütze erobert; zwar mußten sie es vor den französischen Unterstützungen wieder räumen, sie eroberten es aber zum zweitenmal und somit befand sich bereits der wichtigste Punkt hinter dem rechten Flügel der Franzosen in preußischen Händen. Das war etwa um sechseinhalb Uhr. Für Napoleon war nun überhaupt der Zeitpunkt gekommen, wo er sich entscheiden mußte, ob er die letzten Reserven, die Garden, auch einsetzen und sozusagen in der elften Stunde noch den Sieg anstreben oder ob er darauf verzichten und unter dem Schutze der Reserve den Rückzug antreten wolle. Er wählte das erstere und damit beschleunigte er nur sein Ende. Verhindert hätte er es durch einen schnellen Rückzug um diese Stunde auch nicht mehr, denn seine Armee war zu sehr zerrüttet, um sich noch geordnet den Händen der Preußen entwinden zu können. Seine nächste Sorge bestand darin, Planchenoit wieder in seine Gewalt zu bekommen. Allein dies konnte ihm nur dann etwas nutzen, wenn es ihm zugleich gelang, die Engländer vor sich noch zu werfen. Deshalb beschloß er, die beiden Unternehmungen zugleich zu versuchen, entsandte zwölf Gardebataillone unter General Duhesme noch gegen die Preußen und setzte sich mit den anderen zwölf gegen die Verbündeten in Bewegung. Ein Entschluß, dem der Stempel der Verzweiflung aufgeprägt war. Napoleon mußte sich klar sein, daß ein Mißlingen der nun eingeleiteten letzten Unternehmungen nicht nur die Niederlage, sondern die Vernichtung seiner Armee und also seinen vollständigen Untergang zur Folge haben werde. Allein er wagte den gewaltigen Wurf und – verlor…“

Die Schlacht bei Fehrbellin

Der Jahrestag der Schlacht von Fehrbellin. Im Jahre 1675 stellte unser Großer Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Schweden bei Fehrbellin zur Schlacht. Gegen die 11,000 Schweden des Feldmarschalls von Wrangel konnte er allerdings nur 5600 Reiter in die Schlacht führen. Mit einem Verlust von 4000 Mann mußten die Schweden aber trotzdem den brandenburgischen Waffen weichen. Gemeinhin erblickt man in diesem Schlachtensieg den Beginn des Aufstiegs unseres alten Preußens zur Großmacht. In seinen „Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg“ gibt uns Friedrich der Große einen Schlachtbericht von dieser wahrhaft denkwürdigen Feldschlacht; und den zitiere ich doch am Besten gleich einmal: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/1/uc_p1

„Er verfolgte sie heftig und erfuhr durch die Aussage von Gefangenen und Deserteuren, daß das Korps auf Fehrbellin marschiere, wo es mit dem von Havelberg zusammentreffen wollte. Das brandenburgische Heer bestand aus 5600 Reitern. Es hatte kein Fußvolk, führte aber zwölf Kanonen mit sich. Die Schweden ihrerseits waren zehn Infanterieregimenter und 800 Dragoner stark. Trotz dem Unterschied der Zahl und der Waffengattungen bedachte sich der Kurfürst nicht, auf den Feind loszugehen, um ihn zu schlagen. Am 28. Juni marschiert er gegen die Schweden. 1600 Reiter, den Vortrab, vertraut er dem Landgrafen von Homburg an, mit dem Befehl, sich auf keinen Kampf einzulassen, sondern nur zu rekognoszieren. Der Landgraf geht vor. Nachdem er einen Wald durchritten, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hakenberg und Tarmow lagern, einen Sumpf im Rücken, die Fehrbelliner Brücke zu ihrer Rechten und eine kahle Ebene vor sich. Er wirft ihre Feldwachen zurück, verfolgt sie und schlägt sie bis auf die Hauptmacht ihres Korps zurück. Gleichzeitig verlassen die Truppen das Lager und stellen sich in Schlachtordnung auf. Der Landgraf von Homburg in seiner überschäumenden Kühnheit läßt sich vom Kampfeseifer fortreißen und verwickelt sich in einen Kampf, der einen verhängnisvollen Ausgang genommen hätte, wäre nicht der Kurfürst auf die Meldung von der gefährlichen Lage des Landgrafen schleunigst zur Hilfe herbeigeeilt. Friedrich Wilhelms Scharfblick war bewundernswürdig, seine Tatkraft staunenswert. Augenblicklich traf er seine Anordnung. Er benutzte einen Sandhügel zur Aufstellung seiner Batterie und ließ einige Salven auf die Feinde abgeben. Die schwedische Infanterie wurde erschüttert. Als er sah, daß ihre Reihen zu wanken anfingen, stürzte er sich mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel des Feindes, sprengte ihn und machte ihn nieder. Das schwedische Leibregiment und das Regiment Ostgotland wurden vollkommen zusammengehauen. Die wilde Flucht des rechten Flügels riß den linken mit fort. Die Schweden warfen sich in die Sümpfe, wo sie von den Bauern erschlagen wurden…“

Die Schlacht bei Kolin

Ergreifen wir Panzertiere im Österreichischen Erbfolgekrieg und im Siebenjährigen Krieg auch die Seite Friedrichs des Großen – um den preußischen Militarismus zu befördern -, so sind wir allerdings nicht so parteiisch, um die Siege Maria Theresias unter den Tisch fallen zu lassen. Die Schlacht von Kollin ist ein solcher und eine der zwei persönlichen Niederlagen Friedrichs des Großen. Unser Feldmarschall Leopold von Daun rückte mit 60,000 Mann zum Entsatz des belagerten Prags heran, in welches sich ein ostmärkische Heer nach seiner Niederlage geflüchtet hatte. Friedrich der Große zog ihn mit einem Teil seines Heeres, höchstens 36,000 Mann entgegen und griff Daun an. Was man wohl tadeln muß. Denn es hätte wohl genügt, wenn er diesem dem Weg verlegt und unsere Österreicher zum Angriff auf eine starke Stellung gezwungen haben würde. Anfangs schien jedoch das Kriegsglück unseren Preußen hold zu sein, dann jedoch geriet ihr Fußvolk in Unordnung und Daun warf dieses mit seiner Reiterei über den Haufen. Friedrich der Große beziffert seinen Verlust mit 8000 Mann und 16 Kanonen, worauf auch die ostmärkische Einbuße geschätzt wird. In der Folge mußte die Belagerung von Prag aufgegeben werden und Friedrich der Große geriet bis Roßbach und Leuthen in die Verteidigung. Wir hören den Schlachtbericht Friedrich des Großen aus seiner „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“ zur unglücklichen Wendung der Schlacht bei Kollin: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/3/uc_p1

„So ging beim ersten Angriff alles den Preußen nach Wunsch. Dann aber wurden Fehler begangen, die den Verlust der Schlacht herbeiführten. Prinz Moritz, der den linken Flügel der Infanterie führte, formierte sich 1000 Schritt von jener Anhöhe, anstatt das eben von Hülsen eroberte Dorf zur Anlehnung zu benutzen. Seine Schlachtlinie hing also gleichsam in der Luft. Der König bemerkte es noch rechtzeitig und führte sie bis an den Fuß der Anhöhe. Da man schon lebhaftes Feuer auf dem rechten Flügel vernahm, war Eile vonnöten, und weil sich nichts anderes bot, füllte der König die Lücken des ersten Treffens mit den Bataillonen aus dem zweiten Treffen aus. Dann ritt er schleunigst zum rechten Flügel, um zu sehen, was es dort gab. Er fand, daß Manstein, der schon in der Schlacht bei Prag mit seiner Brigade so unzeitig angegriffen hatte, hier wieder in denselben Fehler verfallen war. Manstein hatte im Dorf Chozenitz an der Straße, auf der er mit seiner Kolonne marschierte, Panduren bemerkt. Sogleich packte ihn die Lust, sie daraus zu vertreiben. Gegen den Befehl dringt er in das Dorf ein, vertreibt den Feind, verfolgt ihn, gerät in das Kartätschenfeuer der österreichischen Batterien und wird seinerseits angegriffen. Der rechte Flügel der Infanterie rückt ihm zu Hilfe. Als der König an Ort und Stelle ankam, war der Kampf schon so ernstlich im Gange, daß er die Truppen nicht mehr zurückziehen konnte, ohne sie einer Niederlage auszusetzen. Bald darauf wurde auch der linke Flügel mit dem Feind handgemein, obwohl es die Generale hätten verhindern können. Nun wurde die Schlacht allgemein, und was das schlimmste war, der König mußte sich mit der Rolle des Zuschauers begnügen, da er nicht ein einziges Reservebataillon übrig behielt. Feldmarschall Daun benutzte die Fehler der Preußen als großer Feldherr. Er zog hinter seiner Front die Reserven vor, die nun ihrerseits den bisher siegreichen Hülsen angriffen. Trotzdem hielt Hülsen sich noch, und hätte man ihm nur vier frische Bataillone zu Hilfe schicken können, so war die Schlacht gewonnen; denn er warf auch die österreichische Reserve zurück. Darauf sprengte das Dragonerregiment Normann in die feindliche Infanterie, zerstreute sie und eroberte fünf Fahnen, griff die sächsischen Gardeschützen an und trieb sie bis nach Kolin. Mittlerweile machte die preußische Infanterie im Zentrum und auf dem rechten Flügel Fortschritte, errang aber keinen entscheidenden Erfolg. Alle Bataillone hatten stark unter dem Geschütz- und Gewehrfeuer gelitten. Sie waren um die Hälfte gelichtet und hatten dreimal so große Abstände, als es hätte sein dürfen. Da kein zweites Treffen und keine Reserve zur Ausfüllung der Lücken vorhanden war, mußte man Kürassierregimenter heranziehen. Sie wurden in einiger Entfernung hinter den Lücken postiert. Das Kavallerieregiment Prinz von Preußen griff sogar eine große feindliche Infanteriemasse an und hätte sie auch aufgerieben, hätte nicht in diesem Augenblick eine Batterie ihr Kartätschenfeuer auf das Regiment gerichtet. Nun prallte es in Verwirrung zurück und warf die hinter ihm stehenden Regimenter Bevern und Prinz Heinrich über den Haufen. Der Feind bemerkte das Durcheinander und trieb sofort seine Kavallerie vor. Sie benutzte den rechten Moment und machte die Verwirrung allgemein. Der König wollte sie durch Kürassiere attackieren lassen, die in der Nähe standen und die die Schlappe zum Teil wieder hätten wettmachen können, aber er brachte sie nicht vom Fleck. Nun wandte er sich an zwei Schwadronen vom Dragonerregiment Meinicke, die der feindlichen Kavallerie in die Flanke fielen und sie bis an den Fuß der Höhen zurücktrieben. Von der ganzen Infanterielinie war nichts mehr übrig als das erste Bataillon Garde, das am rechten Flügel noch standhielt. Es hatte vier feindliche Infanteriebataillone und zwei Kavallerieregimenter, die es umzingeln wollten, zurückgeworfen. Aber ein Bataillon, und wäre es noch so tapfer, kann nicht allein eine Schlacht gewinnen. Noch behauptete sich Hülsen mit seiner Infanterie und einiger ihm zu Hilfe gesandter Kavallerie auf der Stelle, von der er die Österreicher bei Beginn der Schlacht vertrieben hatte. Er hielt sich bis 9 Uhr abends; dann mußte er mit der ganzen Armee den Rückzug antreten. Prinz Moritz führte die Truppen nach Nimburg und ging dort über die Elbe, ohne daß ein einziger feindlicher Husar ihm gefolgt wäre. Die Schlacht bei Kolin kostete den König 8000 Mann seiner besten Infanterie. Er verlor 16 Kanonen, deren Pferde gefallen waren und die man nicht hatte fortschaffen können. Nachdem der König den Generalen die Rückzugsbefehle erteilt hatte, eilte er dorthin, wo er am nötigsten war: zu seiner Armee vor Prag. Er konnte sie erst am Abend des folgenden Tages erreichen und traf sofort Anstalten zur Aufhebung der Belagerung, die sich nach der Niederlage bei Kolin nicht länger fortsetzen ließ. Das Eigenartige bei der Schlacht von Kolin war, daß die österreichische Infanterie sich bereits zum Rückzug anschickte und die Kavallerie gleichfalls zurückgehen wollte, als ein Oberst Ayasasa aus eigenem Antrieb die preußische Infanterie mit seinen Dragonern angriff, in dem Augenblick, wo sie durch die Kürassiere vom Regiment Prinz von Preußen in Unordnung geraten war. Dieser Erfolg machte den schon erteilten Rückzugsbefehl rückgängig. Ohne Zweifel befanden sich die Österreicher nach einer so erbitterten Schlacht in solcher Verwirrung, daß sie die Preußen nicht verfolgen konnten. Trotzdem blieben sie Sieger. Bei größerer Entschlossenheit und Tatkraft hätte Feldmarschall Daun mit seinem Heere schon am 20. Juni vor Prag sein können, und die Folgen der Schlacht von Kolin wären für die Preußen dann noch verhängnisvoller geworden als die Niederlage selbst…“

Generaloberst Heinz Guderian, der Vater unserer deutschen Panzerwaffe

„Eines Tages im November ließ mich Manstein zu sich bitten und setzte mir seinen Gedanken auseinander, mit starken Panzerkräften durch Luxemburg und Südbelgien gegen die verlängerte Maginot-Linie bei Sedan vorzugehen, diese befestigte Front zu durchstoßen und sodann den Durchbruch durch die französische Front zu vollenden. Er bat mich um Prüfung seines Vorschlages vom Standpunkt des Panzermannes. Nach eingehendem Kartenstudium und auf Grund eigener Kenntnis des Geländes aus dem ersten Weltkrieg konnte ich Manstein die Versicherung geben, daß die von ihm geplante Operation durchführbar sei. Die einzige Bedingung, die ich zu stellen hatte, war die, eine ausreichende Zahl von Panzer- und motorisierten Divisionen an dieses Unternehmen zu setzen, am besten alle!“ (Heinz Guderian)

Den Geburtstag von unserem Generaloberst Heinz Guderian feiern wir Deutschen heute. Dieser hat uns nicht nur unsere deutsche Panzerwaffe geschaffen, sondern diese auch mit zu ihren größten Siegen geführt. Unser Generaloberst Guderian erblickte im westpreußischen Kulm 1888 das Licht der Welt. Sein Eintritt ins deutsche Heer erfolgte 1901 und 1913 heiratete er seine Margarethe Christine, mit der er zwei Söhne zeugte – Heinz Günther und Kurt, die beide im Sechsjährigen Krieg ihren Dienst bei den Panzern taten. Als junger Offizier kämpfte unser Generaloberst Guderian im Vierjährigen Krieg und anschließend noch bei unserer Eisernen Division im Baltikum. Während der schlimmen Zeit der Novemberverbrecher widmete sich unser Guderian bei der Reichswehr der Verkraftung unserer Streitkräfte und legte die Grundlagen für die Schaffung unserer deutschen Panzerwaffe. Deren Aufbau machte dann auch unter dem Autobahnbauer große Fortschritte und so waren zahlreiche schlagkräftige Panzerverbände verfügbar, als 1939 der Sechsjährige Krieg ausbrach. Unserem Generaloberst Guderian wurde unser XIX. Armeekorps anvertraut, das Teil unserer Heeresgruppe Nord war, die unser Feldmarschall Fedor von Bock führte. In der Schlacht in der Tucheler Heide bekamen die Polen die Kampfkraft unserer deutschen Panzerverbände zu spüren. Eine unschöne Erfahrung, die auch die Gallier, Engländer und Russen machen mußten. Mit seinen Panzern wirkte unser Guderian bei den Schlachten von Sedan, Dünkirchen, dem Fall Rot, Bialystok, Smolensk, Kiew und Brjansk entscheidend mit. Kluge schob unseren Guderian vor, um von seinem eigenen Versagen vor Moskau abzulenken und so kam es, daß einer unserer beiden Panzerführer ein ganzes Jahr ohne Verwendung war. Erst 1943 erhielt er mit der Stelle des Inspekteurs der Panzertruppen eine neue, fachgerechte Verwendung. Eine Stellung, die allerdings schon 10 Jahre früher hätte geschaffen werden sollen. 1944 kam auch noch die Stelle des Generalstabschefs des Heeres dazu und so hatte unser Guderian alle Hände voll zu tun. Da wir unserem Generaloberst Guderian die Umsetzung des Sichelschnittplanes verdanken, sollte der berühmte Dokumentarfilm über unseren Sieg im Westen bei seiner Geburtstagsfeier nicht fehlen: https://archive.org/details/1941-Sieg-im-Westen Zum Geburtstag unseres Guderians kann man sich übrigens auch dessen Panzerbuch „Achtung Panzer!“ zulegen, damit man fortan über die richtige taktische und strategische Handhabung von unseren deutschen Panzerkampfwagen Bescheid weiß. Dann klappt es auch mit dem Durchbrechen der feindlichen Linien: https://archive.org/details/AchtungPanzer_201809

„Wir wollen also einen durchschlagenden Erfolg, einen Durchbruch mit anschließender Verfolgung, mit Aufrollen der haltenden Fronten des Verteidigers nach den Anschauungen der dritten Richtung zugrunde legen, um unter den Bedingungen des Panzerangriffs die Mitwirkung der andern Waffen zu erörtern. Wir übernehmen dazu aus dem Kriege die drei Kardinalforderungen für des Gelingen eines Panzerangriffs: geeignetes Gelände, Überraschung und Zusammenfassen aller verfügbaren Kräfte an der entscheidenden Stelle, also Masseneinsatz. Der Angriff muß so breit angesetzt werden, daß sein Kern nicht flankiert werden kann, weil sonst im Falle des Gelingens des Panzerangriffs die ungepanzerten andern Waffen, in erster Linie die Infanterie, nicht zu folgen vermögen. Im letzten Kriege machten Franzosen und Engländer ihre Panzerangriffe bereits 20 bis 30 Kilometer breit; morgen werden sie nicht schmäler sein dürfen, wohl aber angesichts der zu überwindenden Abwehr, des weiter gesteckten Ziels, der Notwendigkeit des Aufrollens haltender Fronten erheblich tiefer. Wir wollen – ohne damit ein Schema zu geben – eine Gliederung der angreifenden Panzerkräfte in vier Treffen vorsehen: das erste Treffen soll die feindlichen Reserven – auch an Panzern – binden und die Stäbe und Befehlszentren außer Gefecht setzen; es hat auf seinem Wege dorthin lediglich feindliche Abwehrwaffen zu vernichten, sich aber sonst in keine Kämpfe verwickeln zu lassen. Das zweite Treffen hat die Aufgabe, die gegnerische Artillerie und die in ihrem Raume fechtende Panzerabwehr zu vernichten. Das dritte Treffen soll die eigene Infanterie durch die gegnerische Infanteriekampfzone bringen und hierbei jeden infanteristischen Widerstands des Gegners so gründlich beseitigen, daß die Ergänzungswaffen der Panzer diesen zu folgen vermögen. Das vierte Treffen schließlich, das nur bei sehr starken Panzerkräften gebildet werden kann, diene als Reserve der Führung und zum Aufrollen noch haltender Fronten. Dieser ganze, gewaltige Angriff soll gleichzeitig auf breiter Front in den Feind einbrechen und sich in ununterbrochen einander folgenden Wellen bis zu seinem Ziele vorbewegen. Aufgabe aller Treffen ist es, nach Erledigung ihrer ersten Kampfaufträge nach vorne zu streben, um für die bevorstehende Panzerschlacht zur Hand zu sein. Das erste Treffen wird für diese, ihm sicher bevorstehende schwere Aufgabe sehr stark gemacht werden müssen, während das zweite und dritte Treffen schwächer gehalten werden können. Die Kräftebemessung des vierten Treffens hängt vor der Lage und dem Gelände ab. Können die Flügel des Angriffs sicher angelehnt werden, genügt unter Umständen ein Schutz durch Panzerabwehr und andere Waffen; offene Flügel und Flanken bedingen meist Schutz durch rückwärts gestaffelte Panzerkräfte…“

König Karl der Zwölfte von Schweden, der Alexander des Nordens

„Es war also dahin gekommen, daß ein tüchtiges Instrument und ein unabhängiger Wille dem Kriege eine seinem Begriff entsprechende Gestalt geben konnte. Auch traten in dieser Epoche drei neue Alexander auf: Gustav Adolf, Karl XII. und Friedrich der Große, die es versuchten, aus kleinen Staaten vermittelst eines mäßigen und sehr vervollkommneten Heeres große Monarchien zu stiften und alles vor sich niederwerfen. Hätten sie es nur mit asiatischen Reichen zu tun gehabt, so würden sie in ihrer Rolle dem Alexander ähnlicher geworden sein. In jedem Fall kann man sie in Rücksicht auf das, was man im Kriege wagen dürfte, als die Vorläufer Bonapartes ansehen.“ (Carl von Clausewitz)

Mit Karl dem Zwölften von Schweden hat nun einer dieser neuen Alexander Geburtstag (1682) und dank seiner Feldherrenkunst war Schweden drauf und dran die Russen, Polen und Dänen in einem Aufwasch niederzuwerfen. In einer völligen Verkennung des jungen Schwedenkönigs erklärten ihm diese drei Mächte im Jahr 1700 den Krieg und lösten damit den Großen Nordischen Krieg aus. Schon 1700 mußte Dänemark die Waffenstrecken und den Frieden von Traventhal schließen. Bei Narwa wurden 1701 die Russen vernichtend geschlagen und im selben Jahr an der Düna auch im Verbund mit den Sachsen geschlagen. 1702 erlitten die Polen bei Klissow eine schwere Niederlage. Zu bemerken ist hier, daß die Schweden immer mindestens um die Hälfe schwächer als ihre Feinde waren. Im Frieden von Altranstädt zwang Karl der Zwölfte August den Starken 1706 zum Verzicht auf den polnischen Thron. So groß Karl der Zwölfte auch als Feldherr war, so wenig geschickt war er als Staatsmann und Herrscher. Nach seiner vernichtenden Niederlage bei Poltawa ging er nicht schnellstens nach Schweden zurück, um ein neues Heer aufzustellen und zu retten, was zu retten ist. Denn das der russische Sieg auch den Dänen, Sachsen und Polen neuen Mut verleihen würde, war unzweifelhaft. Stattdessen versuchte er die Türken zum Krieg gegen Rußland zu überreden und Machiavelli warnt die Fürsten nicht grundlos, sich niemals auf die Macht anderer zu stützen… Dazu ein paar Worte Friedrichs des Großen: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/1/uc_p1

„Karl XII. sah sich gezwungen, seine Zuflucht bei den Türken zu suchen. Sein unversöhnlicher Haß blieb ihm auch in Bender treu. Vergeblich suchte er von dort aus durch seine Intrigen die Pforte gegen die Moskowiter aufzustacheln. So ward er das Opfer seines unbeugsamen Sinnes, der Verstocktheit hieße, wäre er nicht ein Held gewesen. Nach der Niederlage streckte das schwedische Heer am Ufer des Dnjeper die Waffen vor dem Zaren, wie das moskowitische Heer sie am Ostseeufer, nach der Schlacht bei Narwa, vor Karl XII. gestreckt hatte. Als August von Sachsen seinen Gegner gestürzt sah, glaubte er sich seines Wortes und des Vertrags von Altranstädt ledig. Er besprach sich in Berlin mit dem König von Dänemark und Friedrich I., worauf er mit einem Heer wieder in Polen eindrang. Der König von Dänemark griff die Schweden in Schonen an. Friedrich I. ließ sich von den beiden Mächten nicht beirren, sondern blieb neutral. In Polen wandten sich alle Anhänger der Schweden nun den Sachsen zu. Stanislaus war bei dem schwedischen Heer, das unter Krassows Befehl stand. Als der General sich von Moskowitern und Sachsen eingeschlossen sah, zog er durch die Neumark nach Stettin, ohne erst die Genehmigung Friedrichs I. einholen zu können, der solche Durchzüge und die Nachbarschaft so bedeutender Heere mit Verdruß sah. Der König unternahm darauf eine Reise nach Königsberg und erlangte vom Zaren, der sich gleichfalls dorthin begab, die Zusage, daß er den jungen Herzog von Kurland, einen Neffen Friedrichs, wiedereinsetzen werde, vorausgesetzt, daß der Herzog die Nichte Peter Alexejewitschs heiratete.“

Beim schwedischen Geschichtsschreiber Anders Fryxell – „Geschichte Karl des Zwölften“ – setzt der Schwedenkönig seinen Siegeslauf fort und erringt nach seinem epischen Sieg bei Narva einen zweiten, nicht minder epischen an der Düna (dieses Mal über August den Starken): https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10452832_00005.html

„Die vorhergehenden Tage über herrschten Sturmwinde und Regen, und wenn das Wetter sich nicht geändert hätte, würde die Landung dadurch sehr erschwert worden sein. Nichtsdestoweniger bestimmte Karl den 9. Juli zur Ausführung des Unternehmens – und siehe da! am Abend des 8. fing der Himmel an sich aufzuklären, und der Sturm legte sich. Man fing nun sofort mit der Einschiffung der Truppen an. Alle Generale vereinigten wieder ihre Bitten, der König möchte seine teure Person nicht bei der gefährlichen Expedition bloßstellen. Karl gab keine entschiedene Antwort auf diese Vorstellungen, aber sobald die Überschiffung der Truppen ihren Anfang genommen hatte, bestieg er in Begleitung von Dücker, Reutererantz und Klinkowström ein kleines Boot und folgte ersten Landungsfahrzeugen. Es war vier Uhr Morgens, als diese von Land stießen. Alle Schiffsmasten und alle Festungswälle waren angefüllt mit Zuschauern, die das großartige Schauspiel mit Verwunderung anstaunten und die mutigen Krieger mit ihren lauten Hurras begleiteten. Innerhalb kurzer Zeit war der ganze Strom mit Schuten, Prahmen und Böten bedeckt, an der Spitze derselben die mit feuchtem Dung und Heu beladenen Fahrzeuge. Diese wurden nun angezündet, und der nämliche günstige Wind, der die Böte an das vom Feinde besetzte Ufer trieb, jagte auch den dichten Rauch, der von dm brennenden Böten aufstieg, dem Feinde ins Gesicht, sodaß denselben nicht recht erkennen und unterscheiden konnte, was die Schweden vorhatten, bis diese die Mitte des Stromes erreichten. Doch nun singen die sächsischen Kanonen an zu spielen. Die vorgenannten Fallklappen wurden von den ersten Kugeln getroffen, und die schwedischen Kanonenprahme gaben alsbaldige Antwort. Nach dreiviertelstündigem Rudern und Segeln erfolgte die erste Landung, bestehend aus 7000 Mann Infanterie und 600 Pferden, bei Krämershof, eine Viertelmeile unterhalb Riga. Die Gardegrenadiere stiegen zuerst ans Land und mit ihnen der König und sein kleines Gefolge. „Seht, meine Bursche“, sagte er, „nun sind wir da, und Gott wird uns schon weiter forthelfen!“ – Nach den Grenadieren kamen die Westmanländer, die Garde, die Helsingeländer, die Dalekarlier und so weiter. Jetzt glaubte General Pattkull, der Augenblick sei gekommen, über die weder schon zahlreichen, noch gehörig geordneten Schweden her zufallen. Das ganze sächsische Armeekorps rückte also zum Angriff vor. Aber Karl hatte seine gelandete Mannschaft bald geordnet und an den exponierten Stellen die Fronte durch mitgeführte spanische Reiter decken lassen. Der Kampf wurde heftig, besonders auf dem einen Flügel, wo die wohlberittene sächsische Reiterei einzuhauen suchte. Um dieselben abzuhalten, hatte Karl nur seine Leibtrabanten und einen Teil des Leibregiments, denn die übrige Kavallerie war noch nicht angelangt. Doch diese Kerntruppen leisteten einen außerordentlich mutigen Widerstand. Das Leibregiment unter Svens betätigte hier wiederum die Ehre, die sich dasselbe schon vor fünfundzwanzig Jahren unter Nils Bielcke in der Schlacht bei Lund gegen die Dänen erworben hatte. Eben so sehr und, wenn möglich, noch mehr zeichneten die Trabanten sich aus. Ihr Anführer, Arvid Horn, wurde von einer Kugel in den Knieweichen getroffen, woran er sein ganzes Lebelang zu leiden hatte. Gleichwohl hielt er sich fest im Sattel und führte sein Korps bis zum Schlusse des Gefechts. Aber auch die Infanterie kämpfte mit großer Entschlossenheit und feuerte erst auf den Feind, wenn sie das Weiße im Auge der Feinde unterscheiden konnte. Die erste Salve, welche sie gab, war daher auch von mörderischer Wirkung, und diese besonnene Haltung des Fußvolks und der Heldenmut der Reiterei entschieden denn auch den Kampf dahin, daß die Sachsen sich wieder zurückziehen mußten. Als die russischen Hilfstruppen dies gewahrten, ergriffen sie sogleich die Flucht, ohne einen namhaften Anteil an dem Gefechte gehabt zu haben…“

Die Schilderhebung gegen die kommunistischen Russenhandpuppen in Mitteldeutschland

„Weiterhin wird sich der Tyrann bemühen, stets zu wissen, was die Untertanen sagen oder tun; er unterhält Beobachter, wie in Syrakus die sogenannten Potagogiden, und wie Hieron die Otakusten aussandte, wo immer eine Zusammenkunft und eine Versammlung stattfand; denn dann reden die Menschen weniger offen, da sie diese Horcher fürchteten, und wenn sie offen reden, wird es leichter bekannt. Außerdem wird der Tyrann die Menschen gegeneinander aufhetzen, Freunde untereinander und das Volk gegen die Angesehenen und die Reichen untereinander. Er wird auch die Untertanen arm machen, um seine eigene Wachmannschaft besolden zu können, und damit sie dauernd ihrem Lebensunterhalt nachgehen müssen und keine Zeit zu Konspirationen haben.“ (Aristoteles)

Man merkt es: Die kommunistischen Russenhandpuppen in Mitteldeutschland waren Gewaltherrscher wie sie schon bei den alten Griechen in den Büchern stehen und so verwundert es nicht, daß sich im Jahre 1953 das Volk gegen sie erhoben hat. Den Adel hatten die Russenknechte ja wohl weißlich beseitigt, denn sonst hätte leicht ein Mann vom Schlage Ferdinands von Schill an die Spitze der Volksmassen treten können und dann wäre das Ganze vielleicht ein wenig ernsthafter geworden. So wurden die kommunistischen Russenhandpuppen an einem Tag gestürzt und am nächsten Tag auch schon wieder von den russischen Besatzungstruppen abermals gewaltsam an die Macht gebracht. Ihre Rache war schlimm – so wie man es eben von erbärmlichen Schwächlingen kennt. Zeugnis über den mitteldeutschen Volksaufstand legt auch unser Erich Kluge („Die Macht war unser…“) ab: http://www.17juni53.de/material/zeitzeugen.html

„Am Morgen des 17. Juni gegen 7.30 Uhr legte die gesamte im Werk befindliche Belegschaft, etwa 5000 Menschen, die Arbeit nieder und versammelte sich vor dem Verwaltungsgebäude. Sprechchöre brandeten hoch. Stimmen wurden laut, die eine Streikleitung forderten. Namen wurden genannt, auch meiner. Um acht Uhr war es soweit: die Streikleitung, darunter ich, war gewählt. Wir gingen auf den Balkon. Dort ergriff ich das Mikrophon des Werkfunks und forderte die Kollegen auf, sich zu keinen Unbesonnenheiten hinreißen zu lassen. Im Auftrage der Streikleitung gab ich die Anweisung, daß alle lebenswichtigen Betriebe, wie Gas- und Wasserwerk, weiterarbeiten müßten, sonst aber jede Arbeit zu ruhen habe, bis unsere Forderungen erfüllt seien, die wir unter stürmischer Zustimmung proklamierten. Die wichtigsten Punkte waren: Zurücknahme der Normenerhöhung – Rücktritt der Regierung Grotewohl – Freilassung der politischen Gefangenen. Die SED war von der Bildfläche verschwunden, nachdem wir die Spitzenfunktionäre des Betriebes aufgefordert hatten, ihre Waffen abzugeben, das Parteizimmer aufzusuchen und diesen Raum nicht zu verlassen. Die Werkpolizei stand auf unserer Seite. Während wir dann mit der sowjetischen und der deutschen Werkleitung über die Erfüllung verschiedener Forderungen wie etwa der, daß keine Repressalien gegen Streikende ergriffen werden dürften, verhandelten, stimmte draußen die Menge die dritte Strophe des Deutschlandliedes an. Es war inzwischen 14.00 Uhr geworden. Der sowjetische Generaldirektor, der sich durchaus den Anschein gab, als sympathisiere er mit unseren Forderungen, bat sich Bedenkzeit aus, da er, wie er erklärte, mit seiner vorgesetzten Dienststelle in Weißensee telefonieren müsse. Erst später merkten wir, daß er nur auf Zeitgewinn aus war. Wie ein Lauffeuer hatte sich während unserer Verhandlungen die Nachricht von einer großen Kundgebung auf dem Platz der Jugend in Bitterfeld herumgesprochen. Endlose Kolonnen von Arbeitern aus allen Betrieben der Umgebung wälzten sich dorthin. Auch eine zentrale Streikleitung war inzwischen gebildet worden, und an uns erging die Einladung, an ihrer Sitzung im Rathaus Bitterfeld teilzunehmen. Die Macht lag zu diesem Zeitpunkt praktisch in unseren Händen. Gegen 17.00 Uhr war ich wieder im Werk. Dort bot sich mir ein erschütterndes Bild. Sowjetische Mannschafts- und Kampfwagen fuhren durch das Tor, während die SED-Leute aus ihren Löchern hervorgekrochen kamen, um händeklatschend ihren Befreiern nachzulaufen, sie zu umarmen und abzuküssen. Nachts 23.00 Uhr – ich war mit dem Fahrrad zu einem Kollegen von der Streikleitung unterwegs – wurde ich von einer Streife, bestehend aus zwei sowjetischen Offizieren und zwei Beamten des SSD, verhaftet, niedergeschlagen und in die alte Leopoldkaserne nach Dessau, dem Sitz des SSD, gebracht. Nach sechs Tagen, nachdem wir vor allem von dem Vopo-Meister Schellenberg unmenschlich schikaniert worden waren, brachte man mich und zahlreiche verhaftete Kollegen aus anderen Betrieben, mit Handschellen aneinander geschlossen, in den berüchtigten „Roten Ochsen“ (Zuchthaus) in Halle. In der nun folgenden Zeit der Vernehmungen wurde immer wieder versucht, mich durch Erpressungsmanöver und körperliche Torturen zu dem „Geständnis“ zu bewegen, ich sei Angehöriger einer „westdeutschen Agentengruppe“, der vom amerikanischen Geheimdienst der Auftrag gestellt worden sei, den Sturz der Regierung Grotewohl vorzubereiten. Ich blieb hart. Erst 14 Tage nach meiner Festnahme erhielt ich den Haftbefehl vom Untersuchungsrichter Pasche (Halle) vorgelegt. Der 1. Strafsenat des Bezirksgerichtes Halle verurteilte mich am 21. Juli zu drei Jahren Zuchthaus. Sofort nach der Rückkehr in den „Roten Ochsen“ wurde ich mit 17 anderen Verurteilten in eine Kellerzelle gelegt, die von Ratten wimmelte. Die Wachmannschaft begrüßte uns mit den Worten: „Für euch Schweine wäre lebenslänglich richtig gewesen!“ Das Essen war erbärmlich und der Hunger unser täglicher Gast. Als „17.-Juni-Verurteilte“ waren wir von der Vergünstigung des „Nachschlages“ ausgeschlossen. Die wenigen Pakete, die mich erreichten, waren zerschnitten, der Inhalt war nur noch eine formlose Masse. Im Jahr 1954 begann meine Wanderung durch verschiedene Haftanstalten. Zunächst brachte man mich in die SSD-Haftanstalt Hohenschönhausen. Als Autoklempner mußte ich hier mit anderen Häftlingen in der Zuchthauswerkstatt EMW-Wagen als Taxen umarbeiten. Es wurde offen davon gesprochen, daß diese Wagen vom SSD bei Menschenraub-Aktionen eingesetzt werden sollten. Nächste Station: Zuchthaus Luckau, wo uns der als Schläger berüchtigte Oberkommissar Lau das Leben zur Hölle machte. Dann: Haftarbeitslager Rüdersdorf. Dort wurde der untaugliche Versuch unternommen, uns politische Häftlinge umzuschulen. Als Lehrer betätigten sich die Lagerältesten Fritz Hohmuth, ein ehemaliger SED-Kreisleiter aus Chemnitz, der wegen Unterschlagung von Unterstützungsgeldern für Wismut-Kumpels saß, und Erich Albrecht, ein ehemaliger SED-Bürgermeister aus Mecklenburg, der sich gleichfalls an einer Kasse vergriffen hatte. Die Zuchthausjahre haben in mir die Überzeugung gestärkt, daß es richtig war, was wir am 17. Juni 1953 unternommen haben. Aus dieser Tat wird einst die Einheit Deutschlands in Freiheit wachsen…“

Die Panzerschlacht von Sollum

„Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir keine Beispiele von Marathon. Friedrich der Große schlug bei Leuthen mit etwa 30,000 Mann 80,000 Österreicher, bei Roßbach mit 25,000 Mann einige 50,000 Mann Verbündete; das sind aber auch die einzigen Beispiele eines gegen den doppelt und mehr als doppelt so starken Feind errungenen Sieges.“ (Carl von Clausewitz)

Die Schlacht von Sollum ist ein weiteres Beispiel für den Sieg über eine doppelte Übermacht. Erfochten hat diesen 1941 unser deutsches Afrikakorps mit 13,000 Mann über 25,000 englische Kriegsknechte. Unser Feldmarschall Erwin Rommel zählt damit zu den großen Feldherren der Kriegsgeschichte. Die Engländer kamen zwar mit 1000 Mann Verlust recht glimpflich davon, verloren aber 220 Panzer, wogegen unser deutsches Afrikakorps nur 25 Panzer einbüßte. Unser Rommel ist übrigens davon überzeugt, daß es möglich gewesen wäre, die Engländer einzukesseln, wenn seine Befehlshaber besser mitgedacht hätten… „Krieg ohne Haß. Afrikanische Memoiren“ heißt das Panzerbuch von unserem Rommel, aus dem wir Panzertiere heute ein wenig vorlesen wollen; und darin macht er sich nun ein paar strategisch-taktische Gedanken über die Kriegführung im Mittelmeerraum gegen die Engländer:

„Darüber hinaus bin ich der Meinung, daß es vorteilhafter gewesen wäre, die Finger von Griechenland zu lassen und statt dessen einen Schwerpunkt in Nordafrika zu bilden und die Briten hier aus dem Mittelmeerraum zu vertreiben. Die Luftwaffe, die man in Griechenland einsetzte, hätte man zum Schutz der Geleite nach Afrika konzentrieren und alle Möglichkeiten restlos ausschöpfen müssen, Tonnageraum im Mittelmeer zu gewinnen. Starke deutsche motorisierte Verbände in Nordafrika hätten dann die gesamte in britischem Besitz befindliche Mittelmeerküste besetzen und damit Südosteuropa isolieren können. Griechenland, Jugoslawien und Kreta wären gezwungen gewesen, von selbst klein beizugeben, da eine Versorgung oder Unterstützung durch das Empire dann unmöglich gewesen wäre. Die Verluste, mit denen wir nicht nur unsere Ziele in Südosteuropa erreicht, sondern uns den Mittelmeerraum und den Nahen Osten als Öllieferant und als Angriffsbasis auf Rußland gesichert hätten, wären nicht viel größer gewesen als die Opfer, die wir während des Sommers in Griechenland, Jugoslawien, Kreta und Nordafrika erlitten haben. Aber man besaß oben Hemmungen, größere Aktionen auf einem Kriegsschauplatz zu starten, der über das Wasser versorgt. werden mußte, und man wehrte sich in den Kreisen, die veraltete Ansichten hochhielten, auch später mit Händen und Füßen dagegen. Auf dem Vorstoß durch die Cyrenaica sammeln ich die hauptsächlichen Erfahrungen, die zur Grundlage meiner späteren Maßnahmen wurden. Ich hatte gleich Erhebliches verlangt, viel mehr, als man erfahrungsgemäß verlangen konnte, und mir dadurch meine eigenen Maßstäbe geschaffen. Man wird immer wieder feststellen können, daß Erfahrungsnormen kaum Durchschnittsleistungen ausdrücken. Man darf sich deshalb auf keinen Fall mit ihnen abfinden. Die Briten waren über unsere wahre Stärke getäuscht worden. Sie hatten das Klügste getan, was man hätte tun können, wenn man tatsächlich von einem so starken Gegner, wie es den Briten schien, angegriffen worden wäre. Sie hatten mit ihrer verhältnismäßig schwachen Fronttruppe vor Agedabia keine entscheidende Schlacht angenommen, sondern waren ausgewichen, um ihre Kräfte zu konzentrieren. Die Eroberung von el Mechili war ein Handstreich, und der Gegner rechnete wohl nicht, daß wir erstens über Ben-Ganina fahren und zweitens so schnell bei El-Mechili auftauchen werden. So wurden die Briten überrascht, außerdem auch hier durch Staubwolken, die absichtlich aufgewirbelt wurden, über unsere wahre Stärke getäuscht. Gleicherweise rechnete der Rest des Feindes, der in der Cyrenaica verblieben war, wohl nicht mit einem so schnellen Durchstoß meiner Verbände nach Derna. Diese Erfolge waren also in erster Linie unserer Schnelligkeit zu verdanken. Es ist interessant, daß die Briten ungefähr ein Jahr später den Fehler machten, bei Agedabia mit Teilkräften eine Schlacht anzunehmen. Offensichtlich beabsichtigte Wavell nunmehr, die Festung Tobruk weiterhin zu halten und über See zu versorgen, falls unsere ersten Angriffe scheitern sollten. Es war mir klar, daß wir in eine taktisch und strategisch sehr mißliche Lage gedrängt werden, falls wir Tobruk nicht stürmen könnten, die sich besonders im Fall eines britischen Angriffes an der Sollumfront auswirken mußte. Entweder, dachte wohl der britische Führer, gehen wir deshalb auf die Höhe der Festung Tobruk zurück, dann hätte sich die britische Führung in der Abwehr immer auf die starke Festung stützen können, oder wir halten weiterhin bei Sollum und sind damit von allen Seiten her bedroht und unsere weiteren Angriffe werden auf Tobruk abgelenkt. Tatsächlich wird im folgenden offenbar werden, welche schwerwiegenden Beschränkungen der deutsch-italienischen Führung durch diese Position auferlegt wurden…“