„In solchen Lagen pflegen Meldungen, die über diese entscheidende Frage Klarheit schaffen könnten, auszubleiben. Der Schleier der Ungewißheit, das einzige, was im Kriege Bestand hat, verhüllte Lage und Absichten des Gegners. Unvorsichtiges Vorpreschen kann zu schweren Rückschlägen führen. Anderseits kann das Verschenken nur weniger Stunden dem Feind die Möglichkeit bieten, eine neue Verteidigung aufzubauen, die dann wiederum unter schweren Verlusten überwältigt werden muß. Der höhere Truppenführer, der in solcher Lage abwarten will, bis er durch einwandfreie Meldungen Klarheit gewinnt, wird kaum einen Zipfel des Mantels der Bellona ergreifen. Er wird die Stunde des Glücks verpassen.“
Heißt es in den Verlorenen Siegen und so groß und schön unser heutiger Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 auch gewesen ist, so wurde es dennoch versäumt ihn auch angemessen auszunützen. Warum erklärt uns am Besten unser Clausewitz:
„Mit der Überlegenheit ihrer Macht Bonapartes letzte Kräfte durch einen neuen Sieg zu zertrümmern, Paris einzunehmen und Frankreich zu revolutionieren, war, wenn auch nicht von Hause aus ihr Plan, doch der Faden, an welchem die Begebenheiten zusammenhängen, und das unterscheidet sich nicht von unserem Plane. Da Bonaparte in den zwei Monaten bei weitem nicht die Kräfte zusammengebracht hat, welche man berechtigt war anzunehmen, so hat sich das Machtverhältnis der Verbündeten durch diese Verzögerung viel vorteilhafter gestellt, als es der Fall gewesen sein würde, wenn sie im Marsch geblieben wären. Aber nichts berechtigte zu einer solchen Voraussetzung, und man kann deshalb nicht sagen, daß der Erfolg die Weisheit der verbündeten Heerführer gerechtfertigt habe. Übrigens mag es immerhin sein, daß das Zahlenverhältnis der Alliierten im Dezember wirklich weniger vorteilhaft gewesen wäre, als es ihnen im Februar wurde; aber 60,000 Mann, die sich zwei Monate erholt haben von ihrer Niederlage, sind nicht mehr dieselben 60,000 Mann, die, in halber Auflösung vom Schlachtfelde kommend, 100 Meilen weit vom Druck des nachstürmenden Siegers getragen werden. Wer diesen moralischen Faktor übersieht, versteht den Krieg nicht. Es ist Hundert gegen Eins zu wetten, daß die 60,000 Mann nicht mit 30,000 nach Paris gekommen wären. Man denke nur an die Folgen von Belle-Alliance.“
Napoleon war mit einem Drittel seines Heeres nach Gallien entkommen und konnte dort eine neue Armee aufbauen und es war nicht sicher, ob er dabei nicht mehr Erfolg haben könnte, als er dann gehabt hat. Kurzum: Deutschland war zwar endlich befreit, aber Gallien nicht niedergeworfen und Napoleon hätte sich mit ein, zwei glücklichen Schlachten ein Unentschieden erkämpfen oder gar wieder in die Offensive gehen können. in jedem Fall wurde ein neuer Feldzug nötig, in dem der Napoleon unseren Preußen und Österreichern noch so manche Niederlage beigebracht hat, ehe Paris erstürmt und er zur Abdankung gezwungen werden konnte. Verschenkt mir also eure Siege nicht, Kinder. Drei Tage tobte die Völkerschlacht bei Leipzig. Es standen sich 280,000 preußische, schwedische und österreichische Recken und 160,000 gallische Kriegsknechte gegenüber. Die Schlacht kostete Napoleon 50,000 Tote und Verwundete und 40,000 Gefangene. Dazu haben wir noch 200 Geschütze, 700 Munitionswagen und 60,000 Gewehre erbeutet, wobei der Gesamtverlust an Waffen und Ausrüstung bei den Galliern noch größer ist. Erkauf wurde unser Sieg bei Leipzig mit einem Verlust von 50,000 Mann. Unsere Schlesische Armee führte unser Feldmarschall Gebhard von Blücher, wobei ihm unser Feldmarschall Neidhardt von Gneisenau als Stabschef zur Seite stand. Den Oberbefehl führte dem Namen nach der Fürst von Schwarzenberg, jedoch waren Kaiser Franz II. und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ebenfalls auf dem Schlachtfeld anwesend.